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Autor Thema: Die Zeit des großen Jägers  (Gelesen 17355 mal)

Beschreibung: Einstiegskapitel für Dok‘Hae

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Sternenblut

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Die Zeit des großen Jägers
« am: 08.04.2011, 13:44:14 »
Inzwischen war er schon über zwei Wochen unterwegs, und hatte die Länder seiner Heimat hinter sich gelassen. Die Reise war nicht immer ungefährlich gewesen. Einige Male war er in die Gebiete fremder Rudel geraten, und nicht immer hatte er ohne Kämpfe weiter ziehen können. Schließlich aber waren die Rudelstätten seltener geworden, und inzwischen lag seine letzte Begegnung über eine Woche zurück.

Noch immer führte ihn sein Weg in Richtung Süden. Sein Alpha Jumr’phar hatte ihm gesagt, dass er auf eine Stadt der Menschen treffen würde, die den Namen Osthafen trug. Kurz darauf würde er die Grenzen des Großen Waldes erreichen. Arkhazim lag am anderen Ende des Waldes, noch einige Wochen von Osthafen entfernt.

Gestern hatte er zum ersten Mal eine Ansiedlung der Menschen gesehen. Ein seltsames Konstrukt aus Holz, das ein wenig wie eine künstliche Höhle aussah, diente den Menschen offenbar als Behausung. Sie züchteten Pflanzen wie Getreide und verschiedenes Gemüse, und hielten Ziegen und Kühe gefangen. Ihre Kultur war offenbar wirklich so fremdartig, wie man es Dok’Hae angekündigt hatte.

Anfangs hatte er sich von den Menschen fern gehalten, doch je näher er der Stadt kam, desto schwieriger wurde es. Vor ihm lag eine Ansammlung der menschlichen Behausungen, in denen vermutlich gute hundert Menschen Platz fanden. Wie in den Siedlungen zuvor, hatten die Menschen die umgebende Natur gezähmt. Es gab wenige Möglichkeiten, sich den Blicken der Fremden zu entziehen, es sei denn, er würde die Siedlung großzügig umgehen – ein Umweg, der ihn gewiss einen halben Tag kosten würde.

In dieser Rudelstätte – auch wenn Dok’Hae vermutete, dass die Menschen einen anderen Namen für ihre Siedlungen hatten – war etwas anders als in denen, die er zuvor gesehen hatte. Viele Menschen hatten sich in der Mitte des Dorfes versammelt, und spielten fröhliche Musik. Offenbar feierten die Leute hier gerade ein Fest.
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 14:25:34 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Amani

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Die Zeit des großen Jägers
« Antwort #1 am: 08.04.2011, 14:39:55 »
"Sei vorsichtig." hörte Dok'hae seine Stimme flüstern. Besorgt betrachtete er diese Menge an Menschen. Er versuchte erst gar nicht sie zu zählen, eine so große Menge an Lebewesen hatte er ausserhalb der großen Herden noch nie gesehen.

Während er hinter einem Baum verborgen stand überlegte er, was er tun sollte. Einerseits hatte er keine große Lust diesen Menschen besonders nahezukommen, um ehrlich zu sein hatte er sogar etwas angst. Aber die Umgehung dieses Hortes würde in fast einen ganzen Tag kosten.

"Augen zu und durch, du bist doch kein Feigling Dok'Hae. Halte dich von dem Platz fern und einfach durch. Am anderen Ende verschwindest du so schnell es geht wieder in den Wald und alles ist gut." Mit einem unangenehmen Kribbeln im Bauch machte sich Dok'Hae auf in Richtung der menschlichen Rudelstätte.

"Sei vorsichtig." - "Das bin ich immer..."
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 16:15:43 von Dok'Hae »

Sternenblut

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« Antwort #2 am: 08.04.2011, 15:19:38 »
Zu seinem Glück waren die meisten Menschen tatsächlich auf dem Platz im Zentrum der Siedlung versammelt. Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie Dok'Hae gar nicht weiter bemerkten, als er am Rand der Ansiedlung vorbei schlich. Offenbar hatten die Menschen hier keine großen Schwierigkeiten mit anderen Raubtieren oder Fressfeinden.

Schließlich stand er vor einer der seltsamen Behausungen. Diese hier war fast drei Mal so hoch wie er selbst. Aus dem Innern hörte er das nervöse Wiehern eines Pferdes.

Dann hörte er etwas, das auch ihn nervös machte. Die Stimmen einiger Menschen, die offenbar auf der anderen Seite der Behausung waren. "Ich kriege dich!" rief eine männliche Stimme in einem seltsamen Akzent. Dem Ausruf folgte das Lachen eines weiblichen Menschen. Den Geräuschen der Schritte nach umrundeten die Menschen die Behausung - und zwar jeder von einer anderen Seite.

Hektisch sah sich Dok'Hae um. In einigen Sekunden würden sie bei ihm sein. Er hatte nur zwei Möglichkeiten. Er konnte versuchen, sich im einige Meter entfernten Gras zu verbergen - ein Versteck, das eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit hatte, entdeckt zu werden. Die andere Option war eine Öffnung, die in der Behausung vor ihm zu sehen war. Es war eine rechteckige Öffnung, in der jemand einen Teil der Wand herausgeschnitten und dann wieder beweglich angebracht hatte. Es machte den Eindruck, als könnte man hier leicht in die hölzerne Behausung hinein gelangen. Was ihn darin erwartete, wusste er natürlich nicht...
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 15:58:18 von Sternenblut »
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Amani

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« Antwort #3 am: 08.04.2011, 16:25:11 »
"Verdammt. Soviel zu vorsichtig." ging es Dok'Hae durch den Kopf, während er sich hektisch nach einer möglich sich zu verstecken umsah.

Da war er nun, eingedrungen in das Revier eines anderen Rudels und kurz davor entdeckt zu werden. Irgendwie war ihm dieser Holzberg vor dem er stand unheimlich, also machte er schnellen Schrittes kehrt und versuchte sich ins Gebüsch oder eher das hohe Gras zu schlagen und dort so unauffällig wie möglich zu verharren.[1]

"Ich habe dir gesagt du sollst vorsichtig sein."
 1. Hide 16
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 16:28:27 von Dok'Hae »

Sternenblut

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« Antwort #4 am: 08.04.2011, 19:21:16 »
Mit einigen schnellen Schritten entfernte sich Dok`Hae von der Behausung und warf sich flach in das nicht allzu hohe Gras. Nur eine Sekunde später sah er den Mann, den er gehört hatte, hinter der Behausung hervor kommen.

Für einen kurzen Moment zögerte er, und sah direkt in Dok`Haes Richtung - wandte sich dann aber doch ab und lief der Frau entgegen, die gerade lachend an der anderen Seite der Behausung auftauchte.

Der Mann ergriff sie, und zog sie zu sich, während sich die Frau spielerisch, immer noch lachend, dagegen wehrte. Einen Moment später stellte der junge Mensch die Frau an der Wand des "Holzbergs" ab, und versperrte ihr mit seinen Armen den Weg. Trotz der scheinbaren Bedrohung machte die Frau allerdings nicht den Eindruck, als würde sie sich unwohl oder gar bedroht fühlen...
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 19:22:21 von Sternenblut »
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Amani

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« Antwort #5 am: 08.04.2011, 19:39:39 »
Dok'Hae hielt den Atem als der männliche Mensch in seine Richtung schaute. Er hielt die Luft an und wagte es kaum zu atmen, aber der Mann schien nicht besonders aufmerksam zu sein.

Den Impuls einzugreifen, als der Mann die Frau gegen die Wand presste unterdrückte der Wandler sofort wieder. Sorgsam achtete er darauf sich nicht zu bewegen und keinen laut zu machen in der Hoffnung, dass die Beiden schnell wieder verschwinden würden.

"Bitte Schrei jetzt nicht." dachte er bei sich, bis ihm auffiel, dass die Frau nicht ernsthaft versuchte sich ihrem Verfolger zu wiedersetzen.
"Hier liegst du nun im Gestrüpp um nicht von zwei Liebenden gesehen zu werden, du bist mir ein feiner Wandler." - "Sei einfach ruhig."

Sternenblut

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« Antwort #6 am: 08.04.2011, 19:46:31 »
Es war offensichtlich, dass der Frau gefiel, was der Mann mit ihr vor hatte. Und nachdem Dok`Hae der Szene gezwungenermaßen einige Minuten zusehen musste, kam der Mann endlich auf die Idee, sich in die hölzerne Behausung zurück zu ziehen. Er griff nach der Öffnung, die der Wandler ebenfalls bemerkt hatte, und schob die junge Frau sanft Schritt für Schritt, ohne die Umarmung zu lösen, in das hölzerne Bauwerk.

Endlich war Dok`Hae wieder allein...

"Du wirst noch immer beobachtet", erklärte die Stimme.
« Letzte Änderung: 08.04.2011, 19:46:44 von Sternenblut »
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Amani

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Die Zeit des großen Jägers
« Antwort #7 am: 08.04.2011, 20:26:08 »
"Beobachtet?" denkt sich Dok'Hae erschreckt, während er langsam aufstand. "Bloß keine hektischen Bewegungen machen, du bist keine Bedrohung für ihn"

Sobald er steht schaute er sich sorgsam um.[1] Wahrscheinlich hätte er doch lieber um die Rudelstätte herum gehen sollen...
 1. Spot 21

Sternenblut

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« Antwort #8 am: 08.04.2011, 20:46:03 »
Sorgsam schaute sich der Wandler um, konnte aber niemanden entdecken.
"Dass er dich sieht, heißt nicht, dass du ihn siehst", erklärte die Stimme ihm.

Ein kurzes Zögern, doch Dok'Hae wusste, dass sein körperloser Begleiter noch nicht fertig war.
"Ich spüre die Blicke. Aber auch ich kann nicht wahrnehmen, wo er genau ist."

Dok'Hae wurde zögerlich. Etwas irritierte ihn. Dann wurde es ihm klar: Zum ersten Mal hatte die Stimme von sich gesprochen. Sie hatte ihn gewarnt, ihm Situationen beschrieben, doch nie zuvor das Wort "Ich" verwendet...
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Amani

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« Antwort #9 am: 08.04.2011, 21:23:19 »
Einen kurzen Augenblick rang Dok'Hae mit sich, er wusste wie er sich ein genaueres Bild machen konnte. Aber es schien im sicherer erstmal etwas Raum zwischen sich und den Holzberg zu bringen.

So leise es ihm möglich war entfernte er sich aus dem Gebüsch und machte sich auf in die Richtung in der er ging bevor er die Stimmen der beiden Menschen vernahm.

"Schön vorsichtig..."

Sternenblut

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« Antwort #10 am: 09.04.2011, 08:28:59 »
Leise und unauffällig machte sich der Wandler auf den Weg, die menschliche Siedlung hinter sich zu lassen. Zu seinem Glück konnte er jede weitere Begegnung vermeiden, und schließlich war er weit genug von den Behausungen entfernt, dass man ihn über diese Distanz zumindest nur noch als humanoide Gestalt erkennen könnte. Sich ganz den Blicken der Menschen zu entziehen, sollte noch einer von ihnen den Weg an den Rand der Siedlung finden, wäre bei dieser Entfernung keine große Schwierigkeit.
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Amani

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« Antwort #11 am: 09.04.2011, 13:02:29 »
Langsam entspannte sich der Wandler, als er die Siedlung hinter sich ließ. Selbst seine Nackenhaare legten sich wieder nachdem ihm gesagt wurde, dass er beobachtet wird. Sobald er den Wald erreicht wird, würde er sich wieder sicher fühlen. Der Wald war sein Element, hier konnte ihm niemand etwas vormachen und selbst wenn der ominöse Beobachter ihm gefolgt sein sollte, würde er ihn hier abschütteln können.

So machte sich Dok'Hae auf die menschliche Rudelstätte hinter sich zu lassen und seinen Weg weiter fortzusetzten.

Sternenblut

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« Antwort #12 am: 11.04.2011, 18:11:06 »
Auch wenn es in dieser Gegend keine anderen Wandler mehr zu geben schien, war die Landschaft in dieser Region der seiner Heimat immer noch sehr ähnlich. Weite Wiesen und Steppen, vermischt mit kleineren Wäldern, die sich meist in einigen Stunden vollständig durchqueren ließen, zeichneten das Bild.

Dok'Hae konnte auf seiner weiteren Reise zumindest keinen Verfolger mehr feststellen. Am frühen Abend sah er in einiger Entfernung eine seltsame, steinerne Säule, die auf freiem Feld in die Höhe ragte. Unsicher, um was es sich handelte, umging er sie weitläufig. Gegen Abend richtete er schließlich sein Lager ein. Wie jeden Abend tauchte die Sonne den Himmel in glühendes Rot, bis schließlich die Dunkelheit kam.

"Er ist immer noch da. Ich spüre ihn."

Die unsichtbare Stimme schien beunruhigt. Dok'Hae konnte sich aber kaum vorstellen, dass er tatsächlich beobachtet wurde. Auf dem freien Feld, auf dem er sich nun bewegte, hätte ein Verfolger ein nahezu perfekter Jäger sein müssen, um ihm während der ganzen Zeit kein einziges Mal aufzufallen. Wenn die Stimme aber die Wahrheit sprach... alleine und in der Dunkelheit würde er sich gegen einen Hinterhalt kaum zur Wehr setzen können.
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Amani

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« Antwort #13 am: 11.04.2011, 18:30:16 »
Unruhig sah sich der Wandler um: "Das ist unmöglich."

Er überlegte was jetzt zu tun. Plötzlich kam ihm eine Idee. Kurz krümmte Dok'Hae sich während seine Augen einen leicht milchigen Simmer annahmen, irgendwie schienen seine braunen Haare etwas heller zu werden.[1]. Sorgsam konzentrierte er sich, sammelte seine Kräfte, konzentrierte sich nur auf seinen Blick, den er langsam über die Umgebung schweifen ließ.[2]
 1. Shifting Duration 10 rounds
 2. Dreamsight Elite (Full round action) See as under See Invisibility Spell, Spot 21 (eingerechnet +5 Dreamsight Elite, +2 Wisdom while Shifting)

Sternenblut

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« Antwort #14 am: 15.04.2011, 13:41:17 »
Mit größter Aufmerksamkeit beobachtete Dok'Hae seine Umgebung. Doch so sehr er sich auch konzentrierte, er konnte keinen Beobachter entdecken. Er wollte seine Suche gerade schon beenden, als er am Rande seines Sichtfelds etwas bemerkte. Allerdings - am oberen Rand.

Sein Blick schwenkte nach oben. Hatte er etwas am Himmel gesehen? Im Augenblick sah er nur das glühende Abendrot, das wie ein Meer aus Flammen über der Welt brannte. Dann bemerkte er es. Eine kurze Bewegung, nicht ganz wie ein Schatten, eher wie ein Windstoß, der sichtbar geworden war. Da war es wieder. Hatte er einen Flügel erkannt?

Wieder sah er eine Bewegung. Wenn er seine Beobachtungen richtig interpretierte, und es sich nicht nur um eine Sinnestäuschung handelte, dann kreiste etwas über ihm. Etwas, das er nicht einmal mit seiner besonderen Sicht wirklich genau sehen konnte. Es musste gute hundert Meter über ihm sein.

Als ob seine Beobachtungen bemerkt worden wären, konnte er nun keine weiteren Bewegungen mehr ausmachen. Hatte es sich nicht vielleicht doch nur um ein Spiel seiner Sinne gehandelt?
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