Shadi kann den Finger einfach nicht auf die Unstimmigkeit legen, die sie bemerkt hat.
Stattdessen hat sie nur dieses nagende Gefühl, etwas liefe nicht richtig. Im Anbetracht ihrer Situation liegt sie da vollkommen richtig und solte sich deswegen nicht wundern. Wäre da nicht ihr Instinkt, auf dem sie sich zu verlassen gelernt hat, sähe sie einfach über ihre innere Unruhe hinweg.
Was auch immer sie trägt, ist nicht böswillig, soviel scheint klar zu sein. Ob es sich um Tier handelt, ist dagegen fraglich. Ebenso, wie so etwas Titanisches überhaupt existieren kann. Wovon soll es sich ernähren?
Die Forscherein für ihren Teil scheint ihr nur mit halben Ohr zuzuhören. Für sie sind wahrscheinlich nicht die Fragen, sondern die Lösung wichtig. Ihre rationale Sicht der Dinge ist beruhigend. Die Information, mit dem Schiff auf einem Lebewesen gestrandet zu sein, scheint sie außerhalb der Sicht des Gelehrten nicht zu kümmern.
Davis läuft die paar Schritte zum Kapitän hinauf. Demonstrativ legt der Halbling von seiner erhöhten Position aus eine Hand aufs Steuerrad. Unter seinem Dreispitz funkeln misstrauische Augen.
Der glücklose Barde vermag leider nicht abzuschätzen, wie lange die Insel noch steigen wird. Kein Ergebnis, was ihn in den Sinn kommt, stellt ihn zufrieden. Einzig sicher ist, dass es bei gleichbleibender Geschwindigkeit noch Stunden dauern wird, bis sich die komplette Landmasse aus dem Meer geschält hat.
Dementsprechend sagt er dem Kapitän lieber, was er weiß. Bei der Erwähnung von Gold blitzt es in Harnaby Augen. Er verlagert sein Gewicht und mustert den immer noch tropfenden Barden. Erst nach längerer Verzögerung antwortet er mit leicht schiefgelegten Kopf: "Gold, ja?"
Nachdenklich stiert er auf die Insel herab. Dann plustert er sich auf und poltert direkt in Davis Ohr:
"Alles klar, Männer! Sieht so aus, als sei die Insel sicher. Vielleicht können wir unseren geschätzten Passagieren ja sogar etwas unter die Arme greifen."
Sein Blick tastet über die Mannschaft, dann addressiert er einen sommersprossigen Jüngling von schlaksiger Gestalt: "Smion, du bist der beste Schwimmer! Siehst doch, dass der arme Kerl völlig durchgefroren ist. Warum bist du nicht längst im Wasser und machst dich nützlich, hm?"
"Aber Käpt´n, du hast doch gesagt, ich soll die Minze wegschaffen!"
"Ach, und damit endet dein Dienst, eh? Demnächst willst du noch spezielle Vergüterung, wenn du Gudbrash ablösen sollt, hm? Vielleicht ein Strauß schwarzer Lotus? Oder sehnst du dich nach Deck schrubben?"
Der Junge blickt zu Boden und scharrt mit den Füßen.
"Nein, Käpt`n! Ich tu, was man mir sagt!"
"Selber denken, Junge! So kommst du doch nie weiter! Herrje, was soll bloß noch aus dir werden?"
Kopfschüttelnd betrachtet Harnaby seinen Angestellten wie ein Vater seinen missratenen Spross.
"Ich will dir doch nur helfen, Sohn!"
"Ich weiß, Käpt´n..."
"Warum hast du das Seil dann immer noch nicht umgebunden?"
Smion blickt zu den beiden alten Seebären herüber, die immer noch das Tau halten und ihn anlächeln. Einer winkt freundlich.
"Ähm...ich will niemanden beleidigen, aber..."
"Schon wieder Sonderwünsche, Smion?"
"Nein, Käpt`n!"
Schicksalsergeben beginnt er, sich das Hanfseil umzubinden. Er verzieht das Gesicht, als sich die kalten Fasern um seine Nieren liegen. Trotzdem macht er keine Anstalten, sich stärker zu isolieren.
Von unten schallt Senestas Stimme zum Halbling hoch. Dieser reckt sich, um sie sehen zu können.
"Aha! Wie das funktionieren soll, könnt ihr mir ja später erklären."
Sein Blick signalisiert deutlich, dass er die Magierin für einen akademischen Querkopf hält, der sowieso keine Ahnung hat, wie er sich in der weiten Welt zurechtfinden soll. Dementsprechend reagiert er auf die eigentlich wichtige Information, dass sie früher oder später wieder Fahrt aufnehmen können:
"Wisst Ihr, junge Dame, Zeit ist Geld! Je länger wir hier festsitzen, umso eher reißt mir der alte Lathinier den Kopf ab. Den werden schwimmende Insel nicht interessieren!"
Er blickt kurz nach links oben, dann setzt er nach:
"Natürlich wirkt sich diese unglückliche Verzögerung auf Eure Reisepauschale aus. Als Mitglieder der Besatzung muss ich Euch leider einen Obolus abverlangen, um die nötigen Instandsetzungen im vernünftigen, anteiligem Maße finanzieren zu können. Ich bitte um Euer Verständnis."