Milan hatte schwer geseufzt, als Mika wie ein kleines Häufchen Elend am Ende ihres Gespräches gewirkt hatte. Er konnte ja nachvollziehen, dass sie vorsichtig sein wollte und dass sie auch alle vorsichtig sein mussten, aber es blieb nicht aus, dass sie als Gruppe nicht überall hingehen konnten, dass sie sich für ihre Nachforschungen auch ab und an trennen mussten. Schließlich aber ließ er es gut sein. Sie hatten verschiedene Ansichten und er ahnte, dass sich das sobald einfach nicht ändern würde. Trotzdem versuchte er, insbesondere nach dem wohltuenden Frühstück, einigermaßen gut gelaunt zu erscheinen, obwohl er eher in düsterer Stimmung war. Zum einen waren Waldemar und Beldin nicht mehr da - beide hätte er gerne an seiner Seite gewusst - und zum anderen wusste er nicht, was ihn bei Acqueas erwarten würde.
Deshalb war er auf dem Weg zu dem Mann, der diesen fragwürdigen Handel mit seinem Vater geschlossen hatte, zunächst recht ruhig, bis sie zu dem Haus mit den verschiedensten Farbflecken kamen. Er blieb völlig unvermittelt stehen, so dass die hinter ihm Hertrabenden eilig halten mussten oder gegen ihn prallten. Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als er all der Brände gedacht und auch all jener, die er wahrscheinlich gar nicht mitbekommen hatte. Ajur war genauso zerstreut gewesen, wie er damals, und ihre Art, nie aufzugeben und trotz des teilweise nach Bränden einsturzgefährdeten Hauses einfach weiterzumachen, hatte ihn stets ermutigt, auch einmal aus sich heraus zu gehen, auch wenn sein Vater das weniger begrüßt hatte. "Schade, dass wir kaum Zeit haben." Er grinste zu Mika hinüber. "Sonst hätten wir mal bei Ajur vorbei geschaut. Sie ist elfischer Natur, aber so experimentierfreudig wie unser Herr Gnom, dem wir unterwegs begegnet sind. Seht ihr den braunen Fleck dort? Ich kann euch nicht sagen, welches Experiment ihn hervor gerufen hat, aber ich weiß noch, dass es der erste Brand war, den ich bei Ajur gesehen habe. Ich war noch ziemlich klein - damals gab es allerdings schon unzählige Flecken - und habe ganz fasziniert auf das Feuer gesehen. Ajur hat es mit knapper Not gelöscht, einen kurzen Moment verzweifelt auf die 'Brandwunde' geblickt, mit den Schultern gezuckt und weiter gemacht. Und ein paar Tage später hatte sie die Spuren weitgehend beseitigt, bis nur noch dieser Fleck blieb. Manchmal frage ich mich, ob sie nicht oft vor diesem Haus steht, vor diesem Haus, das doch ein Zeichen all ihrer Tiefschläge ist, und denke, dass es sie doch fürchterlich demotivieren muss, zu sehen, wie ständig etwas schief geht. Und dann wiederum scheinen mir die Flecken alle Erinnerungen, Belehrungen zu sein, die sie nur weitergebracht haben." Er zuckte kurz mit den Schultern und ging so unvermittelt weiter, wie er stehen geblieben war.
Als sie an der Statue der Dana vorbei kamen, lief er ein Stück langsamer und meinte: "Diese Frau, die ihr da seht, hat sich selbst als angehende Göttin bezeichnet. Ob sie nach ihrem Tod wirklich zu einer Göttin geworden ist, weiß niemand genau. Es gibt zwar noch Leute, die daran glauben, aber die meisten halten es für eine alte und lustige Geschichte, auch wenn Dana unzweifelhaft viel für die Stadt getan hat. Und da nun" - Milan deutete auf das Haus von Acqueas. "müssen wir hin, obwohl wir uns vielleicht noch darüber einig werden sollten, wer mit mir das Gespräch mit Acqueas führt. Arue, ich meine, du hättest bereits darauf bestanden, mit mir ins Haus zu gehen. Wie wäre es dann, Moandor, wenn du mit Mika und Calfay in der Nähe des Hauses - möglichst unauffällig, aber das dürfte für dich sicher nicht schwer sein - wartest? Wir könnten ein Zeichen ausmachen, falls es Schwierigkeiten gibt." Milan ahnte, dass Mika wahrscheinlich dagegen sein und lieber mit hinein gehen würde, aber er fragte sich, ob es so günstig war, sie mit sich zu nehmen, wenn sie so leicht aus der Haut fuhr. Und Calfay und Moandor wollte er lieber als kampfstärkere Unterstützung haben, auch wenn eine Schreiberin und ein ... nun ja ... Informant sicherlich einiges mehr aus gesagten Worten heraus hören konnten. Andererseits war klar, dass Moandor draußen bleiben musste. Er war beim Thema Tarnung und schnelles und lautloses Eindringen in Häuser wohl wesentlich geschickter als alle anderen, wobei er noch nicht abschätzen konnte, wieviel Einbrecher in Moandor wirklich steckte.