Alles beginnt mit deinem ersten Fehler- der Geburt (Anzeigen)Geboren wurde Kasimir von Krant in überschwelgendem Luxus- die Familie von Krant hatte viel aus ihrem Freihandelsbrief gemacht. Hatte sich mit Schmuggel und legalem Handel eine Flotte aufgebaut. Eine Armada. Kasmiris Vater bezeichnete sich selbst in seinen letzten Jahren als Admiral- und man sah ihm die Spuren des Verfalles genau an. Er hatte sich ebenso den dunklen Göttern verschrieben wie die Ahnen vor ihm- war ein Diener Tzeenchs, des Architekten des Schicksals- und hatte sich von ihm die Macht geben lassen, seine Feinde nicht nur im Kampf mit Taktik und Besonnenheit zu vernichten- sondern sie ebenso auf dem freien Markt auszubooten, sie zu ruinieren mit seinen Intrigen- und sich so sein Imperium immer weiter aufzubauen. Kasimirs Mutter war bereits bei der Geburt gestorben- angeblich als Opfer, um den Wohlstand der von Krants zu mehren. Und so wuchs der Junge auf der "Wohltätiger Preis" auf- auf dem riesigen Kreuzer, dem Flagschiff der von Krants. Wuchs umgeben von Matrosen, Söldnern (denn als wirkliche Soldaten konnte man die angeheuerten Kanonen, die die von Krants vordergründig zu ihrem Schutz, hintergründig auch als Enterkommandos einsetzten, nicht guten Gewissens bezeichnen) und seltsamen Priestern, die einen anderen Kult predigten als den des Imperators- die die Herrschaft des Wandels prophezeiten.
Fäulnis gedeiht auf fruchtbarem Boden am Besten (Anzeigen)Als Diener Tzeenchs war Andrei von Krant, dem Vater des Jungen, hellauf begeistert als ihm sein Sohn berichtete, das er Stimmen hörte. Dass irgendwelche Dinge in seinem Kopf waren. Er erkannte es sofort. Hatte lange genug die Mysterien des großen Hexers studiert und in die Leere des Warp gestarrt um einen Psioniker zu erkennen. Er begann, seinen Sohn ausbilden zu lassen- von den seltsamen Propheten, die schon vorher das Schiff unsicher gemacht hatte. Andrei musste Kasimir von diesem Tage an versteckt halten- konnte sich nicht leisten, das eines der schwarzen Schiffe ihn in die Finger bekam, ihn für viel zu lange Zeit aus seinen Händen nahm, vielleicht sogar die Inquisition von ihm Wind bekam und das Schiff genauer untersuchte.
Also brach für Kasimir eine Zeit der Angst (denn die wahnsinnigen Prediger des Wandels hatten ihn schon immer eingeschüchtert- aber jetzt konnte er nicht mehr fliehen), der Einsamkeit (er war von allen anderen Mitgliedern der Besatzung abgeschottet worden- schon alleine, damit niemand von seiner wachsenden Gabe erfuhr) und des Schmerzes (denn die Priester des Tzeench gingen nicht gerade sanft bei der Sondierung seines Geistes vor). Aber er schaffte es seinen Verstand zu behalten- und fand etwas neues im Schmerz, das ihm Kraft gab.
Alles was entsteht, ist wert daß es zu Grunde geht (Anzeigen)Mit dem Erwachen seiner psionischen Gabe war in Kasimir von Krant auch ein Interesse am Verfall entstanden. In freien Minuten starrte er verrostete Streben an, untersuchte feine Schimmelsporen auf vergessenen Nahrungsmitteln, sezierte sogar eine verreckte Achsellaus- sehr zum Leidwesen seiner Lehrmeister.
Und auch wenn er die meisten Stimmen in seinem Kopf inzwischen den Gedanken seiner Mitmenschen zuordnen konnte, die sein visionär geschärfter Verstand empfing, so war da eine Stimme, die ihm andere Dinge ins Ohr flüsterte. Versprechungen. Liebevolle Dinge. Komplimente. Die ihm Wärme und Geborgenheit schenkte. Die Stimme des Väterchens. Des Herrn der Fliegen. Nurgles Stimme. Die Stimme, die ihn dazu brachte das er sich weniger fürchtete. Die ihm half, die Stimmen seiner Mentoren, die immer noch einem Wandel, der nie Wandel blieb (ein Ausdruck, den er nie verstanden hatte, der aber wohl mit der verdrehten Ideologie Tzeenchs zusammenhing) predigten, aus seinem Kopf zu verbannen- sich gegen ihre psionischen Spielereien zu wehren. Und schließlich sogar ihren Stolz zu erwecken, das er so große Widerstandkraft gegen ihre Kräfte entwickelte- eine Leistung, die sie sich selbst zuschrieben. Kasimir liess sie in diesem Glauben. Widmete sich nach Aussen ihren Lektionen- und liess sich nachts von Väterchen Nurgle Geschichten vorlesen. Liess sich von ihm in den Schlaf wiegen.
Denen, welche lernen wollen, schadet oft die Autorität der Lehrenden. (Anzeigen)Immer mehr entfremdete sich Kasimir von seinem Vater. Hatten sie zunächst noch zumindest zusammen gegessen, entschuldigte Kasimir sich immer öfter mit der Ausrede, dass er noch seine Studien vertiefen müsse, dass er noch nicht fertig mit seinen Übungen wäre- oder auch einfach mit Unwohlsein, eine Ausrede, die der bleiche Ton den seine Haut angenommen hatte(noch bleicher als die Haut eines Leerenbewohners normalerweise war) unterstrich. In dieser Zeit liess er sich immer öfter von Väterchen Nurgle vom Kreislauf der Welt erzählen. Wie alles zunächst geboren, erschaffen, gebaut wurde, in dem vergeblichen Versuch, bestand zu haben- und wie amüsant es war, diesen für die Ewigkeit geschaffenen Dingen beim Zerfall zuzusehen. Besonders gerne mochte Kasimir die Geschichte des Gott-Imperators. Einem selbsternannten Gott, der es nur schaffte durch die Hilfe eines zweiten Gottes, den seine Anhänger "Maschinengott" nannten, sich den Gaben des Herrn der Fäulnis zu entziehen. Kasimir lachte.
Aber sein Wandel entging seinen Lehrmeistern immer weniger. Seine Aura hatte sich verändert. Strahlte Erhabenheit aus. Brachte sie zum Schaudern- und zu einem unerklärlichen Gefühl von Unterlegenheit. Und als einer der Diener des Wandlers ihn psionisch sondieren sollte, geschah es. Kasimir wehrte sich. Bekam Panik. Wollte ihn nicht in seinen Kopf lassen. Und sah dabei zu, wie der Psioniker langsam von innen verfaulte, als irgendeine Kraft in Kasimir freigesetzt wurde.
Die Bestimmung unseres Lebens ist nicht der Erfolg, sondern heroisches Versagen. (Anzeigen)Kasimir wusste nicht wie er es geschafft hatte eine solche psionische Energie freizusetzen- er war Seher. Kein Biomant. Aber er hatte sie freigesetzt- und so nicht nur seine Lehrmeister verärgert- und verängstigt. Und so wartete er in seinem Zimmer auf die unausweichliche Reaktion seines Vaters- auf desssen Zorn, dass er wegen seines Sohnes einen der kostbaren Psioniker verloren hatte. Und auch der Umstand, dass die einzige Person, zu der er früher etwas vertrauen gefasst gehabt hatte, endlich nach langer Reise wiedergekehrt war. Seine Schwester war noch vor Erwachen seiner Gabe fortgeschickt worden, war auf Terra zur Astropathin ausgebildet worden- war ihr Erwachen doch nicht unentdeckt geblieben. Und so hatte er sie seit Jahren nicht gesehen. Und ausgerechnet in diesem Moment, in dem er vor Furcht beinahe umkam, kam sie zu ihm. Tröstete ihn. Kasmir erkannte Katjuscha kaum wieder. Vor ihren Augen verbarg ein mit Schutzsiegeln besticktes Band ihre milchigen Augen. Ihre Hände zitterten- und ihr einst von strahlendem Braun locker fallendes Haar war strohig und mit grauen Strähnen durchsetzt. Ihr hatte die Verbindung mit dem Geist des Imperators nicht gut getan- aber die Nähe ihres Bruders gab ihr wieder ein Stück weit Kraft. Ebenso wie er aus ihrer Präsenz Stärke für die bevorstehende Konfrontation zog.
Eine Familie ohne Liebe ist wie ein Baum ohne Wurzeln. (Anzeigen)Für Stunden hielten die Beiden sich in den Armen. Berichteten sich gegenseitig was geschehen war- bangten beide dem Moment entgegen, in dem Kasimir abgeholt wurde.
Und dann war dieser Moment da. Zwei der in unbarbherzigem Schwarz gepanzerten Haus"wachen" öffneten die Tür, die Sturmgewehre bereits halb im Anschlag. Herrschten den jungen Psioniker an, ihnen zu folgen- und hielten Katjuscha davon ab, es ihm gleich zu tun. Der Weg zum Trophäenzimmer seines Vaters kam Kasimir wie der Gang zum Schafott vor- keinen Moment liessen ihn die beiden Wächter aus den Augen. Keine Sekunde verliess ihn das beissende Gefühl in seiner Magengegend.
Und schließlich waren sie da. Standen in dem von Trophäen ausgefüllten Raum, von Jagderfolgen über die Banner besiegter Häuser bis hin zu exotischen Xenosartefakten. Und inmitten dieser Sammlung- der massive Schreibtisch seines Vaters, aus Holz, das von einer seit über einem Jahrtausend ausgestorbenen Baumart stammte, das Energieschwert, dass er in Dutzenden von Schlachten und Kämpfen geführt hatte quer vor sich auf dem Tisch. Die Wachen zogen sich zur Tür zurück- bezogen Position, begaben sich in Wachstellung, während Kasimirs Vater immer noch nichts gesagt hatte, kein Wort gesprochen hatte. Langsam erhob er sich. Zog das Schwert aus der Scheide. Liess es zu einem flackernden Schein erwachen.
Verrat und Argwohn lauscht in allen Ecken. (Anzeigen)Kasimir versuchte sich zu erklären. Versuchte, seinem Vater zu beschreiben wie es dazu gekommen war, dass das alles nur ein widerliches Missverständnis war- aber Andrei von Krant war es nicht gewohnt Widerworte zu bekommen. Und Andrei von Krant hatte sich bereits entschieden, was mit einem Sohn geschehen musste, der offenbar nicht viel von den Wegen Tzeenchs hielt.
Dem ersten Schlag entkam Tank nur mit äusserster Mühe und zu einem guten Stück durch pures Glück. Ein schmerzhafter Riss zog sich durch sein Gesicht, wo die Energiewaffe ihn getroffen hatte. Der Gestank von verschmortem Fleisch stieg ihm in die Nase. Er versuchte sich immer noch zu erklären- obwohl er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Dass sein Vater seinen Tod wollte. Er wich zurück. Kassierte noch einige weitere unangenehme Schläge, noch weitere schmerzhafte Spuren- und stieß schließlich mit dem Rücken an etwas, das ihn nicht weiter zurückweichen liess. Schon sah er die leuchtende Klinge auf sich zurasen, griff nach hinten, nach dem Gegenstand, der ihn aufgehalten hatte, schwang ihn blind nach vorne, spürte wie sich seine scharfen Kanten in seine Hände gruben....
Und wagte erst nach gefühlten Stunden die Augen zu öffnen. Immer noch hielt er den Speer in Händen, auf dessen Spitze sich sein Vater mit der eigenene Bewegung aufgespiesst hatte.
Freiheit ist immer die Freiheit des Täters. (Anzeigen)Einen Moment Atempause hatte er- aber noch war es nicht vorbei. Sein Vater lebte- schwach, aber noch stark genug, mit eisernem Willen das Schwert Zentimeter um Zentimeter zu heben. Erneut kroch Panik in sein Herz- und Kasimir tat das Einzige, was ihm einfiel. Die einzige Chance, die er sah, um hier lebend herauszukommen.
Er drückte die fremdartige Aktivierungsrune am Griff der Waffe.
Und das Nächste an das er sich erinnerte war, dass er blutbespritzt hinter der Leiche seines Vaters kauerte, während die Wachen, die wohl endlich ihre Lähmung abgeschüttelt hatten, das Feuer eröffneten. Kasimir zog sich in Deckung. Konnte sich vor Terror nicht rühren. Er hatte seinen Vater getötet. Er hatte den Mann, der ihn aufgezogen hatte, ermordet- ihn auf der Spitze eines Kettenspeeres zersägt. Keinen Meter entfernt starrten seine kalten, toten Augen ihn immer noch vorwurfsvoll an. Blickten direkt in seine Seele.
Mit Tränen in den Augen zog Kasimir seinen Revolver. Prüfte die Trommel. Hielt sich die Waffe an den Kopf- wollte einen schnellen, schmerzlosen Tod wählen, ehe die Geschosse der Sturmgewehre ihn in tausend Stücke schossen.
Und dann meldete sich wieder die Stimme in seinem Kopf. Die Stimme, die ihn in diesen ganzen Schlamassel gebracht hatte.
Nimm den Speer. Ich bin bei dir
Die Liebe zwischen Brüdern ist eine starke Stütze im Leben. (Anzeigen)Im ersten Moment wollte Kasimir nicht auf die Stimme hören. Wollte sie verdrängen. Wollte ihr die Schuld für den Tod seines Vaters geben. Wollte sie nicht mehr haben. Aber dann fühlte er wieder die Geborgenheit, die die Stimme ihm geschenkt hatte. Dass diese Stimme der einzige Freund war, der ihm in den letzten Monaten geblieben war. Und dass er ein Wenig Vertrauen verdient hatte.
Und so griff er wieder nach dem Speer, verletzte sich wieder an den Dornen- und fühlte, dass sich diese Waffe wie für ihn gemacht anfühlte.
Mit einem schnellen Sprint überwandt er die Distanz zu den beiden Wachen, die vor Überraschung tatsächlich das Schießen vergaßen- und rammte noch im Lauf dem Ersten die rotierenden Kettenzähne in die Lücke zwischen Helm und Brustpanzer. Sägte seinen Speer wieder frei- und rammte die Klinge dem Zweiten in die schmale Stelle, wo das Gelenk der Rüstung an der Hüfte dafür sorgte, dass das Material weniger dick war.
Und trotdem verkanteten sich die Sägezähne.
Mit einem Grinsen hob der Wächter das Gewehr. Drückte ihm die Mündung an die Stirn. Und Kasimir schloss die Augen. Wartete auf sein unungängliches Ende.
Ein Knall durchpeitschte den Raum. Kasimir wartete auf Schmerz, auf ein warmes Licht, auf Irgendwas. Aber nichts kam.
Verfluchen ist der Haß auf das Leben. (Anzeigen)Der Schmerz blieb aus- und als er wieder die Augen zu öffnen wagte, blickte er auf die Leiche des eben noch so gefährlich wirkenden Söldners- mit einem immer noch leicht rauchenden, kreisrunden Loch im Schädel- ein Loch, dass zu der leichten Halbautomatik, die seine Schwester immer noch in der Hand hielt, perfekt passte.
Kasimir ging zu ihr. Hielt sie im Arm, wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Und nahm sie schließlich bei der Hand. Sie rannten- rannten vor ihrer Vergangenheit davon, vor der Gegenwart- vor Allem. Deckten sich im Arsenal noch mit ein Wenig mehr Schutz ein, liessen die Waffen links liegen- sie waren beide keine guten Schützen, und der Speer, den Kasimir immer noch in den Händen hielt, war schwer genug.
Immer noch Hand in Hand, rannten sie. Rannten auf die Shuttlerampen zu. Nahmen das erstbeste Landungsschiff- ein halb verrosteter Aquila, kaum durch mehr zusammengehalten als von Hofnung und sturem Rost. Aber die Stimme in seinem Kopf sagte Kasimir, dass genau dieser Rost sein Vorteil war. Sie vergeudeten wertvolle Minuten damit, die Steuerung des Schiffes zu testen- keiner von ihnen hatte jemals ein solches Schiff geflogen- aber schließlich schafften sie es. Entkamen der Enge des Schiffes. Brachen mit dem Shuttle auf in neue Welten.
Es kämpft jeder seine Schlacht allein. (Anzeigen)Der Seuchenherr leitete die Geschwister durch den Raum. Das Transportschiff war alles andere als Warptauglich (geschweige denn in der Lage, geradeaus zu fliegen)- und so waren ihre Möglichkeiten begrenzt. Begrenzt- bis hoffnungslos. Und doch geschah ein Wunder. Die Stimmen in Kasimirs Kopf hatten ihn geleitet- und voller Abscheu war er ihnen gefolgt. Er wollte nicht auf sie hören. Wollte nicht auf die Stimme hören, die ihn dazu gebracht hatte seinen Vater, den Mann, der ihn großgezogen hatte, zu töten. Immer noch stach die Schuld in seine Eingeweide (jedenfalls hoffte er, dass es die Schuld war- er wollte nicht mutieren. Wollte sich nicht Nurgle ergeben. Nicht noch mehr fallen).
Er verabscheute Nurgle. Aber Nurgle war der Einzige, der zu ihm sprach. Seine Schwester war zwar eine angenehme Begleitung- aber keine Hilfe. Der Einzige der ihn führen konnte war der Fürst der Fliegen. Und tatsächlich brachte der Schrotthaufen sie an ein Ziel. Eine Station. Ein Aussenposten der Zivilisation (oder was man so Zivilisation nennen konnte) im endlosen Raum. Sie hatten Glück gehabt- aber ihre Möglichkeiten waren weiter begrenzt. Sie hatten nichts ausser das was sie am Leib trugen und ein paar wenige Vorräte- und brauchten Verbündete, falls jemand sie fand. Sie waren Ausgestossene. Und allein.