Es war inzwischen über drei Wochen her, dass er den Auftrag von Vokial bekommen hatte. Er erinnerte sich noch daran, wie er nachts in seinem Bett in der Herberge gelegen hatte, als er wieder einmal die Stimme aus den Schatten gehört hatte. So oft es auch geschah, er hatte sich nie ganz daran gewöhnen können.
"Moandor. Es gibt eine neue Aufgabe für dich, wichtiger als jede, die ich dir bisher aufgetragen habe. Wisse, wenn du diesen Auftrag annimmst, wirst du in Gefahr geraten."
Fast hatte er geglaubt, ein Gesicht in den Schatten erkennen zu können, doch es war vermutlich nur eine Täuschung. Vokial hatte ihm von einem Mann namens Jaaron Acqueas erzählt, der sich in der Großen Feste aufhalten sollte. Moandor hatte den Auftrag, ihn zu finden. Doch das war bei weitem nicht alles.
Schon einige Wochen vorher hatte Moandor Gerüchte gesammelt über ein Mädchen, das Richtung Himmelstor reiste. Die Informationen waren verwirrend gewesen - die wenigen Zeugen, die er hatte finden können, hatten ihm Dinge erzählt, die kaum der Wahrheit entsprechen konnten. Das Mädchen war angeblich tot, und doch wandelte es über diese Welt. Und es tötete jeden, der sich ihm in den Weg stellte.
Acqueas, so hatte ihm Vokial erzählt, stand mit dem Mädchen in Verbindung. Sein Schatten sprach über diese Dinge, als wäre vollkommen klar, dass die Geschichten über das Mädchen tatsächlich der Wahrheit entsprachen. Er nannte das Wesen untot. Nur schwach erinnerte er sich an die Bezeichnung, daran, sie einmal in theoretischen Schriften über die Möglichkeiten der Magie gelesen zu haben. Nie hätte er geglaubt, dass so etwas wirklich existieren könnte.
Seine Aufgabe war nun, herauszufinden, was Jaaron Acqueas mit dem Mädchen zu tun hatte, was die Ziele der beiden waren, und - dies beunruhigte ihn am meisten - wo sich das Mädchen im Augenblick befand. Anschließend sollte er das Mädchen aufspüren. Danach würde Vokial ihm weitere Anweisungen geben.
Letzte Nacht hatte er nun endlich eine brauchbare Information gefunden. Ein Händler, der im Marktviertel in der Straße der Dana lebte, erzählte von einem neuen Nachbarn. Es musste ein unheimlicher, gefährlich aussehender Mann sein, und der Händler ließ den Namen Acqueas fallen. Nicht nur das, der Händler berichtete seinen Freunden sogar davon, dass ein wichtiger Händler der Stadt, ein Mann namens Tirkesson, ihn in seinem Haus empfangen hatte.
Es war reiner Zufall, dass Moandor das Gespräch hatte belauschen können, doch es war bei weitem nicht der erste Zufall, der ihm bei seiner Arbeit zu wichtigen Informationen verholfen hatte.
Nun stellte sich die Frage, wo er als nächstes ansetzen sollte. Würde er zur Straße der Dana gehen und versuchen, Acqueas zu finden, oder sollte er zunächst herausfinden, wer dieser Tirkesson war, um mehr über dessen Verbindung zu Acqueas zu erfahren?