Autor Thema: Prolog: Der Greif und der faule Garten  (Gelesen 3850 mal)

Beschreibung: Prolog für Bolbas

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« am: 17.09.2010, 10:41:38 »
„Sir d’Jorasco? Ihr Frühstück ist fertig. Dinosauriereier und Honigtal mit Zimt, wie immer!“
Die Sekretärin der Haus Jorasco Enklave tritt vorsichtig in den Empfangssaal des Gebäudes ein, in dem Bolbas seinen Arbeitsplatz hat – genauso wie die restlichen Angestellten. Es ist eine relativ kleine Enklave, das wusste er Halbling schon bevor er seine Reise aus Glanzheim hierher antrat. Sie liegt auf einer kleinen Anhöhe außerhalb der Stadt, und ein relativ großer Garten gehört ebenso dazu wie eine kleine Station für die Kranken und Gebrechlichen, die in der Enklave Heilung suchen. Doch sie war momentan leer. Bolbas hat ziemlich schnell gemerkt, dass es in Sayandras Garten ziemlich wenige Krankheiten zu kurieren gibt. Die Leute leben gesund hier in dieser Region, man sagt, eine Manifestationszone lässt hier alles wachsen und gedeihen, und es gibt Gemüse, Obst und Getreide im Überfluss.

An der großen Wand des Empfangsbereichs hängt ein eindrucksvolles Gemälde. Es zeigt einen Heiler des Hauses, wie er auf dem Schlachtfeld in den Zeiten des Letzten Krieges schwer verwundete Soldaten heilt. In der Tat handelt es sich nicht um falsche Eitelkeit des Hauses. Die Halblinge von Haus Jorasco haben mit ihren Fähigkeiten während des Krieges zahllose Männer gerettet, und auf ihren Mut in jenen Zeiten sind sie zu Recht stolz.



In der Enklave sind noch drei weitere Halblinge angestellt, doch nur Bolbas verfügt über das Mal der Heilung, was ihn zu einer besonderen Persönlichkeit macht, auch wenn seine Kollegen erfahrener sind. Jodie Jorasco ist eine Alchemistin, und sie kümmert sich um den Garten und seine heilenden Pflanzen. Ezro Jorasco ist Pfleger und Heiler, und er kümmert sich um die Kunden des Hauses. Der Leiter der kleinen Enklave ist Flynni Jorasco, ein Kleriker der Göttlichen Heerschar, genau wie Bolbas selbst. Neben den Familienmitgliedern arbeitet noch Issi, eine einfache Halblingsdame, in der Enklave, sie ist die Sekretärin und – auch wenn es nie offiziell ausgesprochen wird – Dienerin des Hauses. Doch das Leben in der Enklave ist fair, und nur selten gibt es autoritäre Worte von Flynni…es handelt sich eher um ein familiäres Beisammensein.  

Bolbas kann von seinem Arbeitsplatz einen herrlichen Blick über Sayandras Garten genießen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt thront majestätisch der Turm, einst der Sitz der mächtigen Magierin Sayandra, heute Heimat des Instituts. Die Stadt wird umrahmt von mächtigen Wäldern und saftig grünen Wiesen. Der Halbling kann sogar den Jahrmarkt sehen, ausgerichtet anlässlich des Frühlingsfestes, das morgen eröffnet wird. Die Grenzen der verschiedenen Stadtteile sind ebenfalls relativ gut auszumachen. Marktgassen, ein Viertel für Händler und Geschäfte aller Art; Hochfeld, das gehobene Wohnviertel  von Sayandras Garten; Tempelsee, wo sich die meisten Gläubigen der Silbernen Flamme niedergelassen haben; sowie Rotstein, das verkommene Vergnügungsviertel.
Sein Frühstück duftet verlockend, was ihn nicht überrascht, denn Issi ist eine wirklich gute Köchin. Auch sein geliebter Tee ruft alte Erinnerungen in ihm wach. Gelegentlich gönnt er sich den Luxus und ordert eine Packung aus Glanzheim. Eigentlich…eigentlich sollte die nächste Lieferung schon heute Nachmittag mit der Karawane eintreffen.

Plötzlich hört er Lärm von draußen – Gerümpel, Fluchereien und wütendes Gestampfe. Es ist Jodie, die scheinbar keinen guten Start in den Tag hatte. „Verdammt“, sagt sie zur Begrüßung. „Spötterkind…Könnt Ihr Euch das vorstellen? Alle –alle- Feueralraunen! Verfault sind sie! Hier, riecht mal, Bäh! Was ein widerwärtiger Geruch!“ Sie hält Bolbas ein Büschel meterlanger Wurzeln unter die Nase…und tatsächlich, der Geruch lässt ihn spontan nach Luft schnappen, um einen Brechreiz zu verhindern. „Den halben Garten hab ich umgegraben um sie zu ernten. Bei Arawai, wisst Ihr…wie selten diese Pflanzen sind? Ich…ich…“
Jodie schnappt sich den Rest von Bolbas Tal und lässt sich auf einen Sessel fallen. Die Tasse führt sie blitzschnell an ihren Mund, und im Nu hat sie das Getränk geleert.
« Letzte Änderung: 17.09.2010, 12:51:21 von Kayman »
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #1 am: 17.09.2010, 14:11:58 »
"Die gute Issi, schön wie zügig das doch jeden Morgen geht. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihre Dienste machen würde, eine gute Seele, ich schätze sie wirklich sehr, aber ihr es wirklich sagen, nun ja. Sie ist ja nur... nein! Halte dich zurück Bolbas, zügele dich, besinne dich...

Bolbas sitzt an seinem kleinen Schreibtisch, welcher in der Mitte des Arbeitsraumes steht, als er die Stimme der Sekretärin hört. Er war gerade noch über ein Blatt frischen Pergaments gebeugt, auf welchem er einige kurze Sätze geschrieben hat, die wohl ein Brief werden sollten. Ein Brief an seine Eltern, wie es scheint:

Liebe Mutter, lieber Vater,
  mir geht es gut hier in Sayandras Garten. Wie geht es euch, was macht Glanzheim? Ist Onkel Thanol schon wieder aufgetaucht, oder gibt es Neuigke...
  Grüßt Robem von mir, sagt Ihm, ich hätte meine Arbeit bereits aufgenommen. Die Situation hier ist gut, keine Kranken, Gesundheit und Wohlergehen wohin man auch blickt...

Die Zeilen sind krumm und teilweise ist die Tinte von Bolbas` Hand verwischt, es ist ein Entwurf: unvollständige Sätze, zusammenhangslos aneinander gereiht. Die Morgensonne die durch das weite Fenster, über die Dächer der Stadt hinweg herein scheint, erleuchtet den Arbeitsplatz.. Bolbas hebt also den Kopf und blickt gen Tür, die er in diesem Morgen extra offen stehen gelassen hat. Ihm scheint es, als ob heute ein warmer Tag werden könnte, schon am frühen Morgen drückt die Wärme auf Sayandras Garten. Mit freundlicher Miene steckt er die Feder in ihren Halter und erhebt sich von seinem Stuhl. Säuberlich rückt er das Blatt Pergament gerade, stellt den Stuhl rechtens hin und steckt den Kopf aus dem Türrahmen:

"Dankeschön Issi! Ich komme gleich hinaus. Sage mir bitte: ist Flynni Jorasco heute schon hier aufgetaucht? Ich habe mit ihm zu reden.",

ruft Bolbas mit freundlicher Stimme der Sekretärin zu, die mitten in der Empfangshalle steht.

Ich muss ihm berichten, von meinem gestrigen Spaziergang im Garten. Wunderschön die neuen Blumen, und dieser eine Baum erst... Ich muss ihn unbedingt fragen aus welcher Region der Welt er dieses Exemplar wohl hat...

Dann, er wartet kurz noch auf ihre Antwort, bedeutet er ihr mit einer dankenden Geste, dass sie gehen dürfe. Er selbst geht noch einmal zurück in sein Zimmer und blickt sich um. Das frisch beschriebene Blatt liegt ordentlich auf seinem Schreibtisch. Die Feder und die Tinte stehen daneben, und doch ist heute irgendetwas anders.

Ich kann ihnen diesen Brief nicht schicken, nicht heute... Mein Gespür sagt mir, dass dieser Brief noch zu warten hat... und außerdem, es betrübt mich, wenn ich an meine Eltern zurück denke, meine Heimat, Robem, all das. Es fehlt mir schon ein wenig... mein Zuhause.

Bolbas geht auf den Schreibtisch zu, nimmt das Blatt an sich, zerknüllt es und wirft es in die kleine Holzkiste, die neben dem Kamin steht. Er ist nicht angefeuert, und er war es auch nicht über Nacht. Seit Bolbas` Ankunft hier ist die Sonne stets gnädig gewesen zu den Jorascos: Ein Kaminfeuer braucht es hier vermutlich selbst im Winter nicht, denkt sich Bolbas. Dann sieht er hinüber zu dem Fenster, in die sanften Strahlen der morgendlichen Sonne und faltet die Hände zum Gebet.

Möge Arawai, diesen Landstrich hier weiterhin segnen. Fruchtbarkeit schenken dem Boden, den Pflanzen Wachstum und dem Haus Glück und Heil. Mögen die Felder Frucht tragen und die Bäume gen Himmel wachsen. Die Blumen die schönsten Blüten hervorbringen. Arawai, erhöre meine Bitten und halte deine Hand über uns!

Mit fester Stimme fügt er hinzu:

"Oh Arawai, erhöre mein Flehen!",

dann greift er an sein heiliges Symbol der Göttlichen Heerschar und führt es zu seinem Herzen. Einen Moment wartet er ab - Stille - dann senkt er den Blick wieder, bewegt die Hand mit dem Anhänger zurück und greift nach seinem Zimmerschlüssel, der auf dem Schreibtisch liegt. Er verlässt den Raum und tritt in die Empfangshalle. Sein Arbeitszimmer schließt er ordnungsgemäß ab und lässt dann den Schlüssel in die Hosentasche gleiten. Er wirft einen kurzen ehrfürchtigen Blick auf das Bild an der Wand, das ihn schon vom ersten Tag an beeindruckt hat.

Wo Onkel Thanol jetzt wohl stecken mag, könnte glatt er sein, der Halbling auf dem Bild. Ich vermisse ihn, ob er überhaupt noch am Leben ist...Oh! Das Frühstück! Ich sollte mich beeilen...

Von diesem Gedanken veranlasst, begibt er sich in den kleinen Speisesaal am anderen Ende der Halle. Ein gemütlich eingerichteter Raum empfängt ihn hier, auf dem Tisch stehen seine Dinosauriereier und daneben eine Tasse mit dem ihm wohlvertrauten Getränk. Leicht dampfend steigt ihm dessen Duft in die Nase, als er sich auf seinen Stuhl sinken lässt. Issi, sieht er noch kurz im Nebenzimmer verschwinden, scheinbar, hat sie den Tee noch einmal aufgewärmt gehabt.

Extra für mich, riecht gut, der Tee, etwas mehr nach Zimt als sonst... Liegt wohl daran, dass es der Rest eines Päckchens ist...heute, muss der Neue ankommen...denke ich zumindest...

Langsam führt er die Tasse zum Mund und nimmt einen kräftigten Schluck, dann widmet er sich seinem Frühstücksei. In just jenem Moment hört er das Gestampfe und Geschrei von Jodie durch die Eingangshalle schallen, dann betritt sie wütend den Raum:
Nach ihrer nicht gar so freundlichen Begrüßung und dem Unterdrücken des Brechreizes legt Bolbas seinen Löffel hin und winkt Issi herein, seine Miene, hat sich verfinstert:

„Issi, ich habe keinen Hunger mehr! Du könntest bitte abdecken, ich muss mich“,

Bolbas deutet auf die im Sessel sitzende Jodie und die am Boden liegenden verfaulten Wurzeln,

„darum kümmern. Danke dir.“,

vollendet Bolbas seinen Satz und versucht so positiv dabei zu klingen, wie in diesem Augenblick möglich. Dann wendet er sich Jodie zu und sagt mit beruhigender Stimme:

„Jodie, so hört mir doch zu, dass ist schrecklich was ihr sagt. Beruhigt euch doch, ich bin mir nicht sicher, was und wie dies geschehen konnte, ich habe jedenfalls keine offensichtliche Erklärung dafür, ich...“

Bin ganz schön machtlos und überrascht...überrumpelt wäre der besser Ausdruck...die Pflanzen...ich sollte...

Bolbas steht auf und geht zu Jodie hinüber, er legt ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Dann bückt er sich zu den Pflanzen hinunter und sieht sie sich genauer an, mit spitzen Fingern wendet er einige Wurzelstränge um und betrachtet sie eingehend.

Meine Kenntnisse in Sachen Feueralraunen sind nicht besonders ausgeprägt...Aber, verschimmelt, Tatsache, alles faulig, durch und durch... und sie stinken erbärmlich...

Dann, ihm fällt zu den Pflanzenüberresten nichts weiter Sinnvolles ein,und außerdem stinken sie furchterregend,  lässt er sie liegen und dreht sich noch einmal zu der niedergeschlagen drein blickenden Jodie um:

„Könnten wir nicht eventuell eine Probe davon genauer untersuchen, um der Ursache dieser plötzlichen Faulheit auf die Spuren zu kommen?“

Die faulen Pflanzen machen Bolbas sehr betroffen, so etwas hätte er sich hier nie im Leben vorstellen können. Selbst die Tatsache, dass Jodie seinen Tal getrunken hat, lässt ihn unangetan, er überlegt fieberhaft.

Unter der Erde, hmm... vielleicht ein Gift im Wasser... ein falsches Salz ausgebracht auf dem Feld... oder eine andere Ursache...Jodie, sie muss doch, sie...verdammt...

Bolbas merkt, dass er mit seinem Wissen hier nicht weiterkommt. Ohne auf Jodies Antwort zu warten, schlägt er vor:

„Wir sollten Rat halten! Issi, sag bitte den anderen beiden Bescheid, wir treffen uns hier, um über den Vorfall zu beraten!“
« Letzte Änderung: 17.09.2010, 14:20:23 von Kayman »

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #2 am: 17.09.2010, 15:23:28 »
Issi räumt prompt die Reste der Dinosauriereier ab - mit einem liebreizenden "Gewiss, Sir d'Jorasco" - und verschwindet diskret in die Küche des Hauses, um ihrer üblichen Arbeit nachzugehen. Jodie hingegen reagiert kaum auf Bolbas beruhigende Worte. Sie vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelt den Kopf. "Alles kaputt, kaputt! Ach, die ganze Arbeit, all die kostbaren Tränke und Salben, die ich brauen wollte!" Bei dem Gedanken an den Verlust scheinen ihr die Tränen in die Augen zu steigen. Dann jedoch schaut die den Drachenmalträger an. "Genau! Untersuchen wir es!", sagt sie plötzlich, und ihr Gesicht ist begeistert und verschwörerisch. "An irgendetwas muss es liegen. Hier in Sayandras Garten verdorren Pflanzen nicht so einfach...oder...naja, nur sehr selten. Aber - ich habe mich ausgezeichnet um sie gekümmert! Vergesst den Rat - Ezro ist heute hinausgeritten zum Kloster, ein alter Mönch benötigt seinen Rat und Beistand, und Flynni betet heute im Tempel der Göttlichen Neun! Hoffentlich wendet er Arawai besonders viel Zeit zu!", sagt sie. Auf einmal ist sie wie ein Wirbelwind. Sie springt auf und zerrt Bolbas förmlich hinaus in den Garten.

Die frische Morgenluft füllt seine Lungen. Es ist Landluft - erfüllt mit den Gerüchen von Wiesen, Wäldern und Blumen. Gerüche, wie sie der Halbling aus Glanzheim nicht gewohnt war. Die Sonne kitzelt an ihren Nasen. Jodie führt ihn zu dem Tatort, dort, wo ihre Feueralraunen den schimmligen Tod fanden. "Hier!", sagt sie, und zeigt auf ein beeindruckend tiefes Loch. Rest von weiteren verfaulten Wurzeln stecken noch in der Erde. Bolbas erkennt nun, warum sie so aufgebracht ist. Er kann sich nicht erklären, wie Jodie ein solches Loch bereits um diese frühe Uhrzeit ausgehoben haben konnte. Der faulige Geruch ist auch aus sicherer Entfernung nicht zu überriechen...er kommt quasi aus dem Loch gekrochen wie eine untote Bestie aus ihrem Grab. "Mir ist keine Krankheit bekannt, die das angerichtet haben könnte. Feueralraunen sind normalerweise nicht besonders anfällig. Ich kann es mir...gar nicht erklären!"
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #3 am: 18.09.2010, 09:14:58 »
"Danke Issi, es hat sehr gut geschmeckt."

Auch wenn ich von meinem Tal längst nicht das hatte, was ich wollte, oder mir gewünscht, oder... verfaulte Pflanzen zum Frühstück, verfaulte seltene Pflanzen zum Frühstück, die aufgebrachte Jodie... mein Gespür hat mich nicht getrübt... es liegt etwas in der Luft, besser mit dem Brief so, vielleicht doch noch eine Tasse?... Nein, es stinkt, das Zeug muss raus hier...Jodie, es erklären, ihr helfen, sie... Wie, möglichst schnell, damit, doch was...

Nachdem Issi in der Küche verschwunden ist und Bolbas mit Jodie gesprochen hat, fährt er fort mit seinem Versuch, Jodie zu beruhigen. Er bemüht sich um eine kraftvolle, aber warme und nette Stimme und blickt ihr freundlich in die Augen. Er legt ihr dazu erneut die Hand auf die Schulter und sagt:

"Heilende Tränke und Salben? Ich glaube, wir könnten auch eine Zeit lang ohne sie auskommen, Flynni und ich könnten doch..."

Als er aber merkt, dass Jodie trotz allem nicht wirklich angetan ist von seinem Vorschlag, lässt er es lieber dabei und wendet sich den Pflanzen zu. Als er sich ihnen nähert, muss er sich erneut mit ihrem grauenhaften Geruch herumschlagen, er wendet den Kopf ab, nimmt sie quasi blind in die Hände, und sagt zu Jodie gewandt:

Jetzt bloß vorsichtig...sie nicht verärgern, ihr glauben.... sie weiß mehr als sie denkt.... sie ist emotional zu aufgebracht...

"Lass es uns doch wirklich untersuchen, vielleicht können...",

doch Jodie unterbricht ihn, sie ist sehr überzeugt von seinem Vorschlag und zerrt ihn, nachdem sie ihm ausgeredet hat Rat zu halten, nach draußen in den Garten. Die warme Luft umfängt Bolbas und sofort steigen ihm Bilder der letzten Tage, noch so frei und unbefangen in den Kopf...

Was haben sich die Götter nur dabei gedacht... dieser Duft von frischem, lebendigen Grün, die Pflanzen, welche sich untereinander verständigt haben... sie teilen das Leben hier... eine faire Gemeinschaft... die wunderbaren Blumen dort hinten, rot leuchtend, kraftvoll und violett daneben, mit dem kleinen Wulst am Blütenhals... und dort drüben, die kleinen Büsche, säuberlichst geschnitten... in Form gebracht...

Dann als, sie am Ort des Geschehens angekommen sind und Jodie ihm die Tatsache noch einmal geschildert hat runzelt Bolbas die Stirn. Er betrachtet das große Loch im Erdboden und hält kurz inne. Es folgt eine Stille - keiner weiß so recht was zu tun ist - zumindest scheint es Bolbas so, doch dann fasst er sich ein Herz, als er die leidende Jodie sieht. Er legt die Wurzeln auf den Kiesweg vor sie und wagt sich noch einen Schritt näher an das Loch heran. Er sieht vorsichtig hinein und schaut, ob er etwas auffallendes erkennen kann.

Da muss doch irgendwo, wie sollte sonst...

Dann, zieht er sich wieder zu Jodie zurück, die immer noch am Weg steht, und mit der Bitte einige Meter fort zugehen, der Geruch sei zu schrecklich nähern sie sich wieder dem Eingang des Haupthauses. Bolbas setzt sich auf die Stufen, er ist sichtlich betroffen, von dem, was Jodie ihm soeben gezeigt hat, dann blickt er ihr tief in die Augen und sagt:

"Und ihr könnt es euch wirklich nicht erklären? Ich meine Feueralraunen, die wachsen doch unter der Erde? Vielleicht sollten wir einige Bodenproben nehmen, ihr müsstet sie jedoch untersuchen, Natur war noch nie mein Spezial-Gebiet. Wir sollten vorsichtig walten, nicht, dass noch mehr Pflanzen dem Tod zum Opfer fallen. Ich werde heute, und da könnt ihr euch sicher sein, zu Arawai beten, dass er uns beistehe!"

Obwohl ich das heute eigentlich schon getan habe... aber es soll wohl nicht so sein... nun gut, vielleicht können wir selbst etwas gegen diese Fäulnis ausrichten...

Er fährt fort, zu Jodie zu sprechen:

"Habt ihr vielleicht in der Bücherei ein Buch, welches sich explizit mit Pflanzenkrankheiten befasst? Wir könnten doch dort einmal nachforschen?"

Dann stützt er erwartungsvoll die Arme auf die Knie und blickt fragend gen Jodie, die fast schon wie ein Häuflein Elend vor ihm steht, einer schnellen Lösung dieses Vorfalls steht so ziemlich alles entgegen, was nur dagegen stehen könnte.

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #4 am: 18.09.2010, 09:36:30 »
"Bodenproben, ja?", wiederholt Jodie Bolbas Gedanken. Sie kratzt sich nachdenklich am Kopf, und verteilt dabei Erde auf ihrem blonden Haar. Wenn Bolbas sich im Garten umblickt, kann er sonst nicht verdächtiges erkennen. Der Großteil der Fläche wird dazu benutzt, irgendwelche ihm unbekannten Kräuter, Beeren und Wurzeln anzubauen, aus welchen Jodie Medizin jeglicher Art herstellt und in Sayandras Garten verkauft. Auch wird ein wenig Gemüse angebaut, eher als Hobby der Jorascodame, und es gibt einige Obstbäume auf der anderen seite des Hauses. "Bodenproben. Richtig. Ich kann sie in meinem Labor untersuchen...Allerdings bin ich mir unsicher, woher eine solche Krankheit kommen kann. Es könnte auch sein, dass die oberirdischen Blätter von Schädlingen befallen waren...aber...die habe ich schon gestern abgerupft und entsorgt. Also, Bodenproben dann."

Sie zieht sich ihre Arbeitshandschuhe an und klettert vorsichtig in das Loch, sich an Wurzeln und Ranken festhaltend, die noch aus dem Erdreich kommen. Dann holt sie zwei Reagenzgläser aus ihrer Tasche, entfernt den Korken mit ihren Zähnen, und stopft sie voll mit der Erde, tief unten aus dem Loch. "Ekelhaft!", zischt sie zwischen ihren Zähnen hindurch. Und Bolbas kann ihr nur Glauben schenken.

Nach wenigen Minuten sind die Proben genommen und Jodie klettert wieder hinaus zu dem Heiler. "So. Das hätten wir. Spötterkind, das wäre doch gelacht, wenn wir nicht herausfinden würden, was hier vorgefallen ist!"

Im gleichen Augenblick - eine Stimme! "Sir d'Jorasco?", ruft sie. Es ist Issi. "Wo seid Ihr? Sir?"
Die Halblingsdame läuft etwas orientierungslos am Haus entlang und versucht, die Jorascohalblinge im Garten ausfindig zu machen - was nicht so einfach ist bei den ganzen wuchernden Pflanzen. Schließlich schafft sie es, Augenkontakt herzustellen. Sie winkt eifrig mit einer Hand. "Sir! Ihr habt...Kundschaft!", ruft sie, und ihr Gesicht macht einen skeptischen Eindruck, als könnte sie selbst nicht glauben, was sie sagt. "Im Empfangsbereich. Eine...Frau!" Dann dreht sie sich um, hält ihre Schürze hoch, und eilt zurück ins Haus.

Jodie blickt ihn überrascht an. "Kundschaft?", sagt sie überrascht. "Na dann geht mal. Ich komme alleine klar. Ich bin im Labor, falls Ihr mich sucht, Sir."
« Letzte Änderung: 18.09.2010, 16:29:11 von Kayman »
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #5 am: 18.09.2010, 14:34:40 »
Bolbas ist von dem plötzlichen Tatendrang Jodies immer noch relativ überrascht. Er lässt sie jedoch gewähren und versucht sich nützlich zu machen, um nicht ganz so regungslos neben ihr zu stehen. Und nachdem Jodie in das Loch geklettert ist, nähert auch er sich schnell der Öffnung im Boden. Er geht in die Hocke und sieht ihr zu, wie sie vorsichtig die Erde abfüllt. Er muss sich sehr beherrschen, denn der Gestank raubt ihm fast den Atem.

Wie sie das nur aushält... stinkt wirklich verdammt... faulige Dinosauriereier sind Nichts dagegen... und wie geschickt sie sich dabei noch anstellt... ihr Labor wird schon der richtige Ort sein, um mehr über diesen Vorfall herauszufinden, ich sollte ihr dabei etwas, ohh... sie ist fertig, ich...

Als Jodie Anstalten macht, aus dem Loch herauszuklettern, streckt ihr Bolbas seine kleine Hand entgegen. Besonders viel Kraft hat er nicht, aber er versucht sie so gut es geht zu stützen. Eine Geste der Höflichkeit soll es sein, mehr nicht. Er kann die arme Jodie mit ihren Feueralraunen nicht alleine lassen. Das Mitgefühl hat ihn gepackt und ein wenig auch die Sorge. Gemeinsam mit Jodie erhebt er sich. Nach Jodies vor Tatendrang strotzenden Worten fügt er hinzu:

"Wir werden es herausfinden, sei dir sicher Jodie! Vielleicht sollten wir vorsichtshalber auch noch die Blätter untersuchen, von denen du vorhin gesprochen hast? Wenn du mir bitte ein Reagenzglas mitgeben könntest, gehe ich dann noch eine Probe holen, während du solange schon im Labor den Boden untersuchen könntest? Sie liegen doch bestimmt dort hinter der Biegung des Wegs, bei den anderen Schnittresten oder?"

Je schneller wir herausfinden können, was hier am Werk ist, desto besser... bevor andere Pflanzen befallen werden...

Und mit besorgter Miene fügt er schließlich noch hinzu:

"Wir sollten uns wirklich beeilen, herauszufinden was -das hier- war. Wenn diese Fäulnis um sich greift und andere Pflanzen, womöglich sogar die Heilkräuter betrifft, dann ist es um uns geschehen. Wenn ich dir irgendwie bei den Untersuchungen helfen kann, so lasse es mich nur wissen, ich stehe gerne bereit."

Vielleicht kann mir auch Jodie sagen, wo der Baum her ist... dort weiter hinten... seine Spitzen sieht man... schön grün ist er noch... und einige hellrosane Blüten hat er... ob er wohl Früchte trägt? Was für welche... ich sollte sie später einfach mal fragen... aber nicht jetzt... es gilt zu Handeln...

Und im selben Augenblick hört er die Worte Issis an sein Ohr dringen, er wendet sich um, versucht sie im Dickicht der Pflanzen auszumachen. Als er sie entdeckt hat signalisiert er ihr mit einem Nicken, dass er sie hört, sie spricht weiter zu ihm.

Kundschaft?... Nicht ganz sicher wirkt die gute, verwirrt irgendwie... Kundschaft, hmm, eine Frau... wer könnte das wohl sein... ich sollte gehen, obwohl Jodie und die Wurzeln, nein... vielleicht eine Botin aus Glanzheim...

Bolbas dreht sich flink gen Jodie und sagt:

"Nun denn, dann müssen wohl die Untersuchungen einstweilen auf mich verzichten. Wahrscheinlich würde ich eh nur stören, ich komme vorbei, sobald ich die Kundschaft - wer auch immer das wohl sein mag - versorgt habe."

Bolbas nickt Jodie aufmunternd zu und grüßt noch einmal mit einem kurzen Handwinken. Sie antwortet ihm. Dann dreht er sich um und geht in Richtung Issi. Flinken Fußes bewegt er sich auf die Stelle zu an der sie im Dickicht verschwunden ist. Er kann einen kleinen Gang entdecken, welchen sie genommen hat.

Diesen Weg kenne ich noch gar nicht, ob er wohl... er wird zum Haupteingang führen... Issi hat ihn benutzt... vielleicht einer ihrer berühmten Wege... so kommt sie also schnell von A nach B... Ich bewundere sie immer wieder, für ihren Eifer... und wie schnell sie doch all diese Aufgaben erledigt...

Bolbas schickt sich, dass er zu der Kundin kommt, die auf ihn wartet, aber er lässt sich die Gelegenheit nicht nehmen einen Blick seitab auf die Gewächse des Gartens zu richten: Die Pflanzen ranken links und rechts am Wegrand nach oben und verzweigen sich dort wieder, wahrlich ein Gang. Übersäht mit Blüten kleinerer und größerer Art, vorzugsweise gelbe Blüten. Bolbas sieht einige Insekten, die sich an dem Nektar der Blumen laben. Doch dann beschleunigt er seinen Schritt, denn auch er ist ein arbeitssamer Halbling und schließlich schickt es sich nicht eine Frau warten zu lassen.

Vielleicht eine Heilung... eine Krankheit oder Ähnliches... Frauen... Geburtsleiden?... Schnittwunde mit dem Küchenmesser... hmm Halblingsdame oder Mensch, Elfin, oder...etwas anderes...mal sehen...

Bolbas verlässt nun den kleinen Geheimgang im Dickicht und wahrlich: er befindet sich genau vor der Treppe, durch die er vorhin das Haus verlassen hat.

So, Momentchen.... schon mal meinen Schlüssel, wo steckt er den... ach da ist er ja, na dann, schaun wir mal...

Mit diesem kurzen letzten Gedanken und der Hand in der Hosentasche, nach dem Schlüssel tastend und ihn findend, betritt er die Empfangshalle und sieht sich nach der -Kundschaft- um.
« Letzte Änderung: 18.09.2010, 21:21:16 von Bolbas d'Jorasco »

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #6 am: 19.09.2010, 12:27:29 »
Der Halbling entdeckt die -Kundschaft- auch direkt. Eine Menschenfrau sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem der Sofas, die in dem Saal für die seltenen Gäste bereitstehen. Und Boras entscheidet sofort, dass es auch besser ist, dass sie die Beine überkreuzt hat. Der knappe Rock, der aus Seide oder Satin gefertigt zu sein scheint, würde ihre Oberschenkel nur knapp bedecken und dem Halbling aus seinem tiefergelegten Sichtfeld wohl eindeutige Einblicke schenken. Ihr Oberkörper ist durch ein edel aussehendes Korsett eng zusammengeschnürt, was jedoch die Brust der Frau umso mehr zur Geltung bringt. Über ihren Schultern liegt ein durchichtiger, weiter Seidenschal, den sie beiläufig über um ihren Hals schlägt.

Ihr Gesicht ist stark geschminkt mit dunkelblauem Lidschatten und deutlich zu erkennendem Rouge. Ihre blutroten Lippen sind zu einem aufreizenden Schmollmund zusammengepresst. Ihre braunen Haare sind wahllos zu einem üppigen Turm aufgesetzt. Wenn Bolbas nicht alles täuscht, lässt dies nur einen Schluss zu: Es handelt sich um eine Professionelle, eine Dirne!

"Seid gegrüßt, Sir d'Jorasco", sagt sie zur Begrüßung, ohne eine Mine zu verziehen. "Mein Name ist Tarasha. Wie Ihr Euch denken könnt, bin ich hier, um die Dienste Eures Hauses in...Anspruch zu nehmen. Oder dergleichen zumindest anzufragen. Es handelt sich um eine...etwas...unangenehme Situation. Könnten wir einen etwas privateren Ort zur Besprechung aufsuchen?" Die Stimme der Frau klingt höflich, doch bestimmt - gar bestimmend. Sie scheint genau zu wissen, was sie will, und ist durchaus darauf erpicht, es zu bekommen.
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #7 am: 19.09.2010, 21:49:22 »
Als Bolbas die Menschenfrau entdeckt stockt ihm doch einen Moment der Atem. Ihre weiblichen Vorzüge hat sie schließlich zur Genüge hervorgehoben und trägt sie gekonnt zur Schau. Er geht flinken Fußes auf das Sofa zu, auf dem die Dame sitzt. Als sie ihn begrüßt, antwortet er mit freundlicher Stimme:

"Olladra zum Gruße Tarasha.",

er bietet seine Hand zum Gruß an. Bolbas ist immer sehr darauf bedacht höflich und zuvorkommend mit seinen Patienten umzugehen. Deshalb blickt er ihr auch in die geschminkten Augen, auch wenn seine Blicke, denn er ist auch nur ein Mann, immer wieder von dem aufreizenden Schmollmund angezogen werden.

Eine hübsche Frau... nun gut die Frisur... eine Dirne, vermutlich von drüben... aus der Stadt... Rotstein... verkommenes Viertel, teilweise... einmal war ich dort... Olladra möge mir verzeihen, alle Feste in Ehren, aber das grenzt nicht nur an Sünde, das ist ein ganzer Pfuhl voll... wo die Dame wohl her sein mag....Tarasha...hmm sonderbarer Name... ich habe sie hier jedenfalls noch nicht gesehen... und Issi scheint sie auch nicht zu kennen... aber jetzt kann ich ihr Verhalten begreifen... die Aufmache... nun ja, schon ein bisschen extravagant... ihrem vermutlichen Beruf entsprechend... vielleicht auch eine vom Jahrmarkt... oft reisen die Frauen in diesem Milieu ja mit... ich sollte vorsichtig sein... nicht immer haben solche Leute Gutes vor, aber alle verdienen die Zuwendung der Götter, unsere Heilungsmöglichkeiten sollen schließlich allen zu Teil werden...

Bolbas schießen allerhand Gedanken durch den Kopf, er ist ja noch ein recht junger Kleriker und den Frauen oftmals noch recht angetan. Obwohl er von Keuschheit schwärmt, da sie ihm ein freieres Zeitumfeld schafft, versucht er doch einige musternde Blicke in Richtung Tarashas Rock zu werfen. Doch nur um im gleichen Moment den Schlüssel aus seiner Hosentasche zu ziehen und auf ihre weiteren Sätze zu reagieren:

"Natürlich stehe ich ihnen als Heiler zur Verfügung, das Haus Jorasco ist, wie sie bestimmt wissen, auf alles gefasst und gegen alles gewappnet."

Wenn man mal von den fehlenden Feueralraunen und der Fäulnis absieht... und dem daraus resultierenden Fehlen von Tränken... hoffentlich keine Heilsalben, die ich brauchen könnte... aber Jodie arbeitet schließlich daran...

"Wir werden in mein Behandlungszimmer gehen, dort können wir über alles sprechen. Diskretion hat bei uns ebenso ihren Stellungswert, und der ist, das kann ich ihnen versichern, sehr hoch. Wenn sie mir bitte folgen möchten?"

Bolbas bedeutet der Frau ihm zu folgen und geht in Richtung Arbeitszimmer.

Eine unangenehme Situation... hm hört sich nach etwas, sagen wir Speziellem an... was sie wohl will...

Bolbas ist sehr von Gedanken getragen, als er den Schlüssel ins Schloss steckt und bedächtigt umdreht. Er fühlt sich nicht ganz wohl in seiner Haut, er spürt förmlich die Blicke der Menschenfrau auf seinem kleinen Rücken lasten. Er nimmt all seine Kombinationsgabe zusammen und überlegt fieberhaft, was sie wohl vorhat.

Vielleicht ein etwas ungestümer Freier?... Hmm...

Auch wenn ihn das zum Schmunzeln bringt, Bolbas verwirft den Gedanken sofort wieder. Stattdessen dreht er sich noch einmal in Richtung Tarasha um und überprüft, ob sie wirklich schon hinter ihm steht, er versucht ihren Blick zu erhaschen. Er würde wirklich zu gern wissen, ob sie wirklich einfach nur Heilung und ein beratendes Gespräch sucht.

Nicht zu durchschauen diese Frauen... aber alle zusammen... kaum ein Zwinkern... weite Augen...oder ist das nur die Schminke...

Dann sagt er kurz, um nicht zu nachdenklich zu wirken:

"Treten sie ein und nehmen sie bitte Platz, Tarasha.",

dann öffnet er die Tür zu seinem Arbeitszimmer und tritt beiseite um seiner Patientin den Eintritt zu ermöglichen und zu gewähren.

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #8 am: 20.09.2010, 11:07:44 »
Tarasha erwidert Bolbas neugierige Blicke auf gekonnt kokette und forsche Art. Sie folgt dem Halbling in sein Arbeitszimmer, wobei ihre übertrieben hohen Absätze hartes Klacken auf dem Boden verursachen. Sie nickt Bolbas zu, als er sie herein bittet, und nimmt elegant auf einem der Sessel Platz, wobei sie sogleich wieder ihre Beine übereinander schlägt. Sie wartet kurz, bis auch der Jorasco sitzt, und lächelt ihm etwas nervös zu, gefolgt von einem unsicheren Räuspern. Plötzlich scheint es ihr unangenehm zu sein, den Grund ihres Kommens auszusprechen.

„Nun, Sir d’Jorasco“, beginnt sie schließlich. „Es…es handelt sich um eine prekäre Situation. Es geht eigentlich…eigentlich gar nicht um mich. Sondern um meine Schwester. Sie ist eine…Nun, zum Khyber, sie ist eine Hure. Wie ich!“, rückt sie letztlich mit der Wahrheit heraus, und es scheint ein Knoten geplatzt zu sein. Sie verrollt die Augen, als wolle sie sagen: Verdammt, als ob man es nicht ersehen könnte! Ab dann spricht sie schneller und scheint ihre alte Selbstsicherheit wiedergefunden zu haben. „Sie arbeitet leider in etwas zwielichtigen Gefilden – sie hat nicht meine Schönheit abbekommen und ist sechs Jahre älter müsst ihr wissen, in unserem Handwerk macht dieser Umstand einiges aus“, erklärt sie, wobei ihre Nase etwas nach oben wandert. „Nun, macht Euch jedenfalls keine Sorgen um die Bezahlung, ich arbeite im Blutroten Herzschlag, und ich habe etwas zusammengespart, was ausreichend sein sollte.“ Tatsächlich sieht Bolbas, dass die Ringe und Ketten der Frau scheinbar nicht gerade zu einem Spottpreis zu haben sein würden – zahlreiche Edelsteine schmücken Hände und Hals der Professionellen. „Nun, wie dem auch sei – sie hat sich einen merkwürdigen Ausschlag eingefangen. Sie kann…ihr Bett nicht verlassen, und das nicht wegen zu viel Kundschaft wie Ihr Euch denken könnt.“ Sie kichert kurz und zwinkert dem Halbling zu. Ihr Beruf scheint ihr in Mark und Bein übergegangen zu sein. „Ihr solltet einen Blick darauf werfen. Das ist mein Auftrag, den ich als Euch als Kundin erteile. Ihr müsstet allerdings einen Hausbesuch machen, wenn dies denn möglich ist.“ Die Frau faltet ihre Hände auf ihrem Knie zusammen und sitzt kerzengerade auf ihrem Sessel. Ihr Blick ruht auf dem Heiler, dessen Entscheidung über ihr Anliegen sie erwartet.
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #9 am: 21.09.2010, 12:40:34 »
Bei den Göttern, ein solches Geklapper... das ist ja lauter als meine Rüstung in einer leeren Kirche... wie man auf solchen Schuhen nur laufen kann... außerdem mag ich so etwas nicht... bin ja nicht der größte, aber so... eine gekonnt eingesetzte Unverschämtheit...

Bolbas versucht nun jegliche Blicke, die interessiert wirken könnten zu unterlassen und setzt sich auf seinen Stuhl. Direkt gegenüber von ihm Tarasha, die ihm ihr Anliegen vorbringt. Während sie spricht versucht er möglichst professionell zu wirken, allerdings gelingt es ihm nicht ganz und als er, um sich Notizen zu machen, nach seiner Feder greift, die immer noch im offenen Tintenfass steckt, schüttet er fast das kleine Gefäß um. Gerade noch so kann er es fangen. Er entschuldigt sich flüchtig, und Tarasha fährt fort.

Zum Glück ist nichts passiert... die Tinte auf dem Rock, na meine Güte... wer weiss was dann passiert wäre...

Bolbas wundert sich keineswegs über ihre Art zu sprechen, er hat es sogar fast erwartet, die anfangs etwas derbe Ausdrucksweise ist er aus Glanzheim gewohnt, auch dort ist sein Umfeld in seiner frühen Kindheit, sagen wir sehr bürgerlich gewesen.

Ob ihre Schwester wohl... ah nein, scheinbar nicht... naja gottgläubig scheinen sie beide nicht zu sein, Schönheit hin oder her... der Charakter macht den Menschen aus und der Glaube... und wie sie meint, aber mein Haus auch, das Geld...Rotstein, ja... Blutroter Herzschlag... hmm noch nie gehört...könnte alles sein...aber wenn sie meint... sie wird sich die Heilung schon leisten können...

Bolbas betrachtet während dem Gespräch die Geschmeide der Frau, sie glänzen und funkeln, wahrhaftig, falsch können sie nicht sein. Ihr Wert macht ihn Glauben, sie könne sich jegliche Heilung leisten. Als ihm Tarasha mitteilt, dass ihre Schwester bettlägerig sei versucht Bolbas sofort ein Krankheitsbild zu finden, dass auf die Beschreibung der Dirne passt.

Im Bett liegt sie sozusagen... hmmm nicht der Kundschaft wegen... nicht zurück zwinkern, ernst bleiben... eine Krankheit ist niemals ein Kinderspiel, Bolbas reiß dich zusammen...

Tarasha endet mit ihren Ausführungen und blickt Bolbas fordernd an, dieser überlegt nochmals kurz, aber ihm fällt keine Krankheit ein. Er müsste und er möchte auch mehr über den Fall wissen, deswegen fragt er höflich:

"Und deshalb, nun ich meine: eine prekäre Situation, allemal, Bettlägerigkeit, nicht leicht zu verkraften, schwächt den Körper und den Geist. Aber sagt mir doch bitte, was hat sie sonst noch für Symptome vorzuweisen? Ist ihr warm, oder packt sie der Schüttelfrost, schläft sie gut, oder sind Störungen vorhanden? Wie lange dauert die Krankheit schon an?"

Bolbas führt seine Notizen fort, er wartet auf eine Antwort der jungen Frau. Er möchte sich nicht einfach so auf einen Hausbesuch einlassen, zudem er dort nur eingeschränkte Möglichkeiten der medizinischen Versorgung haben wird. Er fährt fort, als er merkt, dass Tarasha etwas schockiert über sein ausführliches Nachfragen ist:

"Dies dient alles nur meiner Vorbereitung, wenn ich nichts genaueres weiss, ist es nicht möglich, sagen wir, mein Köfferchen zu packen. Heilung ist ein langwieriger Prozess. Wenn ihr die finanziellen Mittel aufbringen könnt, so werde ich ihr natürlich helfen, gar keine Frage. Doch gebt mir kurz einen kleinen Überblick über den Verlauf ihres Leidens."

Rostein... hmm Blutroter Herzschlag... eine kranke Frau... nun eigentlich gar keine Frage, ich werde helfen... aber etwas mehr müsste ich schon wissen...

Bolbas blickt nun ebenso erwartungsvoll gen Tarasha, wie vorher sie und wartet auf eine Antwort ihrerseits, allerdings signalisiert sein Körper eine eindeutige Hilfsbereitschaft, er ist zuvorkommend und nicht ablehnend.

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #10 am: 22.09.2010, 12:37:33 »
Die Professionelle atmet tief ein. Ihre Hand wandert an ihr Haar, sie kratzt sich leicht, und streicht eine Strähne hinters Ohr. Ihr Gesicht zeigt nur einen Ausdruck: Unangenehm, unannehmlich, schämend. Nach langen Sekunden beginnt sie zu sprechen.

„Nun, Feista, meine Schwester, sie…sie arbeitet in einem eher herunter…gekommenen Laden. Sie ist eben nicht mehr die Jüngste – aber mit dem Job kann man gut leben hier in Sayandras Garten. Die ganzen Händler, die Reisenden, die Bauern vom Land – fast jeder von ihnen läuft ab und an einmal den Rubinweg entlang. Feista hatte anscheinend einen etwas merkwürdigen Kunden – sie hat mir nicht viel über ihn erzählt, allerdings stimmte wohl irgendetwas mit seiner Haut nicht. Nun, wie dem auch sei, sie fragte nicht danach, und er hat sie doppelt bezahlt. Es begann nach jener Nacht…vor vier Tagen. Sie hatte ein warmes Gefühl im Bauch, und von ihrem Nabel aus breitete sich der Ausschlag aus. Er ist…bräunlich, dunkel. Zuerst sagte sie, es wäre nichts, dass es ihr gut ginge. Spötterkind, sie weiß noch nicht einmal, dass ich hier bin. Ihr müsst wissen, sie hat Angst, dass sie rausgeworfen wird, wenn sie nicht arbeitet. Nun, seit zwei Tagen liegt sie nun aber im Bett, sie erbricht oft. Der Ausschlag ist größer geworden, sagt sie“, erklärt Tarasha merklich nervöser. „Ich...ich habe sie in meinem Zimmer untergebracht - heimlich! - ihres ist immer feucht und es zieht nachts. Ich, ähm…ich habe Angst, dass es irgendetwas Ansteckendes ist. Ich will nicht, dass…dass meine Chefin davon erfährt. Sie ist zum Glück seit einigen Tagen verreist…aber sie kommt heute wieder, mit der Karawane. Ich will meinen Job nicht verlieren – Die Mädchen im Blutroten Herzschlag werden ausgezeichnet bezahlt…deshalb kann ich mir Euren Rat auch leisten, wisst Ihr?“
Ihr Blick ruht auf ihrem Schoß. Sie knotet nervös ihren Schal durch, und ihre Knöchel stehen weiß hervor, so hart krampft sie die Hände zusammen. Dann blickt sie wieder auf Bolbas. „Nun? Können wir gehen?“
« Letzte Änderung: 22.09.2010, 14:02:01 von Kayman »
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #11 am: 24.09.2010, 08:09:21 »
Hmm, scheint ihr ziemlich unangenehm zu sein... Aber drüber zu sprechen noch mehr... ah doch, jetzt rafft sie sich auf, was es wohl ist... mir fällt einfach nichts ein... bekannt kommt es mir schon irgendwie vor... aber nein, das kann es nicht sein, und das... auch nicht... sonderbar... nun gut, dann warten wir mal was sie zu sagen hat...

Nach einigen kurzen Sekunden der unangenehmen, gar peinlichen Stille, in der Bolbas allerlei Gedanken durch den Kopf gehen, von wegen was er wohl gleich zu hören bekommt, bemerkt er, dass Tarasha, die er genau beobachtet, zögerlich einatmet, als ob sie etwas sagen wollte und dann: sagt sie tatsächlich noch etwas zu dem Krankheitsverlauf ihrer Schwestwer, was Bolbas doch überrascht. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie ihn gleich verpflichtet mitzukommen. Jetzt nachdem er gehört hat, was sie zu sagen hatte, überkommt ihn ein eisiges Schaudern, und nochmals spielen seine Gedanken verrückt, oder immer noch?

Feista... soso, sonderbarer Name, aber gut, liegt entweder in der Familie, oder im..."Gewerbe"... herunter gekommen... nicht gut, Hygenie gleich Null würde ich tippen, habe schließlich selbst auch einige unschöne Seiten von Rotstein gesehen.... zumindest schienen sie von außen so... Der Rubinweg... hmm wo war das doch gleich nochmal?... Naja egal, ich sollte Tarasha einfach folgen, sie wird mich dort schon hinführen... keine Ahnung, so gut kenne ich mich hier ja doch noch nciht aus... Einen merkwürdigen Kunden?...

Als Tarasha zu den Ausführungen über den Kunden gekommen war, hatte Bolbas aufgeschaut, sonderbare Leute gab es ja viele, aber in Sayandras Garten gab es nicht viel Gesindel, was man als seltsam bezeichnen könnte, vielleicht nur, und ja darum ging es schließlich, also vermutlich doch, in Rotstein.

Besondere Haut, komisch... vielleicht ein einfacher Ausschlag, eine Ekzem... hoffentlich nichts ansteckendes... Schweigegeld?... naja vielleicht doch nicht so ohne... Vor vier Tagen schon... ungut...sie hätte gleich kommen sollen, mit so etwas ist nicht zu spaßen... ein bräunlicher, dunkler Ausschlag... warmes Gefühl, soso...

Bolbas nutzt die Worte der Dirne, um sich eifrig Notizen zu machen. Schnell kratzt die Feder über das Pergament, welches er sich zurecht gelegt hat. Jedes kleine bisschen Wissen hilft ihm, dem Namen der Krankheit, und so auch dem Wege der Heilung näher zu kommen, hofft er zumindest. Noch immer spricht Tarasha zu ihm und er hört konzentriert zu, um ja nichts zu überhören.

Das ist dann natürlich verständlich... in diesem Milieu... unvernünftig, wirklich... Erbrechen, kein gutes Zeichen... aber ihr Körper scheint sich noch zu wehren... Ja, gut...also ich weiss wirklich nicht wo dieser Blutrote Herzschlag ist, aber ich glaube es ihr und außerdem, das würde mich schon interessieren, was das wohl ist... eine seltsame Krankheit... Vielleicht sollte ich in einem Buch nachschlagen... und ich sollte ihr folgen... mit womöglich ansteckenden Krankheiten ist nicht zu spaßen...

Bolbas bemerkt die aufkeimende Unruhe in Tarashas Handeln, dann als sie fertig gesprochen hat, beendet er seine Notizen mit dem hinzufügen des heutigen Datums und der Randnotiz:

Tarasha und Feista, Krankenaufnahme.

Na dann, auf gehts...

Bolbas erhebt sich und sagt mit besorgter Stimme zu Tarasha:

"Nun, dann sollten wir nicht lange zögern, ich werde schnell noch einmal in einem meiner Bücher nachschauen, ob ich etwas über die Krankheit, die ich im Moment leider noch nicht genauer identifizieren kann, herausfinden kann. Dann werde ich mir schnell den Notfallkoffer holen und dann können wir gehen. Sie nehmen bitte draußen auf dem Sofa Platz, ich bin in wenigen Augenblicken zur Abreise bereit."

Mit diesen Worten geleitet er Tarasha nach draußen in den Emfpangssaal. Dann geht er nochmals in sein Zimmer zurück und geht zu seinem großen Bücherschrank. Er zieht, das ihm richtig erscheinende Buch heraus und blättert wahllos darin herum, doch wirklich finden kann er nichts. Ein wenig hilflos, ängstlich vor dem was ihn erwarten wird, die Beschreibung des dunklen Ausschlages hat ihn ein wenig an die Fäulnis der Feueralraunen erinnert, geht er hinaus in den Empfangssaal, er sperrt wiederum sein Zimmer ordnungsgemäß hinter sich zu. Dann geht er an Tarasha vorbei und holt aus den Notfallzimmer den kleinen ledernen Koffer der extra für Hausbesuche und Ähnliches im Hause bereit steht. In Richtung Küche ruft er Issi entgegen:

"Ich habe einen Notfall, ich gehe jetzt, ich werde vermutlich erst gegen Nachmittag zurückkehren, gib bitte den Anderen Bescheid."

Mit diesen Worten im Mund kommt er schließlich bei Tarasha an, auffordernd blickt er sie an und sagt freundlich:

"Na dann, lasst uns mal gehen, wir sollten uns beeilen!"
« Letzte Änderung: 24.09.2010, 19:49:08 von Bolbas d'Jorasco »

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #12 am: 24.09.2010, 14:44:50 »
Während Bolbas redet, greift seine Kundin in ihre andtasche, aus der sie ein edel aussehendes Seidentaschentuch herausholt, mit dem sie sich etwas die Augen abtupft. Sollte sie etwa...weinen? Sie räuspert sich, steckt das Tuch wieder zurück, schüttelt ihr Haar auf. Sie scheint geradezu eine kleine Verwandlung zu durchleben. "Nun gut!", antwortet sie schließlich, mit fester Stimme, und wieder erstarkter Ausstrahlung. "Recht habt Ihr, Sir d'Jorasco, lasst uns keine Zeit verlieren. Auf zum Blutroten Herzschlag!"

Tarasha wartet wie geheißen in der Empfangshalle, bis Bolbas sie abholt, und tretet mit ihm hinaus an die frische Luft. Es ist inzwischen warm geworden, ein schöner Frühlingstag, und der Duft von Tau und Blumen liegt in der Luft. "Hier", sagt Tarasha, und sie holt etwas aus ihrer Tasche, das aussieht wie ein großes, graues, leicht zerfetztes Stück Stoff. "Nimmt es mir nicht übel, Sir, aber...Auch Noble und Edle Leute kommen in unseren Laden, und sie kommen nie in ihrer alltäglichen Kleidung. Es ist nur ein Angebot...vielleicht wollt Ihr Euch ein wenig tarnen." Sie hält ihm eine merkwürdige Kapuzentunika entgegen, die der Halbling offensichtlich zur Tarnung anziehen soll - wenn er es denn wünscht.

Es dauert eine halbe Stunde, ehe die Prostituierte und der Jorasco den Weg hinab in die Stadt geschafft haben. Der Jahrmarkt liegt vor ihnen, mit zahllosen Ständen, Attraktionen, Zelten und Tischen. Es duftet nach gerösteten Äpfeln, Nüssen, nach Tal und Wein, und nach geröstetem Mais, und das, obwohl die Eröffnung des Festes erst noch bevorsteht. Die Gäste des Jahrmarktes, das hat der Jrasco bereits erfahren, übersteigen die Einwohner der Stadt, Jahr um Jahr.

Tarasha führt ihn immer weiter durch die Gassen, auf die andere Seite der Stadt. Rotstein. Das zwielichtige Viertel der Stadt. Dirnen säumen teilweise den Wegran´d bei nacht, und allerlei Harlunken treiben sich in den Schenken herum. Doch eine Ausnahme gibt es: Der Blutrote Herzschlag, bekannt unter den Anwohnern der Stadt als ein edles Tanzlokal, wo regelmäßig die reichen Händler übernachten. "Da sind wir", sagt Bolbas Begleitung schließlich. Und in der Tat, zumindest von außen scheint es sich um ein gehobeneres Niveau zu handeln als beim Rest des Viertels. Ein übergroßes Herz aus roten Glas hängt thronend über dem Eingang, das Haus ist gesäumt von roten Säulen, und der edle Schriftzug glitzert in der Sonne. Alle Fenster sind dunkelrot, und das Dach des Hauses ist von schwarzen Ziegeln bedeckt. "Los, kommt", drängelt Tarasha, "Wer weiß, wann genau meine Chefin wiederkommt!"

Sie treten in das Etablissement ein, und schlagartig sind der Glanz und der Prunk, den man von außen vermuten konnte, weggeblasen. Innen ist es hell, und das Licht entblößt die Schlichtheit des Hauptraumes. Ein altes Mütterchen ist gerade dabei, den Boden zu schrubben - es gilt, zahlreiche klebrige Stellen und Zigarettenstummel zu entfernen - scheinbar war gestern ein Fest im Gange. An der Bar, die sich gegenüber der Tür befindet, steht ein schmieriger Halbelf mittleren Alters und spült Gläser. Seine trüben Augen wandern herüber zum Eingang, als Tarasha und Bolbas eintreten. Er hat eine Zigarre aus seinem Mundwinkel hängen.
"Hey hey, Tarasha!", ruft er krächzend. "Keine Kunden vor 17 Uhr! Biste bescheuert oder was?"
"Klappe Harry, das ist privat!", schnauzt sie ihn an.
"Ja ja, privat...Dein Glück, dass Gwen nicht da ist, du Flittchen!", nörgelt er zurück, dreht ihnen aber dann den Rücken zu und schrubbt weiter einige Kristallgäser.

Tarasha führt die beiden die Treppen hinauf, die rechts und links der Bar, mit rotem Teppich beschlagen, nach oben führen. Sie gehen einen Flur entlang, und als sie einige Meter gegangen sind, flüstert sie ihm zu. "Das war Harry, der Macker von meiner Chefin. Er hat hier erst mal gar nichts zu melden, keine Sorge!" Nach einigen Schritten zückt sie einen Schlüssel und öffnet eine Tür, Bolbas eifrig hereinwinkend. Der Jorasco ist etwas überrascht. So schlimm sieht das Zimmer gar nicht aus. Es ist etwas karg eingerichtet - nur ein Bett (auf dem eine Frau schlummert) und ein Schrank, Gardinen vor den Fenstern, und Kerzen, überall Kerzen. Eine weitere Tür führt von dem Raum weg - wahrscheinlich in einen Baderaum.
Doch eines überrascht den Halbling noch mehr - und offensichtlich auch Tarasha, die ihre Augenbrauen zusammenzieht und sich eine Hand vor die Nase hält. "Eew...was...was zum Khyber..." Sie blickt ihn panisch an, während sie die Tür zuknallt.
Auch Bolbas zieht ein unangenehmer Geruch in die Nase. Stechend, und dumpf. Es ist der Geruch von...vergammeltem Fleisch!
Makotash - Tonks - Schwester Hermene

Bolbas d'Jorasco

  • Beiträge: 1076
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #13 am: 26.09.2010, 10:04:34 »
Bolbas ist erfreut darüber, dass Tarasha seinen Vorschlag trotz allem, trotz der drohenden Tränen annimmt und vor allem Ernst zu nehmen scheint. Er wundert sich ein wenig über das große Verständnis ihrerseits. Doch er spricht sie nicht darauf an, vermutlich hat sie schon früher oft mit den kuriosesten Krankheiten zu tun gehabt.

Wer weiss, was man sich in diesem... Gewerbe... alle holen kann... die armen Frauen sollten mehr auf sich aufpassen... völlig ausgeliefert... wie frisches Fleisch...

Und wieder steigen Bolbas die faulenden Alraunen ins Gedächtnis, er verwirft den Gedanken jedoch aus Furcht sofort wieder. Er denkt an Jodie, die gerade jetzt im Labor den Grund für die plötzliche Fäulnis, dieser eigentlich doch sehr resistenten und vor allem wertvollen Pflanzen, herauszufinden.

Wenn Salben und Tränke fehlen sollten... und meine Fähigkeiten die ich gelernt habe über das Heilen... nicht ausreichen sollten... nun, dann müssen göttliche Anrufungen taugen... die göttlicher Heerschar möge mir beistehen...

Als Tarasha ihm vor der Tür den zerlumpten Umhang reicht, blickt er sie verdutzt an, doch dann tut er, wie ihm geheißen: Er wirft sich den Mantel aus grauem Stoff über, schwer liegt er auf seinen Schultern, aber er scheint ihm halbwegs zu passen, was ihn sehr wundert, aber vermutlich gehen im Blutroten Herzschlag auch Halblinge ein und aus. Somit wüsste Tarasha ja dann, was ein Jorasco für eine Größe benötigt. Ein leichtes Schmunzeln macht sich auf seinem Gesicht breit. Dann folgt er seiner Auftraggeberin flinken Fußes, er muss sich ranhalten, damit er auf ihrer Höhe bleiben kann. Ihre langen Beine, welche unter dem knappen Rock hervorschauen tragen sie schneller dahin als den kleinen Halbling. Auf dem Weg in die Stadt hinunter schweigt Bolbas, er ist zu sehr damit beschäftigt, einerseits seine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen, die immer noch mit Jodie und ihrer Forschung beschäftigt sind und andererseits nicht den Anschluss an Tarasha zu verlieren. Doch kaum sind sie in der Stadt angekommen scheint sein Geist plötzlich befreit vom Laster der Fäulnis und er spricht Tarasha erneut an:

"Dürfte ich euch etwas fragen, Tarasha? Seid ihr von hier oder seid ihr zugereist? Und noch etwas, habt ihr früher schon einmal die Hilfe des Hauses Jorasco in Anspruch genommen?"

Bolbas saugt alle die sinnlichen Reize in sich auf, den Duft, den Lärm, alles ist ihm fremd, während des Jahrmarkts war er noch nicht in der Stadt. Besonders der Geruch von frischem Tal gefällt ihm, er beschließt auf diesem Wege schon:

Auf dem Rückweg... ich muss hier einfach Halt machen... mich ein wenig umschauen... es wird Zeit mir auch mal wieder etwas zu gönnen und überhaupt... Jodie hat heute morgen schließlich... obwohl, heute Nachmittag sollte die neue Lieferung... doch... naja ein wenig Geld habe ich schließlich noch einstecken... doch erst die Arbeit, dann das Vergnügen...

Als die beiden schließlich vor dem Blutroten Herzschlag ankommen, sieht Bolbas sich nocheinmal genau um: an der gegenüberliegenden Straßenecke sieht er einige vermummte Gestalten, die aufgeregt miteinander tuscheln. Als einer zu ihm herüberblickt stockt Bolbas der Atem: über das rohe Gesicht des Mannes, überzogen von einem unrasierten Bart, zieht sich eine gut eine Hand lange Narbe. Schlecht verheilt sieht sie aus, und die Augen des Mannes scheinen Bolbas durchbohren zu wollen. Schnell wendet sich der Halbling ab. Er betrachtet den Eingang des Tanzlokals und nun fällt es ihm ein, er hat schon davon gehört, in der Stadt auf dem Markt wurde Werbung hierfür gemacht.

Scheint also doch ein gehobenes Lokal zu sein... sie wird sich die Heilung leisten können... da bin ich jetzt gespannt, was mich wohl drinnen erwarten wird...

Doch noch bevor seine Gedanken weiter mit ihm durchgehen können folgt er den Worten Tarashas und betritt mit ihr zusammen den Blutroten Herzschlag. Bolbas ist überrascht wie der Blutrote Herzschlag von innen aussieht: so hatte er sich das nach dem ersten Eindruck nicht vorgestellt. Ein unangenehmer Geruch scheint ihm in die Nase zu steigen, doch, das scheint hier keinen zu stören, vermutlich alltägliche Normalität. Den Mann, den Tarasha Harry nennt, ist Bolbas vom ersten Moment an unsympathisch, doch er geht nicht auf seine Worte ein. Bolbas schweigt und zieht sich stattdessen die Kapuze noch etwas tiefer ins Gesicht. Doch dann fällt ihm auf, dass er ja sowieso seinen Notfallkoffer bei sich trägt, außerhalb des Mantels. Und auf dem Koffer, das Symbol des Hauses Jorasco. Doch er empfindet es nicht als schlimm, Jorasco hilft den Menschen, zumindest denen, die es sich leisten können. Als er Tarasha die Treppe hinauf gefolgt ist, möchte er ihr einen Moment lang die Frage stellen, wer Harry und Gwen und: doch Tarasha erwidert seine Gedanken, noch bevor er sie ausgesprochen hat. Dann betreten sie beide das Zimmer, Bolbas stellt seinen Koffer ab und blickt sich um: zwei Ausgänge hat der Raum, wahrlich karg und roh das Zimmer, aber trocken scheint es zu sein.

Also wohnen möchte ich hier ja nicht... nun gut...also los...

Sein Blick fällt auf das Bett mit der schlafenden Frau, doch dann, die Worte Tarashas und dann erfüllt es auch seine Nase: der faulige Geruch. Er kommt Bolbas sofort bekannt vor und er schlägt sofort die Hände vors Gesicht. Wilde Gedankenfetzen fliegen in seinem Kopf herum, die Alraunen, die Fäulnis, der Gestank, er erscheint ihm ähnlich.

"Tarasha, nicht einatmen, einen Moment!"

Bolbas reagiert, er weiss schließlich noch nicht, ob die Fäulnis ansteckend ist, er geht in die Knie, öffnet seinen Notfallkoffer und zieht zwei aus Leinen gefertigte Schutzvorrichtungen für Mund und Nase heraus. Mit einem Lederband fixiert  er den seinigen Schutz und reicht den anderen an Tarasha weiter. Dann erhebt er sich wieder und deutet Tarasha an ihm zu folgen, langsam geht er auf das Bett zu und sieht in das Gesicht der dort liegenden Frau. Er atmet schwer, der Stoff ist schon nicht mehr der beste und der Gestank nimmt ihm fast den Atem, den davor schützt in die Maske nicht. Schließlich beugt er sich über das Bett.

Oh nein, bitte Götter der Welt, lasst das nicht wahr sein, bitte... tut mir das nicht an, bei der Göttlichen Heerschar... tut mir diesen Fall nicht an... das kann nicht wahr sein...

Kayman

  • Moderator
  • Beiträge: 3012
    • Profil anzeigen
Prolog: Der Greif und der faule Garten
« Antwort #14 am: 27.09.2010, 12:26:09 »
Auf Bolbas Fragen nach ihrer Herkunft reagiert Tarasha ein wenig verstört. Sie scheint es nicht gewohnt zu sein, dass jemand sich tatsächlich für ihre Geschichte interessiert. „Ähm…“, beginnt sie etwas zaghaft. „Nun…interessiert Euch das wirklich, Sir?“ Sie scheint etwas nachzudenken und mustert den Halbling neugierig, aber auch unsicher. Nach einigen Atemzügen spricht sie schließlich weiter. „Nun, ich bin zugereist. Cyre war mein Heimatland, ich wohnte an der Grenze zu Thrane, mit meinen Eltern und meinen Familien. Das Grenzland war ein einziges Chaos, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt. Eines Nachts wurde unser Hof von einer Horde kharrnischer Untoter heimgesucht. Meine Schwester und ich konnten entkommen, aber der Rest…“ Ihre Stimme stockt, und für einen Augenblick scheint sie nicht weitersprechen zu wollen – oder können. „Nun ja, wir haben uns in Thrane drurchgebettelt – die Silberne Flamme war stets großzügig zu uns – und letztlich war es gut, dass wir Cyre verlassen hatten. Nur wenige Monate nach unserer Flucht kam die Klage, und mein Heimatland wurde in Schutt und Asche gelegt.“ Bolbas sieht, dass Tarasha nun tatsächlich Tränen in den Augen hat. Sie lacht nervös. „Ha, die Wege des Wanderers, nicht wahr! Was soll man daran ändern…“

Doch in der Gegenwart haben die beiden andere Sorgen. Sie befinden sich in einem Raum mit einem potentiell ansteckenden Seuchenopfer. Bolbas inspiziert die schlafende Feista eingehend, und was er sieht, gibt zugleich Grund zur Beunruhigung als auch zur Entwarnung. Der Ausschlag sitzt tief im Fleisch der Professionellen, sie scheint geradezu von innen heraus zu verfaulen. Dunkle, fast braune Flecken bedecken ihren ganzen Bauch. An einer Stelle – und dies scheint der Ursprung des Gestanks zu sein – hat sich die Fäulnis bereits nach außen gefressen, und sich eine etwa drei Finger breite Wunde geöffnet.

Glücklicherweise ist sich der Jorasco sicher, dass diese Krankheit nicht durch die Luft übertragen werden kann. Allerdings sehr wohl durch engen Körperkontakt oder den…Austausch von Körperflüssigkeiten jeglicher Art. Er denkt zudem, dass zumindest die Wunde durch einen leichten Heilzauber geschlossen werden könnte. Allerdings wird dies nicht die Krankheit an sich beheben! Feista muss in die Enklave, um behandelt zu werden - möglicherweise merhere Tage oder gar Wochen wird es dauern, die Fäulnis aufzuhalten. Noch scheint es nicht zu spät zu sein, und es besteht Hoffnung für Tarashas Schwester, dass sie überleben wird…jedoch keine Gewissheit.
Makotash - Tonks - Schwester Hermene