Starb bei einem Sturz durch eigenes Verschulden...oder hatte das Böse doch seine Fänge im Spiel?
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Beschreibung und Hintergrund (Anzeigen)Vor euch steht eine weitere Wache des Hauses Orien, zumindest, wenn man nach der euch mittlerweile nur allzu gut bekannten Uniform geht. Ihr Träger ist etwas über sechs Fuß groß, trägt seine braunen Haare kurz sowie einen ewig ziellos umherwandernden Blick aus seinen tiefgrünen Augen zur Schau. Die scharf geschnitten Züge seines Gesichts sind völlig entspannt, obwohl ihr dennoch das Gefühl habt, dass eine gewisse Anspannung vorhanden ist. Es dauert etwas bis ihr bemerkt was, aber es scheint, als würde die Person regelmäßig unbewusst nach etwas an ihrem Gürtel greifen, was momentan allerdings nicht dort hängt.
Die Wache hat mittlerweile die Uniform gegen ein dunkles, gepolstertes ledernes Wams, lederne Armschienen sowie eine stabile Hose und feine Lederstiefel eingetauscht. Mittlerweile ist auch klar, wonach sie vorher immer gegriffen hatte, so ruht jetzt ihre Rechte auf dem Heft einer schlanken Klinge, wie ihr nach der Schiede der Waffe schließt.
Der etwas unruige Zug von vorher ist aber dennoch nicht völlig gewichen und der kräftige Arm verändert alle paar AUgenblicke seine Lage auf dem Heft.
„Nun, was habt Ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“
Der Wortführer schaute ihn streng von oben herab an und seine Missbilligung sprach deutlich aus seinem Blick, schließlich glaubte man, dass sich ein Mitglied des eigenen Hauses gegen einen gewendet hatte. Was, wenn Stordan ehrlich zu sich selbst war, ja auch fast stimmte.
Stordan atmete einmal tief durch, fast alle seine Muskeln verkrampften sich, von seiner Glaubwürdigkeit in diesem Verhör hing ab, ob er wie ein gemeiner Dieb ins Gefängnis wandern würde, wenn er denn glück hätte, oder wieder ein normales Leben führen könnte.
„Zu meiner Verteidigung habe ich nur zu sagen, dass ich mich keiner Schuld bewusst sehe, da ich dieser Gruppierung bei besagter Operation nur scheinbar bei stand, um sicherzugehen, dass sie scheitern würde, bei möglichst keinen Toten.“
Erstaunte Blicke vom Wortführer und den anderen Anwesenden.
Das hört sich doch gar nicht mal so schlecht an. Und wenn ich das durchziehe, wird sich das Ganze sogar ziemlich schlüssig anhören.
Natürlich entsprach das nicht der Wahrheit. Stordan hatte sich vor einigen Wochen den Raufbolden um Brad, angeschlossen, weil deren Leben so viel aufregender erschien als das seine. Brad hatte ihn angesprochen, nicht umgekehrt, in einer der vielen zwielichtigen Spelunken. Und dort widersetzte man sich Brad nicht, schließlich war der kräftige Blonde mit der erdrückenden Persönlichkeit dort untern der Herr, oder so dachten er und Stordan zumindest.
„Ich habe die Gruppe von Straßenräubern mit Informationen versorgt, damit sie bei einem groß angelegten Angriff auf eine unserer Karawanen, möglichst alle unschädlich gemacht werden können und habe sie absichtlich mit Falschinformationen bzgl. der Bewaffnung, Anzahl und Ausbildung der Wachen versorgt.“
Das war jetzt eine dreiste Lüge, schließlich hatte Brad ihm die Informationen, wann und wo die besagte Karawane vorbeikommen würde ziemlich einfach aus der Nase gezogen. Stordan war froh gewesen, dass er auch mal was anscheinend Interessantes zu den Unterhaltungen beitragen konnte. Dass Brad diese nutze, um einen Überfall zu planen, hatte er, bis zu dem Abend, an dem es passieren sollte nicht gewusst. Oder wollte es nicht wissen.
Am besagten Abend war Brad zu ihm gekommen, weil er ihn zu einer Aktion mitnehmen wolle, die sie schon seit längerem planten. Stordan war sofort Feuer und Flamme gewesen, endlich mal echte Aktion und nicht bloß Geschichten davon. Brad hatte ihn mitgenommen in eines der Häuser in der Umgebung, wo schon einige andere von der Truppe warteten. Unter diesen war auch Skinny, Brads Hauptaufklärer, wie er ihn nannte, ein kleiner blasser Typ mit kurzem, dünnem Haar, der sich ständig nervös umschaute. Skinny berichtete, dass alles sei wie erwartet, gab aber dennoch noch mal kurz einen Überblick über die einzelnen Wachposten. Stordan warf ein, dass das seiner Meinung nach doch recht wenige seien, aber Skinny bestand darauf, keinen übersehen zu haben.
„Ausgezeichnet, dann ist ja alles wie wir es geplant haben. Wir werden heute zuschlagen und danach sind wir gemachte Leute.“, beendete Brad Skinnys Bericht, nur um dann seinen Plan für den Angriff allen darzulegen, wobei er immer wieder betonte, dass hier auf unbedingte Präzision zu achten sei.
Damit hatte der Wortführer sichtlich nicht gerechnet und zumindest schien er die Geschichte nicht für völlig abwegig zu halten.
„Aber warum haben sie dann nicht gleich den Angriff verhindert? Man hätte diese Gruppierung, wie Sie sie nennen, doch sicherlich vorher festsetzen können? Oder zumindest hätten Sie dafür sorgen können, dass der ehrenwerte Sir Karon d’Orien vorher von diesem Überfall informiert ist?“
„Ich konnte meine Tarnung nicht riskieren. Und wenn Sir Karon d’Orien, dann die Wachen unverhältnismäßig verstärkt hätte, hätte man den Angriff vielleicht verschoben, und ich hätte nichts erreicht gehabt.
Ganz zu schweigen davon, dass so die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus den zerschlagenen Resten eine neue Gruppe bildet viel geringer ist, da man durch die Demonstration der Schlagkraft, eingeschüchtert wurde.“
Weil mir vorher nicht klar war, in was ich da eigentlich reingerutscht bin.
Tsching!
Der Schaft des Bolzens vibrierte noch, nach dem Einschlag und Stordan starrte noch lange darauf. Wo war er hier eigentlich? Bei einer Gruppe von Raufbolden, die glaubten, dass sie eine Karawane des Hauses Orien, seines Hauses überfallen könnten? Was hatte e sich eigentlich dabei gedacht? Das er hierbei umkam, war nicht unwahrscheinlich, man ging nicht zimperlich mit Straßenräubern um.
„Nun gut, dann schildern sie uns doch bitte die Ereignisse, wie sie sich aus Ihrer Perspektive abgespielt haben.“, wobei Stordan eher das Gefühl hatte, dass der Wortführer wohl eher so etwas wie Gefallen als Wahrheit an seiner Geschichte entdeckt hatte.
„Sobald alle Mitglieder Stellung nach Plan bezogen hatten, mir war es zugedacht, der einen Truppe Schützen, die Richtungsbefehle zu zutragen, wartete ich, bis der Angriff gestartet wurde. Dann gab ich falsche Angaben, sodass der Bolzenhagel unschädlich zu Boden ging.“
Der Wortführer schien sich kaum mit dieser Antwort zu frieden zu geben und warf ein.
„Wieso wurde jemand als Sichtkontakt gebraucht? Und warum hatten Sie ein solch wichtige Position bei der Aktion?“ warf der Wortführer argwöhnisch ein.
Ein einzelner Schweißtropfen, der sich über die Zeit gebildet hatte, rann an seiner rechten Seite langsam herab und erinnerte ihn unangenehm intensiv an seine eigene Anspannung.
Ganz ruhig, noch hängt dein Kopf nicht in der Schlinge…
„Ich weiß es nicht, Sir. Vielleicht, weil ich einfach kein guter Schütze bin. Und irgendjemand musste dort stehen, von der Stellung der Schützen aus, war keine Sicht auf die Karawane.“
Sie alle hatten sich zu den Positionen begeben, die Brad ihnen zugewiesen hatte und Brads Schläger hatten tatsächlich etwas wie militärische Disziplin gezeigt. Als der Angriff begann, war Stordan apathisch geworden.
Die Luft war erfüllt vom Schwirren der Armbrustsehnen, von gebrüllten Befehlen, vom Geschrei der Verletzten.
Das alles konnte doch nicht wirklich gerade passieren, oder doch?
„Willst du endlich schießen!“ hatte ihn sein Nachbar angebrüllt.
Und er schoss,… irgendwo ins nichts.
Dann war neben ihm der Bolzen eingeschlagen.
Unruhe entstand unter den Schützen. Die Wachen hätten niemals die Zeit haben dürfen, ihre Stellung unter Feuer zu nehmen, wenn es nach Plan liefe. Noch war es alles unter Kontrolle, Brads Mann unter den Schützen, hielt die Disziplin aufrecht, aber ohne ihn…
Stordan fasste einen Entschluss. Viel zu lange hatte er sich von Brad und seinen Ideen mittragen lassen, es war Zeit, selber wieder den Weg zu bestimmen. Er stand auf und verschwand in dem Durcheinader, was durch weitere einschlagende Bolzen verursacht wurde.
„Aha.
Im Bericht steht, dass Sie einen von Brads Hauptmännern unschädlich gemacht haben. Wie kam es hierzu?“
Er will auch alles noch mal hören, oder…?
Stordan war nervlich ziemlich am Ende, lange würde er diese Farce, nicht mehr mitspielen können.
„Nun, er muss irgendwann doch mitbekommen haben, dass meine Beobachtungen falsch waren. Als er mich zur Rede stellen wollte, habe ich ihn niedergeschlagen, was dank des mittlerweile einsetzenden Beschusses auch glücklicherweise nicht aufgefallen ist.
Danach verfielen die Schützen, ohne die gebrüllten Befehle, die sie zur Ordnung mahnten, dann in Panik und flohen schnellstmöglich.“
Er erreichte ‚seinen’ Hauptmann, der so sehr damit beschäftigt war, lauthals Befehle zu brüllen, um eine Panik zu verhindern, dass er Stordan kaum bemerkte, bis dieser ihm den Knauf seines Degen quer über den Schädel zog.
„Sie haben alles mitgeschrieben?“ der Wortführer wandte sich an den Schreiber, der sofort eifrig nickte.
„Dann sind Sie fürs erste entlassen. Wir werden Ihnen später unser Urteil verkünden.“ Und dachte Stordan einen strengen Blick zu, in dessen Hals sich ein Knoten löste. Er versuchte ruhig den Saal zu verlassen, auch wenn er sich trotzdem wie auf der Flucht vorkam und am liebsten gerannt wäre.
Er stand schon an der Tür, als die Stimme des Wortführers ihn zurückhielt, schmeichlerisch wie Seide, aber unzertrennbar wie ein Galgenstrick.
„Doch eines noch.“
Stordans Herzschlag setzte aus.
Wenn die sich die Mühe gemacht haben, mit den Gefangenen Räubern zu sprechen, oder sie Brad lebend erwischt haben…
Er riss sich noch ein letztes mal zusammen und drehte sich langsam um.
Der Wortführer schien zu grübeln über seine letzte Frage, oder über das gerade gehörte.
Verdammt!
Habe ich mich verraten, ergibt irgendetwas, das ich gesagt habe keinen Sinn?Stordan ging alles noch mal durch, fand aber keine Fehler in seiner Geschichte, mal von den überlebenden Zeugen abgesehen.
Endlich schien, der Wortführer zu einer Antwort gekommen zu sein und stellte seine Frage.
„Warum sind Sie nicht, wie die anderen Schützen geflohen, als Sie die Möglichkeit dazu hatten?“
Weil ich dann Schwieligkeiten mit Brad bekommen hätte?
Weil ich dann ein Leben mit denen hätte führen müssen?
Weil man doch auch so rausbekommen hätte, dass ich dabei war?
„Warum hätte ich fliehen sollen, schließlich hatte ich nichts zu verbergen.“ Oder nichts mehr zu verlieren…
Die Antwort schien dem Wortführer zu gefallen, er überlegte nocheinmal kurz und antwortete dann.
„Gut, das genügt mir. Sie sind entlassen.“
Stordan wankte mehr, als dass er ging aus dem Saal, sucht sich den erstbesten Stuhl, und brach dort zusammen.