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Autor Thema: Auf der Flucht  (Gelesen 7188 mal)

Beschreibung: Einstieg für Arue

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Sternenblut

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Auf der Flucht
« am: 08.06.2010, 09:59:44 »
Das Maultier schnaufte widerwillig, als Arue es noch ein Stück weiter trieb. Gute hundert Meter entfernt gab es eine kleine Baumgruppe am Rand der Straße. Das wäre ein guter Platz für die Rast.

Die Sonne war bereits untergegangen, das nächtliche Spiel der zwei Monde hatte begonnen. Zum Glück war es noch Sommer. Hätte sie im Winter ihr Dorf verlassen müssen, wäre eine sehr harte Zeit auf sie zugekommen.

Ohne darüber nachzudenken, hatte sie sich auf den Weg in Richtung Nachtsang gemacht. Die goldenen Felder von Münzbaum lagen bereits hinter ihr, doch was vor ihr lag, das wusste sie noch nicht. War es eine gute Idee, weiter in Richtung Nachtsang zu reisen? Wieso hatte sie eigentlich diese Richtung eingeschlagen? Wenn sie sich anders entschied, dann müsste sie entweder zurück, oder mitten durch die Wildnis reisen. Beides war keine wirklich gute Idee.

Schließlich hatte sie den Platz erreicht, auf dem sie ihr Lager aufschlagen wollte. Ohne große Eile versorgte sie das Maultier, zündete ein kleines Lagerfeuer an, und richtete ihren Schlafplatz her.

Es gab niemanden, auf den sie warten musste, oder mit dem sie sich hätte unterhalten können. So blieb sie noch schweigend eine Weile am Feuer sitzen, darauf wartend, dass sie müde genug wurde, um sich hinzulegen. Schließlich fielen ihr die Augen zu...


Sie lief am Strand eines Ozeans entlang. Blauer Himmel und blaues Meer erstreckten sich scheinbar in die Unendlichkeit. Arue hatte nie wirklich einen Ozean gesehen, und doch konnte sie das Salz auf ihrer Zunge schmecken, die einzigartige Luft riechen...

Dann sah sie es. Ein Körper wurde vom Wasser an den Strand gespült. Es war ein Mensch, die Kleidung zerrissen. Nur die Wellen bewegten den Körper noch.

Dem Leichnam folgte ein weiterer, und noch einer, und noch einer. Ihr Blick suchte den Horizont ab. Dann erblickte sie die brennenden Schiffe, Hunderte, Tausende. Ohne zu wissen warum, war ihr klar, dass niemand auf den Schiffen überlebt hatte.

Jemand legte eine Hand auf ihre Schulter. "Wir müssen gehen."



Schweißgebadet wachte Arue auf. Die Sonne war schon aufgegangen.
« Letzte Änderung: 08.06.2010, 13:07:42 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Lucanor

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Auf der Flucht
« Antwort #1 am: 08.06.2010, 13:32:41 »
Arue brauchte eine weile um zu realisieren dass das alles nur ein Traum gewesen war. Sie presste sich beide Hände auf die Augen und atmete Tief durch.
"Nicht schon wieder." Natürlich war niemand da mit dem sie reden konnte, aber es vertrieb das Gefühl von Einsamkeit wenn sie ihre Gedanken laut aussprach.
Langsam erhob sie sich und machte sich alsbald daran ihre Sachen zu packen und eine Kleinigkeit zu Frühstücken. Sie hatte zwar eigentlich keinen Appetit, aber zwang sich selbst doch einige bissen zu sich zu nehmen.
"So, dann sollte ich mich wohl langsam aufmachen, der weg ist noch weit." Arue spannte das Maultier vor den kleinen zwei-achsigen Karren und machte sich gemütlich auf den Weg. Das Meer, ich würde es gerne irgendwann einmal mit eigenen Augen sehen. Sie schaute sich das Maultier an das gehorsam Ihre Habseligkeiten hinter sich her zog. "Was meinst du, sollen wir uns mal das Meer anschauen?"
Wie zu erwarten gab das Tier keine Antwort und Arue musste lachen. 

Sternenblut

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Auf der Flucht
« Antwort #2 am: 08.06.2010, 13:36:56 »
"Wir müssen gehen."

Arue zuckte zusammen. Es war die Stimme aus ihrem Traum, direkt hinter ihr. Als sie erschrocken herumfuhr, war da aber niemand.

Offenbar hatte ihr Traum sich diesmal ein wenig zu sehr in ihrem Kopf festgesetzt.

Auf einmal bemerkte sie einen Wagen, der in der Ferne aus der entgegengesetzten Richtung auf sie zukam. Zwei Pferde zogen das Gefährt, das - soweit sie das aus dieser Entfernung sagen konnte - komplett in schwarz gehalten war.
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Lucanor

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Auf der Flucht
« Antwort #3 am: 08.06.2010, 13:50:26 »
Ungläubig schüttelte sie den Kopf in der Hoffnung so die überbleibsel ihres Traumes loszuwerden. "Ich fürchte ich verlieren den Verstand." Sie betrachtete eine weile das näherkommende Gespann und lenkte ihren Wagen an den Rand des weges um genug Platz zu schaffen.

Sternenblut

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Auf der Flucht
« Antwort #4 am: 08.06.2010, 14:26:53 »
Der Wagen - es handelte sich tatsächlich um eine vollständig schwarze Kutsche, gezogen von zwei braunen Pferden - kam zügig näher, wurde aber langsamer, als er sich Arue annäherte. Ein Mann in ebenfalls schwarzer Kleidung saß auf dem Kutschbock. Er trug fein geschnittene Kleidung und einen Zylinder, ganz so wie die Kutscher der feinen Herren, die in Münzbaum wohnten - Arue hatte die eine oder andere Kutsche durch ihr Dorf fahren gesehen.

Der Kutscher nickte ihr zu und tippte dabei an seinen Zylinder, als er nahe genug war. Zu ihrer Überraschung hielt der Mann die Kutsche an.

"Seid gegrüßt, junge Dame. Ich will euch nicht aufhalten, falls ihr es eilig habt. Wenn ihr aber einen Moment Zeit hättet, wäret Ihr interessiert, euch ein wenig Geld zu verdienen?"
« Letzte Änderung: 08.06.2010, 14:32:21 von Sternenblut »
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Auf der Flucht
« Antwort #5 am: 08.06.2010, 17:17:27 »
Etwas verwundert schaute sie den Mann an."G-Guten Tag mein Herr." Stotterte sie leise und deutete eine leichte Verbeugung an.
Etwas Geld könnte ich immer gebrauchen, aber ich frage mich wie ich den reichen Herrschaften zu Diensten sein kann. Angestrengt dachte sie darüber nach und entschied dann erstmal herauszufinden worum es sich sich überhaupt handelt. "Ich bin nicht in Eile, aber wie mag ich euch wohl helfen können?

Sternenblut

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Auf der Flucht
« Antwort #6 am: 08.06.2010, 17:52:10 »
"Mein Herr", er deutete dabei mit dem Daumen hinter sich, "ist ein passionierter Schatzsucher, und geht dieser Leidenschaft seit vielen Jahrzehnten nach. Aber heute ist er in einem Alter, in dem er manches nicht mehr selber kann. Wir hatten eigentlich ein paar Haudegen dabei, die ihn unterstützen wollten, aber in der letzten Gaststätte haben sie sich dann lieber um ein paar junge Damen als um ihren Auftrag gekümmert."

Er nahm den Zylinder ab, und fuhr sich durch das schüttere blonde Haar. "Wir suchen nun jemanden, der bereit ist, den Eingang einer Höhle freizumachen. Es gibt ein schmales Eingangsloch, durch das man einsteigen kann. Innen muss nur eine Mechanik betätigt werden, dann kommen wir von außen bequem in die Höhle. Ihr würdet fünf Goldmünzen als Belohnung erhalten, sofort nachdem die Höhle offengelegt ist."
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Lucanor

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Auf der Flucht
« Antwort #7 am: 08.06.2010, 18:07:13 »
5 Goldmünzen waren ein verlockendes Angebot für die junge Frau. Sie konnte alles gebrauchen was sie kriegen kann zumal Reisen doch sehr teuer sind. Aber war es der Umweg wirklich wert? Arue überlegte einige Zeit angestrengt ob sie das Angebot annehmen sollte oder nicht. Bis sie sich schlussendlich dazu entschied das es zumindest nicht schaden würde nach Details zu fragen.
"Sagt mein Herr, wie weit ist denn diese Höhle von hier entfernt? Und wenn ihr mir eine zweite frage erlaubt, was glaubt ihr dort zu finden?"

Sternenblut

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Auf der Flucht
« Antwort #8 am: 08.06.2010, 18:42:20 »
"Wir kommen gerade von da", erklärte der Kutscher, "keine halbe Stunde von hier. Herr Gavansson ist einem Kunstdieb auf der Spur, und er glaubt, dass der Gauner in der Höhle seine gestohlenen Güter aufbewahrt. Mein Herr will die Besitztümer an sich nehmen und den rechtmäßigen Besitzern zurückbringen."
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« Antwort #9 am: 08.06.2010, 18:59:07 »
"Ich glaube ich kann diese kleine Aufgabe für euch durchführen." Arue schaute den Mann mit einer gewissen Zuversicht an. "Aber ich hoffe ihr versteht das ich mich danach umgehend wieder aufmachen möchte. Mein weg ist noch weit und ich will nicht ewig auf der Straße bleiben." So leicht komme ich nicht wieder an soviel Geld ran, ich muss die Gelegenheit nutzen.

Sternenblut

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« Antwort #10 am: 08.06.2010, 20:26:45 »
"Wunderbar", lächelte der Kutscher sie an. Obwohl er zurückhaltend war, hatte er ein einnehmendes Wesen, und sein Lächeln schien ehrlich. "Dann lasst mich die Kutsche wenden, und wir fahren zu der Höhle."

Nach einem kurzen Wendemanöver führte der Kutscher Arue ein gutes Stück den Weg entlang, in die Richtung, die sie ja ohnehin eingeschlagen hatte. Schließlich kamen sie an einer Felsformation an, die ein wenig so aussah, als hätte ein Riese sie mitten in der Landschaft liegen lassen.

Schließlich stieg der Mann von dem Kutschbock und ging auf Arue zu. "Verzeiht, ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Wilhelm von Osthafen, Kutscher des edlen Herrn Gavansson."
Er streckte ihr die ein wenig knorrige Hand hin, und blickte dabei zu den Felsen. "Seht ihr die Öffnung da vorne? Das ist der Eingang, von dem ich gesprochen habe."

Arue konnte die Öffnung erkennen, und wusste, dass es zwar machbar wäre, aber eine echte Herausforderung, durch den schmalen Eingang hindurchzuschlüpfen.
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Lucanor

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« Antwort #11 am: 08.06.2010, 20:42:17 »
Arue nahm die Hand des Kutschers."Äh, ja, angenehm euch kennen zu lernen. Ich heiße Arue."
Nach der Vorstellung machte sie sich auf den Eingang näher zu die Lupe zu nehmen. Auf dem Weg dorthin allerdings lies sie es sich nicht nehmen sich das ganze Gebiet etwas genauer anzuschauen. Dieser Ort scheint der Perfekte platz für ein Versteck zu sein, wenn man nicht gefunden werden will. Aber die Lage scheint mir trotzdem nicht die beste. Warum sollte jemand so fern von jeder Zivilisation sein Diebesgut unterbringen wollen? Die Fragen überschlugen sich in ihren Gedanken und bevor sie es realisiert hatte stand sie auch schon vor dem schmalen Eingang. "Dann wollen wir doch mal schauen ..." stammelte sie leise vor sich hin. ... zum Glück geben mir meine seltsam Kräfte die Fähigkeit auch im Dunkeln zu sehen. Ich hätte nie gedacht das sich das als so Praktisch erweisen kann. Beendete sie im Gedanken.
Vorsichtig untersuchte sie den Eingang und das dahinter liegende Versteck.

Sternenblut

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Auf der Flucht
« Antwort #12 am: 08.06.2010, 23:18:05 »
Arue konnte vielleicht einen halben Meter in die Felsenhöhle hinein blicken. Sie erkannte noch, dass der Felsbrocken, der den Eingang verschloss, endete und dann steil abfiel. Zu ihrer Überraschung konnte sie jedoch nicht weiter in die Höhle sehen. Dort drin war es nicht einfach nur dunkel, es war... als würde die Höhle das Licht selbst verschlucken. Selbst mit ihren außergewöhnlichen Kräften konnte sie nicht erkennen, was sich im Innern der Höhle befand.
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Auf der Flucht
« Antwort #13 am: 08.06.2010, 23:33:04 »
Arue bekam allmählich ein mulmiges Gefühl bei der Sache, aber sie konnte jetzt wohl keinen Rückzieher mehr machen. Sie wendete sich dem Kutscher noch einmal zu. "Und der Schalter soll hier gleich vorne an sein?" Sie wollte wohl keine richtige Antwort, eher aber sich selbst mit diesen Worten etwas Mut machen.
Ohne auf eine Bestätigung zu warten machte sie sich daran sich durch die enge Spalte ins innere des Unterschlupfes zu zwängen.

Sternenblut

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« Antwort #14 am: 09.06.2010, 07:42:02 »
"Genau wissen wir es nicht", erklärte der Kutscher, "aber er ist auf jeden Fall direkt an der Höhlenwand. Passt aber auf euch auf, ich will nicht ausschließen, dass das irgendwelches Getier in der Höhle eingenistet hat. Auch Spinnen und Skorpione können gefährlich sein."
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