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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131449 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #675 am: 11.07.2010, 19:38:03 »
"Wenn sie uns wirklich töten wollen warten sie vielleicht auf dem Weg zur Feste." sagte Rin unbeeindruckt. Mikas Paranoia begann ihr auf die Nerven zu gehen. Gestern hatten diese Räuber alle Gelegenheit der Welt sie alle zu töten, doch offenbar war ihr Interesse minimal gewesen, sonst hätten sie es getan.

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #676 am: 11.07.2010, 23:52:15 »
"Richtig. Und wenn wir dort in fünf Grüppchen ankommen, dann hat keiner dieser Gruppe eine Chance. Wenn wir als eine Einheit ankommen, dann können wir die Räuber schlagen." Antworte Mika, die sehr froh über den Kommentar von Calfay war. Eine bessere Vorlage hätte die Schreiberin nicht geben können und deshalb nutze die Bardin diese: "Deshalb wäre es das Beste, wenn wir mit den Händlern von hier verschwinden und den Turm uns anschauen, wenn wir unseren Auftrag erledigt haben. Der Turm rennt uns nicht weg. Das Mädchen schon. Das Mädchen läuft weiter und weiter, während wir hier diskutieren. Das Mädchen wir noch viel weiter vorankommen, wenn wir jetzt noch zurück zum Turm gehen und dort einen Tag rumsuchen und uns vielleicht in totaler Unterzahl mit den Räubern schlagen müssen."
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #677 am: 12.07.2010, 10:06:38 »
Eretria schüttelte den Kopf über Calfays Überlegungen.
"Ich glaube nicht, dass die Räuber die Hauptstraße zwischen Himmelstor und der Großen Feste tatsächlich sperren können, um uns abzufangen. Das ist abwegig und tatsächlich ein wenig sinnvolles Argument. Natürlich kann der Weg zur Großen Feste auch gefährlich sein. Dies ist aber weder ein Argument für diesen Weg, noch einer dagegen. Die allgemeine Gefährlichkeit spielt doch keine Rolle."

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #678 am: 12.07.2010, 12:47:36 »
Wieder verstrickten sie sich in fruchtlose Diskussionen und Auseinandersetzungen, die bald eskalieren würden. Milan wollte gerne noch auf Beldins Meinung hören, schlug schließlich jedoch vor: "Jeder von unserer Gruppe sollte seine Meinung vertreten können, aber ich denke, es wäre mittlerweile die beste Variante, wenn wir abstimmen. Ich vermerke vier Stimmen für den Weg zur Großen Feste, eine Stimme dagegen und eine zunächst noch mit Enthalt. Die Mehrheit sollte entscheiden." Er legte Calfay beruhigend eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, dass du neugierig auf die Steine bist, aber wir sollten tatsächlich unserem Ziel folgen und nicht jedes Mal abweichen, wenn uns etwas interessant und vielleicht wichtig erscheint. Ich bitte dich daher, der Stimme der Vernunft, der du sonst auch folgst, Gehör zu schenken und mit uns zu gehen, denn ich denke, keiner von uns wird sich von dem nun angestrebten Weg abhalten lassen und ebenso möchte keiner von uns dich alleine ins Unglück rennen lassen." Die Argumentation seiner Freundin konnte Milan zwar nicht in allen Punkten nachvollziehen - besonders als sie den Propheten erwähnte, der sie ja angeblich beschützt hatte, mehr oder minder, ließ ihn doch aufhorchen. Empfand sie doch mehr für ihn? Nein, jetzt war nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, auch wenn er bemerkt hatte, dass Eretria sich seit der Begegnung ziemlich verändert hatte. "Calfay, komm schon, ring dich durch. Ich verspreche dir auch, dass ich dich höchstpersönlich zum Lagerhaus begleiten werde, sobald wir das Mädchen gestellt haben." Milan hoffte, dass die Schreiberin nachgeben würde, denn anders würden sie nicht auf einen Punkt kommen.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #679 am: 13.07.2010, 14:26:11 »
Rin war bereit für die nächste Runde als Milan ihr zuvor kam. Dieser Charmeur! dachte sie sich. Es war ein Angebot das sie nicht ablehnen konnte und sie war sicher dass er das ganz genau wusste.
"Okay. Ich nehme an diese Steine wird niemand mitnehmen wollen, also werden sie sicher noch da sein. Aber merke dir Milan, solltest du mich auf dem Rückweg hängen lassen werdet ihr ohne mich nach Himmelstor reisen müssen."
Da das nun geklärt war konnte es ja weitergehen. Je eher sie den Auftrag erledigt hatten, desto eher konnte sich Rin ihrer Forschung widmen... auch wenn es noch einige Wochen dauern würde. Wahrscheinlich würde auch Mika sich wieder einkriegen wenn sie merkte dass an der Straße keine Räuberbanden darauf warteten dass kleine, unschuldige Bardinnen vorbeikamen, die sie ermorden konnten.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #680 am: 13.07.2010, 17:08:06 »
Milan war sichtlich erleichtert, als Calfay endlich zu stimmte. Er nickte zu ihrer Warnung und grinste dabei besonders breit, weil er einfach froh darüber war, dass nun nur noch Beldin zwischen ihrem Weiterziehen stand, wobei er glaubte, dass der Elf auch Vernunft walten lassen würde. "Ich denke, damit haben wir das Problem so gut wie gelöst, oder Beldin?" Milan ignorierte absichtlich die gereizte Stimmung, die trotz alledem noch in der Luft hing, und freute sich, dass es jetzt bald weitergehen würde, auch wenn ihn die Aussicht, bald wieder zuhause zu sein, nicht sonderlich begeistern konnte.
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #681 am: 14.07.2010, 00:20:33 »
Mika hat Eretria total schockiert angeschaut, nachdem die Priesterin sich wieder zu Wort gemeldet hatte. Sie Bardin konnte nicht fassen, was sie zu hören bekam.
Natürlich stimmte es, dass es nicht sehr wahrscheinlich war, dass die Räuber auf der Straße lauern werden, dennoch war es ein Argument für das Zurücklassen des Turmes. Aber deshalb gab es keinen Grund die Theorie offen zu verwerfen, zumindest nicht von der Priesterin, die doch auch so schnell wie möglich nach Handelsfest wollte.
Es ging nicht in Mikas Kopf hinein, was sich Eretria dabei dachte. Es schockierte sie so sehr, dass eine scheinbar Verbündete in dieser Diskussion ihr grundlos in den Rücken gefallen war, dass sie gar nicht wusste wie sie reagieren sollte und blieb wie gelähmt stehen.
Mika fragte sich immer wieder, wie Eretria dies tun konnte. Die Priesterin selbst hatte eine noch viel haarsträubendere Theorie an den Haaren herbeigezogen und stellte dann eine deutlich wahrscheinlicheres Szenario in Frage, das dazu diente ihre wirre Geschichte zu unterstützen. Das war vollkommen Widersinnig.

Während Milan dann die Sachen zum Guten wandte, fragte sich Mika noch, was wohl rauskommen würde, wenn sie jetzt anfangen würde den Blödsinn in Frage zu stellen, den Eretria von sich gegeben hat. Vor allem war es, nach Meinung der Bardin, vollkommen bescheuert gewesen, dass die Priesterin die junge Frau Namens Arue erst der Kooperation mit den Räubern beschuldigte und dann mitschleppen wollte.
Immernoch mit leicht geöffneten Mund stand Mika da, als Calfay endlich Einsicht zeigte und von ihrem Plan die Steine zu suchen absah.
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Beldin Gilvaran

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #682 am: 14.07.2010, 12:27:30 »
"Nein, haben wir nicht, Milan!" Beldin schüttelte den Kopf.

"Das Problem ist, dass sich diese Frage nicht mit Vernunft lösen lässt. Meine Vernunft sagt mir, dass die Ereignisse der letzten Tage, die uns an diesen Ort gebracht haben, gar nicht geschehen sein können. Meine Vernunft sagt mir, dass ich mich in einem üblen Alptraum befinde, aus dem ich aus irgendeinem Grund nicht erwachen kann.

"Dem ist aber nicht so. All diese Dinge sind geschehen. Mir nahestehende Personen wurden ermordet oder haben sich selbst das Leben genommen, ich habe dem Geist eines Mörders meinen Körper überlassen und wurde selbst als die Wiedergeburt eines Mörders bezeichnet. Ich habe neuerdings Einblick in die Welt der Geister, ohne auch nur annähernd zu verstehen, was ich da sehe. Und mir wurde gesagt, dass ich von der Schicksalsspinne Yika persönlich auserwählt worden sei.

"Meine Vernunft kann das alles nicht fassen. Bleibt mein Instinkt. Und der sagt mir, dass ich der alten Kay vertrauen kann, das stimmte, was sie mir sagte. Der sagt mir, dass wir uns in einem Netz bewegen, indem der Zufall nur scheinbar ist, in dem scheinbar zusammenhanglose Ereignisse sich tatsächlich zu einem Sinn zusammenfügen, auch wenn wir diesen vielleicht nicht erkennen können.

"Ist Mika vernünftiger als Calfay und ich, wenn sie uns die Worte im Mund verdreht und uns irgendwelche Motive unterstellt, die sie sich aus der Luft zusammengesponnen hat, um auf diese Weise ihren Willen durchzusetzen?

"Ist es Eretria, die Misstrauen gegen Arue und Maruiko streut, um auf diese Weise die Argumente zu entkräften, die für eine Untersuchung dieses Lagerhauses sprächen? Und die es scheinbar auf irgendeine Weise geschafft hat, Maruiko mundtot zu machen, weswegen wir anderen uns nicht selbst ein Bild machen können?

"Ist es vernünftig, auf die Untersuchung zu verzichten, obwohl wir Hinweise darauf haben, dass dort etwas sein könnte, was uns hilft, nicht mehr so im Nebel herumzustochern wie wir es tun? Ist es überhaupt vernünftig, uns gegenseitig zu vertrauen, obwohl wir voneinander ähnlich wenig wissen, wie über Arue, Maruiko oder diese Ritter der Morgensonne?

"Mit Vernunft hat das alles nicht viel zu tun, dazu fehlt es uns an Informationen. Denen wir, wie es scheint, großräumig aus dem Weg zu gehen beschlossen haben."


Beldins Gesicht wirkte für einen Moment eingefallen, nur seine Augen brannten.

"So sehr es mir missfällt, mein Verstand hilft mir hier nicht viel weiter. Mir bleibt nichts, als auf meinen Instinkt zu vertrauen. Und der sagt mir, dass es kein Zufall ist, dass wir auf diese Ritter gestoßen sind, dass es auch kein Zufall ist, dass dieser Geist Arue ausgerechnet hierher befördert hat. Es ist mein Instinkt, der mir rät, dieses Lagerhaus zu untersuchen. Es ist mein Instinkt, der mir rät, die Hinweise des Schilds ernst zu nehmen."

Beldins Blick bohrten sich tief in Milans Inneres.

"Mein Instinkt sagt mir allerdings auch, dass wir uns es nicht leisten können, uns in törichten Streitereien selbst zu zerfleischen. Was uns fehlt, ist ein Anführer, jemand, der das letzte Wort hat, der im Falle des Falles eine Entscheidung trifft, der zu folgen sich alle einverstanden erklären. Was auch der eigentliche Grund ist, warum ich dieses Gespräch wollte."

Ein feines Lächeln glitt über Beldins Gesicht.

"Nun tu ich mir mit Eretria und Mika genauso schwer wie die beiden mit mir. Ich wäre nie bereit, die Autorität der beiden anzuerkennen, wie sie auch meine niemals akzeptieren würden. Dazu sind wir drei die Personen, denen ich im Moment von allen Anwesenden am wenigsten über den Weg traue."

Sein Lächeln vertiefte sich.

"Calfay? zu ungestüm. Waldemar? zu wortkarg. Beiden fehlt der Wille, für andere zu entscheiden. Arue? Ein zu frischer Faden im Gewebe der Schicksalsspinne, als das ich ein Urteil fällen könnte, weiss ich ja nicht mal, ob ihr Faden mit dem unseren tatsächlich verbunden ist.

"Bleibt nur noch einer. Ein bißchen jung vielleicht, manchmal etwas zu naiv, aber lernwillig und -bereit, vorurteilslos und bereit abzuwägen. Alles in allem mit recht guten Voraussetzungen begabt, würde ich meinen. Sagt zumindest mein Instinkt."


« Letzte Änderung: 14.07.2010, 12:28:45 von Beldin Gilvaran »

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #683 am: 14.07.2010, 13:03:08 »
Kaum hatte Beldin seine Rede beendet, geschah etwas. Es war nur für ihn sichtbar, und im ersten Moment hielt er es nur für seltsame Schatten... doch dann erkannte er es.

Dunkle Fäden, die sich über den Boden zogen, von einem Mitglied ihrer Gruppe zum anderen. Es ähnelte einem Spinnennetz, und jede Person stellte einen Eckpunkt dieses Netzes dar. Sie waren weniger wie Fliegen, die in dem Netz gefangen waren, als selbst Teil des Netzes, Fundamente sogar.

Auch Arue war Teil des Netzes. Und für einen Moment glaubte Beldin, dass das Netz um Milan besonders stark zu sehen war. Bis er erkannte, dass es nur so schien, weil auch Maruiko - den Milan mit sich führte - in das Netz eingebunden war.

Kaum hatte der Elf die Strukturen erkannt, verschwanden sie auch schon wieder, als hätte es sie nie gegeben.
« Letzte Änderung: 14.07.2010, 13:03:35 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #684 am: 14.07.2010, 15:53:59 »
Als Beldin verkündete, dass das Problem noch nicht gelöst sei, fuhr Milan zusammen und folgte gespannt der Ausführung des Elfen, wobei ihm im Verlauf der Rede mehr und mehr das Kinn auf die Brust sank. Am Ende starrte Milan Beldin mit offenem Mund an. Er konnte nicht glauben, was der Elf gerade gesagt hatte. Nicht angesichts der Ereignisse, die hinter ihnen lagen. Nicht angesichts seiner eigenen, zum größten Teil dummen Entscheidungen und Reaktionen. Ja, vielleicht war er ein wenig überlegter geworden, seit er mit seinen Freunden reiste, aber das reichte nie und nimmer, um der Anführer dieser Gruppe zu werden. Er würde sie alle ins Unglück führen. Beldins Lächeln und sein durchdringender Blick sorgten schließlich dafür, dass Milan den Kopf senkte und zu Boden sah, wobei sich sein Gesicht verdunkelte.

"Ich glaube, du bist verrückt geworden"
, murmelte er leise und es war nicht ersichtlich, ob er Beldin damit meinte oder sich selbst, weil er nicht fassen konnte, was sein Freund gesagt hatte. Er mochte Beldin, er war es, seit sie Himmelstor verlassen hatten, der ihm die stärkende Hand Hauptmann Tryanns ersetzt hatte, aber dass er jetzt so etwas sagte, erschütterte Milan in seinen Grundfesten. Hätte Tryann diesen Vorschlag gemacht? Niemals. Wären seine anderen Freunde je darauf gekommen? Auf gar keinen Fall. Nicht einmal sein Vater wäre so töricht gewesen, ihm irgendwelche Verantwortung zu übertragen. Vor allem da er sich noch immer viel zu sehr mit sich selbst beschäftigte, wie gerade eben auch wieder.

Deshalb hob er schließlich den Kopf: "Deine Worte sind wie immer sehr gut gewählt, Beldin. Ich hatte zwar gehofft, wir könnten die Diskussionen endlich beenden, aber mir war klar, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war." Er lächelte den Elfen an und ließ erkennen, wie sehr er ihn schätzte. "Wahrscheinlich ist Vernunft gerade in dieser Situation ein schlechter Berater, aber wir müssen uns wohl einen auswählen. Das Problem ist, dass unsere Instinkte und unsere Gefühle uns in unterschiedliche Richtungen laufen lassen würden, weil wir trotz dem Gedanken, dass wir zueinander gehören, zum Teil alle verschiedene Hintergründe und Charaktere aufzuweisen haben. So bleibt nur noch die Vernunft, um einen gemeinsamen Weg auszuwählen, auch wenn es vielleicht nicht immer der richtige ist." Er sah kurz zu Eretria, dann wieder seinem Freund ins Gesicht. "Du kannst Eretria fragen, ich habe mit der Vernunft auch gerungen, doch erscheint sie mir momentan als einzige Lösung unseres Problems. Auch gegen alle meine Neugier und gegen die Worte eines Schildgeistes, den ich als vertrauenswürdig ansehe und den ich mag, auch wenn er von einer anderen Macht gelenkt wird."

"Was den Anführer angeht, sprichst du ein wahres Wort. Und ebenso, dass es schwierig sein wird, einen von uns für diese Position zu wählen, auch wenn ich mir sicher wäre, wem ich mein Vertrauen schenken würde." Milans drückte Eretrias Hand, obwohl seine eigene reichlich zitterte. "Ich fürchte, dass so eine Wahl aber erneut zu Schwierigkeiten und Diskussionen führen würde, die wir jetzt - in diesem Moment - einfach nicht gebrauchen können." Ja, ein Anführer hätte ihr Problem gelöst, indem er einfach eine Entscheidung getroffen hätte, aber die Wahl eines Anführers hätte doch zum selben Problem der Unentschlossenheit geführt. "Ich danke dir für deinen Vorschlag und das Vertrauen, das du mir damit entgegen bringst. Und vielleicht bin ich irgendwann der Mann, der es auch verdient. Aber noch nicht heute. Ich bin viel zu oft mit mir selbst und meinen albernen Problemen mit mir beschäftigt, als dass ich mich um euch kümmern könnte und um das Wohl unserer Gruppe, auch wenn ich es gerne will." Das Lächeln veränderte sich und wurde ein wenig verlegen. "Ha, und ich glaube, wenn ihr mir die Verantwortung übertragen würdet, ich würde alle Vernunft über Bord werfen und doch zum Lagerhaus gehen." Er begann zu lachen und sich selbst für das zu schämen, was Maruiko bereits gesagt hatte: seine Wankelmütigkeit. Allerdings war es nicht die ganze Wahrheit - wahrscheinlich würde er jetzt wirklich zur Großen Feste weiterziehen - , denn Milan wollte die anderen, insbesondere Eretria, Mika und Waldemar, nur dazu bringen, ja nicht auf den Vorschlag von Beldin einzugehen.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Beldin Gilvaran

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #685 am: 14.07.2010, 17:47:32 »
Beldins Augen waren nach seiner Rede für einen Moment glasig geworden. Als sie sich wieder klärten, blickte er langsam von einem zum anderen, wob sein Blick auch Arue und den Schild mit einschloss.

"Jetzt bin ich mir sicher." murmelte er, dann wandte er sich wieder Milan zu. Ein wehmütiger Schein lag in seinen Augen.

"Deine Bescheidenheit ehrt dich, junger Freund, und gerade deswegen glaube ich, dich richtig einzuschätzen. Einst kannte ich einen jungen Mann, der dir in vielem ganz ähnlich war. Auch diesem wurde eine große Zukunft vorhergesagt, allerdings mangelte es ihm an deiner Bescheidenheit und deiner Bereitschaft, auf den Ratschlag anderer zu hören. Ihm wurde das zum Verhängnis, doch bei dir sehe ich diese Gefahr nicht.

"Und niemand verlangt von dir, uns eigenmächtige Befehle zu erteilen, aber was wir brauchen, ist jemand, der nach Abwägung aller Argumente eine Entscheidung fällen kann, wenn wir uns nicht zu einigen imstande sind. Eigentlich kann ich nur für mich sprechen, aber so wie ich die Sache sehe, würde Eretria dir ihr Leben anvertrauen und auch Mika scheint in einer besonderen Verbindung zu dir zu stehen, auch wenn ich diese nicht verstehe. Und ich..."
, für einen kurzen Moment schien Beldin mit sich zu ringen, "ich vertraue dir."

Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #686 am: 14.07.2010, 19:23:51 »
Kurz darauf wurde für Mika alles noch verwirrender und sie glatt die Geschichte um Eretria vergaß. Die Mund der jungen Frau blieb trotzdem offen stehen, als sie Beldin hörte.
Im ersten Moment hatte Mika gedacht, dass Milan wohl kaum die Kompetenz als Anführer besitzen würde. Auch sie hatte das Bild einen Jünglings vor Augen, der kaum alleine stehen kann. Aber die Bardin musste zugeben, dass Milan in den letzten Tagen so manches Mal Vernunft bewiesen hat. Vor allem in der jetzt laufenden Diskussion hat er als Einziger einen kühlen Kopf behalten und es vermocht die ganze Gruppe - Beldins Wille schien für ihn auch nur ein kleines Problem darzustellen - dazu zu bringen, seinem Wunsch nachzukommen, den Turm erstmal unbesichtigt zurückzulassen.
Dass Mika dazu bereit war Milan eine Chance zu geben, lag vielleicht auch daran, dass dieser ihren Weg für den Richtigen auserkoren hatte, aber wer außer ihr wusste das schon, als sie sagte: "Wenn es Ruhe bringt und Milan von seiner Idee absieht, sich vielleicht doch umzuentscheiden, könnten wir gern darüber reden, dass er das letzte Wort hat. Ich muss zugeben, dass er sich in den letzten Tagen als die beste Wahl präsentiert hat."
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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #687 am: 14.07.2010, 20:31:45 »
Gespannt lauschte Arue dem Gespräch, jedenfalls bis zu der Stelle als sie beschuldigt wurde mit den "Rittern der Morgensonne" gemeinsame Sache zu machen. Vor ihrem inneren Auge sah sie das was sie verdrängen,  vergessen und hinter sich lassen wollte. Sie erinnerte sich wie die einfachen Leute alles zur Hand nahmen was sie gerade zu fassen bekamen, mit der Absicht schmerzen zuzufügen ... oder gar schlimmeres. Es würde wieder so kommen ... bald ... da war sie sich nun ganz sicher.

Erst als Beldin endlich sprach konnte sie sich aus diesen Gedanken losreißen. Und folgte aufmerksam seinen Ausführungen. Allerdings gab es so einiges was sie nicht verstand. Wer soll dieser Maruiko sein von dem hier anscheinend öfter gesprochen wird? Sie war sich sicher das niemand in dieser Runde so hieß. Und dann war da natürlich wieder dieses Gerede über das Schicksal diese Yika und ... Moment ... was sagten sie noch gleich was ihr Auftrag wäre? Ein Mädchen zu verfolgen? Warum sollte jemand ein einfaches Mädchen verfolgen. Wer sind diese Leute eigentlich. Waren sie am ende irgendwelche Kopfgeldjäger? Wenn dem so wäre, dann wäre es am besten wenn sie schleunigst von hier verschwinden würde.

Erneut war Arue in ihrer eigenen kleinen Gednkenwelt gefangen und merkte nicht einmal das sie inzwischen begann etwas Abstand zu der Gruppe zu nehmen.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #688 am: 15.07.2010, 08:16:28 »
Eretria hörte den Ausführungen Beldins aufmerksam zu. Als der Elf davon sprach, dass sie Misstrauen schüre, schüttelte sie den Kopf, aber sie antwortete nicht auf diese Unterstellung. Stattdessen wunderte sie sich über den Vorschlag, den der Elf am Schluss seiner Ausführungen machte. In gewisser Weise war dies ein zu erwartender Vorschlag gewesen, obwohl die Priesterin tatsächlich bezweifelte, dass die Ernennung eines Anführers verhinderte, dass die Gruppe unterschiedlicher Meinung über den Weg war.
"Ich denke, es ist viel wichtiger, dass jeder von uns die Entscheidungen akzeptiert, die getroffen werden. Ich denke auch, dass wir durch eine Mehrheit entscheiden sollten und nicht ein einzelner diese Bürde tragen sollte. Wenn also jetzt die Mehrheit von uns der Meinung ist, wir sollten zur Großen Feste gehen, benötigen wir keinen Anführer, der dies verkündet. Ich glaube, dass wir uns nur darauf einigen sollten, dass wir gemeinsam dieses Unterfangen angehen." Die Priesterin schaute in die Runde, um zu sehen, ob jeder ihren Ausführungen folgte.
"Vielleicht mag es dich überraschen Beldin, aber ich würde allen, die hier stehen und mit mir in Himmelstor gegen den Kult gekämpft haben diese Aufgabe, wie du sie beschreibst zutrauen und sie als Anführer akzeptieren. Ich sehe eigentlich eher das Problem darin, dass es hier Leute gibt, die gar nicht abwarten können bis man sich besprochen hat." Der Blick der Priesterin ging bei diesen Worten zu Calfay, die vor diesem Gespräch offensichtlich einfach loslaufen wollte und nur von Milan aufgehalten worden war.
Nachdem sie ihre Überlegungen erklärt hatte, schaute sie den anderen nacheinander ins Gesicht.[1] Dann blieb ihr Blick an Arue hängen. "Wollt ihr uns verlassen oder warum tretet ihr aus dem Kreis?"
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« Letzte Änderung: 15.07.2010, 09:35:44 von Eretria »

Waldemar

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #689 am: 15.07.2010, 09:40:14 »
"Wenn wir hier von Vertrauen reden, muss ich Dich herausnehmen, weil Du irgendwie doch ... ich weiss nicht wie ich sagen soll - merkwürdig bist, und einige seltsame Dinge mit Dir vorgehen. Ich weiss jedoch, dass Du vernünftig bist, und solage Du bei klarem Verstand bist kann man mit Dir bedenkenlos zusammenarbeiten." Diese Worte gingen gezielt an Beldin, auch das Erlebnis als Beldin ihn darum bat ihn auszuschalten, wenn eine andere Macht Kontrolle über ihn übernimmt trug dazu bei. Dann drehte er sich zu Arue "Dich kenne ich noch nicht um mir ein Urteil zu bilden, aber ich bin gerne bereit Dir eine Chance zu geben. Mauriko traue ich hingegen nicht. Das bedeutet nicht, dass ich ihn für einen Lügner halte, aber alles was er sagt, wird in erster Linie zu seinem Vorteil sein, auch wenn es derzeit vermutlich so ist, dass unsere Ziele in der selben Richtung liegen. Dem Rest hier würde ich problemlos vertrauen, selbst Mika, mit der ich schon einige Streitereien hatte."
Nach einer kurzen Pause fuhr er fort:
"Was unseren weiteren Weg betrifft, bin ich definitiv dagegen dass wir uns Aufteilen. Ich würde es vorziehen das Mädchen zu verfolgen, wie es unser Auftrag ist, und den Turm auf dem Rückweg nach Himmelstor zu untersuchen."
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

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