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[Prolog] Am Ende alter Lieder

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Leolo:
Darraks Kleidung brauchte nicht lange um sich vollzusaugen als der Sturm über die kleine Gruppe hereinbrach. Sie hätten niemals in die Hügel gehen sollen mit einem Sturm im Anmarsch, doch wer konnte das gestern ahnen? Unter seiner Schuppenrüstung wurde das Wams klamm und schwer, vom Schweiss und Regen. Aber war das schon alles was ihn schwer atmen lässt? Er könnte den Sänger neben sich problemlos zu Brei schlagen, diesen Knaben mit der Stachelkette der vorgab ein Krieger zu sein. Ha! Ein echter Krieger trägt mehr als nur eine Klinge, er trägt den Krieg.

Und der da hat nicht einmal eine Klinge. Und ein Gesicht als ob es nie einen ordentlichen Axthieb gesehen hätte.

Trotzdem war der Weg schwer und anstrengend. In Dask hat er kämpfen müssen, um sein Leben und um seine Flucht. Die Wunden waren verheilt, gut genug um seine Rüstung wieder zu tragen. Nicht genug um das dumpfe Dröhnen in seinen Knochen zu beenden. Dask lag 2 Tage hinter ihnen auf einem Weg durch flaches hügeliges Land in dem es kaum mal einen Baum für Schatten gab, oder eine Höhle um nicht ständig auf diesem Gras schlafen zu müssen.

Die Hügel des Sommers. Pah....Klumpen weicher Erde, durchnässt vom immerwährendem Regen. Sie erinnern an Gräber. Und das sind sie auch für Leute die hier lange verweilen.


Azdaren liess seine Lieder ruhen, schon seit der Regen begonnen hatte. Der Wind war unerträglich, und jeder Blitzschlag der in einen der Hügel einschlug, in alte hochstehende Felsen jagte ihm Schauer in den Körper. Vielleicht war es auch nur das Mädchen welches sich so in seinen Arm krallte.

Sie fürchtet sich. dachte er mit einem Schmunzeln. Gut, ich dachte schon es war ein Fehler sie mitzunehmen. Das sie sich fürchtete war das erste Gefühl welches er Rosa wirklich abkaufte. Dafür dass sie so schnell fortgelaufen war ohne zu wissen wo der Weg hinging war sie erschreckend mutlos wenn es darum ging echte Gefühle zu zeigen. Alles was er von ihr bekam waren verliebte Blicke und verträumte Küsse und das stetige unterschwellige Gefühl nur ein Mittel zum Zweck zu sein um keine Magd sein zu müssen.

Ich glaube ich bin der einzige der froh ist dass es in diesen gottverdammten Hügeln keinen Platz zum rasten gibt.

Wenn sie rasten würden, würde er ihr wieder Geschichten erzählen müssen, von Barden und Helden, von Königen und ihren Taten. So war das Leben für Rosa, ein schöner Gedanke wie aus einem Lied.

Wenn wir in Narrhall sind verkaufe ich sie an einen Seemann der in seiner Kajüte zu einsam ist. Mal schauen wie ihr das Lied gefällt.

Es gibt nur eine Geschichte die er erzählen will, und die soll der Zwerg hören. Laut schreit er zu ihm herüber und der Regen in seinem Gesicht lässt ihn lachen über die Absurdität so etwas hier und jetzt zu besprechen.

"Ich will euch immer noch anheuern, nass oder trocken!"

Darrak Steinschild:
Darrak schreit gegen den Sturm an.

Pah! Ihr und mich anheuern? Ein Zwerg arbeitet doch nicht für einen Jungspund wie euch.

Das ist einfach kein Wetter für einen Zwerg. Und auch wenn es hier nach Gräbern aussieht, wünschte sich Darrak eher unter den Hügel zu sein, als oben drauf. Auf den ersten Blick und nachdem man seine Worte vernommen hatte, könnte man meinen er würde gleich kehrt machen um den Sänger und sein Liebchen in den Hügeln zurück zu lassen. Doch wie so oft, siegt auch heute wieder die Neugierde.

Ausserdem habt ihr mir noch immer nicht erzählt, für was genau ihr mich anheuern wollt.

Trotz dem andauernden Sturm hält Darrak inne und wartetet auf die alles entscheidende Antwort.

Leolo:
"Für ein Abenteuer natürlich!"

lacht Azdaren dem Zwerg im Sturm entgegen. Später, als die beiden dann doch Rast an einem kleinem Felsvorsprung machen, als ein Feuer brennt und der Sturm und der Regen sich gelegt haben, erzählt er ihm auch worum es sich genau handeln soll.

"Ich suche eine Saite der Laute Markhads. Eine silberne Saite, die angeblich Wünsche erfüllt wenn ihr an derlei Dinge glaubt. Markhad war der letzte Fürst dieser Lande, bevor man einen König wählte. Es war in der Zeit als Narrhall noch Aldurin hiess, und der Boden der Stadt noch nicht aus Obsidian bestand. Noch bevor der Drache Rz'mali Larem den Narren dort verbrannte und der Stadt ihre Form und ihren Namen gab. Markhad herrschte einhundert Jahre lang, mit Magie aus seiner Laute die ihn jung erhielt."
Vorsichtig beugt er sich zu Darrak herüber.

"Ich weiss wo sie ist. Die Laute, ihre Saiten, und noch andere Schätze."

Leolo:
Narrhall

Ein riesiger Krater ohne Berg, flach wie eine Scheibe und umrahmt von neun Felsnadeln. Das ist Narrhall, die schwarze Krone, die Stadt aus Drachenstein, die Halle des Narren.

Einst war sie Aldurin, ein Hafen am Meer. Und noch immer kommen aus allen Ländern Schiffe in die dunkle Stadt, bringen Waren und Nachrichten, und Menschen die verschwinden wollen. Oder Menschen die verschwinden sollen. Narrhall ist gefährlich, nicht nur wegen der Menschen in der Stadt.

Es ist auch die Umgebung die dazu einlädt. Narrhalls Boden besteht aus glattem Obsidian, weich geschliffen von Jahrhunderten in denen Füsse die Strassen betraten, und doch noch immer so schwarz wie die Nacht. Jedes Haus in der Stadt besteht aus dem selbem Material, und mancher Schrank und manches Bett genauso. Doch dort wo man die Steine entnimmt bilden sich Löcher. Eingänge im Gestein die zu älteren Höhlen führen, ein Labyrinth aus Gängen die niemand jemals ganz erforscht hat. Selbst die Diebesgilden der Stadt, die Nachtkrallen und die Windhunde wissen nicht jeden geheimen Weg unter der Stadt, und viele sagen dass Narrhall einst ganz in die Tiefen stürzen wird wenn man das nächste Haus baut.

Man sollte glauben dass es genug ist jemanden unter die Erde zu schicken in Narrhall um niemals wieder etwas von ihm zu hören. Doch Graster Marhoon war zurückgekehrt. Irgendwie muss sich sein betrunkener, blutender Leib durch die Gänge geschleppt haben. Der Mann war halbtot als Asera ihn in ein dunkles Loch geworfen hatte, tief genug damit selbst ein lebender Mensch sich das Genick gebrochen hätte. Er war so trunken dass er den Weg nach Hause nicht mehr gefunden hätte, geschweige denn den Weg durch die Höhlen. Und trotzdem sass er drei Tage später wieder vor ihr, und hatte die Dreistigkeit auch noch einen Zirkus zu besuchen. Am liebsten hätte sie ihn gleich dort ermordet, aber all die Leute waren zwischen ihm und ihrer Klinge. Zu viele Leute. Zu viel Gefahr.

Und dann - ging Graster nach vorn zu einer Darbietung, liess sich mit Messern bewerfen. Asera erinnert sich noch gut daran wie der Kerl gelächelt hatte....und wie gern sie selbst die Messer geworfen hätte. Solange bis das erste traf. Die junge Messerwerferin, eine seltsame Kreatur mit goldgelber Haut und komischer Nase blickte erschrocken auf die Klinge die den Hals von Graster durchbohrte, Blut aus seiner Ader spritzen liess und ihn röcheln.

Ein Unfall? Asera glaubte nicht mehr daran. Nicht mehr nachdem das Mädchen davonlief, nicht mehr nachdem man Gold in ihrem Wagen fand. Nicht mehr nachdem Grasters Leiche verschwunden war. War das alles nur inszeniert? Ein weg um unterzutauchen? Oder sollte noch jemand Graster töten? Die Nachtkrallen waren eine Diebesgilde, aber das bedeutete nicht das jeder zusammenhielt. Sie waren kein Pack wie die Windhunde, nein Einzelgänger. Konkurrenten. Wollte jemand sie aus dem Weg haben und ihren Auftrag stehlen? Oder steckte etwas anderes dahinter?

Ich muss Graster finden, und dieses Mädchen. Die Messerwerferin. Ihr Name ist Arantxa

Darrak Steinschild:
Ohne das es Darrak wirklich bewusst wird, bekommen seine Augen bei dem Wort "Schätze" diesen merkwürdigen Glanz, den man wohl bei jedem Zwerg erblicken kann, wenn die Sprache auf Gold, Juwelen und andere Schätze fällt.

Ihr seid auf der Suche nach einer Laute?

Darrak verdreht die Augen.

Damit ich nicht nur Euren Gesang, sondern auch noch das Gezupfe an irgendwelchen Saiten ertragen muss?

Doch wie bei fast allen Zwergen, bei denen die Lebensesse noch nicht erkaltet ist, kann auch Darrak Schätzen und Abenteuern nicht widerstehen und auch wenn er versucht sich das nicht so direkt anmerken zu lassen, merkt selbst Rosa, dass der Zwerg gar nicht anders kann, als sich dem Sänger anzuschließen.

Darrak rückt ein Stückchen näher ans Feuer, denn obwohl er noch jung ist und sich schneller erholt, als die älteren seiner Artgenonnsen, so hat der Kampf in Dask und dieser fürchterliche Sturm auch Darrak in Mitleidenschaft gezogen und die Rast war bitter nötig.
Doch das würde der Zwerg natürlich nie zugeben.

Ihr sagtet, Ihr wollt mich anheuern? Womit wollt Ihr mich denn bezahlen? Mit Eurem Gesang?
Pah! Ihr tragt wie ich, nur Eure Kleider am Leib. Und das sind nicht mal wirklich praktische Kleider,
bieten Sie doch keinerlei Schutz. Sagt also, Sänger, was schwebt Euch als Sold für meine Dienste vor?

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