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Autor Thema: Casus Belli  (Gelesen 83212 mal)

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Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #330 am: 08.06.2013, 01:22:16 »
Naheliegensten und stellte sich vor: "Meine Herren..." er sah einmal in die Runde und sein Blick blieb an Alfred haften. Kurz überlegte er, ob und wie er  helfen konnte, doch auch wenn der Schwede von den Ereignissen mitgenommen schien, arbeitete er so geschwind und zielstrebig, das Carl wohl nur im Weg gestanden hätte.

"Wenn Conrad Ihnen Vertrauen schenkt, dann müssen keine weiteren unnötigen Worte verloren werden. Mein Name ist Carl Heinrich von Lütjenburg und ich gehöre tatsächlich der preußischen Armee an. Als Conrad und ich uns das letzte Mal gesehen haben, hatten wir gerade einen Angriff einer internationalen Gruppe von Söldnern abgewehrt, deren Angriff, wie wir danach vermuteten Herrn Nobel galt. Jener weilte, wie Sie sicher wissen, zu diesem Zeitpunkt nicht hier auf Gut Emkendorf, sondern wurde durch mein Verschulden in Kiel festgenommen." Er blickte zu Alfred herüber und war sich noch immer nicht ganz sicher, ob dieses Manöver, dass er damals gestartet hatte, weil der dem Braunschweiger nicht über den Weg traute, nun glücklich oder töricht gewesen war. Aufrichtig hoffte er, dass Herr Nobel nichts auszustehen gehabt hatte und ihm verzeihen würde.

"Conrad als ihr abgefahren seid, habe ich länger geschlafen, als ich hier zugeben möchte, auch wenn es an der vergifteten Wunde lag, die mir dieser Franzose beigebracht hatte. Erst am heutigen Morgen bin ich aufgewacht. Nach dem Frühstück traf ich auf Major von Stiehle. Er kam hierher um den Herzog davon zu unterrichten, dass eine Bundesexekution beschlossen wurde, der Herzog hat hier also schon bald keine Handhabe mehr. Ich habe Herrn Major über die bisherigen Geschehnisse unterrichtet unter anderem auch von dem Vertrag und seinem Verbleib."

Carl machte eine kurze Pause und sah Conrad dann direkt an "Conrad, erinnerst du dich, dass Friedrich von Augustenburg-Sonderburg uns nicht wenig stolz erzählte, seine Majestät König Wilhelm habe sich persönlich nach dem Stand der Verhandlungen erkundigt habe? Nun wie es scheint glaubt man in Berlin nicht, dass dieser Vertrag tatsächlich von Graf von Usedom unterzeichnet wurde und verlangt deshalb nicht ohne Grund die Herausgabe des Vertrages. Wir haben ihn damit konfrontiert, woraufhin er sich solange in einer günstigen Position zu wähnen schien, bis ich klarstellen konnte, dass ich Major von Stiehle in Kenntnis über den Verbleib des Vertrages gesetzt habe. Sie können sich hier nun nur auf meinen Augenzeugenbericht verlassen, doch glauben Sie mir, dass der Herzog wie ein Mann reagierte, dessen Plan, den er selbst für sehr ausgeklügelt gehalten haben musste, gerade in eine vollkommen verkehrte Richtung verlief und drohte zu scheitern. Er wurde wütend und warf uns aus seinem Hause.

Major von Stiehle befürchtete einen Hinterhalt und schickte unsere Kutsche nur mit zwei Soldaten zurück, während wir neben der Allee eine getarnte Stellung bezogen. Dort warteten wir, bis wir Sie bemerkten. Den Rest haben Sie ja selbst erlebt."

Carl machte einen Augenblick Pause und sortierte seine Gedanken. Für ihn waren all die Indizien genug, doch er konnte sich nicht sicher sein, dass Conrad und seine Reisegefährten sich augenblicklich überzeugen ließen.

"Die Söldner gehören zum Herzog oder sind auf irgendeine Weise mit ihm verbunden. Sie gehen gegen jene vor, die mit dem Vertrag zu tun haben und es scheint als wollen sie ihn erlangen. Würde Preußen so vorgehen? Nein, Ich denke, dies wäre ein Fall für die Geheimpolizei und nicht für Söldner aus aller Herr Länder. Darüber hinaus hat der Herzog im Gespräch mit mir selbst ausgeschlossen, das Preußen hinter den Söldnern stecken könnte, da diese ein Weg seien Zeit zu gewinnen und dies nicht in Preußens Interesse sei. Doch wer profitiert im Augenblick davon, wenn sich die Dinge in die Länge ziehen? Preußen und Dänemark möchten die Angelegenheiten um dieses Dokument so schnell wie möglich geklärt wissen, rüsten doch beide zum Kriege, doch dieses Dokument ist das einzige, was Herrn von Augustenburg-Sonderburg die Möglichkeit gestattet, sich als Herzog zu wähnen. Die Bundesexekution isoliert ihn vollkommen von all seinen Bestrebungen. Nur dieser Vertrag kann ihm noch helfen, selbst wenn er gefälscht ist, wird er vorerst eine Tatsache sein, nach der sich alle anderen Mächte neu ausrichten müssen.

Außerdem scheint der Herzog ein Faible für Söldner zu besitzen. Wollte er sich doch auch unserer Dienste bedienen - auf mehr oder weniger zwingende Weise. Sein engster Begleiter scheint der ominöse Braunschweiger zu sein, der kein Schleswiger und kein Holsteiner ist, jedoch bekannt für seine Fähigkeiten im Guerillakampf und was Anschläge angeht.
Der Anschlag auf Herrn Nobel auf Gut Emkendorf... Wer konnte im Vorhinein wissen, dass man Herrn Nobel nach hierher bringen wollte? Söldner aus Dänemark oder Preußen, hätten ihn verfolgt und erkannt, dass er nicht in die Kutsche des Braunschweigers gestiegen ist. Also wäre der Anschlag nicht hier sondern in Kiel erfolgt. Nur jemand der von diesem Plan, Herrn Nobel nach Emkendorf zu bringen, wusste, vielleicht sogar wusste in welchem Raum wir uns aufhalten würden, konnte also dort auf der Lauer liegen und angreifen.

Erinnerst du dich, Conrad, dass du den Braunschweiger aufgefordert hattest uns im Kampfe beizustehen, er jedoch mit gezogenem Revolver vor seinem Herrn hocken blieb? Es wäre nicht schwer gewesen ein paar Kugel im Zimmer zu verteilen, doch warum auf die eigenen Leute schießen? Du hattest damals ja auch sehr richtig bemerkt, dass die angreifenden Söldner gar nicht den Versuch gemacht hatten, jemand anderen als uns anzugreifen Der Braunschweiger hat erst auf die rothaarige Frau geschossen, als diese fliehen wollte. Wollte er uns da tatsächlich noch helfen oder wollte er nur eine Untergebene richten, die die ihr zugetrauten Aufgaben nicht erfüllen konnte? Oder diente dieser Schuss nur als ein Alibi, der nicht dazu gedacht war die Söldnerin niederzustrecken sondern nur die vermeintliche Loyalität des Braunschweigers darstellen sollte?
Und noch etwas Merkwürdiges: Der Herzog hat mir gegenüber geäußert, dass Preußen nicht mit ihm rede. Warum, wenn man doch zuvor angeblich an diesem Vertrag beteiligt war? Der Herzog wird nicht in dem Maße politisch akzeptiert, wie er den Anschein erwecken wollte und solange er sich den Regeln der Diplomatie beugt, kann er aus dieser Sache nicht als Sieger hervorgehen. Doch der Einsatz von Söldnern gibt ihm Handlungsfreiheit und die Möglichkeit die Initiative zu ergreifen, was er mit rein diplomatischen Mitteln nicht erreichen könnte. Sein Interesse ist es diesen Vertrag publik zu machen und wenn dieser erst ein Faktum ist, arbeitet die Zeit nunmehr für ihn und gegen Dänemark und Preußen, die dann zum Handeln gezwungen wären."


Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #331 am: 13.06.2013, 19:47:53 »
Conrad atmete einmal tief durch und überlegte sich eine Reaktion auf Carls Worte sehr genau. Letztendlich entschied sich Conrad aber doch für die Wahrheit, das war er Carl einfach schuldig, da dieser selbst offen und ehrlich mit ihnen zu reden schien; trotzdem sprach Conrad zunächst einmal- vielleicht überraschenderweise- den Herrn Major an: "Erst einmal muss ich mein Bedauern zum Ausdruck bringen, Herr Major von Stiehle, dass es einen ihrer Leute so schwer erwischt hat. Ich hoffe, dass Herrn Nobels Mixtur ihn noch mal vor dem Tode bewahren konnte. Für unsere beiden Fraktionen ist unser Aufenthalt auf Gut Emkendorf nun gleichermaßen gefährlich. Ich fürchte aber, dass wir leicht andere Ziele haben. Mein Gefühl sagt mir, dass Carl uns allen aus seiner Sicht die volle Wahrheit erzählt hat. Ich vertraue ihm und bei manchen Begebenheit war ich ja selbst zugegen. Wenn ich genau darüber nachdenke, hat er schon recht mit allem, was er vorgetragen hat. Sie Herr Major, Carl und ihre Männer haben daher die Wahrheit über den Grund des Besuches meiner Begleiter und von mir verdient zu erfahren: Wir wollen Schleswig und Holstein vereint sehen und unter der Herrschaft des Volkes in Form eines Parlamentes, einer Demokratie also, wissen. So habe ich jedenfalls die zwei Professoren verstanden, die mit mir kamen. Der Vertrag spielt eine entscheidende Rolle bei unserem Vorhaben. Ich bin aber gegen eine Erpressung mit einer gefälschten Urkunde. Denn es hat leider den Anschein, so wie ich Carl jedenfalls verstanden habe, dass es sich in Wirklichkeit um eine falsche Urkunde handelt. Der Gedanke einer Demokratie wird Sie sicherlich nicht begeistern, Herr Major von Stiehle, allerdings verlangen wir ja nicht von Preußen, dass es demokratisch wird. Wenn der Herzog freiwillig auf seine Machtansprüche durch den Vertrag öffentlich verzichtet und die Macht dem Volke gibt, könnte ein Krieg doch noch verhindert werden. Ein Krieg, der unnötig ist. Was meinen Sie, Herr Major? Was meinst du, Carl?"[1]    
 1. Diplomatie 29 beim Herrn Major von Stiehle. Carl ist natürlich nicht davon betroffen.
« Letzte Änderung: 13.06.2013, 19:56:03 von Conrad Rosenstock »

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #332 am: 17.06.2013, 00:20:43 »
Samuel hörte den Ausführungen des Preußen genau zu, wobei seine Augen immer größer zu werden schienen. Mehr Zeit, ging es ihm durch den Kopf, wir hätten einfach viel mehr Zeit gebraucht. Aber noch etwas anderes ging ihm durch den Kopf. Er war überrumpelt worden. All die Rollen, die er schon ausgefüllt hatte, all das Wissen und die Beschäftigung mit Sprachen und Wissenschaften hatten ihm hier nicht helfen können. Weder hätte er den sterbenden Soldaten alleine retten können, noch hätte er etwas gegen die Attentäter ausrichten können. Er fühlte sich schwach und hilflos, trotz allem, was er an Fähigkeiten mitbrachte.

Selbst jetzt wusste er nicht, was er als nächstes tun sollte. Das Beste wäre vermutlich, den Fehler, den er mit dem Hausangestellten begangen hatte, wieder in Ordnung zu bringen - vorausgesetzt, dieser kam nicht tatsächlich mit weiteren Mördern zurück. Allem voran aber blieb in ihm das Gefühl zurück, dass etwas fehlte. Etwas in ihm - etwas, dass ihm die Hilflosigkeit nehmen konnte...


Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #333 am: 17.06.2013, 20:44:20 »
"Die Blutung hat aufgehört, sehen Sie?" murmelte Alfred mit einem klammen Ausdruck in den Augen zu Stiehle, als er ihm das zweite Reagenz übergab. Eilig räumte er seine Utensilien zusammen und verstaute sie in der Tasche, ehe er die Verschlüsse schnappen ließ und das Binokel in seine Stirn schob. Noch immer kauerte Alfred auf den Knien am Boden des Flurs, mit einem erschöpften Stöhnen rutschte Alfred zur Wand und lehnte mit seinem Rücken dagegen. Aufrecht sitzend legte er seine Handgelenke auf die angewinkelten Knie. Mit einem ungewissen Blick nahm sich Alfred das erste Mal in den letzten Minuten Zeit, den Major direkt anzusehen. Sein Blick wanderte hoch zu Carl, der eine entsprechende Kleidung wie der Preuße trug. Die leichtsinnige Erkenntnis, dass Carl von Lütjenburg ebenfalls preußische Uniform trug und womöglich schon immer getragten hatte sorgte für Verärgerung in Alfred. Verärgerung über sich selbst, dass er den Leutnant insgeheim immer als Holsteiner wahrgenommen hatte.

"Herr von Lütjenburg, es ist schön, sie wiederzusehen. Ich wünschte nur, die Umstände wären andere. Emil?", sprach Alfred zu seinem Bruder, und deutete auf den uniformierten Studenten, "dies ist der Mann, der Dir in der Nacht der Solros das Leben gerettet hat. Und mit einem schwarfsinnigen Coup in selber Nacht vermutlich auch das meinige - wären Sie nicht gewesen, Herr von Lütjenburg, wäre ich viel eher in Emkendorf gelandet. Doch leider zeigt sich unsere Situation heute nicht wesentlich besser. Wie dem auch sei - meine Verhaftung von Ihrer Seite war ganz in meinem Sinne. Ich nehme sie ihnen nicht übel, im Gegenteil, seien Sie sich da gewiss: Der Name Nobel steht tief in Ihrer Schuld."

Ohne eine Miene zu verziehen oder eine dramatische Geste zu bedeuten sprach Alfred ehrliche Worte zu Carl. Allein die plumpe Haltung des sitzenden Schweden vermochte ihre Bedeutung zu schmälern. Doch für eine Laudatio war dies weder der richtige Ort, noch die richtige Zeit.

"Herr Major von Stiehle, wenn ich richtig verstanden habe?", sprach Alfred zu dem ranghohen Preußen und reichte ihm die Hand. "Ich bin Alfred Bernhard Nobel, dies ist mein Bruder, Emil Oskar. Ich wünschte, unsere Begegnung wäre angenehm. Geben Sie ihrem Kameraden die Tinktur, sollte er wieder zu bluten beginnen. Sonst wird sie ihm nicht helfen. Der Mann braucht einen richtigen Arzt, keinen Giftmischer wie mich."

Tief atmete Alfred ein. Seine Brust hob und senkte sich wieder, während der Chemiker sich die Momente nahm, um seine Gedanken zu ordnen. Carl von Lütjenburg hatte Vieles zu erzählen. Mit einem Keuchen raffte Alfred sich auf und hob sich auf die Beine. Der Versuch, eine würdevolle Haltung anzunehmen, misslang. Alfreds Beine zitterten wie Espenlaub, sodass er sich doch wieder mit dem Rücken an die Wand lehnend sah. Geschlagen nahm der Schwede die Situation hin und begann zu sprechen.

"Es stehen zwei Vermutungen im Raum, verstehe ich dies soweit richtig? Zum einen, die Urkunde, um die es geht, sei gefälscht. Zum zweiten, die Söldner arbeiten für den selbsternannten Herzog. Ich kann die Vermutungen nur als solche belassen, aber zudem auch nachvollziehen. Sie sind ein bitterer Bestandteil der geheimen Art der Diplomatie. Verstehen Sie nun, Herr Himly, wenn ich von blinden Schlägen in Minenfelder rede?[1]"

Missgelaunt stöhnte Alfred auf und massierte in gebeugter Haltung seinen Oberschenkel.

"Herr von Lütjenburg, ich möchte die Historie um den Vertrag ergänzen. Er befindet sich - noch immer - bei mir;" bedeutete Alfred und wechselte einen fragenden Blick mit dem preußischen Major, "Doch erst Emil konnte beantworten, wie er diesen Weg gefunden hat. Wir wurden erpresst, mein Bruder und ich. Insbesondere wurde Emil in Petersburg, vor seiner Reise nach Kiel, von Erica Lavalle gezwungen das Dokument nach Schleswig zu bringen, zu Händen von General de Meza. Dänischer General. Der Name ist sicherlich ein Begriff. Lavalle hingegen sind Sie scheinbar schon begegnet, wie ich aus Herrn Rosenstocks Bericht verstehe. Hmm. Tatsächlich ist die Chance wohl hoch, dass sie sich ebenfalls noch in Emkendorf befindet."

Alfred genoss die Berichterstattung keineswegs, doch war er dennoch bemüht, eventuelle offene Fragen zu seinen knappen Ausführungen zu beantworten.

"Sehen Sie, die Forderung der Erpresser lautete, den Vertrag in dänische Hände zu bringen. Gewiss, dies könnte ein doppeltes Spiel sein, und Lavalle beabsichtigte sogar insgeheim bereits, Emils Transport abzufangen, um das Dokument wieder in Friedrichs Besitz zu befördern. Doch ist für mich nicht einfach vorstellbar, dass eine solche Farce gegenüber einer neutralen Partei wie meiner Familie gegenüber notwendig wäre. Die einfache Lösung klingt in meinen Ohren doch plausibel; der Sold in Lavalles Tasche sind vermutlich dänische Rigsdaler[2]. Doch, in einer Sache stimme ich Ihnen nach wie vor zu, Herr von Lütjenburg - der schwarze Braunschweiger macht mir Kopfzerbrechen. Seine vermeintliche Loyalität gegenüber dem Herzog und, schlimmer noch, das Vertrauen des Herzogs in dessen Person sind für mich schemenhafte Rätsel. Es... - Nein, ich möchte keine Vermutungen anstellen, die haltlos sind. Wir haben ohnehin mit den plausiblen zu kämpfen.

Sofern es um die Echtheit des Vertrages geht,. Ich kann Ihnen bezeugen, dass ein Panzerschiff unter dem schwarzem Danneborg vor einigen Nächten eine schwedische Brigg gekentert hat. Und bis auf den Vertrag befanden sich lediglich Chemikalien auf diesem Frachter, sofern Sie sich erinnern. Ich will sagen, dass zumindest die Dänen - sofern es diese gewesen sind, unter denen die Rolf Krake in See sticht - zumindestest ebenfalls von der Existens des Vertrages wissen. Dummerweise lässt dies nicht darauf schließen, ob Dänemark die Spur des Vertrages nicht aus selben Gründen verfolgt wie Preußen es auch tut. Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich darauf verzichte, eine Mutmaßung über die jeweiligen oder vielleicht sogar gemeinsamen Motive anzustellen.
"

Für ein paar Momente schwieg Alfred. Die Anwesenheit des preußischen Majors sorgte für ein Unwohl in dem Schweden. Alfred fühlte sich, als hätte er ein mächtiges Artefakt in seiner Tasche versteckt, und die Begierde der preußischen und holsteiner Dozenten griff gleichermaßen nach dem Objekt. Doch bei allem Unwohl, den die diplomatische Anspannung erzeugte, sah Alfred nun zu Himly und dessen Kollegen auf.

"Herr Himly, ich habe die Befürchtung, dass die Verhandlung mit Herzog Friedrich unerwartet erschwert worden sind. Bitte verstehen Sie meine Formulierung nicht als Beledigung, Herr von Stiehle - aber sollte der Vertrag tatsächlich gänzlich, oder gar nur teilweise eine Schöpfung aus Friedrichs Intrigen sein, dann stehen die Absichten eines einigen und freien Schleswig und Holsteins unter einem unvorteilhaften Banner. Aber erlauben Sie mir, als Außenstehender in meiner Neutralität folgende Möglichkeit in den Raum zu werfen: Was, wenn der Vertrag keine Fälschung ist? Gewiss, Preußen wüsste dies ebenso sicher wie Dänemark. Für diesen einen vielleicht unwahrscheinlichen Fall, wäre es eine bitter vergebene Gelegenheit, den Krieg mit offenen und diplomatischen Mitteln zu verhindern. Obgleich die Exekution bereits beschlossen ist. Nehmen Sie meine Meinung, mit Verlaub, als die eines Mannes, der den Frieden in Holstein lieber sehen will als das Machtgerangel der Kräfte Dänemark und Preußen:

Die Verhandlung mit Friedrich muss stattfinden. Gleich, ob die Urkunde eine Fälschung ist, oder nicht.
"
 1. Am Mittag des selben Tages verglich Alfred die Geheimdiplomatie mit einer unkonventionellen Art der Minenräumung.
 2. Dänischer Reichstaler
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #334 am: 20.06.2013, 21:56:23 »
Conrad kratzte sich etwas am Kopf, als Herr Alfred Nobel noch einmal die Geschichte mit dem Panzerschiff erwähnte und auch, dass der Vertrag an den dänischen General de Meza eigentlich gehen sollte. Conrad äußerte seine Gedanken laut, aber nicht ohne den Herrn Major vorher noch mal anzusprechen:

"Entschuldigen Sie Herr Major, aber eine Sache muss noch besprochen werden hier in dieser Runde: Kann es vielleicht sein, dass es in Dänemark zwei Fraktionen gibt? Eine Fraktion sieht irgendwelche Vorteile in der Urkunde und will in ihren Besitz gelangen. Das ist eine Fraktion, zu der General de Meza gehört. Die andere Fraktion zeigte sich in Form des Panzerschiffs mit dem schwarzen Danneborg. Die Frage ist nur, welche Dänen einen Vorteil in der Urkunde sehen und wenn dem tatsächlich so ist, warum gibt man dem Herzog nicht gleich höchstselbst diese Urkunde? Warum soll sie General de Meza erhalten? Eine Bloßstellung Friedrichs durch die Feststellung eines gefälschten Vertrages halte ich auch für unwahrscheinlich. Dafür geht man einen viel zu komplizierten Weg und man könnte dem Herzog auch auf anderem Wege schaden. Nicht durch eine Urkunde, die ihm am Ende, wenn es dumm läuft, sogar zu einem Herrscher macht, wenn sie doch den Weg in seinen Besitz findet. Überhaupt frage ich mich, warum man den Weg über die Nobelbrüder nahm. Die Söldner und diese Erica Lavalle sind ja scheinbar höchstselbst vor Ort. Warum überreichen diese die Urkunde nicht einfach selbst bei einem geheimen Treffen mit General de Meza?

Zu dem Angriff des Panzerschiffes gibt es noch eine ganz andere Frage: Warum geschah er so dermaßen nah an Kiel? Wollte man wirklich das Schiff mit dem Vertrag auf dem Meeresgrund versenken? Haben wirklich Dänen das Schiff gesteuert? Welche Intrige wird hier wirklich gespielt? Habe ich überhaupt unter diesen ganzen Gesichtspunkten mit meiner Theorie der zwei dänischen Fraktion recht? Das muss ich mir mal überlegen. Um so mehr man über das alles nachdenkt, um so verwirrender wird die Angelegenheit. Wie soll man Verhandlungen führen, wenn man durch die ganzen Intrigen nicht durchschauen kann? Ich will Holstein vor einem unschönen Dingen aller Art bewahren, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Mir fehlt einfach wichtiges Wissen. Wir müssten unbedingt einen Söldner gefangen nehmen und ihn verhören. Oder alternativ müssten wir mit einem Schotten reden, der hier angeblich gefangen ist, wenn der Herzog es uns erlaubt natürlich. Aber am meisten wird diese Erica Lavalle noch wissen. Es wird am meisten Sinn machen, sie zu verhören. Aus dem letzten Kampf weiß ich aber, dass sie sich unsichtbar machen kann. Vielleicht kann sie sogar zaubern? Es könnte also schwierig werden, sie zu gefangen zu nehmen. Ich bin außerdem kein Meister in der Einschüchterung anderer und von Folter würde ich eher Abstand nehmen. Man müsste sich also überlegen, wie man diese Frau überhaupt zum Sprechen bringt."
 

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #335 am: 21.06.2013, 15:40:11 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:20 Uhr - Gut Emkendorf

Gustav von Stiehle nickte Alfred dankbar zu, gab sich für den Moment jedoch wortkarg, während er noch immer damit beschäftigt war, die Wunde von Wittmaack zu verbinden. Auch wenn die Blutung für den Moment gestillt war, jede größere Erschütterung konnte sie wieder aufbrechen lassen und Wittmaacks Leben hing nur an einem seidenen Faden, in gewisser Weise auch von der Willkür des Augustenburger ab, so er einen Leibarzt auf dem Gut hatte oder innerhalb weniger Stunden erreichen konnte. In von Stiehles Blick schlich sich ein Ausdruck von Wut, seine Stirn furchte sich und seine Augen schienen eine Nuance dunkler zu werden. Seine Mimik war grimmig und nachdenklich zu gleich. Er schien sich sehr wohl im Klaren darüber, was diese Situation bedeutete. Er ging vor Conrad nicht darauf ein, dass es sogar mehrere seiner Leute wahrscheinlich erwischt hatte und sie nun verblutend oder bereits tot verteilt um das Gut Emkendorf liegen konnten. Während Gustav von Stiehle mit den Zähnen mahlte, machte jedoch der schmale Mann mit der ebenso schmalen Brille auf sich aufmerksam. Seine halblangen Haare lagen ob der ganzen Anstrengung etwas wirr über seinen Kopf, nur mühsam konnte er sie wieder Stück für Stück bändigen[1].

Mommsen war berühmt für seine gestrengen Einschnitte in Gespräche und unter Studenten berüchtigt für seine herrische Art, wenn es um einen Diskurs oder eine Diskussion ging. "Meine Herren! Meine Herren! Als würde die Welt aus ihnen entstehen, wenn Sie sich Ihrer annähmen und Sie zu verstehen versuchten. Es ist doch das Unglück vieler großer Männer und des kleinen Mannes sowieso, dass er sich darauf versteift, jedes Detail eines Problems kennen zu wollen, ehe er zu handeln weiß. Herr Weißdorn, ich erinnere Sie daran, dass wir dieses Thema nicht das erste Mal haben, seit wir gemeinsame Luft atmen. Aber ich möchte es gerne nochmal für alle darlegen. Kein Wesen dieser Welt, abgesehen vom lieben Gott, kann alle Informationen zur gegebenen Zeit haben und sie dann auch noch einzeln mit ihren Konsequenzen und Bedeutungen verstehen. Obzwar ich zugestehe, dass der Mensch sich dem weitestgehend, also der Perfektion, nähern sollte, sollte er sich nicht nach der Erkenntnis, dass er ihr, also der Perfektion, nicht gerecht werden kann, in oder hinter diesem Faktum verstecken und immerzu darauf pochen, dass er noch mehr Informationen und Wissen braucht, um überhaupt handeln zu können." Theodor Mommsen hatte den Zeigefinger gereckt und schien dies als eine Art Belehrung der anderen zu betrachten und seinen Ruf damit gerecht werden zu wollen. "Oder lassen Sie es mich kürzer formulieren. Sie haben Manschetten. Ja, Sie haben Manschetten! Ich will Ihnen das auch an einem plastischen Beispiel erläutern, warum Sie nicht erst jetzt versuchen sollten, alle Informationen miteinander zu verknüpfen und daraus ihr Handeln zu bestimmen." Mommsen schob die Brille mit dem gereckten Zeigefinger seinen Nasenrücken hoch und räusperte sich hörbar. "Welchen Tag haben wir heute? Den 7. Dezember, richtig? Wissen Sie, welche berühmte, aber doch sehr tragische Persönlichkeit an einem 7. Dezember das Zeitliche segnete? Es war die Kichererbse unter den Rhetoren und Rhetorikern höchstselbst. Am 7. Dezember 43 vor Christi Geburt starb er, der wohl die Fähigkeit besaß, offene Türen einzurennen und die Chancen zu sehen - Sie gleichen ihm fast alle ungemein deutlich  - aber doch ein Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht war. Er hatte zwar grobe Ziele formuliert, wie den Erhalt der Republik, gleichwohl waren sie nicht mehr die Bestimmung einer offenen Tür in einer Zeit, in der ein Caesar[2] die Macht auf sich vereinte. Ich rede natürlich von Cicero[3]. Er war immer darum bemüht, über alles informiert zu sein, alles zu verstehen und zu durchdringen und er ließ sich durch seine Helfer und Sklaven Unmengen an Informationen sammeln, doch machte es seine Entscheidungen besser? Nein, denn Cicero kam in den großen Krisen gar nicht zu einer Entscheidung. Und was bedeutete dies? Zwar überlebte Cicero Caesar, jedoch nur um ein Jahr, denn er wurde von Caesars alten Verbündeten, auch weil Oktavian[4] die Seite wechselte, getötet und zwar sehr übel zugerichtet, will ich meinen. Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde er auf Geheiß von Mark Anton[5] auf der Flucht getötet. Sein Leichnam wurde verstümmelt durch die Straßen Roms geschleift, Kopf und Hände wurden auf den Rostra[6] am Forum Romanum ausgestellt.  Dasselbe passierte mit Ciceros Bruder und dessen Sohn!" Mommsen blickte jetzt vielsagend zu den beiden Nobels. "Verstehen Sie mich nicht falsch. Cicero ist ein beeindruckender Redner gewesen, doch er war handlungsfeige. All seine Informationen waren am Ende nur dazu da, einen Feind rhetorisch zu schlagen. Doch damit ist große Politik nicht getan, schon gar nicht, wenn ein System zu kippen droht." Mommsen Worte hörten sich wie eine unheilvolle Drohung an. Abermals rückte er wieder seine Brille zurecht.
"Was ich also stattdessen vorschlage ist, dass wir uns auf einen groben Ablauf einigen und diesen dann verfolgen. Jedoch nicht - verstehen Sie mich nicht falsch - sklavisch, sondern mit einem offenen Auge und mit der Bereitschaft die Details zu verändern und auf Entwicklungen einzugehen. Vielleicht haben Sie es eben nicht mitbekommen, aber da draußen sind Söldner, die uns ans Leder wollen. Wenn wir keine Entscheidung herbeibringen, wird dieses Ganze gegen uns laufen. Und deshalb sage ich, dass wir mit dem Herzog reden und ihn dazu bringen, dass er zum Wohle Schleswig-Holsteins seine Macht einem unabhängigen Parlament übergibt und nur noch kommissarisch als Herzog agiert bis die Wahlen abgeschlossen sind. Denn die Situation ist ja nun diese, dass die Bundesexekution[7] nicht gegen Herzog Friedrich[8] gerichtet ist, sondern gegen König Christian von Dänemark[9] und seine Novemberverfassung[10]. Dass Herr von Stiehle sich hier eingefunden hat, wird eher an dem Punkt liegen, dass Preußen das Londoner Protokoll[11] zu verteidigen glaubt und im Zuge dessen dürfen sie Herzog Friedrich nicht dulden, denn nach dem Londoner Protokoll ist Christian Herzog von Holstein und damit Teil des Deutschen Bundes[12] - deswegen funktioniert die Bundesexekution ja. Wenn Österreich und Preußen sich also als Verteidiger des Protokolls wähnen, ist Herzog Friedrich ein Dorn im Auge der beiden Mächte. Und demnach wäre eine Machtabtretung des Herzogs an das holsteinische Volk problematisch, weil es aus preußischer Sicht illegitim wäre, da der Herzog ja nach dem Londoner Protokoll hier keine Handhabe hat." Mommsen schaute jetzt Major von Stiehle eindringlich an und zeigte bei jeder Erwähnung Preußens mit dem Zeigefinger auf ihn. "Preußens Problem ist jetzt aber, wenn sie tatsächlich am Vertrag beteiligt sind, verlieren sie selbst ihre Legitimation das Londoner Protokoll zu verteidigen, weil sie es bereits selbst mit Füßen getreten haben. Wenn sie nicht daran beteiligt sind, es aber publik werden sollte...," Mommsen verschwieg an dieser Stelle, dass Nobel, Weißdorn, Rosenstock und die Professoren die Veröffentlichung längst in die Wege geleitet hatten[13], "...würde Preußen auch innerhalb des Deutschen Bundes mit Zweifeln an der Legitimität ihres Handelns konfrontiert werden. Gleichwohl werden die Schleswiger[14], welche unter dänischer Knute leiden, dann den Willen entwickeln, sich mit ihren Holsteiner Brüdern[15] zusammenzutun. Schleswig wird schlussendlich unter der Bundesexekution, da Christian die Novemberverfassung aus politischen Gründen wegen der Eiderdänen[16] nicht zurücknehmen können wird, wenn er seinen Thron nicht opfern will, aus dänischer Hand befreit werden. Nicht nur, dass die Dänen eine Danisierung Schleswigs wollen und sie zur sprachlicher Konformität zwingen, sie nehmen ihnen auch ihre relative, politische Autonomität, welche ihnen zusteht als eigenständiges Herzogtum. Das weiß auch der Augustenburger Herzog und erhebt deswegen Ansprüche, neben seiner dynastischen Verbindung, auf beide Herzogtümer. Da er auf beide einen rechtmäßigen Anspruch hat, der durch dieses künstliche Londoner Protokoll zugunsten Christians überschrieben ist und deswegen für Preußen und Österreich nicht gilt, wird er auch ein umfassendes Parlament für beide Herzogtümer berufen können und Schleswig und Holstein können, wie es die Handfeste von Ripen[17] schon vorsah, endlich ein gemeinsames Land sein! Friedrich hat selbst im Übrigen im Schleswig-Holstein-Krieg gekämpft, genauso wie sein Vater[18]. Wir wissen also seine Taten für Schleswig-Holstein zu schätzen. Wir sind nur der Meinung, dass ein Volkswille den politischen Machenschaften der außenstehenden, repressiven Staaten besser trutzen kann."

Mommsen war noch immer im Inbegriff seine Ausführungen fortzuführen, doch Major von Stiehle war aufgesprungen und musterte Mommsen abfällig. "Professor Theodor Mommsen, dafür, dass Sie in Berlin auf einem Lehrstuhl für römische Altertumskunde sitzen, erdreisten Sie sich aber eindeutig zu viel, wenn Sie mit Ihren Worten zwischen den Zeilen andeuten, dass Preußen genauso einen Grund hätte die Söldner einzusetzen wie Dänemark oder der Augustenburger selbst. Sie sollten es besser wissen, dass Preußen nicht so zynisch ist, eigene Soldaten gegen Söldner in den Tod zu schicken." Erbost deutete Stiehle auf den mit dem Tod ringenden Wittmaack. "Ebenso ist es widersinnig zu glauben, dass unsere Verpflichtung dem Londoner Protokoll gegenüber Ungemach für die Herzogtümer Schleswig und Holstein bedeutet. Preußen ist nach dem Londoner Prokoll vor Ort, um die Autonomität im Rahmen der internationalen Beschlüsse dieser Herzogtümer zu erhalten. Schleswig ist nicht dänisch und es soll nicht dänisch werden. Genauso richtig ist es, den Augustenburger darüber zu informieren, dass seine Selbsterklärung nun Herzog zu sein, nach dem Londoner Protokoll widerrechtlich ist. Da hilft auch nicht die Erklärung, dass die Dänen mit der Novemberverfassung zuerst das Protokoll gebrochen haben, welches ihnen eigentlich die Herzogswürde übergibt statt dem Augustenburger. Ich kann Ihr Feuer für den liberalen Gedanken nachvollziehen, Professor Mommsen, aber es geht hier nicht darum, dass wir an diesem Ort bestimmen, wer nun der legitime Herrscher der Herzogtümer Schleswig und Holsteins ist, völlig unabhängig davon, ob dies nun Christian, Friedrich oder das Volk ist. Was wir hier erleben ist folgendes Szenario: Dänemark hat das Londoner Protokoll gebrochen und Preußen wird es zusammen mit dem Deutschen Bund verteidigen. Im Sinne des Londoner Protokolls sind wir hierhin gereist, um den selbsternannten Herzog an sein Pflichten, Gebote und Verbote zu erinnern. Gleichzeitig hat sich das Unglück dieses gefälschten Vertrages entwickelt und jetzt kann es nur im Sinne Preußens, des Deutschen Bundes und auch Dänemarks sein, diese Frage aufzuklären. Wir haben hier die Involvierung von Söldner. Ein Zustand, der nicht tragbar ist. Diplomaten - meine Männer sind Diplomaten - sind widerrechtlich angegriffen und erschossen wurden[19]. Diese Söldner handeln abseits der Konventionen, haben scheinbar unbescholtene Bürger fremder Staaten hier mit reingezogen, um sich hinter deren Schicksalen zu verstecken. Das ist feige und es muss unsere entschiedenste Handlung sein, herauszufinden, wer die Söldner mit so viel Macht und Möglichkeiten ausgestattet hat, dass sie in den Besitz eines solchen Vertrages kommen und/oder ihn so glaubhaft fälschen können, dass er uns politisch in die Bredouille bringen kann. Darüber dürfen wir die politischen Notwendigkeiten des Momentes, die Bundesexekution und die unrechtmäßige Machtnahme Friedrichs, nicht außer Acht lassen. Und dementsprechend bitte ich Sie, Herr Nobel, mir den Vertrag zu überreichen oder die Echtheit des Vertrages mit unserer Anwesenheit überprüfen zu lassen. Machen Sie diesem Spuk ein Ende und helfen Sie uns die Hintermänner zu finden.
Preußen wird jetzt so oder so an der Unterredung mit dem Herzog teilnehmen. Das ist eine unerhörte Sache und im Gespräch mit dem Herzog wird sich ja ergeben, ob die Söldner in seinen Diensten stehen oder nicht."

Von Stiehle kniete sich wieder neben Wittmaack und überprüfte dessen Gesundheitszustand, um dann Conrad zu antworten. "Ich betone nochmal, dass Preußen letztendlich nicht darüber bestimmen wird, wer aus preußischer Sicht die Herrschaftslegitimation hat. Das ist eine Frage, die der Deutsche Bund zu beantworten hat. Preußen wird den norddeutschen Völkern nicht vorschreiben, wie sie zu wählen haben. Gleichwohl werden wir das Londoner Protokoll verteidigen. In was für eine Welt lebten wir, wenn wir Gesetze und Erlässe veröffentlichten, nur um sie bei nächstbester Gelegenheit zu brechen? Ich erinnere daran, dass Preußen 1848-51[20] bereits auf Seiten Schleswig und Holsteins stand, aber jetzt erinnere ich daran, dass wenn Schleswig-Holstein einen Weg in die selbstgewählte Autonomie - in Grenzen und nur unter dem Schirm des Deutschen Bundes! - einschlagen will, die Herrschaften gewitzt und ehrlich genug sein sollte, und einen legalen Weg einschlagen sollten und sich nicht als Nachfolger eines illegitimen Herrschers aufspielen sollten.
Ein Krieg jedoch, er kann an dieser Stelle nicht verhindert werden. Der Augustenburger ist viel zu unwichtig, um dies zu beeinflussen. Ob es Krieg gibt oder nicht, dass liegt ganz alleine an Dänemark. Der selbsternannte Herzog hat in Holstein zumindest nichtmal Zugriff auf eigene Truppen, wie es scheint. Die Bundesexekution richtet sich gegen Dänemark. Was Sie aber mit der Herausgabe des Vertrages bezwecken können, ist, dass wir diesen Konflikt nicht unnötig kompliziert machen und wenn Preußens Ansehen in dieser Frage nicht geschädigt würde durch Lügen und der selbsternannte Herzog und die freiheitsliebenden Holsteiner und Schleswiger sich kooperativ zeigten, dann wird Preußen sich im Deutschen Bund nicht gegen einen Antrag der Abdankung Christians IX. als Herzog von Schleswig und Holstein wehren und wenn die beiden Herzogtümer mit allen dazugehörigen kleinen Unterherzogtümern - Stormarn, Dithmarschen und dergleichen[21] - ein überzeugendes Konzept darlegen und davon auszugehen ist, dass der Konflikt mit Dänemark nicht sofort wieder losbricht, wird Preußen sicher auch für einen solchen Vorstoß votieren. Gleichwohl wäre Preußens Stimme sicher von geringerer Kraft, wenn der Vertrag in falsche Hände geriete oder seinen Weg in die Öffentlichkeit fände, wenn wir ihn nicht alsbald als die Fälschung entlarven können, die er ist."


Carl Himly massierte bei diesem engagierten Austausch zuerst lediglich seine Schläfen. Sein Gesicht drückte eine gewisse Verdrossenheit aus, er übernahm dann die Antwort, welche Conrad vom Major erhofft hatte. "Ja, es gibt in Dänemark zwei oder gar mehrere Fraktionen." Himly wirkte müde. Das Bevorstehende schien ihn große Sorgen zu machen, zumal es jetzt zumindest zwei Varianten geben mochte, wie gehandelt wurde. Zugunsten Preußens oder doch gegen Preußen, aber beides endete in der Überzeugung des Herzogs? Himly wusste, dass die ganze Frage noch komplexer war. "Das war schon '48-'51 so. Es gibt die Eiderdänen, welche wollen, dass dänische Recht bis zur Eider gilt. Sie sind maßgeblich an der Novemberverfassung beteiligt. Auf der anderen Seite gibt es die gemäßigten Dänen, welche sich von den Großreichsansprüchen Dänemarks, die lange zurückliegen, verabschiedet haben und auch die deutsche Kultur, so man sie so bezeichnen mag, zu schätzen wissen. Interessanterweise gilt Christian IX. selbst als Freund der deutschen Kultur. Er soll fließend deutsch sprechen und sich der dänischen Sprache erwähnen, während man gerne sagt, dass Friedrich im Herzen eigentlich eher Däne sei, aber sich mit der politischen Situation arrangiert hätte und deswegen Schleswig-Holstein vertrete. Christian sind aber durch seine relativ frische Thronbesteigung die Hände noch weitestgehend gebunden und der Einfluss der Eiderdänen ist stark. Ich denke auch, dass es gut möglich ist, dass man deswegen de Meza[22] den Vertrag übergeben möchte. Außerdem ist er bereits im Herzogtum Schleswig und wäre leichter zu erreichen. Welchen Vorteil wer sieht, kann ich aber auch nicht sagen." Himly nahm seine kleine Brille ab und rieb sich seufzend die Augen. "Ich kann sagen, dass es definitiv nicht nur um Geld gehen kann, denn dazu ist die ganze Organisation der Urkunde und dergleichen zu defizil. Ich kann mir aber vorstellen, dass irgendeiner oder vielleicht sogar mehrere beteiligte Parteien doppeltes Spiel treiben, um sich alle Möglichkeiten offenzuhalten. Deswegen denke ich auch, dass der Vertrag echt ist. Eine solches Spiel aufgrund einer gefälschten Kopie auszufechten, das wäre viel zu gefährlich und törricht, weil sich einfach alle Vertragspartner davon entfernen könnten, wenn es brenzlig würde und dann würde der Augustenburger mit seiner Aussage alleine dastehen. Warum sie aber so einen ungewöhnlichen Weg über die Nobels nahm? Das ist eine wirklich schwierige Frage. Daher würde ich als reine Spekulation sagen, dass die Verträge wirklich gestohlen wurden sind, wie der Herzog wohl verkünden ließ. Dadurch wurde der Vorgang der Vertragsschließung gestört." Himly blickte zögernd zum Preußen von Stiehle und zu von Lütjenburg. "Es ist in die Hände der Söldner gekommen. Jetzt denke ich, dass die Söldner unter Druck geraten sind, weil ihnen klar wurde, wieviel der Vertrag eigentlich wert sein könnte. Dabei sind sie in Verhandlungen getreten, wahrscheinlich mit allen Parteien. Preußen, Dänemark und dem Augustenburger vor allen Dingen. Wahrscheinlich sind die Verhandlungen mit den Dänen und den Preußen schief gegangen, der Augustenburger hat es als beste Variante angesehen, seine Ansprüche zu schützen, und hat sich auf die Söldner eingelassen. Weil die Situation für die Söldner jedoch zu gefährlich wurde, und vielleicht auch weil Gier sie zerstritt, mussten sie unauffälligere Wege suchen und sind dann bei den Nobels gelandet. Die Umstände kann ich nicht rekonstruieren, aber das erscheint mir eine Möglichkeit, gerade nach Herrn von Lütjenburgs Worten. Aber das ist natürlich auch nur eine Annäherung wahrscheinlich. Ich weiß ganz ehrlich nicht, ob die Situation so einfach ist, wie Herr Mommsen oder Herr von Stiehle sie gern hätten." Himly hörte auf sich die Augen zu reiben und setzte die Brille wieder auf. "Aber wir sollten dennoch bald in die Verhandlungen übergehen. Vielleicht erreichen wir einfach etwas mit Offenheit. Herr Nobel hat angemerkt, dass wir hier im Sumpf der Geheimdiplomatie[23] stecken. Vielleicht rechnet keiner damit, wenn wir einfach mal offen verhandeln und versuchen, die ganzen Ideen aufzudecken?"

Die Frage schien im Raum stehen zu bleiben, welcher dann von einer gewissen Stille heimgesucht wurde, die nur manchmal vom draußen pfeifenden Wind und dem leichten Röcheln Wittmaacks durchschnitten wurde, während alle Anwesenden sich eingehend musterten. Doch dann erhob Emil nochmal das Wort und verkündete mit geballter Faust. "Das ist alles komplex und verwirrend. Aber wir können es aufklären. Doch eines ist sicher. Wir besitzen den Vertrag, wir behalten ihn und bestimmen den Kurs, bis wir sicher aus diesem Schlamassel sind!"
 1. 
 2. Gaius Julius Cäsar
 3. Marcus Tullius Cicero - Die Aussage Mommsens über Cicero, dass er ein Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht war, ist eine tatsächliche Aussage Mommsens.
 4. Gaius Octavius, später Kaiser Augustus
 5. Mark Anton
 6. Die Rostra sind die Rednerplattformen. Mark Anton hatte einen Sinn für zynische Taten.
 7. Zur Erinnerung: Bundexekution
 8. Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein
 9. Christian IX.
 10. Novemberverfassung
 11. Londoner Protokoll von 1852
 12. Deutscher Bund
 13. Siehe in dem Beitrag, der etwas mehr als ein Jahr zurückliegt. :)
 14. Herzogtum Schleswig
 15. Herzogtum Holstein
 16. Eiderdänen
 17. Vertrag von Ripen
 18. Christian August von Augustenburg
 19. Diplomaten haben Sonderrechte in ihrer Behandlung. Ein Angriff auf ein Diplomat gilt beispielsweise meist als Angriff auf den von ihm vertretenen Herrscher oder Staat im Rechtssinne.
 20. Schleswig-Holsteinischer Krieg
 21. Die politische Karte Schleswig-Holsteins in dieser Zeit ist sehr komplex.
 22. Christian Julius de Meza
 23. Geheimdiplomatie
« Letzte Änderung: 21.06.2013, 19:20:09 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Carl von Lütjenburg

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Casus Belli
« Antwort #336 am: 21.06.2013, 23:13:37 »
Carl sah Conrad an "Nein Conrad, was Major von Stiehle sagt stimmt. Die Bundesexekution wird nun ausgeführt werden. Wenn wir hier heil rauskommen, werde ich mich sofort bei meinem Regiment melden und dann gegen die Dänen ziehen. Ein Krieg wird kommen, das ist nicht mehr aufzuhalten."  Er runzelte leicht die Stirn und blickte seinen Freund skeptisch an "Eine Demokratie, Conrad? Versteh mich nicht falsch, aber so, wie du das erzählst muss ich dich einfach fragen: Ist dies auch dein Wunsch, oder nur der, deiner Begleiter?" Carl blickte kurz in die Runde, seine Wortwahl machten deutlich, dass er wohl kein Demokrat war, aber sein ruhiger Tonfall zeigte auch, dass er diesen Ideen nicht vollends feindseelig gegenüber stand. Dann wandte er sich Alfred und Emil zu.
"Dann bin ich beruhigt, Herr Nobel, dass Sie mir nichts nachtragen." Er lachte ein wenig und etwas Unbekümmertheit kehrte dabei in sein Gesicht zurück, "Und was die Lebensretterei angeht, glaube ich, dass ich das nicht alleine getan habe. Schuldig sind Sie mir jedenfalls nichts, und wenn doch haben Sie es mit der Rettung meines Kameraden mehr als wett gemacht, mein Freund.  Ich danke Ihnen dafür."


"Also fassen wir nun alles zusammen, was uns bekannt ist: Der Vertrag lag zur Kopie beim Scriptor des Herzogs vor, dies war nur wenigen Menschen bekannt. Also befand sich ein Verräter innerhalb der Reihen des Herzogs. Marius Pedersen hat aus seiner Gesinnung gegenüber den Ansprüchen des Herzogs nie einen Hehl gemacht. Es war also absehbar was passieren würde, wenn man ihm von dem Vertrag und seinem Aufenthaltsort berichten würde.

Der Vertrag wurde Marius abgenommen von den Söldnern abgenommen, nachdem er ihn gestohlen hatte, und - vielleicht auf Umwegen - nach Petersburg verbracht. Was wir nicht wissen ist, warum gerade dorthin und warum überhaupt weg vom Ort des Geschehens? Um es simpel zu gestalten, nehmen wir an, dass Pflaster wurde aus irgendeinem Grunde zu heiß, vielleicht gab es ja tatsächlich einen Streit unter den Söldnern oder Unstimmigkeiten mit ihrem Auftraggeber.  Dass der Vertrag schließlich in Petersburg gelandet ist, war vielleicht nicht von vornherein geplant, jedoch musste er, als die Angelegenheiten hier dann doch geklärt werden konnten, wieder nach Kiel gebracht werden. Die Theorie, dass die Söldner sowohl mit Dänen als auch mit Friedrich von Augustenburg verhandelt haben passt gut in diese Situation und erklärt, warum die man einen Außenstehenden als Kurier missbrauchte. Viele waren nun hinter dem Vertrag her und alle wussten, dass die Söldner ihn besitzen, also konnten diese sich nicht so frei bewegen, wie der unglückliche Emil Nobel. Warum es aber Emil Nobel traf ist eine weitere Frage. Nach allem was ich gehört habe, gehe ich davon aus, dass Sie hier ein chemisches Unternehmen gründen wollen, Herr Nobel? Worum geht es dabei genau? Wäre es von Interesse für den Machterhalt eines frisch geeinten Schleswig-Holsteins, wenn man Sie und Ihren Bruder im Griff hätte?
Sollte der Vertrag de Meza tatsächlich erreichen oder blieben die Söldner ihrer schon vormals erfolgreich eingesetzten Taktik treu und planten Emil einfach zu überfallen? Doch es kam anders und die Solros mitsamt Emil Nobels und des Vertrages wurden von einem beinahe taufrischen Kriegsschiff der Dänen angegriffen. Die Dänen schienen sich nicht darum zu scheren ob man sie als solche identifizieren könnte oder nicht und griffen die Solros im Kieler Hafen vor aller Augen an. Woraus ich noch nicht schlau werde ist die Geschichte mit dem schwarzen Danebrog. Das muss ebenfalls ein symbolischer Akt gewesen sein, wenn wir uns daraus einen Reim machen könnten, wären wir ein gutes Stück weiter, wenn es darum geht nicht nur die Namen sondern auch die Couleur aller Interessensgruppen..."


Carl unterbrach sich abrupt und machte ein so erstauntes Gesicht, als wären Ministerpräsident Bismarck und König Wilhelm persönlich so eben durch die Türe geschritten. Nicht nur die Namen? brauste es wie Donnerhall durch seine Gedanken, als hätte ein Anderer es ihm eingeflüstert . Warum ist mir das nicht schon damals aufgefallen? , ärgerte er sich, was für alle Anwesenden deutlich an den zusammengezogenen Augenbrauen und den schmal gewordenen Lippen zu erkennen. Der junge Preuße erlangte seine Haltung jedoch rasch zurück und blickte sich räuspernd um.

"Wenn ich mich recht erinnere haben auf dem Vertrag vier vermeintliche Unterschriften geprangt. Die von Friedrich von Augustenburg, die von zwei dänischen Königen und die eines preußischen Diplomaten, der eigentlich in italienischen Landen weilen sollte... Ich bin beileibe kein Diplomat, auch wenn ich seit den letzten Tagen mehr über dieses Narrenspiel gelernt habe als in meinem ganzen Leben, und so korrigieren Sie, meine Herren, mich bitte, sollte ich mich irren, aber sind diese Urkunden - Dokumente, wie dieses sind ja mehr als ein bloßer Pachtvertrag oder dergleichen, sondern ein Vertrag von historischem Ausmaß - sind Urkunden dieses Kalibers nicht viel wichtiger in ihrem Aussehen? Ich meine, wir finden dort vier Unterschriften, vier Namen, zu denen ein jeder ein Siegel besitzt, doch besiegelt wurde das Ganze nur von demjenigen, der auch den Haftbefehl gegen unsere Freunde, die Nobels ausgestellt hat!" Carl wirkte als begreife er selbst erst, was er da so lang und breit zusammenfasste. "Von Augustenburg ließ den Vertrag fälschen, jemand verriet ihn und brachte Marius dazu ihn zu stehlen. Die Söldner nahmen Marius den Vertrag ab, allerdings gab es Probleme, so dass sich mindestens zwei Lager bildeten. Der Vertrag wurde in temporäre Sicherheit ins Ausland - Petersburg - gebracht. Als die Söldner, die uns gerade beschossen haben, sich gegen ihre Waffenbrüder durchgesetzt hatten, schafften sie den Vertrag - mit Hilfe in Gestalt von Emil Nobel - wieder nach Kiel, um ihm zu Gold zu machen. Nach Kiel, nicht nach Kopenhagen oder sonst wohin, denn hier sitzt der Mann, der bereit ist dafür zu zahlen, dass die Fälschung wieder in seine Hände kommt."

Carl hatte sich ein wenig heiser geredet und die letzten Worte waren schon von einem deutlichen Krächzen begleitet. Er räusperte sich kurz und setzte mit nun wieder klarer Stimme an: "Können Sie meine Theorie widerlegen? Einiges wissen wir noch nicht, doch ich glaube wir sind schon sehr nah an der Wirklichkeit angelangt." Es war eine kleine Herausforderung eines kleinen Leutnants an die namhaften Professoren, aber Carl wurde alsbald ernst als er ungewöhnlich leise fortfuhr.
"Wie ich schon sagte geht es bald gegen die Dänen. Ich kann selbst dafür Sorge tragen, dass die Heimat meiner Väter nicht mehr von einem Dänen regiert wird. Ich bin vielleicht kein Freund einer Volksvertretung, aber nachdem ich all dies weiß, möchte ich lieber vor Flensburg fallen, als dass dieses Land von einem Lügner und Betrüger regiert wird. Wenn Sie also ein demokratisch geprägtes Schleswig-Holstein durchsetzen wollen, dann kann ich Sie nicht davon abhalten. Aber ich bitte Sie, vertrauen Sie auf Preußen, Sie haben ja gerade eine vernünftige Zusicherung bekommen. Setzen sie die Ehre dieses Landes und seiner Menschen nicht dem Makel aus, den der Weg über Herrn von Augustenburg mit sich bringt."[1]
 1. Diplomatie: 7
« Letzte Änderung: 21.06.2013, 23:19:06 von Carl von Lütjenburg »

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #337 am: 30.06.2013, 18:24:57 »
Conrad war etwas hin- und hergerissen, was er machen sollte. Allerdings hatte Major von Stiehle und auch Carl recht. Ein Krieg war vermutlich doch nicht mehr zu verhindern durch diesen gefälschten Vertrag. Es musste auch unbedingt eine Richtigstellung bei der Presse geben. Vielleicht wurde etwas falsches getan. Conrad wollte sich auch letztendlich nicht selbst widersprechen. Einerseits kritisierte er einen Herzog, der womöglich unehrenhaft war und gleichzeitig dachte er an ein geeintes Schleswig-Holstein durch einen gefälschten Vertrag. Das konnte Conrad nicht länger ertragen und er war gewillt Major von Stiehle das Schriftstück zu übergeben.

In die Runde sagte Conrad dann: "Herr Nobel, sind Sie gewillt Herrn Major von Stiehle den vermutlich gefälschten Vertrag zu übergeben? Der Herr Major und auch Carl haben mit ihren Aussagen durchaus recht. Ich will auch nicht länger Wasser predigen und Wein trinken. Ich habe es mir gut überlegt und mit dieser Unehrenhaftigkeit mit einem gefälschten Vertrag etwas erreichen zu wollen, kann ich doch nicht leben. Dann hätte ich nämlich auch gar keine Berechtigung ein unehrenhaftes Verhalten Herrn von Augustenburgs zu kritisieren und hätte meinen Mund zu voll genommen."

Dann wandte sich Conrad konkret an Carl: "Um ganz ehrlich zu sein Carl, muss ich selbst keine Demokratie unbedingt haben. Sie könnte in einem kleineren Rahmen als bei der 1848er Revolution durchaus funktionieren und ich stehe den Wünschen der Professoren nicht allzu kritisch entgegen. Konservative Kräfte und der Adel können auch einen Platz in der Demokratie haben genauso wie Liberale. Eine Demokratie muss Platz für viele Stimmen haben und wandelbar sein, aber das ist nur meine Meinung zu solch einem Konstrukt. Was ich mir vor allem wünschen würde, wäre ein geeintes, unabhängiges Schleswig-Holstein. Die Worte des Herrn Majors stimmen mich durchaus zufrieden. Dieser Vertrag soll an ihn gehen und wer auch immer einen seiner Männer- bzw. eurer Männer- verwundet hat, wird sich dafür rechtfertigen müssen. Falls die Söldner nun zu Herrn von Augustenburg gehören, muss dieser für ihre Taten gerade stehen. Ich bin kein Student der Rechtswissenschaften, aber ich finde schon, dass ihre Taten ihm zurechenbar sind, wenn sie mit ihm unter einer Decke stecken."   

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #338 am: 02.07.2013, 01:00:01 »
Es war nicht mehr als ein skeptischer Blick, zu welchem Alfred Nobel sich in diesem Moment bewegen konnte. Noch immer lehnte der Chemiker an der Wand, stützte seine Hände auf die Oberschenkel und wirkte, als wäre er Meilen gerannt, als könne er vor Erschöpfung kaum stehen. Doch war es schon lange nicht mehr das Adrenalin oder die physische Anstrengung, die an den Kräften des Schweden zehrten. Es waren die letzten Worte des preußischen Leutnants, die Alfred in eine ungläubige Starre versetzten.

"Ich verstehe," begann Alfred also langsam den Gedanken Carls zusammenzufassen, "dass - sollte sich der Vertrag als Fälschung herausstellen - Ihre Erklärungen für die Beweggründe der Ereignisse letzter Tage sich als nachvollziehbar erweisen, Herr von Lütjenburg."

Mit einem gekränkten Gesichtsausdruck lehnte sich Alfred zu seiner Tasche und griff sein Laborbuch heraus, um mit einem schnellen Griff das zusammengefaltete Dokument aus seinem Versteck zu befördern.

"Aber ich kann nicht glauben," sprach Alfred weiter, als er die Urkunde aufklappte, "dass ein anstrebender Staatsmann, ein vermeintlicher Herzog ein solches Mittel missbrauchen kann, ungeachtet der Konsequenzen, mit welchen - "

Abrupt verstummte Alfred, als er den Vertrag wieder vor Augen hatte. Er konnte nicht mehr zählen, wie oft er dieses vermaledeite Stück Papier in den letzten Tagen ausgefaltet und durchgelesen hatte, und obwohl die Worte sich ihm fast schon ins Gehirn gebrannt hatten, stockte er beim Anblick des förmlichen Dokumentes. Es war, wie Carl gesagt hatte.

"Die Siegel fehlen," bestätigte Alfred die Erinnerung des Leutnants, und blickte für einen Moment lang stumm auf den Vertrag. "Dies ist tatsächlich nur das Siegel des Herzogs... das selbe Signet befand sich auf dem Haftbefehl auf Emils und meinen Namen.[1]"

Unschlüssig rieb sich Alfred die Stirn mit den Fingerspitzen, als er über die plötzliche Erkenntnis des Leutnants nachtdachte. Vorsichtig reichte er Himly und dessen Kollegen das Dokument. Wie konnte es sein, dass Alfred und den Holsteinern das fehlende dänische Siegel nicht aufgefallen war? War es der Schreck des Momentes[2], der Wunschgedanke auf eine Lösung der schleswig-holsteinischen Frage gewesen, der die Gelehrten geblendet hatte?

"Ihre Erinnerung und Auffassungsgabe ist bemerkenswert, Herr von Lütjenburg" fand Alfred seine Stimme wieder und blickte Carl unschlüssig an, "aber sehen Sie, ob dieser Vertrag eine Fälschung ist oder nicht, mag ich nach wie vor nicht zu sagen - aber nichtsdestotrotz ist dieser vor allen Dingen ungültig! Es fehlt das dänische Siegel, um die dänische Anordnung des Verzichts rechtsam und als gültig zu bestätigen. Somit ist dieses Dokument in seiner Funktion - ganz gleich ob gefälscht oder rechtmäßig - unvollständig! Es besteht natürlich die Frage, ob eine Fälschung oder eine rechtmäßige Unterzeichnung unterbrochen wurde, doch ich habe insgeheim den Eindruck, dass sich die Herren mittlerweile auf eine gewisse Vermutung stützen."

Vielsagend blickte Alfred von Major Stiehle zu Carl, von Conrad zu Himly, von Mommsen zu Samuel.

"Aber Ihre Theorie klingt, gelinde gesagt, Herr von Lütjenburg, plausibel. Wissen Sie, ich habe in meinen Gedanken zwei Fehler gemacht: Zum Einen habe ich wohl auf die Aufrichtigkeit des Augustenburgers gegenüber seinem Volk, und zum Zweiten die Loyalität seiner Söldner zu ihm überschätzt. Hm. Doch wenn ich so darüber nachdenke, ist es wohl doch beidermaßen ein und der selbe Fehler, finden Sie nicht auch?"

Tief seufzte Alfred auf. Carls Theorie klang unter den vorgestellten Umständen sehr glaubhaft. Alfred fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, dass Lavalle und ihre Männer unter Umständen selbst Vertragsbruch begingen, für den Fall, dass der Augustenburger sie eingestellt haben sollte. Schließlich ließ sich die Loyalität eines Söldners nur mit Geld gewinnen.

"Herr Rosenstock, unsere Zwecke sind durch unsere Kenntnis der Fragwürdigkeit unserer Mittel nicht mehr oder weniger ehrenhaft. Sehen Sie, als wir gemeinsam aus Kiel nach Emkendorf aufbrachen, waren unsere Absichten beflügelt von einer Aussicht auf Unabhängigkeit und Einigkeit Schleswig-Holsteins - zu Recht, möchte ich sagen, schließlich befand sich in unseren Händen ein vermeintliches Versprechen für ein solches Ereignis. Doch mittlerweile wissen wir mehr: Das scheinbare Versprechen ist in dieser Form ungültig, und der vermeintliche Herzog nicht rechtmäßig. In einem Punkt gebe ich Ihnen Recht: Auf diesem Weg wird sich ein einig Schleswig-Holstein nicht finden lassen. Vielmehr haben Sie den Herrn Major gehört, die Bundesexekution gegebnüber Holstein ist beschlossen; in diesem Maße ist es nur eine Frage der Zeit, bis Friedrich sein nicht gestimmtes Herzogtum verlieren wird. Dennoch,"

Ächzend raffte Alfred sich auf und versuchte, Haltung anzunehmen. Er wusste noch viel weniger, was ihnen bevorstand, als er vor einigen Stunden zur Reise nach Emkendorf zugestimmt hatte. Doch seine Absichten waren noch immer die selben: Er war bereit, seinen Teil zu leisten. Doch vermütlich würde es sich wohl erst im Nachhinein herauskristallisieren, wozu Alfred Nobel tatsächlich beigetragen hatte. Mit einigen Handgriffen rückte er seine Kleidung zurecht, ehe er Emil die Hand reichte, um ihm ebenfalls zum Aufstehen zu bedeuten. Höflich forderte Alfred das Dokument von den Professoren zurück.

"bleibe ich dabei, wir müssen die Stimme des Augustenburgers hören. Wir halten nach wie vor keinen Beweis in den Händen, sondern lediglich eine Vermutung in unseren Köpfen. Es ist, wie der Herr Major bereits sagte: Nur im Gespräch mit dem Herzog wird sich ergeben, ob die Söldner für ihn arbeiteten. Und ebenfalls, wie die Antworten auf unsere Fragen über diese Urkunde lauten mögen. Ich kann die Aufrichtigkeit Friedrichs nicht guten Gewissens verteufeln, ohne ihn selbst gesprochen haben; mir ist diese Erfahrung bisher verwehrt geblieben. Dies ergeht Ihnen natürlich anders, Herr von Lütjenburg und Rosenstock - doch bitte, begleiten Sie uns dennoch. Schließlich haben sich einige neue Fragen ergeben, bei denen ich Friedrichs Weise hören will."
 1. Als Erinnerung:
 2. Ich erinnere an Alfreds mäßig erfolgreiche Würfe bei Auffinden des Vertrages. Zudem habe ich trotz Menthirs Hinweis nie auf Linguistics geworfen.
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #339 am: 02.07.2013, 21:39:42 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:23 Uhr - Gut Emkendorf

Theodor Mommsen hatte Alfreds Worte aufmerksam verfolgt und verkniff das Gesicht. Er war deutlich unzufrieden mit der Situation und in welche Richtung sie sich entwickelte. Er blickte auf das Schriftstück und schaute sich das erste Mal ausgiebig das einzige Siegel auf der Urkunde an, stöhnte auf und rieb sich die Augen, als würde ein bisschen Augenwischerei vielleicht noch das ein oder andere Siegel, vor allem das herrschaftliche Siegel Dänemarks, auf das Stück Papier zaubern. Er gab zeigte es den anderen Gelehrten und schüttelte enttäuscht den Kopf. War ihre Queste und ihre Hoffnung derartig umsonst gewesen? Mit zittrigen Händen, wahrscheinlich seiner Hoffnungen beraubt, blickte er zu Major von Stiehle und überreichte dabei Alfred wieder den Vertrag.

Alfreds Worte waren gerade verklungen, da schien es als wollte Emil, der mit Alfreds Hilfe wieder aufgestanden war, gerade noch ein paar Worte verlieren. Er rollte mit den Augen und schlug sich die flache, rechte Hand vor die Stirn und holte gerade zum Sprechen Luft, als die Schritte sich der Tür näherten. Es waren vier Paar Stiefel. Emil verstummte abrupt und Stille legte sich über die Eingangshalle von Gut Emkendorf. Würde Samuel recht behalten und Thoralf hatte bewaffnete Verstärkung mitgebracht? Die Schritte verstummten vor der Tür, es war ein eindringliches Flüstern zu vernehmen, kurz und beinahe herrisch, als würde ein Befehl übergeben werden[1]. Eine Hand legte sich auf den Türgriff und drückte ihn nach unten, öffnete langsam die Tür und lugte durch.
Thoralfs Kopf erschien und blickte kritisch zu Samuel, ob er wieder seinen Revolver auf die Tür gerichtet hatte, und trat dann vorsichtigen und gemessenen Schrittes ein. "Kein Grund zu schießen! Ich habe nur einen Arzt und zwei Helfer bei mir!", kündigte der holsteinische Soldat an und schob sich durch die Tür, während hinter ihm drei weitere holsteinische Soldaten durch die Tür kamen. Einer von ihnen trug eine weiße Binde mit einem roten Kreuz, die berühmte Umkehrung der Schweizer Flagge, welche an das Wirken von Henry Dunant[2] erinnerte und seine Gründung des Roten Kreuzes[3], welche gerade einmal ein Jahr zurücklag. Es war in den Gazetten, als Henri Dunant über die Erlebnisse bei der Schlacht von Solferino[4] im Jahr 1859 berichtete. Im Oktober des aktuellen Jahres kam es zu den Treffen, die zur Gründung des Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege führten, an denen auch Preußen teilnahm. Auch auf dänischer Seite wurde bereits darüber diskutiert, das wusste der informierte Zeitungsleser. Und scheinbar hatte auch der Herzog bereits vorgesorgt. Die drei Männer brachten eine Trage mit und gingen vorsichtig zum schwer verwundeten Wittmaack. Vorsichtig überprüfte der Arzt, ein Mann mit schwarzem, halblangen, zu einem Scheitel gekämmten Haar und dunklen, durchdringend braunen Augen, die Vitalfunktionen des schwer verwundeten Preußen und deutete dann den beiden Helfern, ihn vorsichtig auf die Trage zu hieven. Dann nahm er ein ein längliches, etwa 30 Zentimeter Holzrohr[5] hervor, welches eine trichterförmige Ausformung auf einer Seite hatte. In diese Ausformung legte er das Ohr und legte die dünne Öffnung auf die Brust Wittmaacks. Thoralf sprach derweil weiter. "Wir können Ihren Kameraden nicht hier behandeln. Wahrscheinlich wird er operiert werden müssen. Der Arzt, Dr. Jorit Hasen, ist in Heidelberg zum Doktor promoviert wurden und hat ausgezeichnete Referenzen als Chirurg. Der Doktor hat einen Raum vorbereitet, in dem er Ihren Kameraden behandeln können wird. Ich garantiere Ihnen, dass Ihrem Kameraden nichts passieren wird und er bei Dr. Hansen in guten Händen ist!"
Der Arzt hatte seine Untersuchungen fortgeführt und bekräftigte die Worte Thoralfs. "Sein Solarplexus ist verletzt und vielleicht die Hauptschlagader angegriffen. Wir werden es operieren müssen, sonst sind seine Überlebenschancen gering..." Unsicher blickte er kurz zu Thoralf und dann auffällig zu Samuel Weissdorn. Dann gab er kurz den Befehl, Wittmaack aufzunehmen und ihn abzutransportieren.

Während die beiden Männer Wittmaack wegtrugen und der Doktor dabei dessen Hand drückte, stellte sich Thoralf vor die Tür, öffnete sie wieder und ließ den Krankentransport durch. Von Stiehle ließ es widerwillig geschehen, wohl wissend, dass er seinem Kameraden im Moment wohl kaum helfen konnte. Und während von Stiehle dort grübelnd stand und die Gelehrten immer noch geschockt von der Unvollständigkeit der Urkunde ratlos im Raum standen, räusperte sich Thoralf und schob seine langen, blonden Haare nach hinten.
"Ich muss Sie aufgrund des Eindringens darum bitten, dass Sie mir jetzt folgen. Der Herzog will noch einmal mit Ihnen über die Sache sprechen. Alles Weitere wird der Herzog Ihnen erläutern. Folgen Sie mir."
Ohne ein weiteres Wort drehte sich der holsteinische Soldat um und öffnete abermals die große Doppeltür und ging vor. Die Professoren nickten unentschlossen, vertrauten aber darauf, dass Alfred unbedingt diese Verhandlung wollte. Vielleicht würde sich noch etwas ergeben? Einer nach dem anderen verließen sie die Vorhalle, als Letztes Emil, der Alfred ein Stück zurückhielt und erst ein paar Meter nach den anderen zum Herzog folgte. Schnell und flüsternd erklärte er, warum er sich eben noch an die Stirn geschlagen hatte. "Ich weiß jetzt, warum Sie zu de Meza und nicht zu Christian wollen! Er muss das Siegel haben, um die Urkunde gültig zu machen. Anders kann es nicht sein!"[6]

7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:29 Uhr - Gut Emkendorf - Im Büro des Herzogs

Es erklang sanfte Musik aus einem Zimmer. Es wurde ein Flügel gespielt, Carl und Conrad erinnerten sich, dass es das Musikzimmer des Herzogs war, unter dem der kleine, sehr kalte Schutzraum verborgen lag. Es drang gedämpft an ihre Ohren, denn die Zimmertür war geschlossen oder zumindest sehr nah an den Rahmen gelehnt, sodass nicht ohne weiteres ein Blick in den Raum geworfen werden konnte. Der Musikkenner erkannte es als Beethovens Mondscheinsonate[7]. Es wurde langsam und bedächtig gespielt, mit einer gewissen Schwere. Doch Thoralf deutete auf den Raum davor, der leicht offen stand und aus dem schwere Kaminwärme entgegenströmte. Der blonde, o-beinige Jüngling stellte sich davor und wies den Eingang. "Der Herzog erwartet Sie."
Theodor Mommsen nickte kurz und trat als Erstes ein, dann folgten die anderen einer nach dem anderen, während Thoralf den Gang hinunterging.

Der Raum war aufgeräumt. Ein leerer Schreibtisch und davor waren vier einfache, mit grünen Stoff bezogene Sessel aufgestellt wurden. Ein schwerer, gepolsteter Sessel stand auf der anderen Seite des dunklen Schreibtisches. Das Zimmer war von künstlichem Licht, von Kerzen und einer Petroleumlampe, erhellt. Schwere, grüne Brokatvorhänge waren zugezogen und ließen keinen Blick nach draußen zu. Der Herzog stand neben seinem Sessel, gekleidet in einer holsteinischen Uniform, nur geziert von einem Ehrenzeichen, einem Tapferkeitszeichen aus dem Schleswig-Holsteinischen Krieg[8]. Er wirkte müde und erschöpft. Als er sich seinen Gästen zuwand, roch er leicht nach schwerem Branntwein, aber sein Blick war klar und seine Bewegungen waren nicht schwer. Neben dem Schreibtisch stand eine verkorkte Flasche mit Branntwein auf einem kleinen Beistelltisch mit Globus in der Mitte. Der braune Teppich und die dunkel vertäfelten Wände ließen den Raum sehr dunkel, fast bedrückend wirken. Der Herzog schwitzte stark, was aufgrund der enormen Hitze des Kamins nicht verwunderlich war. Und selbst jetzt lagen im brennenden Kamin, dessen Sims abgeräumt war, zwei gerade eingeworfene und gut durchgetrocknete Eichenscheite. Die Hitze würde so schnell nicht weichen. Und doch zitterte der Herzog leicht als würde er frieren. Wahrscheinlich hatte er auch das Gefühl zu frieren, anders war die Hitze nicht zu erklären.

Bedächtig wartete der Herzog bis alle eingetreten waren. "Verzeihen Sie, dass ich nicht mehr Sessel im Moment habe. Sie werden gleich noch Stühle bekommen, wenn Sie es möchten. Sie haben mir wenig Vorbereitungszeit gelassen, aber wenn Sie so eiligst in mein Gut eindringen, und nach der Beschreibung des jungen Herren von Thienen-Adlerflycht[9], sind Sie abermals beschossen wurden, bleibt mir leider auch diese peinliche Unannehmlichkeit nicht erspart. Ich würde gerne für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung bitten, da dies auf meinem Sitz passierte. Vor allem das Verwunden eines preußischen Soldaten, nachdem ich Sie des Hauses verwiesen habe, wird sicher auf mich zurückfallen in diesem diplomatischen Geplänkel, welches Preußen sicher ausschlachten wird. Allerdings kann ich nichts für die Angriffe. Ich habe glücklicherweise endlich Soldaten vor Ort, welche jetzt das Grundstück absuchen. Nach den Vorgängen des gestrigen Tages, erschien es mir nur sinnvoll, Soldaten aus Rendsburg anzufordern. Sie werden also zumindest für den weiteren Aufenthalt für Ihre Sicherheit sorgen können. Halten Sie sich trotzdem, aus Sicherheitsgründen, von den Fenstern fern."

Nach seiner Eingangsrede blickte er sich zwischen seinen Besuchern hin und her, von denen nur Mommsen sich sofort auf einem Sessel niederließ. Die anderen blickten nach den Worten, die in der Vorhalle ausgetauscht wurden, kritisch und keiner der Gelehrten wagte es für den Moment das Wort zu erheben. Noch zu sehr waren sie von den Entdeckungen auf der Urkunde geschockt. Wieso hatten Seelig oder Hänel oder auch Ribbeck nichts gesagt? Keiner von ihnen war ein Kenner der Urkunden, aber zumindest der Historiker hätte sich doch mit der Sphragistik[10] auskennen müssen? Mommsen grübelte wütend vor sich hin.
"Die Herren Nobel, nehme ich an? Ich bin, wie Ihnen die Preußen sicher mitgeteilt haben werden, der sogenannte selbsternannte Herzog. Wenn wir von von der Wortbedeutung ausgehen, also jener, der vor dem Heer zieht, haben Sie sicherlich recht. Diese Zeiten sind wohl vorbei. Seien Sie jedoch gewiss, dass der Deutsche Bund mich anerkennen wird. Wenn Sie also hier sein sollten, um über den Vertrag zu diskutieren, bin ich durchaus der richtige Ansprechpartner, völlig unabhängig davon, wie viele Bundesexekutionen ein preußischer Vertreter dreist in mein Haus wirft. Die Bundesexekution ist nicht gegen Friedrich gerichtet, sondern gegen Christian. Dessen dürften Sie sich doch bewusst sein?"

Der Herzog atmete tief ein, zog ein Stofftuch aus der Tasche seines Jacketts und wischte sich die Stirn ab. Der Herzog fokussierte sich voll und ganz auf die beiden Nobelbrüder und schien die anderen Personen im Raum für den Moment zu missachten. Nur Conrad musterte er bisweilen noch freundlich. Er ließ sich in den schweren Sessel fallen und atmete dann seufzend aus.
"Zunächst einmal möchte ich mich für die Unannehmlichkeiten...zur Verantwortung ziehen lassen und bitte vielmals um Verzeihung. Holstein ist ein viel freundlicheres Land normalerweise und es schmerzt mich, dass Ihre ersten Eindrücke so schlimm sein müssen. Wir haben einen härteren Winter als gewöhnlich und auch viel mehr fremde Interessen als gewöhnlich, und die politische Situation ist sehr vertrackt. Mein guter Freund, Sie haben ihn sicherlich kennengelernt, erzählte mir davon, wie sehr Sie doch zwischen die Fronten dieses Konfliktes geraten sind. Sie haben einen unglaublichen Mut bewiesen und sehr viel Courage im Sinne Schleswig-Holsteins, dass Sie sich nicht haben von den Preußen oder von Söldnern haben beirren lassen, wenn ich Ihre Anwesenheit richtig deute. Verzeihen Sie mir auch den Haftbefehl. Ich konnte Ihn nicht zurückziehen, sondern musste verhindern, dass die Preußen Sie für ihre Kriegsspielchen in die Finger bekommen." Das erste Mal schaute er kurz zu von Stiehle. "Sie wissen doch, der Passus mit dem PGP[11]. Die einzige Chance, dass Sie nicht als Gefangener des Deutschen Bundes unter Preußens Willkür enden, war ein Haftbefehl meinerseits in freundlicher Kooperation. Gerne hätte ich die Sache mit Ihnen unter vier oder sechs Augen diskutiert, aber Herr von Lütjenburg hat sich Ihrer ja bemächtigt; glücklicherweise für die Kieler Freunde und nicht für Preußen. Ich hoffe, dass Ihnen der Gefängnisaufenthalt in Kiel nicht schlecht in Erinnerung bleiben wird."

Wieder kramte er das Tuch hervor, während im Hintergrund das Spiel der Mondscheinsonate schneller und intensiver wurde. Es war auch durch die Wand leicht zu hören. "Erlauben Sie mir, wenn ich direkt bin. Diese ganze Mischung aus Diplomatie und Diplomatik bringt mich an den Rande dessen, was ein normaler Mensch mit ehrlichen Absichten sich antun sollte. Deshalb biete ich Ihnen volle Kompensation für Ihr verlorenes Schiff, sagen wir eine handvoll Handelspatente und nebst der Dankbarkeit Schleswig-Holsteins, welche in Urkundenform und mit Verdienstorden verbunden sein wird, etwas Land und einen hochdotierten Posten in meinem Kabinett?"

Der Herzog ließ die Frage einen Moment im Raum stehen, und die Kieler Professorenschaft hustete beinahe synchron ihre Verwunderung hinaus. Hatte er von einem Kabinett gesprochen? Also von einem Parlament? Himly machte große Augen, doch der Herzog redete dann unbeirrt weiter. "Es tut mir sehr Leid, dass Ihnen ausgerechnet in Schleswig-Holstein derartige, unglückliche Zustände entgegenstürzen mussten und demnach muss sich das Land für Sie, soweit es dieses kann, verantwortlich fühlen. Sehen Sie, es ist so. Wenn der Vertrag sich wieder in rechtmäßigen Händen befände - und wie ich sagte, wird der Deutsche Bund mich anerkennen, gerade nachdem Dänemark durch die Novemberverfassung so über die Stränge geschlagen hat um des Friedens willen und auch um der wahren Rechtmäßigkeit willen! - würde die Bundesexekution gegen Dänemark ihr Recht verlieren, weil Christian IX. nicht mehr Herzog von Holstein wäre. Gleichzeitig würde auch die Novemberverfassung ihre Gültigkeit verlieren, weil Christian IX. nicht mehr Herzog von Schleswig wäre und das Londoner Protokoll wäre nichtig und Preußen keine Garantiemacht mehr und ihr Aufenthalt und ihre Einmischung hier, würde ihnen wiederum eine Bundesexekution einbringen. Demnach gäbe es keinen nominellen Grund mehr für einen Krieg. Sicher, die Eiderdänen werden Christian IX. innenpolitisch eine zeitlang querschießen, und sicher, der Deusche Bund darf sich mit dem männlichen Gequengel Preußens beschäftigen, aber die Österreicher werden es Ihnen danken, dass Sie nicht in den Krieg müssen, und ganz zu schweigen von den anderen Bundesländern. Sehen Sie, mit dem Vertrag, damit erringt Schleswig-Holstein nicht einfach nur seine Freiheit, die sehr erstrebenswert ist, denn jede Volksgruppe hat ein Anrecht aus seinen Staat[12], sondern ein ganzes Gebiet muss nicht in den vermaledeiten Krieg ziehen! Haben Sie Dunants Buch über die Schlacht von Solferino gelesen? Oder hat Ihnen Herr Himly erzählt, wie es in unserem letzten Krieg hier war? Furchtbar! Denken Sie an all die Toten, all die Verstümmelten? Waren Sie mal in so einem Lazarett?" Emil schluckte hörbar, sich an seine eigene Behandlung erinnernd. "Und wofür würde der Krieg geführt werden? Selbstverständlich für das Ego von Staaten, die andere Völker unterdrücken, ja, gar ihre Brüder unterdrücken wollen. Preußen will ein Zentralstaat mit voller Macht sein, und keine föderalistische[13] Bruderschaft. Für Dänemark gilt dasselbe. Die Dänen wollen, dass wir Dänen sind, die Preußen wollen, dass wir Preußen sind. Wir wollen weder das eine, noch das andere sein. Wir wollen Schleswig-Holsteiner sein und dann endlich wieder jene liberale Verfassung[14] einführen, die Schleswig und Holstein als erstes Land gültig einführten. Und dann wird Schleswig-Holstein sicher und wohl behütet mit Gottes Gnade und der Hilfe seines tüchtigen Volkes bestehen. Aber Sie haben es in der Hand, Herr Nobel. Sie haben es in der Hand. An Ihrer Entscheidung hängen Menschenleben, viele, viele Menschenleben. Väter werden sterben, andere werden ihre Brüder verlieren. Mütter und Schwestern werden vergeblich warten und in schwarzen Trauerkleidern, mit weißen Bannern des Friedens, auf den blutroten Schlachtfeldern nach dem Krieg knietief waten. Ich appelliere an ihre Vernunft und an ihr Herz!" Dann lehnte sich der Herzog zurück, schwer atmend und müde, erdrückt von der Last der Situation und tupfte sich den Schweiß von der Stirn, noch immer zitternd.
Leise murmelte Mommsen vor sich hin. "Meine Damen und Herren, was Sie hier erleben, ist Geschichte."
 1. 
Wahrnehmung SG 13 (Anzeigen)
 2. Henry Dunant
 3. Gründung des Roten Kreuzes
 4. Schlacht von Solferino
 5. Stethoskop
 6. Wer diese Worte (außer Alfred, der bekommt sie natürlich so mit) mitbekommen will, muss einen Wahrnehmenwurf gegen SG 12 schaffen.
 7. Mondscheinsonate
 8. 
Beschreibung des Ordens (Anzeigen)
 9. Das Adelsgeschlecht Thienen-Adlerflycht
 10. Sphragistik
 11. Preußische Geheimpolizei
 12. Dies ist eines der Ideale der 1848er-Bewegung und wird später durch Woodrow Wilson begrifflich noch prägnanter als Selbstbestimmungsrecht der Völker bezeichnet werden.
 13. Föderalismus
 14. Die Verfassung aus dem September 1848
« Letzte Änderung: 02.07.2013, 21:45:50 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #340 am: 03.07.2013, 07:38:28 »
Als der "Hausangestellte" mit den Ärzten zurückkehrte, wandte sich Samuel kurz an ihn. "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Ich bin kein Soldat, und dies ist das erste Mal, dass man auf mich und die Menschen in meiner Umgebung geschossen hat. Ich war in Todesangst, und habe für einen Moment überall nur noch Feinde gesehen. Wie ich Sie behandelt habe, war falsch, und ich entschuldige mich aufrichtig dafür."

Was er sagte, meinte er ehrlich, doch gleichzeitig versuchte er, aus den Reaktionen des Mannes herauszulesen, wie ehrlich dieser es meinte...

Bei dem Herzog angekommen, hielt sich Samuel zunächst zurück. "Er ist gut, er weiß mit Worten umzugehen", beobachtete er den Monolog des Herzogs. Was der Mann dort tat, erinnerte ihn an seine Vorlesung. Doch dass er geschickt war, musste nicht heißen, dass er unehrlich war. Und so achtete er auf jedes Detail seiner Mimik und seiner Körpersprache, um herauszufinden, was tatsächlich in dem Herzog vorging. Er achtete dabei auch auf den Kamin - hatte der Herzog ihn vielleicht angezündet, damit er ohnehin ins Schwitzen kam, damit man es der Hitze zuordnete, wenn die Wahrheit ihn ins Schwitzen bringen würde?

Dabei ging ihm auch durch den Kopf, was Emil Nobel noch gesagt hatte... es ergab Sinn, und warf erneut kein gutes Licht auf den Herzog...

Samuel Weissdorn

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Casus Belli
« Antwort #341 am: 04.07.2013, 01:30:14 »
Bevor Alfred reagieren konnte, trat Samuel einen Schritt nach vorne. "Verzeiht, wenn ich mich so vordränge, aber ich denke, dass ich der einzige bin, den Sie noch nicht namentlich kennen, daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich vorzustellen. Samuel Weissdorn, seit kurzem Dozent an der Kieler Universität, und als solcher der Gruppe der hier anwesenden Professoren und ihrer Wünsche und Ziele für die Heimat zugehörig."

Dann, mit einem Blick zu Alfred Nobel: "Ich bin sicher, dass Herr Nobel Ihr Angebot als nette Geste zu interpretieren weiß, wenn es auch für ihn als aufstrebenden Unternehmer wohl tatsächlich kaum mehr als eine Geste sein dürfte. Daher sollten wir diese Fragen zunächst beiseite schieben und uns dem Kern unserer Diskussion zuwenden."

Er schien einen Moment zu überlegen, tippte dabei auf seine Brust, fast, als würde er unter seiner Kleidung etwas verbergen. "Ich denke, wir alle hier verstehen Ihren Wunsch, einen Krieg zu vermeiden. Ich selbst hatte eben mehr als genug Blutbad für ein ganzes Leben. Umso wichtiger aber ist, dass die politische Zukunft, die wir hier zu formen wünschen, nicht auf Lügen fussen lassen, die enttarnt werden können und zu einem späteren Zeitpunkt womöglich einen noch viel schlimmeren Krieg heraufbeschwören könnten, als der, vor dem wir im Augenblick stehen."

Wieder tippte er auf seine Brust, schien sich dann dabei zu ertappen, und nahm etwas zu plötzlich die Hand herunter, mit einem Blick in Richtung des Herzogs, als hätte er versehentlich ein Geheimnis ausgeplaudert. "Ich würde mir wünschen, dass wir mit offenen Karten spielen. Wir wissen um die Rolle der Söldner, um de Meza und sein Siegel, und wir haben sogar konkrete Beweise und Zeugen. Das Schicksal Lavalles und ihrer mörderischen Gefährten ist bereits besiegelt. Sie können sicherlich alleine schlussfolgern, was es für Sie und für Schleswig und Holstein bedeuten würde, wenn diese Dinge veröffentlicht würden. Ich frage Sie deshalb ganz direkt und undiplomatisch, wie Sie es sich ja wünschen: Was ist Ihnen wichtiger, Ihre persönliche Macht, oder das Schicksal von Schleswig und Holstein und das des Volkes? Sind Sie bereit, in die Geschichte einzugehen als der Mann, der der Freiheit den Weg bereitete, oder ist Ihnen der Erhalt Ihrer persönlichen politischen Macht wichtiger?"[1]

Samuel sah den Herzog mit offenem, aber auch unnachgiebigem Blick an. Er setzte alles auf eine Karte. Der erfahrene Politiker hoffte darauf, sein Lügenkonstrukt in irgendeiner Form aufrecht erhalten zu können - Samuel hoffte darauf, ihm mit einem Schlag den Boden unter den Füßen wegzuziehen, ihm jeglichen Halt zu nehmen und nur noch die Hoffnung auf eine Befreiung Schleswigs und Holsteins zu lassen.
 1. Bluff: 44 - ich möchte ihn überzeugen, dass sein Kartenhaus bereits eingestürzt ist, dass seine politische Macht bereits verloren ist, und er bestenfalls noch die Freiheit von Schleswig und Holstein retten kann.

Alfred Nobel

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Casus Belli
« Antwort #342 am: 05.07.2013, 18:40:41 »
Alfred hatte gewartet, als Friedrich sie begrüßte, und erst auf einem der Sessel Platz genommen, als auch ihr Gastgeber sich setzte. Mit ernstem Gesichtsausdruck hatte der Schwede dem vermeintlichen Herzog zugehört, während dieser sprach, und ihm jegliche Zeit gegeben, seine Gedanken zu formulieren. Selbst als Friedrich seinen Apell aussprach war Alfred für einige Moment stumm geblieben. Natürlich hatte der Herzog direkt ihn angesprochen, doch die Worte des diplomatischen Mittelmannes wollten vorsichtig gewählt werden. Doch durch Samuels eindringliche Stimme kam es soweit nicht.

Mit gerunzelter Stirn und skeptischem Zweifeln im Blick reagierte Alfred, als der Kieler Dozent es sich erlaubte, für ihn zu sprechen. Hatten Sie sich nicht vor der Tür des Gutes darauf geeinigt, dass Conrad sie vor ihrem Gastgeber vorstellen würde[1]? Unruhig lehnte Alfred sich nach vorne, während Samuel sprach.

Doch das Ultimatum, das der Kieler Dozent daraufhin aussprach, lies Alfreds Augen groß werden. Unschlüssig starrte der Schwede den Dozenten an, der stehend und unerschüttert auf den Herzog herabblickte. Welche emotionale Flexibilität dieser Mann aufwies - noch vor wenigen Momenten drohte er mit Pistolen, zeigte sich dann schamhaft und reumütig, nur um nun wieder hartnäckig und beherrscht Kritik und Vorwürfe zu üben - der Person gegenüber, an deren Ermessen die Zukunft Schleswigs und Holsteins hängen würde, ungeachtet des Rechts und Unrechts, welche sie auf sich aufgeladen haben mochte.

Unfähig zu reagieren öffnete Alfred den Mund, nur um ihn daraufhin wieder zu schließen, ohne eigene Worte verlieren zu können. Unschlüssig löste der Schwede seinen Blick von Samuel und sah unsicher zu Friedrich.
 1. Referenz
But I have learned to study Nature’s book
And comprehend its pages, and extract
From their deep love a solace for my grief.

 - A Riddle, 1851

Conrad Rosenstock

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Casus Belli
« Antwort #343 am: 05.07.2013, 19:24:12 »
Conrad wollte tatsächlich die Anwesenden allesamt vorstellen. Doch innerlich war er zwischen zwei Optionen kurzzeitig hin- und hergerissen und das lähmte ihn etwas. Er war so mit seinen Gedanken beschäftigt, was er wohl am besten als nächstes tun sollte, dass er die Vorstellung vergaß. Aber vielleicht würde er sich wieder daran erinnern, wenn er wieder eine innere Balance gefunden hatte und sich zu einem bestimmten Weg durchringen konnte. Conrad verbeugte sich vor Friedrich nur leicht und höflich, aber nicht einmal zur Begrüßung konnte er Worte finden im Moment. Samuel kam ihm und wohl auch Alfred dann zuvor und ergriff einfach das Wort. Er beschritt einen gefährlichen Weg aus Conrads Sicht. Der einfache Student hätte den vermeintlichen Herzog niemals angelogen, aber er hätte ihn womöglich auch auf die Söldner und sogar auf eine vermeintliche Fälschung angesprochen. Womöglich, denn Conrad wollte die Wahrheit selbst nicht glauben. Die Wahrheit in diesem Fall war vermutlich, dass Friedrich den Vertrag tatsächlich gefälscht hat und seit einiger Zeit doch mit den Söldnern unter einer Decke steckt. Er hatte wahrscheinlich sehr noble Ziele, aber er verfolgte sie vermutlich skrupellos und in seinem Vorgehen war nicht viel ehrenvolles zu sehen aus Conrads Sicht. Dennoch: Ein vereintes Schleswig-Holstein mit liberaler Verfassung und kein Krieg klang wie ein Traum im ersten Augenblick. Doch konnte man so einen Schwindler und skrupellosen Menschen wirklich an der Spitze akzeptieren? Das war die wichtige Frage, die hier im Raum stand. Conrad würde sicherlich irgendwann wieder Worte finden, aber zur Zeit schaute er nur gespannt zum Herzog. Wie würde dieser auf Samuels Worte reagieren?

Menthir

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Casus Belli
« Antwort #344 am: 05.07.2013, 21:12:37 »
7. Dezember 1863 - Am Morgen des Krieges? - 18:32 Uhr - Gut Emkendorf - Im Büro des Herzogs

Das Verhalten des jungen Mannes aus dem Adelsgeschlecht Thienen-Adlerflycht war nicht schwer zu lesen für Samuel. Zwar hatte dieser, bevor er den Gang runter verschwand, die Entschuldigung mit einem kurzen Nicken und einem mehr oder weniger nachsichtigen Lächeln angenommen, doch Samuel konnte hinter dieser angedeuteten Höflichkeit eben nur eine Höflichkeit entdecken. Er nahm sie an, weil die Etikette es forderte, und doch sah Samuel, dass er den Mann mit dem forschen Auftreten tief misstrauisch gemacht hatte und eine Handvoll Worte würden daran so schnell auch nichts mehr ändern. Samuel konnte sich sicher sein, dass Thoralf Thienen-Adlerflycht noch ein wachsames Auge auf ihn haben würde, so er konnte.

Dann jedoch hatte sich Samuel dem Herzog gewidmet und je mehr Samuel sprach, desto mehr ließ sich des Herzogs Reaktion anhand der Mimik ablesen. Während er erst noch müde, den Schweiß von der Stirn tupfend, zurückgelehnt im Sessel saß und eigentlich seine Worte noch wirken lassen wollte, blickte er erstaunt zu Samuel Weissdorn, als dieser sich mit seiner Argumentation aufdrängte. Während der Herzog zuerst aufgeschlossen und vorsichtig neugierig blickte, und das Tupfen unterließ, das Taschentuch unschlüssig in der Luft knapp vor seinem Kopf haltend, schlich sich jedoch mit jedem Satz mehr der Grimm in das Antlitz in das Gesicht des Herzogs. War er erst noch gepaart mit Überraschung, dass Samuel die Dreisheit besaß, eine derartig gutes Angebot als nette Geste abzuwerten und es vor allem für Alfed Nobel zu kommentieren. Kurz blickte der Augustenburger unschlüssig zu Alfred Nobel. Versuchte er den Herzog zu verwirren, in dem er andere für sich sprechen ließ? Samuel stellte sich als Mann der Professorenschaft vor? Des Herzogs Blick fiel auf Carl von Lütjenburg und Gustav von Stiehle. Konnten Sie die Worte von Samuel einfach so hinnehmen. Der Herzog hielt dem festen Blick Stiehles nicht stand und rieb sich die Augen, musterte wieder Samuel, als dieser weitersprach.
Der Blick des Herzogs wurde grimmiger, die Überraschung wich etwas und wich blankem Ärger. Auf der Stirn des Herzogs wurde neben den dicken Schweißperlen nun eine pochende Ader in der Mitte des Stirnbeines deutlich, auch die Dicke seiner Halssschlagader schien zuzunehmen, wurde er gar etwas röter als die Hitze es erforderte?

Die Hitze in diesem Raum war kaum zu ertragen. Jeder konnte erkennen, dass der Herzog absichtlich den Kamin so heftig heizen musste, um jede Anstrengung noch anstregender zu gestalten und einen Nebel über das Denkvermögen der Beteiligten zu legen. Samuel spürte bereits, während er sprach, wie die Hitze auch bei ihm die Poren öffnete und das Wasser aus ihm drang in Form salziger Schweißperlen. Alleine das im Raum sein, machte es unerträglich und die Masse an Menschen in diesem Raum machte es nicht leichter. Es würde mit der Zeit auch nicht leichter werden[1].

Und dann fing Samuel ganz an, behauptete, dass sie alle Schliche durchschaut hätten. Ein gewagtes Spiel, denn was, wenn ihre Erkenntnisse gar nicht stimmten? Was, wenn der Herzog gar nichts damit zu tun hatte? Die Miene des Herzogs wurde zornig und im Hintergrund verspielte sich jemand bei der Mondscheinsonate, sie kam zu einem abrupter Stopp. Das Taschentuch fiel langsam zu Boden, und des Herzogs Faust krachte mit brachialer Gewalt auf die Tischplatte des dunklen Schreibtisches. "WAS ZUR HÖLLE?", brüllte er. "WAS ZUR HÖLLE!", wiederholte er, weniger fragend, sich selbst bestätigend. "Was bilden Sie Steertholler[2] sich eigentlich ein? Wenn Sie so offen sind, dann legen Sie die verdammten Fakten auf den Tisch!" Er lehnte sich über den Tisch und starrte mit rot geäderten Augen in Richtung des Dozenten. Dann blickte er zu von Stiehle und Lütjenburg. "Spielen Sie dieses Spiel mit? Freuen Sie sich daran?" Der Herzog spuckte jetzt fast beim Sprechen und Carl musste unwillkürlich an den Ausbruch des Herzogs denken, den er bei ihrem letzten Treffen ertragen musste. Der Herzog blickte wieder zu Samuel. "In die Geschichte eingehen, ja? Wissen Sie, wer ich bin? Wissen Sie, warum ich die ganze Scheiße hier mache? Um dieses verdammte Land vor den Dänen und den Preußen zu schützen! Verstehen Sie, Aas? VERSTEHEN SIE DAS, SIE AAS?" Der Herzog schlug die Hand nochmal auf die Tischplatte. Seine Knöchel zeichneten sich weiß ab. Dort wo das Fleisch auf das Holz traf, hatte es sich schon tiefrot vom ersten Schlag gefärbt. Er räusperte sich, versuchte nicht mehr zu schreien. "Ich bin hier, den Frieden zu verteidigen, welche Kosten es auch für meine Person haben wird. Oh ja! Seien Sie nicht so ramdösig[3] und naiv! Haben Sie Politik erlebt, die rein auf Wahrheit und Ehrlichkeit basieren kann? Pah! Sehen Sie sich selbst an! Sie legen keine Beweise vor und werfen mir vor, Sie werfen mir vor! Sie!! So ein Aas sind Sie! Und schauen Sie sich die Preußen an! Sind die ehrlich? Kommen Ihnen die Preußen ehrlich vor? Sagen Sie was dazu? Schauen Sie sich die beiden an, na? Na? Was Sehen Sie? Sie sehen zwei Männer, die behaupten, dass Sie das tun würden, was nötig wäre, um Ihren Land zu dienen, oder? Und jetzt schauen Sie sich selbst und ihre bescheuerten, befreudeten Elfenturmbewohner an! Na? Was sehen Sie? Sie sehen Männer, die behaupten, dass Sie das Nötige zu tun, um ihrem Land zu dienen. Pah! Das sagt jeder. Das ist der Grundinhalt jeder gesellschaftlichen Verantwortung. Wenn Sie nicht das Gefühl hätten, etwas Richtiges zu tun, würden Sie es gar nicht tun. Erzählen mir also nicht so einen Schiet! Achten Sie lieber darauf, was Sie wirklich tun können, um Frieden zu wahren. Können Sie Preußen oder Dänemark anders im Zaume halten? Haben Sie? Haben Sie natürlich nicht, Sie Torfkopp!"
Der Herzog trat vor Wut gegen den Schreibtisch, dass eine Tür des Schreibtisches aus seinem Verschluss brach und das Holz barst, und bückte sich dann nieder, um sein Taschentuch aufzuheben. Er schmiss sich wieder in seinen Sessel und tupfte sich die Stirn. Obwohl er so aus sich ausbrach und wieder einzufangen versuchte, dann die Wut wieder aufwallte und er dann doch wieder versuchte, einen rationalen Zugang zu seinen Worten zu finden, konnte Samuel ablesen, dass der Herzog mit sich rang. Er blickte noch immer erzürnt zu Samuel, aber lugte hin und wieder kritisch zu den Professoren. Wie reagierten Sie?
Mommsen rieb sich die Augen und Himly blickte verlegen in den Kamin, beide wagten es noch nicht, einzugreifen. Warteten vielleicht noch, dass der Herzog sich wieder beruhigte, nachdem Samuel derartig mit der Tür ins Haus gefallen war. Der Herzog wirkte unschlüssig und etwas verzweifelt. Wenn er auch nichts zu den Details gesagt hatte, und es ohne Beweise wohl auch nicht tun würde, schien er zumindest Samuel ein wenig recht gegeben zu haben. Ihm doch ein wenig entgegenzukommen. Vielleicht würde es reichen, noch weiter in dieser Wunde zu bohren? Von Stiehle erkannte dieses Problem und kratzte sich nachdenklich den Bart, kaute auf seiner Lippe rum. Samuel konnte dies erkennen. Der Herzog atmete tief durch und setzte zu einer weiteren Antwort an. Seine Gestik machte klar, dass er sich etwas gefangen hatte und gegebenfalls einen weiteren Anlauf machen wollte sich zu erklären oder gar Samuel entgegenzukommen. Langsam erhob er sich und machte eine versöhnliche Geste...

...doch von Stiehle schnitt ihm das Wort ab, bevor er es ergriffen hatte. "Ihre Worten birgen eine gewisse Tragik, Herr Weissdorn. Aber wenn Durchlauchts Schliche gescheitert sind, bedeutet es auch, dass er keine Macht darüber hat, was mit den Herzogtümern Schleswig und Holstein passiert. Wenn Sie den Vertrag als Fälschung entlarven können, dann ist deutlich, dass jede Funktion dieses falschen Vertrages erlischt. Wenn sein Durchlaucht also seinem Volk einen Gefallen tun will, dann richtet er sich nach dem Londoner Protokoll. Dann ist Christian IX. rechtmäßiger Regent von Holstein, die Bundesexektion wirkt und wir können gegen den dänischen Zugriff vorgehen und die Bestimmungen des Londoner Protokolls wiederherstellen. Wie sie sehr zurecht angedeutet haben, Herr Weissdorn, und ich danke Ihnen für ihre klare und schlüssige Argumentation, kann eine Herrschaft auf Lüge und Täuschung nicht funktionieren. Ebenso nicht auf Vertragsbrüchigkeit. Ein ehrlicher Herrscher stellt sich also der Bundesexekution und das muss in diesem Fall der rechtmäßige Herrscher Holsteins tun. So sehr mir diese Worte leid tun, aber Sie Herren, die Sie alle hier versammelt sind, so schön Ihre Worte vom Frieden auch klingen, haben keine Macht über Frieden dieses Landes zu entscheiden, wenn der Vertrag nicht rechtmäßig ist. Ich bitte also ernsthaft, redlich und ehrlich darum, dass Sie dieses diplomatische Beil begraben und sich den politischen Gegebenheiten stellen."
Jetzt war es an Gustav von Stiehle, eine versöhnliche Geste zu machen.
"Ich verstehe Ihren Ausbruch, Durchlaucht, auch mir würde es in Ihrer Position schwer fallen. Aber Sie haben zurecht darauf hingewiesen, dass wir dies tun müssen, was uns möglich ist. Wenn Sie also ihr Land schützen wollen, dann schließen Sie sich der deutschen Sache an, der Sache des Deutschen Bundes und nicht Preußens! Und wenn Sie sich dazu durchringen können, dann stacheln Sie das Volk nicht weiter auf, sondern bereiten es auf die kommenden Wochen vor und helfen ihm, den dänischen Zugriff zu verhindern. Die Bundesexekution ist beschlossen und die Armee des Bundes auf dem Weg, um bereits das Herzogtum Lauenburg zu besetzen. Der Zug gegen Dänemark ist nur noch von Dänen zu verhindern, wenn Christian IX. die Novemberverfassung zurücknimmt. Meine Herren. Ich weiß, wie furchtbar das Gefühl ist, keine Macht über eine Situation zu haben. Ich habe dies zuletzt erleben müssen, als man mir Wittmaack und Kienast weggeschossen hat. Beschränken wir uns also auf das, was realistisch zu erreichen ist."
Von Stiehle trat jetzt einen Schritt nach vorne und legte die Hände hinter dem Rücken zusammen, während er sich leicht durch den Raum bewegend, weitersprach.
"Ich würde also vorschlagen, dass wir uns unabhängig von Schleswigs und Holsteins Schicksal mit den Gefahren vor Ort beschäftigen. Dort draußen sind höchstgefährliche Söldner, die mir wohl nicht nur Wittmaack und Kienast genommen haben, sondern wohl noch mehr meiner Männer. Ich bete also für Sie, Durchlaucht, dass Herr Weissdorns Worte nicht wahr sind, und die Söldner Ihnen nicht anhängig sind, denn dann wäre es ein Angriff auf ein diplomatisches Korps, deren Mitglied im Übrigen im Moment auch Leutnant von Lütjenburg ist. Und Sie kennen die Bestimmungen. Ein Angriff gegen einen Diplomaten seiner Majestät ist im Kriegsrecht ein Angriff auf Seine Majestät. Spätestens dann würde der Deutsche Bund sich sicherlich überlegen, ob er Sie noch stützen möchte, wenn er es tatsächlich angedeutet haben sollte. Es geht mir aber nicht darum, Sie bloßzustellen, Durchlaucht. Deswegen sind Sie mir da keine Antwort schuldig, insofern Sie jetzt die holsteinisches Soldaten einsetzen und uns einen Begleittross zur Verfügung stellen. Entweder Sie geleiten alle ihre Gäste sicher zurück, oder Sie stellen jetzt einen Trupp auf, welches diesen Söldner den Garaus macht. Darum sollten Sie sich kümmern, denn scheinbar wollten die Söldner schon einmal das Leben der Nobels nehmen an diesem Ort, soweit ich informiert bin. All Ihre Verhandlungen sind nichtig, aber Sie verlieren noch mehr Gehalt, wenn Sie nicht einmal glaubhaft die Sicherheit Ihrer Gäste garantieren können oder gar die Söldner selbst anführen. Ich verlange sicheres Geleit. Der Rest wird der Bund entscheiden, und nicht wir, so gescheit und weise wir auch sein mögen. Alles muss seinen Weg gehen."
Dann ging von Stiehle wieder seinen Schritt zurück und blickte zwischen Samuel und dem Herzog hin und her. Und Stiehles Gesicht bekam etwas Gerissenes. Er hatte nicht vor, die Männer vor Ort zu beflügeln. Preußen war in diesem Raum kein Freund des Vertragstheaters, soviel war klar. Dennoch gab sie von Stiehle auch dort versöhnlich. "Es steht außer Frage, dass ich für die Zwecke unseres Aufenthaltes, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben dürften, alle Ihre Gäste, Durchlaucht, als Diplomaten anerkenne."

Im Hintergrund knisterten die Eichenscheite und der Flügel nahm sein Spiel wieder auf. Entweder hatte die Person ein Ohr an der Wand oder es war ein merkwürdiger Zufall, so mochte es dem Musikkenner zumindest wirken, denn es war eine bekannte Melodie der Winterreise Schuberts, besungen von einer männlichen Stimme, die einem Mann mittleren Alters gehoren mochte und wohl geschult war. Es war das 19. Werk der Winterreise[4]: Täuschung[5].
Schöner Gesang drang durch die Wand und gewährte einen Moment des Sinnierens.

 1. Wer keinen Zähigkeitswurf gegen SG 15 packt, fühlt sich schwerfälliger und müder und bekommt vorerst -1 auf alle seine geistigen Würfe (Alle Attributswürfe und Fertigkeitswürfe, welche die Attribute Int, Wis und Cha umfassen). Wer zu einem späteren Zeitpunkt einen zweiten Wurf nicht schafft, wird zusätzlich erschöpft sein.
 2. Steertholler ist ein niederdeutsches Schimpfwort und bedeutet Schwanzhalter, es bedeutet sowas wie Handlanger; unbedeutender, zweitrangiger Mensch; Mitläufer etc.
 3. Bedeutet so viel wie: weich im Kopf oder schwindelig
 4. Franz Schuberts Winterreise
 5. Das kurze Stück: Täuschung
« Letzte Änderung: 05.07.2013, 21:58:47 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

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