Bolbas zuckt zurück, als ihn Tarasha so anfährt. Er ist ebenso überrascht über die Reaktion seines Gegenübers, wie sie. Er merkt inzwischen, dass die Dirne versucht ihm klarzumachen, dass dieser Ort hier nichts für einfache Leute ist. Doch nachdem sie ihren kleinen Wutanfall überstanden hat, sagt er mit beruhigender Stimme, denn er möchte keinen Streit anfangen, und außerdem liegt eine schwerkranke Frau neben ihnen:
"Tarasha, so beruhigt euch doch! Ich habe schon verstanden, dass hier nur die gehobene Schicht ein und aus geht. Aber wisst ihr, ich kenne die Krankheit nicht und ich weiss nicht genau Bescheid über sie: sie könnte sehr gefährlich sein! Etwas mehr Acht zu geben schadet bestimmt nicht. Das das Leben kein Kinderspiel ist wisst ihr ja schließlich selbst, was sage ich euch. Verdammt nochmal, ich fluche nur sehr selten, aber seid euch bewusst, dass diese Krankheit, egal ob bei einfachen Leuten oder bei Leuten der gehobenen Schicht einiges an Schaden ausrichten kann. Ich wollte euch nur einen Rat geben: stellt euch nur einmal vor, diese Krankheit würde sich ausbreiten!"
Bolbas holt tief Luft, er hat das Gefühl, dass er gerade mehr als vielleicht nötig und gut war, gesagt hat. Und just in diesem Moment kommt auch Tarasha wieder zum Zuge. Sie schlägt das Thema "Henkers" vor, ihre Schwester arbeitet dort, und Jahrmarkt ist auch bald, und mit Bolbas gehen wieder einmal die Gedanken durch.
Olladra möge uns gnädig sein... der Jahrmarkt, das war es was ich schon die ganze Zeit im Kopf hatte... Tarasha hat es also verstanden... der göttlichen Heerschar sei Dank... wenn diese Krankheit doch noch mehr Dirnen erreicht hat, oder andere Kunden, viele Familien, viele Menschen könnten dieser Krankheit zum Opfer fallen... was, wenn sich die Wunden noch schneller ausbreiten... was ist wenn bei Infizierten ein Kind zu Stande kommt... kann es überhaupt leben... oder verfault es schon im Mutterleib...oh nein, lasst das alles nicht wahr sein ihr guten Götter dieser Welt...
Tarasha ist es nun auch möglich Bolbas anzumerken, dass er sich gerade selbst verliert und aufhört professionell zu wirken: er macht sich echte Sorgen. Er tritt zwei kleinen Schritte zurück und zieht sich einen Stuhl von der Wand heran, auf den er sich niedergeschlagen hinsetzt.
"Eure Schwester arbeitet im Henkers sagt ihr, Befragungen anstellen sollen wir? Nun sicherlich keine schlechte Idee, aber zuvor muss eure Schwester meine Heilung erfahren und in die Enklave gebracht werden! Die Zeit drängt, ich kann es nicht abschätzen wie schnell sich die Krankheit in ihr schon ausgebreitet hat..."
Wenn die Fäulnis ihr Herz erreicht, dann ist es um sie geschehen... aber ja wir müssen herausfinden, wer dieser Freier war... vielleicht können wir Feista auch einfach selbst fragen... eine Beschreibung des Mannes wäre bestimmt sehr nützlich... im Henkers... hmmm habe ich das schon einmal gesehen... war das nicht dort wo... Moment... denk nach Bolbas... hmmm... aber der Jahrmarkt, es müsste ein allgemeines Verbot, einen Sicherheitshinweis an die Bevölkerung geben... nichts mehr mit geheim... arme Tarasha, ihre Chefin wird sie wohl oder übel entlassen, wenn sie das hier merkt... und Feista, nein, wenn sie wirklich noch mehr Freier hatte danach...
Bolbas steigen schlimme Bilder in den Kopf, der bunte Jahrmarkt, mit all seinen Buden und Ständen, aber hinter jedem Gesicht, das eigentlich fröhlich dreinblicken müsste, keine Freude, zermartert, von Fäulnis befallen, dunkel, eklig und voller Gestank. Kein warmer Tal mehr, übelriechende Brühe: die ganze Stadt ein Fäulnispfuhl, Sayandras Garten versumpft förmlich vor Bolbas innerem Auge. Doch dann rafft er sich auf. Er erhebt sich erneut, blickt Tarasha an und sagt:
"Wir gehen jetzt folgendermaßen vor, wir müssen handeln, es könnte wahrhaftig zu einer Katastrophe kommen, wenn wir nicht sofort loslegen!"
Der Halbling wirkt jetzt wieder sicherer, doch ist im die Angst vor der Gefahr der Krankheit nun deutlich ins Antlitz geschrieben:
"Als erstes kümmern wir uns um Feista, und wir sollten auch sie befragen, vielleicht weiss sie noch etwas, Diskretion hin oder her! Und dann bringen wir sie in die Enklave, vielleicht könnte Harry und helfen? Und dann gehen wir ins Henkers und geben Bescheid, wir fragen uns rum. Wir müssten eine Warnung an die Bevölkerung herausgeben, Flugblätter, irgendetwas. Ich denke in der Enklave werden sich meine Kollegen fürs Erste um deine Schwester kümmern, doch jetzt lasst uns ans Werk gehen!"
Oh Göttliche Heerscharen, helft mir und steht uns allen bei, beschützt uns vor dieser Seuche, befreit uns von der Plage, lasst uns nicht allein, wir bringen euch Dank und Opfer, erhört mein Flehen...
Bolbas greift an sein heiliges Symbol und führt es zum Mund, er küsst es und lässt es dann wieder fallen. Das er ein Stoßgebet getätigt hat ist auch Tarasha nicht verborgen geblieben. Dann weckt sie ihre Schwester und Bolbas ist entsetzt über die Reaktion der Kranken.
Oh nein, ein verwirrter Geist, die Fäulnis, das Gehirn... nein lass es nicht... eine Befragung eher unnütze wahrscheinlich... ein... egal los.
Bolbas stürzt fast, als er einen schritt zurückweicht und hält sich an der Lehne seines zu vorigen Sitzmöbels fest, dann stellt er sich schnell wieder auf feste Beine und spricht mit sanfter Stimme, aber trotzdem sehr bestimmend zu Feista:
"Feista! Mein Name ist Bolbas d'Jorasco, ich bin ein Heilkundiger und Kleriker von Berufswegen her. Hört mir zu!"
Doch Feista will wohl eher andere Dinge mit ihm anstellen, ungerührt fährt der Halbling fort:
"Ihr leidet an einer schlimmen Krankheit, eine Fäulnis breitet sich in eurem Körper aus, eure Schwester hier, Tarasha",
er deutet mit der Hand auf sie,
"hat mich um Hilfe gebeten. Ich habe euch zusammen mit ihr untersucht und keine besonders guten Neuigkeiten für euch: doch es gibt noch Hoffnung!"
Bolbas holt tief Luft, doch er versucht Feista nicht reagieren zu lassen, nicht zu Wort kommen zu lassen, nicht jetzt an dieser Stelle.
"Ihr leidet an einer mir unbekannten Krankheit, doch wissen wir inzwischen, dass sie hochansteckend ist, enge Berührungen und Körperflüssigkeiten, jeglicher Art, können diese Krankheit übertragen. Ihr könnt eurem Beruf vorerst nicht nachgehen. Ihr dürft einer Heilung nichts in den Weg stellen, und der erste Schritt wird es sein, dass ich die Götter in einem Gebet um Heilung bitten werde, ich sollte im Stande sein zumindest die Wunde auf eurem Bauch zu heilen! Dann werden wir euch in die Enklave des Hauses Jorasco bringen, ihr werdet dort wohl einige Zeit in Pflege bleiben müssen, aber ihr könnt wieder gesund werden, habt Mut!"
Doch so recht glaubt Bolbas selbst seinen Worten nicht, doch er beschließt für sich, dass Feista wohl im Moment genügend mit ihren Schmerzen und sich selbst zu tun hat, als dass sie wirklich verstehen könnte, was der Halbling ihr erzählt. Eine Befragung wird er an späterer Stelle anschließen.
Wir sollten einfach von... pah was sage ich einfach... naja vom Schlimmsten ausgehen... das Henkers... es muss geschlossen werden... Quarantäne... Ausgangssperren... die ganze Stadt...
Bolbas wird immer unruhiger, seine Gedanken spielen verrückt. Doch dann fast er sich ein Herz und dreht sich zu Tarasha um:
"Ich fürchte sie versteht mich im Moment nicht richtig, ihr Geist scheint von der Krankheit geschwächt, ich werde nun Heilung für sie erbitten!"
Und ohne auf eine weitere Reaktion der beiden Schwestern zu warten fängt Bolbas mit dem Heilungsprozedere an: Er kniet sich neben das Bett von Feista, greift mit der einen Hand nach seinem heiligen Symbol und hält es in die Höhe, mit der anderen Hand berührt er vorsichtig Feistas Stirn. Dann schließt er die Augen und murmelt leise einige Worte. Er betet zu der Göttlichen Heerschar, er erfleht Heilung für die kranke Frau vor ihm. Und dann erfüllt sich die Luft im Raum plötzlich mit einer angenehmen Wärme, ein leises Summen und Surren durchsetzt die Luft. Bolbas hält den Atem an, er spürt die göttliche Macht, die seinen Körper zu durchströmen scheint, dann ein kurzer Moment: Kleine blaue Funken springen von der Berührung seiner Hand mit dem Körper von Feista auf und ab, als würden sie einen Tanz aufführen. Dann ist es vorbei. Bolbas behält die Augen geschlossen. Er murmelt noch etwas, er dankt seinen Göttern, er erhebt sich langsam, löst die Berührung und öffnet die Augen. Sein heiliges Symbol immer noch in die Höhe gestreckt.