Galian zuckte mit den Schultern, machte es sich in einer ruhigen Ecke des Raumes bequem und setzte das Mädchen auf seinen Schoß. Aus seinem Rucksack holte er den Rest des gestohlenen Brots und aß ein wenig. Als er bemerkte, das Kysh ihn vorsichtig betrachtete, offenbar hin und her gerissen, zwischen der Aufgabe die Selamin ihm erteilt hatte und der Furcht vor dem Assassinen, sprach er zu dem Jungen "Wenn dir Langweilig ist kannst du mir meinen Dolch holen, er steckt dort drüben." er wies auf den Kadaver der Kreatur, der er seinen Dolch zu Beginn des Kampfes entgegen geschleudert hatte. "Ich lasse dir auch etwas von dem Brot über", fügte er kauend hinzu.
Dann wandte er sich dem Mädchen zu und flößte ihr erneut etwas Wasser ein und versuchte sie dazu zu bringen etwas zu essen. Dabei überlegte er was nun zu tun sei. Für ihn gäbe es hier keine Arbeit mehr. Er kannte sich mit mystischen Dingen nicht aus und nach Messerarbeit sah es hier auch nicht mehr aus.
Sobald sie das Geld von Ruick eingestrichen und über die Zukunft des Mädchens entschieden hatten, würde er die Stadt verlassen. Wenn diese Experimente von ganz oben angeregt wurden, dann würde man sicher diejenigen zur Strecke bringen wollen, die sie entdeckt hatten. Es wäre besser ein wenig Gras über diese Sache wachsen zu lassen und dann - wenn niemand mehr daran dachte - zurückzukehren und zu richten.
Es ging Galian gar nicht so sehr um die Opfer dieser Machenschaften - sie waren nur namenlose Tote, denen Rache genauso egal sein konnte, wie das Schicksal ihrer sterblichen Überreste. Nein, es ging ihm um die Leute die dahinter steckten, die glaubten solche Dinge tun zu können ohne Konsequenzen tragen zu müssen. Befehlsgeber, die kaum ein Risiko eingingen. Menschen, die genauso waren, wie die, welche Galians Dienste für Gold kaufen wollten, nur eine Nummer größer. Es gab keine Art von Mensch, die der Mörder mehr verachtete und lieber tötete.
Im Allgemeinen mochte Galian keine Menschen, die Andere die Arbeiten machen ließen, die sie selbst nicht bereit waren zu verrichten. Er selbst gab auch nicht gerne Anweisungen und hatte sich nicht sehr wohl damit gefühlt, seine Gefährten durch diesen Komplex zu führen. Er führte zwar ebenso ungern Befehle aus, wie er sie erteilte, aber dennoch war er zufrieden damit, dass Selamin nun die Führung übernommen hatte. Zudem war es ihm ganz recht ein wenig Verschnaufen zu können, während die anderen beschäftigt waren.
Er lehnte seinen Kopf nach hinten gegen die kühle Wand. Sein Gesicht fühlte sich schwer und sein Geist verkrampft an. Er schloss seine Augen, angeekelt von allem was er hier gesehen hatte. Er war nun schon den ganzen Tag auf den Beinen, konzentriert und wachsam, hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und die paar Bissen Brot jetzt führten ihm eigentlich nur umso deutlicher vor Augen, wie hungrig er war. Er redete sich ein, dass er im Moment sicher war, dass es keinen Grund gab, dass die Anderen ihn in diesem Augenblick hintergehen würden und versuchte sich ein wenig zu entspannen. Er blinzelte das Mädchen an und fragte sie halblaut "Ob du wohl einen Namen hast?".
Galian lächelte versonnen, da ihm bewusst war, dass er keine Antwort erhalten würde. Er hatte schon seit langer Zeit keine Träume mehr in seinem Schlaf gehabt und ihn würde man sicher nicht auf diese Art rufen.