Autor Thema: Astonishing Tales  (Gelesen 2714 mal)

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Ansuz

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Astonishing Tales
« am: 07.11.2010, 23:46:20 »
Hier findet ihr euer Fluff-Rüstzeug.
Still to come:

1. Die Verpuppung
2. Geschichte der Metagenetischen Revolution
3. Derzeitige Situation
4. The Big Names

Ansuz

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Astonishing Tales
« Antwort #1 am: 14.11.2010, 23:52:49 »
1. Die Verpuppung

Geschätzte 4-5% der Menschheit verfügt über ein Gen, dass sie von ihren Mitmenschen abhebt. Es kann ein ganzes Leben lang inaktiv bleiben, ohne dass es sich außerhalb aufwendiger Testreihen nachweisen ließe. Im DNA-Komplex fällt es nicht auf, da es je nach Individuum eine völlig eigene Struktur bildet. Auf den ersten Blick wirken sie gleich, jedoch nicht mehr, als es Eiskristalle täten. Die Ähnlichkeit täuscht.
Einzig verbindendes Glied zwischen den Strukturen sind zwei Aminosäuren und ein Enzym, das sich nur in jenen 4-5% nachweisen lässt. Bisher schlug jeder Versuch einer Synthetisierung fehl, sehr zum Bedauern von Pharma- und Agrarkonzernen, von Militär und Informationsdiensten einmal abgesehen.
Ein Japaner namens Taijiri Suguira, identifizierte das Gen 1986 mehr oder weniger durch Zufall. Eigentlich untersuchte er lediglich das muskuläre Potential mehrerer Probanden. Er taufte es das "T-Gen", T für tenno, d.h. Kaiser. Als sich die Nachricht verbreitete, brodelte die Welt der Wissenschaft. Besonders die anglikanischen Gelehrten konnten nicht fassen, dass ein südostasiatischer Kollege sie übertrumpft haben könne.
Leider konnte er – und niemand nach ihm – begründen, wodurch das Gen genau wirkt. Teilweise kann auf dem aktuellen Stand der Technik nicht einmal festgestellt werden, wodurch manche Effekte biologisch möglich werden. Obwohl diese Tatsache von der Presse oft genug aufgebauscht wird, sollte sie nicht verwundern, weiß der Mensch doch bis heute nicht, warum die physikalischen Thesen, die er mit der Zeit aufgestellt hat, überhaupt funktionieren.
Dafür ist genau erforscht, wodurch und wie sich das T-Gen aktiviert. Für den Prozess wurde vom deutschen Humanbiologen Hubert Lärch 1984 die Bezeichnung Postnatale Metagenetische Transformation (PMT) geprägt. Die Popkultur hat daraus "Verpuppung" gemacht. Ein überraschend passender Terminus, wie sich im Folgenden zeigen wird.
Der häufigste Auslöser für eine PMT ist eine extreme Stresserfahrung, die oft ins Traumatische übergeht. Aus diesem Grund konzentrieren sie sich auf urbane Gegenden, vornehmlich in ärmeren Ländern. Es bedarf nicht unbedingt eines einzelnen Moments; über längere Zeiträume andauernder Stress, oft gepaart mit psychologischen Besonderheiten, kann ebenso als Auslöser fungieren. Es ist zudem möglich, eine Verpuppung künstlich herbeizuführen, etwa mit Elektroschocktherapien oder starker Suggestion. Erstaunlicherweise sind Fälle bekannt, in denen sch Menschen mit dem T-Gen entweder durch Meditation oder extremer Autosuggestion selbst zum Verpuppen gebracht haben.
Den Namen hat der Prozess aufgrund der Ähnlichkeit zu dem bekommen, was mit Insektenlarven geschieht. Sie schließen sich in einen Kokon ein und lösen sich darin komplett auf. Die Stoffe, aus denen ihr Organismus besteht, bleiben erhalten, nicht jedoch der Körper. Etwas völlig Neues entsteht aus den Überresten des Alten, eine Kreatur, die fast nichts mit ihrem Vorgänger gemein hat. Das populärste Beispiel für eine derartige Metamorphose ist die Entstehung eines Schmetterlings, eines Imagos. Aus diesem Grund ist das auch die Selbstbezeichnung der meisten Gen-Träger.
PMT ziehen sich über Tage hin. Während dieser Zeit ist der Betroffene bestenfalls zu rudimentärer Kommunikation fähig, außergewöhnlich anfällig für sowohl physische als auch psychische Belastung und mehr oder weniger unfähig zu klaren Gedanken. Formulierungen gelingen nicht, die Erinnerung verschwimmt und alles scheint weit entfernt, wie durch Plexiglas abgeschirmt. Halluzinationen ähnlich denen eines LSD-Trips sind die Regel. Verpuppende, die unter dem Einfluss psychoaktiver Drogen stehen, zerbrechen daran meist.
Für gewöhnlich sind entstehende Imagos immobil, da jede Anstrengung ihren Stoffwechsel überlasten und zu Traumatas und Schlaganfällen führen kann. Körperlich schwache Menschen überstehen eine PMT zumeist nicht. Selbst Leistungssportler sind gerade einmal fähig, selbstständig Nahrung aufzunehmen. Man geht gemeinhin davon aus, dass unbeaufsichtigte PMT tödlich enden. Natürlich sind Gegenbeispiele bekannt, aber diese sind rar gesät.
Inzwischen verfügt jedes moderne Krankenhaus über einige Zimmer, die speziell für die Unterbringung und Versorgung von Verpuppenden eingerichtet wurden. Dort werden regelmäßig Tests durchgeführt, um das Geschehen nachverfolgen zu können. Es stimmt wenig verwunderlich, dass die meisten Imagos eine ausgesprochene Abneigung gegen Krankenhäuser und medizinische Labors hegen. In der sensibelsten Phase des Lebens geröngt zu werden ist nicht gerade eine angenehme Erfahrung, zumal eine PMT tagelange Schmerzen bedeutet. Eine Schwangerschaft soll dagegen ein Spaziergang sein.
Wer sie übersteht, muss eine Routineuntersuchung über sich ergehen lassen. Die medizinischen Daten des Individuums werden komplett neu erfasst. Oftmals haben sich Blutgruppe, mögliche Allergien, motorische Befähigung, BMI und mehr verändert. Erbkrankheiten sind für gewöhnlich nicht mehr vorhanden. Unfurchtbare können plötzlich Nachwuchs zeugen und Behinderte sind von ihren Beeinträchtigungen erlöst. Obwohl potentiell tödlich, gleicht eine PMT einer Wunderheilung.
Besonders faszinierend ist, dass die Patienten danach oft in einem Maße verändert scheinen, dass nicht bloß mit einer verstörenden Erfahrung begründet werden kann. In den meisten Fällen sind die Veränderungen kaum merklich. Zum Beispiel könnte sich das Leibgericht oder die Lieblingsserie ändern. Ebenso oft verändert sich ihre Persönlichkeit aber auf so vielen Ebenen, dass alte Freunde sie nach ein paar Wochen nicht mehr wiederkennen. Jemand, der an Klaustrophobie litt, könnte sich plötzlich mit Agoraphobie konfrontiert sehen. Ein absoluter Sicherheitsnarr könnte zum Adrenalinjunkie mutieren, Depressive nahezu manisch lebenslustig werden und so weiter.
Etwa 35% aller Träger sind statistisch gesehen besonders anfällig für aufkeimende Persönlichkeitsstörungen. Ihre Körper verwandeln sich während der Verpuppung in groteske Monster. Die Fähigkeiten, die sie erhalten, sind oftmals ebenso schädlich für sie wie ihre Umwelt. Solche armen Seelen begehen häufig Suizid, da sie die Isolation von ihren Mitmenschen nicht ertragen können. Nicht wenige wählen dunkle Pfade, die sie in Konflikt mit Vigilanten und Autoritäten bringen. Sie selbst nennen sich Chimären.
Jeder Gen-Träger, gleich ob Imago oder Chimäre, ist in den meisten Ländern der Welt, Deutschland nicht unter ihnen, gesetzlich dazu verpflichtet, sich in staatseigenen Verzeichnissen registrieren zu lassen. Ihm werden Fingerabdrücke, Blut-, Urin- und Speichelproben abgenommen. Bei Psionikern werden zudem die Gehirnströme gemessen und gespeichert. In den USA, England, Russland, China, Saudi-Arabien, Syrien, Nordkorea, Indien und einigen anderen Staaten geschieht die Registrierung direkt nach der Verpuppung.
Die medizinischen Daten sind im Grunde untergeordneter Bedeutung. Obwohl es immer wieder zu Skandalen wegen dem illegalen Verkauf von Patientendaten an Pharmakonzerne kommt, sind es die Kräfte der Imagos, die als gefährlich genug gewertet werden, die Menschenrechte zu ignorieren. Bisher wurde kein Weg entdeckt, sie vorherzusagen oder mittels gleich welchert Art der Messung ihr Potential zu bestimmen. Bewiesen ist einzig, dass sich die Länge der Verpuppung proportional zur erlangten Macht verhält. Ein Imago mit erweiterten Sinnen wird kaum mehr als zwei Tage bettlägig sein, während ein versatiler Psioniker mindestens eine Woche benötigt. Es scheint vom Menschen abzuhängen, wie stark sich das T-Gen auf seinen Organismus auswirkt.
Seit Jahrzehnten spekuliert man, ob es auch das Wesen des jeweiligen Menschen ist, dass die genaue Art seiner Kräfte bestimmt. Obwohl sie manchmal tatsächlich überaus passend erscheinen, kann man nicht davon ausgehen. Es scheint, als entwickelten sie sich rein zufällig.
Die meisten Imagos besitzen nicht mehr als eine Kraft, die ihnen im alltäglichen Leben wenig nützt und selten gefährlich ist. Die Erfahrung hat bewiesen, dass sich das allerdings durch wiederholten und zielgerichteten  Gebrauch ändern kann. Ein Pyrokinet, der ursprünglich bloß Kerzen anzünden konnte, vermag nach einigen Jahren des Trainings Stahl zu schmelzen. Aus diesem Grund sind Imago-Sportler, -Gelehrte und -Regierungsagenten in der Regel mächtiger als ihre inaktiveren Mitmutanten.
Ob das Segen oder Fluch für die Welt ist, mag jeder selbst entscheiden. Imagos und Chimären werden nicht einfach verschwinden. Die Menschheit muss sich entweder mit ihnen arrangieren oder in den Krieg ziehen. Würde das geschehen, wäre das wahrscheinlich die Erfüllung des Johannes-Evangeliums.