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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 132053 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #780 am: 10.08.2010, 06:24:16 »
Es war, als käme er in eine Stadt, die er noch nie gesehen hatte. Milan freute sich ungemein, das Viertel mit all seinen Gasthäusern und Einwohnern wiederzusehen. Mit einem kindlichen Funkeln in den Augen begann er den Anderen ein wenig zu erzählen, wobei seine Worte immer wieder durch sein eigenes Staunen unterbrochen wurden. Als plötzlich aus einer der Kneipen ein Mann geflogen kam, kümmerte das Milan wenig. Das war hier kein seltener Anblick. Als er aber erkannte, wer da gerade auf die Straße geworfen wurde, zeigte sich ein mehr als breites Lächeln auf seinen Lippen.

Er näherte sich, wobei auch er wartete, bis der Hüne wieder verschwunden war und betrachtete seine Freunde eingehend. Er musste zugeben, auch wenn er froh gewesen war, der Stadt und seinen Eltern zu entkommen - er hatte seine Heimat und seine Freunde sehr vermisst. "Sieh einer an, es gibt schlechtes Wetter, die Gauner fliegen tief." Mit verschränkten Armen und einem immer breiter werdenden Grinsen sah Milan auf Lémar, bevor er ihm die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen, wobei er der jungen Frau an dessen Seite zu zwinkerte.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #781 am: 10.08.2010, 11:57:52 »
Perplex sahen die beiden Milan eine Weile an, bis der junge Mann so plötzlich Milans Hand ergriff, dass er ihn beinahe selbst zu Boden gezogen hätte. Im gleichen Moment sprang auch die junge Frau auf, und eine Sekunde später wurde Milan von den beiden mit einer heftigen Umarmung begrüßt.

Die urplötzlich endete, als die junge Frau Milan mit einem kräftigen Schlag vor die Rippen von sich weg stieß. "Du dämlicher, bescheuerter Volltrottel, wo bei Garachs stinkender Kloake bist du gewesen? Hat nie jemand deinem hohlen Torfkopf eingebläut, dass man sich verabschiedet, wenn man die Stadt verlässt? Hast du überhaupt eine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht haben, du ignorantes Fliegenhirn?"

Die Schimpftirade der jungen Frau wurde erst gestoppt, als ihr Begleiter ihr die Hand über den Mund legte. "Hallo Milan", sagte er mit einem breiten Grinsen. "Willst du uns nicht vorstellen?"

Bei seinen letzten Worten nickte er in Richtung der Gruppe, die hinter Milan stand und die Szene beobachtete.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #782 am: 10.08.2010, 12:26:14 »
Milan lachte leise, als Tasha begann, ihm die Leviten zu lesen. Anscheinend hatte sich in der Stadt viel verändert, seit er weg war, aber es gab immer noch Konstanten, wie ihre Schimpftiraden. Wie immer war es Lémar, der sie ein wenig zur Ruhe rufen musste. Als er auf die Gruppe hinter Milan wies, drehte sich Milan um und lächelte.

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich will, dass auch sie unter euren unheilvollen Einfluss geraten", spöttelte Milan und grinste Lémar an. "Das sind meine Gefährten und Freunde Waldemar, Calfay Rin, Beldin, Mika, Arue und die Frau, die den baldigen Herzinfarkt meines Vaters verursachen wird, Eretria." Er machte eine Pause, bevor er auf seine beiden "alten" Freunde deutete. "Und diese schlagfertige junge Dame, in jeder Hinsicht" - er fuhr sich über die traktierten Rippen - "ist Tasha. Und das daneben ist ihr Bruder Lémar. Lasst euch von seiner Höflichkeit bloß nicht täuschen, sonst findet ihr euch bald ohne euer Gold wieder. Aber...nun, sie sind meine besten Freunde, wie man sicher gehört und gesehen hat."

Milan wartete ab, ob seine Freunde sich begrüßen würden, was ihm Gelegenheit gab, Tashas Fragen noch eine Weile auszuweichen.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #783 am: 10.08.2010, 13:24:11 »
"Hey", beschwerte sich Lémar und hob abwehrend die Hände hoch. "Ich habe noch nie jemandem etwas gestohlen, das tatsächlich auch ihm gehört hätte."

Und wie Milan wusste, sagte er damit die Wahrheit: Lémar hatte sich immer einen Spaß daraus gemacht, Taschendieben das gerade gestohlene Gut wieder abzuknöpfen und es unauffällig dem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen. Wenn er nicht gerade jemanden auf den Arm genommen hatte, indem er Besitztümer "verschwinden und wieder auftauchen" ließ. Nie aber hatte er etwas einfach an sich genommen, um es zu behalten.
Die Dinge lagen allerdings vollkommen anders, wenn es ums Glücksspiel ging: "Die Kunst des Glücksspiels", hatte Lémar oft gesagt, "ist es, den Faktor Glück aus dem Spiel zu entfernen."

Der junge Mann verbeugte sich tief, wobei sein schwarzer Mantel, dessen Saum mit einem schmalen roten Streifen verziert war, über die Pflastersteine glitt. "Lémar Arashen, genannt der Ehrenhafte, Patron der Dichter und Sänger, Beschützer unschuldiger Frauen und - au!"

Diesmal war es die in eine eng anliegende schwarze Hose und ein weißes Männerhemd gekleidete junge Frau, die ihren Bruder zum Schweigen brachte, indem sie ihm einen Schlag in die Seite versetzte. "Wie du unschuldige Frauen beschützt, können sich alle hier Anwesenden denken", erklärte sie. "Hallo, ich bin Tasha. Schön zu sehen, dass unser Flüchtling hier nicht ganz alleine durch die Welt streifen musste."

Sie strich sich mit den Händen durch das kurze, struppige Haar, dessen intensives Blond genau wie bei ihrem Bruder den Eindruck erweckte, als wären die Haare gefärbt - Milan wusste aber, dass die beiden tatsächlich schon immer diese Haare gehabt hatten. Allerdings hatte Tasha ihr Haar viele Jahre lang getragen - bis sie es vor gut drei Jahren mit einer Schere selbst abgeschnitten hatte. Den Grund dafür hatten selbst er und Lémar nie erfahren.
« Letzte Änderung: 10.08.2010, 13:25:20 von Sternenblut »
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Lucanor

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #784 am: 11.08.2010, 19:16:35 »
Kurz war Arue verwirrt als sie das Spektakel sah. "Was er wohl angestellt hat um hochkannt aus der Kneipe herausgeworfen zu werden? Hat er etwa jemanden bestohlen? Milan hat ihn ja einen Gauner genannt und auch andere Andeutungen gemacht. Aber ich kann mir nicht vorstellen das er sich mit einem Dieb so leicht anfreundet. Dafür erscheint er mir zu vernünftig." Einige Zeit überlegte sie wie wohl der Sachverhalt sein könnte und schaute dabei mit leerem Blick zu den drei Freunden. Bis sie schließlich merkte dass ihre blöde Angewohnheit wieder zugeschlagen hat und sie sich schnell wieder ins hier und jetzt zurückrief.
"Erfreut euch kennen zu lernen." brachte sie kurz und knapp hervor und verbeugte sich leicht vor den beiden.

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #785 am: 11.08.2010, 22:46:58 »
"Ebenfalls." behauptete Rin höflich. Sie begann zu verstehen woher Milan die Angewohnheit hatte sich in Schwierigkeiten zu bringen. Mit den beiden zusammen würde es sicher nicht langweilig werden.
Und was die Geschäfte anging schien die Grosse Feste Himmelstor in nichts nachzustehen. Ihr Blick wanderte über die Häuser und blieb am Kneipenschild hängen. Sogar ein Äquivalent zum Graustein gab es hier. Beim Gedanken daran musste sie schmunzeln und hätte vorgeschlagen dass sie alle dort einen trinken gingen, wenn Milans Freunde das Geschäft nicht eben erst so eilig verlassen hätten.
« Letzte Änderung: 11.08.2010, 22:47:30 von Calfay Rin »

Waldemar

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #786 am: 12.08.2010, 08:24:44 »
"Hallo" sagte Waldemar zu den Beiden, an Milan gewandt fügte er hinzu "Ich wusste gar nicht, dass Deine Freunde zuhause so interessant sind"
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #787 am: 12.08.2010, 18:57:36 »
"Interessant, das trifft es wohl", antwortete Milan Waldemar leise und lächelte, bevor er sich schließlich Lémar und Tasha zu wandte. "Die anderne und ich sind ein wenig müde. Wie wäre es, wenn wir was trinken gehen, möglichst in eine Kneipe, wo ihr noch nicht raus geflogen seid? Dann kann ich euch erzählen, was passiert ist, und ihr, was ihr während meiner Abwesenheit angestellt habt." Milan stand etwas steif da, auch wenn sein Grinsen breit und warm war. Aber es schien, als hätte er sich seit seinem Fortgang sehr verändert. Da fiel ihm auch gleich wieder etwas ein. "Außerdem müssen wir euch dringend etwas zu den derzeitigen Entwicklungen in der Großen Feste befragen." Milan senkte seine Stimme ab. "Besonders über die Mordanschläge würden wir gerne mehr erfahren und über einen gefährlichen Mann namens Gazriel." Milan wurde immer leiser. "Ich wette drauf, dass ihr was darüber gehört habt, oder?"
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #788 am: 12.08.2010, 19:47:14 »
Tasha starrte Milan einen Augenblick an, dann schüttelte sie den Kopf. "Du warst doch gar nicht so lange weg, Milan. Wann genau bist du erwachsen geworden?"

Überrascht sah Lémar zu ihr herüber. "Erwachsen? Milan? Nicht in hundert Jahren." Grinsend ging er auf seinen Freund zu und boxte ihn leicht an der Schulter. "Deswegen mag ich ihn ja so."

Tasha ging nicht weiter darauf ein, doch ihre Blicke blieben noch eine Weile auf ihn fixiert - bis sie forschend zu Eretria wechselten. "Wir reden später nochmal darüber", erklärte sie nur, aber mit einem leichten Lächeln im Gesicht.

"Also", setzte Lémar dann wieder an. "Dieser Gazriel war vor ein paar Tagen in der Stadt, ich weiß gar nicht, was die ganze Aufregung um ihn soll. Ich hab ihn kennengelernt, ein sehr angenehmer Mensch. Etwas hochtrabend und hier und da etwas zu pathetisch, aber alles in allem ein netter Kerl."

"Was die Morde angeht, da kenne ich selbst nur Gerüchte. Aber wir gehen erstmal ins Weiße Reh, da gibt's hervorragenden Met, tolles Essen und mindestens ebenso tolle Schankmädchen."

Bei der letzten Anmerkung zwinkerte er Milan zu, dann deutete er die Straße hinunter auf eine Gaststätte gute hundert Schritt entfernt.
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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #789 am: 13.08.2010, 01:13:37 »
"Ihr habt wa..." blieb Milan die Spucke weg, als seine Freunde ihnen erzählten, dass sie mit Gazriel gesprochen hatten. War doch nicht zu glauben! "Und was heißt hier, ich werde nicht erwachsen! Ich bin sogar der Anführer unserer Gruppe, während du nur wieder aus Kneipen raus fliegst, weil du entweder die arme Kellnerin unsittlich angefasst hast oder die Zeche prellen wolltest." Milan stemmte ein wenig übertrieben - und daher war ihm anzusehen, dass er es nur scherzhaft meinte - die Hände in die Hüfte und blickte seine beiden Freunde streng an, bevor er in Lachen ausbrach. Langsam, aber sicher begann er sich wieder etwas heimischer zu fühlen. "Na dann, lasst uns aufbrechen. Auf das Mä...Met bin ich echt gespannt!" Milan bedeutete seinen Freunden voran zu gehen, während er Eretrias Hand ergriff und sich an seine Gefährten wandte. "Sieht aus, als hätten wir Glück, oder?" Dann folgte er Lémar und Tasha zum Weißen Reh und begann den ernsten Grund ihrer Reise und die letzten Ereignisse zu verdrängen.
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Waldemar

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« Antwort #790 am: 13.08.2010, 07:42:23 »
"Ist doch immer Praktisch, wenn der Chef gute Kontankte hat nicht wahr?" sagte Waldemar an Mika gewandt, aber laut genug, dass es auch Milan, und seine Beiden Freunde höhren würden, dabei ginste er und zwinkerte mit dem Auge um ihr zu zeigen, dass er damit einerseits Milan gut dastehen lassen wollte, damit seine Freunde schneller von den Neuigkeiten erzählen, andererseits aber auch, ihn ein wenig auf den Arm nehmen wollte.
Ich kann es sehen, also kann ich es auch treffen.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #791 am: 13.08.2010, 22:17:56 »
Auf dem Weg zum Weißen Reh machten die beiden Geschwister noch einige Witze, wobei sich insbesondere Lémar darauf konzentrierte, Milan wegen seiner behaupteten Anführer-Position aufs Korn zu nehmen. Schließlich betraten sie die Gaststätte, die von der Einrichtung her überraschend rustikal und ordentlich war. Gut zwanzig Tische standen in dem Raum, zu jeder Seite gab es eine Theke, und fünf Barmädchen bedienten die Gäste. Hier wurde auch klar, worauf Lémar angespielt hatte: Jede einzelne Barmaid hatte eine üppige Oberweite und deutlich zu knapp geschnittene Oberteile.

Tasha lotste die Gruppe zu einem freien Tisch, und bestellte gleich für die ganze Runde Met. Dann lehnte sie sich vor und sah Milan neugierig an. "Also dann, Witze mal beiseite gelassen. Was ist passiert, seit du weg gegangen bist? Oder genau genommen, bevor du weg gegangen bist?"

Kurz wanderte ihr Blick auch zu Eretria - offenbar brannte sie auch darauf, zu hören, was zwischen ihr und Milan passiert war.
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Beldin Gilvaran

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« Antwort #792 am: 14.08.2010, 08:48:43 »
Während der vielen Seitenblicke auf Eretria wurde Beldins Lächeln - der sich ansonsten betont zurück hielt - immer maliziöser. Er wirkte fast vergnügt.

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #793 am: 14.08.2010, 15:28:34 »
Milan lief rot an, während die anderen ihn aufzogen, ging aber mit hoch gehaltenem Kopf und dem Versuch, seinen Stolz zu bewahren, mit in das Weiße Reh. Es war natürlich selbstverständlich, dass Lémar sich ausgerechnet diese Kneipe ausgesucht hatte. Milan warf einen flüchtigen Blick auf Eretria und versuchte, ihre Stimmung abzuschätzen. Er entschloss sich dazu, einfach nicht hinzusehen, sondern sich auf seine Freunde zu konzentrieren.

"Also, um es kurz zu machen, weil es zurzeit wirklich Wichtigeres gibt", fing Milan an und umging damit möglichst lange Diskussionen über seinen Fortgang. "Mein Vater wollte mich mit Magda verheiraten." Milan verzog das Gesicht und hoffte, seine Freunde würden das nachvollziehen können, denn immerhin kannten sie die zwar einigermaßen hübsche, aber intelligenzverstumpfte Magda auch. "Darauf hatte ich definitiv keine Lust, also bin ich abgehauen. Ja und nach ein paar Wandertagen" - wie schlimm sie für Milan gewesen waren und dass er gerne wieder umgedreht wäre, ließ er aus - "bin ich dann in Himmelstor gelandet und bin meinen Gefährten hier begegnet. Wir haben trotz der kurzen Zeit schon einiges gemeinsam durch."

Kurz blickte Milan zu seinen Gefährten, war irritiert von Beldins breitem Lächeln, und beschloss, nicht ganz ins Detail zu gehen, auch wenn er seine Freunde nicht belügen wollte. "Wir sind im Auftrag der Stadtwache von Himmelstor unterwegs und haben eine Karawane begleitet, die Sorge wegen der Morgensonne hatte. Wir selbst sind denen auch schon begegnet und hier scheinen sie für einige Unruhe zu sorgen. Anscheinend werden sie von einem Propheten angeführt. Er hat mit Eretria gesprochen und ihr den Hinweis gegeben, dass wir uns doch mal mit Gazriel unterhalten sollen. Und jetzt wurden wir grad von der Wache am Stadttor vor diesem Mann gewarnt. Ihr wisst doch bestimmt mehr über die Morgensonne, oder? Und wie seid ihr Gazriel begegnet?"
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #794 am: 15.08.2010, 13:26:52 »
Lémar und Tasha sahen Milan mit großen Augen an, als er von seiner Beinahe-Heirat erzählte. "Magda?" hakte Lémar nach. "Magda von Karence? Ach du..."

Tasha sah Milan mit einem schrägen Lächeln an. "Das erklärt dann wohl, warum sie einen Tag nach dir weggelaufen ist. Ich schätze, sie hätte dich gerne geheiratet."

Lémar legte freundschaftlich eine Hand auf Milans Schulter. "Mein Lieber, du solltest aufpassen, dass du keinem aus der Familie derer von Karence begegnest, während du hier bist. Für sie bist du schuld daran, dass sie sich Sorgen machen müssen, gerade jetzt, wo die Morgensonne für Unruhe sorgt. Ach, und, wo wir gerade bei Sorgen sind... du hättest bei aller Eile einen Brief hinterlassen sollen. Deine Eltern haben nach deinem Verschwinden die Stadtwache alarmiert, und es hat über einen Tag gedauert, bis man herausgefunden hat, dass du weder entführt noch in einer dunklen Gasse abgestochen worden bist."

"Wir haben später über einen Freund bei der Stadtwache rausgefunden, dass du die Stadt verlassen hast. Bis dahin waren wir auch nicht sicher, ob dir was zugestoßen ist", erklärte Tasha. "Und du solltest noch was wissen... drei Tage nach deinem Verschwinden ist dein Vater ebenfalls abgereist. Gerüchten zufolge mit einem zwielichtig erscheinenden Geschäftspartner. Mehr weiß ich leider nicht."

Lémars Worte waren für Milan weitaus beunruhigender, als dies für Außenstehende erkennbar war. Denn sein Vater hätte sich niemals mit zwielichtigen Leuten eingelassen - Ehrlichkeit, Vertrauen, Menschenkenntnis und harte Arbeit, das waren die Tugenden, die er immer hoch gehalten hatte, und denen Milans Vater seiner eigenen Aussage nach auch seinen Erfolg verdankte.

Tasha sah ihn mit einem entschuldigenden Blick an. "Tut mir leid, dass wir keine besseren Neuigkeiten haben. Vielleicht... ich weiß nicht, willst du vielleicht erst nach Hause? Deine Mutter ist noch da, und ich... ich habe gesehen, dass ab und zu mal ein Heiler in euer Anwesen gegangen ist. Kann sein, dass es ihr nicht gut geht."

Nun war es wieder Lémar, der weitersprach. Mit einem leichten Schulterzucken erklärte er: "Wenn dir das alles zu viel ist und du lieber Ablenkung willst, können wir aber auch über diesen Gazriel oder die Morde oder die Morgensonne reden."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

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