Es war einmal in einem kleinen Dorf ein junger Fischer, weit im Norden Kehjistans und Abseits der Herrschaft Hakans II. Jeden morgen stand der Fischer früh am Morgen auf, küsste seine Frau wach, packte seine Netze, Seile und seine Angel und ging mit ihr an den Strand, wo sein
kleines Fischerboot angetaut war. "Küsse meinen Sohn von mir!", sagte er immer, bevor er in sein Boot stieg um in das klare Meer zu rudern. Seine Frau nickte ihm zu. "Pass auf Dich auf. Der Barmherzige schütze Dich!", rief sie ihrem Geliebten winkend hinterher, während er im blauen Wasser verschwand. Am Abend wartete bereits der kleine Sohn des Fischers am Strand, und freute sich sehr, sobald sein Vater wieder von der See kam. Gemeinsam trugen Vater und Sohn seinen Fang in das Dorf und versorgten die Bauern und Jäger, die Züchter und Flechter, die Stricker und Näher und auch den Priester mit frischen Fischen und Krabben. Und alle dankten es ihnen und riefen dem kleinen Sohn zu: "Wenn Du groß bist, wirst Du auch so ein großartiger Fischer wie Dein Vater!"
Eines Tages jedoch, als der Fische wieder mit seinem kleinen Boot aufs Meer fuhr, war das Wetter stürmisch und trügerisch. 'Küsse meinen Sohn von mir!', hatte er seiner Liebe zugerufen, wie jeden Morgen. An diesem Morgen hatte der wache Junge seinem Vater mit Stolz gezeigt, wie gut er das Lesen gelernt hatte. Seine Frau antwortete, 'Pass auf Dich auf. Der Barmherzige schütze Dich!' Doch an diesem Tag beschützte der Barmherzige nur ihn allein. Es war, als ob der Donner und der Sturm nicht wollten, dass der arme Fischer seine Liebsten verließ. Der schreckliche Wind drohte das Boot zu kentern. Der Himmel muss ein Zeichen gewesen sein. Er kehrte also zurück, voller Furcht vor der Gefahr der See, voller Angst, dass er seine Familie nicht wieder sehen würde, würden die Wogen ihn verschlingen.
Doch als der Fischer der Küste näher kam, sah er das Feuer. Obwohl der Regen stürmte wie Tränen des Himmels, brannten die kleinen Hütten lichterloh. Die Kuppel der kleinen
Masdschid war zerschlagen, und der Fischer ruderte furchtgebannt dem Sturm entgegen. Die Worte des Priesters hallten noch durch die Winde, verzweifelt aber doch kräftig. 'Der Herr ist groß!', rief er, 'Der Herr ist groß!', bis der Fischer mitansehen musste, wie auch das Minarett stürzte. Er weinte bittere Tränen, er fürchtete nicht mehr um sein eigenes Leben, er fürchtete um das seiner Liebsten. Schluchzend betete er alle Verse, die er kannte, flehte seinen Herrn an, seine Liebsten zu beschützen. Doch es gelang ihm nicht, den Sturm zu überwinden.
Als er an endlich das Ufer gelangte, war bereits die Nacht angeschlagen und die Feuer erloschen. Nicht einer war verschont. Er barg die Körper seines alten Vaters und seiner lieben Mutter aus dem Schutt der verbrannten Hütten. Mit nackten Fingern grub er durch das verbrannte Holz. Er fand den geschändeten Leib seiner lieben Frau Meryem. In seinen schmutzigen Händen hielt er ihren kalten Körper, und er fühlte, sein Herz wolle zerbersten. Er suchte weiter, bis er alle Freunde und Familie geborgen hatte, und nicht einer war am Leben. Doch seinen Sohn, ihn fand er nicht.