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Deliver the Mail

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Gwendolyn:


Im Herzen der Mausterritorien liegt das Zuhause der Wache, Lockhaven, das nur sein Antlitz einem vorbeiziehenden Reisenden offenbart. Bis tief in den dahinterliegenden Felsen reicht die Zitadelle und ihre wenigen Dächer sind von Efeu überwachsen, der Lockhaven zusätzlichen Schutz bietet. Von hier schwärmen die tapferen Mäuse der Wache aus, die ihr gesamtes Können und Wissen aufbieten, um ihre Artgenossen vor Gefahren zu schützen und bei ihren alltäglichen Schwierigkeiten zu beizustehen. Auch wenn sich der Großteil der Wache auf ständiger Wanderschaft in den umliegenden Ländereien befindet, bleibt Lockhaven doch ihr Heim, ihr Zuhause, in das sie spätestens im Winter zurückkehren, um sich auszuruhen, alte Freunde zu treffen, gemeinsam zu singen und die Verstorbenen zu ehren. Aber vor allem bereiten sich diese Mäuse auf ihre Aufgaben der kommenden Jahreszeiten vor.



Morgendlicher Duft durchströmt Lockhaven, das bis vor kurzem noch fast vollständig von Schnee bedeckt war, als ein Bote mit hellbraunem Fell durch ihre Gänge eilt. Auch wenn er schon spürt, wie durch die wärmenden Sonnenstrahlen langsam wieder Leben in die Mausterritorien einzieht, fühlt sich der Stein unter seinen Pfoten immer noch kalt an. Kurz wünscht er sich in die Backstube seiner Familie zurück, ermahnt sich aber sogleich zur nötigen Disziplin.

"Die Umschläge sind von Gwendolyn selbst! Nur sie bindet ihre Stapel immer mit den blauen Bändern zusammen; alle anderen nehmen nur das Garn, das sie gerade zur Hand haben. Ob wohl bald die ersten Patrouillen losgeschickt werden?", überlegt die junge Maus, "Nun, das sind hauptsächlich die Namen der Patrouillenführer."

Zügig setzt er seinen Weg fort, der ihn auch zu einer Maus aus Sprucetuck führt. In ihrer Nachricht wird ihre Patrouille von Gwendolyn aufgefordert, am nächsten Morgen, "mit den ersten Sonnenstrahlen", wie sie es formuliert, für weitere Befehle zu ihr zu kommen. Wobei sie die anderen Mitglieder ihrer Patrouille selbst informieren soll.

Auch wenn Conall sie nicht in ihrem Quartier antrifft, findet er die Patrouillenführerin mit dem violetten Umhang ein paar Gänge weiter. "Sally, ich habe hier eine Nachricht für Dich", ruft die Maus ihr nach und hält dabei ihren Umschlag hoch. "Ich glaube, der ist von Gwendolyn." Manchmal ist es verblüffend wie gut der junge Conall Lockhaven und seine Einwohner kennt und aufspüren kann.

Liam:
Entspannt sitzt Liam auf seinem geliebten Hocker, pafft sein Pfeifchen und schleift die alte Klinge seiner Stangenaxt nach. Der Raum ist eher spartanisch eingerichter- ein Bett, ein Ständer für Rüstungen und Waffen, ein Hocker, ein Tischchen, und, als kleines Zugeständnis an den Luxus, ein kleiner Ofen, der gemütliche Wärme verbreitet.

Mit kritischem Blick bemerkt Liam, dass das Holz seiner Waffe an einer Stelle bereits dünner geworden ist. Er würde wohl den Stiel bald austauschen müssen.

Geniesserisch lehnt sich die erfahrene Ratte an die Wand hinter dem Hocker, schliesst einen Moment die Augen, ehe sie sich ihre Pfeife neu stopft und weiter an der Klinge arbeitet.

Sally:
Der Winter ist vorbei!
Jedes Jahr, wenn es soweit ist, wird Sally von einem Gefühl der Freude übermannt. Dieses Gefühl rührt aus vielen Quellen - nicht nur, weil die Tage länger werden und die Kälte fortzieht, auch werden die Patroullen wieder aufgenommen - die Zeit der Untätigkeit ist vorüber! Eigentlich nicht ganz richtig, denn auch im WInter bleibt die elanvolle Maus nicht untätig. Auch in den kalten Monaten versäumt sie es nicht, ihren Lehrling zu trainieren, außerdem übt sie selbst und liest viel. In ihrem kleinen, aber wohnlich eingerichteten Raum brennt stets eine Kerze, um einen Arbeitstisch zu beleuchten, auf dem meist ein aufgeschlagenes Buch zu finden ist.
An der Wand über dem ordentrlich gemachten Bett hängt eine prächtige Karte der Mauseterritorien, die Sally in ihrer Lehringszeit selbst angefertigt hat. Neben dem Bett befinden sich noch ein kleiner Waffenständer, über dem ein Kleiderhaken hängt, eine Truhe und ein Regal mit Büchern und Einmachgläsern im Raum - für mehr ist dort kein Platz.

An diesem Tag hat Sally schon früh ihr Zimmer verlassen, um ihren Schützling abzuholen. Auf dem Weg wird sie von dem Boten angehalten, und die Augen der Maus funkeln hell auf. "Von Gwendolyn persönlich!," ruft sie aus, als sie herbeiielt den Umschlag entgegennimmt. "Das muss ich unverzüglich lesen!"
Rasch, aber sorgsam zieht die Patroullenanführerin das Band ab und öffnet den Brief, gespannt und hoffnungsvoll.

Bobby:
Bobby liegt immer noch auf seinem Haufen Stroh, als der Tag anbricht und der Winter sein Ende ankündigt. Die dicke Mause streckt sich ausgiebig und sieht sich in dem Raum um, während ein Gähnen seinen Mund verlässt. Am heutigen Tag würde er endlich auf Patrouille gehen und nicht mehr nur ein einfache Lehrling sein. Bald würde er allen zeigen können, dass in ihm ein großer Kämpfer steckt. Aber gleichzeitig hat ihn die Aufregung fast die gesamte Nacht wach gehalten, denn hat er wirklich das Zeug dazu? Anderseits weiß Bobby wie jede Maus aus Ivydale, dass man mit genug harter Arbeit alles schafft. Außerdem wiill er Niemand enttäuschen. Vor allem seine Eltern nicht und Metthew und alle Anderen.
Bobby setzt sich auf und ihm fällt wieder einmal schmerzlich sein Zustand ein, denn im Gruppenquartier der Tenderpaw ist er der Einzige mit keinem richtigen Bett, da er zu ausfüllend für die normalen Betten ist. Aber das ist egal, denn wenn er erst ein volles Mitglied ist, hat er seinen eigenen Raum.
Bobby erhebt sich und sieht mit Wehmut auf das kleine Tischchen neben dem Strohhaufen. Ein halbgegessener Kuchen steht dort, welchen er an seinem letzten Tag bei Herold gebacken hat. Doch je länger er ihn anschaut, desto mehr grummelt Bobbys Magen und wer weiß, wann er wieder essen kann. Mit zwei schnellen Bissen schlingt die Maus den Kuchen herunter und sammelt dann seine wenigen Habseligkeiten auf, welche an die Wand gelehnt sind. Die Hellebarde und sein Gürtel. Dann ist Bobby bereit und läuft aufgeregt im Raum auf und ab. Er hofft nur er weckt Niemand der anderen Mäuse im Raum, aber er ist zu aufgeregt. Um still zu halten und wer weiß, wann seine Ausbildern kommt und wie sie sein wird. Bobby seufzt und wartet aufgeregt.

Gwendolyn:
Auf dem kleinen Papierstück ist in feiner Schrift vermerkt:

Werte Patrouillenführerin Sally,

wie ihr selbst bestimmt schon spürt, ist die Zeit gekommen, in der wir wieder unseren Pflichten als Wache in vollem Umfang nachgehen. Hierfür werden in den nächsten Tagen die ersten Patrouillen in die Territorien entsandt, zu denen auch eure gehören wird. Um die Feinheiten eurer ersten Mission zu besprechen, erwarte ich euch morgen früh mit den ersten Sonnenstrahlen in meinen Räumlichkeiten. Informiert die Wachmäuse unter eurem Kommando darüber und bereitet euch - soweit möglich - auf eure Abreise vor.

Gwendolyn

Während Sally die von Gwendolyn verfassten Zeilen liest, bleibt Conall in der Nähe, um vielleicht selbst einen Blick auf die Nachricht werfen zu können.

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