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Autor Thema: Der schweigende Stern  (Gelesen 82335 mal)

Beschreibung: Ingame

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Der schweigende Stern
« Antwort #270 am: 17.09.2012, 11:42:24 »
Die Nacht war ruhig geblieben bis auf das ständige Kreischen und Schreien aus dem nahe gelegenen Wald, an das sie sich aber schon längst gewöhnt hatten. Sie hatten tief und fest geschlafen. Weil sie in den vergangenen zwei Tagen die Insel erkundet hatten, waren ihnen die Vorräte ausgegangen, so dass sie auf ein Frühstück verzichten mussten. Doch sie beschlossen, zuerst die Gänge weiter zu erkunden und später nach neuen Vorräten zu suchen.

Also gingen sie zurück zu der Grube und stiegen herunter. Mrs. Palmer wirkte etwas verwirrt. "Gestern bin ich hier also gestorben, ist das wahr? Ein seltsam, paradoxer Gedanke...", resümierte sie. Doch sie sträubte sich nicht und ging mit den Männern mit. Eine merkliche Erregung machte sich in den Männern breit. Sie alle hatten im Gefühl, dass sie heute etwas Großes entdecken würden. Sie hatten im Gefühl, dass sie der außerirdischen Rasse so nahe kommen würden, wie in den vergangenen drei Wochen nicht. Sie würden Recht behalten.

Kurze Zeit später standen sie wieder in dem großen Raum mit dem vertrockneten Baum und den Reliefen. Sie brauchten die Taschenlampen nicht anschalten, denn aus vielen kleinen Höhlen in de Decke drangen Lichtstrahlen in den Raum ein und erfüllten ihn mit einem diffusen Licht. Peter hatte sich einige Gedanken über die verschlossenen Türen gemacht und wie sie mit Hilfe der blauen Energiesteine vielleicht zu öffnen waren. Zunächst hebelte er die Konsole der Tür auf und brachte eine Wirrwarr von Drähten und Steckelementen zum Voraschein. Er nahm den Stein und die Drähte, die sie im Schiffswrack gefunden hatten und verband sie mit den Dioden am Schlatpult. Er brauchte mehrere Versuche, bis er die richtigen Anschlüsse gefunden hatte, doch schließlich leuchtete das Display blau auf und Schriftzeichen des dritten Typs erschienen. Doch nur zunächst, denn dann flackerte das Bild, einige Schriftzeichen des zweiten Typs erschienen und mit Scheuern und Quitschen öffnete sich die Stahltür in einer Weise, wie es die Türen in jeder Space-Advetnure Serie zu tun pflegten.

Peter sah sich die Schriftzeichen an und wurde stutzig, denn die Konsole zeigte folgende Botschaft:

Zitat von: Konsole
Willkommen I Geradeaus I Zweiter Gang rechts I erster Gang rechts I erster Gang rechts.

Es war offensichtlich, dass die Konsole ihnen eine Richtung vorgab. Bei allem Misstrauen, sie waren zu neugierig, um den Anweisungen nicht zu folgen. Und so betraten sie Gänge, die offensichtlich sehr alt waren - älter als die anderen - und die in Bögen tiefer hinein in die Erde führten. An jeder Biegung waren diese Stahltüren und es sprangen jeweils immer die auf, die zu den Anweisungen der Konsole passten.

Schließlich kamen sie in eine größere Halle. Sie war von Scheinwerfern erleuchtet, deren Licht wie Sonnenstrahlen wirkten. Einige waren auf große, gläserne Tuben gerichtet, die mit einem algig-grünen Wasser gefüllt waren. Grüne, tänzelnde Spiegelungen erhellten die Decke, wo weitere Baumwurzeln entsprangen und in die Tuben hineinragten. Vor jeder Röhre war ein kleines Schaltpult, doch sie waren alle erloschen. Es mussten sich an die vierzig solcher Röhren sein. An den Wänden waren Schränke mit zerfallenen Büchern. Die Luft war stickig und von Staub erfüllt.

Als sie sich zögernd einer diesen Röhren näherten, erkannten sie eine humanoide Gestalt in ihr. Einer aus dem Team von ihnen schrie erstickt auf, als er erkannte, welche Kreatur in der Röhre aufbewahrt wurde. Die Gestalt war offensichtlich in der trüben Flüssigkeit verfault und teilweise verfallen, doch sie waren sich sicher: es waren Menschen!

Menschen! es war nicht so, dass sie diesen Gedanken nicht schon gehabt hatten - doch trotzdem erschütterte sie diese Erkenntnis. Dieser Planet war von Menschen bevölkert worden. Eine menschliche Kultur, auf frühem Entwicklungsstadium, die vielleicht vor zehn bis fünfzehn Jahren ausgestorben war.

Weiter vorne im Raum hörten sie nun ein Geräusch und als sie hinsahen, bemerkten sie eine weitere, etwas größere Rühre. Das Wasser in ihr war nicht grünlich verfärbt, sondern klar und nur leicht bläulich. Darin schwamm ein annähernd humanoider Körper.  Das Wesen hatte vier Gliedmaßen und einen Kopf. Die Haut war gräulich und schimmerte silbern im Licht. Nichts wies darauf hin, dass das Wesen am Leben war, doch vor ihm leuchtete ein Bilschirm bläulich auf. Darauf stand in Buchstaben aller Schriftarten dieselbe Botschaft:

Zitat von: Konsole
Wer seid Ihr und woher kommt Ihr I Schreibt in Eurer Muttersprache

Das Eingabefeld hatte keine Buchstaben, sondern war ein Touchscreen.
« Letzte Änderung: 17.09.2012, 12:18:26 von List »
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

Andrew Petersson

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Der schweigende Stern
« Antwort #271 am: 17.09.2012, 14:41:38 »
Aus den ausufernden Gesprächen des Vorabends hatte sich Andrew Petersson sehr schnell zurück gezogen. Die tiefgründigen Worte Peters und die Antworten der anderen Teamkameraden verebbten irgendwann und Andrew zog sich in den eingerichteten Schlafbereich zurück. So versuchte er, alleine zu verarbeiten, was an diesem Tag vorgefallen war. Natürlich wäre es interessant, die Lebenssteine mit auf die Erde zu bringen - diesen Teil des Gesprächs hatte er noch mitbekommen - jedoch wusste er auch um die Gefährlichkeit der Menschen in einem solchen Fall. Und was es mit dem Wissen um diese Steine auf sich hatte.
Jedoch wusste er nicht, ob er es sich jemals verzeihen konnte, die Steine hier zu lassen, wenn jemand aus seiner Familie sterben könnte.

Mit diesem Gedanken und keiner Antwort auf diese Frage, schlief der Schwede ein, nur um am nächsten Morgen ohne eine Antwort aufzuwachen. Selbst seine Träume hatten dem Mann keine Ruhe gelassen, nur schwerlich verarbeitete er die Geschehnisse.

Dann begleitete er schweigend die Gruppe durch das unterirdische System, fand Interesse und die Möglichkeit sich abzulenken in dem sie die Konsolen bedienten.
Als sie jedoch auf die "Forschungseinrichtung" stießen, konnte sich der Schwede sein Entsetzen nicht aus dem Gesicht wischen. Menschen waren an diesem Ort bereits gewesen - unnatürlich entstellt und verwest trieben die Körper dieser in den Reagenzbehältern. Und nur mit Mühe konnte der Mann seinen Blick abwenden.

Abhay Hepworth

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Der schweigende Stern
« Antwort #272 am: 19.09.2012, 16:42:32 »
Stumm war Abhay zur Ruhe gegangen, seine Gedanken kreisten immer noch um die Kristalle und die Möglichkeit sie zur Erde zu bringen. Oder besser warum sie niemals die Erde erreichen sollten. Abhay war der festen Überzeugung, dass man Zeit, im Sinne von Lebenszeit, kaufen konnte wenn andere ihre Zeit verkauften[1].

Abhay war freudig überrascht, als die Konstruktion eine Anweisung ausspuckte, er war nicht davon ausgegangen, dass dies funktionierte, aber es schien als hätte er Peter unterschätzt...

Still folgten sie den Anweisung. Als sie den Raum mit den Röhren betraten war Abhay der Erste, der seine Neugier nicht zügeln konnte und einen Blick hinein warf, fast konnte man an ein Kind denken, welches sich die Nase an einem Schaufenster plattdrückt. Erschrocken machte er ein paar Schritte nach hinten als ihm aufging was in diesen Röhren war. Fast stolperte über seine eigenen Füße, nur mit Mühe konnte er das Gleichgewicht halten: "Das ist doch nicht möglich... wie?" es war nicht klar an wen er die unvollständige Frage stellte, denn es war ihm klar, dass keiner seiner Kumpanen eine Antwort dafür haben würde.

Abhay drehte sich um als er das Geräusch von hinter sich vernahm. Mit schreckensgeweihten Augen starrte er auf die Konsole vor dem Tank. Abhay schien gerade an die Grenzen seiner Belastbarkeit zu stoßen. Er wusste selber nicht, was ihn im Moment davon abhielt durchzudrehen.

"Wie? Menschen und Erde? Ist das die Antwort?" fragte Abhay verwirrt, nicht mehr in der Lage korrekte Sätze zu bilden. Er schaute den Sciencefictionautor an. Er war wohl derjenige, der sich am meisten Gedanken über ein solches zusammentreffen gemacht hatte.
 1.  ähnlich wie im Film In Time

Peter Aldred

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Der schweigende Stern
« Antwort #273 am: 03.10.2012, 12:26:50 »
Die Situation, sie war für den Diakon nur schwerlich fassbar, nein, unfassbar. Er blickte auf die blauen Lettern, die vor ihm auftauchten. Diese technische Meisterleistung, dass das Wesen, die Recheneinheit oder eine Symbiose aus beidem scheinbar mühelos ihre Sprache nutzen, aufnehmen, vielleicht sogar verarbeiten konnte auf technischem Wege, es verblüffte Peter. Alle Gedanken, die er vorher äußern wollte oder im Zwiegespräch mit sich und Gott erarbeiten, dekonstruieren und verstehen wollte, sie waren alle wie weggewischt. Seine Gedanken waren auf einmal nur noch auf dieses Wesen fokussiert, als ginge eine magische Bannkraft von ihm aus.

Alle ihre Befürchtungen wurden durch diese übergroßen Reagenzgläser, vielmehr Aufbewahrungstuben, welche Menschen oder sehr menschenähnliche Wesen beinhalteten, befürchtet. Es schien gleichzeitig abstrus, wie es real schien und verschreckte Peter insofern, dass es ihn noch mehr faszinierte und er seine übermäßige Vorsicht für einen Moment vergaß. Ohne Umschweife trat er auf den Touchscreen zu und bemühte sich instinktiv dabei um eine saubere Schrift, damit die Recheneinheit es auch ja verarbeiten konnte. Wann waren die Menschen hierher gekommen? Wie hatten sie sich hier entwickelt? Eigenständig oder genauso, wie sich die Menschen auf der Erde entwickelt hatten? Waren sie direkt verwandt oder nur entfernt genetisch? Alles Fragen, welche Peter nicht aus der Hüfte beantworten konnte.

Sein Finger lief probeweise über den Touchscreen, während er über eine Antwort nachdachte, auf die Frage, welche die Konsole stellte. Wie würde das Wesen oder die Recheneinheit oder die Symbiose aus beidem denken? Wie würde es Wissen aufnehmen? Verarbeiten? Wie würde es die Sprache aufnehmen? Die kulturellen Eindrücke ließen vermuten, dass diese außerirdischen Wesen überlegen waren, zumindest den Menschen von Cocytos. Wie damit umgehen? Würde man es schnell verärgern? Peter entschied sich zu einer kurzen, neutralen Antwort.

Zitat von: Eingabefeldeintrag
Wir sind Menschen von der Erde | Was bist du?
« Letzte Änderung: 03.10.2012, 12:27:18 von Peter Aldred »
"Every religion, as far as reason will help them, makes use of it gladly - and where it fails them, they cry out: It is a matter of faith, and above reason!" - John Locke

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Der schweigende Stern
« Antwort #274 am: 04.10.2012, 18:25:36 »
Für einige Momente passierte nichts auf dem Bildschirm. Dann flackerte er kurz auf und weiße Lettern erschienen auf schwarzem Hintergrund. Sie waren vertraut; es waren nämlich lateinische Buichstaben. Da nun jeder die Nachricht verstehen konnte, sammelte sich das Team schnell um den Bildschirm.

Zitat von: Bildschirm
"Sei gegrüßt, Erdlinge. Es dauern ein weng, bis unser Appart Euer Sprache übersetzen und für uns verständlich übersetzen könn.", war dort zu lesen. Dann verschwanden die Buchstaben wieder, um neuen Platz zu machen.

"Wir gehören zu den letzte Überlebenden des Volks der Theoun. Wir warn ein großen stolzen Volk entwickelt, noch lange bevor er die Erdlinge überhaupt gegeben hat."

"Sicher viel Fragen haben. Stelln."

Der Bildschirm wurde wieder schwarz und das Eingabefeld leuchtete wieder auf. Die Situation hatte etwas seltsam surreales. Sie nahmen vielleicht zum ersten Mal Kontakt mit einer außerirdischen Rasse auf. Doch sie verständigten sich nur über den Bildschirm.
« Letzte Änderung: 23.10.2012, 18:17:53 von List »
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- Hokusai

Abhay Hepworth

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Der schweigende Stern
« Antwort #275 am: 16.10.2012, 18:06:25 »
Viele Fragen waren fast ein Hohn ging es Abhay durch den Kopf. Er brauchte einen Moment, bis sich eine Frage herauskristallisiert hatte, die wohl im Moment oberste Priorität war.

"Kann man den Asteroiden aufhalten?" war die Frage, die Abhay aus der Seele quoll. Er fügte nicht hinzu welcher Asteroid aufgehalten werden sollte oder warum, irgendwie schien es ihm logisch, dass das Wesen es wusste. Selbst als er die Frage gestellt hatte schoßen ihm hundert weitere durch den Kopf...

Andrew Petersson

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Der schweigende Stern
« Antwort #276 am: 17.10.2012, 09:34:50 »
Andrew musste zugeben, dass er über die Frage von Abhay überrascht war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich noch jemand an ihre Mission erinnert. Auch er selbst hatte sie vergessen, musste sich der gebürtige Schwede eingestehen. Umso erleichterter war er, dass jemand von ihnen daran dachte.
Doch auch ihm lag eine Frage auf dem Herzen:

"Wie kann man diesen Ort verlassen und zur Erde zurück kehren?"

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Der schweigende Stern
« Antwort #277 am: 23.10.2012, 18:33:26 »
Für eine gefühlt endlos lange Zeit geschah nichts. Das Team blickten vom Bildschirm weg zu dem Körper, der in der Röhre vor ihnen schwamm. Es drehte sich leicht in der Flüssigkeit, doch die Männer waren sich nicht ganz sicher, ob das Wesen dies willentlich getan hatte. Dann hob es den Kopf mit einer unmenschlich langsamen Bewegung. Doch es war kein Lächeln, kein Gruß oder eine sonstige Begrüßung. Stattdessen blickte das Wesen - der Kokytianer - sie nur mit kalten, leeren Augen an.

Wieder erschienen Buchstaben, die Sprache war schon annähernd perfekt. War es möglich, dass das Wesen aus diesen paar Sätzen ihre Sprache rekonstruieren konnte? Mit welcher Intelligenz hatten sie es hier zu tun?

Zitat von: Eingabefeld
"Eure Fragen überraschen nicht. Es ist die Natur eines jeden Wesens, in eine vertraute Umwelt zurückzukehren. Nicht überraschend. Nun gibt es eine Möglichkeit, zu Eurem Heimatplaneten zurückzukehren. Nämlich hat das Volk der Propheten auch die Himmel erforscht und gedeutet. Auch haben sie seit jeher ein Raumschiff in Besitz gehabt, obgleich sie sich seines Zweckes erst in den letzten Jahren bewusst wurden. Es ist in einer Halle auf der Bergspitze. Doch bevor ihr es benutzen könnt, müsst ihr sicherstellen, dass sich die Kuppel öffnen lässt. Es ist anzunehmen, dass nach dieser Zeit die Versorgung mit Energie nicht mehr sichergestellt ist."

Dann verdunkelte sich der Bildschirm. Doch auch das Bedienungsfeld blieb dunkel.
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

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