Ghart schmatzt zufrieden, da der Geschmack des Branntweines für einen langen Moment anzuhalten scheint, vielleicht ist im Moment auch einfach seine Vorstellungskraft ausreichend, um sich in der Illusion zu wälzen, wie ein glückliches Schwein im Matsch. Hinter dieser scheinbar einfach merkwürdigen Geste verbergen sich jedoch tiefe Gedanken, welche sich langsam um das Wesen seines Gegenübers drehen.
"Freund Redril scheint sehr Ich-bezogen zu sein. Ich habe nicht mit einem Wort an seinem Willen gezweifelt und dennoch rechtfertigt er sich. Interessant." Mit einem abschließenden Schmatzen widmet Ghart sich wieder der vorbeirauschenden Landschaft, deren Schönheit oder Tristesse Ghart wenig berührt. Er genießt das Gefühl des Vorbeiziehens, der Vergänglichkeit des Augenblicks ohne die Landschaft wirklich aufmerksam zu betrachten. Sie ist für ihn auf dieser Fahrt so vergänglich wie ein kräftiger Alkoholrausch, denn vieles gerät über den Dämon in Vergessenheit, doch die kräftigsten Eindrücke schwinden nie.
Ghart sieht, dass Redril sicherlich eher mit Samthandschuhen anzupacken ist, seine Worte lassen Ghart darauf schließen. Der Zwerg hat mitnichten vor sich jede Person zum Feind zu machen, er hat auch selten einzelne Personen zum Feind, es sei denn, die Person will ihn töten, ausrauben oder betrügen. Ghart hat klar gemacht, dass er eher institutionelle Bedenken hat, aber Redril scheint eher die unterschiedlichen Charaktere als Grundlage des Denkens zu nehmen. Ein schwer zu überbrückendes Missverständnis, an dessen Lösung der Zwerg zu knabbern hat. Ghart ist häufig mit sich alleine und deswegen eher mit seinen Gedanken beschäftigt, Gesellschaft erlebt er meist nur kurz und flüchtig, daher sind Worte nicht seine Stärke, deswegen bemüht er sich um einen weiteren Anlauf.
"Freund Redril, ich habe gar nicht an eurem Willen gezweifelt und auch nicht an den Fähigkeiten der Priesterin, die durchaus eine herausragende Ermittlerin ihres Hauses sein mag. Es geht mir nicht um jede einzelne Person, schon gar nicht bei der Medani oder eurer Person, dazu kenne ich euch nicht lange genug. Wie lange kenne ich euch jetzt? Fast eine Stunde nach menschlichen Maßstäben? Ich bin vielleicht ein Trunkenbold, aber kein Tor, ich beurteile keine Person nach nur hundert ausgetauschten Worten. Ich zweifel jedoch an dem Verhalten gewisser Person, das ist nämlich auch nach einem kurzen Kennenlernen möglich. Und so wie andere sich an meinem Trinken stören, lass ich mich nicht einwickeln von herrschaftlichen Parolen eines Hauses. Und schon gar nicht!" Ghart merkt, dass er langsam in Rage gerät und seine Stimme eine belehrende Tonart annimmt. Etwas, was er stets verhindern will, weshalb er erstmal tief Luft holt. Er blickt aus dem Fenster und wartet, dass ich der innere Zorn wieder legt.
"Freund Redril, euer Vorschlag, dass ich mich wie eine Spinne verhalten soll, die Stück für Stück ein Netz baut, muss ich entschieden ablehnen, so sehr euch das Angebot auch ehren mag. Aber ich glaube nicht, dass es sinnvoller ist, Einheit vorzutäuschen, wenn man auf Zwietracht aus ist. Und eure Worte legen nahe, dass ich wie ein schmeichelnder Eunuch nach Prestige und Anerkennung bettel, damit ich ja nicht mit der Wahrheit anecke. Wenn die Wahrheit und alles, was Gut und Recht ist, eine Zusammenarbeit verhindert, weil mir dieses Verhalten das Leben oder meine Freiheit kostet, dann brauche wir gar nicht darüber diskutieren, ob eine Zusammenarbeit lohnt oder nicht. Ich brauche mich nicht wie ein glatter Elfenarsch benehmen, damit man sich akzeptiert. Man wird meine Art tolerieren müssen, oder man muss es mir deutlich sagen, dass man mich nicht haben will. Ich lasse mich aber nicht mit Herrschaftsgebaren einschüchtern."
Ghart seufzt kurz. "Es geht natürlich um Kompromisse, aber ich werde nicht den ersten Schritt machen ohne mein Unbehagen zum Ausdruck gebracht zu haben. Und für meine Meinung stehe ich mit meinem Leben, egal ob es Herrschaften passt oder nicht."
Der buckelige Zwerg muss sich abermals etwas bremsen und tut dies abermals mit einer Pause, vor allem ein pfeifender Laut mischt sich langsam unter das gesprochene Wort des Zwerges, welches der Clanlose selbst als störend erachtet.
"Meinetwegen seid ihr eurer Meinung nach ein Wesen, welches geführt werden möchte. Und ich erkenne auch den Wert von Gesellschaft. Aber niemand lässt sich in die Gruppe der Befohlenen einordnen, wenn er das nicht will. Nehmen wir mal an, ich teilte eure Meinung, Freund Redril, selbst dann müsste eine Person, welche zum Befehlen geboren ist, die Fähigkeit entwickelt haben oder rasch entwickeln, zu erkennen, wann sie selbst gebieten kann und wann nicht. Sonst ist sie lediglich und leidlich dazu geboren, einen törrichten Tod sterben zu wollen." Ghart kann den Nachdruck hinter seinen Worten nicht verbergen. Seine Sorge ob der Versuche des Hauses, und der Häuser allgemein, zu viel an sich zu reißen, nimmt Stück für Stück Überhand. Es scheint sowas wie Gharts Lebensthema zu sein, seine Abneigung zu keinem Zeitpunkt gekünstelt. "Und lasst euch abschließend sagen, dass ich mir über die Konsequenzen bewusst bin, sofern ich sie einzuschätzen weiß. Aber die Frage ist berechtigt, ob andere das auch sind oder eben nicht."
Ghart lässt sich, nachdem er sich inzwischen aufgerichtet hat, wieder in den Sitz plumpsen und hustet kurz, um den Hals wieder freizubekommen.
"Ich danke euch für die netten Worte, die ihr für mich gefunden hab." Ghart lächelt ehrlich und zahnlos, da er selten freundliche Worte hört, und hofft, dass sie das Thema endlich ruhen lassen. "Wir sollten das Thema vorerst wechseln, Freund Redril. Wir sollten es nochmal aufgreifen, wenn wir ein wenig länger miteinander zu tun hatten, vielleicht verstehen wir einander dann besser."
Ghart deutet mit diesen Worten an, dass auch er manchem Missverständnis erlegen sein mag und dass er momentan nicht in der Lage ist, diese Missverständnisse vollends zu entschlüsseln. Die Zeit muss ihm dabei helfen, wenn es denn falsche Ansichten seitens des Zwerges gibt.