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Autor Thema: Kapitel 2: Morgensonne  (Gelesen 131851 mal)

Beschreibung: Die Geschichte geht weiter...

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Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1395 am: 06.02.2011, 12:46:41 »
Milan war in den letzten Minuten damit beschäftigt gewesen, immer mal wieder leicht zu nicken oder den Kopf zu schütteln, sprach aber kein Wort, weil ihm nichts einfiel, wonach er Ajur hätte fragen können. Nur eines beschäftigte ihn: Wenn selbst Ajur nichts von dem Sonnenvolk wusste, wie lange mochte dann das Leben, dass die anderen und er früher geführt hatten, schon zurück liegen? Es mussten wohl tausende von Jahren sein. Dann aber war da die Frage, warum jetzt wieder alles von Neuem aufflackerte. Wer ihnen die Träume bescherte und warum? Wiederholte sich die Geschichte?

Ajurs Vorschlag klang vernünftig, denn es schien Milan, als würden sie langsam aber sicher den Zusammenhang zwischen all den Dingen, die passiert waren, verlieren. Für ihn ergab das alles kein Ganzes, ja nicht einmal ein Halbes. Denn immerhin waren Calfays und ja auch Waldemars Träume völlig ab von den Geschehnissen zwischen Marushan, Shemiya und Aliya. Wiederum schüttelte er den Kopf. Sie hatten mal wieder nicht mehr als weitere Fragen gefunden. Er hoffte, Eretria hatte mehr Glück auf ihrem Weg.
Wenn der Glaube vorhanden ist, kann man selbst einen Heringskopf anbeten.

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1396 am: 06.02.2011, 14:27:23 »
Nachdem klar war, dass Ajur den Gefährten nicht weiter helfen konnte, verabschiedeten sie sich von der Elfe. Ajur wies noch einmal darauf hin, dass sie die Tränke sicher noch eine Zeit vorrätig haben würde - für den Fall, dass sie es sich noch einmal überlegen sollten. Dann kehrte die kleine Gruppe zurück zu Milans Anwesen.

Eretria war offensichtlich noch nicht zurück gekehrt. Dafür kam Karol auf den jungen Hausherrn zugerannt - etwas, das Milan in all den Jahren vielleicht eine Hand voll Male erlebt hatte. Im Gesicht des Haushofmeisters konnte er sehen, dass der Mann ihm etwas äußerst unangenehmes zu sagen hatte.

"Junger Herr, junger Herr!"

Er winkte mit seiner Hand, ganz so, als hätte Milan ihn nicht schon längst bemerkt. Als Karol bei der Gruppe angekommen war, war sein Kopf hochrot - doch Milan ahnte, dass das nicht nur an dem kurzen Spurt lag, den er hinter sich hatte. "Junger Herr, ich muss mit euch reden. Unter vier Augen."

Ohne allzu sehr auf die Etikette zu achten, griff er Milans Arm und zog ihn mit sich, einige Meter von der Gruppe weg. Erst jetzt bemerkte Milan, dass Karols Hände zitterten. Der Mann war vollkommen außer sich, und Milan meinte sogar, Tränen in seinen Augen zu erkennen.

"Junger Herr, ich... oh bei allen Geistern, wie soll ich das nur sagen?"

Er schüttelte den Kopf, und blickte zu Boden - eine Geste, die zeigte, wie sehr ihn beschämte, was er zu sagen hatte. "Ich habe mit dem Vertreter eures Vaters gesprochen, wegen der Verpflegung und der Pferde und... und..."

Wieder machte er eine Pause, und schluckte hart. "Euer Vater... er hat euch enterbt. Travodor hat versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen, doch der Herr Tirkesson ist so wütend geworden, dass Travodor es mit der Angst zu tun bekommen hat. Er hat noch niemandem davon erzählt, in der Hoffnung, dass euer Vater nach seiner Rückkehr wieder zur Besinnung kommt. Euer Vater hat die schriftliche Anweisung hinterlassen, dass ihr nichts aus seinem Besitz bekommen sollt, nicht einmal leihweise."

Kurz fiel der Blick des Haushofmeisters auf das Gebäude. "Bitte, eure Mutter darf nichts davon erfahren. Sie würde das nicht verkraften."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1397 am: 06.02.2011, 14:55:09 »
Milan, der den ganzen Weg über gegrübelt hatte, trat seinem Haushofmeister entgegen und versuchte ihn erst einmal zu beruhigen, doch dieser zog ihn bereits von den anderen weg und was er ihm mitteilte, ließ Milan erstarren. 'Nun gut, es ist ja nicht so, als hätte Vater keinen Grund dazu gehabt. Aber dass er es tatsächlich tut, hatte ich nicht für möglich gehalten.' Milan lächelte, was auf Karol wohl ziemlich absurd wirken musste. "Mika hatte wohl Recht, aber wir haben ja noch nicht zuviel Zeit vergeudet." Dann sah er den Haushofmeister ernst an. "Hier, Herr Karol, nehmt das und besorgt mir bitte abzüglich fünf Kupfer für Eure Bemühungen alles, was Ihr an Proviant auftreiben könnt. Zumindest das bin ich meinen Gefährten schuldig, auch wenn es nicht viel sein wird."

Mit diesen Worten und dem Geld, das er Karol reichte und was alles war, was er noch besaß, machte Milan deutlich, dass er fortan nicht mehr zum Hause Tirkesson gehörte und Karol ihm deshalb nicht mehr dienen geschweige denn ihm einen Gefallen tun musste. Dann entfernte er sich von dem Haushofmeister, um zu der kleinen Gruppe zurück zu kehren, als wäre nichts gewesen. In Milan war nichts mehr außer einer schmerzenden Leere. Er hatte alles falsch gemacht - zumindest war es falsch gewesen, von zuhause fortzugehen. Und unter diesem Aspekt schienen alle Dinge, die auf dieser Entscheidung beruhten, als ebenso schlecht und nicht richtig. "Gehen wir rein und warten auf Eretria. Karol besorgt unterdessen schon etwas Proviant für unsere Reise. Sollten wir nichts mehr vorhaben, ist es wohl das Beste, wenn wir morgen aufbrechen. Pferde kann das Haus Tirkesson wohl im Moment nicht entbehren."

Milan ließ sich nichts von dem anmerken, was Karol noch zu ihm gesagt hatte, sondern ging voran zurück ins Haus. Von dieser Sache mussten die anderen nichts wissen. Er wollte nicht verstecken, dass er nicht mehr reich war und seine vollmundigen Versprechungen nicht halten konnte. Nein, im Gegenteil, es wäre seine Chance gewesen, aus dem Schatten seines Vaters zu treten und der arme Bettler zu werden, der er eigentlich innerlich war. Aber es war nicht die Zeit für seine persönlichen Probleme. Sie mussten weiter und das Mädchen finden und diesem ganzen Spuk ein Ende bereiten, bevor noch jemand wesentlich mehr zu Schaden kam als er.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1398 am: 06.02.2011, 16:07:01 »
Karol starrte Milan einige Sekunden fassungslos an, und schien den Beutel in seiner Hand gar nicht wahrzunehmen. Irgendwann wandte er sich dann ab, und ging in Richtung des Tores - nicht aber, ohne sich noch einige Male nach Milan umzudrehen.
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Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1399 am: 06.02.2011, 17:21:52 »
Moandor hatte in Ajurs Haus die meiste Zeit still da gesessen und seinen Tee getrunken. Es war offensichtlich, dass er kein großes Interesse an den wirren Ideen der merkwürdigen Frau hatte, trotzdessen schien er jedoch aufmerksam zugehört zu haben.

Auch auf dem Rückweg blieb der junge Mann eher ruhig und besah die Straßen, durch welche die kleine Gruppe schritt mit großem Interesse. Moandor machte den Eindruck als hätte er keine Schwierigkeiten damit den ereignisreichen Morgen hinter sich zu lassen und so zu tun als wäre es ein ganz normaler Tag ohne Zaubersprüche, Attentäter, Festnahmen und zwielichtigen Händlern.

Als der Mann namens Karol auf die Gruppe und Milan insbesondere zugelaufen kam runzelte Moandor die Stirn. Er sah den beiden hinterher als sie sich von der Gruppe entfernten und Karol dem jungen Tirkesson wohl etwas wichtiges zu erzählen schien. Einen Augenblick schien Milan von Karols Worten geschockt zu sein, doch dann lächelte der junge Mann und Moandor wandte sich schulterzuckend von der Szene ab, es schien wohl doch nichts Wichtiges zu sein.

Das das Haus Tirkesson ihnen keine Pferde bereitstellen könnte ließ ihn ebenfalls kalt, wahrscheinlich gab es gerade nicht genug, die man erübrigen konnte. So fragte Moandor auf Milans Eröffnung hin "Das ist schade. Und wo werden wir sie uns statt dessen kaufen? Ich hatte bisher das Gefühl es gebe nur Pferde bei Eurem Vater Milan, jedenfalls kennen die Leute die ich fragte wohl keine andere Anlaufstelle dafür."

Moandor lächelte freundlich. Für eine humorvolle Betrachtung seiner vermeintlichen Spionagetätigkeit gegen Milans Familie sollte wohl inzwischen genug Gras über die Ereignisse des Morgens gewachsen sein. Darüber hinaus war es nicht verkehrt die Stimmung ein wenig aufzulockern, immerhin sah es so aus, dass Moandor mit diesen Leuten nun eine ganze Weile zusammen bleiben würde und er hatte keine Lust die ganze Zeit zwischen Gefahr und stummer Betroffenheit dahinzuschreiten, wenn dabei die Freuden des Lebens auf der Strecke blieben.

Calfay Rin

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1400 am: 06.02.2011, 19:34:15 »
Bei all den Informationen die Ajur ihnen gegeben hatte war Rin damit beschäftigt über alles nachzudenken und es sich zu merken. Das war doch höchst interessant, wenn sie das meiste auch nicht verstand. In dieser Hinsicht hatte es sich also gelohnt diesen Ausflug zu machen. Nur was war eigentlich mit diesem Acqueas? Was hatten Milan und seine Begleiterinnen von ihm erfahren? Sie wollte gerade fragen, als er von dem aufgeregten Hausmeister entführt wurde. Stattdessen fragte sie Mika, die sowieso gerne zu reden schien. "Da der Zauber nun weg ist, wie lief das Gespräch mit Acqueas?"

Es dauerte nicht lange, da war Milan zurück und verkündete dass sie wohl keine Pferde bekommen würden und deshalb bald aufbrechen sollten. Wie nun, abreisen, nicht abreisen oder Reittiere kaufen? Ihr schien dass man sich nie sicher sein konnte, ständig veränderte sich die Situation. Vielleicht war es das Beste wenn sie sich später in Ruhe darüber unterhielten was sie machen wollten.

Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1401 am: 06.02.2011, 20:11:05 »
Als Eretria die Worte des Geistes auf ihre Frage vernahm, überlief es sie kalt. Was passiert hier? Die Geweihte war sichtlich verwirrt und sie musste sich erst fangen, bevor sie die Frage von Rymual beantworten konnte.
"Nein, Nein, eure Anwesenheit hat nichts mit der Antwort zu tun. Wie ich bereits sagte, sind die Antworten auf solche Fragen immer rätselhaft." Die Antwort Eretrias kam tonlos. Sie schien fast mechanisch zu sprechen und erst langsam schien sie wieder in das Zimmer zu finden. Plötzlich hatte sie eine Vermutung und sie schaute die drei anderen Personen in dem Zimmer an. "Oder habt ihr gar nicht gehört, was der Geist mir geantwortet hat?"

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1402 am: 06.02.2011, 20:24:12 »
Irritiert sahen sich Eretrias Begleiter an. "Hast du denn überhaupt eine Frage gestellt?" erwiderte Lémar, dem die Verwirrung anzusehen war.
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Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1403 am: 06.02.2011, 20:52:12 »
Eretria nickte zögerlich.
"Verzeiht mir, ich mache so etwas zum ersten Male. Ich wusste nicht, ob ihr seht oder hört, was passiert oder gefragt wird." Die Worte der Geweihten klangen tatsächlich entschuldigend. "Ich habe die Frage gestellt, die wir besprochen haben. Ich habe nur eine Ergänzung der Frage vorgenommen, weil mir nicht klar war, ob unsere Formulierung deutlich genug war. Gefragt hatte ich folgendes: Was müssen wir tun, um den Attentäter dingfest zu machen, der in der Großen Feste Anschläge verübt? Ich hatte die Große Feste noch hinzugefügt, damit wir auch von diesem Attentäter erfahren und nicht vielleicht von einem anderen in einer anderen Siedlung."
Fast schien es, als sei die Frau am Ende ihrer Erzählung angekommen. Sie wirkte erschreckt und genau dies war sie auch. "Wie ich schon sagte, sind die Antworten dann möglicherweise verschlüsselt. Tatsächlich so wie in den alten Geschichten." Die Frau lächelte Rymual kurz an und eine Traurigkeit war in ihrem Blick, der erst deutlich machte, wie erschüttert die Frau war. Die nächsten Worte kamen sehr leise:
"So hört, was mir geantwortet wurde:" Die Frau versuchte in ihrer Stimme, den Ton zu treffen der Stimme, die ihr geantwortet hatte, um so deutlich zu machen, dass es nicht ihre eigenen Worte waren, die sie nun sprach.
"Geweihte! Du fragst nach einem Leben, wo zwei sind.
Er, der wie ein bleicher Wolf den Tod bringt
Den Treueschwur erfüllt, den du ihm abgenommen,
Bevor dein erstes Licht verglommen.

Dann der Beschützer, der schwache Geist,
Erfüllt von einer Seele, die sich selbst kasteit,
Getrieben von Sehnsucht nach Vergeben und Vergessen,
Von unerklärlicher Schuld zerfressen.

Den Jäger erreichst du nur in seiner eigenen Welt!
Er folgt der Spur auf dem ewigen Schlachtfeld.
Das Herz der Schuld spürt die Liebe nicht mehr,
Denn es glaubt, es ist ihrer nicht wert.

Den bleichen Wolf zu jagen wird nicht gelingen!
Doch kannst du ihn vielleicht zu dir bringen."

Milan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1404 am: 06.02.2011, 21:03:26 »
Milan zuckte deutlich zusammen, als Moandor ihn bezüglich der Pferde ansprach. Was sollte er nun sagen? Dass er unmöglich soviel Gold aufbringen konnte, um ein Pferd zu kaufen? "Wir sollten im Haus weiter beraten und möglichst noch auf Eretria warten, bis wir neue Pläne schmieden. Hören wir uns erst einmal an, was sie erfahren hat." Milan wich damit der Frage Moandors nach den Pferden aus und hoffte, er würde nicht weiter nachbohren. Aber irgendwann musste sich Milan mit der Tatsache beschäftigen, dass er von Pferden gesprochen hatte und nun niemals in der Lage wäre, sie zu besorgen.
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Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1405 am: 06.02.2011, 21:06:29 »
Die beiden Geschwister sahen Eretria noch immer irritiert an. Tasha ging schließlich zu Eretria, und legte ihren Arm um sie. "Ist alles in Ordnung?" fragte sie leise. "Kann ich etwas für dich tun?"

Währenddessen war in Rymual der analytische Geist erwacht. "Das heißt also, ich habe gar nicht so schlecht gelegen. Zwei Persönlichkeiten in einem Körper. Und der Mörder lebt in seiner eigenen Welt, nämlich der des Traumes. Jedenfalls, wenn ich mit meiner Vermutung des Schlafwandelns recht habe. Und in seiner Welt kannst du ihn -"

Plötzlich stockte der Wachmann, und seine Stirn legte sich in Falten. "Den Treueschwur erfüllt, den du ihm abgenommen."

Er starrte die Geweihte einige Sekunden an, bevor er weiter sprach. "Was bedeutet das?"
« Letzte Änderung: 06.02.2011, 21:07:00 von Sternenblut »
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Mika

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1406 am: 06.02.2011, 21:21:34 »
Ein klein wenig verärgert war Mika darüber, dass diese besonderen Mixturen soviel Geld kosten mussten. Sie hätte es gerne einmal versucht. Aber unter den Umständen war es unmöglich. Sie hatte schlichtweg nicht das Geld dafür.
Auf dem Weg zurück zum Haus der Familie Tirkesson überlegte die Bardin nochmal, ob sie nicht vielleicht den Auftrag abbrechen sollte und bei Acqueas einsteigen. Doch neben ihrer Vernunft gab es einen zweiten Grund, warum sie diese Überlegungen verwarf. Es waren ihre Träume, die am guten Schluss den Ausschlag gaben, denn sie wollte wissen, wie es in den Träumen weiter ging und ohne Milan und Eretria würden ihr viele Informationen verloren gehen, denn aus den Träumen ihrer Gefährten konnte sie auch Wissen über Shemiya schöpfen. Außerdem interessierten Mika ebenso die alten Leben von Calfay, Eretria und Milan.
Die Geschichten aller Traumgestalten, dies nahm sich Mika vor, würde sie aufschreiben, damit wirklich nichts verloren ging, wie Ajur zu bedenken gegeben hatte.

Als die Gruppe das Elternhaus von Milan erreicht hatte, war sich Mika sicher, dass sie der Gruppe folgen würde und ihre Wünsche unter diese stellen würde, so schwer das auch werden würde.
Doch ehe sich Mika aller anstehenden Schwierigkeiten bewußt machen konnte, kam Karol und weckte ein neues Interesse. Auch die Bardin schaute zu Milan und Karol rüber, als diese in sicherer Entfernung sprachen. Was vorging, blieb für Mika aber ebenso ein Geheimnis, wie für die übrigen Umstehenden.
Ebenso blieb es für Calfay noch ein wenig länger ein Geheimnis, was bei dem Gespräch mit Acqueas herausgekommen war, weil Milan inzwischen wieder zurückkehrte und verkündete, dass die Gruppe doch keine Pferde gestellt bekommen würde.
Kurz machte sich bei Mika das Gefühl von Genugtuung breit, als sie erfuhr, dass ihr Drängen vollkommen berechtigt gewesen war. Kurz überlegte sie auch, ob sie es Milan nochmal sagen sollte. Doch ihr erschien das nicht sehr klug und außerdem hatte Milan seinen Fehler auch eingesehen gehabt.
Statt weiter auf das Problem mit den Pferden einzugehen, wandte sich Mika beim Weg in das Haus an Calfay, die ihr eine Frage gestellt hatte: "Bei diesem Acqueas haben wir leider kaum etwas in Erfahrung gebracht. Eigentlich gar nichts Wichtiges. Erst war Milan gescheitert, weil Acqueas nach einem Nachweis für die Teilnahme von Milan an dem Geschäft seines Vaters verlangte. Dann scheiterte ich dabei, ihn ein wenig aus der Reserve zu locken. Ich hatte gehofft, dass der Bursche vielleicht ein wenig unbehagen zeigen würde, wenn ich ihn zum Lügen zwingen würde, aber der Bursche war nicht zu knacken. Der dritte Versuch war es, unsere Hilfe anzubieten, aber wir erfuhren nicht viel. Wir sollten eine Art Artefakt in die Wolfssteppe bringen. Er hatte uns einen fürstlichen Lohn versprochen, jedoch haben wir uns offenbar dagegen entschlossen diesen Auftrag durchzuführen. Arue und Milan hatte zumindest kein großes Interesse. Ich muss derweil sagen, dass ich dieser Gruppe folgen werde, egal wie verlockend manches Angebot auf dem Weg sein mag." Die letzten Worte sprach die Bardin mit großer Überzeugung.
Mehr als du glaubst.

Rex Macallan

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1407 am: 06.02.2011, 21:40:16 »
"Wenn ihr eine hübsche junge Pferdehändlerin kennt, dann kann ich sicher einen guten Preis erzielen." meinte Moandor zuversichtlich, vertiefte das Thema "Pferde" aber dann auch nicht weiter.

Mikas Ausführungen ließen ihn aufhorchen "Acqueas handelt oder sucht nach Artefakten? Das ist interessant, aber es hilft uns wohl im Augenblick nicht weiter. Wenn ihr nichts aus ihm herausbekommen habt, dann habt ihr Euch sicherlich etwas umgesehen. Ihr ward zu dritt er konnte nicht all Eure Finger und Augen gleichzeitig beobachten. Was für Dokumente lagen auf seinen Tischen, konnten ihr irgendwo hineinschauen oder etwas mitnehmen?"

Moandor schaute Mika und die anderen gespannt an, so als würden sie ihm das Ende einer spannenden Geschichte vorenthalten. Denn tatsächlich war das erkunden von Geheimnissen genau die Sache, die ihm am meisten Gefallen an seiner Beschäftigung machte. Doch seine Stimme hatte auch einen fordernden Unterton, nicht unhöflich aber doch bestimmt. Seine Beschäftigung mochte ihm Gefallen bereiten, aber das bedeutete nicht, dass er sie nicht ernst nahm oder sie nur mit sporadischem Interesse verfolgte.


Eretria

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1408 am: 06.02.2011, 21:49:24 »
Eretria nahm die Umarmung von Tasha gerne an und so merkte die Frau, wie die blonde Geweihte zitterte. Sehr leise antwortete sie Lémars Schwester. "Ich habe Angst, Tascha." Sie wandte sich zu Rymual, behielt aber die Nähe zu Tasha bei. Fast so als brauchte sie diese Stütze.
"Außer meinem Verlobten hat mir niemand etwas geschworen. Ich habe keine Ahnung, was dies bedeutet. Fast scheint es mir, als würde ich in ein anderes Leben gezogen, in dem es Leute gibt, die etwas anderes in mir sehen." Einen Augenblick presste sie ihre Lippen fest aufeinander und eine Träne ran der Frau über die Wange. "Ich dachte immer, dass mein Leben in geordneten Bahnen verlaufe. Dass ich über den Verlauf bestimmen würde. Ich wurde Geweihte von Mutter Sonne und den Zwei Monden, ich ging nach Himmelstor, um mein Wissen zu erweitern und schließlich verliebte ich mich in mein Licht und meinen Schatten Milan." Zärtlich klangen die letzten Worte, doch dann schüttelte sie den Kopf. "Aber jetzt scheint es so, als würde alles verschwimmen, als stimme nichts mehr. Diese Vision ist nicht der erste Moment, wo jemand sagt, ich sei jemand anderes. Ich müsse mich nur erinnern!"
Die Gewihte blickte Rymual an. "Als wir zwischen hier und Himmelstor waren, sind wir auf die Banditen der Morgensonne gestoßen. Der Anführer dieser Banditen hat auch behauptet, ich sei jemand anderes. Ich müsse mich nur daran erinnern. Nur diesem Umstand verdanken wir vielleicht unser Leben. Aber ich kann mit all diesen Dingen nichts anfangen, Rymual. Ich bin Eretria und ich habe niemanden einen Schwur abgenommen, der jetzt mordend durch diese Stadt zieht."

Sternenblut

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Kapitel 2: Morgensonne
« Antwort #1409 am: 06.02.2011, 22:49:53 »
Rymual war sichtlich erschrocken über Eretrias Worte. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Bedrängnis bringen. Ich versuche nur, zu verstehen, was hier vor sich geht."

Er kratzte sich am Kinn, und wieder zog sich seine Stirn in Falten. "Wenn ich das richtig sehe, hat unser Attentäter ein ganz ähnliches Problem wie du. Gazriel hat eine fremde Persönlichkeit in ihm erweckt, und er war zu schwach, sich dem zu widersetzen."
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