Autor Thema: Hakum  (Gelesen 13800 mal)

Beschreibung: Das Tor zu den Fernen Landen

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Ansuz

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Hakum
« Antwort #15 am: 09.09.2010, 20:55:14 »
Die Kenku tauschen kurze Blicke aus, kaum länger als ein Blinzeln und doch exemplarisch für ihre Spezies. Feder sträuben sich für einen Moment, ein weiteres Signal. Sie bewegen sich hinter Maedres Rücken, nicht viel, aber hörbar. Ihn beschleicht zunehmend die Ahnung, von immer mehr Augenpaaren taxiert zu werden. Im Moment zählt er sechs.
Der Sprecher zieht mit einem Schnalzen seine Aufmerksamkeit auf sich.
"Wir wissen vielleicht, wen er meint. Seine Fragen sind begründet, aber in ihrer Fülle und Brisanz zwei Schimmer[1] wert, meint er nicht auch?"
 1. =GM

Maedre

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Hakum
« Antwort #16 am: 10.09.2010, 20:50:08 »
Maedre Rechnet kurz nach 6 Kenkus das würde schwierig werden aber er müsstre ja nur wieder auf eine der Größeren Straßen kommen wenn etwas passiert und das glaubt er zu schaffen. "Hmm Nun ich denke zwei Schimmer ist es wert und wenn ich zufrieden bin lege ich noch einen oder auch zweioben drauf. Klingt in meinen Ohren wie ein Deal Was sagt ihr dazu." Dabei verbeugt er sich vor dem Kenku der der Anführer ist und geht dabei in einen schulterbreiten Stand um sich schnell in alle Richtungen drehn zu können.

Massoud

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Hakum
« Antwort #17 am: 11.09.2010, 00:32:01 »
Bluthand, es ist ein klingender Name, welchen Massoud sich merken wird. Der Wór muss mal wieder anerkennen, dass Goliaths sich darauf verstehen, ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen mit ihrer Sprache, ihrer Gestik, ihren Namen, ihrem Auftreten, es ist so in ihrer gesamten Präsenz und in ihrem Wesen verankert, nicht so wankelmütig und windanfällig wie ein Mensch oder die meisten Wór. Massoud ist einer der weniger Wankelmütigen seines Volkes, was aber nicht nur an seiner Zeit unter den Goliath liegt, sondern vor allem an seinem Schicksal, welches ihn immer wieder auf den Pfad des Krieges und des Todes setzt, weshalb es den Löwenmenschen nicht verwundert, dass er ausgerechnet zuerst auf diesen scheinbar äußert martialischen Goliath trifft.

Massoud lächelt, nicht sanft, sondern es wirkt fast grimmig, auch wenn es ein zufriedenes Lächeln darstellen soll. Bluthand ringt ihm dieses Lächeln ab, nicht wegen des Inhaltes seiner Worte, sondern wegen ihrer Form und ihrer Prägnanz. Der Gebrannte spricht nicht viel, aber keineswegs, weil er Worte verabscheuen würde und sich nicht gerne unterhält, sondern viel mehr aufgrund seiner Liebe und Achtung für das gesprochene Wort. Das geschriebene Wort hatte Massoud nur selten zu Gesicht bekommen und er beherrscht es nicht, es hat auch bei weitem nicht dieselbe Würde, Dringlichkeit, Bedeutung und Stärke, dessen ist sich der Leonid sicher. Aber auch gerade diese Macht des gesprochenen Wortes macht die Sprache anfällig für Umständlichkeit, Weitschweifigkeit und Ungenauigkeit. Massoud verachtet zu viele und falsche Worte, weshalb er es Maventhua hoch anrechnet, dass dieser sich auf sinnvolle Informationen beschränkt. Massoud blickt den Goliath an und lässt den Blick wieder in die Gegend schweifen, beiläufig streichelt er Gardekat. Ein Zeichen der Dankbarkeit für die nun wieder erhöhte Aufmerksamkeit seines kleinen Begleiters. Massoud hat ihn die Unvorsicht in der Ebene längst verziehen.

Das gebrannte Kind blickt auf das inzwischen graue Fell an seinen Handgelenken und auf dem Handrücken. Derart an sein eigenes Alter erinnert, versucht Massoud mit einem Seitenblick zu erahnen, wie alt der Goliath wohl sein mag. Dann geht Massoud in Gedanken nochmals die Worte durch, welche Bluthand an ihn gerichtet hat. Er mag die Art, wie das steinerne Volk sich ausdrückt. Dennoch lässt sich Massoud wieder Zeit mit einer Antwort und versucht stattdessen die Eindrücke, welche von allen Seiten auf ihn wie rollende Steinmassen auf ihn einbrechen, einzuordnen und zu begreifen. Seine eigene Vorsicht meldet sich langsam wieder, denn Orte voller Wesen sind auch stets Bereiche der Gefahr, der Missgunst und des Konfliktes. Die Asche in seinem Geldbeutel ist ein Zeugnis, dass auch eine scheinbar unendliche Ebene genügend Enge für solches bereithält, die Stadt muss also ein Schmelztiegel von Feindlichkeit sein, auch wenn er, das mag der Wór einsehen, gleichwohl ein Ort der Liebe und der Geborgenheit sein muss. Was für Massoud ein Käfig ist, soll anderen ein Hort der Zuflucht sein. Eine Stadt ist damit ein Ort der Extreme, und Bluthand wird hier sicher die ein oder andere Münze verdienen können. "Ich brauche solche Münzen für den Moment zum Glück noch nicht, aber ich fürchte, je länger ich hier weile, desto mehr klimperndes Metall muss ich ansammeln..." Dieser Gedanke lässt Massoud daran denken, dass er die Stadt alsbald wieder verlassen muss, obwohl er sie noch immer nicht betreten hat.

"Ihr Gold.", wiederholt Massoud den Grund für die Anwesenheit Maventhuas. Er nickt dem Goliath, der ihn anschaut, zu, um zu zeigen, dass er dieses Motiv anerkennt, auch wenn Massoud sich jeder Bewertung entziehen wird, welche Bluthand wahrscheinlich ohnehin nicht fordern wird. Shabani fühlt sich, auch wenn der Goliath sich nur kurz dazu geäußert hat, dazu verpflichtet, auch ihm zu berichten, wo er herkommt. "Mein Geburtshaus war die Ebene, meine Heimat ist größer. Wnumbásras Klauen halten mein Herz ebenso umschlossen. Ich habe unter deinesgleichen leben und lernen dürfen." Massoud kann also bestätigen, dass er weiß, wie das ist, aus dem Hochland hinabgestiegen zu sein. Er drückt den Rücken durch und atmet nochmal tief durch. Es liegt nicht an der glotzenden Menge, diese stört Massoud erstaunlich wenig, zumindest ihr Anstarren stört ihn nicht, vielmehr wird er den Gedanken, dass die Freiheit vor und nicht hinter den Mauern liegt, nicht mehr los. "Auch Humanoide in Massen neigen dazu, sich bei Gefahr wie eine aufgebrachte Herde Gaure zu benehmen." Massoud bewahrt dennoch die Ruhe und reitet gemächlich weiter.
"Du hast Meilen in den Knochen, ebenso wie ich. Lass uns zusammen essen und trinken.", macht Massoud dann einen Vorschlag, vielleicht hat der Goliath noch mehr zu erzählen und vielleicht kann Massoud sich bei einem richtigen Essen wieder daran gewöhnen, mehr als eine handvoll abgehackter Worte zu sprechen. Sein Mund füllt sich trocken an.

Der Wór denkt darüber nach, noch ein paar Worte an Maventhua Bluthand Naku-Vatheg zu richten. Es ist merkwürdig, denn seit der Goliath die Fehden mit den Flachländern erwähnte, hat der Wór ein flaues Gefühl im Magen. Nicht dieses Gefühl von Angst, dass etwas Unerfreuliches geschehen könnte, mehr das Gefühl, dass man etwas fast sehnlich vermisst, so sehr, dass es einem bis in Mark in Sehnsucht versetzt und beinahe schmerzt. Fast gedankenverloren dreinblickend findet Massoud die Lösung auf dem Rücken Naku-Vathegs; der Zweihänder. Ihm fehlt der Kampf und die Schlacht. Die innere Leere und die Gedankenschwere, die Schwermut, sie waren bewirkt von der eigenen Untüchtigkeit. Es ist die Abwesenheit von Kampf und Waffen, die klangvoll aufeinanderprallen. Seinen Häuptling vor Gefahren und eindringende Banditen oder Feinde schützen, sich todesmutig in einen Gegner werfen und den Hauch des Todes mit freudiger Umarmung willkommen heißen, all das vermisst der Leonid. Dieses Gefühl ist für einen Moment befriedigt worden, als er die ausgebrannte Karawane in der Wüste gesehen, gerochen und dann untersucht hat, aber der überraschende Kampf mit der notwendigen Flucht vor der Vettel kann nur schwerlich ein solches Bedürfnis stillen. Maventhua hat es geschafft, nur mit einer handvoll Worte eine Sehnsucht zu wecken, die viel größer ist, als die Lust das Meer zu sehen. Massouds Blick klart wieder auf und er möchte gerade mehr Fragen zu den Fehden stellen, denn er ist neugierig geworden. Doch der sich nähernde Wachmann kommt dem Wór dazwischen, weshalb der Leonid andere Worte an den Goliath richtet. "Dann werde ich dich Bluthand nennen.", beschließt der Gebrannte mit einem entschlossenen Lächeln und harrt dann der Dinge, welche der Gardist ihnen bringen mag.

Ansuz

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Hakum
« Antwort #18 am: 15.09.2010, 23:00:11 »
Maedre:

Schweigend verfolgen die Kenku Maedres Geste. Er kommt nicht umhin, sich unter ihren Blicken verspottet zu fühlen. Ihresgleichen betrachtet Haltung und Gestik als sehr viel raffinierter und gewichtiger als es unter Menschen üblich ist. Sie erkennen genau, dass er sich auf eventuelle Komplikationen vorbereitet.
„Ja!“, kräht ihr Wortführer. „Was mag er genau wissen? Seine Fragen waren zahlreich...“
Sowohl Unterton als auch Nachklang deuten darauf hin, dass der junge Säbelrassler seine Position besser festigen sollte[1][2]
 1. Motiv erkennen, um ein Gefühl für die Stimmung zu bekommen
 2. Diplomatie bei Bedarf, muss nicht jetzt
« Letzte Änderung: 15.09.2010, 23:00:23 von Ansuz »

Ansuz

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Hakum
« Antwort #19 am: 26.09.2010, 22:58:42 »
Azarje:

Das Anwesen hat sich seit Azarjes Abreise praktisch nicht verändert. Es sind einige Ziersträucher im calbeirischen Stil hinzugekommen, wahrscheinlich Anbiederung seines Vaters an den dortigen, höchst zahlungskräftigen, Adel. Die Bäume der Alleen sind etwas gewachsen und in der Luft liegt ein noch stärkerer Rosengeruch als zuvor. Seine Mutter hatte die kosmetischen Eigenschaften ihrer Blumen immer in höchsten Tönen gelobt.
Das Portal schließt sich lautlos hinter ihm, bewegt von simpler Magie, wie sie in Firopolis, wo er die letzten Jahre verbrachte, Alltag ist. In Hakum ist es Zeichen großen Wohlstands, über derartige Annehmlichkeiten zu verfügen. Leider hat er seinen Eltern nicht im mindesten geholfen, als sie von dem Mörder heimgesucht wurden.
Weder Mauern noch Hunde, weder Gardisten noch ausgeklügelte Wachzauber boten Schutz. Jemand sehr Einflussreiches muss seine Hände im Spiel gehabt haben, wenn er genug Gold für jemanden aufbringen konnte, der selbst die Tiere so leicht umgehen konnte. Als sie vor Freude bellend auf ihren Herrn zustürmen scheint es unglaublich, dass sie den Attentäter nicht bemerkt haben sollen. Jeder einzelne ist Frucht einer prestigereichen Zucht, kräftig und mit hervorragenden Sinnen ausgestattet. Ihr Fell leuchtet so weiß wie der Marmor des Anwesens.
Der Größte, Tashkum, wirft ihn durch seinen Aufprall fast zu Boden .Sie kennen einander seit seiner Geburt. Scheinbar haben die Jahre seiner Abwesenheit nichts an ihrer Verbundenheit geändert. Obwohl seine Artgenossen ähnlich ungestüm auf ihn eindringen, freut sich keiner so sehr wie der Älteste.
Ähnlich verhält es sich mit der alten Frau, die aus dem Schatten des Atriums tritt. Sie gehört praktisch zum Inventar. Niemand kennt Anwesen und Parkanlagen besser, nicht einmal seine Eltern. Sie war schon da, bevor seine Familie das Grundstück von den verarmten Thulambisi übernahm. Inzwischen verrichtet sie keine schweren Arbeiten mehr, ersetzt aber weiterhin den sonst so begehrten Majordomus.
„Fatima!“, entfährt es dem letztem Spross der Amim.
Die Alte lächelt, erst zögerlich, dann immer breiter, bis sie strahlt wie Pholios` Antlitz. Er kann ihr glückliches Lachen auf die Entfernung nicht hören, aber spüren. Schon in seiner Kindheit begleitete es jedes Erwachen, gleich wie schwer die Zeiten auch sein mochten. Es hat etwas Rührendes, wie sie die Treppen hinunter und um den langen Teich herum auf ihn zueilt.
„Azarje! Du bist zurück!“

Maedre

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Hakum
« Antwort #20 am: 27.09.2010, 19:12:46 »
"Das wichtigste sollte sein, welch ein Namen trägt der Mann und was sind seine Kräfte. Ich sag euch schon jetzt das ich kaum etwas von meinem Geld dabei habe nur ein paar Schimmer, das was ich als Preis angedacht habe.[1] Nun ich würde euch nun schon die Zwei geben die euch sicher sind und wie ich schon sagte wird auf Grund der Fülle eurer Antwort noch welche hinzu kommen."
Mit eine Handbewegung zaubert er zwei Münzen in seine Hand und reicht sie in Richtung des Wortführers.
"Nun erzählt mir wisst ihr was über den Mann wenn nicht behaltet die Münzen und ich gehe jetzt. Ein Gewinn habt ihr eh."
Wenn man mit einem Kenku handelt muss man immer ein gleich Gewicht aus Drohungen und Versprechungen aufrecht erhalten.[2][3]
 1. Bluff 24
 2. Diplomatie 16
 3. Motiv erkennen 9

El-Azarje

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Hakum
« Antwort #21 am: 27.09.2010, 21:13:43 »
Alles wirkt so ruhig und friedlich, als sei nichts geschehen... . Tatsächlich hat sich alles geändert. Zwar ist dies mein Haus, doch ein Amim bin ich nicht mehr, bis ich Gleiches vergolten habe., denkt El-Azarje traurig, als er das Anwesen betrachtet. Langsam geht er durch die Beete, lässt die Finger über die Rosenblätter streifen. Ein Dorn ritzt seine Haut und hinterlässt einen langen, blutigen Strimmen. "Allegorie meiner Seele...", murmelt El-Azarje trübsinnig.

Und dann bricht die ganze Verzweiflung über ihn ein. "Ich bin kein Amim und ich bin ganz allein...", immer wieder sagt er sich diesen Satz. Tränen bahnen sich ihren Weg.

Er sieht die Hunde auf sich zukommen und streichelt und tätschelt ihre Köpfe, nennt ihre Namen, doch Freude kann er nicht empfinden. In seiner Kindheit hatte er viele schöne Stunden raufend und spielend mit ihnen verbracht. Jetzt ist da nur noch Leere. Er ist traurig, dass er ihre Liebe nicht erwiedern kann. Behutsam streift er ihre Pfoten ab und setzt seinen Weg durch den Garten auf das Haus fort.

Dann sieht er Fatima auf sich zukommen. Welche Überraschung! Er hätte nie gedacht, sie hier anzutreffen. Er hatte damit gerechnet, dass sie geflüchtet war - oder schlimmer: auch ermordet. Schnell wischt sich El-Azarje über die feuchten Augen, denn ein Mann zeigt keine Tränen. Er blickt zu Boden und sagt lange Zeit gar nichts, bleibt einfach steif, als sie ihn in ihre Arme nimmt. Irgendwann sagt er dann doch:

"Wo war ich? Ich hätte da sein müssen..."

Ansuz

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Hakum
« Antwort #22 am: 09.10.2010, 12:11:43 »
Maedre:

Zwar vermag Maedre die Kenku nicht recht einzuschätzen, aber andersherum scheint es sich ebenso zu verhalten. Beide Parteien mustern sich argwöhnisch, bevor die zwei Münzen wie von Zauberhand von seiner Handfläche verschwinden. Sie verschwinden in den Tiefen eines zerschlissenen Gewands, wie es jedes der kleinen Vogelwesen zu tragen scheint.
„Der Name desjenigen, für den er sich interessiert, scheint Anuschib zu sein. Er könnte von einem Gott gesegnet sein, den nahezu niemand kennt. Er hat selbst gesehen, wie dieser gesegnete Mann auf seinesgleichen wirkt, nicht wahr?“
Leises Klappern dringt aus den dunklen Schatten der Gasse. Federn werden gesträubt, wenn auch nur einen Lidschlag lang. „Was mag ihm weitere Schimmer wert sein?“, fragt der Wortführer nach einer Kunstpause.
Die Kenkuz wissen jetzt, dass er ihre Art kennt und durchschaut. Sie scheinen leicht verärgert darüber, dass er in einem solch jungen Alter bereits auf ihre Taktiken einzugehen vermag. Ihre gewöhnlichen Geschäftspartner sind weitaus abgebrühter.

Ansuz

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Hakum
« Antwort #23 am: 09.10.2010, 12:12:03 »
Azarje:

Fatima löst sich nur langsam von Azarje. Bestürzt sieht sie ihn an, die Augen gerötet und verquollen vom Weinen. Tränen laufen ihre Wangen herab, an Strähnen grauen Haares vorbei als Tropfen auf die Pflastersteine. Die kleine, alte Frau wirkt unglaublich verletzlich, ganz unpassend zu den Erinnerung an seine resolute Amme.
„Was ist mit dir geschehen, mein Junge?“, fragt sie mit schwerer Stimme. Es klingt, als halte sie ihre Trauer selbst mit Mühe in Zaum. „So etwas darfst du nicht einmal denken!“
Für einen Moment verstärkt sich ihre Umarmung, bevor sie ihn loslässt und ihm beide Hände auf die Schultern legt. „Du hättest nichts tun können, Junge! Wir schliefen alle. Es gab nicht einmal den leisesten Laut. Keine Spuren, nichts! Sie..sie sind nicht einmal verletzt! Wir wissen nicht einmal, was passiert ist!“
Sie bricht in heftiges Schluchzen aus und fällt schwer gegen ihn. „O ihr Götter, helft uns doch!“

Ansuz

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Hakum
« Antwort #24 am: 09.10.2010, 12:12:19 »
Massoud:

Maventhua nickt dem Wór lächelnd zu. Seine Haltung entspannt sich unmerklich, obschon sich ihnen der Gardist mit vorwitzigem Blick nähert. Es scheint sich um einen jungen, aufstrebenden Burschen zu handeln, der sich seine Lorbeeren verdienen will. Sein Gang erinnert an das Stolzieren mähnenloser Welpen, wie es sie zuhauf in den Heeren des Hochlands gibt.
Offenbar sollen die Soldaten der Stadt ihre Pracht symbolisieren, trägt der Naseweis doch blütenweiße Seidengewänder, lackierte Sandalen, eine mit Blattgold verzierte Lamellenrüstung und eine auffällige Haube, die von einer halbmondförmigen Krempe aus Bronze gekrönt wird. Sie stellt einen Sonnenaufgang dar, wahrscheinlich ein religiöses Symbol.
„Ihr dort!“, herrscht er sie an, als sei es sein gottgewolltes Recht, so mit Fremden sprechen zu dürfen. „Wie sind eure Namen und was ist euer Begehr? Wisset, dass Waffen in Hakum nicht geduldet werden!“
Der Goliath scheint reichlich amüsiert. Er macht keine Anstalten, den auf seiner Schulter aufliegenden Bihänder zu senken. Stattdessen wartet er ab, was der Kerl als Nächstes verlauten lassen wird. Wahrscheinlich wird er den Dummen spielen und sich konsequent weigern, die Klinge hertzugeben. Sein Volk misstraut den Flachländern und ihren Gebräuchen und Gesetzen.
Gardekat hebt blinzelnd den Kopf, um sich den Gardisten, der bereits leicht verunsichert wirkt, genauer zu mustern. Als sich ihre Blicke kreuzen, weiten sich die Augen der jungen Menschen. Immerhin lässt er sich nichts weiter anmerken. Die Autorität, die sein Amt mit sich bringt, scheint ihm zu reichen, um eine solch bedrohliche Gruppe anzuhalten.

El-Azarje

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Hakum
« Antwort #25 am: 09.10.2010, 23:20:23 »
El-Azarje blickt in das vergebende Gesicht seiner Amme. Ihre Vergebung war aufrichtig, doch sie hatte keine Ahnung. Er beißt sich auf die Lippen, um ihr nicht zu widersprechen. Sie wollte ihm vergeben, doch er konnte es sich nicht. Sein Blick drückte deutlich seinen Widerspruch aus. Vielleicht erzählt sie ihm darum sogleich, wie es geschah.
El-Azarje war sprachlos. Er hatte erwartet, dass seine Familie blutig niedergemetzelt wurde. Er hatte sich vorgestellt, wie sie gelitten hatten und das hatte seinen gerechten Zorn geweckt. Doch wenn es stimmte, was die Amme sagte, dann waren sie nicht durch das Schwert gestorben! Magie? Psionische Kraft? Gift!

Ob es wohl ein schneller und schmerzloser Tod war?

Er ging an der Amme vorbei zum Haus. Er musste sie sich selbst ansehen. Das Gewicht einer ganzen Wüste scheint auf seinen Schultern zu liegen. "Nein Fatima, es ist ziemlich eindeutig, was die Götter von uns verlangen...". Kannte Fatima das Gesetz Ur-Nummus?

Massoud

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Hakum
« Antwort #26 am: 10.10.2010, 17:22:51 »
Der Blick des Wór ist sparsam und zeugt von tiefen Zweifeln gepaart mit Verwunderung. Massoud kennt die Bedeutung von Präsenz, er versteht dieses Spiel sehr gut und es zehrt innerlich etwas an ihm, denn er spürt den Drang sich eine ausreichende Haltung zu bewahren und dem Wachmann zu zeigen, wer der Herrische unter ihnen sein darf. Sein Blick fällt auf Gardekat und dann zu Bluthand. Der Goliath hat kein Interesse daran seine Waffe abzulegen, eine Eigenart, welche der Krieger mit dem Gebrannten teilt. Seine Skorpione mag er nicht ablegen und schon gar nicht einem Fremden geben. Der Wächter kann nicht nachvollziehen, welche Erinnerungen und welche Taten mit diesen Flegeln zusammenhängen und höchstwahrscheinlich hat er auch kein Interesse an ihrer Geschichte. Nachdenklich blickt Massoud auf den Zweihänder des Maventhuas. "Welche Geschichten diese Waffe wohl erlebt haben mag? Ob ihm seine Waffe mehr als ein Werkzeug ist?" Massoud kennt viele, deren Waffe nicht nur bloßes, martialisches Werkzeug und Tötungsinstrument ist. Vor allem kennt Shabani sich in dieser Hinsicht selbst, seine Waffe ist nicht nur seine erwählte Waffe, sie ist Teil seiner Präsenz, Teil seiner Seele und Vervollkommnung seines Ichs. Entreißt man ihm seine Waffe, entreißt man ihm ein Stück seiner Persönlichkeit. Man entreißt ihm den Teil, welcher in der Esse des Schicksals durch den Hammer der Taten auf dem Amboß der Geschichte mit ihm verbunden wurde. Ein Verlust der Waffen käme einem Verlust eines Armes oder eines Beines gleich und das Wiedererlangen der Waffe würde zwar die Blutung stillen, aber der Gedanke an den Verlust würde ewige Narben hinterlassen. "Wer gibt schon freiwillig seine Arme und seine Beine?", raunt Massoud leise. Für den Löwenmenschen ist die Verweigerung, die Waffen abzugeben, keine Frage von Pragmatismus, denn er könnte sich auch mit bloßen Krallen verteidigen. Es ist eine Sache der tiefsten Überzeugung.

Massoud blickt dem Wächter mit strengem Blick in die Augen und versucht ihn zu verunsichern. Der Blick ist tief und forcierend[1]. Massoud atmet ein, das viele Sprechen macht seinem Hals zu schaffen. Er ist es nicht gewohnt.
"Ich werde einen Knoten, um meine Waffen machen, sodass ich sie nicht mehr ziehen kann. Abgeben kann ich sie nicht." Die Worte des Leoniden sind kein Vorschlag, sie sind kein Befehl, sie sind eine Feststellung. Er könnte anfügen, dass er nicht gekommen ist, um nach Ärger zu suchen. Der Wächter hat diese Worte bestimmt ein paar Duzend mal gehört und wird sie abtun. Massouds Interesse für das Meer würde den Gardisten nicht berühren, also schweigt Massoud wieder. Unnütze Worte bringen keinem etwas. Bluthand wird dies ähnlich sehen, dessen ist sich Massoud sicher, weshalb der Löwenmensch seinen Blick von dem Gardisten löst und abermals das weiße Stadttor mustert. Diese Helligkeit, dieser weißliche Glanz der Stadt will für den Wór nicht so recht zu dem Auftreten des Gardisten passen, obwohl er diesen sehr gut verstehen kann, würden doch vom Blute rot gefärbte Mauern auch nicht in diese Stadt passen, so wie sie sich auf den ersten Blick präsentiert.
"Doch irgendwo, werden auch hier die Fundamente Blut gezogen haben. Jedes Paradies ist nur ein Schein und beherbergt seine Schlange.", erinnert sich Massoud an Brüchstücke der Worte seines ersten Lehrmeisters und Ziehvaters Gaalaaj. Das erste Mal denkt er darüber nach, dass es auch Sinn macht, die Waffe zu behalten, weil diese fremde Stadt viele Gefahren für ihn bereit halten könnte. "Was ist, wenn meine Präsenz nicht mehr ausreicht? Ich bin ein alternder Mann. Die Vettel hat sich durch mein Auftreten nicht beirren lassen. Ich sollte vorsichtig sein." Gardekat würde sowieso vorsichtig sein, Yal würde die Enge für eine Weile ertragen.

Massoud schaut wieder zum Wächter und dann von seinem Reittier über den Wächter hinweg in die Stadt. Präsenz bedeutet auch manchmal demonstrierte Hoheit. Das Sitzen auf dem Rücken eines Reittieres ist dabei von unschätzbarem Wert, dessen ist er sich bewusst, weshalb er den Rücken noch weiter durchstreckt. Seine Stimme zeigt jedoch keine Spur von Arroganz, Spott oder ähnlichen Regungen, welche manche Wesen zu gern mit Hoheit und Überlegenheit in Verbindung bringen. Eitelkeit liegt dem Wór fern.
"Ich bin Massoud Shabani. Ich suche Rast und werde meine Vorräte aufstocken. Mein Besuch ist nicht von langer Dauer.", versichert Massoud und blickt dann wieder zu Bluthand. Der Wór hat mit seinen Worten angedeutet, dass er nicht gerne verhandelt. Allerdings hat er auch nicht das Gefühl, dass man ihm wirklich den Zugang verwehren wird.

Während er auf die Entgegnung des Goliaths wartet, merkt der Leonid, dass seine Knochen etwas müde sind und er doch erschöpfter ist, als er erwartet hat. Es ist die erste große Reise seit fünf Jahren. Er ist zwar auf der Jagd gewesen, doch lange und ermattende Reisen sind sehr selten. Das Alter fordert langsam seinen Tribut. Es sind die Momente, in denen Shabani erkennt, dass er nicht nur der Willen zur körperlichen Ertüchtigung erhalten muss, sondern immer noch lernen muss, sich auf seinen alternden Körper einzustellen. Er muss sich mehr denn je auf seinen Geist verlassen und nicht auf die Rohheit und Härte der Jugend. "Ob es Yal  genauso geht? Und Bluthand?", beiläufig streichelt er seine Reitechse, die inzwischen auch in die Jahre gekommen ist. Bei Gardekat kann Massoud es nicht beurteilen, denn der Pseudodrache ist ein Meister des Bewahrens von Geheimnissen. So wie es den Sagen nach der Drachen Art ist, riesige Horte aus Gold, Gemmen und glitzernden Dingen anzusammeln, scheint Gardekat dasselbe mit Geheimnissen anzustellen, so kennt Massoud weder des kleinen Drachenartigen Geschichte, geschweige denn sein Alter. Ein Zustand, der nicht an dem Vertrauensverhältnis rüttelt, weshalb Massoud auch nie danach gefragt hat. Zumal Massoud auch nicht sein ganzes Leben seinem kleinen Begleiter offenbart hat. Beide sprechen nicht viel. Gardekat sieht es mit den unnützen Worten ähnlich wie der Löwe. Außerdem benötigt die Lebensart des rotgeschuppten Pseudodrachen keine körperliche Kraft, dafür stets einen wachen Geist.
Obwohl Massoud viel älter ist als die meisten Leibwächter je werden, und mehr Kämpfe erlebt hat, weiß er in diesen Momenten nie, ob er sich darüber freuen soll oder nicht. Der leichte Schmerz im Ischiasbereich zeigt ihm, dass er zu viele Stunden im Sattel verbracht hat, dennoch bleibt des Leoniden Miene still, nur ein leichtes Zittern seines linken Beines zeugt von den aufkommenden Schmerzen. Hoffentlich hält der Wächter sie nicht lange auf.
 1. Einschüchtern 7

Maedre

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Hakum
« Antwort #27 am: 11.10.2010, 17:42:03 »
"Ein Gott der Finsternis würde passen zu einem Mann der Schatten. Nun wisst ihr was seine Ziele sind oder wieso alle vergessen worüber sie mit ihm gesprochen haben? Wären meine letzten Fragen noch mal zwei Schimmer sind euer wenn ihr sie mir beantwortet." Obwohl die antworten nicht so reichhaltig waren wie er es sich gewünscht hätte konnte er ein grinsen nicht verbergen, schließlich ist es schon schwierig genug etwas aus den Kenkus heraus zu holen.

Ansuz

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Hakum
« Antwort #28 am: 15.10.2010, 00:20:21 »
Maedre:

Beim Anblick seines Grinsen senkt sich manch ein Schnabel, während sich andere heben. Über zehn Augenpaare mustern Maedre inzwischen. Es wäre kaum verwunderlich, wägten sie bereits ab, ob all das Reden überhaupt nötig ist. Ein einzelner, nicht mit politischem Einfluss gesegneter Mensch ist für sie oftmals fette Beute.
Sobald Maedre die Münzen zückt, werden sie ihm auch schon aus der Hand gerissen. Die kleinen Gestalten ziehen den Kreis um ihn herum etwas enger, lassen die zurück auf die Dächer führende Treppe jedoch noch frei. Obwohl nicht größer als Halblinge, verströmen sie doch eine gewisse Bedrohung.
„Sie vergessen seine Worte, weil er gesegnet sein mag!“, kräht ihr Wortführer. Beifälliges Geklapper schallt aus einem der Nester herab, die sie an den Häuserfronten errichtet haben.
„Seine Ziele kennen wir nicht, aber womöglich besitzt er ein Kontor im Hafen. Ob er dahin geführt werden mag...?“, fragt das Vogelwesen mit schräg gelegtem Kopf.
« Letzte Änderung: 15.10.2010, 00:20:42 von Ansuz »

Ansuz

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Hakum
« Antwort #29 am: 15.10.2010, 00:21:37 »
Azarje:

„Mein Junge! So warte doch!“, fleht Fatima. Sie schafft es auf ihre alten Tage nicht mehr, ihn einzuholen, bemüht sich aber redlich. Ihr unterdrücktes Keuchen hat etwas Rührendes. „Die Götter...beraten sich im...Geheimen! Ihre...Wege sind wie...der Wüstenwind!“
Ungeachtet ihrer Bitten läuft er weiter, auf das Portal zu. Es ist nach Tradition der Fernen Lande nach hinten versetzt, überschattet von einem prächtigen Balkon und verborgen hinter gewundenen Säulen. Es riecht vertraut, nach Rosen, Mandarinen, Sandelholz und Jasmin. Nichts deutet darauf hin, dass in dem Gebäude ein Mord stattgefunden hat. Im Gegenteil strahlt es eine tiefe Ruhe aus.
Wie das äußere öffnet sich auch das innere Tor wie von Geisterhand. Dahinter liegt größtenteils unverändert die Eingangshalle des Anwesens vor ihm. Viel hat sich nicht verändert; der alte Lüster wurde durch eine kristalline Fertigung der Käferkrieger ersetzt, einige neue Teppiche zieren die Wände und dem Deckengemälde wurde das Bild eines Lammasu mit ausgebreiteten Schwingen hinzugefügt. Von den Bediensteten ist weder etwas zu hören noch zu sehen.
Er lässt sein Heim einen Moment auf sich wirken, sodass Fatima Zeit hat, ihn einzuholen. Keuchend, aber ohne ein Wort der Klage tritt sie ein, begleitet von den Hunden, die beide aufgeregt umkreisen. Sie spüren die überwältigende Trauer der Menschen. Tashkum reibt seinen Kopf an Azarjes Hand, wann immer es ihm möglich ist.
„Ich habe sie...für eine Weile entlassen!“, bemerkt seine Amme atemlos. „Wir haben...dich erst morgen erwartet. Ibrahim trifft erst in zwei oder drei Tagen ein!“
Die Nachricht durchfährt Azarje wie ein Schock. Sein ältester Bruder lebt?
Fatima deutet seinen Gesichtsausdruck richtig und nickt. „Ja! Aber Irfan...“
Ihr Schweigen spricht Bände. Mit gesenktem Blick, wortlos vor Kummer, deutet sie nach oben, die Treppe hinauf. Im ersten Geschoss liegen die Gemächer der Amim. Der Tod muss seine Familie im Schlaf überrascht haben. Nicht einmal die Ehre eines Kampfes, wie es ihr Stammesblut fordert, wurde ihnen gewährt. Man meuchelte sie wie gemeine Gauner.