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Autor Thema: Flüsternde Schatten  (Gelesen 7072 mal)

Beschreibung: Einstiegsthread für Moandor

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Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« am: 04.10.2010, 13:08:49 »
Es war inzwischen über drei Wochen her, dass er den Auftrag von Vokial bekommen hatte. Er erinnerte sich noch daran, wie er nachts in seinem Bett in der Herberge gelegen hatte, als er wieder einmal die Stimme aus den Schatten gehört hatte. So oft es auch geschah, er hatte sich nie ganz daran gewöhnen können.

"Moandor. Es gibt eine neue Aufgabe für dich, wichtiger als jede, die ich dir bisher aufgetragen habe. Wisse, wenn du diesen Auftrag annimmst, wirst du in Gefahr geraten."

Fast hatte er geglaubt, ein Gesicht in den Schatten erkennen zu können, doch es war vermutlich nur eine Täuschung. Vokial hatte ihm von einem Mann namens Jaaron Acqueas erzählt, der sich in der Großen Feste aufhalten sollte. Moandor hatte den Auftrag, ihn zu finden. Doch das war bei weitem nicht alles.

Schon einige Wochen vorher hatte Moandor Gerüchte gesammelt über ein Mädchen, das Richtung Himmelstor reiste. Die Informationen waren verwirrend gewesen - die wenigen Zeugen, die er hatte finden können, hatten ihm Dinge erzählt, die kaum der Wahrheit entsprechen konnten. Das Mädchen war angeblich tot, und doch wandelte es über diese Welt. Und es tötete jeden, der sich ihm in den Weg stellte.

Acqueas, so hatte ihm Vokial erzählt, stand mit dem Mädchen in Verbindung. Sein Schatten sprach über diese Dinge, als wäre vollkommen klar, dass die Geschichten über das Mädchen tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Er nannte das Wesen untot. Nur schwach erinnerte er sich an die Bezeichnung, daran, sie einmal in theoretischen Schriften über die Möglichkeiten der Magie gelesen zu haben. Nie hätte er geglaubt, dass so etwas wirklich existieren könnte.

Seine Aufgabe war nun, herauszufinden, was Jaaron Acqueas mit dem Mädchen zu tun hatte, was die Ziele der beiden waren, und - dies beunruhigte ihn am meisten - wo sich das Mädchen im Augenblick befand. Anschließend sollte er das Mädchen aufspüren. Danach würde Vokial ihm weitere Anweisungen geben.

Letzte Nacht hatte er nun endlich eine brauchbare Information gefunden. Ein Händler, der im Marktviertel in der Straße der Dana lebte, erzählte von einem neuen Nachbarn. Es musste ein unheimlicher, gefährlich aussehender Mann sein, und der Händler ließ den Namen Acqueas fallen. Nicht nur das, der Händler berichtete seinen Freunden sogar davon, dass ein wichtiger Händler der Stadt, ein Mann namens Tirkesson, ihn in seinem Haus empfangen hatte.

Es war reiner Zufall, dass Moandor das Gespräch hatte belauschen können, doch es war bei weitem nicht der erste Zufall, der ihm bei seiner Arbeit zu wichtigen Informationen verholfen hatte.

Nun stellte sich die Frage, wo er als nächstes ansetzen sollte. Würde er zur Straße der Dana gehen und versuchen, Acqueas zu finden, oder sollte er zunächst herausfinden, wer dieser Tirkesson war, um mehr über dessen Verbindung zu Acqueas zu erfahren?
« Letzte Änderung: 04.10.2010, 17:55:55 von Sternenblut »
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Rex Macallan

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Flüsternde Schatten
« Antwort #1 am: 04.10.2010, 20:26:54 »
In der Tat erschien Moandor die letzte Begegnung mit seinem Schatten, als wäre es erst gestern gewesen. Und so war ihm auch noch die Warnung Vokials im Gedächtnis verblieben, die dort wie ein Echo umherirrte. Sie - Moandor hatte Vokial einfach ein Geschlecht verpasst um sich das Denken zu erleichtern - hatte ihn vorher noch nie gewarnt, dass ein Auftrag Gefahr bedeuten konnte. Er ging immer davon aus, dass es gefährlich werden würde und dann war es doch nicht viel mehr als ein kleiner Ausflug. Das kannte er schon. Aber nun hatte sie ihn vor Gefahr gewarnt und irgendetwas in ihm sagte ihm, dass es noch viel schlimmer werden könnte.

.mädchen.

Er starrte auf den Zettel auf dem er vor seiner nachmittäglichen Ruhe noch herumgekritzelt hatte. Seine Handschrift war eine Katastrophe, doch Moandor glaubte, dass es ein Vorteil sein würde, wenn jemand versuchen würde seine Notizen zu lesen. Das Wort stand in der Mitte des Papiers und er hatte es mit seinem Kohlestift umkringelt und doppelt unterstrichen. Nach unten rechts wies eine krumme Linie

.untod.  ------------- .eine.theorie.?.

Um hier weiter zu kommen, würde er sich in einer Bibliothek vergraben müssen. Viel Arbeit, viel Langeweile und geringe Aussicht überhaupt auf etwas zu stoßen. Wenn er sich auch nicht allwissend rühmen konnte so hatte er doch das Gefühl, dass es sich um eine Technik handelte, die auch gebildeteren Menschen unbekannt sein konnte.

Eine andere Linie zweigte sich vom Zentrum seiner Notiz nach rechts oben, schlingerte etwas, war unterbrochen - hier war ihm gestern die Spitze des Stifts abgebrochen - und zeigte dann geradewegs auf

.jaaron.acqueas.(str.d.Dana). ============== tirkesson.ist.ein.bedeutender.händler.

Darunter stand

.verbindung.sinn.?.

Moandor wollte Acqueas lieber noch nicht begegnen. Er schätzte die Chance dem Mann einfach die gewünschten Informationen entlocken zu können als riskant ein und wollte nicht dass dieser sein Gesicht schon kannte, wo der doch noch eine andere Möglichkeit hatte etwas über Acqueas zu erfahren.
Der Name Tirkesson sagte dem Agenten nichts, noch nichts zumindest. Wenn ein angeblich wichtiger Händler einen Mann in sein Haus ließ, der anscheinend nicht zu den liebenswürdigeren Gestalten gehörte, die durch diese Straßen wankten, dann hatte das etwas zu bedeuten, schloss Moandor.
Er zog eine Linie unter den Eintrag zu dem Händler und befand diese für jemanden der noch nicht lange wach war, als ausreichend gerade. Der Zettel wurde umständlich zusammengefaltet und im Rucksack mitsamt dem Kohlestift verstaut.
Rucksack und Besitzer fanden sich einige Augenblicke später im Schankraum der Herberge ein und mit einer routinierten Professionalität, wie sie nur ein Geschäftsreisender entwickeln konnte, orderte Moandor ein leichtes Abendmahl.
Essend saß er dort am Fenster und blickte gedankenverloren durch das milchige Glas auf die verschwommenen Gestalten, die vereinzelt an der Herberge vorbeigingen.
"Dann also Beinarbeit", dachte er und stand auf, nachdem er mit seinem Mahl fertig war und nahm sein Gepäck. Als er auf die Straße trat überlegte er einen Augenblick wo er am schnellsten in Erfahrung bringen konnte, wer Tirkesson war und wo er wohnte. Nach einem Händler sollte man wahrscheinlich am ehesten einen anderen Händler fragen. "Die sollten ihre Konkurrenz ja sicher kennen, wenn sie etwas auf sich halten" überlegte er gut gelaunt und ging in Richtung des nächsten ihm bekannten Marktplatzes...
« Letzte Änderung: 04.10.2010, 21:49:44 von Moandor »

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #2 am: 04.10.2010, 21:44:22 »
Sein Weg führte Moandor direkt ins Marktviertel der Großen Feste. Er lief die Straßen entlang, vorbei an der bunten Mischung aus Wohnhäusern und Geschäften, bis er am Haus der Händler ankam. Es war das wichtigste Amt für die Händler in der Stadt, und auch, wenn es schon abend war, befand sich noch immer eine Schlange vor dem Haus. Moandor hatte schon von dem Grund dafür gehört - der Vorsteher Kumarix sorgte eher für neue Probleme als für Lösungen.

Es gab eine Menge Händler hier, die mit Sicherheit nicht in der besten Stimmung waren. Und wenn man jemandem die Möglichkeit gibt, Frust abzulassen, fallen dabei oftmals auch weitere Informationen ab - das war eine Erfahrung, die Moandor nun schon oft gemacht hatte.

Er könnte aber auch noch ein Stück weiter gehen - nicht weit von hier war Filidors Markt, auf dem die ersten Händler vermutlich gerade anfingen, ihre Stände abzubauen. Wenn er sich beeilte, konnte er sicher noch einige interessante Gespräche führen...
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Rex Macallan

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Flüsternde Schatten
« Antwort #3 am: 04.10.2010, 22:00:17 »
Da Moandor nicht danach zu Mute war jetzt noch zu Filidors Markt zu hasten entschied er sich für das reichliche Angebot an unzufriedenen Händlern, das hier mürrisch Schlange stand. Er suchte sich einen der Wartenden aus und ging auf ihn zu.

"Zum Gruße mein Freund." sprach er den Mann mit der ihm eigenen unverbindlichen, freundlichen Art an, "Sagt stehen all diese Händler hier wegen der jüngsten Entscheidung des Vorstehers an? Zu dieser späten Stunde? Ich hörte, dass es sich dabei um eine diskutable Sache handeln solle, aber dass sie so viele auf die Straße ruft hätte ich nicht gedacht."

Moandor untertrieb mit Absicht ein wenig um den Mann gleich aus der Reserve zu locken, in der Hoffnung dass dieser Moandor dann ob des Unrechts, das ihm und seinesgleichen durch Vorsteher Kumarix widerfuhr, aufklären wollte.

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #4 am: 04.10.2010, 22:11:44 »
"Entscheidungen, wohl eher", maulte der Mann, ein hagerer Kerl um die Vierzig, der einen grauweißen Anzug trug. "Oder meint ihr das mit den Marktstunden? Da ist ja noch nicht das letzte Wort gesprochen, dass die eingeschränkt werden sollen. Dieser verdammte Hu-"

Der Mann unterbrach sich, blickte sich nervös um, und räusperte sich. "Auch der Herr Vorsteher muss sich vor seinen Vorgesetzten verantworten, und Gesetzesänderungen bedürfen immer noch der Zustimmung höherer Instanzen. Zum Glück."

Offenbar hatte der Händler einen Nerv getroffen, denn einige der anderen Händler blickten zu Moandor und seinem Gesprächspartner. Ihnen war anzusehen, dass sie dem Händler zustimmten - insbesondere in den Worten, die er nicht mehr ausgesprochen hatte.
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Flüsternde Schatten
« Antwort #5 am: 04.10.2010, 22:35:54 »
Moandor machte ein erstauntes Gesicht, so als würde ihn der unterdrückte Zorn des Händlers ihn sehr verblüffen

"Ist es so schlimm? Ich hatte ja keine Ahnung. Und Ihr steht hier um Euch zu beschweren? Könnt ihr euch denn nicht zusammen schließen? Wir wissen doch beide ganz genau, dass eine Stadt nur so lange funktioniert, wie die Händler es zulassen" nun ein kleiner Hauch Übertreibung und ein anerkennender Blick voller Respekt in die Runde und er sprach weiter mit gedämpfter Stimme "Unter euch befinden sich doch einflussreiche Personen, Tirkesson zum Beispiel. Wenn sich solche Leute querstellen, dann müssen die da oben doch einlenken, oder etwa nicht?"

Jetzt bekomme ich was ich will, oder ich habe eine Revolution angezettelt, dachte Moandor. Bei dem Gedanken an Händler die Selbstverwaltung forderten, kam ihm seine Heimat unwillkürlich in den Sinn...

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #6 am: 05.10.2010, 09:29:51 »
"Der Tirkesson muss sich ja nicht persönlich um sowas kümmern. Der hat seine Leute, die sich die Nerven für ihn aufreiben", erklärte ein anderer Händler.
"Außerdem", warf ein dritter ein, "wenn er dem Vorsteher zu sehr auf die Füße tritt, wird ihm noch die Lizenz entzogen."

"Sie sind noch nicht so weit", hätte sein Vater jetzt vermutlich gesagt.  Es gab noch eine Reihe weiterer Äußerungen, die Moandor deutlich machten, dass die Händler gar nicht begriffen, welche Macht sie wirklich darstellten. Sie waren es einfach gewohnt, sich den Gesetzen der Stadt unterzuordnen.

"Die Vorsteher kommen und gehen", warf ein älterer, dicklicher Mann ein. "Der Handel bleibt. Kumarix ärgert uns alle zwar, aber irgendwann verschwindet er auch, und dann kommen wieder bessere Zeiten."
« Letzte Änderung: 05.10.2010, 09:30:43 von Sternenblut »
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Flüsternde Schatten
« Antwort #7 am: 05.10.2010, 12:28:43 »
Moandors Miene erhellte sich und er lächelte den ersten Händler an "HA! Ihr wolltet mich vorhin auf den Arm nehmen, ich verstehe." Er wedelte gespielt empört mit seinem Zeigefinger umher "Na dann kann es ja gar nicht so schlimm sein, wenn gestandene Männer lieber brav in der Schlange stehen und ihre Späßchen mit ahnungslosen Reisenden treiben."

Er lachte freundlich, schlug dem Händler kameradschaftlich auf die Schulter, zwinkerte verschwörerisch und sprach dann mit etwas leiser "Wir wissen ja beide, dass ihr Händler fast den gesamten Geld- und Warenfluss der Stadt kontrolliert und wenn ihr euch einig seid, jede Regierung in die Knie zwingen könntet. Wahrlich eine noble Geste von Euch, dass ihr es der Stadverwaltung überlasst euren Vorsitzenden zu wählen. Man sollte meinen, sie sollten euch dankbar sein..."

Gedanklich rollte Moandor mit den Augen. "Was sind das bloß für Leute.... Naja vielleicht bleiben ja ein paar vernünftige Gedanken an ihnen haften..."

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #8 am: 05.10.2010, 13:14:09 »
Es war beinahe zu sehen, wie die Gedanken, die Moandor gestreut hatte, langsam einsackten. Zu seiner Überraschung ließen sich die meisten Händler davon aber nicht so beeinflussen, wie er es vermutet hätte.

"Wenn hier jeder nach Belieben seine Macht ausüben würde, dann wäre die Große Feste keine Gemeinschaft mehr", warf der hagere Mann ein, den Moandor als Ersten angesprochen hatte. "Wir wollen hier schließlich kein zweites Nachtsang. Und auch, wenn der Vorsteher mit Verlaub gesagt ein Idiot ist, mit seinen Leuten kann man reden."

Ein anderer Händler mischte sich nun mit einer Gegenmeinung ein. "Aber er hat schon Recht. Wir müssen ja nicht gleich eine Revolte anführen, aber man könnte Kumarix schon spüren lassen, dass er ohne uns nicht viel ausrichten kann."

Der dickliche Händler meldete sich nun wieder. "Und was dann? Ein politischer Machtkampf? Und wenn Kumarix am Ende gestürzt wird, wird sich jeder nachfolgende Vorsteher davor hüten, etwas zu tun, was uns nicht gefällt. Auch dann nicht, wenn es notwendig ist."

Ein junger Mann, offensichtlich eher ein Laufbursche als selbst ein Händler, trat nach vorne. "Das stimmt! Denkt nur an das Reserve-Gesetz vom letzten Jahr. Alle dachten, es wäre eine weitere Gemeinheit von Kumarix, dass ein Großteil der Genußmittel zurückgehalten werden musste. Und dann hat er es geschafft, den Vertrag mit Himmelstor auszuhandeln, und die Waren konnten zu viel höheren Preisen für die Palastfeier zum Weißen Markt verkauft werden. Er konnte aber vorher nichts dazu sagen, weil die Verhandlungen unter absolutem Stillschweigen stattfanden."

Der Hagere meldete sich nun auch wieder. "Ja, er macht viel falsch, aber nicht alles. Vor allem aber würden wir ein falsches Signal setzen, wenn wir einfach bedingungslos unsere Macht einsetzen, um zu bekommen, was wir wollen. Das hat schon mal jemand gemacht. Sein Name war Karnuon. Was das gegeben hat, wissen wir ja alle."
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Flüsternde Schatten
« Antwort #9 am: 05.10.2010, 14:17:49 »
Moandor fiel es schwer nicht resignierend zu seufzen. "Kein zweites Nachtsang? Pass bloß auf du..." Es war irgendwie immer das gleiche. Keiner kannte sich aus, aber Nachtsang war schlimm und da waren sich alle einig. Es wäre kein großes Wunder, wenn niemand hier jemals in Moandors wunderbarer Heimatstadt gewesen wäre. Die Leute hatten eine völlig falsche Vorstellung von der Anarchie...

Aber einen letzten Versuch konnte er nicht ausbleiben lassen, und sei es nur für die Ehre Nachtsangs.

"Gemeinschaft. Da habt ihr recht.", wandte er sich an den dürren Händler "Aber - bei allem Respekt vor dieser wunderschönen Stadt - was ist eine Gemeinschaft denn schon, wenn einer entscheidet und der Rest muss hinterher laufen? Eine Gemeinschaft sollte doch Hand in Hand arbeiten."

Er wandte sich bei den letzten Worten von dem Mann ab und sprach nun zu allen Umstehenden. "Wie kann Kumarix denn auch nicht anders als so viele Fehler zu begehen?" Er machte eine rethorische Pause "Er kann ja nicht wissen was in euren Köpfen und Herzen vor sich geht, meine Freunde. Vielleicht machen seine Entscheidungen ja aus seiner Sicht Sinn. Und wie sollte er auch sonst ohne eure Hilfe andere Entscheidungen treffen?"

Moandor sah sich im Kreise um, blickte jedem tief in die Augen.

"Es liegt an euch Kumarix zu unterstützen. Was glaubt ihr kommt von euren Beschwerden bei ihm an, wenn sich jeder von euch einzeln bei einem der Beamten hier beschwert? Wahrscheinlich nicht viel mehr als ein "Die Händler sind unzufireden, Herr." und vielleicht schönt der arme Mann der diese Nachricht überbringen muss sie auch noch ein wenig um den vielbeschäftigten Vorsteher nicht zu sehr zu verärgern -  wer will es ihm verübeln."
Ein schelmisches Lächeln und es ging weiter. "Jetzt sagt ihr mir vermutlich, dass das vielleicht richtig ist, aber dass ihr keine andere Möglichkeit für euch gibt, ohne gleich die ganze Stadt ins Chaos zu stürzen, nicht wahr?" Er nickte zustimmend und machte ein anerkennendes Gesicht.

"Und das ist richtig. Es ist richtig nicht die Gemeinschaft leiden zu lassen, obwohl ihr es könntet und sicher nicht im Unrecht seid. Ihr seid weise Männer. Ihr seid nicht wie Karnuon." Moandor kannte sich nicht allzu sehr mit der Geschichte dieser Stadt aus, aber die Geschichte dieses Despoten hatte er einmal in einem Lied eines Barden vernommen.
"Ihr wollt nicht die Macht an euch reißen. Nein! Euer Ansinnen ist das Wohl und das Glück eurer Stadt und ihrer Bevölkerung. Inklusive Euch, freilich. Und deshalb sage ich euch, dass es eine Möglichkeit für euch gibt erhört zu werden. Keine Revolution, kein Machtkampf und auch keine falschen Signale."

Er machte eine schuldbewusste Geste und lächelte entschuldigend"Meine Herren, ich muss mich doch sehr entschuldigen. Da stelle ich mich hier hin und erzähle und erzähle und frage nicht einmal ob es euch überhaupt interessiert. Ich bin so etwas wie ein Handelsreisender und kenne die Situation vieler Händler in einigen Städten. Und es betrübt mich, dass es immer solche Probleme gibt, obwohl es doch eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gibt." Er seufzte betroffen und schaute immer noch entschuldigend zu seinen neuen Freunden[1].

Entweder es funktionierte oder es funktionierte nicht. Wenn es funktionierte hätte er sogar vielleicht einen guten Grund zu Tirkesson zu gehen - neutrale Boten und Vermittler brauchte schließlich jeder. Ansonsten müsste er halt einfach nach dem Weg zu Tirkessons Haus fragen und sehen wie sich die Dinge entwickelten. "Mal sehen, ob sie meine Idee interessiert" Wenn er ehrlich war, hatte Moandor einigen Spaß an den Herausforderungen dieses Gesprächs gefunden, auch wenn es ihm nicht so ganz um das Wohl der Händler ging.
 1. Bluffen für den ganzen Absatz: 28

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #10 am: 05.10.2010, 14:39:18 »
Noch während Moandor sprach, fingen die Händler untereinander an, sich über seine Worte zu unterhalten. Moandor fiel ein Mann auf, dem eine besondere Aufmerksamkeit der Umstehenden zufiel, und der die Sichtweise des Handelsreisenden äußerst kritisch betrachtete. Fast glaubte Moandor sogar, der Mann würde seinen Plan durchschauen, als...

"Ich bin zwar nicht dafür, und ich werde mich auch nicht beteiligen, aber wenn ihr meint, das tun zu müssen, halte ich euch nicht auf", schloss der Händler. Die Gesichter vieler Umstehender erhellten sich, fast so, als hätte ein Vater seinem Kind erlaubt, ein neues Spielzeug zu kaufen.

Es blieben einige, die gegen Moandors Pläne sprachen, und auch den einen oder anderen, der sich heraushielt. Den Großteil der Händler hatte er aber tatsächlich überzeugen können, dass etwas geschehen musste.

Ein junger Händler, der einen feinen schwarzen Anzug trug, trat hervor. "Dann sollten wir hier nicht weiter Schlange stehen, sondern einen echten Plan ausarbeiten. Lasst uns rüber ins Goldene Faß gehen und alles besprechen."
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Flüsternde Schatten
« Antwort #11 am: 05.10.2010, 15:25:28 »
Moandor ließ sich von den Händlern in eine Taverne mit dem klangvollen Namen "Zum goldenen Fass" führen und bat dort die Schankmaid - nicht ohne ein einnehmendes Lächeln - den Herrschaften doch einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen, ein paar Getränke auf den Tisch zu stellen und dann die Türe geschlossen zu lassen.

Als sich Mensch, Getränk und Sitzplatz zusammengefunden hatten und die Türen des Raumes hinter der jungen Frau ins schloss fielen trat Moandor in die Mitte des Raumes. Er wartete geduldig bis es ruhig war und ihm die Aufmerksamkeit aller gewiss war.

"Freunde! Zunächst möchte ich mich bei euch für euer Vetrauen und auch für euren Enthusiasmus bedanken. Ihr sollt euren Mut und eure Sorge um Eure Stadt nicht bereuen."
Er blickte in die Gesichter der Händler und war erfreut dass er doch so viele beeindruckt hatte. Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht. Seine Idee war nicht schlecht und würde den Händlern wahrscheinlich sogar sehr gut tun, wenn sie es umsetzen könnten und er würde bei seinem Auftrag einen Schritt weiter kommen.
"Meine Idee, liebe Händler, wird euch die Möglichkeit geben, dem Vorsteher eure Belange klar zu machen und ihm beratend zur Seite zu stehen ohne dass es ein Akt offener Rebellion wäre oder Kumarix in Verlegenheit bringen könnte."
Er machte einen Schritt vorwärts der Front der zuhörenden Händler entgegen und hob seine Hand mit gestrecktem Zeigefinger vor seine leuchtenden Augen.
"Im Gegenteil, meine Freunde! Wenn ihr es geschickt anstellt - und wer könnte geschickter als ein Händler sein, frage ich euch - dann wird es jeder so auffassen, dass ihr mit Kumarix zusammenarbeiten wollt, dass ihr euch hinter ihn stellt und es wird aussehen als würdet ihr ihm beipflichten "Ja was du tust, ist gut Kumarix. Und ja wir brauchen dich." Und doch könnt ihr ihm sagen wo euch der Schuh drückt. Ihr könnt ihm aufzeigen, was in eurem Interesse getan werden muss. Und er wird auf euren Rat hören, denn er bekommt ihn direkt von euch und nicht von seinen Untergebenen. Und er wird mit Sicherheit nicht mehr so schnell eine falsche Entscheidung treffen, denn er weiß ja nun was in euch vorgeht!"

Er nahm einen Schluck Wasser aus seinem Krug und sprach dann weiter.

"Ihr wollt wissen wie? Es ist ganz einfach, aber - und da will ich euch nichts vormachen, meine Freunde - ihr werdet hart daran arbeiten und Tag für Tag für die Gemeinschaft einstehen müssen. Doch ihr seid dazu fähig, das wisst ihr ganz genau, denn ihr tut es für das Wohl Aller!" Er schlug mit der Faust in die offene Handfläche und blickte verwegend rein.

"Die Lösung heißt Organisation, meine Herren. Bildet eine Ratskammer, ein Forum in dem ihr alle offen sprechen könnt. Diskutiert Politik und Marktlage und findet heraus was getan werden muss für Handel und Gesellschaft. Benennt einen Vetreter, der als einzelne Person direkt beim Vorsteher vorsprechen kann. Kumarix kann und wird diesen gesandten nicht ablehnen. Er wird ihn anhören. Und er wird so von eurer Situation hören und so wird er alles haben was er braucht um dir richtigen Entscheidungen zu treffen! Das ist der Weg!" Er sah die Händler freundlich an und nickte einzelnen von ihnen zu die seinen Blick erwiderten.
"Ihr wenigen, die ihr hier sitzt, ihr könnt diejenigen sein, von denen man später sagen wird, dass sie es waren, die der großen Feste zu so viel Wohlstand und Frieden verholfen haben. Die Väter einer Bewegung, wenn ihr so wollt. Doch in eurem Weitblick wisst ihr, dass diese Zahl nicht ausreicht, um diese Vison in die Tat umzustezen. Ihr braucht mehr die eure Sache unterstützen und ihr müsst natürlich auch einige der einflussreicheren Händler zu euch ziehen."

"So und jetzt geht der Rest bitte auch noch glatt"

"Dieser eine Mann vorhin. Der, der sagte, er würde Euch nicht aufhalten? Er schien mir einer von jenen zu sein die großen Einfluss unter Euch besitzen, nicht war? Nun er wird euch nicht daran hindern das Richtige zu tun und das ist gut, aber nicht gut genug. Leute wie er sind es, die ihr auf eure Seite bringen müsst. Sie müssen euch unterstützen. Habt ihr Ideen wer dafür in Frage kommt?"

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Flüsternde Schatten
« Antwort #12 am: 05.10.2010, 15:45:58 »
Einer der Händler, ein übergewichtiger, schwitzender Mann in dunkelbrauner Lederkleidung, stand auf und räusperte sich. "Moment mal. Das ihr die Idee geliefert habt, war zwar wirklich nett von euch, aber ihr sagt selbst, ihr seid ein Handelsreisender. Die weitere Planung solltet ihr dann wohl den ansässigen..."

Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, weil die dunkelhaarige Frau, die neben ihm saß, ihm mit dem Ellenbogen leicht in die Seite stieß. "Lass ihn reden, Pavlok, er hat mit Sicherheit sinnvollere Dinge zu sagen als du."

Moandor ahnte, dass die Frau ihm wahrscheinlich gerade alles gerettet hatte. Einige der Händler hatten bedeutsam genickt, als Pavlok gesprochen hatte, doch dass die Frau den dicken Händler bloßgestellt hatte, ließ auch alle anderen für den Moment verstummen.

Als er schließlich seine Rede beendet hatte, herrschte einen Moment Schweigen. Schließlich war es ein junger Mann, der teure, aber leicht geckenhaft wirkende Kleidung trug, der aufstand. "Ich werde es tun", erklärte er. "Ich habe viele Kontakte bei Hofe, und weiß auch, wie man mit Beamten umgeht."

Niemand widersprach ihm, aber den Gesichtern der anwesenden Händler war anzusehen, was sie von dem Vorschlag hielten. Teils sogar hilfesuchend blickten sie zu Moandor, hoffend, dass er ein gutes Gegenargument anbringen könnte...
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Flüsternde Schatten
« Antwort #13 am: 05.10.2010, 16:16:28 »
Moandor schenkte der dunkelhaarigen Händlerin ein scheues Lächeln. Natürlich sollten die Händler die Dinge selbst in die Hand nehmen, nur noch nicht sofort...

Als er geendet hatte und gespannt auf die Reaktion der Händler wartete nahm er einen weiteren Schluck aus seinem Krug. Wenn das hier gut ging hatte er sich ein vernünftigeres Getränk redlich verdient.

Dem jungen Mann, der sich nun erhoben hatte, schenkte er einen respektvollen Blick ehe er wieder das Wort erhob: "Großartig! Euer Mut beeindruckt mich zu tiefst mein Freund! Und auch Ihr" er nickt zu Pavlok den Schwitzenden herüber "Habt natürlich recht, dass diese Sache von Euch und nicht von einem Auswärtigen getragen werden muss und doch möchte ich Euch bitten noch einen Moment auf Eure liebreizende Kollegin zu hören" Moandor deutete lächelnd eine dankbare Verneigung vor der Frau an.

Er wandte sich wieder an den jungen Mann in der übermodischen Kleidung "Aber wollt ihr wirklich sofort mit offenen Karten spielen?" Die Frage richtete sich an alle im Raum. "Man könnte ja nun sagen ich hätte euch dies eingebrockt und so biete ich mich euch gerne als Mittelsmann an, wenn ihr dies wünscht." Er verneigte sich. "Seht es ist doch ein großer Vorteil, wenn eine neutrale Person die ersten Sondierungsgespräche in eurem Auftrag führt. Wir können ja nicht sicher sein, dass sich jeder Euch sofort anschließen wird. Wenn es erstmal richtig losgeht, dann werden sie sich euch anschließen wollen. Und wie sie euch unterstützen werden, denn sie wären es gerne gewesen die an diesem Abend hier in dieser Taverne gesessen hätten. Mit euch und mir. Eine bessere Zukunft planen. Aber jetzt ist es ihnen vielleicht nicht möglich eure Weisheit zu erkennen. Und wenn eine neutrale Person eure Anliegen vorträgt, müsst ihr euch nicht darum sorgen, dass diese Leute euch das Leben schwer machen. Ich brauche davor keine Angst zu haben, denn meine geschäfte werden nicht davon betroffen sein."

Er blickte wieder alle im Raum an und begann dann nun endlich auf den Punkt - also seinen Punkt - zu kommen.

"Ich hörte von dem Herren Tirkesson, der ein Mann sein soll der mit sich reden lässt und großen Einfluss besitzt. Wäre es nicht ein Gewinn für eure Sache, wenn wir ihn dafür gewinnen könnten? Wenn ihr möchtet werde ich es gern für euch versuchen. Allerdings wäre es mir sehr nützlich wenn ihr mir ein wenig über ihn erzählen könntet. Ihr kennt ihn natürlich besser als ich und ich würde gerne von eurer Erfahrung profitieren. Was meint ihr?"

Moandor stand locker an einen Pfeiler angelehnt und lugte über den Rand seines Kruges in dem noch genug für einen Schluck sein musste. Innerlich stand er kerzengerade und wartete ungeduldig auf die Antwort der Händler...

Sternenblut

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Flüsternde Schatten
« Antwort #14 am: 05.10.2010, 22:23:04 »
Etwas ging schief. Er hatte bis hierher alles richtig gemacht, doch noch während er weitersprach, merkte er, wie Zweifel in den Gesichtern einiger Händler aufkamen. Enttäuscht, frustriert, abweisend, ließen sich mehrere Händler in ihre Stühle fallen oder unterhielten sich kopfschüttelnd. Vielleicht noch die Hälfte der Anwesenden hörte ihm aufmerksam zu.

"Also, was wollt ihr wirklich?" fragte Pavlok schließlich. "Ihr habt am Haus der Händler schon Herrn Tirkesson erwähnt. Was wollt ihr von ihm?"

Ein anderer Händler, ein junger Mann mit wachen Augen und langen blonden Haaren, nickte Pavlok zu. "Hier geht es nicht um uns."
Er sah Moandor direkt in die Augen. "Sprecht die Wahrheit, oder geht."
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