Skib blickt nun verlegen nacheinander die restlichen Ermittler an, nachdem Ghart die Zelle verlassen hat. Auch Block scheint reges Interesse zu finden an den bevorstehenden Erzählungen des Cyrers, handelt es sich bei der Klage doch um ein Ereignis, welches das Antlitz Khorvaires in jüngerer Zeit extrem verändert hat. Skib scheint nun etwas nervös zu werden, das ihm zukommende Interesse bereitet ihm abermals Unbehagen. Zögerlich beginnt er zu reden, als er sich sicher ist, dass Rendals neuerlicher Vorschlag von der Gruppe aufgenommen und verarbeitet wurde.
"Nun...nun, Herr Bersk, ich würde nicht sagen, dass ich dies 'geschafft' habe, denn ich habe nichts besonderes geleistet. Ich kann es mir weder erklären noch kann ich mich an Einzelheiten erinnern. Es ging rasend schnell, ja...", erklärt er und atmet einige Male tief durch, um sich zu sammeln. "Ich war in Metrol, am königlichen Hofe. Ich...ich arbeitete dort als Musiker, und mein Hauptinstrument war, wie Ihr sicherlich erahnen könnt, das Cyrische Horn. Das letzte, an was ich mich bewusst erinnere, ist, dass wir, also...ich und die anderen Musiker, die mit mir zusammen auftraten, einen...ja, einen Auftritt hatten. Ein Konzert vielleicht. Ich spielte...und aus der Ferne, nur im Augenwinkel, kam ein grelles Licht, und sogleich spürte ich einen Druck, aber nicht körperlich, es war, als ob Angst und Verzweiflung meine Seele zerdrückten. Um mich herum waren Schreie. Ich blickte hinaus aus dem Saal - und es war, als ob eine gigantische Welle auf uns zurast, aus Licht, Feuer, Erde, Schwefel - aus allem und aus nichts. Ich wusste nicht, was zu tun war, ich klammerte mich an mein Horn, und spielte einfach weiter. Dann...war erst einmal lange nichts. Wirklich nichts...es schienen Jahre zu vergehen, oder ganze Zeitalter. Ich weiß es nicht. Irgendwann wachte ich auf, mein Horn immer noch an meinen Lippen. Auf mir waren mehrere Finger breit weiße Asche. Als ich um mich blickte, sah ich mein Orchester am Boden liegen. Ich dachte, sie schlafen, denn so sahen sie zumindest aus. Doch sie waren tot", erzählt er seine Erlebnisse nach und muss nun erstmalig um Fassung ringen. Ein dicker Kloß scheint in seinem Hals zu sitzen, und Tränen füllen abermals seine Augen. Er wischt sie mit einer gehetzten Umgebung weg und spricht weiter. "Metrol war in Schutt und Asche, eine Geisterstadt, und es schieb mir, als ob sämtliche Farbe aus der Welt gewichen war. Ich fing an zu gehen. Immer weiter, einen Schritt nach dem nächsten, nach dem nächsten, nach dem nächsten. Ich konnte weder eine Richtung erkennen noch erkannte ich mein Heimatland wieder. Es war, als ob sich die Welt auf den Kopf gestellt hatte. Ich kann Euch nicht sagen, wie weit oder wie lange ich gegangen bin. Doch stets fragte ich mich, was in Cyre passiert war. Und...wer dafür verantwortlich sein mochte? Erst als ich den Nebel
[1] durchschritten, begriff ich, dass nicht die
ganze Welt in Trümmern lag. Und erst dann und in den Monaten danach begriff ich nach und nach, was passiert war, und dass es sich um einen gezielten Angriff gegen Cyre gehandelt haben muss." Für einen Moment hält er inne und berührt mit zitternden Fingern die Glassplitter an seiner Schläfe. "Und erst, als ich eine Stadt erreichte und nach einer schier endlosen Zeit mein Gesicht sah, bemerkte ich, was die...Klage mit mir gemacht hat", fügt er hinzu.