Autor Thema: Des Kaisers dreckige Unterwäsche  (Gelesen 21052 mal)

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Menthir

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Des Kaisers dreckige Unterwäsche
« Antwort #30 am: 21.05.2012, 13:19:52 »
Zur Inspiration dieser Runde ist jenes zu sagen, was ich in meiner Abschlusskritik geschrieben habe.
Es wird Zeit für meine abschließende Kritik und die möchte ich hiermit verfassen.

Die Kampagne selbst war als Experiment angelegt, denn sie brach mit der gängigen Konventionen des Dungeons and Dragons-Spiel und den damit verbundenen Vorgehensweisen. Für mich hatte es die Aufgabe, selbst zu lernen, sich nicht vom System in systemisches und system-spezifisches Denken zwingen zu lassen.

Und ich hatte dir über PM auf deine Nachfrage im November 2010 geschrieben.
[...]
Die Idee zur Kampagne kam mir, weil meine Spieler einst zu mir sagten, dass es unglaublich und schade zu gleich sei. Obwohl sie gerne unter mir spielen, müssen sie gestehen, dass ihnen nach all den Jahren vor allem eine Kritik unter den Nägeln brannte. Sie sagten, dass mir in meiner Darstellung vor allem menschliche Abgründe und der Krieg als Zusammenspiel gelänge. Sie wünschten sich, dass ich mehr Abstand von Krieg und dieser scheinbar einfachen und doch immer kulturell verwurzelten und nachvollziehbaren Gewalt nehmen sollte.
Ich musste zugeben, dass meine Darstellungen immer Gewalt und Krieg vordergründig betrachtet haben und dass es mir schwer fällt, mich von diesem Gedanken, gerade im System D&D zu trennen. Allerdings muss ich zugeben, dass sich auch außerhalb des Rollenspiels viel um dieses Thema dreht. (Ich war unter anderem Soldat und bin in meiner Ausrichtung eher Militärhistoriker- und archäologe, ohne kulturelle Probleme und Themen auszugrenzen, hoffe ich.) Man tut meist das, was einem nahe liegt und dieses Forschungsgebiet liegt mir nahe (Nicht aus übermäßiger Gewalterfahrung, aber aus Interesse am Mensch). Vor allem die Wirkung von Krieg auf den "gemeinen Mann" in unterschiedlichen Zeiten.
Nun ja, entschuldige mein Geschwafel, um es zurückzuführen, auf dass, was ich hier fabriziere, ist, dass meine Spieler mit mir aushandelten, dass wir eine Charakterstudie spielen. Wir haben eine solche Charakterstudie, wie wir es nannten, durchgezogen über eine Intrigenkampagne. Ich war von dem Ergebnis fasziniert und schockiert zu gleich und ich fragte mich, wie eine solche Charakterstudie (zu der auch NSCs gehören, freilich) mit fremden Leuten aussehen würde. Mich interessiert das Ergebnis, vor allem, wie ich das interpretiere, wenn ich die anderen Spieler nicht kenne.

Natürlich bringt das viele Probleme mit sich, die kaum zu lösen sind. Das langsame Tempo und manchmal die Unlust der Spieler, sich in jeden Charakter (auch den eigenen) und sich in jede Situation reinzufühlen. (Was nur natürlich ist, da es ORPG für viele auch Lückenfüller ist oder eine willkommene, seichte Abwechslung oder das Spielgefühl auch mit eigener Laune, Zeit und Motivation von Tag zu Tag variieren kann)
Aber vor allem brauchte ich dafür das D&D-System. Das System ist auf Kampf ausgelegt und viele Spieler verstehen es als reines Kampfsystem. Das verstehe ich in diesem Fallbeispiel als staatliches System mit der sozialen Norm der notwendigen Gewaltbereitschaft, sollte sie gefordert sein. Und jetzt versuche ich, diese Spieler in die notwendigen Situationen zu setzen, in der sie letztendlich eine "D&D-Logik", zumindest nach meiner Erwartung, anwenden werden, um Konflikte zu lösen.
Das Gefängnis ist mir in den Sinn gekommen, weil ich darüber mehrere Dinge vereinen kann. Ich wollte einen Abschluß, also einen abgeschnittenen Bereich, der die Spieler von der Außenwelt trennt und ihnen so die Freizügigkeit in der Bewegungsebene, aber auch in der Handlungsebene (wie bspw. jetzt ungefährdet im Gefängnis eine weitere, möglicherweise schwere, Straftat ohne die Furcht möglicher Konsequenzen zu begehen) nehmen. Zudem kann ich darüber Zeitdruck aufbauen, der für Handlungsschemata von Bedeutung ist.
Zudem wollte ich einen Sonderzustand kreieren und habe deswegen auch eine "zivilisationssüchtige" Gesellschaft, wie die chinesische, zum Vorbild genommen. Sinozentrismus und die Konfuziusweisheiten als soziale Umgangsgrundlage.
Es ist also eine Art halb versteckte, halb bereits genannte Charakterstudie und eine Art Test, der nichts Außergewöhnliches schafft (an sich sagt jeder, er wisse, dass D&D nur Kampf sei, das "System wolle es so". Aber die Frage ist immer, nur weil es System es so "will", muss man es dann auch so tun? Und wenn sich jeder dessen bewusst ist, warum ändert man so selten daran etwas?), aber so eine interessante Grundlage für mich bildet.

Meine erste Inspiration in erster Linie war eine eigene Motivation, es ist also nicht direkt nach der Lektüre eines Buches, Films oder dergleichen aufgekommen. (Zu dessen Ergebnis man sagen muss, dass wenn die Situation ingame keinen Kampf nahelegt, es auch nicht unbedingt zu einem Kampf während des Szenarios kommen muss. In einer anderen Runde habe ich festgestellt, dass wenn die Chance da ist, die Spieler schnell zu den Waffen greifen. Aber ich war sehr zufrieden, weil wir sehr spannende Charakterstudien gesehen haben.)
Natürlich - so denke ich zumindest - funktioniert eine solche Runde auch nicht ohne externe Inspirationen, weshalb ich die Weisheiten aus dem Kerker zusammengetragen habe. Darin sind man eine ganze Reihe meiner Inspirationen, aber vor allem auch eurer Inspirationen. Wenn ich also die Frage nach den Inspirationen geben soll, welche mir hauptsächlich in den Sinn kamen, als ich diese Runde begonnen habe, dann würde ich wahrscheinlich wie folgt antworten.

InspirationsquelleWofür?
Edward Gaines - A Lesson Before DyingAls mir die Idee kam, ein Szenario auf beengten Raum zu halten und eine Charakterstudie zu führen, über zum Tode verurteilte Menschen, fiel mir dieses Buch ein, was ich 2002 das erste Mal gelesen habe. Im Laufe des Szenarios las ich es dann ein zweites Mal. Es sollte eines der Grundthemen für das Szenario sein: wie gehen Menschen mit dem Wissen um, dass sie bald sterben werden?
Augenzeugenberichte von Menschen in Gefangenschaft, Krieg und KatastrophengebietenHier könnte ich kaum alle nennen, aber es zählten die unzähligen Amnesty Internationalberichte über Folter dazu, das Kriegstagebuch Peter Hagendorfs aus dem 30-jährigen Krieg, unzählige Berichte aus modernen Kriegen, Zeitzeugengespräche (vor allem Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus) und dergleichen. Entgegen der Schrecken dieser Berichte habe ich mich entschieden, den Gefängnisaufenthalt abseits der Todesdrohung nicht übertrieben inhuman zu gestalten, weil das sicher auch als Spieler unschön ist.
KonfuziusDie Frage war, welche Kultur ich mir für sowas vorstellen könnte. Ich habe ein konfuzianisches China als Grundgerüst genommen. Der Grund liegt darin, dass es einen romantisierten Konfuzius gibt (dessen Weisheiten wir gerne austauschen) und einen undurchsichtigen Konfuzius. Wer sich mit seinen Werken näher beschäftigt hat, finde sehr viele Widersprüche, was vor allem daran liegt, dass Konfuzius vor allem durch seine Schüler überliefert ist und über die Jahrhunderte seine Weisheiten immer wieder neu auf die polit. Situation gespiegelt und interpretiert wurden. Das - zusammen mit den Zuständen im China während der Opiumkriege (deswegen europäische und fremde Einflüsse) und dem typischen altchinesischen Sinozentrismus - gab mir das Gefühl, dass eine Anleihe an einer fiktiven, aber leicht chinesischen Welt glaubhafter wäre als eine amerikanische Todeszelle im Verurteiltenblock. Gleichzeitig ist China kein Reich seiner Grenzen, wenn man so will, sondern ein Reich der Kultur. Es funktioniert anders als ein Nationalstaat nach moderner Art, was alleine an dem Alter Chinas liegt. Aber darin liegt er der Kampf Tradition gegen Moderne des modernen Chinas verborgen. Die äußeren Gebiete Chinas kämpfen teilweise um Unabhängigkeit und andere, eigene Kultur (Uiguren bspw.) und das Land selbst mit alten Traditionen und eine Annäherung an den Westen und den modernen Erfindungen unseres Zeitalters. China greift groß in die Natur ein durch den Schadstoffausstoß, aber auch durch riesige Staudämme (auch auf Kosten der eigenen Bevölkerung). Sie schränken den Handel mit seltenen Erden ein. Ja, überspitzt formuliert könnte man glauben, sie tun so, als hätten sie ein Primat über die natürlichen Ressourcen. Aus dieser Überlegung ist der Besitz der Chuang über den Garten entstanden.
Teile des BuddhismusDie vier edlen Weisheiten und die Frage, wie kann man in einer Fantasyrunde ins Nirvana einziehen. Oder anders ausgedrückt, wie kann man ins Alles transzendieren und das Ich auflösen. Das ist der Weg, den fast jeder von euch gegangen ist, wenngleich natürlich nicht mit einer wirklichen Erleuchtung zu vergleichen. Aber die Anleihe sollte da sein.
Environmentalism und der Grundbegriff der ÖkonomieIch habe in Wirtschaftsethik gelernt, dass Ökonomie an sich bedeute, dass der Haushalter mit den knappen Mitteln, die ihm von Natur aus zur Verfügung stehen, sein Überleben bestreitet. Die Ökonomie also die sinnhafte Nutzung von knappen Gütern beschreibt. Ob das die Ökonomie ist, die wir heute mit dem Begriff belegen, darüber werden wir wahrscheinlich streiten. Ich denke zumindest nicht, dass ökonomisch immer dann sparsam und effizient meinen darf, wenn wir es dafür verwenden, wenn ich mir die immensen Müllberge überall anschaue an Überschussproduktionen bspw. - Dahinter verborgen liegt auch der Umgang mit knappen Mitteln und die Erkenntnis, dass alle Ressourcen am Ende knapp sind, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und von der Region, Nutzen, Bedarf etc. abhängig. Aber genau hier - wo einstmals die Ökonomie mit ihren Gesetzen zu wirken versuchte - bedarf es heute des Environmentalism, um auf solche trivialen Dinge aufmerksam zu machen, wenn auch der Ökologismus, wenn man dieses Kunstwort mal nutzen will, natürlich mehr ist. Ich bin kein Freund des romantischen Green Thinking, ganz und gar nicht. Aber ich bin mir über Ressourcenkonflikte bewusst und dies sollte im Unterton dieser Kampagne mitspielen. Deswegen gab es die gebeutelte Welt mit knappen Ressourcen, die vor sich hinsiechte, weil sie ausgebeutet war und den Garten der Erneuerung, wenn man so will. Die Runde plädierte nicht wirklich für eine Lösung (denn die hat der Spielleiter nicht und würde deswegen auch kaum eine anpreisen), sondern stellte die Fragen dazu. Sodass das Ende eher ein Neustart dieses Prozesses ist. :)
Jared Diamond - KollapsDass ich speziell darauf gekommen bin, liegt an diesem Buch. Ich habe mir auch solche Sachen wie An Inconvient Truth und dergleichen angeschaut, schaue mir regelmäßig Prognosen der Weltuntergangspropheten und der Realitätbeschöniger an und such dazwischen irgendwo eine realistische Erwartung, wo es mit uns und unserer Erdnutzung hingeht. Dieses Buch war die positivste Erscheinung unter all den Sachen, die ich gelesen habe. Und sein Inhalt hat mich in Bezug auf die Untertonfragestellung stark geprägt.
Ich würde sagen, dass innerhalb dieser großen Blöcke meine grundsätzliche Inspiration für diese Runde zu suchen ist. In diesem Zusammenhang sind auch die genutzten Bilder des Ouroboros zu sehen, das Vorgehen der Kaisersöhne und fast aller anderen NSCs. Ich habe dazu versucht sie mit Persönlichkeiten auszustatten, um sie nicht nur zweckdienlich, sondern eigenständig wirken zu lassen.
Sicher hätte ich an manchen Stellen mehr Emphase gönnen können (bspw. auf die christl. Erkenntnis, dass wir uns für die Natur verantwortlich halten (sollten/müssen/dürfen?)) im Laufe des Szenarios. Aber ich denke, ich habe einige Punkte ganz gut zeigen können. :)
Ingesamt bin ich froh, dass ich ein Spiel auf mehreren Ebenen leiten durfte.
Ich hatte die Ebene außerhalb des Spiels, die bis ins Spiel reinging, verbunden mit der Frage: Es gibt ein System, welches mir Handlungen naheliegt. Kann ich trotzdem daran vorbeidenken, ohne es zu vernachlässigen?
Dann die persönliche Ebene, verbunden mit der Frage: Als Charakterstudie - Wie gehe ich damit um, dass mein Charakter höchstwahrscheinlich sterben wird, weil ich den unwahrscheinlichen Fall erlebe, dass ich von meiner Zelle aus einen Mord aufklären soll?
Und zuletzt dann die Unterton-Ebene, welche durch die Philosophie immer wieder aufkam: Was bedeutet die Verantwortung gegenüber der Natur? Was ist Natur? Was ist der Mensch? Und was ist der Mensch in seiner Verantwortung in der Natur? (Ohne es abschließend klären zu können)
Aber alleine gleich drei große Ebenen auf das Spiel spiegeln zu können, war sehr, sehr interessant für mich und deswegen bin ich wirklich sehr, sehr dankbar für diese Runde.  :wub:
Ich hoffe, das reicht dir als kleine Aufstellung meiner Inspirationen. Im Speziellen mag es noch so einige geben, aber das sollten die wichtigsten sein. :)
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Des Kaisers dreckige Unterwäsche
« Antwort #31 am: 21.05.2012, 19:26:28 »
Wow, ich hatte nicht erwartet, dass Du Dir noch einmal solche Mühe geben würdest, das alles für mich aufzuschlüßeln. Vielen, vielen Dank dafür! Es zeigt mir etwas, was ich schon vermutet habe, nämlich dass da noch sehr viele Fäden waren, die nicht aufgenommen wurden. Das ist einerseits irgendwie schade, denn ich denke, da wäre noch sehr viel interessanter Austausch zu Stande gekommen. Andererseits gibt es auch ein Zuviel des Guten und vordergründig sollte es ja immer noch ein Spiel sein - und kein "philosophischer Stammtisch".

Ich kann jetzt auch sagen, dass mir die Hauptthemen gar nicht so bewusst waren. Das mag wohl daran liegen, dass man als Spieler nicht so sehr abstrahiert, wie als Spielleiter, sondern oft nur auf ein Anspielen reagiert. Außer: Das Tod ein wichtiges Thema war, das war mir bewusst - und zwar weil ich befürchtete, dass es zu viele Überschneidungen zu meiner Kokytus-Runde geben würde. Das ist, hoffe ich, nicht so.

Ich hatte gedacht, dass der Phaidon, also die letzten Gespräche vor der Hinrichtung des Sokrates, eine bedeutende Inspirationsquelle für die Runde gewesen wäre. Ich sah jedenfalls einige Parallelen und fühlte auch, dass Danshi unwillkürlich eine gewisse (ich will das nicht überbewerten) Nähe zu Sokrates bekam, vor allem gegen Ende.

Meine Güte, ich blicke auf die Runde zurück und finde es sehr schade, dass sie zu Ende ist. Es ist ja durchaus ein Wachstumsprozess gewesen, nicht nur von Danshi, sondern da wir uns über philosophische Themen ausgetauscht haben, ist da natürlich auch meine eigene Denke drin enthalten und wie sie sich über 1 1/2 Jahre änderte. Jedenfalls möchte ich noch einmal besonders herausheben und loben, wie genial das Ausgangsszenario war und wie viele Möglichkeiten es bot. Wäre ein Buch wert gewesen... :wink:
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Menthir

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Des Kaisers dreckige Unterwäsche
« Antwort #32 am: 21.05.2012, 19:49:33 »
Wow, ich hatte nicht erwartet, dass Du Dir noch einmal solche Mühe geben würdest, das alles für mich aufzuschlüßeln. Vielen, vielen Dank dafür! Es zeigt mir etwas, was ich schon vermutet habe, nämlich dass da noch sehr viele Fäden waren, die nicht aufgenommen wurden. Das ist einerseits irgendwie schade, denn ich denke, da wäre noch sehr viel interessanter Austausch zu Stande gekommen. Andererseits gibt es auch ein Zuviel des Guten und vordergründig sollte es ja immer noch ein Spiel sein - und kein "philosophischer Stammtisch".

Das sehe ich auch so. Man sollte nicht versuchen alles unterzubringen. Manchmal ist es schöner im Nachhinein zu wissen, dass es andere Wege und Diskussion hätte geben können, man sich aber mit seinem Weg identifizieren kann. Man muss nicht, wie in einem Dungeon, jede Truhe looten, um es mal als ungewöhnliche Metapher zu formulieren. :)
Ich habe diese kurze Zusammenfassung gerne gemacht. Ich habe für die Nachfrage und das Interesse zu danken. :)

Zitat
Ich kann jetzt auch sagen, dass mir die Hauptthemen gar nicht so bewusst waren. Das mag wohl daran liegen, dass man als Spieler nicht so sehr abstrahiert, wie als Spielleiter, sondern oft nur auf ein Anspielen reagiert. Außer: Das Tod ein wichtiges Thema war, das war mir bewusst - und zwar weil ich befürchtete, dass es zu viele Überschneidungen zu meiner Kokytus-Runde geben würde. Das ist, hoffe ich, nicht so.

Da kann ich dich beruhigen. Ich denke nicht, dass beide Situationen vergleichbar sind. Kokytus bietet das Neue, die Entdeckung und auch das Gewohnte im Fremden.  Hier hingegen ward ihr eingesperrt, abgeschlossen und bis auf die Gäste isoliert. Kokytus bietet einen Bruch mit der alten Welt und im Austausch eine neue. Das Gefängnis bot einen Bruch, ohne dass man wahrscheinlich selbst daran teilhaben konnte. Kokytus bietet keinen Einfluss auf das Gewesene, in der Kaiserrunde ging es dagegen alleine um eine rückwärtige Betrachtung und das Umgehen mit dem Rückwärtigen. Dieser Weg ist den Astronauten - nach ihrem Wissen - versperrt. Natürlich mag der Tod auch eine Rolle spielen, aber selbst da unterscheidest du, in dem das Element der Unsterblichkeit des Einzelnen einbindest. Ich denke also, dass es zwei unterschiedliche Spielgefühle sind, auch wenn der Tod bei beiden bedrohlichen im Nacken sitzt. :)

Zitat
Ich hatte gedacht, dass der Phaidon, also die letzten Gespräche vor der Hinrichtung des Sokrates, eine bedeutende Inspirationsquelle für die Runde gewesen wäre. Ich sah jedenfalls einige Parallelen und fühlte auch, dass Danshi unwillkürlich eine gewisse (ich will das nicht überbewerten) Nähe zu Sokrates bekam, vor allem gegen Ende.

Der Phaidon gehört nicht zu meinen bewussten Quellen. Ich habe ihn gelesen, aber nicht bewusst im Hinterkopf gehabt, als ich die Kampagne konzipierte. Als Teil der Ideenlehre hat es für mich nur dort eine bewusste Rolle gespielt. Aber auch erst die Spieler können es zu einem Phaidon-ähnlichen Werk machen. Das heißt, er Xu konnte es in die Richtung bringen. Sowas hätte ich wahrscheinlich nicht absichtsvoll konzipieren können am Beginn und wäre darüber verkrampft. :)

Zitat
Meine Güte, ich blicke auf die Runde zurück und finde es sehr schade, dass sie zu Ende ist. Es ist ja durchaus ein Wachstumsprozess gewesen, nicht nur von Danshi, sondern da wir uns über philosophische Themen ausgetauscht haben, ist da natürlich auch meine eigene Denke drin enthalten und wie sie sich über 1 1/2 Jahre änderte. Jedenfalls möchte ich noch einmal besonders herausheben und loben, wie genial das Ausgangsszenario war und wie viele Möglichkeiten es bot. Wäre ein Buch wert gewesen... :wink:

Vielen, vielen Dank für das große Lob! :)
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Groetus

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« Antwort #33 am: 21.05.2012, 19:50:54 »
Ein bisschen schade, dass ich nicht bei diesem Experiment mitgespielt habe. Der Punkt, warum ich nicht bei dieser Runde mitgespielt habe, war das asiatische Setting, das dem ganzen zugrunde lag. Aber eine philosophische Runde hätte mich in einem nicht-asiatischen Setting wohl sehr interessiert. Hätte ich mich mal dazu durchgerungen in einem asiatischen Setting zu spielen ;)

Ich glaube aber ein Menthir-Anhänger wäre hier nicht so gut angekommen  :D
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Menthir

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« Antwort #34 am: 22.05.2012, 12:41:22 »
Ein bisschen schade, dass ich nicht bei diesem Experiment mitgespielt habe. Der Punkt, warum ich nicht bei dieser Runde mitgespielt habe, war das asiatische Setting, das dem ganzen zugrunde lag. Aber eine philosophische Runde hätte mich in einem nicht-asiatischen Setting wohl sehr interessiert. Hätte ich mich mal dazu durchgerungen in einem asiatischen Setting zu spielen ;)

Vielen Dank für das Lob. :) - Eines Tages, wenn Casus Belli vorbei ist, ist ja noch mal eine römische Runde angedacht, im römisch-hellenistischen Kulturkreis wird genug Platz für Philosophie sein. :)

Zitat
Ich glaube aber ein Menthir-Anhänger wäre hier nicht so gut angekommen  :D

Menthir hat sogar eine gar nicht so unwichtige Rolle in der Runde gespielt. Ganz im Gegenteil, ein Querläufer unter den Spielern oder ein auf Seiten der Spieler agierender Intrigant hätte dem Ganzen sogar ganze andere Facetten gebracht. List/Xu hatte damals explizit diese Rolle für sich abgelehnt und sogar gefragt, ob seine Mitspieler mit einem Nichtintriganten in ihren Reihen verkraften könnten, was darauf schließen lässt, dass die Anfangserwartung war, dass es vielleicht mehr Intriganten dort geben würde. Letztendlich gab es aber keine großen Intrigen auf Spielerseite, aber im Nachhinein betrachtet, hat mir diese relative Harmonie auch sehr gut gefallen. :)
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Idunivor

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« Antwort #35 am: 22.05.2012, 21:33:36 »
Vielen Dank für das Lob. :) - Eines Tages, wenn Casus Belli vorbei ist, ist ja noch mal eine römische Runde angedacht, im römisch-hellenistischen Kulturkreis wird genug Platz für Philosophie sein. :)

Entschuldige, dass ich hier im Archiv wildere, aber sollte es jemals dazu kommen, wäre ich sofort dabei. Ich denke schon seid längerem über soetwas nach, habe aber derzeit einfach keine Kapazitäten mehr dafür frei.
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« Antwort #36 am: 22.05.2012, 23:48:09 »
Wäre ich auch sofort dabei.  :wink:
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Groetus

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« Antwort #37 am: 23.05.2012, 00:09:38 »
Spielen wir mit römischen Göttern oder Götter des Enwe-Settings? Ich wäre prinzipiell an solch einer Runde interessiert. Wenn Casus Belli beendet ist, habe ich ja Platz für eine andere Runde.
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Menthir

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« Antwort #38 am: 23.05.2012, 21:33:15 »
Vielen Dank für das Interesse. Das ehrt mich natürlich. :)

Spielen wir mit römischen Göttern oder Götter des Enwe-Settings? Ich wäre prinzipiell an solch einer Runde interessiert. Wenn Casus Belli beendet ist, habe ich ja Platz für eine andere Runde.

Ich denke, es wird eine Runde, die reale Geschichte und ein bisschen phantastische Fiktion verbindet, ähnlich wie die Preußenrunde. Grundsätzlich zieht mich der Cesarenmord an, die Zeit der Soldatenkaiser und die Zeit der Einführung des Christentums. Je nach Präferenz der Spieler wird es wohl in die drei Richtungen tendieren, obwohl ich persönlich (nach momentaner Präferenz, das mag sich ändern) gerne die dritte Möglichkeit sehen würde.
Die Casus Belli-Runde wird - wenn nichts Grobes dazwischenkommt - wohl gegen Ende des Jahres beendet sein (oder vielleicht auch früher, je nachdem, wie die Spieler sich entscheiden. :)) und dann wird man sehen müssen, wie viele Spieler wirklich noch Interesse haben. Nach den ersten Eindrücken, die ich über die Zeit gesammelt habe, ist das schon eine ganze Stange, was mich natürlich freut. :)
Aber mehr werden wir dann sehen. :)
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« Antwort #39 am: 23.05.2012, 21:46:01 »
Ich habe schonmal ne halbe Konvertierung der zwölf großen Olympier in D&D gemacht. Das geht eigentlich ganz gut, da das Domänen-System sich ganz gut übertragen lässt. Man könnte es natürlich beliebig erweitern, es gab ja wirklich für alles Götter in dieser Zeit. Was mich als Periode auch reizen würde, wären die sullanische Zeit und die punischen Kriege, aber ich fände auch alle anderen klasse. Wobei man bei "Einführung des Christentums" wohl einiges von mir zu ertragen hätte, denn da kenne ich mich durch meinen Studienschwerpunkt bedingt doch recht gut aus und könnte wohl nicht immer damit hinterm Berg halten.
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Menthir

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« Antwort #40 am: 23.05.2012, 21:57:28 »
Ich habe schonmal ne halbe Konvertierung der zwölf großen Olympier in D&D gemacht. Das geht eigentlich ganz gut, da das Domänen-System sich ganz gut übertragen lässt. Man könnte es natürlich beliebig erweitern, es gab ja wirklich für alles Götter in dieser Zeit. Was mich als Periode auch reizen würde, wären die sullanische Zeit und die punischen Kriege, aber ich fände auch alle anderen klasse. Wobei man bei "Einführung des Christentums" wohl einiges von mir zu ertragen hätte, denn da kenne ich mich durch meinen Studienschwerpunkt bedingt doch recht gut aus und könnte wohl nicht immer damit hinterm Berg halten.

Da der Spielleiter (teils angehender, teils schon verklärender ;)) Historiker und Archäologe ist, wird er jedes Wissen, was er selbst nicht sieht, vergisst, nicht kennt oder missinterpretiert, wie ein dankbarer Schwamm in sich aufsaugen! :)
Selbstverständlich wird es keine Runde sein, wo es um 100% Richtigkeit und Plausibilität geht, aber die Kernfakten und das Gefühl sollen da natürlich stimmen. :)
Ja, Sulla finde ich auch sehr interessant, da könnten wir drüber reden. Über die punischen Kriege wahrscheinlich nicht, denn darüber habe ich schonmal eine Minikampagne geleitet, als es damals noch hieß, dass Vin Diesel Hannibal Barkas spielen würde (Das Projekt wurde zwischendrin abgebrochen, ist aber wieder für 2014 angekündigt. ;)). Vielleicht bekomme ich noch Lust darauf, gibt ja genug andere Szenen in den punischen Kriegen. Definitiv ist, dass ich in meinen Runde nie alles umfassend abklappere, sondern gewisse Szenarien spiele, die theatralisch angehaucht sein mögen. :)
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Groetus

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« Antwort #41 am: 23.05.2012, 22:39:17 »
Im Deities and Demigods D&D 3.0 stehen auch zumindest griechische Götter mit Domänen drin. Das könnte man von den Domänen her ganz leicht auf die römischen Götter anwenden, wobei ich mich da noch einmal informieren müsste.

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Sezair Lemas

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Des Kaisers dreckige Unterwäsche
« Antwort #42 am: 25.05.2012, 16:32:28 »
Ich bin fasziniert und sprachlos. Vor allem froh, dass ich noch mal ins Archiv geschielt habe.

Ich hätte mir nicht denken können, wie viel Studienpotential ein Rollenspiel bietet, welches ich damals mit der Motivation angefangen habe, um mir vorzustellen, wie Fantasiehelden Monstern auf den Kopf hauen und reiche Schätze finden. Vor allem begeistert mich die Metafrage nach der Handlung und Reaktion der Spieler zwischen Systemvorschlag und kreativer Problemlösung mit gegebenen Mitteln. Hätte ich mich getraut, in dieser Runde mitzuspielen, dann hätte ich mich nach dieser Enthüllung gefühlt, als wäre ich Dir auf den Leim gegangen.

Ich las und lese die Kaiserrunde mit einer mir besonderen Wertschätzung. Die Spieler und der Spielleiter dieser Runde dienen mir alle als wesentliches und wichtiges Vorbild für meinen kreativen Umgang mit meinen Charakteren. Vor allem aber die letzten Seiten haben mir sehr geholfen, Gedanken über meine Figuren und mein Rollenspiel im Allgemeinen zu machen.

Danke dafür Euch allen. :)