Milan lächelte, als Maruiko seine Entschuldigung annahm. Ein wenig irritiert hörte er mit an, wie alle von Zeit und Druck sprachen und dahin und dorthin wollten, und sich ja doch wieder alle für eine andere Richtung entschieden. Sie waren ja schon einmal an so einem Punkt angelangt, aber eben wie Calfay sah er nicht, wieso es nicht möglich sein sollte, mit beiden zu sprechen, mit Tashas Kontakt und mit Acqueas, der ihn allerdings noch mehr interessierte. Immer wieder fiel zudem sein Name in der Verbindung mit dem Attentäter. Es schien gar ein wenig so, als würde Arue ihn am liebsten als Opferlamm auf den Präsentierteller setzen, und vielleicht war das sogar ein guter Plan. Milan sah jedenfalls keine Notwendigkeit darin, jetzt besonders vorsichtig zu sein. Ihre Aufgabe war ohnehin gefährlich und sie konnten jederzeit - jeder von ihnen - durch irgendwen getötet werden und sei es durch einen betrunkenen Bastard.
"Ich glaube, die Zeit dürfte nicht das Problem sein. Ich habe bereits um genügend Verpflegung und um Pferde gebeten. Sollten wir wirklich länger brauchen, würden wir mit den Tieren wesentlich schneller voran kommen und könnten so unseren Vorsprung wieder ausbauen. Zudem erscheint es mir sehr wohl wichtig mit beiden, dem Kontakt und Acqueas, zu sprechen, wobei ich Acqueas aus naheliegenden Gründen gerne noch mehr auf den Zahn fühlen würde. Und was die Stadt betrifft, liegt ihr nicht ganz richtig. Lémar, Tasha und ich sind sehr wohl betraut mit der Großen Feste und den Ecken, die die Wachen nicht kennen." Milan grinste seinen Freund an und wandte sich dann wieder an die ganze Gruppe. "Ich halte es für keine gute Idee, jetzt aus Zeitdruck eine Spur zu vernachlässigen, wo sie so dicht vor unserer Nase liegt. Natürlich werden wir vielleicht wieder auf einen Hinweis stoßen, der uns zu weiteren Hinweisen führt, aber das Problem haben wir seitdem wir in diese Misere geraten sind. Solltet ihr aber alle der Ansicht sein, dass sich nur einem Hinweis nachgehen lässt, wobei ich mich dieser Ansicht nicht anschließe, so entscheide ich mich für Acqueas. Allerdings muss ich es strikt ablehnen, bei diesem Mann einzusteigen. Überlegt doch mal, was passiert, wenn man uns dabei erwischt. Ich weiß nicht, wer von euch behaupten kann, ein Meistereinsteiger zu sein." Milan sah kurz zu Moandor wegen dessen Bemerkung hinüber. "Vermutlich keiner. Und wenn sie uns erwischen, haben sie alles Recht der Welt, uns sofort gefangen zu setzen, ganz gleich aus welchen Gründen wir es getan haben. Solange keine begründeter Verdacht besteht, sind wir die Verbrecher." Dieses Mal ließ sich Milan nicht von seiner Wut und seiner Sorge leiten, sondern versuchte die realen Bedingungen zu sehen, unter denen sie hier agieren mussten.
"Allerdings frage ich mich, ob eine Teilung der Gruppe wirklich so abzulehnen ist, wie ihr, Mika, Moandor, das getan habt. Natürlich sind wir alle in Gefahr, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir als geschlossene Gruppe bei Acqueas willkommen geheißen werden. Zumindest ich an seiner Stelle würde wohl eher ablehnend reagieren und den Zutritt verwehren, wenn da plötzlich eine ganze Mannschaft vor der Tür steht." Milan verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte nachdenklich. Es war ihm anzusehen, dass dies noch nicht der letzte Schluss der Weisheit für ihn war, denn auch wenn er das Problem der Zeit als nicht so drängend betrachtete wie Mika oder Arue, wusste er, dass es bestand und dass sie sich, sollten sie zu vielen - und dann womöglich kalten - Spuren folgen, verzetteln konnten.