Viertes Kapitel - Vergiftete Worte
Der letzte Tag des Turniers war gekommen. Und Aldric fühlte sich gut, überraschenderweise und der schnellen Behandlung durch Maester Hyrbad sei dank. Der Maester teilte dem jungen Thalred-Erben mit, dass das schlimmste noch längst nicht überstanden war. Das Gift war noch immer in seinem Körper und es bestand nach wie vor die Gefahr, dass es seinen Körper so sehr schädigte, dass es keine Rettung mehr für iihn geben würde. Aber fürs erste würde es ihn nicht so sehr beeinträchtigen, solange Hyrbad seine Behandlung fortsetzen konnte. Es gefällt dem Maester nicht, aber er gesteht dem jungen Thalred sogar zu am Grand Melee teilzunehmen, wenn er es unbedingt wollte. Es würde seinen Zustand nicht verschlimmern, da das Gift nicht auf eine solche Weise wirkte, aber eine zusätzliche Verletzung würde es gefährlicher machen.
Doch diese Entscheidung musste Aldric nicht sofort treffen. Vorher galt es zu sehen, wie sich sein Cousin Lawrence gegen den Königsmörder schlagen würde. Das selbstgefällige Grinsen steht noch immer auf dem Gesicht des jungen Ser Lawrence, während das Gesicht des Königsmörders ausdruckslos ist, als die beiden ihre Lanzen vor König Robert und seiner Familie präsentieren.
Schon im ersten Lanzengang zeigt sich, dass das Grinsen von Ser Lawrence nicht von ungefähr kam, denn er schlägt sich gut gegen den berühmten Lannister in seiner goldenen Rüstung - sehr gut sogar. Zar zerschmettern beide Ritter ihre Lanzen am Schild des anderen, aber Ser Lawrence macht dabei eine deutlich bessere Figur. Es ist für ihn gar keine Schwierigkeit sich im Sattel zu halten. Ser Jamie hingegen schwankt im Sattel, seine außerordentlichen Fähigkeiten reichen aber, um auch ihn vor der Schande zu bewahren in der ersten Runde im Staub zu landen.
Der zweite Lanzengang ist ausgeglichener, wieder zerbrechen beide Lanzen am Schild des jeweiligen Gegners und wieder können sich beide Kontrahenten in ihren Sätteln halten, auch wenn es zumindest etwas schwieriger für sie wird. Beim dritten Lanzengang haben die beiden sich so sehr aneinander gewöht, dass der Aufprall der Lanzen auf den Schilden sie kaum noch zu kümmern scheint. Als die beiden vor König Robert stehen flüstert Cersei ihrem Gemahl noch etwas ins Ohr, doch dieser winkt ab und erhebt sich, um mit seiner dröhnenden Stimme zu sprechen:
"Eine hervorragende Leistung! Ihr beide habt heute bewiesen, was es bedeutet ein wahrer Ritter zu sein und ihr habt den Reichen gezeigt, wie ein Lanzengang aussieht, wenn wahre Meister gegeneinander antreten. Ihr seid eurem Namen und eurem Rang gerecht geworden, Ser Jamie Lannister. Und ihr Ser Lawrence, trotz eurer Jugend habt ihr einem Ritter der Königswache getrotzt und er hat gewankt, und zwar weit mehr als ihr. Deshalb soll dies euer Tag sein, Ser Lawrence. Hiermit erkläre ich euch zum Sieger des Großen Turniers von King's Landing!"Jubelstürme brechen sofort los, wohl nicht zuletzt, weil niemand den goldenen Lannisters wirklich leiden kann. Er flucht lautstark, beugt sich dann aber der Entscheidung des Königs. Jedoch würdigt er Ser Lawrence keines weiteren Blickes, sondern lenkt sein Pferd schnell vom Turnierfeld.
Ser Lawrence hingegen genießt seinen Triumph und badet geradezu im Applaus der Menge. Dies war ein großer Tag für das Haus Hastwyck. Der junge Erbe hat bewiesen, dass er zu den Besten der Reiche gezählt werden muss und dass an seinem Namen kein Weg vorbei führt. Viele gratulieren ihm und die Thalreds haben nicht sofort Gelegenheit dem engen Verwandten zu danken. Doch dann überrascht er sowohl die Zuschauer, aber auch in besonderem Maße die Thalreds. Denn als man ihm den Kranz aus weißen Rosen reicht, mit dem er der Tradition folgend die Königin der Liebe und Schönheit krönen würde, lenkt er sein Pferd zielstrebig zu dem Teil der Tribüne auf dem die Thalreds Platz genommen haben. Er hält Serrah den Kranz mit einem noch immer selbstgefälligen aber dennoch lieblich anmutendem Lächeln hin:
"Wen sollte ich wählen, wenn nicht euch, geliebte Cousine? Seid ihr es doch die mich von Tag zu Tag zu neuen Höchstleistungen anspornt und nicht zuletzt, weil ihr, wenn man es gestatten würde, wohl auf einem Pferd selbst in diese Arena reiten würdet." Die Reaktion auf dieses Verhalten des jungen Hastwyck zeigt, dass die so finsteren Ereignisse, die sich noch vor wenigen Tagen um das Haus Thalred und das Haus Cockshaw ereignet haben, jetzt verflogen sind. Denn der Jubel der Menge gilt nun Serrah genauso wie Ser Lawrence und niemand spricht mehr von dem grausamen Tod der Weißen Feder.