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Autor Thema: [IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp  (Gelesen 82175 mal)

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Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #270 am: 25.12.2010, 22:18:23 »
Endlich hatte der Regen aufgehört und schnell sind die Wachen abgesprochen. Die Gefährten sind zu abgekämpft und müde, um die Zelte aufzubauen. Sie raufen einige breite Blätter, mit denen sie den matschigen Boden bedenken und spannen die Zeltplanen als Regenschütz zwischen die Bäume. Die erste Wache, Rahajan und Galbar, verstreicht, ohne dass etwas nennenswertes geschieht. In der Nacht werden Sidkar und Ling geweckt, die die zweite Wache übernehmen.

Lange sitzen die beiden schweigend am Feuer. Sidkar bearbeitet mit seinem Beil einen dicken Ast, doch wahrscheinlich mehr, um sich zu beschäftigen, als aus praktischen Gründen. Ling nutzt die Zeit, um ihm schwachen Licht des Feuers einige Schriftzeichen zu übertragen. Sidkar fragt ihn nicht nach der Bedeutung der Zeichen. Ling fragt sich, ob es ihn tatsächlich nicht interessieren mag. Doch während er seiner Beschäftigung nachgeht, denkt er die ganze Zeit über den verdrillten Mann nach. Er war die ganze Reise über so zielstrebig, so automatisch, so... unnahbar. Ich kann mich an keinen Moment erinnern, in dem er mehr sprach, als notwendig. Und dann, gestern abend und heute morgen beim Frühstück, da offenbarte er eine wahrhaftig menschliche, ja, vielleicht in seinen Augen verletzliche Seite. Ich möchte gerne den Moment nutzen und mehr über ihn erfahren.

Aus dem Nichts sagt er: "Ich habe ein wenig meine Gedanken sortiert, Sidkar. Als ich Euch in Salericsenseis Laden kennenlernte, dachte ich, dass Ihr Soldat gewesen sein müsst. Ich kenne das Verhalten und die militärische Haltung von den Kriegsversehrten, die nach ihrem Dienst Zuflucht und Sicherheit in unseren Klosterhallen suchten. Manche konnten dieses Gebaren nie wieder ablegen und ihre Erlebnisse suchten sie noch Jahre später heim. Aber Ihr seid mehr als ein Soldat gewesen. Ihr habt nicht gezögert, die Gruppe anzuführen, Ihr müsst es gewohnt sein. Dass ihr Euch durchaus gewählt ausdrücken könnt und wie Ihr mir im Holzfällerlager die Funktion von Schrecken für den Aufbau einer Herrschaftsordnung erklärt habt, zeigt mir, dass Ihr eine gute Ausbildung am Hof genossen habt. Vielleicht wart Ihr Hauptmann. Aber ebenfalls in Salericsenseis Laden habt Ihr gezeigt, dass es Euch schwer fällt, den Euch Anvertrauten zu vertrauen. Ihr glaubt nur an die Loyalität, die Ihr direkt beobachten könnt. Was ist passiert, Sidkar? Was hat Euch so enttäuscht, dass Ihr das Militär verlassen habt? Sind Eure Soldaten desertiert?" Die letzte Frage ist nur eine reine Vermutung, doch er äußert sie, denn er glaubt, dass Sidkar das Gespräch sonst schnell abbrechen wird. Eine Selbstoffenbarung ist kein guter Weg ein Gespräch zu beginnen. Er sitzt ruhig da und wartet auf die Antwort des Anführers. Vielleicht wird er verärgert sein, dass ich ihn darauf angesprochen habe. Vielleicht wird es ihn aber auch lösen.

Sidkar blickt Ling mürrisch an, als dieser ihn auf seine Vergangenheit anspricht. Seine Beobachtungen mögen nicht ganz falsch sein, aber sie sind auch nicht ganz richtig. Sidkar nimmt etwas vom Dschungelboden auf und zerreibt ihn zwischen seinen Fingern. "Was fällt ihm ein? Seine verdammte Hoffnung auf Vertrauen geht mir bald noch mehr an die Nieren als die Gefahr durch die Echsenwesen." Sidkar sieht es im Moment noch gar nicht ein, überhaupt in die Richtung des Sarloniers zu schauen und blickt lediglich mit starrem Blick in das Feuer vor ihm, er will Zeit zwischen Frage und mögliche Antwort kommen lassen. Eigentlich will er ganz schweigen.

Ling sieht Sidkar geduldig an, doch er fordert keine Antwort von ihm. Wenn Sidkar nicht innerhalb der nächsten Minute antwortet, dann widme ich mich wieder meiner Aufgabe und wir können so tun, als wäre nichts geschehen. Und ich werde ihn auch nicht weiter belästigen, doch immerhin weiß er, dass ich an ihm interessiert bin.

Der Klageländer beginnt mit den Zähnen zu mahlen, seine Kiefer machten das sichtbar. Wieso bin ich so interessant für ihn?, kommt dem ehemaligen Soldaten plötzlich eine ganz andere Frage in den Kopf, verdrängt die Gedanken an die Vergangenheit, die sich gerade in ihm ausbreiten wollten und eine Auseinandersetzung mit dem Geschehenen provozieren wollten. Sein Interesse kann unmöglich nur darin liegen, dass er Vertrauen erwartet und schüren will. Eskariots Blick fällt jetzt auf seinen ungewöhnlichen Gefährten, aber mahlt weiter mit den Zähnen, die Augen blicken starr an die Stirn Lings, als würde der Klageländer sich mit seinen Augen in die Gedanken des Sarloniers bohren wollen. Seine Stimme klingt nicht schwermütig, nicht herrisch, aber auch nicht neutral. Sidkar bringt wieder eine gewisse, aber kaum anklagende Schärfe, in seine Worte.
"Obgleich euer Geist eigentlich aufgeweckt ist, lässt auch er sich schnell täuschen." Sidkar lässt diese Aussage einen Moment stehen, da sie auf vieles bezogen sein könnte, aber sie ist mitnichten auf die Vermutungen Lings bezogen, was für eine Person Sidkar sei. Bevor Ling zu seiner Antwort setzen kann, führt Sidkar dann weiter aus, die Schärfe wandelt sich, schwächt sich ab, sodass es fast schon etwas bemitleidend klingt.
"Ihr beachtet jene, welche sich schön geben oder eine laute Klappe haben. Doch das Verrat und mangelndes Vertrauen oftmals in den ruhigen und stillen, sich vorbeizwängenden Personen ruht, beachtet ihr nicht. Sonst hättet ihr den heuchlerischen Drachenmal-Träger," mit dem Zeigefinger deutet Sidkar weit in den Dschungel, etwa in die Richtung, in der der Elf umgekommen war, " ausgefragt und euren Fokus sofort auf ihn gelegt."

Er spricht wahr, ich habe vor allem diejenigen beachtet, die sich auffällig gaben. Es war aber auch nicht meine Absicht, einen Heuchler - wie er ihn nennt - zu entlarven, sondern einen Kontakt zu ihnen aufzubauen., denkt sich Ling.

Sidkar verfällt wieder in Schweigen und blickt wieder in das Feuer, welches sich in seinen hellen Augen zu spiegeln scheint. Doch noch einer kurzen Bedenkpause spricht er weiter, die Schärfe ist ganz verschwunden. "Ja, es ist euch richtig aufgefallen, dass ich Soldat war." Sidkar greift wieder in den Boden und zerreibt wieder Dreck zwischen seinen Fingern und streicht mit seinen dreckigen Fingern fast beiläufig über sein Beil. "Aber meine Soldaten sind nicht desertiert, weil ich kein Hauptmann war. Nie war ich einer und wollte auch nie einer sein. Ich war einer von vielen Soldaten, ein kleines Rad in diesem kriegsgeschmiedeten Titan aus Fleisch und Blut."
Sidkar weiß nicht so recht, warum er jetzt davon erzählen will, zumindest einen Teil.

Wahrscheinlich ist es die Resignation. Ling würde er sonst nicht loswerden, bis er nicht zumindest einen Teil offenbart hat.

"Ich war in derselben Position, welche ich auch jetzt einnehme. Ich war ein Kundschafter."
Sidkar greift zu seinem Wasserschlauch und trinkt einen Schluck und lässt dann seinen Blick durch das Lager schweifen, um sie grob davon zu überzeugen, dass die anderen ruhen. Trotzdem spricht er leise, damit nur Ling ihn verstehen kann.

"Ich kann nicht zurückkehren, meine Heimat gibt es nicht mehr. Aber ich hatte meine Heimat verlassen, ehe mein Land der Zerstörung anheim fiel." Sidkar blickt Ling jetzt in die Augen und sein rechter Wangenmuskel zuckt unter der seelischen Anspannung, unter welcher der Kundschafter steht. "Ich habe mitnichten Soldaten verloren. Jene, welche desertierten, waren nie die Soldaten unter und neben mir, es waren die Herren über mir, welche jede Moral und jedwede Form der Gerechtigkeit schächteten, wie Opfervieh und uns normale Soldaten dafür seelisch bluten ließen. Deswegen bin ich gegangen."
Die Andeutung, dass er eine bessere Ausbildung erhalten haben könnte, lässt Sidkar beiseite, sein Kopf geht wieder in Richtung des Feuers und er nippt am Wasserschlauch.
"Mein Misstrauen ist an jene gerichtet, welche von hohem Stande sind oder sein könnten und erzogen sind, ein Teil dieser allesverschlingenden Bestie von Perversion und Macht zu sein."

Ling ließ Sidkar geduldig sprechen, bis er sich ganz sicher war, dass er nichts mehr sagen würde. "Ihr verwendet sehr drastische Worte, um mir Euer Leid während Eurer Militärzeit zu schildern. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich Euch verstehe oder gar weiß, wovon Ihr sprecht. Es ist nicht mein Erleben gewesen und darum habe ich keine Vorstellung davon. Durch Zufall oder Schicksal reise ich mit Euch und habe noch keine Geste des Vertrauens oder der Vertrautheit von Euch gesehen. Ich verlange kein Vertrauen von Euch, ich spreche mit Euch, weil ich Mit-Leiden", er spricht das Wort bewusst in seiner Zusammensetzung aus, "mit Euch habe. Ich glaube, dass Ihr Euch noch immer auf einem Schlachtfeld befindet - auf einem Schlachtfeld in Euch drinnen.", sagt er. Er ist sich aber unsicher, wie er fortfahren sollte. Ihm ist bewusst, dass er die Situation spannt, darum beschließt er, nun auf den Punkt zu kommen. "Ist Euer Dasein von Frieden erfüllt?", fragt er und  versucht keineswegs suggestiv zu klingen, als erwarte er, dass Sidkar sie verneinen würde. Die Frage war voller naiver Unschuld, wie sie auch unerwartet war.
« Letzte Änderung: 25.12.2010, 22:27:22 von Ling Tar Do »

Sidkar

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #271 am: 25.12.2010, 23:00:39 »
Der Kundschafter lacht leise, aber kein Funken Belustigung ist im Lachen zu hören. Es hört sich gläsern und fast ein wenig unwirklich an, ein glänzendes Beispiel für ein Lachen, bei dem die Seele unbeteiligt ist; das berühmte sardonische Lachen. "Mein Dasein von Frieden erfüllt?" Sidkar blickt den Sarlonier und sucht mit seinen eigenen, starren Augen den Blick des neugierigen Mannes. "Um uns herum sterben Wesen wie Fliegen, jeden Tag sind wir neuen Herausforderungen ausgesetzt. Ja, gerade vor ein paar Stunden, weshalb wir hier durchnässt und erschöpft am wärmenden Feuer sitzten, sind wir mit dem Schrecken davon gekommen." Sidkar bemüht sich, seine Stimme leise zu halten, damit die anderen nicht von ihrem Gespräch mitbekommen. "Vor der Pause habt ihr selbst erkannt, dass uns weiter der Tod durch die Echsen droht." Sidkar atmet hörbar ein und blickt in das Blätterdach, dabei zerreibt er wieder feuchten Humus zwischen seinen Fingern. "Jemand, der permanent von Gewalt umgeben ist, kann nicht erhoffen, dass er eine Inkarnation des Friedens werden kann. Er kann für Frieden werben, er kann sich Luftschlösser bauen, in welchen er von absoluten Frieden und von gewaltlosen Umgang träumt, aber Gewalt bleibt der stärkere Sturm, der alles verweht. Eine Zeit, eine ganze Zeit mag die Illusion von Frieden leben, doch ihr Tod ist immer gewiss.
Das ist die größte Schwäche des Verstandes, dass er sich solche Szenarien auszumalen vermag. Aber ein Mensch besitzt neben dem Verstande noch Vernunft. Sie sollte uns vor solch einem Irrglauben bewahren."
Sidkar blickt wieder zu Ling und legt dabei etwas Holz nach, um das Feuer am Leben zu halten. "Ihr könnt und werdet mir entgegenhalten, dass ich mich nicht zu wundern bräuchte, dass die Gewalt Einfluss auf mich nimmt. Schließlich scheine ich den Weg des Friedens nicht einmal begehen zu wollen. Das mag sein. Es ändert nichts."

Sidkar schweigt einen Moment und säubert seine Waffen ordentlich und schaut, ob sie die anstrengenden Stunden gut überstanden haben. Danach pflegt er seine restliche Ausrüstung. Unvermittelt beginnt er wieder zu sprechen. "Ich habe auch keine Ahnung, was ihr euch unter Vertrauen vorstellt. Ich versuche euch alle vor jeder Gefahr zu schützen, ich nehme für euch alle Schmerzen und Entbehrung in Kauf und ich verlange nicht einmal, dass ihr es mir irgendwie dankt. Ich kundschafte Wege aus und stelle mich vor andere, wenn sie angegriffen werden. Nur weil ich keine honigsüßen Lügen benutze, welche meine Selbstdarstellung als Samariter blumig unterstreichen könnten, bin ich kein schlechter Mensch. Ich verkörpere scheinbar soldatische Werte. Zuverlässigkeit, Disziplin und eine gewisse Distanz. Das mag sein, und wenn dem wirklich so sein sollte, bin ich zufrieden, dass es so ist."
Sidkar fängt an, eine Wurzel mit seinem Beil zu schälen. "Solltet ihr Recht haben, und ich befinde mich auf einem Schlachtfeld in meinem Inneren, will ich euch sagen, dass Gefühle, welche durch übermäßiges Vertrauen entstehen, keine Auxiliartruppen sind, sondern Spione des Feindes, welche mir in einer unglücklichen Situation der Verzweiflung in den Rücken fallen werden. Das war nie anders. Ich habe mein Land nicht aus Liebe verlassen. Ich führe diesen Trupp nicht aus Nächstenliebe. Sanfte Worte oder ein Klapps auf den Hintern zähmen mich nicht, denn ich bin kein Tier."

Sidkar beginnt wieder zu schweigen. Er versucht jeden Gedanken zu verdrängen, um sich nicht selbst in irgendwelche Zwickmühlen zu bringen. Worte, die er an Ling richtet, sollen Worte aus seinem Innersten sein. Keine Worte, welche durch die sanftmütige Art Lings beeinflusst werden. "Sicherlich würden solche Worte Ling gefallen, aber sie wären eine Lüge...", ertappt der Kundschafter sich doch beim Grübeln. Mit etwas mehr Kraft fängt er an die geschälte Wurzel in Teile zu schneiden.

Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #272 am: 25.12.2010, 23:22:05 »
Ling hört sehr aufmerksam den Worten von Sidkar zu. Zwar weiß er nicht, was 'Auxiliartruppen' sind, doch es ist ihm nicht wichtig genug, als dass er nachfragen will. "Danke Sikdar, dass Ihr Euch so sehr bemüht, uns anführt. Auch will ich Euch sagen, dass ich unter Vertrauen nicht verstehe, dass Ihr mir etwas vormacht, was nicht aus Euch kommt. Seid mir bitte noch gewogen, mir zwei Fragen zu beantworten. Doch nur wenn Ihr wollt. Die eine ist, warum Ihr mich nicht für lange Zeit ansehen könnt, sondern Euch schon das ganze Gespräch über mit etwas anderem beschäftigt.", sagt er. Er hat die Befürchtung, dass Sidkar mühsam seine Aggressionen aufstaut und ihn seine Fragen reizen könnten. Würde Sidkar ihn schlagen, so würde er es ohne Gegenwehr geschehen lassen, bis es sein Leben bedrohte.
« Letzte Änderung: 25.12.2010, 23:30:10 von Ling Tar Do »

Sidkar

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #273 am: 26.12.2010, 13:14:15 »
Sidkar blickt den Sarlonier verständnislos an und blickt dann weg, um weiter die Wurzel zu zerteilen. Er schweigt, bis er sie fast komplett zerteilt hat. "Das ist eine ganze Menge von Gründen. Zum einen euer Hut, der eure Augen verdeckt. Zum zweiten habe ich euch mehrfach angeschaut, nur nicht durchgehend. Obgleich ihr in solch einem Verhalten Unaufrichtigkeit erwarten mögt, ist dem nicht so. Es ist mir anstrengend, euch die ganze Zeit dabei zu betrachten, wenn ich mit euch spreche. Es füllt mich nicht im Geringsten aus. Das Arbeiten mit Materialien hilft bei der Gedankensammlung und zu guter Letzt ist eure sanfte Aufdringlichkeit penetranter als ein von mir abgeschossener Pfeil."

Sidkar wirft die zerschnittenen Wurzelstück achtlos weg und schält die nächste Wurzel, die ihm in die Hände gerät. "Aber warum antwortet ihr denn nicht, was ihr unter Vertrauen versteht? Zu sagen, was man nicht darunter versteht, das ist leicht. Fällt es euch schwer Vertrauen in Worte zu fassen?", fragt Sidkar jetzt seinerseits, ausdruckslos, freudlos. Er tilgt jeden Spott aus seiner Aussage, Spott, den er sonst zu gerne nutzt. Dennoch scheint er selbst diese Frage als Stachel zu verstehen. Die starren Augen des Kundschafters ruhen wieder für einen kurzen Augenblick auf Ling, dann wenden sie sich wieder der Wurzel zu.
"Und eure zweite Frage ist?"

Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #274 am: 26.12.2010, 15:31:06 »
Ich glaube zwar eher, dass er meinem Blick gefühlsmäßig nicht standhalten kann, doch will ich das Thema auf sich beruhen lassen. Vielleicht ist es ja auch einfach seine Art und es ist nichts. Auf die Antwort meiner zweiten Frage bin ich besonders gespannt. Ich hoffe, er versteht meine Fragerei nicht als einen Wettstreit um Macht oder das Rechthabenwollen.

Er lächelt und fährt fort: "Gut, dann ist es einfach Eure Art. Meine zweite Frage beinhaltet die Frage nach Eurem Dasein. Ihr sagtet, dass das man sich eine ganze Zeit lang der 'Illusion des Friedens' hingeben mag, aber doch letztendlich erkennen muss, dass die Gewalt stärker ist. Vor solchen Irrtümern kann die Vernunft bewahren. Wenn Ihr die Existenz von Gewalt, menschlichem Leiden und der Unausweichlichkeit jener vernunftmäßig als gegeben betrachtet, wie könnt Ihr eine solches Dasein dann erbaulich gestalten oder gar auch nur aushalten?"
« Letzte Änderung: 26.12.2010, 15:52:04 von Ling Tar Do »

Sidkar

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #275 am: 26.12.2010, 16:08:56 »
"Ihr wisst auch nicht, was Vertrauen ist, oder?", bemerkt Sidkar wieder eher bitter denn spottend. "Ich glaube, ihr habt es euch zum Wesen gemacht, rauszufinden, was dies sein kann. Ein scheinbar nicht greifbares Kuriosum, welches eure Aufmerksamkeit bindet."
Der Waldläufer schneidet wieder an der Wurzel rum, hält dann inne und schmeißt das halbfertig geschälte Stück Holz einfach weg und beginnt zu schweigen. Nur kurz horcht er, ob sich irgendwo etwas regt, auch unter seinen Gefährten. Dann beginnt er, etwas von seiner Wegzehrung zu sich nehmen. "Er ist ziemlich aufdringlich und weicht selbst jeder Frage aus. Ob er sich selbst so sehr prüft wie andere?"
Sidkar fällt auf, dass er genau in diesem Moment Hunger auf einen Apfel hätte, einen sauren Apfel, wie er in seiner Heimat wuchs, als es sie noch gab. Er gibt sich wieder der Stille hin.

Es vergehen bestimmt zehn Minuten, in denen es so wirkt, als wolle der Kundschafter gar nicht weiter über dieses Thema reden. Er isst in aller Ruhe zuende und genehmigt sich ein Schluck Wasser. "Ich habe überlegt," setzt er an, "und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich euch diese Frage nicht ausreichend beantworten kann. Sie umfasst zu viele Feinheiten, als dass meine nur rudimentär ausgeprägte Sprachfähigkeit reichen würde, euch diese Frage aus der Hüfte zu beantworten. Kulturelle Faktoren, wie Erziehung und Bildungen spielen eine genauso große Rolle, wie natürliche Faktoren." Es scheint für einen Moment so, als sei das Thema damit für den ehemaligen Soldaten beendet.
"Aber ich möchte versuchen, euch einen Ansatz zu liefern." Sidkar deutet auf den Dschungel um sich herum. "Unsere jetzige Situation ist der Beweis, dass alles Streben und Tun und Machen sich letztendlich darauf zurückführen lässt, dass man überleben will. Das haben wir mit jedem Lebewesen gemein. Selbst Untote, die ihr leben verlängern und ihren Geist behalten haben, tun dies, weil sie nicht mit ihrem seelischen Ableben fertig werden würden. Kriegsgeschmiedete waren für ein paar der führenden Köpfe der ersten Generation eine ähnliche Erfüllung. Personen, welche nach Macht, Prestige und Status streben, tun dies nicht um der Position willen, sondern vielmehr wegen der mit ihr verbundenen Vorzüge, welche meist Einfluss und Sicherheit bedeuten. Diese Sicherheit kann monetär, also auf Gold und Silber bezogen sein, oder auch nur durch einen Haufen treudoofer Leibwächter, welchem einen Gefahren vom Hals halten. Diese Sicherheit kann Sicherheit auf einem Schlachtfeld bedeuten, es kann aber auch nur die Absicherung für das gemeine Leben sein, also stets ausreichend Nahrung und Wasser zu haben, Kleidung, ein Dach über dem Kopf, Wärme und alles, was wir als Grundvoraussetzungen für das Leben ansehen. Es heißt, vor den oftmals tödlichen Krankheiten gefeit zu sein, welche durch mangelnde Hygiene begünstigt werden und ohne ärztliche Versorgung zum Tod führen. Unser Verstand befähigt uns nur dazu, diesen Überlebenskampf auf unterschiedlichen Ebenen auszutragen. Hochwohlgeborene Adlige führen diesen Überlebenskampf ihres Geschlechts meist mit dem Schwert, mit Symbolen und scharfzüngigen Reden. Die Drachenmalträger haben oftmals wirtschaftliche Interessen in ihren Fokus gestellt, doch auch sie sind von Symbolen und ihrem Ruf abhängig. Es ist also nicht immer das blanke, nackte Überleben, wie wir hier im Dschungel gerade durchmachen, doch stets ein Überlebenskampf."
Sidkar trinkt noch einen Schluck Wasser, sein Hals fühlt sich trocken an. Eine Nebenwirkung des Giftangriffes wahrscheinlich.
"Nicht jeder kennt oder versteht diese Lebensmechanismen. Eine Reaktion, die fast jedes Wesen dabei jedoch automatisch zeigt, ist der Wunsch zu überleben. Es gibt Ausnahmen, jene vom Leben und vom Druck des Überlebens, auf welcher der Ebenen noch immer, besiegten, sie kämpfen wie Wahnsinnige in Schlachten und besiegen ihren Überlebenswillen. Oder sie geben das Überleben einfach auf und nehmen sich selbst das Leben. Ein Leben gestaltet man in der Regel also so, dass man sich eine Ausgangsposition verschafft, welche Sicherheit und ein erleichtertes Überleben zu garantieren scheint. Deshalb sucht man Gesellschaft, denn sie kann die rohe Härte des Einzelnen bändigen, man sucht Frieden, denn der Wunsch danach kann Konflikte am ausbrechen hindern oder zumindest Konflikte klein halten. Man sucht Gesetze, um eine gewisse Handlungssicherheit zu haben. Man sucht Verteilungsgerechtigkeit innerhalb das kleinen Volkes, um es im illusionären Segen der Gleichheit zu halten. Ich könnte euch sicherlich einhundert solcher Punkte nennen, aber ich bin mir sicher, ihr wisst worauf ich hinaus will."
Sidkar blickt Ling kurz aus den Augenwinkeln an und beginnt dann mit einem Stock im Feuer zu stochern.
"Aber es gibt auch jene, welche diese Mechanismen, einen Teil davon oder sogar noch mehr kennen, und dieses Wissen gezielt nutzen, um Gesetze, Gesellschaft und Frieden für ihre Zwecke zu nutzen. Sie korrumpieren diese an sich positiven Gedankengänge. Und daraus entsteht ein ewiger Kampf, in dem unsere einzige Waffe die Vernunft ist. Leider leiden die meisten Wesen an einem Mangel an Vernunft, das mag sicherlich auch für mich gelten, sonst wäre ich keine kleine Randgestalt im Herzen eines kaum zu durchdringenden Dschungels und würde philosophische Gedanken austauschen, obwohl ich das Lager eher gegen einen Angriff der Echsen vorbereiten sollte."
Das Feuer spiegelt sich in Sidkar starren Blick.

Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #276 am: 26.12.2010, 16:41:23 »
"Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich weiß, worauf ihr hinauswollt.", sagt Ling entschuldigend. "Es ist überliefert, dass Meister Yinxu einmal sagte, dass den Tieren die Gnade zuteil wurde, nicht über sich nachdenken zu müssen. Wer die Natur genau beobachtet, wird feststellen, dass die Tiere beileibe nicht gewaltfrei leben, aber sich niemals zusammenrotten, um Kriege zu führen oder unnötige Gewalt zu üben. Die Katze jagt keine Mäuse, wenn sie satt ist. Kennt Ihr Katzen? Hält man sie hier?"

Der junge Ling räuspert sich und lächelt noch einmal entschuldigend, denn er weiß, dass er Sidkars Nerven auf die Probe stellen muss. Dann fährt er fort.

"Wir aber sind Menschen. Vielleicht hat der Mensch mit den Tieren gemein, überleben zu wollen. Wie die Eichhörnchen vor dem Winter einen Vorrat von Nüssen sammelt, streben vielleicht viele Menschen danach, in Sicherheit zu leben. Doch der Mensch hat die Möglichkeit zu wissen, dass er niemals sicher sein kann. Der Tod ist gewiss, dass 'wann' und das 'warum' ist es nicht. Wie vergebens scheint es doch, nach Sicherheit zu streben, wenn wir letztendlich doch sterben müssen. Und wie Leid-geprägt ist es doch, eine Schlacht zu schlagen, von der aus Gründen der Vernunft von vornherein feststehen muss, dass sie verloren ist. Eigentlich möchte ich nicht über die Menschheit, sondern über Euch sprechen. Ich habe leider noch nicht verstanden, wie Ihr Euer Dasein aushalten könnt. Was gibt Euch Kraft?"
« Letzte Änderung: 26.12.2010, 16:47:25 von Ling Tar Do »

Sidkar

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #277 am: 26.12.2010, 17:02:38 »
"Wie ich schon sagte, die Menschen kämpfen auf anderen Ebenen des Überlebens, ja." Die Entgegnung von Sidkar ist kühl. Er kratzt sich ein wenig am Kopf, nicht sicher, ob er noch weiter antworten soll oder nicht. Er beschließt, dass er es für den Moment Leid ist. "Nun, Ling. Es ist so. Ihr weicht meinen direkten, wie indirekten Fragen aus. Das stört mich ebenso, wie es euch stört, dass ich nur indirekt antworte. Ich werde euch nicht darauf direkt antworten, was mein Herz weiter schlagen lässt, ich sage euch nicht, welche Lehre ihr aus der Menschheit aus dem Waldläufer namens Sidkar Eskariot ziehen könnt." Ling ist weit vorgestoßen mit seinen Fragen, aber Sidkar ist sich nicht sicher, ob er von seinem innersten Antrieb reden sollte. Nein, Ling hat bei weitem nicht mit bloßen Worten und einem Heilzauber das Recht verdient, von so viel Hass zu hören. Sidkar ist im Inbegriff darüber zu sprechen, aber hält sich mit innerster Urgewalt zurück. "Wenn du ihm jetzt davon erzählst, stellst du alles in Frage, was du ihm eben erzählt hast...", denkt der Kundschafter bitter, wohl wissend, dass dies einen falschen Eindruck hinterlassen würde, denn Sidkar glaubt an jedes einzelne Wort, welches er genutzt hat. Sidkar richtet sich innerlich auf, er hat genug Vertrauensbeweise eröffnet. Er spricht mit Nachdruck.
"Es wird euch genügen müssen, zu wissen, dass ich Angst vor dem Sterben habe. Ich überlebe um meines Lebens willen."
Sidkar setzt sich bequem hin und lauscht in die Nacht. Für ihn ist die Unterredung beendet.

Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #278 am: 26.12.2010, 20:39:01 »
Ja, er hat mir schon mehr erzählt, als ich erwartet hatte. Es genügt, dachte sich Ling. Er hatte kein Verlangen, dass von Sidkar Gesagte zu analysieren oder zu interpretieren, denn Sidkar hatte bisher nur von dem Vernünftigen gesprochen. Doch der Mensch ist nicht nur vernünftig!, wusste Ling, Er ist vor allem unvernünftig, doch nie willkürlich!

"Es genügt mir, Sidkar, und ich danke Euch. Ich werde heute Nacht nicht weiter auf Euch eindringen, denn ich sagte, wir sprechen nur darüber, wenn Ihr bereit dazu seid. Ich achte Eure Entscheidung, nicht weiter über meine Fragen sprechen zu wollen. Ich biete Euch an, mir eine Frage zu stellen oder wir schweigen, wie es Euch beliebt.", sagt der Sarlonier sanftmütig. Er durchsuchte sein Gepäck, bis er einen Ballen Garn und eine Nähnadel gefunden hatte, und begann die Risse seines Gewandes zu nähen.

Sidkar

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« Antwort #279 am: 26.12.2010, 21:26:59 »
"Und sicherlich stelle ich dir diesselbe Frage noch einmal. So sehe ich aus. Deine Sanftmütigkeit ist doch auch nur eine verbesserte Form von Ignoranz.", denkt der Waldläufer sich und besinnt sich lieber auf das Wachen. Er verneint mit einer knappen Handgeste und erklärt das Gespräch für beendet.
Das erste Mal nimmt er sich ausreichend Zeit, sich das Lager anzuschauen und zu überlegen, wie man es am Besten schützen könne. Sidkar hat Zwerge kennengelernt im Krieg, welche sich herausragend auf solche Aufgabe verstanden haben und ebenso kennt er zwei Menschen, einen Elfen und einen Kriegsgeschmiedeten, die sich wirklich hervorragend auf diese Aufgabe verstehen. Gegen sie alle ist er angetreten in seinem Leben, und jedes Mal hat Sidkar den Kürzeren mit seiner Truppe gezogen. Aber er hat aus seinen Fehlern gelernt und versucht seitdem ebenfalls diese Kunst zu erlernen. Lediglich sein Einzelgängertum der letzte Jahren hat dafür gesorgt, dass er dies nicht genutzt hat. Ihre letzte unglückliche Rast hat ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er sich wieder Gedanken darum machen sollte und dies macht er jetzt. Allerdings nicht allein um die Sicherheit seiner Gefährten willen, sondern auch, um gar nicht in die Verlegenheit zu kommen, noch ein Wort mit Ling diese Nacht zu wechseln.

Sidkar muss bitter erkennen, dass er sich entweder nicht ordentlich konzentrieren kann oder schlichtweg ein Großteil der Lehren vergessen hat, welche er so bitter hat erfahren müssen. Es ärgert ihn zutiefst und dennoch bequemt er sich zu keiner Äußerung seiner Unzufriedenheit. Es ist die Wiederkehr zur gleichen stoische Ruhen, welche Sidkar so häufig umfasst. Eine Ruhe, die bei Sidkar stets unbequem ist. Um sich abzulenken, überblickt er die Nacht und lauscht in sie hinein. Er hofft darauf, dass die Echsen nicht schon wieder die Spur aufgenommen haben[1].
 1. Entdecken 19, Lauschen 22

Ling Tar Do

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #280 am: 26.12.2010, 21:55:52 »
Ling ist tatsächlich etwas enttäuscht, als Sidkar abwinkt, doch er akzeptiert Sidkars Entscheidung. Ihm war nicht ganz wohl dabei gewesen, während des Gesprächs zu taktieren, welche Fragen er wann stellte. Ihm wäre es lieber gewesen frei heraus sprechen zu können, doch er hatte befürchtet, von Sidkar zurückgewiesen zu werden. Der Mann kam offensichtlich nicht ganz mit Lings Art zurecht. Ling saß darum einfach nur da und nähte sein Gewand. Er war schon etwas neugierig, wie Sidkar morgen auf ihn zu sprechen sein würde.

Galbar

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« Antwort #281 am: 30.12.2010, 12:40:34 »
Olarune steht bereits im Zenit und Galbar erhebt sich erholt von seiner Schlafstätte. Er streckt die Arme und gähnt, wärend er sich umschaut. Sidkar und Ling sitzen immer noch am Lagerfeuer. Bobo die Eule sitzt unweit scheinbar reglos auf einem Baum gleich über dem Lager.
Der Druide erhebt sich und geht zum Feuer um sich etwas zu wärmen, es ist aber nur ein recht kleines Feuer welches auf allen Seiten mit Sichtschutz umgeben ist. Sidkar hatte so darauf bestanden, damit es nicht gleich den Rastort bekannt gibt.

Er tritt in den Schein des Feuers, wo in dem moment Schweigen herscht. "Hey, Balinor scheint diese Nacht uns wohlgesonnen!" ein besserer Gruß fällt Galbar in dem Moment nicht ein. "Ist soweit etwas vorgefallen bisher? Ich glaube eure Wache ist bald rum. Wie sieht eigentlich der Plan aus? Wollen wir weiterziehen bis wir eine neue Brücke finden oder selbst einen Übergang wagen? Ich habe leider kein Seil mehr, aber ich könnte mit dem Spinnenkletter auf die andere Seite kommen."
« Letzte Änderung: 30.12.2010, 12:43:16 von Galbar »

Lilja von Rottmulde

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #282 am: 01.01.2011, 19:36:34 »
Nachdem Ling und Sidkar sich zur Ruhe gelegt haben, übernimmt Galbar mit Bobos Hilfe die zweite Wache. Die Nachstunden ziehen sich in die Länge, während aus dem Dschungel nur entfernte Tierlaute oder Rascheln des Blattwerks erklingen. Ab und an schreckt irgendein großes, bizarres Nachtinsekt oder ein verirrter Vogel die Wachenden auf - doch niemand rückt der ruhenden Truppe zu Leibe. Schließlich wechseln Tonks und Jerake den Druiden ab und verbringen die verbleibende Zeit bis zum Sonnenaufgang mit aufmerksamem Beobachten des feindseligen Urwalds.
In der Morgendämmerung setzt erneut der Regen ein, und das Rauschen dämpft allmählich die übliche Geräuschkulisse ein. Das warme, triefende Wasser weckt die Schlafenden nach der nicht sehr gemütlichen, doch Balinor sei dank friedlichen Nacht.
I loathe to breathe, I loathe to feel,
I loathe to know that what I hate's still real,
I'm tired of waking up into the same old shape,
I yearn to end it, but there's no escape...

Sidkar

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #283 am: 02.01.2011, 20:30:44 »
Sidker erhebt sich schwerfällig, die Nässe fährt bis in den letzten Winkel der Gelenke. Er fühlt sich schwerfällig und ermattet, als hätte er kaum geschlafen. Und die Möglichkeit, auf trockene Kleidung zu wechseln, wird alsbald durch den wieder einsetzenden Regen zunichte gemacht. "Was ein beschissener Morgen.", begrüßt der Kundschafter seine Gefährten und packt seine Sachen zusammen, nachdem er die Nässe von ihnen abgeschüttelt hat. "Aber immerhin hat uns nichts angegriffen und der verdammte Regen hat die Moskitos ferngehalten." Sidkar versucht krampfhaft das Positive an diesem Morgen zu sehen und starrt in Richtung des Blätterdaches. Er hofft zu erkennen, wie sich das Wetter die nächsten Tage oder zumindest über den Tag entwickeln wird. Der Dschungel ist schon immer für unliebsame Überraschungen bekannt gewesen, aber einen Versuch ist es den Waldläufer wert[1].

"Wir müssen weiter.", sagt er, als er seine Sache gepackt und das Wetter abgeschätzt hat. "Die Echsen werden schon unterwegs sein, um ihre Opfergabe zu suchen." Dann ist Sidkar auch schon bereit für den Aufbruch und geht die obligatorischen fünf Schritte vor[2], Ling gegenüber verhält er sich, wie die letzten Tage, mit der Ausnahme der Gespräche, auch: abweisend.
 1. Überleben für Wettervorhersage 23
 2. Überleben, um die Gruppe durch den Dschungel zu führen 30 (gewürfelte 20)

Lilja von Rottmulde

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[IC] Kapitel 1 - Wispern im Gestrüpp
« Antwort #284 am: 04.01.2011, 18:24:27 »
Der Blick in den Himmel verspricht keine Erleichterung - soweit Sidkar das launische Dschungelwetter einschätzen kann, wird es vermutlich den ganzen Tag wie aus Eimern gießen. Den Abenteurern bleibt nichts anderes übrig, als sich mit dieser Erkenntnis abzufinden und sich weiter auf den Weg zu machen.
Die Vermutung des Waldläufers bewahrheitet sich, denn in all den Stunden, während die Reisenden entlang der Schlucht marschieren, hört der strömende Regen nicht auf. Nebel steigt von der nassen Vegetation und aus der Kluft auf, verringert die Sichtweite und hüllt den Urwald in gespenstischen Dunst. Die gegenüberliegende Seite des Spaltes verschwindet in der weißen Wand - zumindest für mehrere Stunden.
Irgendwann wird der jenseitige Rand wieder sichtbar, kaum sechs Mannslängen entfernt. Und etwas anderes fällt Sidkars scharfen Augen auf - ein Grüpplein altersschwacher Bäume, die unmittelbar vor der Klippe wachsen und sich vor der Last der Jahrhunderte allmählich hinunter neigen. Ein wenig Arbeit für das Beil, und es könnte der Übergang werden, nach dem die Abenteurer suchen.
I loathe to breathe, I loathe to feel,
I loathe to know that what I hate's still real,
I'm tired of waking up into the same old shape,
I yearn to end it, but there's no escape...

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