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Autor Thema: Neersand  (Gelesen 23176 mal)

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Xiam

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Neersand
« am: 04.09.2010, 09:12:18 »
Neersand, am Windstag dem 14. Peraine 1033 BF, irgendwann in  der Nacht

Du tappst durch den dichten Nebel, leise Verwünschungen ausstoßend. Das Pflaster ist ganz schön rutschig durch die Nässe. Und so kalt ist es, dass du am liebsten zurück in die Schänke gehen würdest, um noch einen wärmenden Brannt für den Weg zu nehmen. Du hast dich schon so an die nächtliche Stille gewöhnt, dass der schrille, durchdringende Pfiff dir schier die Trommelfelle platzen lässt. Er kam von schräg hinter dir – aber in dieser dicken Suppe kann man natürlich rein gar nichts erkennen ...


Was ist denn das für ein Geräusch? Aha, zwei Gestalten kommen da aus der Tür gestürmt. Na, die hatten bestimmt nichts in dem Haus zu suchen. Moment mal, das ist doch der Efferd-Tempel, aus dem die beiden herausstürzen – und was schleppen sie denn da? Und eine Laterne hält der eine auch noch in der Hand, dabei sind Flammen im Hause des Meeresgottes absolut verboten...
« Letzte Änderung: 07.09.2010, 13:42:06 von Xiam »

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #1 am: 06.09.2010, 19:43:53 »
Daanje ist gerade dabei, sich dem Wunsch hinzugeben, möglichst bald Ruhe zu finden, als er die zwei Gestalten entdeckt. Nur auf Schusters Rappen zu reisen ist wesentlich anstrengender, als auf Ifork durch die Lande zu reiten. Aber bei der Wetter- und Bodenlage ist es für den jungen Hengst wohl von Vorteil zuhause im heimischen Stahl genussvoll am Heu rum zu knabbern. Der würde sich bei Daanjes Rückkehr einiges anhören dürfen, er grinst, weil er nicht glauben kann, dass es schon soweit gekommen ist, dass er sich mit einem Pferd unterhalten muss.

Da fallen ihm wieder die beiden Gestalten an. Schon ziemlich seltsam. Einen winzigen Moment ist Daanje versucht, einfach weiter zu gehen, aber schließlich wendet er sich doch den beiden zu und nähert sich ihnen, um sie schließlich, ohne jeden verdächtigenden Unterton, anzusprechen: "Hey da, Ifirn zum Gruße! Na, so spät noch bei der Arbeit? Habt euch ja 'ne ziemlich kalte Nacht ausgesucht, da ist es wohl selbst dem Herrn Efferd ein wenig zu frostig, was?" Daanje lacht, doch in seinen Augen beginnt Zweifel zu funkeln.
"Der Born fließt seit 1000 Jahren hinaus bei Festum in das Meer. Er trug so viel, so viele Tränen hinaus und gab sie nicht mehr her." - Der Born von Ragnar Schwefel

Xiam

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Neersand
« Antwort #2 am: 07.09.2010, 09:36:24 »
Einen Moment halten die beiden Gestalten inne und starren zu dir herüber. Scheinbar haben sie nicht damit gerechnet, dass sie von jemandem beim Verlassen des Gebäudes entdeckt werden. Dann nehmen die beiden die Beine unter den Arm und rennen in den Nebel hinein los, so schnell es das rutschige Kopfsteinpflaster erlaubt.

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #3 am: 07.09.2010, 12:39:07 »
"Mit Eurer Freundlichkeit ist es nicht soweit her, was?" ruft Daanje ihnen laut hinterher, gar nicht auf die Tageszeit achtend. Schließlich streicht er sich eine weißblonde Strähne aus dem Gesicht und befestigt sie mit viel Geduld hinter seinem Ohr, während er den beiden Flüchtenden hinterher schaut. Schließlich dreht er sich um und stemmt die Hände in die Hüften. "Hm. Ich könnte jetzt natürlich nachsehen, was dort drin vor sich gegangen ist, aber..." Zögerlich sieht er in die andere Richtung. "Wahrscheinlich ist es mir gar nicht erlaubt, den Tempel zu betreten und wenn mich jemand erwischt..." Er sieht die Straße hinunter. "Ich würde mich, trotz meines guten Willens, eines Verbrechen schuldig machen..." Er sieht sich die Häuserfronten an, ob er noch irgendwo ein Licht oder gar einen hinunterschauenden Kopf entdeckt. "Und das würde meiner Herrin überhaupt nicht gefallen." Er sieht wieder zu dem Tempel. "Wahrscheinlich würde sogar der Herr Efferd persönlich mich strafen..."

Er zuckt mit den Schultern. "Na ja, das könnte natürlich passieren, es muss aber nicht." Er schlendert zum Tempeleingang hinüber, streckt den Kopf ein wenig vor. "Deshalb werde ich nur mal von außen schauen, das kann mir ja keiner vorwerfen." Und so schiebt er seinen Kopf durch die geöffnete Tür und hofft, dass er ohne Licht spendende Flammen überhaupt etwas sieht.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #4 am: 08.09.2010, 10:17:11 »
Schon nach wenigen Sekunden sind die rennenden Schritte der beiden Gestalten verklungen, während du dich noch auf den offen stehenden Hintereingang des Tempels zubewegst. In der Dunkelheit kannst du nur einen kleinen Raum erkennen. Irgendetwas hängt an der Wand.

Erst als sich deine Augen einige Sekunden an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben, siehst du, dass dort die liturgischen Priesterornate der Efferd-Gewihten an einer Garderobe hängen. Scheinbar ist dieser Raum ein Vorbereitungsraum für die Götterdienste am Herren der Meere.

"Heda! Was hast du da zu suchen, du Strolch?"
, hörst du ein Rufen von hinter dir.

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #5 am: 08.09.2010, 19:19:44 »
Während sich Daanje noch fragt, was die beiden Kerle wohl da mitgenommen haben - und er ist sich sicher, dass sie etwas gestohlen haben - , wird er auch schon angesprochen. Natürlich, wie hätte es anders sein sollen? Er muss seine neugierige Nase ja auch überall hinein stecken, obwohl er damit hätte rechnen können, dass ihn jemand erwischt. In aller Ruhe dreht er sich um und antwortet noch im Drehen: "Mein Name ist Daanje Firunkis, nur selten höre ich auf die Bezeichnung Strolch. Ich bin ein ehrbarer Botenreiter meiner Bronnjarin Laikis, vielleicht ist sie Euch ein Begriff. Ich sah so eben zwei Männer aus dem Efferd-Tempel...ich möchte beinahe sagen...flüchten. Sie trugen ein schweres Bündel bei sich und dürften den Herrn Efferd mit ihren flammenden Fackeln wohl Recht verärgert haben. Ich sprach sie an, aber sie besaßen leider nicht das Quentchen Höflichkeit, das man sich von recht vernünftig gekleideten Herren, die sichtlich nicht unbedingt Strolche waren, erhofft. Sie antworteten mir nicht, sondern rannten fort. Da der Eingang zum Tempel offen steht und ich mich sorgte, sah ich es als meine Pflicht als Besucher Neersands an, einen Blick hinein zu werfen, um heraus zu finden, was die beiden Männer dort drin getrieben haben." Daanje räuspert sich und fährt mit seiner langen und wohl überlegten Rede fort, die ihm eh keiner abkaufen wird, auch wenn sie noch so sehr der Wahrheit entspricht: "So denn, ich kann leider nichts erkennen. Vielleicht wäret ihr so freundlich, Herr...?" Erst jetzt besieht sich Daanje überhaupt denjenigen, der ihn angesprochen hat.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #6 am: 09.09.2010, 08:13:58 »
Der Mann, der dich angesprochen hatte, dürfte Mitte fünfzig sein. Er hat eine kräftige aber untersetzte Statur und stoppeliges, graues Haar. Er hat ein Schwert gezogen und die Art, wie er es hält, lässt deutliche Rückschküsse darauf zu, dass er damit wahrscheinlich auch umgehen kann, auch wenn er in seinem Alter wahrscheinlich nicht mehr der schnellste sein wird.

„Aha. Und warum habt ihr das Lumpenpack dann nicht verfolgt?“
Der Mann scheint etwas verunsichert zu sein. Hatte er gerade noch geglaubt einen Dieb auf frischer Tat ertappt zu haben, so scheint er nun nicht mehr ganz so sicher zu sein.
„Na vielleicht sollten wir das dann gemeinsam dem Tempelvorsteher erklären. Ihr geht vor, dieses Mal aber bitte vorne herum."
« Letzte Änderung: 09.09.2010, 08:23:04 von Xiam »

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #7 am: 09.09.2010, 14:32:14 »
Vorne herum? Daanje besieht sich den Eingang. Dann sind die Kerle aus der Hintertür gestürzt. Ein noch schlechteres Zeichen, wie der junge Botenreiter befindet. Er schüttelt den Kopf, als der graue Mann ihn fragt, warum er die Beiden nicht verfolgt hat, tut ihm aber den Gefallen, sich in Bewegung zu setzen und um den Tempel herum zu gehen.
"Also, guter Mann, ich kann doch keine Wildfremden verfolgen, ohne einen wirklichen Grund zu haben. Klar, sie sind weggelaufen und haben sich dadurch verdächtig gemacht. Ich meine, der eine trug einen Helm, der andere eine Rüstung bei sich. Der mit der Rüstung sah mir zudem recht verdächtig aus. Wisst Ihr, das war einer von der Sorte, der zuviel Kraft, aber zu wenig Hirn hat, das er auch noch unter kurzgeschorenen Haaren verborgen hat. Wenn ich mich Recht erinnere, etwa so kurz wie die Euren. Der andere wirkte auf mich aber eher wie aus gutem Hause und ich lege mich selten mit so feinen Herren und Herrinnen an. Meint Ihr nicht, man hätte mich wohl ziemlich niedergemacht, wenn ich so einen verfolge und sich herausstellt, dass er gar nichts getan hat?" Daanje plappert fröhlich weiter. In seinem Inneren aber keimt das ungute Gefühl auf, dass man wohl ihn verdächtigen wird, die Sachen gestohlen zu haben oder doch wenigstens an dem Diebstahl beteiligt gewesen zu sein. "Na, jedenfalls, war das der Grund, warum ich die Herren nicht verfolgt habe. Außerdem bin ich ja keine Wache und nicht dafür zuständig, dass hier für Ruhe und Ordnung gesorgt wird. Bei Euch scheint dieser Sachverhalt anders zu liegen und ich muss sagen, ich bin entsetzt darüber, wie nachlässig Ihr wart, wo Ihr Euch doch anscheinend in der Nähe aufgehalten habt, guter Mann. Außerdem habt Ihr mir noch gar nicht Euren Namen genannt, wer soll mir sagen, dass Ihr nicht auch zu diesen Herren gehört habt, die vielleicht das sind, was Ihr annehmt." Er sieht sich nach dem Mann um und betrachtet ihn mit kühlen, grauen Augen. Richtig, wer sagt ihm eigentlich, dass der Kerl nicht gesehen hat, wie er die beiden Herren beobachtete, und ihn, den einzigen Zeugen, jetzt abstechen will? Er hält guten Abstand zwischen sich und dem Schwert und versucht, etwas schneller zu laufen, um möglichst bald den Vordereingang des Tempels zu erreichen.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #8 am: 10.09.2010, 09:41:22 »
Damit ist Daanje scheinbar einen Schritt zu weit gegangen.
"Ich bin Posan von Neersand, der Leiter der hiesigen Kriegerakademie und kein Nachtwächter und erstrecht kein Herumtreiber!" funkelt ihn der ältere Mann zornig an.
„Wir werden sehen, ob ihr etwas mit den Vorkommnissen zu tun habt.“
Ihr müsst noch eine ganze Weile warten, bevor ein Geweihter des Efferd auftaucht, der aussieht, als hätte er sich in aller Eile die Kutte schnell übergeworfen.
„Was ist passiert?“, fragt der Mann, bevor er sich als Koj Walsareff, Gefährte von Wind und Wogen vorstellt und sich umständlich mit einem großen Schlüssel am Schloss der Tür zu schaffen macht.
« Letzte Änderung: 10.09.2010, 09:41:45 von Xiam »

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #9 am: 10.09.2010, 19:10:36 »
"Wenn Ihr Euch richtig vorstellen und nicht andere Leute einfach von hinten mit einem Schwert bedrohen und beleidigen würdet, hätte ich keine Mutmaßungen angestellt, Herr Posan." Daanjes Worte sind keineswegs sarkastisch ausgesprochen, sondern machen nur deutlich, dass der Leiter der Kriegerakademie sich in seinen Augen übertrieben verhalten hat, besonders da er ihn sofort verdächtigte, anstatt ihn zunächst vernünftig anzusprechen. Er lässt es jedoch dabei bewenden, denn er weiß, dass er sich in der schwächeren Position befindet. Im Notfall wird man wohl eher Posan als ihm Glauben schenken und er weiß selbst, dass sein Verhalten verdächtig gewirkt haben mag.

Als der Geweihte des Efferd endlich kommt, ist Daanje ein wenig erleichtert. Als der Mann danach fragt, was passiert ist, setzt Daanje zu einer weiteren seiner gern geschwungenen und langen Reden an: "Eine sehr begründete Frage, Geweihter Walsareff. Mein Name ist Daanje Firunkis, ich bin Botenreiter der Bronnjarin Laikis. Ihr mögt vielleicht schon von ihr gehört haben. Ich ging gerade die Straße hinter dem dem Herrn Efferd geweihten Tempel vorüber, als ich zwei Männer sah, die zu meiner Empörung mit Fackeln den Tempel verließen und augenscheinlich etwas bei sich trugen, was als Rüstung und Helm zu identifizieren war. Der eine der Beiden war kahlgeschoren wie Herr Posan, sehr kräftig und trug die Rüstung. Der Andere war deutlich feiner gekleidet, meiner Ansicht nach vielleicht sogar einer der Besserbegüterten und trug den Helm. Unter seinem Hut verbargen sich, wenn meine Augen sich nicht getäuscht haben, schwarze, längere Haare. Als ich die Zwei auf ihr Tun ansprach, rannten sie in die Nacht davon. Daraufhin habe ich mir erlaubt, einen Blick durch die geöffnete Tür zu werfen, wohlgemerkt habe ich den Tempel aus Respekt nicht betreten. Allein meine Blicke haben bewirkt, dass Herr Posan hier mich für verdächtig hielt und mich quasi in Gewahrsam nahm. Ich hoffe aber, dass wir dieses Missverständnis alsbald aufklären können."

Daanje muss am Ende seiner langen Rede nicht einmal durchatmen. Seine Lunge und sein Zwerchfell sind bereits darauf trainiert gewesen. In aller Ruhe sieht er dem Geweihten dabei zu, wie er versucht die Tür zu öffnen.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #10 am: 11.09.2010, 20:35:01 »
Die schimmernden Gwen-Petryl-Steine tauchen die Tempelhalle in ein Licht, als wäret ihr tief unter der Wasseroberfläche. So wirkt das Neersander Haus des Meeresgottes jetzt in der Nacht wie ein versunkenes Schiff – nicht nur wegen der Form des Gebäudes, sondern auch weil in seinem Inneren zahllose efferdgefällige Gaben auf dem Boden ausgebreitet, an den Wänden aufgehängt oder in Fischernetze geknüpft sind, die von der Decke hängen.

Unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung hört sich der Geweihte deine Geschichte an, erst dann steht er auf, betrachtet dich, eine Ecke des Tempelbodens, wo einige Opfergaben durcheinander geraten sind, und wendet sich dann wieder zu dir um. Er ist ruhig – so bedrohlich ruhig wie das bleierne Meer unmittelbar vor einem verheerenden Sturm ...

"Es war gewiss kein Zufall, dass ihr heute Nacht dort draußen wart. Ihr werdet besser wissen als ich, was nun zu tun ist. Doch bitte
findet euch morgen früh wieder hier ein – der Bewahrer muss durch euch von all dem erfahren. Wind und Welle mit euch."

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #11 am: 12.09.2010, 02:15:27 »
Daanje ist überrascht von den Worten des Geweihten. So richtig versteht er sie zudem nicht. Der Geweihte lässt ihn einfach so gehen? Er verdächtigt ihn nicht und sieht sich nicht einmal um, ob etwas gestohlen worden ist, wie Daanje vermutet? Der junge Botenreiter fährt sich über das Kinn und fragt sich, was hier eigentlich vor sich geht. Ob es nun Zufall war, dass er den beiden Kerlen vorhin begegnet ist, interessiert ihn dabei eher wenig.

"Wie? Ihr schickt mich einfach fort? Was soll ich denn tun? Wie kommt Ihr darauf, dass ich das besser wüsste, als Ihr?" Das Verhalten des Geweihten erschließt sich Daanje nicht. Andererseits ist es ihm natürlich auch nicht Unrecht, dass er gehen darf. Nur dass er wieder kommen soll, um erneut Bericht zu erstatten, behagt ihm gar nicht. Er sieht zu Posan, ob dieser auch überrascht ist und ob er ihn überhaupt gehen lassen würde.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #12 am: 12.09.2010, 07:53:59 »
Posan hatte seine Waffe inzwischen weg gesteckt. Er nickt dir zu, als du ihn anblickst.

"Ja, sicher schicke ich euch fort. Es hat keinen Sinn, wenn ihr hier herumsteht, während ich die Opfergaben", er deutet dabei auf den nicht kleinen Haufen aus Waffen und Rüstungen, der in einem Teil des Raumes aufgestapelt ist, "durchsehe um festzustellen, ob und was gestohlen worden ist. Ich bin mir außerdem ziemlich sicher, dass ihr mit dem Einbruch nichts zu tun hattet, sondern nur zufällig am Ort des Geschehens wart. Und ja, ich bitte euch außerdem, morgen wieder zu kommen. Denn morgen ist der Tempelvorsteher da und der sollte eure Aussage ebefalls anhören."

Während du deinen Blick nochmal durch den Tempelraum schweifen lässt, fällt dir auf, dass die Opfergaben nach Art sortiert zu sein scheinen. Einen großen Teil des hiesigen Tempelschatzes nehmen dabei rondragefällige Gaben ein, wie Waffen, Rüstungen, Helme und so weiter. Es ist übrigens durchaus nichts ungewöhnliches, dass die Leute auch solche Dinge Efferd spenden.

Der Geweihte ist indes auf den Haufen zu gegangen und betrachtet ihn mit gerunzelter Stirn. "Wie soll ich nur herausfinden...?", sagt er, während Posan sich zum Gehen umwendet.

Daanje Firunkis

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Neersand
« Antwort #13 am: 12.09.2010, 12:32:55 »
Daanje ist auch weiterhin überrascht, aber mehr als erleichtert, als Posan schließlich seine Waffe weg steckt. Kurz sieht er dem Geweihten dabei zu, wie er die Opfergaben betrachtet. Schon eigenartig, warum sollte jemand Opfergaben stehlen? Andererseits...
"Vielleicht war jemand nicht ganz so bereitwillig, seine Opfergabe wirklich hier zu lassen und hat sie sich einfach zurück geholt. Oder wurde in letzter Zeit etwas Wertvolles gespendet, dessen Diebstahl sich lohnen würde? Womöglich war die Rüstung ein besonders edles Stück?"

"Nun ja, wie dem auch sei. Ich werde mich dann, da Ihr mich so freundlich behandelt habt, wirklich morgen wieder hier einfinden. Ich hätte zwar eigentlich etwas anderes zu tun", murmelt der junge Botenreiter vor sich her. "Aber ich bin neugierig, von Natur aus." Er grinst vor sich hin, aber da der Geweihte wohl wenig aufgeschlossen dafür ist und jetzt andere Sorgen hat, wendet sich schließlich auch Daanje ab und verlässt mit Posan den Tempel.

"Tja, wir hatten einen schlechten Start, Herr Posan. Ihr habt wahrscheinlich nur Eure Arbeit getan. Ich werde mich jetzt in das Gasthaus zurück ziehen, in dem ich derzeit logiere. So wie ich die Sache sehe, besteht die Möglichkeit, dass wir uns noch einmal begegnen. Doch für heute Nacht sage ich Euch Lebewohl!" Mit einer Verbeugung, bei der Posan wieder nicht sicher sein kann, ob Daanje ihn ernst nimmt oder ihn verspottet, wendet sich Daanje schließlich um und geht grübelnd zu dem Gasthaus, in dem er ein Zimmer bezogen hat, was auch ursprünglich, vor der ganzen Angelegenheit, sein Plan gewesen war.
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Xiam

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Neersand
« Antwort #14 am: 16.09.2010, 09:22:00 »
Auch Posan verabschiedet sich von Daanje.
„Nichts für ungut, man muss die Sache ja aufklären. Ich wollte euch sicher nicht vorab verurteilen. Bitte nehmt meine Entschuldigung zur Kenntnis. Ich werde dann noch ein wenig durch die Straßen wandern. Euch eine gute Nacht.“
Mit diesen Worten dreht sich Posan herum und verschwindet im Nebel.
Dich hingegen zieht es wieder zum Hafen, denn dort hast du in der Taverne Wellenreiter ein Zimmer bezogen.

Nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt liegt dieses langgestreckte, etwas geduckt wirkende Fachwerkhaus. Über der Tür baumelt ein noch ziemlich neues Holzschild, das ein Segelschiff auf einer geschwungenen blauen Welle zeigt. Von den Gastzimmern im Obergeschoss aus hat man, zumindest wenn keine Nebel ist, einen guten Blick auf den dahinfließenden Walsach. Der Schlafsaal hat seine Fenster zwar nach hinten hinaus, aber statt des Flusses sieht man so die imposante Rückfront des Rathauses mit seinem  (leider völlig schiefen) Giebel.

Das Wirtsehepaar, Paale und Jaakon ter Walsen, ist bei seinen Gästen, größtenteils Flussshiffern, äußerst beliebt. Das könnte zum einen daran liegen, dass sie jeden Gast tatsächlich mit traviagefälliger Wärme willkommen heißen, aber sicherlich auch daran, dass sie selbst einst Flussschiffer waren, die sich nun im gehobeneren Alter mit einer eigenen Taverne in Neersand einen ruhigen Lebensabend machen wollen. Gerne erzählen beide immer wieder Geschichten aus der Zeit, als sie selbst mit ihrem Schiff Wellenreiter den Walsach befahren haben.

Als du nun zu später Stunde den Schankraum betrittst verlassen gerade die letzten Gäste die Schänke und nur noch Wirt und Wirtin sind damit beschäftigt aufzuräumen und das Reisig vor die Tür zu fegen. Dennoch schallt dir nach einem so langen Abend ein freundliches „Guten Abend“ entgegen.

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