Vaêl atmet tief durch, streift seine blutbefleckten Handschuhe ab und versucht sie mit ein wenig Seife so gut wie möglich im Schnee zu waschen. Danach holt er sein heiliges Symbol hervor, legt dem Toten die Hand auf den Kopf und spricht leise murmelnd ein Gebet an Lathander, auf dass der Morgenfürst dieser armen Seele den Weg leiten möge, so denn kein anderer Schutzgott ihr beistehen sollte. Vaêl schließt die Augen des Toten und wendet sich dann seiner Gruppe zu.
"Wir sind zu spät. Dieser Mann ist bereits vor einiger Zeit verstorben. Die Umstände seines Todes geben mir allerdings Rätsel auf."
Zuerst zeigt er auf die große Wunde in der linken Schulter, über der ein halb zerrissener Verband klebt. "Bei der Wunde an der Schulter scheint es sich um eine Bissverletzung zu handeln. Die Wunde ist seltsamerweise nicht sehr groß und auch nicht sehr tief, was auf eine eher kleine Kreatur schließen würde. Ich habe schon etliche Bisswunden behandelt und bin daher erstaunt, diese hier nicht zuordnen zu können. Seltsam ist auch, dass die Wunde fachmännisch versorgt und dann wieder geöffnet wurde." Vaêl hebt die dunklen Finger des Mannes hoch. "Seine Finger sind erfroren, aber unter den Fingernägeln findet man noch Reste eingetrockneten Blutes und Stofffasern. So unbegreiflich mir das scheint, es sieht aus als hätte der Mann seinen Verband selbst entfernt, um die Wunde wieder zu öffnen."
Vaêl lässt die Hände des Mannes los und wendet sich seinen Ohren zu, wobei er mit einem Tuch einen Dolch hochhält, den er zuvor im Schnee gefunden hatte. "Beide Ohren wurden von einem spitzen Gegenstand durchbohrt. Die Wunden passen zu dieser Klinge, bei der es sich um den Dolch des Mannes handeln könnte, allerdings bleibt fraglich, warum der Mann seine eigenen Ohren durchbohren sollte. Andererseits finde ich aber auch keine Anzeichen eines Kampfes."
"Beide Verletzungen sind an sich nicht lebensbedrohlich. Der Mann ist wahrscheinlich verblutet. Womit sich die Frage stellt, warum er nichts dagegen unternommen hat."
Seufzend tritt Vaêl ein paar Schritte zurück und betrachtet das von Schrecken verzerrte Gesicht des Mannes.
"Ich kann leider nicht feststellen, ob er Fieber hatte, aber ich halte es für plausibel, dass er sich zum Zeitpunkt seines Todes in einer Art Wahnvorstellung befand." Vaêl wendet sich vom Leichnam ab und seiner Gruppe zu: "Wir sollten ihn hier nicht einfach so liegen lassen. Bei dem vereisten Boden werden wir ihn wahrscheinlich nicht begraben können. Vielleicht kann man ihn verbrennen? Bolmur, euer Stamm lebt in derartigen Verhältnissen, wie würdet ihr vorgehen? Ansonsten sollten wir vielleicht herausfinden, ob dieser Mann einer der Jäger ist, wie er hier herkam und was mit den anderen und der Hütte los ist? Vielleicht finden wir hier ja noch Spuren."
Vaêl hebt seinen schweren Schild wieder auf, lässt ihn dann aber wieder sinken: "Wir sollten vorsichtig sein. Sagt bitte sofort Bescheid, wenn ihr euch irgendwie seltsam fühlt. Wenn ihr denkt, dass euch etwas gebissen haben könnte oder ähnliches."