Mystral lächelt Fara vergnügt zu, wedelt aber mit dem Finger. "Soviel Papier habe ich garnicht für all das Wissen, also schärf lieber dein Gedächtnis. Wir können ja auf dem Weg reden, nicht wahr? Ich bin, abgesehen von unseren beiden religiösen Freunden hier, wohl die geeignetste, um davon zu erzählen. Immerhin bin ich eine Bardin, und es ist unsere Aufgabe, Wissen zu sammeln und zu verbreiten. Ich denke übrigends nicht, dass die Götter tot sind. Ich bezweifle, dass wir hier in der Zukunft sind, oder sowas, also sind wir vermutlich in einer anderen Sphäre, und die Götter, an die ihr euch noch schwach erinnert, denen gehts da wo wir herkommen ganz prima. Sie können also schlecht wiedergeboren sein, nicht wahr? Vermutlich habt ihr hier einfach den Kontakt verloren. Wobei natürlich einige Götter schon gestorben sind.
So lasst mich denn also erzählen von Albeir-Toril, der Welt, von der wir kommen. Zuerst gab es nichts, und dieses Nichts gebahr zwei Töchter, beide wunderschön, beide gegensätzlich wie Tag und Nacht. Ja, sie waren gar wirklich Tag und Nacht! Die eine Schwester, licht und hell, heißt Selune, die Göttin des Mondes und der Schöpfung. Die zweite Schwester, dunkel und finster, heißt Shar, und ihre Domäne ist die Zerstörung und Entropie. Gemeinsam erschufen sie Albeir-Toril, die Sterne, den Mond, der Selunes Namen trägt, und alle Planeten und die Sonne. Doch als sie auf ihre Welt hinabblickten, stritten sich zum ersten Mal Licht und Finsternis!
Selune sprach: 'Wir wollen die Welt weiterhin erschaffen, mit Geschöpfen bevölkern und ihnen Wachstum und Leben ermöglichen!'
Shar jedoch sprach: 'Wir wollen zerstören, was wir erschufen, und aufs neue erschaffen, denn das ist der Weg der Dinge!'"
Und so kam es zum ersten Kampf in der noch jungen Sphäre. Ungezählte Zeit bekriegten sich die beiden, doch da sie einander völliger Gegensatz waren, konnte keine die Oberhand gewinnen. Der noch junge Planet glühte hier, gefror dort, der Mond selbst zerbrach, und noch heute folgen seinem Lauf viele kleine Bruchstücke, bekannt als Selunes Tränen! Schließlich war es Selune, die den Kampf entschied! Sie formte aus einem Teil ihrer Essenz ein Geschoss und warf es auf ihre Schwester! Es durchschlug Shar und verwundete sie schwer, dass die Dunkle sich zurückziehen musste und die Welt bestehen durfte. Auch Selune war dadurch geschwächt, und noch immer hat sie nicht ihre damalige Größe erreicht! Doch aus dem Bruchstück, geformt durch Selune, durchzogen von Shar, entsprang die dritte Göttin der jungen Welt! Mystril, die Herrin der Magie." Mystral erzählt noch weiter den Anwesenden von den vielen Dutzend Göttern, ihrer Geschichte und ihrem Glauben, berichtet von dem Land ihrer Heimat, den dortigen Völkern. Ihre Sprache, ihre Vortragsweise zeugen dabei von ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Erzählen von Geschichten, sie schmückt alles zwar etwas aus, aber nicht zu sehr, die Geschichte war auch so pompös genug, nicht wahr?