Übermüdet und schwer verkatert lehnte Nikolai an einem Planwagens und suchte Schutz vor der unerträglichen Mittagssonne. Er nahm jedenfalls an, dass es Mittag war, so warm wie die Luft stand, musste die Sonne bereits mehrere Stunden vor sich hin brennen. Im Übrigen würden ihn keine zehn Pferde dazu bringen, seinen steifen Nacken zu heben und die blutunterlaufenen Augen gen Himmel zu richten, um herauszufinden, wo die Sonne stand - es war für seinen Geschmack zu heiß, zu früh, zu hektisch und zu laut. Und sein Interesse dementsprechend auch noch nicht wach.
Immerhin war es ihm gelungen, Weißfels zu erreichen. Mit ein wenig Glück konnte er in dieser Stadt die nächsten Tage damit verbringen, seine Taschen zu füllen und vernünftig zu essen. Vielleicht ein wenig zu erzählen, vielleicht selbst neue Geschichten zu sammeln. Das Übliche eben.
"Na, wir werden sehen...," murmelte er, als er nach einem Krug in seinem Rucksack griff, den Korken löste und die Flasche an die Lippen setzte. Mit tiefen Zügen trank er schnell einige Schlücke. Gerade eben war es Marcus Tilius gelungen, sich erfolgreich durch das Verhör der Stadtwachen zu schlagen und den Eintritt nach Weißfels seinen schwer erkämpften Preis zu nennen. Nikolai selbst hatte zwar keine Eile, jedoch ärgerte es ihn, dass ihm die Formalitäten der Wachen einen zähen Morgen bescherten.