• Drucken

Autor Thema: Das liederliche Spiel  (Gelesen 83859 mal)

Beschreibung: IC-Thread

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Menthir

  • Moderator
  • Beiträge: 4052
    • Profil anzeigen
    • Enwe Karadâs
Das liederliche Spiel
« Antwort #330 am: 12.01.2012, 22:35:09 »
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

"Tz, und jetzt werdet ihr auch noch böse mit mir. Eure Geduld ist am Ende, was?", spottete Bu Cao und seine Gesichtszüge verzerrten sich für den Moment wieder zu denen Shǎzis. Kurz flackerte das falsche Wesen auf. Es war augenscheinlich, dass die drohenden Worte der Denunzianten ihn wieder zum Narren machten. Er kämpfte mit sich um sein wahres Gesicht. Er war kurz davor, das Gesicht des Narren wieder anzunehmen. Aber er kämpfte gegen an. Schließlich nahm er sich über eine Minute Zeit, sich zu beruhigen. Er schaute die Denunzianten dabei nicht an, sondern blickte zur Tür. "Ihr braucht den Kaiser nicht, um den Garten zu erreichen. Ich habe euch gesagt, was ihr tun müsst. Wenn ich tot bin, dann bekommt ihr das Amulett. Wenn ihr in den Garten wollt, braucht ihr das Blut eines Kaiserlichen.", sagte er nun weitestgehend gefasst, auch wenn er sich wieder danach anhörte, als würde er dabei Tränen vergießen. Er musste scheinbar viel Überwindung aufbringen, so über seinen bevorstehenden Tod zu sprechen und schaffte dies auch, nachdem Lu und Hong es jetzt ausgesprochen hatten. "Der Kaiser ist unerheblich für eure Freiheit. Aber wenn ihr euch sicher seid, dass ihr den Kaiser sehen wollt, dann werde ich ihn euch zeigen. Doch denkt über die Konsequenzen nach, die der gefundene Leib des Kaisers haben könnte. Denkt über die Konsequenzen nach.", sagte er nun mit bebender Stimme. Er nahm allen Mut zusammen. "Erklärt allen, was passierte und dann bringt mich um, und erlöst mich!", schrie er fast heraus, kurz flackerte Shǎzi wieder auf.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Sūn Ai

  • Beiträge: 132
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #331 am: 12.01.2012, 23:10:56 »
Sūn Ai stand regungslos da. Es war, als würde die Welt über ihre zusammenbrechen. Sie wusste nicht, was sie zuerst verarbeiten sollte, wusste nicht, wie sie sich in diesem Moment fühlte. Was war es in ihr, dass die Oberhand erlangen würde? Das Gefühl von Dummheit, von Scham, von Verzweiflung, Hoffnung oder vielleicht sogar Erleuchtung? Wie angewurzelt bliebt sie stehen. Einzig allein die Anspannung des möglichen Kampfes lies von ihr ab. Nach und nach fing sie sich und mit jedem dieser Schritte wurde sie glücklicher, dass die gesamte Aufmerksamkeit auf Bu Cao lag. Mit nur einem Blick hätte man sehen können, wie verloren und verlassen sie sich gerade fühlte. Nicht physisch einsam, sondern eher eine vollkommende Hilflosigkeit, als ob man sich selbst von der Ferne sieht, aber nichts tun kann.

Genauso schnell wie sich jegliche Emotionen in Bewegung gesetzt hatten, lösten sie sich auch wieder. Nicht zu Letzt war das Geschehene ein Hoffnungsschimmer und es galt die Gelegenheit zu packen, wo man konnte. Sūn Ai glaubte nicht daran, dass Shǎzi wahnsinnig war. Ein Narr auf jeden Fall, bei all dem, was er getan hatte. Welcher Mensch war dies aber nicht? Eine Art Narr auf seine eigene Weise, das traf auf jeden zu. Es kam einher mit der Fehlbarkeit eines Jeden. Worum es ihr aber ging, war der Verstand und diesen schien Bu Cao noch zu haben. So sehr sie auch auf Grund der Taten von Shǎzi Abscheu gegen jenen empfand, konnte sie die anderen Denunzianten nicht verstehen.  Ihr Hass, den sie jetzt schürten, würde blind machen. Daher versuchte sie entgegen zu lenken und sprach mit sanfter Stimme.
"Ihr seht was auf euch liegt. Was euch bürdet und knechtet. Es macht es nicht immer einfacher, aber es ermöglicht überhaupt, dass euch geholfen wird. Bestimmt ist euch, der Gedanke schon gekommen, dass euch nicht mehr zu helfen ist, wenn ich eure Worte richtig deute, seht ihr euer Schicksal ganz genau. Es wird ein Narr geschimpft, wer alles genau sieht, nur weil die Anderen es nicht zu sehen vermögen. Lasst mich ... uns... euch helfen. Wir vermögen es und das wisst auch Ihr. Nicht zu Letzt tut es für euer geliebtes Reich und führe uns aus der Höhle. Danach können wir etwas zu Ende bringen, was hätte längst schon enden sollen."[1]
 1. Diplomatie: 20

Menthir

  • Moderator
  • Beiträge: 4052
    • Profil anzeigen
    • Enwe Karadâs
Das liederliche Spiel
« Antwort #332 am: 16.01.2012, 20:30:14 »
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Bu Caos zweites Sein hörte auf aufzuflackern, Sūn Ais Worte beruhigten ihn scheinbar. Kein zufriedener, aber ein kompromissbereiter Ausdruck erschien in dem Gesicht des Alkoholikers, welcher der Frau zunickte. "Ja. Ja. Ja. Ja, ich kann euch hinaufführen. Doch dann gibt es kein Zurück mehr. Dann müsst ihr erklären, was passierte. Ihr müsst mich meinem Schicksal zuführen, ohne mich zu kompromittieren. Ihr dürft mich nicht...bloßstellen." Das Flüstern der Nacht sprach zumindest das letzte Wort in der Art, die man seinem Titel zugetraut hätte. Er schien sich davor zu fürchten, bloßgestellt zu werden. Er traute sich dabei nicht einmal den Denunzianten in die Augen zu sehen.
"Ich werde euch jetzt hochführen, wenn ihr wollt." Bu Cao zog eine kleine Glocke aus dem Ärmel und nahm einen kleinen Schlägel dazu. "Ich werde hiermit alle Männer und Frauen an einem Ort versammeln und ihr dürft euch verteidigen, in dem ihr mich überführt. Das wird euch die Freiheit bringen, wenn ihr mich nicht bloßstellt. Das wird euch die Freiheit bringen. Das ist kein Spiel. Das Spiel kann nur ein Narr treiben."
Bu Cao hebt die Glocke mit der rechten Hand hoch und den Schlägel in der linken Hand holte zum Schlag aus. Wenn sich keiner dagegen stellte, würde er die Denunzianten vor den Hof führen.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Xū Dǎnshí

  • Beiträge: 172
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #333 am: 17.01.2012, 11:07:11 »
Danshi war sich bewusst, dass er in seiner Position zwischen Hongsan und Aisan stand. Aisans Reden war von wohltuender, gutgemeinter Naivität, während Hongsan eine schnelle Entscheidung durchsetzen wollte, die vielleicht eher mit dem übereinstimmte, was Baosan im Sinn hatte. Danhsi währenddessen wollte den Druck erhöhen, doch war er nicht wütend, sondern müde. Er konnte so etwas wie Wut aufbauen und als Instrument nutzen, doch war sich der Grenze bewusst, die er nicht überschreiten dürfte. Sonst würde er sich von der Wut übermannen lassen.

Als der Narr zum Schlag ausholte, vergaß Danshi für einen Moment seine Überlegungen. "Nein, das darfst Du nicht tun!", rief er aus. "Wenn Du jetzt den Hof versammelst, dann wird das kritische Konsequenzen nach sich ziehen. Es wird höfische Ränke geben und Gerangel um die Nachfolge. Wenn das Reich erfährt, dass es ohne Führung ist, wird es gewaltsame Aufstände geben. Wenn Quinlong erfährt, dass das Reich ohne Führung ist, wird das Land vom Krieg überzogen. Es wird mehr Verwirrung und Hunger und Elend geben, als ich mir vorstellen mag. Nicht dass ich glaube, dass das Reich nicht auseinanderbrechen wird, aber denkt an die vielen Menschenleben, die diese plötzliche Nachricht kosten wird.", erklärte er.

"Versammel nur die Kaisersöhne, Cu Bao. Es soll nicht um Deine Verurteilung gehen, sondern darum, was zu tun ist, um diese Welt zu retten. Nur mit ihnen sollen wir die nächsten Schritte planen - und sie sollten weise sein. Wenn wir den Garten nicht retten können, kannst Du Dich immer noch aufknüpfen lassen.", endete er[1].
 1. Diplomatie 27
« Letzte Änderung: 17.01.2012, 11:11:00 von Xū Dǎnshí »

Hong Gil-dong

  • Beiträge: 164
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #334 am: 20.01.2012, 16:41:04 »
"Nein!" widersprach Hong. "Draussen wird er wieder zu Shazi und wir entfliehem seinem Spiel oder das von Qi nicht. Wir haben genügend von den Kaisersöhnen gesehen. Wenn wir sie bestimmen lassen, wird Qi gewinnnen. Wir müssen von Bedeutung sein." Mit ausgestreckter Hand klagt er den ehemaligen Gouverneur an "Ihr seit hier, weil ihr euch nicht vor das Wohl eurer Provinz stellen wolltet. Ihr habt eure Bedeutung heruntergespielt, damit alles wieder so werden kann, wie es früher war. Doch jetzt wollt ihr euch euerer Verantwortung entziehen für das Versprechen des Narren, dass ihr frei kommt." Sein Arm wurde zu einer umfassenden Geste aller Denunzianten "Vor vier Tagen wurde ich in einen Raum mit sieben Toten gesteckt. In einem Perfiden Spiel war unser Ende vorbestimmt. Wir werden keinenfalls in unseren neuen Leben wiederauferstehen können. Wir sind dem Tot geweiht, wenn wir das Herz, den Schlüssel aus unseren Händen geben. Ihr habt vier Söhne gesehen. Vier Generäle aller Himmelsrichtungen. Vier unterschiedliche Meinungen, was das Beste für das Reich ist. Wir können hier, ohne Ränke viel besser herausfinden, was das Beste für Enwe ist. Das Herz muss aus den Händen von Qi befreit werden. Dies kann nur geschehen wenn wir Bao von seinem Griff befreien. Er hat sich selbst bereits Verurteilt. Ob zu seinem Wohl oder zu seiner Strafe, beides bedeutet sein Tod.
Hier unten können wir den Kaiser Krönen. Wir können ihm den Garten geben. Wir können den Garten aber auch allen zurückgeben. Hier unten! Holen wir Chuang Dyian zurück, wenn er eurem Urteil genügt. Doch wir lassen den Narren nicht hinaus."
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Xū Dǎnshí

  • Beiträge: 172
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #335 am: 20.01.2012, 17:52:53 »
"Über den Plan, wie das Reich zu retten ist, können wir reden. Darüber, wie Bu Cao gerettet werden kann, auch. Darüber, dass Bu Cao getötet werden soll, rede ich aber nicht. Dies entspricht nicht meinem buddhistischen Ethos.", stellte Danshi schlicht fest.

"Wenn Ihr ihn töten wollt, dann werfe ich mich dazwischen und ihr müsst uns beide töten." Damit trat er neben Bu Cao[1]
 1. Ready Action: Bull-Rush-Attempt auf Cui Bao, wenn dieser angegriffen wird.
« Letzte Änderung: 21.01.2012, 12:21:57 von Xū Dǎnshí »

Hong Gil-dong

  • Beiträge: 164
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #336 am: 20.01.2012, 20:24:00 »
"Dies lehrt euch der Buddhismus! Feigheit! Statt für euer Werk einzutreten lasst ihr euch verschleppen. Arroganz! Ihr zelebriert euer leiden und stellt euch als Erleuchteter hin. 'seht ich bin Xu, preist meine Gedanken, ich will für sie sterben statt mein Werk für euch zu erhalten" Hong's Gesicht hat sich rot gefärbt von seinem Zorn. Er speit die Worte begleitet von einem Sprühregen aus Spucke dem Weisen entgegen. "immer noch reizt euch der Tod. Ihr wisst, dass ihr zu krank seit um die Blüten eurer Werke noch zu erleben. Deswegen wollt ihr lieber sterben als noch etwas zu unternehmen, einen neuen Anfang zu legen. Ihr missgönnt dem Reich die Rettung vor Qi, weil ihr dann nicht der Märtyrer von Cui Bao sein könnt. Ihr wollt nicht Enwe den Garten zurück geben, sondern dass die Kaisersöhne euren Worten lauschen müssen, da diese ja euer Vermächtnis sein sollen. Ihr wollt nichts gutes tun sondern nur, dass andere euch zuhören und als einen weltfremden Heiligen preisen. Ihr wollt das schlechte Gewissen sein, das hindert, nicht der Tatendrang der zum schaffen führt.
Ihr stellt euch an die Seite von Bu Cao, dem Narren, dem Shazi, der Kreatur Menethirs, dem Handlangervon Qi, um eure Heiligkeit zu wahren. Es wäre zu einach an die Seite der Menschen in Cuang zu stellen, etwas für Enwe zu tun. Der Narr hat us darum gebeten ihn zu töten. Für sich, für das Reich. Ich will ihm den Wunsch gewähren. Und den Menschen die Hoffnung erhalten. Wenn ihr mich bittet euch ebenfalls zu töten, so kannich euch auch euren Wunsch gewähren. Für euch und eure Ideale. Ich kann des Narren Dolch nehmen um euch den Soldatentod zu gewähren. Doch ich kann nicht zulassen, dass Qi die Macht über den Garten gewinnt und alles zerstört.
« Letzte Änderung: 20.01.2012, 20:24:49 von Hong Gil-dong »
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Lu Chieng

  • Beiträge: 2170
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #337 am: 21.01.2012, 15:40:52 »
"Nun sieht es so aus als hätte der Fluch aus einem Narren drei gemacht." sprach Lu Chieng als Xū und Hong fast auf einander los gehen.

"Soweit ich weiß ist keiner von uns Richter und keiner Henker, oder irre ich mich? Ich verstehe jeden der dem Narren den Tod wünscht, doch denkst du nicht es ist an den Kaisersohnen zu richten?"

Er machte einen Schritt zwischen die beiden Streithähne und hielt je einen Arm in die Richtung der beiden: "Der Garten muss zurück gegeben werden und dafür ist der Tod des Narren notwendig. Der Schlüssel ist gebunden."
"Furchtlosigkeit ist die Tugend der Narren. Sie entsteht nicht aus Mut, sondern aus mangelnder Vorstellungskraft. Der Weise fürchtet sich und lässt sich trotzdem nicht von seinem Weg abbringen. Er wird nur vorsichtig."

Xū Dǎnshí

  • Beiträge: 172
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #338 am: 23.01.2012, 13:15:39 »
"Hongsan, bevor Ihr Euch daran macht, uns beide zu töten, möchte ich Euch bitten, zu überdenken, was wir über den Garten, der für uns der Schlüßel zur Rettung zu sein scheint, wissen. Wir wissen nämlich nicht, ob der Garten etwas Räumliches ist oder vielleicht auch eine Idee oder ein Ideal sein könnte oder vielleicht auch eine Metapher für eine vielleicht göttliche Macht ist. Vielleicht steht der Garten auch einfach für das Großreich?", sagte Danshi und fuhr sogleich fort. "Wir haben einerseits den Drang, den Garten zu erreichen, gewiss, doch wir wissen nicht, was wir tun werden, wenn wir ihn erreicht haben, was auch immer er ist. Und andererseits, woher wissen wir, ob es nötig ist, den Garten zu erreichen, oder ob wir ihn auch retten können, ohne ihn zu betreten? Kann Qi den Garten betreten, wenn der Narr hier den Schlüssel hält, ist eine andere Frage. Auch wenn der Kaiser schon lange tot ist, dann hat sich die Katastrophe noch nicht ereignet, denn der Narr, der von Qi ergriffen ist, ist auch nicht in der Lage, den Garten zu betreten, hat er doch den Schlüßel, aber kein königliches Blut. Auch hat er den Schlüßel an sein Leben gebunden, doch wer sagt denn, dass er sein Leben für ihn lassen muss? Kann das Ritual nicht auch einfach gebrochen werden? Und schließlich...", hob er an, um zu verdeutlichen, dass dies sein letzter Punkt war, "wir können, wie auch die Gelehrten des Reiches, nicht sagen, was passiert, wenn der Garten zerstört oder gerettet wird."

"Angesichts dieser ganzen ungeklärten Punkte,", resümierte er, "erscheinen mir Ungestüm und Tatendrang schlechte Ratgeber zu sein. Also schlage ich vor, dass wir die Kaisersöhne und vielleicht auch Gelehrten und Priester zur Rate ziehen und alles sammeln, was wir uns an Wissen aneignen können. Und zwar bevor wir, irgendjemanden töten oder anklagen. Wenn Ihr aber noch den Plan habt, Hongsan, uns beide sofort zu töten, dann fahrt fort."
« Letzte Änderung: 23.01.2012, 13:17:21 von Xū Dǎnshí »

Hong Gil-dong

  • Beiträge: 164
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #339 am: 23.01.2012, 14:21:45 »
Unerhört prallten die Herausforderungen von Xū Dǎnshí ab. Die schlichte Ruhe bildete eine unüberwindbare Waffe gegen seine Gelassenheit. Wo Hong sich bis diese Tage immer darauf verlassen konnte war, dass er zumindest ein Stück Kontrolle über andere Erreichte, indem er sie provozierte. Doch dieser starrsinnige Alte wollte immer nur weiter erörtern statt zu handeln. "Tiger auf der Lauer wartet geduldig bis seine Beute erscheint. Doch dann überlegt er nicht, ob noch eine fettere Beute kommt. Sonst würde er verhungern, weil immer wieder ein neues Tier kommen könnte und er alle Nahrung ziehen lässt. So lähmen euch eure Unabwägbarkeiten und verdammen euch zum nichtstun."
"Wir wissen, dass wir hier den Schlüssel vom Garten vor uns haben und wir wissen, dass wir den Garten oder sein Schlüssel erreichen müssen. Wir wissen sogar, dass wir ihn durch den Tod von Bu Cao erreichen können. Was wir in der Tat nicht wissen, ist, was passiert, wenn wir ihn aus diesem Raum lassen. Wenn er wieder Shazi werden kann, getriebene Kreatur von Qi. Unsere Unwissenheit können auch die Gelehrten von Chuang nicht vertreiben."
"Was wir brauchen finden wir nicht draussen. Wir finden es drinnen. Darum darf das Herz diesen Raum nicht verlassen. Wenn Shazi aus dieser Tür kommt, dann mit den Füssen voran. Wir brauchen Kaiserliches Blut hier. Dann holen wir Chuang Dyian zurück, der eben noch hier war. Wenn ihr über etwas nachsinnen wollt, dann aber auch auf eine Art, die uns weiter bringt. Starrt die Wände an, bis sie euch zeigen, wie wir Erde hierher holen können."
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Xū Dǎnshí

  • Beiträge: 172
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #340 am: 27.01.2012, 18:05:46 »
"Ihr macht es Euch zu einfach, Hongsan", sagte Danshi. "Die meisten meiner Fragen könnt Ihr nicht beantworten. Aber gut, lasst den kaisersohn kommen, vielleicht bringt das uns weiter." Dann wendete er den Blick zu dem Narren. Danshi fragte sich, wer von den beiden Personas den Kampf gewinnen würde[1].
 1. Sense Motive: 30
« Letzte Änderung: 27.01.2012, 18:07:07 von Xū Dǎnshí »

Hong Gil-dong

  • Beiträge: 164
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #341 am: 30.01.2012, 09:53:08 »
Hong atmete seinen angehaltenen Atem aus und schloss kurz die Augen. Es war eine Gewaltsaufgabe gegen den Willen des alten Xū Dǎnshí anzukämpfen. Lasst Chuang Dyian kommen Bu Cao. Er wird hoffentlich noch nicht weit sein.
Bitterer Tee, mit Wohlwollen dargeboten, schmeckt süßer als Tee, den man mit saurer Miene reicht.

Menthir

  • Moderator
  • Beiträge: 4052
    • Profil anzeigen
    • Enwe Karadâs
Das liederliche Spiel
« Antwort #342 am: 02.02.2012, 13:38:29 »
05.01.1042 - Tag des Pandas - Früher Morgen

Während Hong Gil-dong und Xū Dǎnshí ein Wortgefecht austrugen, welches ernster nicht sein konnte, führte Bu Cao weiter den Kampf gegen sich selbst. Hoffnung und Zerschmetterung jener wechselten sich in einer für ihn furchtbaren Regelmäßigkeit ab, doch er behielt Shǎzi unter Kontrolle. Der Narr gewann nicht die Oberhand, auch wenn die süße Erlösung ihm nur eine flüchtige Berührung schenkte, als Hong in Aussicht stellte, den Narren zu töten. Er wurde hellhöriger, aufgeregter in dem Moment, schien sogar die Schwere des Geistes[1] abwerfen zu können, doch als klar wurde, dass er nur den Kaisersohn würde holen können, fielen Bu Caos Schulter und sein Oberkörper in sich zusammen. Er ließ sich ermattet auf den Teppich sinken und verharrte dort einen Moment in Stille, blickte auf den Boden vor sich, während seine Schultern ein wenig bebten.

"Ich werde Chuang Diyan holen. Doch werde ich ihn in Stille holen müssen, da seine Brüder sicher nicht zuließen, dass er ohne ihren Willen kommt. Sie könnten fürchten, dass in diesem Spiel etwas geschieht, was sie nicht überwachen können. Sie trauen Shǎzi nicht, und sie trauen dem Flüstern der Nacht nicht.", stellt Bu Cao in Aussicht, dass er Chuang Diyan alleine holen wird, und mühte sich dann auf. Der findige, aber gebrochene und alkoholisierte Mann, zauberte ein Fläschchen auf und im Raum verbreitete sich der scharfe, kräftige Geruch von Báijiǔ[2]. Bu Cao stürzte das Fläschchen runter und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Er ging in den Waschraum der Denunzianten und wusch sich das Gesicht flüchtig und trocknete es in seiner Kleidung. Dann eilte er aus dem Zimmer, um den Kaisersohn zu holen, den Hong Gil-dong forderte.

05.01.1042 - Tag des Pandas - Mittag

Die Denunzianten, angespannt, aufgewühlt und vielleicht sogar aufgeschreckt, hatten jegliches Zeitgefühl verloren. Obwohl vielleicht eine Stunde vergangen sein mochte, kam es ihnen doch wie ein halber Tag vor. Nichts tat sich, selbst die sonst hin und wieder erklingenden Rüstungen der Wachleute, wenn sich einer von ihnen ruckartig bewegte, wenn er fast eingeschlafen war, schienen verschluckt und nicht mehr wahrnehmbar. Der Marmorboden blieb kalt, undurchdringlich. Der merkwürdige, ammoniakhaltige Schwefelgeruch war auch wie verschwunden. Manch einer mochte anfangen durch die enger werdenden Räume seine Runden zu drehen. Jeder Schritt eine Sekunde, um sowas wie ein Zeitgefühl zurückzugewinnen. Die Wände wurden mit dem Geschmack der Freiheit auf der Zunge wahrhaftig enger, rückten auf einen ein. War es nur eine Hoffnung, wie jene Bu Caos, dass man ihn von seinem Leid sofort erlösen würde? Würde es den Shǎzi in Bu Cao dazu anstiften, auch diese Hoffnung der Denunzianten wieder zu zerstören? War das alles nur ein Teil seines perfiden Spiels, in dem er ihnen Hoffnung machte, um sie nochmal heiß zu machen, um sie aus der Reserve zu locken, um sie zu Fehlern zu zwingen? Würde er überhaupt wiederkommen?

Ein unterdrückter Schrei, dann sprangen beide Türen auf. Bu Cao stolperte durch die eine, wobei die Tür, welche von Boss schon so stark traktiert wurde, zersplitterte. Durch die zahlreichen Splitter blutend, aber bei Bewusstsein kam Bu Cao auf einem Teppich zum Liegen, während Chuang Diyan durch die Tür gehumpelt kam. Seine Beine waren immer noch wund, jetzt nach der kurzen Pause war der Schmerz noch unerträglicher geworden, weil er nur halb ausgeruht war. Müdigkeit lag in seinem Blick, tiefe Augenringe unterstrichen das Bild eines erschöpften Heerführers. Er trug wieder die volle Rüstung, sie war inzwischen gesäubert von Staub und Schmutz[3].

Chuang Diyan führte diesmal keine Waffe mit sich, dennoch blickte er mit erzürntem Gesicht auf das Flüstern der Nacht herunter. "Ich werde dich nicht anrühren, Säufer. So sehr du durch Türen springst, trampelst oder deinen Kopf gegen den Marmor schlägst. Nicht solange du mir nicht alles erzählt hast." Bu Cao brüllte auf und fügte sich am Marmorboden tatsächlich eine grässliche Platzwunde über dem rechten Augen zu, welches sofort zuschwoll. "WAS MUSS ICH NOCH TUN, DAMIT IHR MICH ERLÖST? WAS NOCH?" Bu Cao fing wieder an zu weinen und klammerte sich an den Teppich, während Chuang Diyan die nicht zerstörte Tür wieder schloss. Er strich sich durch den Schnurrbart und zeigte durch die offene Tür. Die Denunzianten sahen, dass die beiden Wachen bewusstlos geschlagen oder getötet wurden und still an den Wänden kurz vor der Treppe lehnten. Noch bevor Chuang Diyan etwas sagen konnte, warf Bu Cao ein. "Sie hätten es euren Brüdern gesagt! Sie hätten es euren Brüder gesagt! Das konnte ich nicht zulassen!"
Chuang Diyan ließ den eben noch ausgestreckten Arm locker hängen und seufzte. "Überall im Reich brennt es, Menschen fallen übereinander her wie wilde Tiere, klauben Silber und Juwelen zusammen wie Schurken und massakrieren Kinder und Frauen. Und jemand, der dem Kaiser geschworen hat, sowas zu verhindern, beteiligt sich daran, in dem er jene, die das Reich schützen, einfach angreift? Wie tief seid ihr gefallen, Bu Cao. Ein Barbar seid ihr und kein Mann Chuangs. Ein Barbar."
"Bringt mich um!", schrie Bu Cao nur. "Bringt mich um, bevor er mich wieder gewinnt!"

Chuang Diyan grummelte und blickte die Denunzianten an. "Er hat mich geweckt und mich hierhin geschleift. Hat nur davon gesprochen, dass ich ihn töten solle. Warum? Was geht ihr vor, dass es zu solchen Ausbrüchen kommt?", fragte er für seine Verhältnisse ungewöhnlich hart, was aber durchaus der undurchsichtigen Situation und seiner Müdigkeit anzulasten war. "Was ist passiert?", fragte er nochmal, sanfter und doch ratlos, während Bu Cao seine stark blutende Platzwunde betastete und sein eigenes Blut probierte.
 1. Alkohol
 2. Báijiǔ
 3. 
« Letzte Änderung: 02.02.2012, 13:38:47 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Xū Dǎnshí

  • Beiträge: 172
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #343 am: 03.02.2012, 23:14:35 »
Danshi folgte mit dem Blick dem Finger des Kaisersohns und betrachtete die getöteten Wachen halb bedrückt und halb resigniert. Er fragte sich, ob es seine Schuld war, dass die beiden nun tot waren - denn daran hatte er keinenZweifel - und entschied, dass er keine Schuld hatte. In der buddhistischen Lehre wurde eine Tat nicht ihrem Ergebnis nach, sondern ihrer Intention nach beurteilt. Er hatte nicht gewusst, das Bu Cao die Wächter töten würde. Und zudem war er es, der sie umgebracht hatte. Trotzdem bedauerte er ihr Schicksal. Danshi hoffte, dass sie in einer guten Existenz wiedergeboren würden. Der Staatsdienst war, karmisch gesehen, eine gute Aufgabe, wenn er nicht aus Eigennutz betrieben wurde.

Er schüttelte den Kopf, doch ignorierte Cu Bao und richtete stattdessen das Wort an Chuang Diyan. "Ehrbarer Kasiersohn Chuang Diyan, dieser Mann hat noch weit mehr getan, als die beiden Wachen zu töten. In ihm haben wir den Mörder Eures Vaters gefunden." Danshi gab dem Mann die Gelegenheit, seine Worte zu verarbeiten, doch nicht so viel, dass er den Entschluss fassen könnte, Cu Bao sofort zu töten. "Doch ich beschwöre Euch, zu warten, bevor Ihr nun irgendetwas aus heißer Neigung tun werdet! Es steht uns schlecht an, nun unüberlegt zu handeln, wenn so viele Grausamkeiten geschehen und wir wollen doch, dass nicht noch mehr geschieht. Darum, bitte, lasst uns das, was wir wissen können, sammeln und dann entscheiden."[1]

Danshi deutete nun auf den sich windenden Cu Bao und fuhr fort: "Zwei Seelen wohnen in seiner Brust. Cu Bao und der Narr. Cu Bao selbst erzählte uns, dass er vor fünf Jahren den Kaiser mit dem Schal seiner liebsten Konkurbine erdrosselte und seitdem dieses Spiel spielt - daran, dass wir dies wissen, könnt Ihr erkennen, dass wir die Wahrheit sprechen. Die Präsenz von Qi befiel ihn und er wurde verflucht und konnte niemandem erzählen, dass er der Mörder ist, bevor es nicht jemand von selbst erriet. Zu diesem Zweck wurde das Spiel gespielt."

Danshi überlegte, wie viel mehr er erzählen sollte. Wenn er von dem Herz erzählte, würde er damit nicht das Schicksal des Narren besiegeln? Würde er ihn nicht anleiten, sich das Herz zu nehmen? So viele Fragen, so viele Unsicherheiten, so viele lose Enden und wer konnte sagen, wie sie sich verknüpften. Danshi beschloss, dass man grundsätzlich nie wissen könnte und vertrauen musste. "Er sagte, er hätte versucht, in den Garten zu gelangen, doch dazu brauchte er königliches Blut und es gelang ihm nicht. Damit es aber auch nicht von ihm genommen werden konnte, band er es in einem Ritual an sich. Cu Bao, zeigt es Chuang Diyan!", wies ihn der alte Mann an.

"Nun, Chuang Diyan, Ihr kennt die Sage: 'Chuang, dreiunddreißig deines Geschlechts mögen nach dir herrschen, doch hast du dann Feuer und Wasser nicht befriedet und ihnen nicht auf Dauer trotzen können und die Erde nicht wieder an deine Seite geholt, werde ich deiner Herrschaft ein Ende setzen. Dann soll keiner diesen Garten haben. Nimmermehr!' Wir haben Euch holen lassen, damit entschieden wird, was nun geschehen wird." Er griff seinen Gedanken auf. "Wie die losen Enden verknüpft werden sollen. Dazu werden wir Euch unsere Gedanken nennen. Hongsan wird Euch sagen, warum Cu Bao sofort getötet werden soll und ich werde Euch sagen, warum ich es vorerst nicht für sinnvoll erachte.", endete er für's erste und wartete auf die Reaktion des Kaisersohns.
 1. Diplomatie: 19
« Letzte Änderung: 03.02.2012, 23:58:36 von Xū Dǎnshí »

Mako Jinsei

  • Beiträge: 151
    • Profil anzeigen
Das liederliche Spiel
« Antwort #344 am: 05.02.2012, 01:03:13 »
Mako verfolgte interessiert das hitzige Zwiegespräch zwischen Hong und Danshi.
Bu Cao einfach auf der Stelle zu töten käme ihm nicht in den Sinn. Trotz der Tatsache, dass er der Kaisermörder war, weckte er in Mako eher Mitleid als Hass. Dennoch war er es, dem sie das alles zu verdanken hatten. Wäre es denn noch Bestrafung, wenn man ihn umbrächte? Es war schließlich sein Wunsch.
Vielleicht konnte der Prinz mehr Licht ins Dunkel bringen als der gestörte Narr.
"An einem edlen Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter." -Konfuzius

  • Drucken