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Autor Thema: Ib - Verschollen in der Ferne  (Gelesen 10639 mal)

Beschreibung: Amiras Reise nach Hakum

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Ansuz

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Ib - Verschollen in der Ferne
« am: 27.06.2010, 23:26:46 »
Im Bauch des Schiffs ist der Wellengang sogar erträglich.
Zwar schwankt es weiterhin, als bestünde es aus bestenfalls einem einzigen Brett, aber immerhin ist frau nicht gezwungen, sich die Wogen aus nächster Nähe anzusehen. Die Geräuschkulisse aus Röcheln, Husten und Spucken hat es auch nicht besser gemacht, zumal sie ein konstanter Begleiter seit dem Aufbruch von Moesa war.
Zur Zeit hören die beiden Schwestern bloß das Knarren der Bretter, das Knirschen der allgegenwärtigen Hanfseile und das leise Rauschen des Vergessenen Ozeans, der durch nur ein paar Handbreit Holz von ihnen getrennt ist.
Sie sind allein im Mannschaftsraum. Die Besatzung ist samt und sonders an Deck damit beschäftigt, irgendwelche nautischen Arbeiten zu verrichten und sich die Haut weiter verbrennen zu lassen.
Zu Beginn ihrer vierwöchigen Reise konnten sie sich die hintersten zwei Kojen sichern, wo sie durch eine Stützstrebe, ein paar Fässer voll Proviant und eine eisenbeschlagene Truhe ganz gut von den lüsternen Blicken der Seemänner geschützt sind. Der Nachteil ist der Geruch nach Sauerkraut und Zwiebeln, der inzwischen jedem ihrer Kleidungsstücke anhaftet.
Draußen ist es inzwischen Nachmittag, sodass die Sonne unbarmherzig jedes Quentchen Schweiß aus den Körpern der Mannschaft und Firopolesen presst. Die Meeresbrise ist das Einzige, was dort oben Abkühlung verschafft.
Der Kapitän ließ verlauten, bei einem so lauen Lüftchen dauere es noch einen Tag, bis die “Stolz von Moesa” endlich in Hakum einlaufen könne. Dabei hat er in Richtung der drei anwesenden Magi geschielt, als erwarte er von ihnen arkane Unterstützung. Dass es nicht so einfach ist, sparten sie sich zu erwähnen.
Stattdessen beschäftigten sich Magister Optimus und Magus major Eidil weiterhin mit dem, was sie schon die gesamte Überfahrt tun: in den Himmel starren und aus den Stern- und Mondkonstellationen Berechnungen hinsichtlich der anstehenden Expedition anstellen. Ob die Magi auf den anderen beiden Schiffen genauso weltfremd sind, wissen die Schwestern nicht.
Sie bekamen erst im Hafen Moesas einen kurzen Eindruck vom Aufwand, den die Akademien zu leisten bereit sind, um der Zeitlosen Wüste ihre Geheimnisse abzuringen. Es waren allein zwanzig Träger anwesend, die die dutzenden Kisten, Fässer und Körbe tragen sollen, in denen das Equipment der Magi und Forscher untergebracht ist.
Insgesamt sind es neun Gelehrte, die die Kähne bestiegen. Einer war prachtvoller aufgemacht als derandere, als spiele Gewandung in der Wildnis irgendeine Rolle. Sie alle trugen ganze Berge von Manuskripten mit sich herum.
Die Mienen der Seefahrer haben Bände gesprochen. Sie halten jedes einzelne Mitglied der Expedition für vollkommen übergeschnappt, einen derart wahnwitziges Unterfangen auch nur in Betracht zu ziehen, egal wie hoch der Sold auch sein mag. An dieser Ansicht haben selbst die mahnenden Worte des Kapitäns nichts geändert.
Selbst Zerah und Serayn wurden mit entsprechenden Blicken bedacht, obschon sie zu den wenigen Frauen gehören, die die lange Reise anzutreten gewillt waren.
Das hat den Vorteil, dass sie relativ ungestört blieben, so auch an diesem voraussichtlich letzten Tag ihrer ermüdenden Reise. Es mag ja ganz schön sein, Wochen auf hoher See zu verbringen, aber auf Dauer wird es eintönig.
Die Fernen Lande versprechen ungekannte Wunder und Gefahren, die sie eigentlich entschädigen sollten. Im zugestopften Lade- und Mannschaftsraum ist davon noch nichts zu spüren. Selbst in Moesas karger Vorstadt sah es exotischer aus.
Den Tag über geschieht eine Menge Nichts, das zur Ablenkung ungefähr so geeignet ist wie dem Gras beim Wachsen zuzuschauen. Dementsprechend rüttelt es auf, dass die Luke geöffnet wird und strahlender Sonnenschein das stauberfüllte Zwielicht zurückdrängt.
Kurz müssen die Schwestern blinzeln, dann fällt sie wieder zu. Auf knarrenden Bohlen läuft der berobte Eidil die Trepper hinab, scheinbar völlig vertieft in einige Pergamentblätter, die er mit lautlosen Lippenbewegungen studiert. Er bemerkt die beiden Frauen nicht einmal, sondern läuft mit gesenktem Blick direkt zu seiner Koje.
Offenbar wähnt er sich allein, wird seine Stimme doch mit jedem Schritt etwas lauter. Er murmelt irgendetwas von “temporalen Fluktuationen” und “Raum-Zeit-Divergenz”.
« Letzte Änderung: 30.10.2010, 00:30:46 von Ansuz »

Zerah

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #1 am: 28.06.2010, 11:29:43 »
Zerah ging es nicht gut. Gar nicht gut. Wäre es nicht wegen Serayn, so hätte nie einen ihrer mittelgroßen Füße auf diesen Kahn gesetzt.
Als sie ihr Reisegefährt in Form der übergroßen Schaluppe das erste Mal in Moesa gesehen hatte, hatte sich ihr bereits ihr Magen umgedreht. Zu jenem Zeitpunkt war es jedoch eher ein Gefühl denn Realität gewesen. Als sie dann das Schiff betreten hatte und sie losgefahren waren, dauerte es nicht lange, und man sah sie die Seevögel füttern. Immer und immer wieder. Mittlerweile hielt sich ihre Übelkeit in Grenzen, dennoch war ihr stets unwohl, keinen richtigen, festen Boden unter den Füßen zu haben. Immer, immer wieder drang die Kakophonie aus Seilknarren, Fußgetrappel, brechenden Wellen und Seemannsliedern an ihre Ohren, weswegen sie sich nicht in ihrer besten Verfassung befand. Ihre Haare, eigentlich lang, gepflegt und tiefbraun, waren nunmehr zerzaust und ein optisches Sinnbild ihrer Verfassung. Es war gut, dass sie allein im Mannschaftsraum waren, denn so konnte sie ihrem Unmut, während sie sich halb auf einen der grob gezimmerten 'Tische' gelegt hatte, mit den Händen an den Kanten Halt suchend, freien Lauf lassen.

"Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn wir Monate herumgelaufen wären, Schwesterherz...", sagte sie zu Sera gewandt, nuschelte mehr, als dass sie sprach. Sie mochte stark und kräftig und ausdauernd sein, aber das half einem nicht, wenn man seekrank war und auf einem Schiff zugegen. "Aber warum ausgerechnet ein Schiff? Warum ein Ding, dass den Geräuschen nach jederzeit auseinanderbrechen kann und das so sehr schaukelt, dass ich Nachts aufpassen muss, nicht aus dem... dem...", stotterte sie, während sie ein anderes Wort für 'Bett' suchte.. "..dem Schiffsnachtlager zu fallen..", gab sie sich dann den Worten ihrer Sprache geschlagen und ein leiser, dumpfer laut ertönte, als ihr Kopf dem Holz des Tisches einen schönen Nachmittag wünschte, gefolgt von einem Seufzen. So blieb sie liegen, atmete leise und strich sich eine aberwitzige Strähne aus dem eigentlich ansehnlichen Gesicht. Sie hatte dunkelbraune Augen, mit denen sie durchaus feminin-reizend blicken konnte - was eigentlich nie vorkam. Meist waren ihre Brauen zu einem Strich zusammengezogen und ihr Blick wie der Flug eines Dolches. Sie schien Menschen sehr gut einschüchtern zu können, wenn sie wollte. Matrosen, die sich über Frauen an Bord beschwerten, bekamen einen solchen Blick ab. Wie er wirkte, vermochte sie nicht zu sagen, weil sie danach immer außerhalb der Gesprächsweite ging, aber sie hoffte, er brachte sie zum verstummen.

Ihre Ausrüstung lag neben ihrem Schlafplatz, alles fein säuberlich zusammengepackt, sofern es denn ging. Wasserfestes Leder wurde benutzt, mehrere Stoffschichten für Zerbrechliches. Das, was sie jedoch kaum einpacken konnte, waren zum einen ihre Rüstung - eine schön gearbeitete, helle Brustplatte aus Stahl - und zum anderen ihr Schwert. Es war jedoch kein Schwert im Kurzschwert- oder Langschwert-Sinn. Es war ein Monstrum. Die Klinge war beinahe so groß wie sie und geschätzt sicher auch so schwer, wenn man den meist von Flüchen geschmückten Ausdrücken jener nachging, sie sich anschickten, es hochzuheben. Es war ihr ganzer Stolz, und die eingravierten Intarsien auf der recht geraden Klinge, der Griff... sie mochte ihr Schwert, mit dem sie Serayn beschützen konnte. Wollte. Musste. Und auch, sofern es ihr möglich war, immer tun würde.

Als ein 'Jemand' zu ihnen hereinkam, stöhnte sie wegen des Lichteinfalls... trotz ihrer dunklen Augen behagte ihr die Sonne nur, wenn sie Zeit gehabt hatte, sich an sie zu gewöhnen, was im Mannschaftsraum jedoch nicht der Fall war. Es raschelte, dann gab es wieder einen Laut, als ob sich etwas schließen würde, dann Fußgetrappel und Gemurmel. Auf Wiedersehen, traute Zweisamkeit, willkommen, Herr... wie auch immer sein Name eben war. Er murmelte, und sie ließ ihn murmeln, senkte den Blick und blieb einfach wie schlaf-dösend auf dem Tisch liegen, ihm keine besondere Beachtung schenkend. Und von was auch immer er sprach - sie hatte sicher nicht die Muße, ihm zuzuhören...
« Letzte Änderung: 28.06.2010, 11:40:40 von Zerah »
"Ich übe eben noch. Das einzige, was ich jedoch schon immer gut konnte, ist, Menschen böse anzustarren."

Serayn

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #2 am: 28.06.2010, 15:23:37 »

Die junge Magi fühlt sich an die herrlich ausgeschmückten Abenteuergeschichten ihres Großvaters erinnert. Ihn hatte es immer wieder aufs Meer gezogen, soweit sie sich an seine Erzählungen erinnern kann. Es ist eine eigene kleine Welt für sich. Statt melodischem Vogelgezwitscher hört man morgens also das bedenkliche Knarren der Holzbretter, rauhes Gelächter und bisweilen derbe Flüche...nun gut, immerhin schlafen sie nicht auf engstem Raum mit der Besatzung zusammen. Sie kann sich regelrecht ausmalen, wie ihre liebe Schwester durchdrehen und die Hälfte der Männer über Bord werfen würde.  Der Geruch von Sauerkraut und anderen Köstlichkeiten scheint ihr da ein guter Kompromiss zu sein. 

 Sera muss an die Besatzung dieses Schiffes denken. Es ist fast so, als wären die Seefahrer von einem anderen Stern. Mit einem Aberglauben gesegnet, wie man ihn daheim höchstens noch bei alten Großmüttern und kleinen Kindern findet, scheint sie jegliche arkane Erscheinung in einem Maße zu beeindrucken, geradezu zu beängstigen, als wäre ihnen ein Komet vor die Füße gefallen. Was für interessante Vorstellungen diese Männer zum Teil von der Magie haben...

Die junge Frau schüttelt lächelnd mit einem innerlichen Seufzen den Kopf. Während der Reise hat sie sich überwiegend die Zeit mit Lesen vertrieben. Viehzeugs wollte der Kapitän nicht auf seinem Schiff haben, also durfte sie nicht einmal etwas zu ihrer Unterhaltung herbeizaubern...bedauerlich.

 Immer noch recht optimistisch, was ihre Reise betrifft, lehnt sie sich gähnend zurück. Nach den Schilderungen ihres Großvaters hätten sie schon mindestens einer Seeschlange, ein paar Nixen oder auch einem Geisterschiff begegnen müssen...nichts von alledem. Wie langweilig. Viel besser würde es werden, wenn sie erst  Hakum erreicht haben und die Expedition ihren Anfang nimmt.

Wieder kommt eine gewisse Vorfreude in ihr auf. Sie weiß noch, wie lange sie fürs Packen gebraucht hat...und immer noch ist sie sich nicht sicher, ob sie an alles gedacht hat. Wirkliche Bedenken kommen in ihr bisher noch nicht auf. Mochten die anderen denken, was sie wollen – die Zeitlose Wüste will bis auf den letzten Winkel erforscht werden.  Und sie wird nicht zu dem  Teil jener Leute gehören, die mit leeren Händen zurückkehren. Allenfalls ihre große Schwester macht ihr ein wenig Sorgen...ausgerechnet.

Eigentlich hätte sie gedacht, dass jemand wie sie auch einen stabilen Magen besitzen müsste. Dem war aber ganz und gar nicht so. Zerah hing regelrecht in den Seilen und besser würde es wohl erst werden, wenn sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. Als sie damit beginnt, nach wenig schmeichelhaften Umschreibungen für ihr Nachtlager zu suchen, muss die Jüngere ein wenig grinsen.

„Einige der größten uns bekannten Entdecker sind auf Schiffen gereist...“ Erwidert sie mit einem Schulterzucken leichthin, als wäre dies eine Begründung. „Wir sind ja bald da...“  Meint sie abschließend und bedeckt mit einer Hand ihre Augen, als sie Gesellschaft bekommen. Kurz ist sie versucht, den beschäftigen Magier zu begrüßen, lässt es dann aber sein. Solche...Buchmenschen, wie sie sie nannte, konnten ungehalten werden, wenn man sie in ihrer Konzentration stört. Unterbricht man ihre komplexen Gedankenvorgänge durch zu lautes Atmen oder Räuspern, kam ihnen natürlich genau dann ein brillanter Einfall – und eben dieser verschwindet daraufhin in den Untiefen der Vergesslichkeit. Und wer wäre daran schuld...natürlich sie.


"Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsre Fahne nicht.

He-jo, he -jo. he-jo, he-jo..."

Kommt es mit tiefer verstellter Stimme leise über ihre Lippen. Ob sie wohl gute Piraten abgäben...wer weiß. Sobald sie in den Hafen einschiffen würden oder wie das hieß, könnten sie zumindest von sich sagen, eine...Schiffsfahrt überlebt zu haben. 

Ansuz

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #3 am: 28.06.2010, 21:54:41 »
Eidil schrickt sichtlich zusammen. Einige seiner Pergamente landen auf den schmutzigen, von Rum, Essensresten und Rattenkot bedeckten Bohlen. Ein hektischer Blick aus wässrig blauen Augen flackert in das Zwielicht, in das sich die Schwestern zurückgezogen haben.
Sofort reißt er die Lider auf, als er die verstellte Stime als Serayns erkennt und den Schatten an ihrer Seite als jenes gemeine Weibsstück, dass so entschieden jegliche Avancen seitens der Crew abgewiesen hat. Deutlich flackert Unsicherheit in seinem Blick auf. Für einen Moment wirkt er wie ein scheues Reh, dem sich ein Jäger nähert.
Dann strafft er sich, drückt die Hühnerbrust durch und tönt mit perfekt firopolischer Überheblichkeit:
“Ich muss doch sehr bitten!
Mit solchen Kindereien stört Ihr wichtige Forschungen, die weit über Euer Laienverständnis hinausgehen! Falls Ihr es vergessen haben mögt, ist die Astrologie und ihre Unterschulen die präziseste hermetische Praktik, um sich einer temporalen Divination anzunähern!
Selbstverständlich versteht Ihr das als Laie nicht. Ihr haltet es ja nicht für nötig, sich auf das Anstehende vorzubereiten! Offen gesagt ist mir schleierhaft, warum es Dracomant Iulius für nötig hielt, einen Magiedilletanten auf eine solch bedeutende Expedition mitzunehmen, noch dazu eine...Dame!”
Er plustert sich auf, reckt sein Kinn vor und dreht sich auf dem Absatz um. Demonstrativ führen ihn seine Schritte in die hinterste Ecke des Raums, so weit wie möglich von dem Geschwisterpaar entfernt.
Serayns weibliche Intuition teilt ihr mit, dass der Kerl ganz einfach Angst vor Frauen hat, wahrscheinlich deswegen, weil er nie näher an eine herandurfte.
Tatsächlich reiht sich der Magus mit seiner Art in das Kaleidoskop an menschlichen Unannehmlichkeiten ein, das ihnen seit spätestens Moesa geboten wird. Er riecht nach Tinte und verstaubten Folianten, wohingegen die Matrosen eine ganz eigene Duftkomposition aus Schweiß, Salz und billigem Fusel entwickelt haben. Beide Parteien geben wenig Sinnvolles von sich. Immerhin schwingt bei den Seeleuten stets eine gewisse Herzlichkeit mit.
Angenehme Ausnahmen bilden der ruhige Magister Optimus und Kapitän Marcellus, der aufgrund seiner voluminösen Leibesfülle von seinen Jungs nur grinsend “Wampe” genannt wird. Nichtsdestotrotz ist ihr Respekt gegenüber dem alten Haudegen offensichtlich. Von den Gelehrten kann man das nicht behaupten.
Zwar ist Serayn das Misstrauen der einfachen Bevölkerung gegenüber der Magie bekannt, aber auf den Straßen der Hegemonie kam es teilweise offenem Hass gleich. Wäre da die aufgrund ihres Geschlechts ebenso oft belächelte Zerah und ihre gewaltige Klinge nicht gewesen, stünde sie wohl bereits an einem Pranger oder Schlimmeres.
Wie muss es erst in den Fernen Landen sein, die, wie jedem Kind bekannt ist, ein barbarischer Ort voll in Tücher gehüllter Barbaren ist?

Sheenashey

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #4 am: 29.06.2010, 10:53:04 »
Die Worte von Serayn vermochten sie zwar nicht sichtich zu beruhigen, aber es war immer ein schönes Gefühl, wenn die eigene Schwester Zuversicht aussprach. Von den beiden war Sera diejenige, die einen unglaublichen Antrieb entwickeln konnte - gab es etwas, das sie wissen wollte, so gab sie nicht nach, bis sie dem, was sie erfahren wollte, auf den Grund gegangen war. Motivation und Wille gingen bei ihr Hand in Hand. Zerah unterschied sich davon. Sie selbst war launisch, zeitweise gar impulsiv, ganz besonders, wenn ihr blondhaariges Gegenstück nicht zugegen war. War sie gerüstet und hatte sie ihre Klinge in den Händen, so gab es nichts, dem sie sich nicht stellen würde. Jedenfalls war es bisher so gewesen.

Im Bauch des Schiffes jedoch, umhergeschüttelt von See und Wind, war sie wesentlich ungefährlicher als sonst. Eidil jedoch schien nicht zu wissen, dass er mit seinen Worten in ein Wespennest stoch. Wäre er kein Angehöriger der Akademien, wäre er kein Magier und wäre ihre Schwester nicht neben ihr, sie wäre jetzt aufgestanden, hätte ihm gepackt und hätte ein paar Worte gesagt, die ihm das Pergament aus den Händen fallen ließen. Aber das war nur Wunschdenken, Bilder, die vor ihrem Verstand liefen, die nur sie sah. Bilder, die nicht so schnell Realität werden würden. Mit einem Schmunzeln im Gesicht warf sie der Summenden einen verstohlenden Blick zu, ehe sie den in eine Ecke flüchtenden 'Gelehrten' nachblickte. Wie eine Schlange, die eine Maus ansah. Ihre Brauen waren wieder zu einem fast durchgehenden Strich zusammengezogen, und sie richtete sich sogar auf, um Eidil dabei zuzusehen, wie er sich in sein Mäuseloch verkroch. Irgendwie war es niedlich anzusehen. Ein wenig.
"Lest und lernt, Herr", sagte sie dann leise, aber für den Magus Diletantus deutlich zu hören. Ihre Bissigkeit hatte die See ihr genommen, doch nicht ihre Worte. "Und vergesst das Essen nicht, sonst braucht ihr bald keine Tür mehr zu öffnen, um von einem Raum zum anderen zu gehen." Sie lachte leise, als ihr Blick spottend und gleichsam herausfordernd über den Gelehrtenkörper striff. Viel war an dem Hühnchen wirklich nicht dran, könnte man sagen. Aber sie wandte sich dann wieder ab, ein, zweimal geschüttelt von innerem Gelächter, ehe sie sich, auf Rücksicht auf ihren Magen, wieder beruhigte. Zwangsweise. Die See bekam ihr nicht, und sie hoffte inständig, dass sie bald wieder nicht-schaukelnden Boden unter den Füßen hatten. Erneut striff ihr Blick über die sanften Züge ihrer Schwester... sie hoffte, sie beunruhigte Serayn nicht zu sehr. Das würde sie ebenfalls sehr traurig stimmen, da sie der Anker für die Blonde sein wollte. Und bestenfalls nicht umgekehrt.

Dann jedoch fiel ihr etwas ein, was sie den Hänfling fragen könnte. Wenn er schon hierwar, könnte sie ja gleich jegliches Ansehen zunichte machen. Von sich selbst, nicht vom Magus Incorruptus. "Bücherwurm? Eine Frage jedoch habe ich...", lies sie dann wenig charmant erklingen, ihr Blick etwas weicher als bei ihrer Bemerkung ein paar Augenblicke vorher. Sie kannte seinen Namen nicht, und wenn sie ihn gekannt haben sollte, hatte sie ihn bereits wieder vergessen. Ihm erging es sicher nicht anders.
"Wisst ihr zufällig, wie lang wir noch auf See bleiben werden? Vielleicht habt ihr ja eine Antwort auf das für mich so unlösbare Rätsel...", sagte sie zwinkernd, wieder mit Spott in der Stimme, aber diesmal eine Spur freundlicher. Die Schlange hatte den Blick von der Maus abgewandt. Vorerst.
« Letzte Änderung: 30.06.2010, 10:22:56 von Sheenashey »
Always fear the Maka-chop!
>0<

Serayn

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #5 am: 29.06.2010, 22:50:01 »
Serayn lässt ihren spontanen Gesang verklingen und erst danach begibt sie sich dazu herab, Eidil ihre geteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Mit einem recht offensichtlich aufgesetzten  höflichen Lächeln nimmt sie seine weisen Worte brav nickend zur Kenntnis. Ein wenig Navigation kann tatsächlich nicht schaden...trotzdem würde er ohne ihresgleichen sicher alt aussehen, so ganz ohne Leibwächter, Träger oder Reittiere...auch, wenn jene Dinge vor allem für sie selbst gedacht sind. Und eine Dame ist sie, na sowas. Hätte er es jetzt nicht gesagt...

Als er sich nach seinem beeindruckenden Auftritt aus ihrer Sicht entfernt, prustet sie schließlich los. Der gute Herr Eidil scheint wirklich selten mit der weiblichen Spezies zu tun zu haben. Kein Wunder, wenn man so muffig riecht und überhaupt...so attraktiv wie eine verstaubte Mumie daherkommt. Die junge Magi ist froh darüber, dass sie nicht wie er geraten ist. Sie fragt sich, wie er die Reise überhaupt überstehen will. Auf einem Kamelrücken kann sie sich ihn auch nicht vorstellen...Die Jüngere streckt ihre Arme weit von sich und lässt sie locker wieder in den Schoß fallen.

Leise kichernd vernimmt sie den Spott der Größeren und stellt sich ihren älteren und natürlich ungleich klügeren Kollegen als eine Maus vor. Ob ihn der Anblick eines Riesentausendfüßlers erschrecken würde...Eine interessante Frage. Daraus könnte sie sogar ein kleines Projekt entwickeln. Strapazierfähigkeit des Nervenkostüms anhand des Fallbeispiels Eidil – Einbruch des psychischen Schildes und langfristige Schäden durch arkane Spielereien und Nichtbeachtung seiner Autorität...oder so ähnlich.

 Aufmunternd lächelt sie nun ihrer Schwester zu. Im Gegensatz zu ihr sieht sie solche Vorfälle meist mit Humor. Was sollte sie sich auch über ihn aufregen. Er ist ja nicht einmal wichtig. Soll er nur schön in den langweiligen Sternhimmel schauen...Dass sie dieser Reise bisher offensichtlich nichts abgewinnen konnte, lässt sie schon nachdenklicher werden. Wenigstens würde sie auf dieser Reise nicht untätig bleiben können. Verzichtbar war sie jedenfalls kaum. Nicht, dass sie schlecht wäre. Auf ihrem Gebiet war sie durchaus begabt, wenn es auch Bessere gab. Aber scheinbar war insgesamt überhaupt nahezu niemand aus ihrem Bekanntenkreis bereit, diese Wüste zu erforschen. Zu ihrem Glück. Hätten sich die...Büchermenschen aus ihrem Jahrgang freiwillig gemeldet, wäre sie wohl kaum hier.  Die Firepolesen klammert sie bei diesem Gedanken aus. Die sind scheinbar wieder von einem ganz anderen Schlag. 

Ruhig sieht sie Zerah dabei zu, wie sie den Gelehrten ein wenig aufs Korn nimmt. Womöglich sollte sie selbst inmitten des abergläubischen Gesindels nicht zu sehr mit ihren Künsten hausieren. Nicht, dass sie ihr Schwesterherz noch anketten muss, bevor es Zähne hagelt...solche Ereignisse umgeht man schlicht damit, dass man sie von vorneherein vermeidet. Vielleicht sollte sie ja ihre Aufmachung ändern...   

Ansuz

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #6 am: 01.07.2010, 22:02:39 »
Empört über die fortschreitende Missachtung seiner sozialen wie intellektuellen Position fletscht Eidil die Zähne. Er erinnert dabei an einen Hundewelpen. Vernehmlich stößt er Luft durch die Nase aus, räuspert sich und hebt einen zittrigen Finger.
“Jetzt hört mir einmal gut zu, Weib!
Die Divination ist eine hochkomplexe Wissenschaft, die präzise Berechnungen, einen versatilen Verstand und eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe voraussetzt.” Nacheinander hebt er beim Sprechen zwei weitere Finger.
“Sie ist definitiv nicht dafür gedacht, sich mit derlei trivialen Fragen aufzuhalten, reicht doch eine grundlegende Kenntnis der Geographie aus, um sie zu beantworten. Würdet ihr nicht im Dunkel herumlungern und euren Klatsch zelebrieren, hättet ihr längst den Drachenfels gesehen.
Um eure Frage deutlicher zu beantworten, da es euch mit Sicherheit an Wissen über die Topographie der Plünderstraße mangelt: morgen treffen wir ein!
Bis dahin könnt ihr ja weiter in den Ebenen herumpfuschen, wie es euch gerade passt, als habe Euer Tun keinerleiu Konsequenzen für den Rest der Welt!”
Er verstummt schwer atmend. Seine Nasenflügel beben vor Erregung, während er hektisch in Zerahs Richtung blinzelt. Salamandergleich zuckt seine Zunge vor, dann setzt er wagemutig nach:
“Wenn ihr mich nun entschuldigen wollt!”
Umständlich beginnt er einen beinahe eine Minute andauernde Prozedur, die mit seiner horizontalen Positionierung innerhalb seiner Koje ihren Abschluss findet. Sekunden später kratzt bereits die Spitze seiner Feder über das Pergament. Ab und an entgleitet Gemurmeltes seinen Lippen, das er jedes Mal schnell unterdrückt, bevor es Anlass zum Spott geben könnte.
Von Magister Optimus ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich lustwandelt er an Deck, die Augen zum Tagstern gerichtet.
Serayn ist bereits beim Durchqueren des Hegemoniums aufgefallen, dass der neue magische Trend nach dem Siegeszug der Hermetik die Astrologie ist. Kaum jemand scheint noch Entscheidungen fällen zu können, ohne vorher das Sternbild der Natter mit dem Aszendenten des Großen Tauren zu vergleichen.
Von Beschwörung will niemand etwas hören. Mantik ist etwas, dem die meisten Magi misstrauen, da sie sich damit erstens in Abhängigkeit und zweitens Verbindung zu anderen Ebenen begeben, was mitunter lebensgefährlich sein kann. Ihnen ist Theorie anscheinend lieber als die Praxis.
Irgendetwas poltert an Deck und lässt Eidil so heftig zusammenzucken, dass er mit der Stirn gegen die Koje über ihm prallt. Seine folgenden Flüche beweisen eine Kreativität, die man von jemanden wie ihm nicht unbedingt erwarten würde. Gleichzeitig läutet oben eine kleine Glocke.
Kajütenchef Flibwodil läutet zum Mahl. Im Klartext bedeutet das, dass eine gelbliche Pampe serviert werden wird, die nach Erbrochenem aussieht und auch so riecht, unglaublicherweise aber durchaus schmackhaft ist und den Hunger zu stillen vermag.
Wahrscheinlich vermögen nur Halblinge solch ein kulinarisches Kunststück zu vollbringen.

Zerah

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #7 am: 02.07.2010, 10:38:17 »
Beim erneuten Vortrag von Eidil lupft sie nur wieder eine Braue. Sie ist gespannt, welche Formulierungen er nutzen würde, und mit welcher Eindringlichkeit er ihr wahrmachen wollte, wer denn der "Klügere" und "Größere" hier sei. Offensichtlich hat sein Tun und Reden eher wenig Erfolg, denn Zerah blieb gelassen wie zuvor. Sie starrt ihn an, nachdem er seinen Wortschwall ihr entgegengeschickt hat... als er sich setzen wollte, um wohl seinen Dingen nachzugehen, schlägt sie mit einer Faust auf den Tisch, und das Geräusch war, als ob ein Riese gegen ein Tor klopfen würde. Gut, die Relationen sind übertrieben, aber in etwa den Effekt hatte es durch die Akkustik des doch nicht zu ausladenden Raumes. Ihre Hand pocht, doch sie war sich sicher, die Aufmerksamkeit zu haben. Falls das nicht der Fall war, war es ihr egal. Ein bisschen. Ihr Blick ist fesselnd -zumindest von ihrer Seite aus- und sie erhebt sich. Der Rücken ganz leicht gebeugt, die Schultern nach vorn geneigt, die Arme angespannt. Wie ein Raubtier, was seine Beute gesehen hatte. Sie sagt kein Wort, sondern ließ ihren Blick sprechen.

Gleichmäßig schob sie ihren Hocker beiseite, und geht ein paar Schritte Richtung Luke. Immer noch, ohne Eidil aus den Augen zu lassen. Sie schreitet sehr langsam und bedacht vor, ihre Hände streifen hinter ihr immer mal an den ein oder anderen Gegenstand oder dergleichen, doch hinfallen tat sie nicht. Als sie an der Luke angekommen war, öffnet sie diese blind. Es dauerte eine Weile, doch der Augenkontakt zu dem Magus Incorpulentus ist ihr wesentlich wichtiger, und auch wenn es Zeit brauchen würde, sie würde sie opfern!

Serayn konnte sich sicher denken, was ihr Gegenstück plante. Zerah weiss es irgendwie, denn die beiden waren nicht umsonst unzertrennlich. Manchmal konnte eine etwas sagen, die andere sprach es zuende, eine begann etwas, die andere führte es zuende, oder sie sagten beide irgendetwas gleichzeitig. Es passierte einfach, und das war eine wesentlich interessantere Magie als die Zeit-Raum-Konvergenzien der Ebenen zu betrachten. Oder so. So öffnet sie die Luke, und versucht, Eidil bis zum Heraustreten im Blickfeld zu behalten. Dann war ihr Körper aus dem Raum entschwunden, und die Öffnung schloss sich mit einem weiterem 'RUMMZ', welches an eine sich am Bug brechende Welle erinnerte.

Das alles jedoch ist nichts gegen das schallende Gelächter, was nach dem Schließen der Tür ertönte. Zerah lacht aus Leibeskräften, sie hält sich den Bauch und lehnt sich gegen die Luke und geht leicht in die Knie, aber ihr schießen vor Lachen die Tränen in die Augen. Ihre Haare fallen ihr leicht ins Gesicht, da sie heute kein Bandana oder ähnliches trägt, und sie wischt sie, immer noch lachend, fahrig zur Seite. Sie beruhigt sich nach einer guten Minute wieder, aber ihr Gelächter würde sicher im Raum nebenan zu Hören gewesen sein. Das hofft sie zumindest. Wenn man sie in ihrer derzeitigen Garderobe sehen würde, würde man eine trotz allem sehr zierliche Frau sehen. Langes, braunes Haar, ein schmales Gesicht, geschwungene Lippen, am Oberkörper warmhaltende Kleidung aus Leinen, welche auch ihre Arme bedeckte. Die Hose, ebenfalls aus Leinen, kratzte ein wenig. Ihre Stiefel jedoch -aus Hartleder gefertigt- und der Schmuck an den Fingern, um den Hals und am Handgelenkt strafen den bäuerlichen Eindruck Lügen. Als sie sich beruhigt hatte, hält sie sich kurz den Bauch. Ihr Magen begehrt auf, jedoch tut er nur mehr weh, als dass er sie erneut an die Schiffsplanke befehligte.

Befehlen war jedoch auch das richtige Wort, denn kurz nachdem sie aufgehört hatte zu Lachen, hörte sie die durchdringende Glocke. Smutje Flibwodil hatte wieder sein "Zeug" zubereitet. Zerah nannte es einfach nur "Zeug". Das "Zeug" war eklig. Es roch eklig, und sah eklig aus, und eigentlich hatte sie nie davon probieren wollen. Wer probierte schon etwas, was aussah, als wäre es vor kurzem noch der Bestandteil eines Tieres oder eines Zweibeiners gewesen?
Trotz allem jedoch -und als Mutprobe an sie selbst- hatte sie das "Zeug" probiert. Und es war nicht mal so schlecht gewesen. Das war am ersten Tag gewesen. An jenem Tag wurde ihr auch seekrank, weshalb sie das "Zeug" also nicht unbedingt in bester Erinnerung hatte. Verständlicherweise.

Sie ist sich sicher, dass Serayn ebenfalls die helle, durchdringende Glocke gehört hat, und so schwankt sie mehr, als dass sie geht, in Richtung des Futterplatzes aller Matrosen und Anwesenden, sofern sie denn Hunger haben. Zerah hatte keinen, aber es war üblich, dass man sich traf. Nach ihrem Verhaltenskodex zumindest.
"Ich übe eben noch. Das einzige, was ich jedoch schon immer gut konnte, ist, Menschen böse anzustarren."

Serayn

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #8 am: 02.07.2010, 19:20:24 »
Mit einem leisen Seufzen winkelt sie ihre Arme hinter ihren Kopf an und lässt sich Eidils kleinen Ausbruch nicht entgehen. Plötzlich wird ihr klar, warum Opa magischen Dingen seit jeher kein Vertrauen schenken mochte. Er sagte immer, es macht wunderlich – und hier hat sie ein gutes Beispiel für den Wahrheitsgehalt seiner Ansicht. Zumindest teilweise muss sie ihm also nachträglich zustimmen. Immerhin sind nicht alle so. Da wären etwa noch ihre Mutter und sie. Und Magister Optimus kommt ihr was diese Reise angeht ebenfalls wesentlich entspannter vor. Die junge Magi fragt sich, wozu Eidil wohl noch fähig ist. Außer, in die Sterne zu sehen und irgendwas da oben erkennen zu wollen. Diese Art von Studium hat sie nie interessiert.

Wenn ihre Mutter etwas wissen wollte, hatte sie schließlich auch nie den Himmel gefragt, sondern hat einfach ein kundiges Wesen herbeigerufen. Eine Lösung, für die sie sie stets bewundert hat. Ihre eigene derzeitige Ausbildung bisher jedoch war kein leichtes Unterfangen gewesen. Selbst unter Kollegen wird diese Form der Magie skeptisch betrachtet. „Gemeingefährlich in den falschen Händen, auf einer Stufe mit Nekromantie und Dämonologie“...Derlei hat sie schon öfter gehört. Für sie bloßes Geschwätz. Wann hat sie je eines ihrer Wesen abhängig machen wollen? Oder sie gar auf welche Art und Weise auch immer in Gefahr gebracht. Manchmal sind sie etwas dumm, aber dafür studiert sie auch gleich mehrere Sprachen.

Es gibt so viel Auswahl...Irgendwann würde sie jedenfalls präzisieren können, was sie von ihren "Untergebenen" will. Ob sie dann auch Widerworte geben würden...es wäre in jedem Fall interessant, sich auch nur mit ihnen zu unterhalten. Wer konnte schon von sich sagen, mit Dingen geredet zu haben, die in den Augen anderer als Monster gelten? Zudem gefällt ihr seit jeher der Gedanke, in Verbindung mit den außerweltlichen Ebenen zu stehen. Es ist ein Teil, dessen sich die meisten nicht einmal richtig bewusst sind. Und doch gehört es untrennbar zu dieser Welt...

Serayn kann sich denken, was Zera in diesem Moment treibt. Solche Gelegenheit ergaben sich bereits häufiger. Ihre Schwester findet es immer sehr amüsant, über Männer wie ihn herzuziehen und besaß geradezu eine Leidenschaft dafür, sie bloß zu stellen. Meist genügt ein finsterer Blick, um die meisten ihrer Selbstsicherheit zu berauben.  Eine Tatsache, die auch sie ungemein komisch findet.    

Als zum „Essen“ geläutet wird, erhebt sie sich schwerfällig. Bestimmt gibt es wieder Pampe nach halblingischer Art. Man kann es zwar nur mit geschlossener Nase und am Besten mit ebenso geschlossenen Augen essen, aber es gibt sicher schlechtere Schiffsverpflegung.  

Verwundert dreht sie unterwegs den Kopf nun in Richtung des Gelehrten, als sie ein leises „Bong“ hört.  Anscheinend ist Holz auf Holz gestoßen. Mit einem belustigten Lächeln steigt sie nach oben. Ihre Schritte werden von dem kaum zu überhörenden Lachen ihrer Schwester begleitet. Hat sie es doch geahnt.  
« Letzte Änderung: 02.07.2010, 19:29:00 von Serayn »

Ansuz

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #9 am: 07.07.2010, 07:10:19 »
Gerade noch schafft es Zerah durch die Luke und an Deck, bevor Lachen aus ihr herausbricht, so sehr, dass sie nicht einmal das Wogen der Wellen zu erschüttern vermag. Frische Seeluft und Gischt schlagen ihr ins Gesicht, als sie sich noch immer glucksend an die Reling lehnt. Es riecht nach Salz, feuchtem Holz und dem Schweiß der Matrosen, die sich mit befremdeten Blicken mustern.
Überall herrscht die gewohnte Betriebssamkeit, sodass jeder ihren Ausbruch miterlebt. Direkt neben ihr grinst ein hagerer, an einen Einsiedler erinnernder Kerl ihr zu und zwinkert ihr mit seinem verbliebenen Auge zu.
Am Heck der “Stolz von Moesa” öffnet sich die Tür und offenbart einen ungemein fettleibigen Halbling, der ähnlich ranzig wie faules Obst in der Sommersonne daherkommt. Angstrengt reckt er seine Glieder, bis er die Schnur der kleinen Glocke erreicht, die knapp über dem Türrahmen an einem kleinen Stiel hängt.
Das Läuten führt zu allgemeinem Beifallsgemurmel. Die Kerle, die bereits an Deck beschäftigt waren, lassen kurzerhand alles stehen und liegen und trotten dem Smutje hinterher, der bereits wieder in den heiligen Hallen des Herzinfarkts verschwunden ist. Der Rest muss erst einmal die Takelage des Viermasters herabklettern, um zu seinem Essen zu kommen.
Im kollektiven Gedränge braucht Magister Optimus eine Weile, um bis zu Zerah durchzudringen, die ihn anhand seines exzentrischen Gehrocks und seines storchenähnlichen Gangs sofort zu identifizieren vermag. Er steuert direkt auf sie zu.
Wie üblich trägt er sein graues Haar als streng zurückgekämmte Tolle, was sein leicht geierhaftes, snobistisches Gesicht hervorhebt. Die Reise hat ihn ebenso gebräunt wie alle anderen. Seine großen, sehnigen Hände sind um eine Vielzahl an vollgekrizelten Papyri verkrampft.
Verärgert murmelnd muss der Magus einem Goblin ausweichen, der direkt vor ihm von der Takelage aufs Deck springt. Seine Miene verfinstert sich umso mehr, als die kleine Grünhaut ihn spöttisch anlacht und in Richtung Gemeinschaftsraum huscht, ohne auch nur den Ansatz einer Entschuldigung in betracht zu ziehen. Dementsprechend kühl klingt seine sonst so höfliche, fast salbungsvolle Stimme.
“Sagt, habt ihr Eidil gesehen, Maid des Nordens?”, fragt er.
Im gleichen Moment öffnet sich die Luke ein zweites Mal, wenn auch weit weniger schwungvoll als beim ersten. Serayn steigt heraus und muss sofort ihre Augen beschirmen, um in der Mittagssonne überhaupt etwas sehen zu können. Die Meeresbrise fühlt sich ungewohnt kühl auf ihrer Haut an.
Um sie herum eilen die letzten Mannschaftsmitglieder zu Tisch. Lediglich Kapitän Marcellus und Adjudant Valerius bleiben ungerührt beim Steuer stehen und betrachten mehr oder weniger unverhohlen die einzigen Frauen an Bord, beide leicht grinsend. In ein paar Meilen entfernt um die “Stolz” herum kann sie die anderen drei Schiffe der Flottille erkennen.
Kurz hinter ihr folgt Eidil, natürlich mit brank gesenktem Blick und furchtsam hochgezogenen Schultern. Er blinzelt nervös, als er an ihr vorbeihuscht, reibt aber dennoch protestierend seine Stirn, als sie sei an seinen Schmerzen schuld.
“Ah endlich!”, bemerkt Optimus trocken. “Dann können wir ja, nicht wahr, Magus major?
Was ist mit euch, ihr Damen. Gewährt ihr uns das Vergnügen eurer Gesellschaft?”

Zerah

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #10 am: 07.07.2010, 10:36:10 »
Nur langsam kommt sie wieder dazu, etwas Luft zu holen nach ihrem deckerschütterndem Ausbruch von Schall und Schabernack. Die Sonne ist hell, das Treiben an Deck allgegenwärtig, und wenn man genug Muße hat, seinem Inneren zu lauschen, so kann man sicher das ein oder andere Seemannslied hören, das hier und da gesungen wird.. Sie lehnt noch immer neben der Luke, hält sich leicht den Bauch und hört dem nun Regen Männerstrom zu, der beinahe alle Matrosen in Richtung Essensraum treibt. Der Halbling jedoch ist eine Geschichte für sich. Er streck sich, als der die Glocke läutet, und er wabbelt irgendwie mehr, als dass er wirklich geht. Er passt einerseits so gar nicht ins Bild der Anwesenden, und andererseits ergänzt er die Kulisse auf eine so wunderbar verquere Weise. Sie lächelt den Einäugigen an, getrieben aus einer innigen Woge seelischer Befriedigung und des 'Sieges' von ihr gegenüber dem Bücherwürmchen.
Jedoch stechen ihr ein paar Gestalten, als sie den Blick schweifen lässt, in ihre braunen Augen. Zum einen -die auffälligste von allen- der Magister Optimus. Anders als den Librum vermem kennt sie sein unverwechselbares Äußeres. Die Haare und die Kleider sind hierbei ausschlaggebend. Sie mochte ihn zwar auch nicht wirklich, aber wenigstens war er ihr gegenüber respektvoll, höflich und durch und durch eine angenehmere Partie als andere Magier und Matrosen an Deck und auch überhaupt. Sie sieht, wie ein Goblin ihm den Weg versperrt, als Optimus scheinbar zu ihr gehen will. Sie streicht sich eine Strähne hinter ihr Ohr zurück, wobei im Licht ihr Silberring an der rechten Hand aufglänzt. Sie geht recht offen mit Schmuck und dergleichen um. Ein Ring hier, an ihrem Hals eine sehr wertvoll aussehende Kette, ein Silberarmreif. dazu ihre Lederstiefel mit den massiv aussehenden Schnallen.. im Gegenzug dazu ihre einfache Kleidung. Etwas anderes lohnt sich nicht an und unter Deck anzuziehen, zumal es trotz Wind und Gischt schonmal sehr warm werden kann.

Sie mustert den Magister ein wenig, aber nur dezent. Im Gegensatz zu Eidil wollte sie bei einem der führenden Zauberkundigen nicht respektlos erscheinen. Wer weiss, was es für gravierende Konsequenzen hätte. Weniger für sich selbst als für ihre geliebte Schwester. Sie lässt, als er bei ihr ankommt, ein leises "Magister" aus ihrem Mund erklingen, dazu ein Nicken ihres Kopfes und eine entspannt-unaufdringliche Haltung. Sie lehnt nun nicht mehr direkt neben der Luke, aber sie hatte sich ohnehin beruhigt.
Auf seine Frage hin lupft sie nur leicht eine Augenbraue und fasst sich in einer nachdenklichen Geste an den Hinterkopf. "Ihr fragt nach Eidil? Also-", wobei sich im gleichen Moment hinter ihr die Luke öffnet und Serayn heraustritt. Zerahs Miene hellt sich sofort auf, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie will ansetzen, weiterzusprechen, als das Bücherwürmchen heraustritt. Sie wusste nicht, dass es Eidil war -auch wenn sie es sich ganz vage hat denken können-, jedoch werden letzte Zweifel fortgewischt, als sich der Magister an ihn richtet. Er sieht eingeschüchtert aus. Sein Blick ist jedoch Serayn zugewandt, und er sieht nicht glücklich aus. Zerah war es egal, aber besser, er war schlechtgelaunt und ruhig, als guter Laune und am plappern und rekapitulieren seiner erfolglosen Tage als Magus Invanum.

Erneut fragt der Magister Optimus etwas, und ihn Zerahs Ohren klang es höflicher als seine am Anfang gestellte Frage. Sie nickte erneut, verschränkte angedeutet einen Arm vor ihrem Oberkörper und lächelte in seine Richtung. "Es wäre mir ein Vergnügung, Magister." Ihr Blick wandert zu ihrer Schwester, fragend. Kapitän und Adjudant sieht oder bemerkt sie nicht unbedingt, da ihre Augen im Moment erwartungsvoll in jene ihres Gegenstückes blicken.
"Ich übe eben noch. Das einzige, was ich jedoch schon immer gut konnte, ist, Menschen böse anzustarren."

Serayn

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #11 am: 08.07.2010, 16:06:53 »
Blinzelnd hält sich Serayn eine Hand vor die Augen und klettert aus der Luke heraus. Aufrecht stehend nimmt sie einen tiefen Atemzug und streckt sich zunächst, ehe sie den Blick schweifen lässt. Einer davon geht nichtssagend zum Kapitän. Falls das Schiff kurz vor seiner Ankunft von riesigen Kraken attackiert wird und sie die Mannschaft davor bewahrt gefressen zu werden; spätestens dann werden ähnliche Musterungen wohl ein Ende finden. An Land wird es nicht besser zugehen, davon ist sie jetzt schon überzeugt. Aber was kümmert sie das schon. Wenn ihre Schwester und sie Pioniere auf diesen Wegen spielen müssen, dann ist das eben so.

 Als Eidil sie plötzlich überholt, lächelt sie nur grimmig und schlendert gelassen auf Magister Optimus und Zerah zu. Sichtbar erweichen ihre Gesichtszüge bei ihrem Anblick. Wohlwollend nickt sie der Älteren zu und bezieht sogleich Position neben ihr, wie sie es seit jeher gewohnt ist.  „Natürlich, Magister.“  Stimmt sie seiner Einladung leichthin zu und hat nichts dagegen einzuwenden. Nicht mehr lange, und sie werden da sein...Wenn man sie länger beobachtet, fällt es schon irgendwann auf, dass sie nicht recht still halten kann. Dafür ist sie viel zu aufgeregt, was sie eher schlecht zu verbergen mag.  „Alles gut?“ Wendet sie sich dann schmunzelnd zu ihrer Schwester, die noch bis eben einem Lachanfall erlegen war. Sie hofft nur, dass sich die Andere beim Essen nicht übernimmt. Gewöhnt hat sie sich an der Schaukelei schließlich bisher noch nicht unbedingt. Wenigstens blieb ihr während ihrer Reise  ein Sturm oder dergleichen erspart.  Für ihren Magen wäre eine derartige Strapaze sicherlich fatal...und ein unappetitlicher Anblick obendrein. Allen voran würde sie ihr Leid tun und ihr Unwohlsein teilen - so, wie es immer schon bei solchen Gelegenheiten war.

Ansuz

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #12 am: 11.07.2010, 13:07:52 »
“Ich danke euch für dieses Privileg!”, lächelt Optimus halb gequält und verneigt sich aus der Hüfte. Eidil tut es ihm eilig nach, wenn auch heuchlerisch und mit weit weniger Eleganz. Zerschlissene, mit Tintenflecken übersäte  Roben wirken eben nicht wie ein modischer Gehrock.
Des Magisters Unsicherheit vergeht in Windeseile. Schon bietet er den beiden Schwestern seine Armbeugen an. Ob sie sich nun einhaken oder nicht, setzt er sich in Bewegung und hält allen Folgenden die Tür zum Gemeinschaftsraum offen.
Eintretende werden von fettigen Wolken begrüßt, die aus tönernen Töpfen aufsteigen. Das Geschmatze der Mannschaft erinnert an einen Schweinestall. Essenesreste bilden bereits einen zweiten Boden, der eifrig vom Schiffsmaskottchen, einem Ferkel, abgetragen wird.
Bei jedem Schritt klebt das Schuhwerk an Bier- oder Rumflecken. In dem spärlichen einfallenden Licht erkennt man kaum, worauf man tritt.
Die Männer an einem langen Tisch zusammen, an dessen Stirnseite sich die Schwingtür zur Kajüte befindet. Den Vorsitz führt normalerweise der Kapitän, weshalb sein zur Zeit Stuhl leer ist. Nahezu alle anderen sind belegt, entweder von Gesäßen oder ausgestreckten Füßen.
Der eine oder andere Matrose zündet bereits seine erste Pfeife an, was die Qualität der Luft um eine weitere Nuance verschlechtert.
Die Schwester können nebeinander sitzen, die Firopolesen jedoch müssen sich weiter hinten niederlassen. Sofort werden ihnen Holzschalen gereicht, randvoll mit einer Art Bohneneintopf, wie es aussieht. Der Hauptbestandteil scheint weniger Gemüse als Speck zu sein.
Trotzdem erweist er sich als würzig und durchaus schmackhaft. Äße das Auge nicht mit, könnte es glatt als gutes Mahl durchgehen. Den Bauch füllt es allemal, was nach wenigen Minuten unschwer am allgemeinen Rülpsen und Furzen festzustellen ist. Immerhin hält sich ihre unmittelbare Umgebung zurück.
Sie essen noch, als der Kapitan eintritt. Sofort erhebt sich Begrüßungsmurmel, das er mit einem Griff an die Hutkrempe quittiert. Der Smutje bringt ihm höchstpersönlich seine Schale, ein Zeugnis seiner unangefochtenen Autorität.
Marcellus isst wie die restliche Besatzung mit der bloßen Hand, wenn auch deutlich langsamer. Seine gerunzelte Stirn deutet auf konzentriertes Nachdenken hin. Während des Kauens fragt er in den Raum:
“Magier...warum ausgerechnet die Zeitlose Wüste? Wisst ihr denn nicht, dass von dort niemand je zurückgekehrt ist? Was gibt es da schon zu forschen?”
Dabei schaut er erst Optimus, dann Eidil und schließlich Serayn an. Er scheint ehrlich interessiert an der Motivation, die einen Menschen in solch unseliges Land treibt[1].
 1. Motiv erkennen bitte

Serayn

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #13 am: 12.07.2010, 23:02:54 »
Oh ja, ein Privileg. In der Tat, Magister Optimus kann sich geehrt fühlen, gemeinsam mit zwei (zukünftig) berühmten Abenteurerinnen an einem Tisch sitzen zu dürfen. Die junge Magi grinst bei diesem Gedanken leicht. „Das Privileg ist auf unserer Seite.“ Widerspricht sie höflich und verneigt sich nach ihm, deutlich eleganter als Eidil. Sie unterdrückt ein Schmunzeln. Letzterer ist wirklich besser in einer kleinen, verstaubten Kammer aufgehoben. Als sie sich wieder aufrichtet, sieht sie sich nach Zerah um und folgt dem Magister zum Gemeinschaftsraum, ohne von seinem Angebot Gebrauch gemacht zu haben. Gehen kann sie schließlich noch hervorragend, selbst wenn es auf dem Schiff ein wenig schwankt. Anfangs hat ihr gerade dieser Umstand Spaß gemacht. Ihrem Gegenstück zwar nicht, aber...ihr eben schon und dieses Mal zählt vor allem das. Irgendwann wird sie sich dennoch bei ihr für diese unangenehme Reise revanchieren.   

Dankbar lächelt sie Optimus zu, als er ihnen die Tür aufhält und tritt ein. Interessant, dass sie trotz ihres Vorhaben immer noch wie Damen behandelt werden. Womöglich sind sie auch einfach nur zu höflich gewesen. Die Magi stellt sich als raue Freibeuterin vor. Würde dies wohl einen Unterschied bedeuten? Mit Sicherheit. Spätestens, wenn sie den Herrschaften ihr Entermesser vor die Nase hielt. Blinzelnd sieht sich Sera um und findet sich offensichtlich in einem Schweinestall wieder. Natürlich hat sich nichts daran seit den letzten Tagen geändert. Erneut ein Beweis dafür, dass es auf diesem Schiff an Weiblichkeit fehlt. In einem solchen Dreck können sich auch nur Männer wohlfühlen...Als ihr das Ferkel begnet, lächelt sie schief. Hatte es einen Namen? Schließlich ist es doch Teil der Besatzung.

Die Luft hier drinnen lässt sich bald in Scheiben schneiden. Nase rümpfend nimmt sie zur Kenntnis, dass einige der Männer sich auch noch Pfeifen anzünden, obwohl hier gegessen wird. So schwer ist es ja nicht, dafür einfach den Raum zu verlassen. Ihre Laune hebt sich erst wieder ein wenig, als sie neben ihrer älteren Schwester Platz nehmen kann. Lächelnd nickt sie ihr zu. „Ehm...guten Appetit.“ Meint sie etwas zweifelnd, was vor allem auf das Ambiente gemünzt ist. Schön sieht das Essen nicht aus, welches ihr aufgetischt wird. Nachdem sie es zögernd gekostet hat, stuft sie es jedoch als essbar ein und langt zu – mit kleinen, gemächlichen Bissen.   

„Uah...“ Entfährt es ihr dann nach einer Weile, als gewisse Gase bei den Männern ihren Weg nach draußen suchen. Spätestens jetzt  erfährt ihr eigener Appetit einen gehörigen Dämpfer.  Auf den Rest verzichtet sie dankend und so schiebt sie die Schale von sich fort. Dann tritt der Kapitän ein. Serayn verfolgt, wie er sich setzt und nun ebenso mit dem Essen beginnt. Irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen. Als er sich an sie wendet, wird ihr wieder bewusst, wie verständnislos Außenstehende ihr Vorhaben auffassen. Nachdenklich schaut sie ihn an. Will er denn wirklich wissen, was sie in die Wüste zieht? Oder mag er nur eine Bestätigung dafür haben, dass er einen Haufen Verrückter an Bord geholt hat...[1]

„Werter Herr Kapitän, unsere Expedition unterscheidet sich nicht wesentlich von denen anderer auch. “ Erbarmt sie sich zu einer Antwort. „Das Wissen um die Zeitlose Wüste ist äußerst spärlich und fehlerhaft. Zu viele Fragen sind ungeklärt, viele Geheimnisse noch vor uns verborgen, manche Phänomene ungeklärt. Und an uns liegt es, diese Wissenslücke zu schließen. Das Risiko ist groß, wie Ihr schon richtig angedeutet habt. Aber wir sind auch nicht unvorbereitet. Womöglich birgt die Wüste auch eine Gefahr, derer wir uns erst gewahr werden müssen. Wer weiß, ob gewisse Phänomene im Schoß der Wüste verbleiben oder sich auf die restliche Welt ausbreiten? Unwissenheit kann daher ebenso gefährlich sein. Weniger Wahnsinn denn  Wissensdurst und vorausschauendes Denken veranlassen uns also meiner Ansicht nach zu dieser Reise.  “ Versucht sie es ihm in einfachen Worten zu erklären und sieht erst zu ihren Kollegen, ehe sie den Blick zum Kapitän zurückkehren lässt.
 

 1. Motiv erkennen: 19

Zerah

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Ib - Verschollen in der Ferne
« Antwort #14 am: 13.07.2010, 16:02:36 »
Als alle sich in Bewegung setzen, nimmt auch sie ruhig Schritt auf, um dem Magister und der Schwester zu folgen. Eidil wird nicht mehr von Zerah beachtet, da sie ihm weder etwas schuldet noch Respekt vor ihm hat. Ohnehin ist er wesentlich weniger Blickfang als der Magister Optimus. Oder gar ihrer Schwester. So wird -alleine gehend, nicht untergehakt- gen Futterplatz gegangen, und wie sich herausstellen sollte, würde dieser Kosename des Essensraumes mehr als nur gerecht. Ein Nicken lässt sie dem Türhalter-Magister zukommen, ehe sie eintritt. Und gegen eine Wand läuft. Auf Luftdichte und Geruch bezogen. Es stank dort drin nach allem Möglichen, und wie 'Menschen' -wobei erst noch bewiesen werden musste, ob jene Matrosen wirklich humanoider Natur waren- dort drinnen atmen konnten, würde ihr wohl noch lange ein Rätsel bleiben. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und hustete ein, zweimal, ehe sie nicht anders konnte, als ruhig einzuatmen. Warum stellte sie sich eigentlich so an? Damals, in ihren Heimat-Tavernen war es doch manchmal genauso gewesen. Schummrig, in der Nähe hat irgendetwas gekocht und gebrodelt, es roch nach schalem Ale, noch billigerem Schnapps und nach Orks und Menschen gleichermaßen. Sie war oft in Schenken gewesen, hatte ab und an ein wenig Ale getrunken, seltener etwas härteres. Aber hier in diesem Raum, wo selbst ein Schweinchen herumlief, musste sie aufpassen, nicht vom bloßen Geruch betrunken zu werden.

Sie setzt sich nach spärlichem Nicken den Blickenden gegenüber neben ihre Schwester, besah sich des 'Zeugs' in ihrer Schale und beschloss, nur ein paar Bissen davon zu nehmen. Oder wie man die Art des zu-sich-nehmens beschreiben sollte. Ihr Magen war vergleichsweise ruhig, aber das lag wohl an der Geruchs- und Dampfbetäubung des Raumes. So strich sie sich verlegen über die Ärmel ihrer Leinenkleidung, wobei einer jener ein wenig nach hinten rutschte. Für einen kurzen Moment waren Linien zu sehen, wie sie von Farbe und Form her nur ein Tätowierer hat gestalten können, ehe sie den Ärmel wieder an seinen Platz zog und dem Schmatzen, Schlucken, Rülpsen, Furzen und dem Gespräch zwischen Marcellus und dem magischen Trio neben und vor sich. Dabei lupfte sie leicht eine Braue, blickte dem Fragenden ins Gesicht, während Serayn ihm antwortete. Meinte er das ernst, was er sagte? Oder wollte er sich nur über ihr bald ruhmreiches Vorhaben lustig machen?[1] Das Reden in solchen Dingen überließ sie jedenfalls gerne gerne Serayn, da sie eigentlich nur mitkam, um bei ihrer liebsten Verwandten zu sein. Als Sera jedoch endete, konnte es sich Zerah einfach nicht nehmen lassen, ihre Art der Zusammenfassung der Worte der jüngeren beizusteuern.
"Seht, Herr... wir fahren dorthin, gehen in die Wüste, kommen mit Schätzen beladen wieder aus ihr raus und werden als Heldinnen gefeiert. So ist der Plan!", und danach lachte sie leise und zwinkert der Blonden zu, ehe sie dem Kapitän und allen anderen, die sie anblickten, frech ins Gesicht grinste. Sie hatte schöne Zähne. Jedenfalls war sie davon überzeugt.
 1. Motiv erkennen: nat.20
"Ich übe eben noch. Das einzige, was ich jedoch schon immer gut konnte, ist, Menschen böse anzustarren."

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