Die Wache lässt die Gruppe wirklich nicht bewaffnet hinein. Juwyn ist nicht begeistert davon, tut aber, was verlangt wird. Bogen, Pfeile und ihre Klingen bleiben außerhalb des Schlosses. Nur ihren versteckten Dolch behält sie, wenigstens eine Waffe, auf die sie nicht verzichten will. Nicht nur einmal hatte er ihr das Leben gerettet und auffallen dürfte er, verborgen in der im Grunde nicht sichtbaren Dolchscheide an ihrem rechten Unterarm, auch nicht.
Der prüfende Blick des Wachmannes, auch wenn dieser Juwyn übergangen hatte, hatte sie nervös gemacht. Sie ist es berufsbedingt gewöhnt, von Gesetzeshütern und Zellen jeglicher Art Abstand zu halten. Nicht, dass sie sich fürchtet, das wäre nicht das richtige Wort. Doch sich so ausgeliefert zu fühlen, inzwischen keiner schützenden Menschenmenge, in der sie sich hätte verbergen können, und mit keinen verwinkelten Gassen in der Nähe, in deren verzweigtem Netzwerk sie bisher noch jeden abgehängt hatte, ist wirklich nicht schön. Allein der Gedanke daran, dass an jeder Ecke bewaffnete Männer nur darauf warten, irgendein Ventil für ihre vom eintönigen Wachdienst strapazierten Gemüter zu finden, erfüllt sie mit Unbehagen - auch wenn sie weiß, dass sie sich voll und ganz auf Lord Thackerys Versprechen, sie zu beschützen, verlassen kann.
Ihr gefällt es nicht, von jemandem abhängig zu sein, das hat es noch nie getan, aber der Adelige ist in diesem Moment die einzige wirkliche Sicherheit, die sich ihr bietet.
Der kritische Blick des Archivars, der ihnen die Tür öffnet, entgeht Juwyn nicht und sie erwidert ihn mit einem kühlen Gesichtsausdruck ihrerseits.
Aufgeblasener Kerl, urteilt sie sofort. Hält sich für etwas Besseres und hat noch nicht mal den Anstand, das für sich zu behalten.
Deswegen ahmt sie Lord Thackerys Geste, sich vor dem Mann zu verbeugen, auch nicht nach. Sie kommen zwar als Bittsteller, aber der Trotz in ihr überwiegt.