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Autor Thema: Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...  (Gelesen 26633 mal)

Beschreibung: Cyparus` Ankunft

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Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #225 am: 08.08.2010, 00:56:25 »
Trockene Wärme, Nahrung und Schlaf. Wieder einmal wird Cyparus klar wie sehr der Mensch doch von diesen Dungen abhängig ist. Allerdings erinnert er sich an einen seiner Meister der Tagelang ohne Nahrung auf dem höchsten Gipfel der Berge meditiert hatte, und hinterher noch nicht mal einen erschöpften Eindruck gemacht hatte. Wahrscheinlich war er einfach noch nicht so weit, hatte noch nicht die tiefe der Weisheit erreicht. Und dennoch schien er das Erlebte besser hinter sich gebracht zu haben als Shadi. Kurz beobachtet er sie im Schlaf. Sie schien den Verlust des Armees irgendwie zu verkraften, kein Wort der Klage hatte er von ihr gehört. Kurz überlegt er sie zu wecken, entscheidet sich dann aber dagegen. Der Gesang kommt ihm so langsam doch merkwürdig vor.
Langsam um vorsichtig um Shadi nicht zu wecken erhebt er sich von dem Pilz und schaut sich nochmal richtig in dem Raum um in dem sie sind. Gibt es eine Möglichkeit nach draussen zu schauen? Ansonsten würde es vielleicht helfen den Kopf in den Eingang zu halten um die Stimmen zuordnen zu können.
« Letzte Änderung: 08.08.2010, 00:56:36 von Cyparus »

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #226 am: 12.08.2010, 20:10:56 »
Shadi schläft unverändert tief, so sehr sich Cyparus auch regt. Sie ist wahrscheinlich viel zu ausgelaugt, um auf den fremdartigen Gesang zu reagieren, der ihn untest werden lässt. Leider gibt es keine Möglichkeit, von ihrer Schlafstatt aus etwas zu erkennen. Fenster suchte man in Uuhicath vergeblich und tut es in Qioaah noch. Ferner mangelt es an direkt zugänglichen Ein- und Ausgängen. Ringsum straft grauer Stein seinen suchenden Blick mit Gleichgültigkeit.
Wenn er die Quelle der Stimmen hören und sehen möchte, müsste er sich hinaus in das warme Küstenwasser begeben. Im Vergleich zu den Tiefen des Vergessenen Ozeans geradezu paradiesisch, jedoch würde es der sich gerade erst durchsetzenden Trockenheit einen sofortigen Abbruch bescheren.
Versuchshalber hält er sein Ohr nah an die Oberfläche des Zugangsschachts. Womöglich kann er so genaueres feststellen, ohne sich gleich wieder in die Nässe begeben zu müssen. Es ist ohnehin fraglich, ob das überhaupt lohnenswert wäre. Wer weiß, was da vor sich geht. Eventuell ist es ein völlig normales Geschehen, das deswegen auch keine hörbaren Resonanzen seitens der Anwohner hervorruft. Unheimlicher, nächtlicher Gesang sollte besonders zu Kriegszeiten zu Aufruhr und Verwirrung führen.
Von draußen tönt nichts dergleichen bis an seine Ohren. Einzig der befremdliche Choral ist deutlich zu vernehmen. Schnell stellt sich die Vorstufe dessen ein, was bei weniger ausgeglichenen Menschen als Frustration beginnen und in Versagen enden würde. Je mehr er sich auf einzelne Stimmen und Worte zu konzentrieren versucht, desto eher vermengen sich die Klänge zu einer einzigen, sphärischen Melodie. Einzelne Bestandteile sind nicht mehr erkennbar.
Nach einer Weile bemerkt er, dass er die ganze Zeit über die Luft angehalten hat. Hastig füllt er seine Lungen mit Atemluft. Ein Blinzeln weckt ihn aus dem Bann, in den er gezogen wurde. Es fühlt sich an wie damals, als er dieses hübsche Mädchen das erste Mal sah, die seine „erste große Liebe“ werden sollte. Er war wie verzaubert, als sei er in eine tiefe und doch bewusste Meditation versunken. Wer diesen Gesang auch anstimmt, unterhaltende Zwecke verfolgen sie dabei nicht.
Für einen Moment glaubt er, das Rätsel gelöst zu haben. Der Gedanke ist zum Greifen nah, doch als er die mentale Hand danach ausstreckt, entgleitet er in die Tiefen seines Unterbewusstsein. Zurück bleibt eine vage Ahnung, etwas Außergewöhnliches mitzuerleben. Dort draußen geht etwas vor, das nichts mit dem bevorstehenden Gemetzel zu tun hat.
Hinter ihm regt sich Shadi leise murmelnd, den Armstumpf eng an sich gepresst.

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #227 am: 14.08.2010, 14:06:22 »
Gesänge die Gefühle hervorrufen, und Männer in den Wahnsinn treiben. Er hatte es geschafft sich dagegen zur Wehr zu setzen, aber die Gesänge hielten an. Auch schien Shadi davon nicht betroffen zu sein.  Also schien es wirklich nur die Männliche Bevölkerung zu betreffen. War es nur ein Ritual der Locatha Weibchen, ähnlich den Lockrufen im Tierreich, die Paarungsbereitschaft anzeigten oder war es ein feindlicher Angriff. Was es auch war, seine Neugier war geweckt. Um seine frisch getrockneten Wunden vor dem gröbsten Salzwasser zu schützen wickelt er sich erneut die alten Bandagen fest um den Bauch[1]. Anschließend reißt er ein Stück aus dem Schlafpilz um es sich in die Ohren zu stopfen. Er hatte nicht vor erneut dem Gesang zu erliegen und unter Wasser würde er nur um so stärker sein. Anschließend sucht er zwischen Shadis Sachen den Wasser atmen Stab herraus. Kurz versucht er sich nochmal die Aktivierungen in den vergangenen Tagen vor Augen zu führen. Mußte man für die Aktivierung unter Wasser sein? Wahrscheinlich. Den Stab in der Hand springt er ins Wasser und versucht ihn zu aktivieren sobald er unter Wasser ist[2]. Sollte es gelingen würde er den Stab wieder in den Raum werfen, wobei er darauf achten würde selbst nicht aufzutauchen.
 1. Heal: 18
 2. untrained UMD: 14

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #228 am: 18.08.2010, 23:41:13 »
Das gelbe, feinporige Geflecht lässt sich mit Zerren und Biegen abreißen. Es fühlt sich weich und formbar in der Hand an, durchaus angenehm. Darin zu liegen vermittelt ein entspannendes Gefühl, ganz anders als der Schlummer auf gefüllten Jutesäcken oder harten Klosterpritsche. Stroh ist vergleichbar, allerdings schmiegt es sich weder an noch erspart es einem die Halme, die sich ständig in die nackten Haut pressen. Dafür wärmt es sehr viel mehr als die gelbe Wabenstruktur.
Cyparus fröstelt es, als er sich über den grünlichen Sack beugt, die sie vom Magier überreicht bekamen. Es fühlt sich an, als durchwühle er das schleimige Innere einer Schnecke. Als er seine Hand herauszieht, hat sich ein dünner Belag darauf gebildet, was den Eindruck noch verstärkt.
Der Stab ist unversehrt, wenn auch etwas abgenutzt. In den letzten Tagen wurde er viel genutzt, wahrscheinlich mehr als jemals zuvor seit dem Tag seiner Erschaffung. Kein Wunder: Merrow, Tritonen und die anderen Gäste der Locatha brauchen Atemluft ebenso wenig wie sie selbst. Abgesehen davon haben sie mehr als einmal deutlich gemacht, Gäste von außerhalb der Neun Wogen zwar zu empfangen und zu bewirten, aber nicht dauerhaft in ihrer Nähe zu tolerieren.
Lange werden sie trotz ihrer Verdienste nicht bleiben dürfen. Angesichts des unheimlichen Gesang rückt diese Sorge in weite Ferne. Die Sahuagin haben die Vielfalt ihrer Möglichkeiten bereits in Uuhicath unter Beweis gestellt. Das Dröhnen des Gongs hallt manchmal immer noch in seinen Ohren nach, obwohl er ihn nicht einmal ungeschützt vernahm.
Fast ist die Stille des Wassers erlösend. Es umschließt ihn leise gluckernd, vertreibt Shadis Atemgeräusche und macht einem ätherischen Chor Platz, der in den Fluten umso ferner klingt. Es ist kühl, aber kein Vergleich zu den Untiefen, die er bereits zu durchqueren gezwungen war. Seine Lungen protestieren mit einem kurzen Schmerz dagegen, wieder ihre Luft entzogen zu bekommen.
Nach kurzem Ausprobieren verschafft ihnen Cyparus mit dem Zauberstab Abhilfe. Angenehm ist es nicht gerade, wieder eine künstliche Atmosphäre zu kosten, aber allemal besser als schon wieder darauf zu warten, dass einem die Decke buchstäblich auf den Kopf fällt. Der Schleier vor seinen Augen ist inzwischen fast Norm, sodass er ihm kaum auffällt.
Mit einigen kräftigen Zügen verlässt er den Zugangsschacht und schwimmt hinaus auf Qioaahs Straßen. Sein erster Eindruck ist, dass eine Art Fest stattfindet. Je höher er aufsteigt, desto mehr Locatha kann er erkennen.
Sie sind überall, nicht bloß auf den Straßen. Wie Treibholz wiegen sie sich zu dutzenden über ihm in der Brandung, so viele, dass sie fast den Sternen am Himmel ähneln. Alle sind in ihre eigenen Gewänder aus Farben und Nuancen gekleidet. Türkis dominiert, gefolgt von Gelb und Purpur. In den Mienen derer in seiner Nähe vermutet er so etwas wie tiefe Ruhe, ähnlich der, die er selbst während der Meditation spürt.
Manche tragen seltsame Kragen, an denen Muschelhälften befestigt ist, die den hinteren Teil ihres Schädels umschließen. Sie liegen nicht auf der Haut auf, sondern lassen dem Gesang genug Raum, in den Ohrlöchern der Fischmenschen widerzuhallen. Andere tragen gewundene Muschelhörner, deren Klang er schon oft gehört hat. Dieses Mal pressen sie sie gegen den Kopf, ganz ähnlich den Alten der Heimatländer, die jedem Sprechenden ihre Hörtrichter ins Gesicht halten. Manche wirken fast tot, wie sie sich still lauschend der Brandung ergeben.
Der Gesang ist omnipräsent, ohne einer identifizierbaren Quelle zu entspringen. Er scheint absurderweise von den Klippen zu kommen. Auch außerhalb des Findlings fällt es schwer, ihn in seinen Einzelteilen zu erfassen. Es ist der Gesamteindruck, der zählt[1].
 1. Lauschen, um etwas herauszufiltern; WE-Wurf über 10 gibt +2 auf die Probe

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #229 am: 21.08.2010, 11:55:19 »
Die Loacatha scheinen sich auf diesen Gesang vorbereitet zu haben, so daß Cyparus schlimmste Befürchtungen erst mal entkräftet sind. Allerdings entzieht sich ihm der Sinn darin, ein derartiges Ritual durchzuführen, insbesondere wo jeden Moment die Sahaugin hier auftauchen könnten. Trotzdem lässt er sich von dem Treiben beeindrucken, nimmt die Eindrücke die er hat auf, während er langsam noch oben schwimmt um sich einen Überblick zu verschaffen. Aufmerksam versucht er die Quelle des Gesangs ausfindig zu machen.[1]
 1. Lauschen: 17 (WE check geschafft)

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #230 am: 26.08.2010, 20:23:58 »
Die Brandung zieht Cyparus sanft auf die Klippen zu, bevor sie ihn ebenso behutsam zurückzieht. Es ist, als vollführe er einen ungewollten Walzer. Seine Schwimmzüge tragen ihn höher, hinein in ein stilles, synchrones Zeremoniell. Zwischen den schattenhaften Silhouetten der Locatha verbreiten an meterlangen Tangseilen befestigte, in ihrer Form an transparente, gelbe Kürbisse erinnernde "Laternen" warmes Licht, dass sich ihre Flossen grell abheben lässt. Sie bewegen sich etwas schneller als die schwereren Körper um sie herum, nahezu völlig dem Gesetz der Gezeiten unterworfen.
Es herscht eine ganz besondere Atmosphäre, ähnlich der einer jener hoch geehrten Riten, in denen sich Priester aller Kulte jedes Jahr ergehen. Der Gesang ist Hintergrund einer sonst fast unheimlichen stillen Andacht. Niemand nimmt von der Weichhaut Notiz, die zwischen ihnen aufsteigt.
Irgendwann scheint Cyparus der Moment einfach richtig, sich zu entspannen und der Brandung zu ergeben. Mit geschlossenen Augen versetzt er sich nach und nach in jenen schwellenlosen Zustand, der ihm im Kloster gelehrt wurde. Die Gelehrten nennen es "transzendent", aber das ist nur ein Wort ohne Inhalt. Niemand kann seine Bedeutung verstehen, ohne einmal etwas ähnliches erlebt zu haben.
Für eine Weile bleibt das Gemurmel bloße Melodie, fremdartig und fern. Dann ist es, als flöße er zunehmend hinein, wie Öl in einen Becher klaren Wassers. Es beginnt ihn zu umhüllen. Neben zahllosen Locatha taucht er in sie ein, wird selbst Teil des Rhythmus und erkennt die Botschaft, die in ihr mitschwebt.
Erst ist es lediglich ein Eindruck, eine kurze Ahnung des Folgenden. Dann formt sie sich zu Worten, erst undeutlich, dann klar verständlich. Keine Stimme erklingt, keine Sprache wird gesprochen. Ihm wird etwas mitgeteilt, das Wie und Warum ist irrelevant. Sie lautet: Gottes Geburt den Seelen Knechtschaft bringt

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #231 am: 27.08.2010, 21:38:36 »
Cyparus gibt sich ganz dem Ritual hin. sanft schwebt sein Körper wie leblos im Wasser. Doch die Friedlichlichkeit dieses Rituals wird nicht unter brochen. langsam lässt er alle Sorgen und Anspannungen der letzten Tage fallen. Nur noch der Rhytmus der Melodie dringt in ihn ein. Eine solche Form der Klarheit hatte er noch nie erreicht. Und als die Botschaft sein Ohr erreicht wird sie zwar registriert doch sofort in den Vorrat seiner Erinnerungen verschoben. Schon ist sein Geist wieder frei von allem. Er schlägt die Augen auf. Es ist als würde er schweben. Er dreht sich um und sieht sich selbst immer noch zwischen den Locatha schweben. Die Lehren des Klosters hatten ihn zwar auf den Moment vorbereitet doch war es das eine davon zu hören etwas ganz anderes es zu erleben. Und doch war ihm klar was er tun mußte. Sich jetzt von seinem Körper zu entfernen wäre der falsche Weg gewesen. Schau in dein Inneres hatten die Alten gesagt. Und so tauchte er in sein Inneres. Und dort strahlte er ihm entgegen, blitzgleich, ein Strang reiner Energie, seine KI Energie. Lange schaut beobachtet er das sich immer wieder verändernde Muster. Du wirst es sehen und es wird dir zeigen wo du es verändern kannst. Die Stimme seines alten Meisters in den Ohren beobachtet er den Strang. Und wirklich an seinem unteren Ende schien sich der Strang immer wieder zu teilen. Dort greift er nun beherzt hinein und Unterstützt die Teilung. Und schon nach kurzer Zeit hat er den Strang geteilt. Wie von selbst verändert sich die Energie nun und beginnt von seinem Rumpf aus in die Beine zu strahlen. Zufrieden mit seinem Werk schaut er den Strang weiter an, prägt sich sein Bild genau ein. Aus dem Anblick würde er noch oft Kraft ziehen können. Langsam zieht er sich aus seinem Körper wieder zurück und schwebt wieder nach Aussen. Nichts hat sich hier verändert, als wäre die Zeit stehen geblieben. Oder doch? Sein Körper schien anzufangen zu glühen, nicht in dem weißlichen Licht seines KI sondern ein gelblicher Schein, fast golden und warm schien sich über seinen Körper zu legen. Davon hatte ihm keiner etwas gesagt. Passierte etwas mit seinem Körper? Cyparus beschließt sich so schnell wie möglich in seinen Körper zurück zu kehren. Er schließt die Augen und öffnet sie kurz darauf wieder. Verschwommene Sicht durch eine Blase, ja er war wieder in seinem Körper. Er schaut an sich hinab. Kurz kann er noch eine Spur des goldenen Glühen beobachten bevor sie sich verflüchtigt. Aber die Wärme schien zu bleiben. Das Glühen war nicht von ihm gekommen. Konnte es sein das er soeben gesegnet worden war? Ja, das war es wahrscheinlich gewesen. Erneut schließt er den Augen. Stumm dankt er Phieran für den Segen den er erfahren hat. Nach einer Weile öffnet er wieder die Augen bestärkt darin auf dem richtigen Weg zu sein. Eine Erinnerung blitzt in ihm auf. Gottes Geburt den Seelen Knechtschaft bringt Eine Vision, definitiv, aber war sie für ihn bestimmt?  Die Geburt eines Gottes. Ein neuer Gott? Ein Gott der nun auf der Welt wandelte? Den Seelen Knechtschaft bringt. Also keiner der Guten Götter. Aber welchen Seelen? Allen Seelen oder war die Vision für die Locatha bestimmt. War der Haigott in die Weltmeere zurückgekehrt sein Volk an die Spitze zu stellen? Oder bediente sich ein neuer Gott der bösen Rassen um die Welt zu unterjochen? Bezog sich die Vision überhaubt auf die Geschehnisse mit den Locatha? War der Gott überhaubt schon geboren? Und wie wurden Götter geboren?

Die Vision lies wie so viele Versionen mehr Fragen offen als sie beantwortete. Noch immer im Wasser treibend schaut sich Cyparus um ob auch die Loacatha Anzeichen machen zu erwachen.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #232 am: 31.08.2010, 14:52:37 »
Die Cyparus umgebenden Locatha scheinen ähnliche Zustände wie er zu durchleben. Wenige bewegen sich aktiv; der Gros ergibt sich der Brandung, als würden sie selig schlummern. Manche scheinen völlig im Gesang verloren: ihre Augen rollen unter den Lidern, die Finnen und Flossen zucken nervös und ihre Atmung ist unregelmäßig. Andere sind so regungslos, als wären sie tot.
Niemand spricht. Keine Hörner erklingen, kein getrommelter Rhythmus erhitzt die Gemüter. Reicht es jemanden, schwimmt er einfach hinab zu seiner Behausung, als sei nichts geschehen. Obwohl die Szene wie ein religiöser Ritus scheint, findet er auf rein persönlicher Ebene statt. Die gewonnenen Erfahrungen bleiben ein persönliches Geheimnis, das nicht einmal mit Geistlichen geteilt wird. Sollten Kleriker präsent sein, dann passiv und ohne anleitende oder vermittelnde Funktion.
Bislang zeigt der Gesang keine Anzeichen abzuebben. Im Gegenteil wird er präsenter, je länger man ihm lauscht. Es bleibt kaum Raum für andere Eindrücke. Selbst der Herzschlag richtet sich nach seinem Takt.
« Letzte Änderung: 02.09.2010, 23:32:28 von Ansuz »

Cyparus

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« Antwort #233 am: 07.09.2010, 11:57:18 »
Cyparus schwebt im Wasser und beobachtet die Locatha. Ein persöhnliches Ritual, eine Art Zwiesprache. Unwillkürlich muß er an seine Prüfung mit dem Orakel denken. War dies ein weiteres Wunder der Locatha? Und hatte er es womöglich nicht richtig begriffen? Was wenn es wie das Orakel zur Kommunikation fähig war? Hätte er dann Fragen stellen können und vielleicht Antworten erhalten? Bei einer derartigen Prophezeiung waren mehr Informationen wichtig. Einen Entschluß fassend läßt er seine geistliche Abwehr fallen und gibt sich erneut dem Pochen des Rituals hin. Er entspannt sich bis er wieder einen Zustand der Transzendenz erreicht hat. Erneut lauscht er den Stimmen, dem Gesang. In seinen Gedanken formt sich eine Frage: "Welcher Gott wird geboren?"

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #234 am: 09.09.2010, 00:26:29 »
Es fällt Cyparus leicht, sich erneut zu öffnen. Erneut wird er spürbar Teil eines größeren Ganzen, verstrickt in Myriaden von Wechselwirkungen. Er fühlt die Locatha in seiner Nähe, jeder von ihnen eine einzigartige Präsenz. Sie singen und er singt mit, ohne den Text zu kennen oder eine Stimme ausmachen zu können.
Das Gefühl für Zeit und Raum ist verschwunden. Anstatt zu kontrollieren, lässt er sich von den Neun Wogen tragen. Seine Frage bringen sie den Klippen bereitwillig als hulde Boten, kehren jedoch ohne Antwort zurück. Die Zeit dafür ist noch nicht reif, das spürt, nein, weiß er. Erst durch die Suche nach ihr wird er die Prophezeiung wirklich verstehen zu können.
Bereits jetzt begreift er mit absoluter Klarheit, wie bedeutend die Botschaft ist, die ihm mitgeteilt wurde. Deswegen hat ihn Phieran an die Küste geleitet. Deshalb hat er nicht nur den Zorn der Naturgewalten, sondern auch Uuhicaths Untergang überlebt. Darum ist er nun hier und erfährt Visionen.
So absurd es klingt, je länger er der Melodie lauscht, desto mehr scheint ihm seine Zukunft mit einer Epiphanie verwoben.

Cyparus

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #235 am: 15.09.2010, 21:18:52 »
Cyparus weis nicht mehr wie lange er der Musik gelauscht hat. Er war auf den richtigen Weg, sein Gott hatte ihn hier her geführt. Er hatte Gefahren überlebt, und war stärker geworden. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Nur wiederwillig reißt er sich aus der Trance. Er hatte eine Aufgabe bekommen, er mußte den Gott finden der geboren werden würde. Vielleicht gab es eine Möglichkeit ihn auf die Seite des Guten zu ziehen.
Mit kräftigen Schwimmbewegungen schwimmt er zurück in Richtung ihres Quartiers. Shadi mußte davon erfahren.

Ansuz

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Ic - Unter den Wellen im Schatten der Stadt...
« Antwort #236 am: 19.09.2010, 00:44:27 »
Mit der Abkehr von den Klippen und dem Gesang, der ihnen zu entströmen scheint, verliert sich auch der Zauber, der auf dem Augenblick lag. Je weiter sich Cyparus in Richtung Felsen entfernt, desto weniger allumfassend ist sein Klang.
Die Locatha nehmen ebenso wenig Notiz von ihm wie bei seiner Ankunft. Die meisten sind in transzendenten Zuständen gefangen, aus denen sie sich nicht leicht lösen können. Dafür sind der akustische und mentale Eindruck zu überwältigend.
Auf die letzten Züge wird das Verlangen nach frischerer Luft stetig stärker. Zwar würde er ohne die Atemblasen nicht mehr leben, doch erträgt er es langsam nicht mehr, sich dauerhaft so zu fühlen, als verließe seine Lungen jeden Moment das letzte Quentchen Luft. Sein Körper sehnt sich zurück aus dem Element, das ihn seit Tagen in seinem Schoß gefangen hält. Wären da nicht Erlebnisse wie die soeben erfahrene Vision, hätte das alles längst seinen Sinn verloren.
Es tut unglaublich gut, sich zum zweiten Mal aus dem Ozean stemmen zu können. Dass sein Unterschlupf bloß eine Luftblase in einem riesigen Geröllstück ist, spielt dabei keine Rolle. Sowohl Wärme als auch Süßwasser sind Gaben eines göttlichen Potentaten, ebenso wie das Retten ihrer beider Leben.
Seine Begleiterin schläft unverändert, das Symbol Lomasis als hölzerne Scheibe zwischen ihren Brüsten. Sie bewegt sich unruhig und murmelt vor sich hin, als plagten sie Alpträume. Kein Wunder, bedenkt man die Bilder, die sie sehen musste. Als Mönch Phierans kannte Cyparus das Leid bereits gut, bevor er unter den Wellen verschwand. Es ist zu bezweifeln, ob das selbe von der Klerikerin behauptet werden kann.
Was die Zukunft bringen wird ist mehr als unklar. Inzwischen scheint es zwar nahezu sicher, dass sie die Oberfläche und letztendlich Weltenende erreichen werden, doch was dann? Was soll ihm die Vision genau sagen?
Diese und mehr Fragen müssen warten. Zunächst einmal plagt ihn eine tiefe Müdigkeit, der es nachzugeben gilt.

Am nächsten Morgen fühlt er sich erfrischt wie seit langem nicht mehr. Shadi ist bereits wach und ins Gebet vertieft. Da sie den Himmel nicht sehen kann, hat sie sich über das Wasser gebeugt, das in seinen Weiten so viele große Bestien beherbergt, Kreaturen wie der Riesenkraken in Uuhicath oder der Aaorqh Lan. Ihr Heiliges Symbol hält sie umklammert wie ein Verhungernder ein Stück Fleisch. Es muss furchtbar für sie sein, ihren Arm, elementares Werkzeug ihrer Gottesdienste, verloren zu haben, gleichwohl an einen Räuber der Meere.
Neben ihr liegt ein nasses Täschchen aus Fischleder, verschließbar durch einige Knorpel und Lederbänder. Es ist bereits aufgeschlagen worden. Darin finden sich Lebensmittel in Form rohen Fischs, Algenrollen und in eine würzige Marinade gewälzter Seeigel. Außerdem wurde auf eine Art Pergament eine kurze Nachricht gekratzt, verfasst in unbeholfener Handelssprache, die ihnen freie Bewegung und Bewirtung überall in der Stadt zusichert, allerdings nur in Begleitung eines Locatha. Ihre Ankunft wird in der „Singenden Halle“ erwartet[1].
 1. Informationen sammeln, wenn Du hast; sonst RP

Cyparus

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« Antwort #237 am: 21.09.2010, 12:52:49 »
Cyparus wäscht sich, mehr als Gewohnheit, als das es unter Wasser nötig wäre. Noch immer fühlt er sich verändert, berührt von den Geschehnissen der letzten Nacht. Stummm lässt er sich neben Shadi nieder um seine eigenen Gebete zu vollrichten. Anschließend nimmt er etwas der Nahrung zu sich, auf einmal scheint Hunger zu haben wie sied Tagen nicht mehr. Sich an Shadies Essgewohnheiten erinnernd überlässt er ihr die vegetarischen Happen, während er selbst mittlerweile Geschmack an den Fischzubereitungen gefunden hat.
Währenddessen ließt er die Nachricht. Die singende Halle also. War es eine ähnliche Einrichtung wie die Wogen oder das Orakel? Erneut erinnert er sich an die letzte Nacht. Hatte er die Macht der Halle gespürt? Er wendet sich Shadi zu. "Wollen wir aufbrechen? Und mehr über diese Stadt und die singende Halle erfahren?"

Ansuz

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« Antwort #238 am: 21.09.2010, 20:46:25 »
Shadi sieht ihn an, als sei er ein Traumgespinst, das geradewegs ihrem Unterbewusstsein entstieg. Sie braucht einen Moment, um ihn zu erkennen. Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht. Sanft nimmst sie seine Hand, als wolle sie etwas beichten.
„Ich komme nicht mit!“
Sie sagt es, als wäre es nach all dem, was sie durchgemacht haben, eine Selbstverständlichkeit. Es klinmgt nach keiner spontanen Idee, an die sie sich in ihrer Not klammert. Etwas in ihr scheint in Uuhicath verloren gegangen zu sein, mehr als ihr Arm. Cyparus kann sich nicht erinnern, sich jemals so hilflos gefühlt zu haben.
Sie blinzelt und streicht über seine Wange, nicht wie bei einem Geliebten, sondern einem teuren Freund, den man hinter sich lassen muss. Ihr Lächeln strahlt selbst, als es eine Träne glitzernd umrandet. Sie erhebt sich, nicht um ihn zu begleiten, sondern um nach dem Atemstab zu greifen.
„Hier!“, sagt sie und hält ihn dem Mönch auf der offenen Handfläche hin, wie ein Präsent. Sie überlässt ihm das Wertvollste, was sie noch besitzt.

Cyparus

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« Antwort #239 am: 23.09.2010, 16:34:49 »
Ein Schauer geht über Cyparus bei Shadi's Worten. Seinen ersten Impuls ihr zu widersprechen unterdrückt er rasch, als er sieht wie ernst es ihr ist. Argumente tauchen in seinem Kopf auf und gehen ohne das er sie ausspricht. Wie kann er nicht verstehen was mit ihr los ist? Er selbst hat das Grauen gesehen, er selbst hatte versagt und wäre beinahe getötet worden. Doch war Shadi nicht die stärkere von ihnen? Wie es schien war der Verlust ihres Arms für sie doch schlimmer als gedacht. Konnte er sie hier in der Fremde zurücklassen? Cyparus schluckt den Klos herunter der sich in seinem Hals gebildet hat. Er sollte sie seine Trauer nicht spüren lassen. Er blickt ihr in die Augen mit einem warmen Lächeln. "Ich verstehe." ist alles was über seine Lippen kommt.
Er erwiedert ihre Geste und streicht ihr ebenfalls übers Gesicht und fängt dabei die einsame Träne ein die sich über ihre Wange rollt. Als sie ihm jedoch den Atemstab reichen will schüttelt er den Kopf. "Du wirst ihn brauchen um hier zu leben. Mir reicht es wenn du ihn ein letztes mal auf mich anwendest." Mit diesen Worten springt er ins Wasser um kurz darauf wieder aufzutauchen und sie anzulächeln. "Lebe Wohl Shadi. Und lebe. Ich werde dich nicht vergessen." Nachdem sie ihn mit dem Stab am Kopf berührt hat und sich erneut die Blase um seinen Kopf gebildet hat taucht er ab in den Gang. Innerlich hofft er das Shadi sich nicht aufgegeben hat. Doch die Vision vom Abend hat ihn auch noch nicht losgelassen. Er muß nach Weltenende, dort erwartet ihn der nächste Schritt seiner Reise. Zielstrebig verläßt er den Gang und schwimmt hinaus. Dort schaut er sich nach einem Locatha um, welcher ihn Begleiten würde.

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