Tonks schaut Ling misstrauisch an. Von seinem Süppchen will er ihr geben? Der Duft, der in ihre Nase steigt, macht sie hungrig, in der Tat. Und wahrlich, sie, die sich seit geraumer Zeit auf Reisen befindet, ist geplagt vom immergleichen eintönigen Geschmack der Wegrationen. Aber könnte sie sich die Blöße geben und das Angebot von Ling annehmen? Wäre es nicht ein zu großes Zugeständnis, gar eine Manifestation des Vertrauens, wenn sie sich tatsächlich neben - neben! - den Riedra setzen und mit ihm Nudeln zum Frühstück schlürfen würde? Wahrhaftig, es würde einen großen Schritt auf ihn bedeutet - sein Mahl verspeisen, das er auf seine Weise gekocht hat, nach seiner Kultur - und der Kultur der Sekte! Sie kamen vom gleichen Kontinent!
Der bloße Gedanke an ein solches Zugeständnis schnürt Tonks die Kehle zu und ihr Herz beginnt zu rasen. Sie spürt, wie sie die Kontrolle über ihre psionischen Tattoos verliert und dreht sich schnell von der Gruppe weg, bevor diese die Tattoos über ihren Hals und ihr Gesicht wandern sehen können. Durchatmen...Durchatmen...
Mit höchster Konzentration schafft sie es, sich erneut zu sammeln und ihren Körper ihrem Willen zu unterwerfen. Die Tattoos krabbeln zurück unter ihre Kleider. Ihr Herzschlag beruhigt sich, und sie kann wieder normal atmen. Ihre Augen werden feucht. Sie ist wütend, über sich selbst. Gedanke nach Gedanke schießt ihr durch den Kopf. Sie ist wütend, dass sie das Angebot von Ling nicht wie jede normale Frau annehmen kann. Im nächsten Augenblick ist sie wütend, dass sie es scheinbar annehmen will - was ist in sie gefahren? Dann ist sie wütend, weil sie wütend auf sich ist, dass sie gerne normal wäre - wer wäre nicht gerne normal und gesellschaftsähig. Dann kommt die Wut, dass sie scheinbar gerne normal wäre - seit wann gibt sie einen Dreck darauf, was die Gesellschaft von ihr, Wechselbalg!, erwartet? Wann wurdest du zu dieser paranoiden Frau, Tonks?
Sie wischt sich eine Träne vom Gesicht und dreht sich wieder um. Mit einem unsicheren Lächeln geht sie auf Ling zu. "Ja, gerne", sagt sie knapp und setzt sich im Schneidersitz neben ihn. Nachdem er ihr eine Portion seines Gerichts gereicht hat, schlürft sie genüsslich und lässt die Nudeln an ihren Lippen vorbeischnatzen. Sie ist zufrieden mit ihrer Entscheidung.
Zu der Diskussion, ob der Druide sie begleiten kann oder nicht, hat Tonks nicht viel beizusteuern. Ling und Sidkar haben dies ihrer Meinung nach zu entscheiden, nicht sie. Dennoch kann sie sich nicht verkneifen, ebenso eine Forderung zu stellen. "Und das Leben irgendwelcher Buschmonstren sollte nicht über das unsrige Gestellt werden. Natürliches Gleichgewicht hin oder her, ich will am Ende des Tages nicht diejenige sein, die von der Waage geschubst wird!"