Dayn ist schon halb auf dem Wege nach draußen, und somit hat die Demokratie die Sachlage im Inneren der Enklave entschieden – Rendal zieht den Kürzeren, die Ermittler brechen das Verhör vorerst ab und begeben sich nach draußen, um ihre Gefährten zu suchen. Doch zuvor hält Bolbas sein Versprechen ein und begibt sich ins Büro von Flynni d’Jorasco, um die geplante Unterredung durchzuführen. Rendal kümmert sich unterdessen um das Barbarenorakel – es ist immer noch vorzüglich gefesselt, und schwach und gebrechlich, weshalb es auch Rendal einige Mühe kostet, den Wilden aufzurichten und zu stützen, ohne sich selbst schmutzig zu machen.
Als Bolbas in das Krankenzimmer geht, ist Flynni gerade über den kreidebleichen Redril gebeugt. Bolbas sieht, dass mittlerweile die Haut des Psionikers bläulich angelaufen ist. Es scheint dem jungen Jorasco, als ob ein Erfrierungsopfer vor ihm liegt. „Sir d’Jorasco“, sagt Flynni, und er scheint dabei zu seufzen. „Gut, dass Ihr es einrichten konntet. Ich wollte mit Euch noch...über eine gewisse Sache reden“, sagt er, während er sich die Handschuhe abstreift. „Diese...Herrschaften draußen...sind sie Euch geheuer?“, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wie dem auch sei, sie scheinen ein gutes Ziel zu verfolgen – und doch, ich kann ihre Anwesenheit, zumindest die des Zwerges und der jungen...Dame kaum ertragen. Ich möchte sie hier drinnen nicht mehr erblicken. Und Ihr solltet ein Auge auf sie haben. Solche niederen Umgangsformen und quasi nicht vorhandene Disziplin haben noch selten etwas Gutes zur Folge gehabt, lasst Euch dies gesagt sein, Sir d’Jorasco“, betont er streng. Er geht mit Bolbas aus dem Zimmer, hinüber in sein edel eingerichtetes Büro. „Doch nun zur eigentlichen Sache“, sagt er, während er Bolbas die Tür hineinschiebt, welche er sogleich schließt. „In dieser Seuchenangelegenheit: Mir, und Euch sicherlich ebenso, schwahnt nichts Gutes bei der Sache. Möglicherweise geht es gar über die Grenzen unserer Vorstellungskraft hinaus. Seid vorsichtig, Sir d’Jorasco. Und bitte, liefert mir regelmäßig Berichte dazu ab – wie der Zustand in der Stadt ist, ob es bereits weitere Opfer gibt, und so weiter. Wir werden hier oben vielleicht sehr am Rotieren sein, und jede weitere Information kann uns helfen. Jodie wird sich um diese Alraunensache kümmern, und Ezro und ich müssen die Kranken versorgen. Bei Olladra...dies könnte das Entsetzlichste sein, was Sayandras Garten und unserer Enklave seit dem letzten Krieg bevorsteht!“ Er geht zu seinem Schreibtisch und setzt sich auf den Stuhl, schwerfällig, und auf einmal sieht er müde und traurig aus. „Setzt Euch!“ Er wartet kurz. „Euer Freund wird es nicht schaffen“, sagt er urplötzlich. „Er ist zu schwach. Es würde an ein Wunder grenzen, Sir.“ Sein Kehlkopf bebt auf und ab, doch er behält seine Fassung und schaut Bolbas mit festem Blick an. „Doch Ihr dürft nicht verzagen. Es gilt, viele Leben zu retten. Darauf müsst Ihr Euch konzentrieren. Die Zeit zu lamentieren wird kommen, doch noch ist es nicht soweit.“ Bolbas hat Gerüchte gehört über die fürchterliche Vergangenheit seines Vorgesetzten, und nun, da er Flynni sprechen hört und seinen Ausdruck sieht, kann er sich gut vorstellen, dass sie der Wahrheit entsprechen. Er öffnet einen Schrank hinter sich und holt einen kleinen, edel aussehenden, dunkelgrünen
Rucksack hervor. Er sieht aus, als würde ihn eher eine Frau tragen als ein Mann, edel verzeiht, mit rosafarbenen Rosenblättern und hübschen Stickereien. „Hier. Ihr werdet ein wenig Hilfe brauchen, zum Einen mit diesen widerlichen Leichnamen da drüben, doch vielleicht auch in Zukunft“, sagt er mit wohlwollender Stimme. Er schiebt den Rucksack zu Bolbas und zeigt lächelnd darauf. „Macht ihn mal auf!“
Als Bolbas die Schnalle öffnet und einen Blick hineinwirft staunt er nicht schlecht. Obwohl der Rucksack ganz gewöhnlich aussieht, könnte sich Bolbas gut vorstellen, im seinem Innenfach ein kleines Zimmer einzurichten, so viel Platz ist darin. „Da könnt Ihr die Leichen hineinstopfen, zum Transportieren. Es ist nicht die pietätvollste Art – doch Ihr solltet Euch vor neugierigen Blicken und feindlichen Augen schützen, Sir“, rät er dem Jungjorasco. „Macht Euch keine Sorge um das Gewicht...Der Rucksack wird immer gleich viel wiegen! Aber versucht nie, lebende Geschöpfe darin zu transportieren, man erstickt in dem Rucksack!“
Sir Flynni d’Jorasco führt Bolbas noch zur Tür von seinem Büro. „Vergesst die Berichte nicht und gebt auf Euch Acht“, sagt er ihm vor Verabschiedung, und schließt die Tür sachte hinter ihm.
Kurze Zeit später treten die drei Ermittler zusammen mit dem geknebelten Orakel an die frische Luft. Es tut den Dreien gut, endlich etwas anderes zu riechen als Eiter, Kot und Schweiß, welches in dem Verhörzimmer der unweigerlich bestimmende Geruch war. Das Orakel stöhnt, als es nach draußen gezerrt wird, anscheinend ist ein solch prächtiger Tag eine wahre Qual für ihn.Die Nachmittagssonne steht bereits tief am Himmel und ihre orangefarbenen Strahlen blenden sie. Doch...da! Sie sehen, dass Scarlet und eine kleinere Gestalt – es ist Jodie – auf der anderen Seite des Enklavenvorplatzes durch das Dickicht pirschen. Von Ghart ist jedoch nichts zu sehen.