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Autor Thema: Casus Belli  (Gelesen 83233 mal)

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Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #30 am: 18.04.2011, 20:53:18 »
"Das ist sie, die Solros!", rief Alfred aufgeregt.

Es durfte doch nicht wahr sein, dass ein Mann von Autorität und militärischer Macht arg- und teilnahmslos sich in seine Kabinen zurückzog, während vor seiner Küste eine Seeschlacht tobte. Gleich, welcher Hilfslosigkeit der Mann ausgesetzt war, es war seine Aufgabe und selbstauferlegte Verantwortung, in ein solches Gefecht mit allen Mitteln einzugreifen. Inkompetenz, kam Alfred in den Sinn. Doch da seine Emotionen an diesem Abend ohnehin aufgewühlt und wahllos durcheinandergewürfelt waren, wunderte es nicht, dass er dem Oberwachtmeister nur zornig zitternd hinterherstarren konnte.

Ein erleichtertes Seufzen war da schließlich die erste Antwort, die Carl von Lüttjenburg von dem Schweden bekam. Rasch gab er ihm die Hand und nickte heftig, als Carl ihm angab, ihm zu folgen. Bei den raschen und festen Schritten des Leutnants kam der unbeholfene Wissenschaftler kaum hinterher. Doch diese Entschlossenheit des Studenten war es, die Alfred vor Hoffnung aufleben ließ.

"Diese Brigg ist die 'Sonnenblume' aus Stockholm, sie muss es sein!," keuchte Alfred mit knappem Atem und deutet auf das dunkle Meer, das noch immer regelmäßig mit boshaftem Blitzen erleuchtet wurde. "Seit drei Tagen schon warte ich auf sie - mein Name ist Alfred Nobel, das Schiff liefert mir Laborausrüstung und Chemikalien aus Stockholm. Mein Bruder ist auf diesem Schiff!"

Hoffnungsvoll blickte Alfred Carl an, in der Hoffnung, dass der Soldat wusste, was zu tun sei.
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Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #31 am: 19.04.2011, 13:40:29 »
Das Schicksal schien es gut mit Hermene zu meinen, denn von einer solch günstigen Neuverteilung der Karten hätte sie nicht zu träumen gewagt. Sie musste nun genau bedenken, was ihre nächsten Schritte sein sollten. Sicherlich, diesem Marius gehörte für sein freches Mundwerk eine Lektion erteilt. Doch tot würde er ihr nicht helfen. Er musste Leben, damit sie ihn zu ihrem Werkzeug machen konnte. Sofern er wenigstens so viel Anstand besaß, dafür geeignet zu sein.

Doch nun galt es, keine Zeit zu verlieren. Sie könnte beobachtet werden, und jegliches Zögern könnte zur Schwächung ihrer Tarnung führen. Nur ganz kurz blickte sie sich um, um zu überprüfen, ob jemand in der Nähe war. Sie warf sich über den Verletzten und tastete ihn sofort ab, versuchte die Verletzungen zu finden, und was eigentlich geschehen sein mag.

Sofort sah sie die riesige Wunde auf seiner Brust, die Klamotten voller Blut, überall. Er war blass, fast wie eine Leiche, und wäre Hermene nicht solch eine kalte Person gewesen, hätte es ihr einen Schauer übergejagt. So stellte sie lediglich mit kalkulierender Kälte fest, was geschehen sein mag. Ein Überfall, möglicherweise Schusswaffen, und Marius, der törichte, stolze Marius fand keinen Ausweg, außer dem Stift. Nun war es also doch etwas wert. Lange würde ihre Hilfe nicht reichen. Sie musste ihn sofort heilen, um ihm das Leben zu retten. Sie legte ihre Hand auf seine Brust, etwas ängstlich, beobachtet zu werden. Es wäre ein Jammer, würde ihre Tarnung auffliegen, weil sie diesem Narren das Leben zu retten versuchte. Die Wunden schlossen sich teilweise, und eine wohlige Wärme floss von dem Herzen des Verwundeten aus, doch er konnte dies kaum bemerken, so sehr befand er sich im Delirium.  

Doch da! Hermene nahm eine Gestalt war, unweit von ihr. Ein riesiger Mann, oder...war es überhaupt ein Mensch? Sie glaubte kaum...Sie versucht, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Sie hatte keine Angst. Der Herr stand ihr bei. Doch Marius, der gottlose Sohn einer Hure, war in Gefahr, und damit ihre Chance, ihn für sich zu gewinnen. Sie brauchte eine Ablenkung!

Herr, steh mir bei und gewähre mir Sichtschutz vor diesem Unhold!, betete sie, während sie sich an ihren Rosenkranz fasste. Feiner Nebel begann sich aufzutun, von ihr ausgehend, und breitete sich mehrere Meter vor dem Stift aus, und schränkte die Sicht extrem ein. Sie griff Marius unter die Achseln, und zog ihn, so wie sie es gelernt hatte, die vordere Tür hinein in den Stift. Sie ließ die Tür offen. „Ihr bleibt genau hier liegen!“, zischte sie ihn an, sollte er bei Bewusstsein gewesen sein. Sie hatte noch ein Rechnung offen mit dem Ungeheuer und seiner weißen Flinte...

CLW auf Marius: 11 TP Heilung
Obscuring Mist
« Letzte Änderung: 19.04.2011, 16:32:05 von Menthir »

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #32 am: 19.04.2011, 16:30:43 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:08 Uhr

Dem preußischen Offizier folgend oder mutig voranströmend, machten sich die Studenten an das eigentlich soldatische Tagwerk oder eben an jene Aufgabe, die normalerweise erfahrene Fischer vollführten. Die Helka[1] war nicht gerade ein majestätisches Schiff, sondern lediglich ein kleines Segelschiff mit maschineller Unterstützung. Die Helka war lediglich fünfzehn Meter lang und keine vier Meter breit. Es war ein Fischerkutter und im Speziellen vielleicht für vier bis sechs Mann Besatzung ausgelegt, es bedurfte sogar nur drei Männer, um diesen Kutter zu segeln. Jedoch gab es erstaunlicherweise unter den Studenten keinen Segler, oder nur eben jene mit geringer Erfahrung, waren die meisten von ihnen doch Theologie-, Medizin- oder Jurisprudenzstudenten.
Aber dennoch konnten so die meisten Studenten eingesetzt werden können, um eventuelle Schiffsbrüchige aus dem salzigen und eiskalten Ostseewasser zu ziehen. Zumindest gab es, das war sofort zu sehen, ausreichend Taue an Bord, welche als Rettungsleinen gebraucht werden konnten. Die meisten Studenten, so stelle sich heraus, hatten auch nur ein begrenztes technisches Verständnis, viele hatten noch nicht mit Dampfmaschienen zu tun gehabt. Paul machte sich immerhin schonmal insofern nützlich, dass er eigenständig Kohle ranschaffte. Carl erkannte, dass das Funktionsprinzip relativ primitiv war, und die Bedienung sich nicht sonderlich vom Befeuern des heimischen Kamins unterschied. Das einzige Problem durfte eher das Zünden bei dieser Witterung sein[2]. Auch das Requirieren stellte keine Probleme dar, denn der Besitzer war zu dieser unchristlichen Zeit gar nicht in der Nähe. Nachdem Paul den Sack mit Kohle abgelegt hatte, machte er die Leinen los.

Im Hintergrund ertönte ein unheilvolles Rumsen. Eine Kanone hatte ihr Ziel getroffen, ein Mast der Brigg stürzte mit lautem Knarren und Poltern ab. Ein weiteres Rumsen, eine Explosion im hinteren Teil des Schiffes folgte, welche den Hafen in grellem Lichtspiel erleuchtete. Und tatsächlich war die Brigg jetzt auf einen Kilometer an den Hafen herangekommen und geriet jetzt urplötzlich in Schieflage. Die Explosion hatte das Heck auseinandergerissen und das kalte Ostseewasser stürzte in das Schiff. Die Sonnenblume begann zu sinken. Ein letzter Treffer auf Höhe der Wasserkante und die schwedische Brigg hatte jegliche Fahrt verloren. Jetzt lief die Zeit davon...

Die heilende Magie der Nonne rettete dem vorlauten Marius Pedersen mit Sicherheit das Leben. Mutter Ursula war in der Zwischenzeit, als Hermene den Studenten durch das Portal in das Innere gezogen hatte, die Treppe heruntergestürmt. "Das darf nicht wahr sein...", konstatierte sich sichtlich verwirrt. "Schwester, was ist dieses Herzogtum nur für ein grausamer Ort, dass Duelle immer so enden müssen?", die Mutter schien davon auszugehen, dass diese Wunde eine Duellwunde gewesen sein musste. Die Mutter übernahm den sich noch immer im Delirium befindlichen jungen Mann und half ihm, da er durch die Magie wieder erwacht war, auf und führte ihn das kleine Behandlungszimmer, welches der Stift sich für die alten Menschen eingerichtet hatte.
Ein Blick aus der Tür offenbarte nichts Neues, der wabernde Nebel verdeckte nicht nur die Sicht auf die Schwester, sondern auch die Sicht auf den hünenhaften Humanoiden mit seiner großkalibrigen Waffe. Der Wind war jedoch stark genug, dass der Nebel nicht lange anhalten würde. Sekunden qualvoller Ungewissheit mochte sich aufspannen, Sekunden, in dem der Schütze sich vielleicht positionierte...
 1. 
 2. Jeder Spieler, der sich in der Bedienung versuchen will, kann entweder einen Beruf (Seemann oder vergleichbare Berufe) oder einen Wissen (Engineering) gegen SG 11 machen, um die Antriebsmaschiene zu bedienen. Das Manövrieren des Schiffes ist deutlich schwerer bei diesem Wetter. Beruf (Seemann) gegen SG 16
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Karl Schreiber

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Casus Belli
« Antwort #33 am: 19.04.2011, 19:36:50 »
Während sich die anderen um die Kohle kümmerten und den Kutter klar zum Auslaufen machten, ging Karl in den Maschinenraum und betrachtete die Dampfmaschine. Du meine Güte, ist das kompliziert. Das sah in den Büchern irgendwie einfacher aus.... Ich glaube, diesmüsste der richtige Hebel sein. Aufs Gratewohl zog Karl an einem der Hebel in der Hoffnung daß die Machine dadurch in Gang gesetzt würde.
« Letzte Änderung: 19.04.2011, 19:37:10 von Karl Schreiber »

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #34 am: 19.04.2011, 23:00:50 »
Voller Eifer und Erleichterung darüber, dass sich nun endlich jemand seiner Sorge annahm, war Alfred Carl Heinrich und den Studenten auf den Kutter gefolgt. In vermutlich jeder anderen erdenklichen Situation wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, nachts fremdes Eigentum zu enteignen, geschweige denn, bei solch einem Wetter auf See zu brechen. Doch hier stand das Leben seines Bruders auf dem Spiel. Langsam und grässlich wurde ihm klar, dass er nicht mehr zur Hilfe, sondern nur noch zur Rettung kommen konnte.

Auf dem Kutter stieg der Schwede sogleich Karl Schreiber hinterher. Keiner der Studenten hatte eine zuverlässige Stimme erhoben, als es darum ging, die Maschine des Bootes in Gang zu bringen. Fast dankbar stand Alfred daher nun hinter Karl, in der Absicht, ihm beim Bedienen zu helfen - bis dieser scheinbar unerfahren nur den Hebel für das Schwungrad löste.

Eilig drehte Alfred die beidseitigen Ventile des Kolbenzylinders zu und schloss den Dampfdeckel[1]. Es würde einige Zeit dauern, bis die Kohlen heiß genug wurden, das Wasser verdampft war und sich genug Druck im Zylinder aufbaute, um das Boot in Fahrt zu bringen. Schweißgetrieben starrte der Schwede auf die Barometer, und klopfte mit dem Finger ungeduldig auf die runde Glasscheibe, als ob seine Ungeduld die Kohlen zum glühen bringen könnte. Erst nach einigen Momenten wurde er wieder Karls gewahr und versuchte ihm ein klägliches und unbeholfenes Lächeln entgegenzubringen. Er scheiterte jämmerlich.

"Alfred Nobel," stellte er sich mit krächzender Stimme vor, ehe er ein Taschentuch aus seiner Weste hervorholte und sich die Stirn unter der Fellmütze abtupfte.
 1. Aid Another: Knowledge Engineering (Automatischer Erfolg)
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 - A Riddle, 1851

Karl Schreiber

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Casus Belli
« Antwort #35 am: 20.04.2011, 08:28:09 »
Erleichtert sah Karl zu wie der Fremde die Maschine in Gang brachte. Diese Technik wird für mich immer ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Dann wandte er sich dem Mann zu. "Karl Schreiber, angenehm. Sie müssen mir verzeihen" dabei deutete er auf die Maschine, "aber meine Stärke ist eher die Feder als die Technik. Vielleicht könnten sie mir eine kurze Unterweisung angedeihen lassen, damit wir auch wieder zurückkommen, sollte ihnen da draussen etwas zustossen."

Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #36 am: 20.04.2011, 16:13:39 »
Hermene war halbwegs überrascht, dass die alte Oberin doch noch so schnell zu Fuß unterwegs war und schon zu ihr stieß. "Ja, furchtbar, beim Herrn, wo soll das hinführen?", fragte sie, um der Stille ein Ende zu setzen. "Ich fürchte, er ist im Delirium und weiß nicht mehr was er spricht. Nehmen Sie sich ihm an? Ich glaube, draußen noch ein Stöhnen gehört zu haben, ja, vielleicht ein weiterer Verletzter. Ich will schnell nachsehen, Oberin. Bringen Sie ihn in ein Bett?"

Sie wartete kurz die Reaktion ihrer Vorgesetzten ab. Dann machte sie sich wieder hinaus, direkt in den Nebel. Doch sie kam auf der anderen Seite nicht heraus. Sie nutzte wiederum ihre Fährigkeiten, um sich vor der Sicht des Schützen völlig zu verbergen - sie wurde unsichtbar. Dann hielt sie Ausschau nach dem Schützen. Sollte sie ihn finden, würde er den Zorn Gottes durch sie als Werkzeug zu spüren bekommen.

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #37 am: 20.04.2011, 19:25:32 »
"Wir werden alles tun, um ihren Bruder zu retten, Herr Nobel! Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie genau man dieses Schiff bedient bei solch einem Wetter. Hast Du da irgendeine genauere Ahnung, Carl? Ich bin Student der Politik und mit Technik kenne ich mich nicht wirklich gut aus."

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #38 am: 27.04.2011, 20:40:09 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:08:06 Uhr - Vor dem Altenstift

Mutter Ursula sagte nichts weiter und schleppte den verwunden Studenten mit seiner furchtbaren Brustwunde weiter in das Behandlungszimmer, während sich Hermene umzuschauen begann in ihrer schützenden Hülle aus verbergender Magie. Und sie glaubte Schritte auszumachen, betont langsam und...provozierend, doch sie sah nichts. War sie nicht an ihre eigenen Schritte gewöhnt? Nein, es waren nicht ihre Schritte, auch wenn sie furchtbar nah waren. War es ein Tanz zweier Unsichtbarer, die beide das Stilett in eisiger und nasser Stille erhoben hatten? Eine kräftige Böe schickte die Nebelwand einfach fort, ließ sie eins mit dem kalten Wind und dem eisigen Wasser werden und noch immer konnte Hermene nichts sehen, nur hörte sie die Schritte, welche sie vorsichtig, wie eine lauernde, wenn auch gestiefelte, Katze zu umschleichen schien. Die Laternen des Portals und des Vorplatzes warfen karges und selbst hinter dem Glas flatterndes Licht, kein humanoider Schatten war zu sehen.
Wann würde diese lauernde Katze losspringen[1]?

6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:13 Uhr - Auf der Helka

Das Wetter wurde in der Tat noch unbarmherziger, es war richtiges Schietwedder, wie man so passend im hohen Norden sagte. Und während Alfred und Karl sich mit jedweder aufzubringenden Mühe gemeinsam daran machten, die Maschine zu starten, nahm der Wind noch einmal zu und dräute den besegelten Schiffen mit all seiner unbarmherzigen Kraft. Der russische Wind, der die Farben des Zaren[2] nach Kiel brachte, schien brustend und pustend über die Kämpfenden zu lachen. Die Kieler Förde war in diesen Moment nicht nur wegen der Kanonenschläge ein gefährlicher Platz. Der eiskalte Regen tat sein übriges.

Paul murrte in den Wind und hielt sich am Mast fest, während die anderen Studenten Schutz in einer kleinen Senke an Deck suchten, um nicht über Bord zu fallen. "Pass op! Wohr di weg! Wohrscho! Wohrschu![3]", hallte es über das Deck, immer dann wenn Carl, der inzwischen das Steuer übernommen hatte, in eine besonders mächtige Welle steuerte und das eiskalte Salzwasser auf das Deck niederging. Verbissen wurde auf die Sonnenblume geschaut, welche sich bereits beträchtlich neigte. Und sprangen da etwa Männer ins Wasser? Die beiden großen Schiffe zogen sich langsam zurück, machten eine Kehrtwende und liefen nicht in die Reichweite der Kieler Kanonen. Die Brigg brannte vom Heck an lichterloh und warf einen unheilig wirkenden Schein über die Förde und das erste Mal ließ sie überprüfen, ob die anderen Schiffe eine Beflaggung hatten. Doch sie waren nicht beflaggt[4].
Wieder sprangen Seemänner und vielleicht gar Passagiere der sinkenden und brennenden Brigg ins eiskalte Wasser. "Dat geiht scheef![5]", sagte einer der Studenten mit tiefer Sorge in seiner Stimme und klammerte sich am massiven Paul fest, als Carl eine weitere Welle nahm, während Karl und Alfred gemeinsam trotz des Wasser die Maschine am Laufen hielten. Sie mussten sie am Leben halten, sonst würde die Förde mit ihnen spielen[6].
Nur noch wenige hundert Meter, und sie hätten das Schiff erreicht. Eine weitere Explosion und es regnete Holzsplitter.
Der Wind peitschte unbarmherzig, die im Wasser treibenden begannen um Hilfe zu schreien...
 1. 
Willenswurf SG 15 (Anzeigen)
 2. Weiß als Farbe des zaristischen Russlands
 3. Variationen von Pass auf!
 4. Wahrnehmenwurf, um andere Merkmale zu erkennen
 5. Das geht schief.
 6. Carl noch einen "Seemann"-Wurf, Alfred und Karl müssen noch weiter die Maschine bedienen. Der SG ist diesmal um zwei Punkte höher. Es kann keine 10 genommen werden, aufgrund des einsetzenden Extremstresses
« Letzte Änderung: 27.04.2011, 20:42:13 von Menthir »
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Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #39 am: 28.04.2011, 12:12:53 »
Der elende Schütze hatte wohl ebenfalls mystische Fähigkeiten, denn er war verschwunden, und doch spürte Hermene, dass noch etwas hier war. War er es wirklich? Hatte er sich etwa ebenfalls unsichtbar gemacht? Dies konnte kein Zufall sein, denn wieviele Menschen auf Gottes Erde vermochten dies wohl zu vollbringen? Sie kannte jedenfalls nicht sonderlich viele. War der Schütze etwa nur wegen ihr hier? Wie hatte er herausgefunden, was sie ist? Wie viel wusste er?

Hermene beschloss, sich nicht von dem Hexenwerk einschüchtern zu lassen. Sie unterdrückte einen Schrei, als ihr unter Schmerzen ihre versteckten Flügel wuchsen, die jedoch freilich ebenfalls unsichtbar waren. Sie erhob sich in die Lüfte um sich einen besseren Überblick[1] zu verschaffen. Doch gleichzeitig benutzte sie ihre Fähigkeiten, um ihre eigenen, knirschenden Schritte weiter ertönen zu lassen[2]. Sie gab sich nicht geschlagen. Der Schütze würde seine Mordlust noch bitter bereuen!
 1. Perception 19: Wo ist der Schütze?
 2. Ghost Sound: Eigene Schritte imitieren

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #40 am: 29.04.2011, 08:16:55 »
Die Zeit, bis der kleine Kutter endlich den Hafen verließ, kam Alfred wie eine unendliche Ewigkeit vor. Es war, als ob die Kohlen nie heiß genug werden würden - ein alptraumhafter Gedanke. Energisch schüttelte Alfred den Kopf, zog die verschwitzte Fellmütze ab und warf sie in die Ecke des Maschinenraums. Keuchend und angestrengt behielt er die Armaturen, Zeiger und Regler im Griff und öffnete und schloss bei Zeiten Ventile, Schalter und Schrauben. Er konnte es noch immer nicht glauben, dass sie bei diesen Umständen in See gebrochen waren, doch Zeit, sich über seine eigene Impulsivität zu wundern, blieb später noch genug.

"Wir werden die Maschine wohl am Laufen halten können. Der Dampfdruck schwankt zwar enorm bei diesem Wetter - ich glaube, die Wasserzufuhr über den Ofen ist bei dem Seegang unregelmäßig! Aber wir können den Lauf doch stabil halten, denke ich...!"

Mittlerweile musste Alfred schreien, um sich überhaupt verständigen zu können. Er wusste, dass die maschinellen Eigenheiten nur wenig von Belang waren, doch die innere Anspannung hielt der Schwede nicht mehr aus, er musste etwas sagen. Zudem war er unglaublich dankbar darüber, dass es tatsächlich junge Männer gab, die sich seiner Not erbarmten, und wollte ihre Hilfsbereitschaft nicht wortlos stehen lassen - Dank zu sprechen galt es später noch. Aber der Wagemut und die Tapferkeit der deutschen Jugend war offenbar doch nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen, wie die Russen es immer neckisch behaupteten.

"Wie weit ist es noch, Herr Schreiber? Herr Rosenstock?"
« Letzte Änderung: 29.04.2011, 10:28:41 von Alfred Nobel »
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Karl Schreiber

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Casus Belli
« Antwort #41 am: 01.05.2011, 15:03:37 »
Nachdem Karl feststellen musste, daß Alfred Nobel das Rad, an dem er gerade gedreht hatte, wieder in seine alte Position zurückdrehte, beschloss er, sich künftig von der Maschine fernzuhalten und nur noch Kohlen zu schippen. Dat lat wi mol lieber, dat ward nix mit mi...
Um die Frage des Schwedens beantworten begibt er sich kurz an Deck und schaut, so gut es bei dem Seegang möglich ist, mit seinem Fernglas zu den Schiffen am Ausgang der Förde hinüber.

Nachdem er einen Überblick über die Situation in der Förde verschafft hat greift Karl nach einem Seil das an Deck liegt.  "Los, fot mol mit an!" fordert er seine Komilitonen an, die in der Nähe kauern. Kaum daß er jemandem im Wasser sieht gibt er Carl auch schon ein Zeichen näher ranzusteuern um die Person an Bord nehmen zu können.
« Letzte Änderung: 03.05.2011, 19:45:27 von Karl Schreiber »

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #42 am: 03.05.2011, 17:27:54 »
6. Dezember 1863 - Am Vorabend des Krieges - 00:08:12 Uhr - Vor dem Altenstift

Der Regen begann jetzt, angetrieben durch den starken Ostwind, richtiggehend zu peitschen, zumindest empfand Hermene es so und das Tosen des Windes ließ sich auch nicht mehr das Geräusch der Schritte richtig wahrnehmen, welches unter ihr war. Zumindest konnte sie nicht unterscheiden, ob sich ein oder zwei Paar Füße dort am Boden bewegten, zu abgerissen und ungleichmäßig waren die Schritte. Es war furchtbar kalt und die klitschnasse Herme fing an zu frieren, während sie sich sorgsam umschaute.

Und dann konnte sie auch den weißen Gewehrkolben in der Entfernung entdecken. Er war nur schwer zu sehen, und wäre er nicht so schneeweiß, hätte sie ihn in diesem Sturm glatt übersehen, aber die mysteriöse Gestalt bog gerade, fast zweihundert Meter von Hermene entfernt, hinter einem Gebäude ab oder entschwand er gar in ein Gebäude?
Hermene wurde sich gewahr, welches Gebäude dies war. Es war jene alte Kate, welche die Studenten für ihre Versammlung genutzt hatten...
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Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #43 am: 04.05.2011, 08:52:50 »
Eigentlich hatte Carl auch die Absicht gehabt die Maschinen zu bedienen, verstand er doch wesentlich mehr davon als von dem tatsächlichen Steuerns des Schiffe, allerdings schien es niemanden zu geben, der die Helka Steuern wollte. Seufzend und in dem Gewissen, dass ein Offizier seiner Majestät alles vollbringen konnte, wenn er nur wollte begab er sich in die Kajüte und machte sich mit den Armaturen für die Schiffsteuerung vertraut. Im Wesentlichen ging es darum, die Richtung zu bestimmen und die Geschwindigkeit vorzugeben. Die einzige Komponente, die Carl dabei Widerstand leisten konnten waren Wind und Wetter. Breitbeinig stemmte er sich gegen das Steuer und musste sich gegen jede Welle erneut behaupten, während er darüber nachdachte, dass sie hier genausogut ihr wässriges Grab finden könnten, wie jene die sie retten wollten, wenn sie sich selbst überlassen würden. Aber es gab gleichsam auch keinen Zweifel daran, dass die Schiffbrüchigen gerettet werden musste und das seine Pflicht war, eben dafür sein Leben zu riskieren.

Als sie sich der Solros näherten rief er so laut er konnte aus der Kabine und in den Sturm heraus: "SUCHT EUCH TAUE UND ZIEHT DAMIT DIE LEUTE AUS DEM WASSER!"

Schwester Hermene

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Casus Belli
« Antwort #44 am: 04.05.2011, 10:01:16 »
Welch eine glückliche Wendung auf Gottes Wegen, dachte sich Hermene, als sie bemerkte, wohin es den feigen Attentäter verschlug. In der Tat erachtete sie diese Entwicklung als eine große, glorreiche Chance. Nicht, dass das Leben der ungläubigen Hurensöhne in diesem Kabuff ihr auf irgendeine Weise von Bedeutung gewesen wäre, nein, viel mehr stellte es eine Möglichkeit für sie dar, selbst an Macht zu gewinnen. Sollte sie es dank ihrer göttlichen Gaben gelingen, die Burschen auf den richtigen weg zu bringen, würde der Herr sie sicherlich mit noch mehr Beganbungen belohnen. So musste es sein, ja.

Sie nutzte ihre unsichtbaren Flügel, um in Windeseile zu dem Gebäude zu fliegen. Unterwegs nutzte sie erneut ihre Kräfte, und eine unsichtbare Luftschicht begann, um sie herum zu rotieren und sie vor Angriffen zu schützen[1] - nein, ihr sollte es nicht ergehen wie dem gottlosen Studenten, der vor dem Stif angeschossen wurde. Als sie vor dem Stift ankam, hielt sie kurz inne - sie horchte, was darin geschah, denn jenachdem musste sie ihre Taktik aufstellen.[2]
 1. Barrier of Air
 2. Perception: 7

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