"Eure Worte höhnen mir Dan - Nevos sagt es: Wir haben keine Kontrolle darüber, was wir sehen! Und Kwazeel: Wie ich es beurteile, mit Verlaub, ist meine Sache! Aber eines weiß ich sicher - und das scheint ja auch euch bewusst zu sein... Euer Alton, euer Maat, der es gewiss wusste zu sehen, zu urteilen und freudig seine Klinge zu führen, er ist tot, ist er nicht?! Ich glaube ich weiß selbst, wie ich die derzeitige Situation einzuschätzen habe: Wir haben Nichts - aber auch rein gar Nichts! Und ihr seid vielleicht genauso in einer misslichen Lage wie ich, doch ist die meine von anderer Machart..."
Immer noch reichlich mürrisch prasselten die Gegenworte nur so aus Valashs Mund hervor - so leicht schien der Neuankömmling nicht von Freude überzeugt zu werden, geschweige den von Mut. Schließlich hob er dennoch den Kopf samt Mundwinkeln ein wenig ab und grinste den Matrosen, der es nicht aufgab ihn zu motivieren, schwach an:
"Auf eure Festung bin ich dennoch gespannt - und eure Worte, verzeiht meine Laune, sie sind es schon wert ein wenig mehr Vertrauen zu zeigen. Vielleicht ist es einfach die Gesamtsituation, die mich so wirken und werden lässt. Verzeiht - lasst uns aufbrechen!..."
Vielleicht hatten die Worte von Dan, Kwazeel und Nevos also doch etwas geholfen, jedenfalls packte nun auch Valash mit an und half mit, als alle gemeinsam ihr Nachtlager abbrachen und ihre Rucksäcke schulterten. Sie alle fühlten sich halbwegs ausgeruht und erfrischt für den heutigen Tag. Keine schrecklichen Träume, keine Tierüberfälle, und auch sonst keine Leiden: Ihr vierter Tag auf der Schmugglerinsel konnte kommen...
Die ersten Sonnenstrahlen brachen sich vielfältig und zerbrechlich schön auf den ruhigen Wellen des morgendlichen Ozeans und sanft landeten größere und kleinere Wellen am Sandstrand an. Stramm drückten die Gurte ihrer schweren Rucksäcke in die Muskeln und die dreckigen Umhänge - doch auf fast jedem Gesicht war hier ein Schmunzeln zu sehen, ein freudiges Erwarten, auf ein Wiedersehen: So lange waren sie fort gewesen, nun würden sie endlich herausfinden, wie es um ihre Gefährten und ihr Hauptlager bestellt war!...
Abermals marschierten sie also gemeinsam los, Stunde um Stunde, Schritt um Schritt. Die Steilküste hinauf und oben entlang, den Blick stets aufmerksam gen Dschungelrand gerichtet. Auch dort nichts Ungewöhnliches, ähnliche Tierlaute, ähnliche Pflanzen - Monotonie der Inseleinsamkeit. Die Mittagsstunden verbrachten sie mit einer kleinen Verschnaufspause im Schatten einiger großer Palmen, aßen etwas, stärkten sich und entgingen so der Hitze des Tages: Zwar war es nach ihrer Pause immer noch sehr warm, doch so ließ es sich aushalten. Frisch gestärkt also traten sie schließlich die letzten Kilometer bis zum Lager an der Jenivere an...
Da war er schließlich, am späten Nachmittag war es soweit - der Strand, die schon bekannte Küste, die befestigte Strickleiter - doch von dem Wrack der Jenivere selbst war nicht mehr viel zu sehen. Lediglich einige große Schiffsplanken ragten noch aus den Klippen hervor: Hier hatten die stürmischen Regenfälle wohl ganze Arbeit geleistet! Das Wrack war endgültig dem Ozean zum Opfer gefallen...
Wie stand es um ihre Gefährten, lebten sie überhaupt noch - gab es ihren Stützpunkt den überhaupt noch?! Die Strickleiter baumelte langsam hin und her, die Klippe hinab. Unten konnten sie leise Stimme hören, das Segeltuchdach war auch noch da und sogar ein dünner Faden Rauch und Qualm stieg ihnen in die Nase: Sie hatten überlebt, ihre Gefährten hatten überlebt - Zeit für ein Wiedersehen!
"Hei - da, wer da! Gebt euch zu erkennen!"
Schallte es plötzlich von unten herauf - und es war nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, die Stimme Geliks, nein - es war Halas Martain! Plötzlich tauchte der Mystiker am vorderen Rand des Lagers auf und starrte blinzelnd nach oben - doch die Sonne nahm ihm jegliche Sicht...