Lexi war hin- und hergerissen. Einerseits wusste sie, dass sie mit ihrem Wissensschatz viel beitragen konnte, andererseits hatte sie keine Lust, die Position eines bösen Gottes zu stärken, und sei es nur um ein kleines Quentchen Weisheit. Aber es half alles nichts - wenn es Vecna nicht interessierte würden sie auch nicht voran kommen, oder?
"Oh, bescheiden ist unser Wissen im Vergleich zu den gewaltigen Geheimnissen, die deren Herr mit sich herum trägt." hub sie an. "Erstmal Zeit gewinnen für die anderen" dachte sie dabei, und kramte in ihren Erinnerungen nach einer Anekdote, die sie an die momentane Situation erinnerte.
"Aber: Es interessiert Euch vielleicht, dass vor fast genau 2122 Jahren der Erzmagier Quoraquastris nur ein Tal entfernt von hier vor einem ganz ähnlichen Problem stand, nämlich seinen Turm, der nur über einen Teleportationskreis zu erreichen war, vor Eindringlingen zu schützen. Er stellte das auch ganz geschickt an, hatte aber nicht mit der Schläue seiner Schüler gerechnet, die im Geheimen gegen ihn intrigierten. Und das war so..." und Lexi erzählte eine paar Minuten lang die Geschichte, von der sie zwar selber nicht genau wusste ob sie stimmte, die aber zumindest im historischen Kontext plausibel genug klang.
"Ich weiß, dass ich nichts weiß", murmelte Dastan und blieb, wo er war -- so weit entfernt von der Kreatur wie nur möglich.
Ramar überlegte kurz, konnte man es verantworten das Wissen dieses Gottes zu mehren? Ramar kratzte sich am Bart. Hmmm eigentlich recht arrogant zu glauben der Gott des verdorbenen Wissen wisse etwas nicht, was ich wüßte. Ramar nickte zufrieden, es ging vermutlich nicht um Wissenmehrung sondern nur um zu zeigen das man selber genug Dinge wußte, um ein würdiger Betreter des Turm der Mysterien zu sein.
"Ich kann Euch einen Vortrag über das Sammeln von Nahrungsmittel im Untergrund anbieten. Sicherlich ist es für einen Untoten eher unerheblich, doch der normale zivilisierte Oberflächenbewohner wird erstaunt sein das es auch im Untergrund nicht schwieriger ist nahrhafte Nahrung zu finden, als auf der Oberfläche. Natürlich ist der Geschmack beim ersten Mal ungewohnt jedoch gibt es auch im Untergrund zahlreiche Gewürze, die..."
Mit einer raschen Handbewegung unterbrach die Gestalt den Vortrag Ramar.
"Das ist in der Tat nicht so wichtig. Doch lass ich das mal zählen."
"Von mir werdet Ihr kein Wissen erhalten und meine Seele gehört dem Gerechten! Es gibt nichts was ich Euch geben könnte, denn alles was für Euch von Interesse wäre werde ich Euch verweigern!" donnerte Modsognir entschlossen.
"Was du verlangst ist lächerlich! Du willst Wissen, doch bist du die Manifestation eines Gottes der Geheimnisse - du weißt wohl mehr als wir. Du willst Macht, doch nichts was wir haben könnte dich stärker machen. Du willst unsere Seelen, doch können wir ohne Seele nicht leben, also auch den Turm nicht betreten.
Stell gefälligst vernüftige Forderungen, die wir auch erfüllen können!" baffte Leoril ihrem Gegenüber entgegen, dessen Stimmung sich nicht zu verbessern schien.
"Verehrter Meister des Wissens," sagte Dastan. " Verzeiht mein Zögern. Ich schrak zurück aus Sorge, Euch womöglich zu langweilen in dem Versuch, mein mageres Wissen in so gewichtigen Dingen wie Historie, Politik, Religion oder Magie zusammenzukramen, von derlei Angelegenheiten Ihr unendlich mehr als meine Wenigkeit verstehen müsst. Drum lasst mich statt dessen berichten von etwas, das uns vor einigen Tagen widerfuhr. "
Dastan unterbrach seine Rede, um sich kurz vor der Kreatur zu verneigen, komplett mit höfischem Hutgewedel, dann begann er zu berichten:
"Wie wir so friedlich unseren alltäglichen Geschäften nachgingen, erschien uns plötzlich ein Diener Demogorgons, welcher die Frechheit besaß, uns für seinen Herrn rekrutieren zu wollen! Er behauptete gar, Wissen von unschätzbaren Wert zu besitzen, welches er uns als Gegenleistung für unsere Dienste versprach!
Natürlich haben wir abgelehnt. Wissen wollte er uns anbieten? Seit wann ist Demogorgon für sein Wissen bekannt? Und dafür sollen wir uns mit dessen Rivalen anlegen? Nein danke! Wenn ich es auf Wissen abgesehen hätte, dann würde ich mich an jemanden wenden, der für sein außerordentliches Wissen berühmt ist, jemanden wie Vecna! Vecna besitzt nicht nur einen viel größeren, geheimnisvolleren Wissensschatz, als Gott ist er ja auch viel mächtiger als ein Dämon wie Demogorgon, der sich Sterblichen gegenüber gern mal wie ein Gott aufführt, aber bei jedem von uns, der ein bisschen Verstand im Kopf hat, mit seiner Vorstellung nur scheitern kann!
Ich meine, dass Vecna viel mächtiger ist, sieht man ja allein schon daran, wie mächtig sein Abgesandter ist im Gegensatz zu dem Diener, den Demogorgon uns geschickt hat! Oh, Ihr hättet dessen Drohungen hören sollen, als wir sein Angebot ablehnten! Ich gestehe, mir ist dabei sehr mulmelig geworden, und dabei prahle ich gern und oft damit, dass ich nur schwer zu beeindrucken bin! Aber jetzt, da ich einem Abgesandten Vecnas gegenüberstehe, muss ich doch über jene Drohungen lachen! Selbst ein ungebildeter Mensch wie ich kann sehen, dass Ihr weit mächtiger seid als er. Wahrlich, ich kann nur hoffen, mich niemals in einer Lage wiederzufinden, da Ihr mir drohen müsstet, ich würde am ganzen Leibe zittern und keinen Laut mehr hervorbringen!"
"Der Preis ist der Preis, es ist nicht an Euch zu bewerten ob der Preis angemessen ist oder nicht! Wenn Ihr den Preis bezahlt dürft Ihr passieren wenn nicht dann nicht. Einige von euch scheinen dies zu verstehen und erfreuen mich mit dem was sie berichten. Andere von Euch scheinen noch nicht zu verstehen ..." entgegnete die Manifestation kühl.