Organisationen am Ende der Welt:
Es gibt unzählige Kulte, Geheimgesellschaften, politische Bünde, Sekten und Kabalen in der Welt, viel zu viele, um sie im gegebenen Rahmen zu behandeln.
Deshalb werde ich nur auf die Organisationen eingehen, die am Ende der Welt trotz der Vorherrschaft von Piraten und Kaufleuten Fuß gefasst haben und sich vielleicht sogar im Aufschwung empfindet.
Nahezu keine entstand in Vyahoou selbst, weshalb der Großteil ihrer Ressourcen und Mitglieder in den Heimatlanden verblieben sind.
Der Orden des Bogens:
Seit langer Zeit schon existiert eine elitäre Gesellschaft aus spiritistischen Bogenschützen, die über die Jahrhunderte zu einem als okkult verschrieenen Orden zusammengewachsen ist.
Seine Ursprünge liegen im Dunkeln, werden aber bis in das Zeitalter des Erwachens zurückdatiert, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Skeptiker vermuten eher eine frühe Kriegeskaste, die sich im großen Aufstreben des späten Erwachens bildete. Die damaligen, durch den Gebrauch von Bronze und Keramik, Bildung von Kommunen und erster Domestikation geprägten Bedingungen unterstützen diese These.
Wahrscheinlich entsprang die Gesellschaft einem losen Bund von Freien, die die Küste der gerade erst entstandenen Tränensee bereisten. Dort gab es gewaltige Wälder, viel größer als die heutigen. Im späten Zeitalter des Erwachens löste die Kultur- die Naturgeschichte der Menschheit ab. Die ersten Zivilisationen konnten sich bilden.
Über die Millenien passte sich die Gesellschaft immer wieder an, vergass ihre Wurzeln, entdeckte sie erneut, brach unzählige Male auseinander und reformierte sich jedes Mal wieder neu. Erst seit 400 Jahren bezeichnet sich die Gesellschaft offiziell als Orden.
Ihre gesamte Philosophie dreht sich um den “Weg des Bogens”. Sie streben durch Meditation und Selbstkasteiung nach der Erhöhung des eigenen Selbst. Ihre Metapher für diese Erweiterung stellt ein abgeschossener Pfeil dar. Für die Eingeweihten ist jeder Schuss eine spirituelle Erfahrung.
Seit 400 Jahren bietet der Orden jedem seine Dienste feil, die er als würdig anerkennt. Sie sind heißbegehrt, aber sehr kostspielig. Nur Bilbobar und einige der Handelshäuser können sich solch eine Investition leisten.
Der Orden ist nicht, wie gerne in den Spelunken behauptet wird, aus finanziellen Gründen in Weltenende. Seine Mitglieder suchen neue Erfahrungen, um mehr über sich selbst und ihre gedachte Welt zu lernen. Inmitten überquellenden Lebens suchen sie den klaren Weg, ihren perfekten Schuss.
Zur Zeit bewohnen die 39 Eingeweihten eine ganze Häuserzeile in der Oberstadt. Von dort organisieren sie regelmäßig Expeditionen in den Dschungel. Kaum jemand ist stärker an den Gebräuchen und dem Wissen der einheimischen Echsenvölker interessiert. Sie sind bereit, gut für Informationen und Artefakte zu zahlen.
Bedauerlicherweise sind sie sehr verschlossen gegenüber Außenstehenden. Sie sprechen nur, wenn es unbedingt sein muss. Schweigen gilt ihnen als hohe Tugend. Lediglich in Verhandlungsgesprächen und Ritualen äußern sie mehr als ein paar Worte,. Über ihren Weg geben sie nichts preis, noch nicht einmal an solche, die sie für potentielle Aspiranten halten.
Tausende wurden in ihrer langen Geschichte abgewiesen. Durchschnittlich die Hälfte aller Aspiranten scheitert an den harten Prüfungen und der eisernen Disziplin, die sie zu entwickeln gezwungen sind. Nichtsdestotrotz wollen immer wieder junge Männer und Frauen dem Orden beitreten, wissen sie doch genau wie alle anderen, dass es praktisch keine besseren Scharfschützen als die Eingeweihten des Bogens gibt.
Die Bruderschaft der Tätowierten Mönche:
Es gibt zahlreiche Mönchsorden der Lun-Tradition in den Heimatländern und darüber hinaus; keiner jedoch sticht so hervor wie die Bruderschaft der Tätowierten Mönche.
Ihre Mitglieder sind enigmatische Individuen, denen zauberisches Können zugesprochen wird. Ihre Leiber sind über und über mit kunstvollen Tätowierungen bedeckt. Angeblich rührt ihre Macht daher.
Gelehrte behaupten, diese Tradition stamme aus dem fernen Yingshi-Lun und sei von dort aus infolge der Völkerwanderung der Koa und Shi-Pau in die Heimatlande gebracht worden. Allgemein akzeptiert wird ihr hohes Alter. Viele Magi sichern ihr einen eindeutig arkanen Hintergrund zu, der durch ihre zahlreichen übernatürlichen Fähigkeiten durchaus wahrscheinlich ist..
Die Mönche selbst sprechen nicht darüber. Wenn sie sich einmal äußern, dann in befremdlichen Rätseln, die sie in einfachen Reimen verstecken. Die ländliche Bevölkerung hält sie deswegen für völlig übergeschnappt, wenn nicht gefährlich.
Nichtsdestotrotz sind sie nur allzu froh, eine Abtei oder einen Eremiten, von denen es viele in der Bruderschaft gibt, in ihrer Nähe zu wissen. Die Brüder sind bekannt für ihre überragende Kampfkunst, die viele der anderen Lun-Kampfbrüder in den Schatten stellt.
Schon so mancher Heerführer oder Staatsmann hat vergeblich versucht, sie anzuheuern oder mit Länderein zu bestechen.
Die Bruderschaft hat seit ihrer Gründung stets eine Pionierrolle eingenommen, da sie für ihre Klöster und das umliegende Gebiet ausschließlich herrenloses Land wählen. So etwas gab es nur in der Peripherie der erblühenden Zivilisationen. Wenn die Siedler und Eroberer kamen, waren die Tätowierten Mönche bereits da.
So verwundert es nicht, dass sie im Dschungel von Vyahoou nicht weit von Weltenende eine Abtei errichtet haben. Dort suchen sie nach Erleuchtung, indem sie sich der Versuchung preisgeben.
In der Stadt am Ende der Welt lässt sich praktisch alles für Gold erwerben, inklusive Menschen, Drogen und zahlreiche unaussprechliche Vergnügungen.
Die Mönche mischen sich nicht in die politischen Rivalitäten zwischen Piraten und Kaufmännern ein. Sie durchstreifen das Land, um auf ihrem Weg zum absoluten Einklang voranzuschreiten.
Jedes Mal, wenn sie ninfolgedessen eine große Erleuchtung spüren, lassen sie sich eine neue Tätowierung stechen. Die Wahl des Motivs ist von äußerster spiritueller Bedeutung und beruht auf der Art der Einsicht, die der betreffende Mönch erfahren hat.
Die Bruderschaft ist Fremden gegenüber wortkarg und verschlossen. Um ihr beizutreten, muss sich ein Kandidat als würdig erweisen. Dazu sind beileibe nicht nur große Taten vonnöten, sondern vornehmlich die wohldosierte Zuschaustellung von Weisheit. Erst die Zustimmung mehrerer Brüder erlaubt eine erste, einfache Initation in die geheimnisvolle Körperkunst von Yingshi-Lun.
Die Sucher des Lieds:
Bereits seit vielen Jahren suchen Sterbliche nach einem Phänomen, das als Urmusik bekannt ist. Entgegen der etablierten Gelehrtenmeinung widersprechen sie der These, das Universum sei durch die Geburt der Vita entstanden. Sie erkennen keinen obskuren Ausbruch von Positiver Energie an, jenen Urknall, von dem die Scholaren und Priester faseln.
Die Liedsucher wissen, dass das Universum mit einer Melodie begann, die noch immer nachhallt. In seltenen, unendlich glorreichen Momenten absoluten Glücks kann ein Sterblicher sie hören.
Ihr entferntester Nachklang sind Donner, Musik und das Echo.
Wer oder was sie gespielt hat, ist unbekannt und wird als eher nebensächlich betrachtet. Die Meisten vermuten, dass sich die Melodie aus einem Grundprinzip des Lebens heraus einfach selbst gespielt hat.
Die Urmusik kann praktisch überall spontan ertönen. Meist wird sie von jenen vernommen, deren Ohr geschärft und Geist offen ist. Sie wird von ausnahmslos allen als überwältigend beschrieben, wahrscheinlich das Wundervollste, was zu erleben möglich ist.
Hat ein Sterblicher einmal ihren kosmischen Klang vernommen, kann er nicht anders, als nach ihr zu suchen. Instinktiv scheinen sich Liedsucher untereinander zu erkennen. Es mag überraschen, dass sich erst vor einigen Jahrtausenden eine Gesellschaft zusammengeschlossen hat, die gemeinsam nach der verbliebenen Urmusik sucht.
Ihre Riten und Praktiken sind für Außenstehende unverständlich. Oft sitzen sie einfach nur herum und lauschen oder werden ärgerlich, wenn ein Mensch zu viel plappert. Meist spielen sie irgendein Instrument, allerdings in befremdlichen, teils misstönenden Melodien. Wären sie nicht solch begnadete Virtuosen, würden sie ihren Lebensunterhalt wahrscheinlich nicht bestreiten können.
Die Gesellschaft der Liedsucher lädt Fremde gern ein, an ihren Zeremonien teilzunehmen und animiert sie dazu, ihren Geist zu öffnen und ebenfalls nach der Urmusik zu suchen, um sich selbst zu finden. Ihre Mitglieder werden als freundlich, wenn auch “toll” beschrieben.
Auch in Weltenende suchen sie die Urmusik, fernab der Hektik der Heimatländer. Schon viele haben behauptet, sie im Wald oft zu hören, ungeschmälert von den Missklängen der Zivilisation. Natürlich hält sie das nicht davon ab, sie auch in den Spelunken der Stadt zu suchen.
Sind sie in der richtigen Stimmung, beweisen sie ihre Fähigkeit, die Urmusik in wundervollen Akkorden einfangen zu können. Jeder, der sie vernimmt, kann ungefähr nachvollziehen, wie sich das numinose Vorbild dieser Klänge auswirken muss. Plötzlich ist die Manie der Liedsucher nachvollziehbar.
Der Hoheitliche Orden des Gesegneten Hospitals:
Vor etwa dreihundert Jahren entdeckten einige Fallensteller im westlichen Tvjodal einen unterirdischen Tempel, der zuvor von ungewöhnlich schweren Regenfällen freigelegt worden ist. Bei der Gelegenheit plünderten sie ihn auch gleich. Dabei fiel ihnen auf, wie ähnlich die Symbolik auf den Wänden den Zeichen waren, die an jedem Tempel des Imperialen Sonne Ahumazdan zu finden sind. Im Vollrausch war einer von ihnen so blöd, einem Wanderprediger von ihrer Entdeckung zu berichten.
Der Gottesmann folgte der gut bezahlten Wegbeschreibung und fand die Worte des Betrunkenen bestätigt. Sogleich nahm er eine Urne als Beweis mit sich und zog in seine Heimat, das Himmelsreich von Zaromuth, zurück. Dort erstattete er dem Throntempel Bericht und übergab ihnen die Urne sowie eine Karte, die seinen Weg beschrieb.
Der Prediger wurde in den Priesterstand erhoben und eine Expedition nach Tvjodal organisiert. Es zeigte sich, dass es sich bei der unterirdischen Tempelanlage um die wohl älteste Kultstätte Ahumazdans handelt.
Die Fallensteller wurden ausfindig gemacht und so lange hochnotpeinlich befragt, bis sie preisgaben, wem sie das Diebesgut verkauft haben. Danach wurden sie exekutiert und die wertvollen Relikte zurückbeschafft. Leider weiß man nicht, wie viele der uralten Artefakte Ahumazdans noch im Umlauf sind.
Nach der Wiederentdeckung des Tempels entstand ein ganzes Dorf umweit der Höhle, das sich mehr und mehr zum Pilgerort entwickelte.
Die Reise von Zaromuth nach Tvjodal ist lang und beschwerlich. Über weite Teile gibt es keine befestigten Straßen und kaum Ortschaften. Der Großteil des Weges führt durch ungezähmte Wildnis, in der faktisch Druidenzirkel und Riesen regieren. Dementsprechend wenig Pilger wagten eine solche Reise.
Erst, als man während der Restaurierungsarbeiten feststellte, dass es noch ausgedehnte Grabkammern unter dem eigentlichen Tempel gibt, nahm die Notwendigkeit einer sicheren Route nach Zaromuth zu. Mit der Bergung der Mumie Zarnitzustas, des ersten Propheten der Imperialen Sonne, gab es keinen Zweifel mehr.
Der Ahumazdan geweihte Hoheitliche Orden des Gesegneten Hospitals entstand aus einer Gruppe Templer, die eine Schar Pilger in einer befestigten Herberge gegen degenerierte Hügelriesen verteidigte. Gerade, als der Untergang drohte, erfüllte die letzten Verteidiger heilige Macht. In Sonnenstrahlen getaucht erschlugen sie die Riesen mit gesegnetem Zorn.
Nach dem Kampf schworen sie, fortan alle Stätten und alle Anhänger Ahumazdans unabhängig von Herkunft und sozialem Stand mit ihrem Leben zu beschützen.
Die Hospitaliter bilden inzwischen einen der größten Ritterorden der Heimatlande, der von seinen Pagen und Knappen nicht einmal adlige Herkunft verlangt. Lediglich der Glaube an die Imperiale Sonne und fromme Bescheidenheit sind Vorraussetzung für den Beitritt.
Sie stehen in der Tradition der Aulus-Orden, die gegenüber der Kampfkunst der Lun die ruhige Kontemplation und das Werk des Geistes bevorzugt. Die Auliten der Heimatländer lehnen weltlichen Besitz weitestgehend ab und versuchen, lediglich ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Selbstgewählte Armut gilt ihnen als erstrebenswerter Zustand.
Seit etwa zwei Jahren gibt es ein Hospital des Ordens in Weltenendes, wo es dringender als sonstwo benötigt wird. Weder verlangen die Brüder für ihre medizinischen Dienste Güter noch Gold. Sie wissen, dass die Unter- und Zeltstädter nichts besitzen, was sie ihnen geben könnten.
Aus Prinzip wird kein Büttel oder sonstiger Handlanger der Handelshäuser versorgt. Die haben eigene Ärzte aus Übersee zur Verfügung, die sich um sie kümmern. Die Bedürftigen und Gläubigen sind es, die in den sauberen Zimmern Platz finden. Meist sind die Hospitaliter das Einzige, was sie vor der Unzahl an tropischen Krankheiten schützt, die die Bevölkerungsdichte der Zeltstadt am Explodieren hindern.
Die Diener des Regenbogens:
Seit dem Erstkontakt mit den Aarakocra ist den Kolonialisten bekannt, dass es tief im Urwald von Vyahoou Zivilisationen aus unheimlichen Schlangenfrauen gibt. Angeblich verfügen sie über unsagbare Reichtümer. Unter anderem ist die Rede von einer Stadt, die komplett aus Gold bestehen soll, und einem Regenbogen, der sich bis in den Himmel hinauf erstreckt.
Mit der Zeit wurden die Gerüchte immer absurder und gleichzeitig fantastischer, sodass man kaum noch wusste, was nun wahr und was Fantasterei ist. Nichtsdestotrotz wagten sich Hunderte von Möchtegern-Helden, Söldnern, Glücksrittern und Schatzsuchern hinein in die dampfenden Wälder, um die Goldene Stadt zu erblicken und am Ende der Welt Reichtum und Ruhm zu finden.
Selbst die Handelshäuser waren sich nicht zu schade, mehrere Expeditionen tief in den Wald hineinzusenden, um Kontakt mit den Schlangenfrauen aufzunehmen. Sie erhofften sich davon einen politischen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten und Bilbobar sowie einen eventuellen Verbündeten in einem möglichen Krieg gegen die Echsenmenschen oder Invasionsflotten aus den Heimatländern.
Die Meisten kehrten nie zurück. Die wenigen, die die grüne Hölle wieder ausspie, waren völlig verstört und kaum ansprechbar. Die eine Hälfte schüttelte sich vor Grauen, während die andere wie verzaubert wirkte und ständig ein entrücktes Lächeln auf dem Gesicht trug.
Diejenigen, die sich vor Angst kaum noch rühren konnten, waren nicht fähig, Auskunft über das Geschehene zu geben. Sie erwiesen sich in der Mehrheit als zu traumatisiert, um ihr Leben weiterführen zu können und begingen Selbstmord.
Die jedoch, die mit Herzen voll Glück zurückkehrten, konnten sich noch äußern, allerdings erst nach einer langen Rückzugsphase. Sie brachen den Kontakt zu ihren Freunden und Verwandten, die sie nicht mehr verstanden, ab und isolierten sich weitestgehend von allen störenden Einflüssen. Nicht wenige zog es zurück in die Wälder.
Einige begannen nach einer Weile, Stück für Stück über ihre Erlebnisse bei den Schlangenfrauen zu berichten. Ihre Worte waren rätselhaft und zweideutig. Sie schienen eher mit sich selbst als mit ihrer Gesellschaft zu reden.
Anscheinend gibt es ein Volk von reptilienartigen, “schlangenhäuptigen” Frauen, das in prachtvollen Tempelstädten “Federschlangen” huldigt. Diese Kreaturen sollen von unbeschreiblicher Weisheit und Güte erfüllt sein und werden nahezu gottgleich verzerrt beschrieben. Die Schlagenfrauen sollen sie “Coatl” nennen.
Laut den Worten der Überlebenden wünscht das ferne, verzauberte Reich der Schlangenhäuptigen keinen Kontakt mit den Siedlern. Sie möchten einfach allein gelassen werden. Besucher sind nicht erwünscht, es sei denn, sie kommen aus “bedeutsamen” Gründen. Die Gier nach Gold gehört gewiss nicht dazu.
Piraten und Kaufleute gleichermaßen interessierten sich eher dafür, dass es die Goldene Stadt und viele andere Wunder tatsächlich gibt. So ließ die Regelmäßigkeit ihrer Expeditionen nicht nach. Lediglich die Anzahl der Wachen und Geschenke erhöhte sich.
Unerwarteterweise wurden sie nicht von Diplomaten oder Kriegern begrüßt, sondern den Überlebenden, die es wieder in Vyahoous Tiefen gezogen hat. Diesmal trugen sie schillernde Federumhänge und seltsame Kleidung. Ihr Körper war über und über bemalt, als wären sie Krieger der Urwälder Copts. Alle geboten über arkane Macht, obwohl sie zuvor nie derartige Affinitäten gezeigt haben.
Die Zauberer nannten sich Diener des Regenbogens und Schüler der hochvereehrten Coatl. Sie erlaubten kein weiteres Vordringen und sandten alle wieder fort, die weiter vordringen wollten. Wer sich weigerte, kehrte nie mehr nach Weltenende zurück.
Seit zwei Jahren gibt es einen Emissär der Diener in der Unterstadt. Er dscheint befugt, für die Schlangenfrauen und ihre Meister zu sprechen. Bei den Einwohnern gilt Xipiu, einst als Bendo Vierfinger bekannt, als eine Art Heiliger, der sie vor der Willkür der Büttel und Söldner schützt. Für die Oberschicht ist er unantastbar, weswegen sie ihm enorme Freiheiten erlauben.
Zu einigen Gelegenheiten hat er Siedler in den Dschungel geschickt, um seine Brüder und Schwestern aufzusuchen. In ihnen sah er das Potenzial, ebenfalls den Federumhang tragen und den Coatl dienen zu dürfen.
Der Achte Zirkel des Assum-Aksh:
Seit jeher gibt es Götter, denen Pestilenz, Gift und Verfall zugeschrieben werden und zu denen man betet, um sich vor solchem Übel zu schützen. Viele sind regional und werden nur einer einzigen Krankheit zugeschrieben, noch mehr längst vergessen. Einige jedoch existieren wirklich als Aspekte des schrecklichen Assum-Aksh, einem uralten Götzen, der das erste Mal im späten Zeitalter des Erwachens in den Urwäldern des Coptischen Rings verehrt wurde.
Über die Jahrhunderte bildeten sich wiederholt geheime Zirkel, die ihn im Verborgenen verehren. In Seinem Namen verbreiten sie Krankheit und Ungeziefer, wo sie nur können. Ihre Leiber sind mit seinen dämonischen Dienern verschmolzen, geschwürartigen Widerwärtigkeiten, die sich auf eigenen Wunsch mit den Kultisten verbinden.
Wirt und Symbiont verschmelzten zu einer Kreatur, so abstoßend und bösartig, dass sie in kaum einer Gesellschaft überleben können. Deswegen formen sie kleine Kommunen, von denen aus sie Viren und Bakterien über nahe Ortschaften entfesseln. Das ultimative Ziel einer solchen Gemeinschaft besteht darin, eine wahrhaft fürchterliche Seuche zu Ehren ihres aufgeblähten Gottes zu verbreiten, auf dass alle vom Geschenk des Zerfalls gesegnet werden.
Ihre einzigen regelmäßigen Verbündeten sind Nekromanten, Zern und die überaus seltenen intelligenten Untoten.
Vor fünf Jahren hat sich in den Wäldern vor Weltenende, jenseits der Hviala und ihrer Peripherie, ein Zirkel aus Tumormagiern zu Ehren Assum-Akshs zusammengeschlossen. Niemand weiß, wo sie sich aufhalten oder was sie ausbrüten, aber es bedeutet mit Sicherheit fürchterlichen Schrecken für die Kolonialisten.
Die Roten Korsaren:
Nicht alle Piraten Vyahoous segeln unter der klassischen Totenkopf-Flagge Bilbobars. Manche sind eigenständig und damit besser allzeit wachsam, wollen sie nicht mit einem Dolch im Rücken enden. Die einzige Partei, die jedoch ganz offen seine Vorherrschaft anfechtet, sind die Roten Korsaren.
Entstanden aus den drei Schiffen des Kapitän Mhrog Bluthauer haben sie schon recht früh gegen den Halbling rebelliert. Sie verließen die Hviala, passierten die Riffe und gelangten durch schier unglaubliches Glück in eine versteckte Lagune, die sie aufgrund ihrer Form den “Tropfen” nannten. Sie sind damit nach den Tvjodalesk die Ersten, die eine sichere Passage durch die Riffe gefunden haben.
Mhrog und seine Männer errichteten ihre eigene Siedlung, ein schäbiges Piratennest namens Schandloch. Dorthin zieht es all das Gesocks, das selbst für Weltenende-Maßstäbe Abschaum ist. An Größe, Einfluss und Reichtum kann es sich vor allem durch seine abgelegene Lage mitten im Nirgendwo nicht mit der Stadt messen.
Das umgebende Land gehört zum Territroium des Finsterschuppen-Großstamms. Entsprechend häufig muss sich das Gesindel unter ihrem orkischen Fürsten gegen die Echsenmenschen verteidigen. Es ist nie ganz sicher, ob Schandloch nun fortbestehen oder nicht.
Momentan erstarkt es durch einen zunehmenden Strom aus Gesindel, das vor den Bütteln und Zöllen Weltenendes flieht. Je weniger Anarchie herrscht, desto mehr Halunken zieht es nach Nordosten. Die Roten Korsaren bilden inzwischen eine schlagkräftige Flotte, die die Handelsrouten der nördlichen Heimatlande unsicher macht.
Zwischen Bilbobars Riffpiraten und Mhrogs für ihre Brutalität bekannten Schlächtern herrscht ständiger Kriegszustand. Treffen sich zwei verfeindete Schiffe, überlebt nur eine Crew. Gäbe es so etwas wie Lpyalität unter Piraten, hätten sich beide Flotten wahrscheinlich längst gegenseitig aufgerieben.
Die Handelshäuser beobachten den langsamen Aufschwung von Schandloch mit Sorge, vertrauen aber auf die Macht Weltenendes, den Ehrgeiz Bilbobars und die kapitalistischen Interessen der Heimatländer. Ab und zu unterstützen sie ihn mit Söldnergalleeren, wenn ihre Gewinne zu stark unter den Überfällen der Roten Korsaren leiden. Besonders Haus Fuga aus Tvjodal ist betroffen.
Wer die rote Flagge am Horizont erblickt, sieht den Tod nahen.
Ulvas Auserwählte:
Lomasi wird unter vielen Namen und in praktisch allen Ländern verehrt. Sie ist eine der ältesten Gottheiten der Welt, auch wenn Ihr Einfluss langsam, aber stetig schwindet. Je stärker sich die Völker vom Jäger- zum Sammlerdasein hinwenden, desto weniger gedenken sie Ihrer. Irgendwann wird Sie nur noch ein Schatten Ihrer Selbst sein, kaum mehr als eine kollektive Erinnerung, die sich nur im Rausch der Jagd offenbart.
Im Großkönigreich Skymri und Tvjodal ist Sie als Ulva bekannt und verehrt. Skymri grenzt nicht nur an die Tränensee, sondern auch das Gletschermeer. Besonders letzteres ist sogar noch mehr als der Vergessene Ozean für seine gewaltigen Bestien bekannt.
Bereits vor vielen Jahrhunderten entstand dort eine Sekte Ulvas, die sich vom eigentlichen Kult distanzierte und dessen reglementierenden Einfluss ablehnte. Sie sprach sich für die freie Jagd und das Sammeln von Trophäen aus, entsprechend dem Sinne der Vorfahren. Für sie ging es immer noch um den spirituellen Akt des Jagens, nicht um eine Gewährleistung des Gleichgewichts zwischen Kultur und Natur.
Ursprünglich bestanden Ulvas Auserwählte, wie sich sich provokant nannten, aus Darfell, Menschen und Orks. Später kamen Trolle und Merrow hinzu. In den letzten Jahrhunderten haben sie sich als eigener Subkult Lomasis etabliert, der vom Tempel natürlich nicht anerkannt wird.
Immerhin gibt es schon seit Generationen keine Kämpfe mehr zwischen beiden Parteien, auch wenn es manchmal so aussieht, als könnte sich das jederzeit ändern. Allgemein gehen sich beide einfach aus dem Weg, soweit das möglich ist.
Ulvas Auserwählte sind streng gläubig, stellen über Riten und Gebete aber die Sensationen der Jagd. Nichts befriedigt sie mehr, als ein riesiger Ungeheuer zu erlegen und Teile von ihm als Trophäen zu tragen. Von den Scholaren wird ihnen regelrechte Hybris in ihrem nur scheinreligiösen Streben nach immer größerer Befriedigung vorgeworfen.
Sie selbst betrachten sich als einzig wahre Diener Ulvas und ihre Obsession als ultimative Huldigung. Sie sagen, dass sie den Bestien allein dadurch Achtung erweisen, dass sie sie am Leibe tragen und ihren Geist in sich aufnehmen.
Viele Schamanen und primitive Völkerschaften symphatisieren mit der orgiastischen Leidenschaft der Auserwählten. Dementsprechend setzen sie sich hauptsächlich aus Kreaturen der Wildnis zusammen, die die See nicht scheuen. Denn obwohl es gewaltige Behemoths an Land gibt, locken Ulvas Erwählte die Leviathane der Tiefe. Sie haben ihr Erbe am Gletschermeer nie vergessen.
Kurz nach dem schrecklichen Fieber, das Weltenende heimgesucht und nahezu entvölkert hatte, trafen die ersten Auserwählten in Vyahoou ein. Seitdem wuchs ihre Gemeinschaft rasant an, sodass es inzwischen 24 von ihnen nahe den Docks gibt. Dort haben sie eine aufgegebene Lagerhalle und ein paar umliegende Häuser bezogen. Hauptsächlich handelt es sich um Orks.
Um in ihre elitären Reihen aufgenommen zu werden bedarf es des Glaubens an Lomasi bzw. Ulva und einer beeindruckenden Trophäe, die von einer möglichst großen Kreatur stammen muss. Mit so etwas wie Haien geben sie sich gar nicht erst ab.