Eretria schaute wenig glücklich aus, als Lémar ihr das Reden überließ. Sie setzte sich erst an den Tisch neben ihren Verlobten und ordnete ihre Kleidung umständlich. Fast schien es, als wollte die Frau Zeit gewinnen, bevor sie mit ihrem Bericht anfing. Doch dann schien auch der letzte eingebildete Flusen vom Kleid der Geweihten verschwunden zu sein und sie wendete sich an ihre Freunde und Begleiter.
"Das Gespräch mit Tashas Informant war sehr gut. Ich glaube tatsächlich, dass ich wichtige Informationen erhalten habe und möglicherweise halten wir die Lösung für die Anschläge in der Großen Feste bereits in Händen, ohne uns dessen bewusst zu sein."
Eretria wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und biss sich auf die Lippen, als sie überlegte, wie sie fortfahren sollte in dem Bericht.
"Der Kontakt, es ist ein Wachmann der Stadt, konnte mir einige interessante Dinge über den Attentäter erzählen. Die Wache kennt den Namen des Mannes. Auch weiß sie wo er vorher gelebt hat. Bis vor einiger Zeit war r ein einfacher Kanalreiniger, der die Abwasserkanäle der Großen Feste reinigte. Ziemlich sicher versteckt er sich auch nun dort unten. Da er sich in dem Gewirr der Gänge sehr gut auskennt, dürfte es ein Ding der Unmöglichkeit sein, den Mann dort unten zu finden. Die Stadtwache dürfte kaum eine Chance haben. Sie bemüht sich zwar von den Zwergen, die die Kanäle erbaut haben, Pläne zu erhalten. Aber ob dies helfen wird, weiß Mutter Sonne alleine und selbst dann wird es noch sehr lange dauern bis der Mann gefunden ist. Wir alle waren uns einig, dass es wohl schwer möglich sein wird, den Mann zu finden und an seinem Tun zu hindern."
Wieder stoppte die Geweihte, bevor sie nach einem kurzen Blick zu Tasha und Lémar weiter erzählte. "Trotzdem scheint es eine Möglichkeit zu geben, den Mann mit dem Namen Irya Loarcan zu finden. Ich habe dem Mann der Stadtwache für seine Informationen meine Hilfe angeboten. Die bestand darin, dass ich Mutter Sonne und die Zwei Monde fragte, wie der Mann gefangen werden könnte. Ich habe die Möglichkeit derartige Fragen zu stellen, doch sind die Antworten nicht so eindeutig, wie sie sein könnten, sondern möglicherweise ein Rätsel, was erst gelöst werden muss. So ist es auch bei dieser Antwort, die ich erhielt. Ich fragte Mutter Sonne und die Zwei Monde Folgendes: ..."
Wieder strich die blonde Frau nervös über ihr Kleid, dann begann sie erneut.
"Gefragt hatte ich auf Wunsch der Stadtwache: Was müssen wir tun, um den Attentäter dingfest zu machen, der in der Großen Feste Anschläge verübt? Die Antwort lautete:
"Geweihte! Du fragst nach einem Leben, wo zwei sind.
Er, der wie ein bleicher Wolf den Tod bringt
Den Treueschwur erfüllt, den du ihm abgenommen,
Bevor dein erstes Licht verglommen.
Dann der Beschützer, der schwache Geist,
Erfüllt von einer Seele, die sich selbst kasteit,
Getrieben von Sehnsucht nach Vergeben und Vergessen,
Von unerklärlicher Schuld zerfressen.
Den Jäger erreichst du nur in seiner eigenen Welt!
Er folgt der Spur auf dem ewigen Schlachtfeld.
Das Herz der Schuld spürt die Liebe nicht mehr,
Denn es glaubt, es ist ihrer nicht wert.
Den bleichen Wolf zu jagen wird nicht gelingen!
Doch kannst du ihn vielleicht zu dir bringen."
Die Frau blickte alle ziemlich ratlos an. "Ziemlich blöd, nicht wahr?" Ein gewisses Maß an Humor lag in der Antwort und sie lächelte dabei sogar.