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Autor Thema: Die vergessene Gruft  (Gelesen 29873 mal)

Beschreibung: IC-Thread - Kapitel 1

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Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #15 am: 18.01.2012, 21:54:33 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:35 Uhr

Auch Elemvos IV. warf sich vor dem Golem nieder und rezitierte eine der wenigen Zeilen, die er in seinem noch so jungen Leben in- und auswendig gelernt hatte. Der Tod hatte nichts an diesem Wissen geändert und zudem hatten die Golems dies auch nochmal vorgebetet. Er versteckte sich nicht, wie sein Vormund dies tat, sondern trat vor dessen Schild, wagte es nicht, dem Golem in die Augen zu blicken, rezitierte schließlich das, was ihm aufgetragen wurde, doch mit sehr jungenhafter und zerbrechlicher Stimme. Dieser Junge war untot geworden, ehe er einen festen und bedrohlichen Stimmapperat entwickeln konnte. Vielleicht wäre er sogar ein König geworden, der etwas androgyn gewirkt hätte, vielleicht war dies aber auch nur ein falscher Eindruck.

Der Golem ließ das Glühen seiner Augen vergehen und seine Augen hatten wir die Form flüssigen und laufenden Quecksilbers. "Wer Vecor Treue schwört, wird nicht enttäuscht werden. Wer jedoch seine Diener zu blenden versucht, wird sehen, welche Macht die Sonne hat. Er wird vergehen.", bemerkte der Golem in seiner blechernen Stimme. "Ich habe die Bekundungen der Könige gehört, dass sie dem Sonnengott dienen. Dies bindet euch. Die Zah'rah gewähren euch eine zweite Chance." Der Golem hob den Zeigefinger der rechten Hand empor. "Diese zweite Chance ist die letzte Chance."

Die Zah'rah, wie sie sich selbst nannten, machten jetzt Platz, die Könige hatten nun freie Bahn zu Dhurek, als hätten sie alles gehört, was sie hören wollten und mussten. Morgrim schienen sie nicht weiter zu beachten. Sie warteten darauf, dass Dhurek die anderen Könige wiederbelebte, doch dieser war durch die Geste der Golems mehr als verunsichert. Er war ein alter Mann, der sich sein Leben lang um Bücher und Schriftrollen scherte und sicher einiges, geheimes Wissen gesammelt hatte, aber er war kein Mann der Tat, der sich in seinem Leben den Gefahren, von denen er las, auch gestellt hatte. Das Alter wog jetzt noch schwerer auf seinen altersschwachen Schultern, da die Golems ihn so preisgegeben hatten und ihn als Witzfigur darstehen ließen, die nur den Willen des Gottes ausfüllte und zu nichts anderes zu gebrauchen war. Es verletzte seinen Stolz sichtbar.

Er versuchte sich über sein Wissen wieder aufzurichten, aber seine Stimme klang etwas unsicher und geschwächt, sein Alter drückte jetzt auch auf seine Stimme, während er zwei weitere Krüge vom Altar nahm. Der Inhalt der Krüge roch eisenhaltig und rote Flüssigkeit schwappte in ihnen, mehr von dem heiligen Blut der Engel. "Kein Wesen kann je völlig vergessen, werden wenn Vecor es nicht will. Es bleibt immer eine Erinnerung in physischer Form oder in geistiger Form von ihm über. Das Reich hat versucht, euch vergessen zu machen, weil ihr als Herrscher Versager gewesen seid, die in ihrer jeweiligen Zeit das Reich an den Rand des Abgrundes gebracht haben und wahrscheinlich in zwei, drei Fällen sogar darüber hinaus. Solche Männer und Frauen können niemals wirklich vergessen werden und es hat immer Jahrhunderte gedauert, bis das Reich und Kirche relativen Erfolg hatten. Jedes Jahr strichen euch die Chronisten Vecors aus weiteren Büchern, ließen die Statuen, die zu euren Ehren errichtet wurden oder die ihr euch errichtet habt, verfallen und einreißen, kein Bardenkolleg sang mehr von euch, kein Priester sprach mehr von euch. Eure Regierungsdaten wurden stattdessen einfach von euren Vorgängern und Nachgängern überlagert, man hat alles getan, um euch in die Vergessenheit zu schweigen. Barden, die von euch sangen, wurden die Zungen entfernt, Archivare, die in den alten Schriften nach Hinweisen suchten, wurden geblendet und jene, die trotzdem ihr Wissen über euch weitergaben Jahr um Jahr dezimiert und dann vollständig ausgelöscht. Irgendwann erinnerte nur noch wenig an euch. Aber überall gab es kleinste Hinweise, die übersehen wurden. Ich habe viele Jahre gebraucht, um sie zu sammeln und in ein einigermaßen konsistentes Bild zu setzen. Jetzt weiß ich eine Menge über euch, aber bei weitem nicht alles, ist es doch Wissen von euren bezahlten oder gestellten Chronisten oder gar von Biographen eurer Feinde. Ich kann mir bei keinem Wort vollkommen sicher sein, deswegen sehe ich euch nicht als unverbesserliche Versager." Stolz klang in der Erklärung Dhureks mit und er hatte über seine Worte wieder etwas Sicherheit gewonnen. Er blickte den kleinen Elemvos an, der jedoch noch immer in betender Position auf dem Boden verharrte.

Es war, als hätte Dhurek noch mehr sagen wollen, aber der Junge und die schmerzhafte Stille der stählernen Riesen, welche nur wachsam die Gegend und auch Dhurek beobachteten, schien ihn zu verunsichern.
« Letzte Änderung: 18.01.2012, 21:57:44 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #16 am: 21.01.2012, 00:11:45 »
Gelassen nahm Mephala die Drohungen der Zah'rah hin, war sie sich doch vollkommen sicher, dass sie dieses Mal einen Weg finden würde. Einen Weg der sie endgültig über alles Sterbliche und Kümmerliche erheben würde. "Die letzte Chance", Maphala würde sie zu nutzen wissen.

Dhurek hingegen tat Mephala in gewisser Weise Leid. Er schien sich das alles hier anders vorgestellt zu haben. Seine untoten Könige und metallenen Krieger retten das Reich und er wäre derjenige gewesen, der die Zeichen der Zeit richtig gedeutet hätte. Ein Platz in den Lieder und Büchern wäre ihm gewiss gewesen. Aber im Augenblick sah es eher so aus, als würden seine Zah'rah ihn lediglich gewähren lassen, während seine Untoten noch nicht so recht wussten, was sie von der ganzen Sache halten sollten.

Würde sein Plan vollends versagen oder wenn er hier und jetzt stürbe, müsste auch er dann durch das Nichts gehen, bis ein anderer Visionär ihn rief um dessen Ziele zu erfüllen? Hoffentlich hatte der Alte noch nicht darüber nachgedacht, was ihm bevorstehen könnte.

Mephala nahm den rostigen Geruch aus den Krügen wahr und vage Erinnerungen an längst vergangene Rituale bewegten sich durch ihren Geist. Sie sah die anderen Sarkophage an, in denen noch mehr Vergessene auf ihre Rückkehr warteten. "Wieviel Zeit wohl vergangen ist?" Es konnten ja nicht alle Könige versagt haben, also schätzte Mephala dass sicher mehrere hundert Jahre dahingegangen waren, seit ihrem Tod...

"Eine kluge Haltung" kommentierte sie die Ausführungen des Archivars "Ich würde zu gerne erfahren, was nach so vielen Jahren noch von mir bekannt ist..."

Sie seufzte leise und ging ein wenig auf Dhurek zu und lugte in die Krüge mit dem Blut "Von wem ist es?" fragte sie, als sei es normal, dass ein alter Mann große Mengen Blut in Krügen in einer Krypta umherwuchtet. Und ein wenig zaghafter setzte sie nach "Sagt... Kann ich Euch vielleicht bei dem Ritual assistieren?"

Morgrim Eisenschild

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Die vergessene Gruft
« Antwort #17 am: 21.01.2012, 12:50:35 »
Stumm blickte Morgrim auf den brabbelnden König vor ihm. Auch wenn die natürliche Naivität des Jungen irgendwie süß war, schien seine Erziehung bei dem Jungen versagt zu haben. Nun er hatte eine zweite Chance und diese Flausen würde er dem Jungen schon austreiben.
Vergessen war also geworden. Nun damit konnte er leben, er hatte immer gewußt, dass er kein beliebter Regent gewesen war. Er hatte getan was er für notwendig erachtet hatte um das Reich und den König zu schützen. Und schließlich hatten seine Gegner einen Weg gefunden ihn ohne Gegenwehr zu erwischen.
"Gamla historier kalla smidning."[1] brummte er vor sich hin und began sich mit der Situation abzufinden. Und sein Verstand began die Situation zu analysieren. Ein alternder Priester, der seiner Ansicht nach sämtliche Skrupel über Bord geschmissen hatte und mit Mächten spielte die er weder beherschte noch verstand. Von allem was er vom Vekor Glauben wußte war die Beschwörung von Toten keine der Tugenden die gefördert wurden. Und seine Golems schien er auch nicht unter Kontrolle zu haben. War der Priester nur ausführendes Organ eines Vorgesetzten? Allerdings würde das nicht dazu passen, dass er sich selbst als höchsten Archivar bezeichnet hat. Auf jeden Fall war hier irgend etwas grundsätzlich falsch.
"Elem. Komm zurück! Such Mogrims Buch." gab er dem Jungen einen Befehl, der ihn raus aus der Schußlinie brachte und ihm gleichzeitig von Nutzen war. Unabhängig davon wieviele Jahre ins Land gegangen waren, sein Buch sollte die Zeit überstanden haben, und würde wahrscheinlich irgendwo hier herum liegen. Wie von selbst kletterte auch Skeater von der Schulter hinunter und krabbelte zu dem König rüber. Zu Lebzeiten hatten die beiden immer gemeinsam gespielt, und Skeater war sich seiner Aufgabe als Wächter des Jungen nach wie vor bewußt.
Morgrim blickt nickend auf die beiden und auf einen weiteren Befehl schrumpft sein Schild auf minimale Größe.[2] Auch die Axt steckt der vorsichtige Zwerg erst einmal wieder in sein Holster.
"Jetzt legt mal den Schinken aufs Brot. Was ist der Zweck unseres hierseins? Wozu braucht ihr einen kleinen Jungen, der Grad den Windeln entwachsen ist?" Sich und auch die anderen drei Untoten anschauend fügte er hinzu "Nicht dass dies jetzt noch ein Problem darstellen würde."
 1. zwergisch: Alte Geschichten kalte Schmiede
 2. Tartsche
« Letzte Änderung: 22.01.2012, 00:56:50 von Morgrim Eisenschild »

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #18 am: 23.01.2012, 20:30:42 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:38 Uhr

"Diese Insubordination. Eklig!", kommentierte Dhurek die Worte Morgrims - denen der junge Elemvos jedoch unumwunden nachkam - verfiel dann jedoch in ein nachdenkliches Schweigen. Wahrscheinlich dachte er über die Frage Mephalas nach. Das grünliche Licht flackerte aufgeregt und ließ die Zah'rah noch bedrohlicher wirken. Das Licht spiegelte sich finster in den Quecksilberaugen des führenden Zah'rah, während Dhurek sich auf den Alter setzte die Hand nachdenklich an das Kinn hielt. "Ihr könnt nicht mehr viel an den Ritual mitwirken, Eure Hoheit.", meinte Dhurek dann zögerlich und zeigte auf die Krüge. "Außer sie zu vergießen, sie sind der Schlussstein des Rituals. Alles weitere ist längst bereitet und vergangen. Nur noch Dagurs Flammen zeugen von jenem, was passiert ist." Dagurs Hauch war in dieser Kammer zu spüren, zumindest für die Menschen. Die Untoten hörte nur das leichte Pfeifen des Windes und sahen das aufgeregte Flackern der fahlgrünen Fackeln, welches unheilvoll ihre Lichtkegel auf die Krüge voller Blut zu werfen schien.

"Über euch ist wenig bekannt. Ich wette, dass euch selbst der ganze Hochadel des Reiches nicht erkennen würde, selbst wenn ihr Szepter, Krone und weitere Reichskleinodien tragen würdet.", Dhurek hatte noch immer die Hand nachdenklich am Kinn. "Außer Thuras IV. vielleicht. Thuras ist der aktuelle König. Aber dazu werde ich mehr sagen, sobald ihr alle wieder..." Der Archivar hüstelte gekünstelt. "..am Leben seid." Die Quecksilberaugen funkelten düster. Der Vecorianer schaute schüchtern zu dem Stahlgolem und versuchte einfach weiterzumachen. "Dann werde ich auch sagen, was es mit Elemvos auf sich hat."
Der Archivar war scheinbar noch nicht in der Stimmung, den Hoheiten ihre Geschichte zur vollen Gänze zu erzählen[1]. Der Mann war kein großer Erzähler, seine Stimme war dafür nicht gemacht. Er war ein Mann, der sich über Bücher und Steintafeln warf. "Lasst uns deshalb weitermachen. Mephala, ihr könntet, wie gesagt, das Blut eingießen."
Kurz überlegte der Archivar, ob er das Mephala zutrauen konnte, doch er verkniff sich eine Drohung, er war sich sicher, dass Mephala die Zeichen der Situation verstand[2].

Vorsichtig goss die erste Regentin des Reiches das Engelsblut in die Opferschale und die Fackeln schienen wie vor Freude stärker und heller zu brennen. Dunkel intonierte der Hauch in der Grabkammer "D A G U R!", ehe langsam Leben in die Knochen der Beschenkten zurückkehrte. Auf Anweisung des alten Archivars, der noch immer auf der Altarplatte saß, wurde die Opferschale vor Mauron IV. und der zweiten Frau, die an die Vorrichtung gehängt wurde, gefüllt. Auch sie stürzten zu Boden, lauter rief der Wind. "D A G U R!" Dhurek stellten sich die Nackenhaare auf, die Atmung des einzig lebenden Wesens in dieser Gruft wurde schnappend, vor Freunde und vor Furcht. Feucht glänzten die Augen des Archivars, als zwei weitere Regenten zum Leben erwachten. Er erhob sich vom Alter, bereit die Männer zu grüßen, doch der Anführer der Zah'rah schob sich zusammen mit den beiden anderen Golems mit einem Stampfen dazwischen. Kurz starrte der führende Zah'rah Mephala an, es war ein kalter, unbarmherziger Blick. Weniger mechanisch und magisch als er von einem Golem zu erwarten war.

Mit fordernder Stimme, die keine Widerrede kannte, sprach der Golem mit den Quecksilberaugen und wiederholte, was er bereits gesagt hatte. "Kniet nieder und betet zu Vecor. Dankt ihm für die Duldung, die er euch zukommen lässt. Ihr seid nicht in den Untod erhoben, er seid in ihn niedergeworfen. Manhêl hat euch für eure Unfähigkeit in das Nichts verbannt, Dagur hat euch nur die Körper bewahrt, um eure Seelen zu entführen. Wenn ihr nicht Vecor preist, werde ich euch pulverisieren."
Die anderen beiden Golems intonierten wieder unisono:
"Ich bin die Sonne. Ich gebe Leben, also herrsche ich über das Leben.
Ich bin die Sonne. Ohne mich gibt es kein Leben.
Ich bin die Sonne. Niemand kann mir in meine Augen blicken.
Ich bin die Sonne. Ich bin Perfektion. Ich bin das Leben."

Die Augen des besonderen Golems schienen abermals Feuer zu fangen, sie wurden so hell und brannten so weiß, dass die Untoten ihm nur schwerlich in die Augen schauen konnte[3].
Der Archivar hatte auch die Lippen bewegt, aber es drang kein Wort durch die donnernde Stimmen der Golems[4].
 1. 
Motiv erkennen SG 19 (Anzeigen)
 2. Das Handeln ist mit Mephala abgesprochen.
 3. Wer es versuchen möchte, muss einen Zähigkeitswurf gegen SG 17 machen. Wer es schafft, kann mehr über das Feuer lernen, sofern er Zauberkunde besitzt: SG 22
 4. Entdecken (Lippen lesen) kann euch mehr verraten. Ich handhabe das mit dem SG aber etwas anders, um das mit verdeckten Würfen zu ersetzen. Den SG sage ich deshalb auch noch nicht an.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #19 am: 23.01.2012, 21:48:22 »
Mephala tat wie ihr gehießen und goß das Blut aus den Krügen aus. Sie hatte gehofft, dass Dhurek ihr etwas mehr erzählen würde, aber vielleicht brauchte der Archivar noch einen kleinen Anreiz. "Was Ihr vollbracht habt ist zweifelsohne eine Meisterleistung, Archivar. Nur die wenigsten Menschen verfügen über den Verstand und die Möglichkeiten solche Riten durchzuführen."

Mephala betrachtete interessiert wie sich die dunkle Flüssigkeit aus dem Krug ergoss. "Aber es scheint mir, dass Ihr Euer Genie für Euch behalten müsst, vielleicht sogar bis ins Grab?" Sie seufzte sanft und blickte den alten Mann an und lächelte sanft "Mich würde es ungemein stören, wenn es niemanden gäbe, der meine Brillianz begreifen könnte..."

Als der letzte Tropfen den Krug verlassen hatte schwieg Mephala und ließ sich von der Präsenz des Herrn der Untoten erfüllen. "Dagur" hauchte sie jedes Mal verzückt und verlangend. Der Untod war für sie wie ein Wunder. Niemals hätte sie gedacht, dass sie dann zu solchen EMpfindungen fähig sein würde, wie Mephala sie im Augenblick empfand.

Als der Besondere mit den anderen Golems hervortrat hatte sie keine Schwierigkeiten seinem kurzen Blick stand zu halten. Aber dennoch musste sie sich sehr zusammen reißen, um ihm nicht das Wort abzuschneiden. Seine Drohungen und sein Gefasel waren für sie in diesem Augenblick einer Schändung gleich. Das Gebet an seinen jämmerlichen Gott zerbrach endgültig den unheiligen Zauber, den Mephala so gerne noch eine Weile gespürt hätte.

Sie glaubte Dhureks Worte lesen zu können und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, während sie gespannt auf die neuen Könige und deren Reaktion wartete.
« Letzte Änderung: 27.01.2012, 23:07:59 von Mephala Egadir »

Tutari Silberklaue

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« Antwort #20 am: 24.01.2012, 16:34:58 »
Verwirrt starrte Tutari in dem Raum umher in dem sie gerade die Augen geöffnet hatte. Das letzte an das sie sich erinnerte war dass sie abgeführt wurde weil sie entdeckt wurde, dass sie ihren unnützen Ehemann von seinem Dasein der Lethargie befreit hatte. Und jetzt stand sie wieder auf ihren eigenen Beinen. Wie selbstverständlich wollte sie ihre Schönheit betrachten und so wanderte ihr Blick an ihrem Körper nach unten. Aber weit kamen ihre Augen nicht sie riss sie auf und rief fast japsend. Was ist mit mir ich…. Dann schaute sie in dem Raum in dem sie sich befand umher. Die Giganten die aus Metall zu bestehen schien würdigte sie nur eins kurzen Blickes. Eine solche Eskorte war angemessen für eine Königin und eine Frau ihrer Ausstrahlung und Macht. Dann wanderten ihre Blicke über die anderen Erweckten und schließlich zu dem Mann hinüber den sie als einen hohen Vertreter des Glaubens erkannte. Mit einem schnippischen Gesichtsausdruck betrachtete sie ihn von oben bis unten. Habt Ihr es euch erdreistet mich in diesem erbärmlichen Zustand aus den Armen des Todes wiederzuholen ? Und was soll ich davon halten, dass die die eigentlich als meine Wächter fungieren sollten mir Drohungen entgegen rufen. Ihr wisst wohl nicht wen ihr vor euch habt ! Erklärt euch ! Diesen Worten folgend stemmte Tutari ihr schlanken Hände in die Hüfte und begegnete dem Angesprochenen mit einem abschätzigen Blick. Das vertraute Klackern ihrer beiden großen Schwerter, welche ihren Rücken schmückten, gaben ihr einiges Selbstbewusstsein. Sie war in ihrer Zeit, der letzten 3 Jahre der Herrschaft von Theodorus von 219 – 222, eine sehr gute Kämpferin gewesen und sie würde sich nicht scheuen ihre Kampfkraft gegen die Giganten unter Beweis zu stellen.
Nur wenn du dich freiwillig in die Kälte begibst
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Morgrim Eisenschild

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Die vergessene Gruft
« Antwort #21 am: 24.01.2012, 23:38:01 »
Zufrieden grinsend beobachtete Morgrim wie sein Schützling ihm und nicht dem Priester gehorchte. Er verbuchte dies als kleinen Sieg für sich.
Weiterhin verlegte er sich, die relative Sicherheit der Nische in seinem Rücken, aufs Beobachten. Ganz so abgebrüht schien der Archivar nicht zu sein, wahrscheinlich war dieser Stolz ein Hebel an dem sie ansetzen konnten. Innerlich bewunderte er die schmeichelnde Art Mephalas, sie schien sich mit der neuen Situation erstaunlich gut abzufinden, und war nun sogar schon Teil des Rituals, und somit näher an ihrem Retter als jeder andere von ihnen. Nun wenn der verrückte Priester, und ihn Morgrims Augen hatte er mehr als nur einen Schlag zuviel auf den Kopf bekommen, genug von ihnen beschwören würde, wäre irgendwann auch dieses Ungetüm mit den leuchtenden Augen kein Problem mehr. Viel Gutes war zwar nicht über diese verdammte Königsfamilie zu sagen, aber zumindest unter den ihm Bekannten waren einige fähige Persöhnlichkeiten gewesen. Aber wie es schien gab es wohl auch andere, nicht umsonst war der Bann des Vergessens über sie geschlagen worden.
Während er noch versuchte an Hand von Kleidungs und Rüstungsstil die Epochen der beiden miterweckten Herrscher einzuordnen, vollendete Dhurek das nächste Ritual. Als der Zah'rah erneut mit seinem fordernden Gesang began, rollte er nur mit den Augen.
Den Auftritt Tutaris wiederum beobachtete er mit großem Interesse, gespannt darauf was passieren könnte.

Tutari Silberklaue

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Die vergessene Gruft
« Antwort #22 am: 25.01.2012, 00:12:07 »
Als Tutari sieht wie die anderen, welche auch aussehen als wären sie fehl am Platze, anfangen nach einer Aufforderung des Giganten zu beten kniet auch sie sich hin und betet zu Vecor. Sie gibt sich alle Mühe die Worte der Anbetung so präzise wie möglich auszusprechen. Nachdem dies geschehen war, erhob sich die nun tote Frau anmutig und schaute dem Giganten der ihr am nächsten stand in die Augen. Mir muss keiner befehlen zu Vecor zu beten merkt es euch ! Ich habe schon zu ihm gebetet als ihr noch ein Klumpen Metall wart. Dann wandte sich Tutari von dem Giganten ab und ging in 2 großen Schritten auf den einzig Lebenden zu. Mit eisig blitzenden Augen erhob sie ihre Stimme. So und jetzt möchte ich endlich wissen warum ihr dieses Sakrileg begangen habt und uns aus unserem ewigen Schlaf gerissen habt ? Ihr habt mir meinen Herzschlag genommen. Und dies wahrscheinlich nicht ohne dass ihr etwas von uns allen erwartet. Vernehmt aber genau meine Worte. Ich habe nicht um dieses Dasein gebeten und ich würde es auch nicht bedauern wenn ich mich wieder zur Ruhe legen dürfte. Solltet ihr also eine Bitte an mich richten wollen macht euch doch die Mühe verehrter Nekromant und erklärt euch endlich ! Tutari drehte sich um die eigene Achse und deutet auf die anderen die sich im gleichen Zustand waren wie sie selbst bevor sie weitersprach. Ich bin mir sicher, dass auch alle anderen die ihr vor vollendete Tatsachen gestellt habt ein brennendes Interesse an Informationen haben. An ihrem Blick konnte der Alte genau ablesen dass sie ihn verachtete. Allerdings sagte dieser Blick auch, dass sie ihm dies nie direkt sagen würde.
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Mauron IV

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Die vergessene Gruft
« Antwort #23 am: 26.01.2012, 14:43:08 »
Der Nebel in den Gedanken Maurons lichtete sich. Vorbei war es mit der Ruhe des kosmischen Accords, der sein Sein in den letzten Jahrhunderten umfangen hatte. Dafür umfing ihn der Mißklang der Welt. Langsam öffnete er die Augen, er sah Golems, ein seltsames Ritual fand statt und anscheinend war er ein Teil davon. "Ah, warum tut ihr das?" Die Stimme schien ihm Schmerzen zu bereiten, so daß er gequält auf die Knien sank.

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #24 am: 27.01.2012, 14:16:14 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:41 Uhr

Tutaris spürte kurz, wie das Licht in den Augen des Golems sich verstärkte, beinahe kam es ihr vor, als würde sie schon brennen, doch dann wurde das Glühen in den Augen des Quecksilbergolems weniger nachdem sie die Glaubensformel gesprochen hatte. Die Lichter flackerten wild und drohten fast zu erlöschen, als der Anführer der Zah'rah weiter die Macht seiner Augen fokussierte. Augenscheinlich, auch wenn dieser Wesen per se wahrscheinlich keine Emotionen hatte, reagierte es auch bestimmte Schlagwörter oder die laufende Zeit ließ seine Macht, seinen Druck weiter anwachsen. Staub rieselte der der Decke, die Gruft schien unter der Macht ein wenig ins Wanken zu kommen. Der Golem richtete seinen Blick auf Mauron IV. Noch sagte der Golem nichts und auch die anderen beiden Golems kamen lediglich einen Schritt näher.

Dhurek, der gerade im Begriff war, Mephala zu antworten, hielt inne, als die vergessene Königin Tutari mit ihrer Tirade begann. Er klopfte mit seinem Stock zweimal kurz und hart auf den Boden. "Zügelt euch, Hoheit!", er ließ gestärkt von den Schmeicheleien Mephalas wieder etwas Kraft in seine alte Stimme zurückkehren. "Im Gegensatz zum Rest der Welt, weiß ich, wen ich vor mir habe. Tutari Silberklaue. Die Königsmörderin." Dhurek schien zumindest etwas Dankbarkeit für seine Tat zu erwarten, ob er sie nun verdient hatte oder nicht. Dementsprechend polternd wurde seine Stimme, wobei er immer wieder mit dem Stock aufschlug. "Euren Herzschlag genommen? Euren ewigen Schlaf? Vecor hat sich herausgenommen, mich zu euch zu führen und euch eine zweite Chance zu geben, nachdem ihr im eurem Leben voller Herzschläge versagt habt. Ein Leben, in dem ihr hättet den Namen Vecors lobpreisen und die Macht seines Reiches vergrößern sollen, doch statt Glorie zu erlangen, habt ihr euch von einer Riesenschnecke verschlucken lassen!" Er war kurz davor auszuspucken. Der Archivar, der selten den Umgang mit anderen Menschen pflegte, war dieses ungebührliche Verhalten scheinbar nicht gewohnt. Tutari schien sich für das Urbild einer absoluten Königin zu halten, das mochte zumindest Dhurek, der Archivar der Sol Invictus denken.
"Eure Hoheit, ich beschwöre euch. Zügelt euch ein wenig.", sagte er dann etwas versöhnter. "Dann werdet ihr auch etwas zur Antwort bekommen, was euch helfen wird, diesen ungewöhnlichen Zustand und diesen außergewöhnlichen Umstand eurer Wiederkehr zu verstehen. Es ist ein Geschenk der Sonne selbst."
" D A G U R!", ertönte es in den Tiefen der Gedanken der Untoten, beinahe lachend und finster. "D A G U R!"

Während alle drei Zah'rah inzwischen Mauron anstarrten, trat Dhurek nach vorne und sprach zu Mephala. "Entschuldigt, aber ich muss mit der Beantwortung noch etwas warten. Dann können wir uns gerne darüber unterhalten. Lasst uns vorerst einen weiteren König wiederbeleben." Zusammen nahmen sie die nächste untote Wiederkehr vor. Mepahal goss wieder das Engelsblut in das Opferschälchen und der nächste untote Gast erblickte das teils diffus wirkende Licht der blassgrünen Fackeln, welche die Farbe Dagurs symbolisiert und das strahlende Licht der glühenden Augen des Golems, welches Mauron bereits in einen beinahe gleißenden Lichtkegel höhlte. Die Zah'rah wurden aufmerksam auf den Neuankömmling. Wieder begannen sie ihre Aufforderung, Vecor zu preisen, aufzunehmen und zu intonieren[1]. Dhurek unternahm diesmal gar nicht den Versuch zu sprechen, da er ahnte, dass er an den Golems nicht vorbeikäme. Johannes III. war wieder erwacht.

"Wer Vecor nicht gehorcht, wird pulverisiert werden.", donnerte der Quecksilberzah'rah dann plötzlich und entlud seine Augen auf das äußerst rechte Gestell. Ein greller Sonnenstrahl schoss aus ihnen empor und die halbverwesten Überreste des dort befestigten Königs zerfielen augenblicklich zu einem Häufchen Asche[2]. "Jetzt seid ihr noch sieben. Seht das als eine Warnung, was passiert, wenn ihr Vecor in Frage stellt und ihm nicht unverzüglich Treue schwört!" Das Glühen kehrte in die Augen des Golems zurück. Drohend blickte er zwischen Johannes und Mauron hin und her.

Dhurek merkte, dass eine solche Begrüßung schlecht auf Neuankömmlinge wirkte, das hatte er an den Reaktionen von Tutari und Mauron zu erkennen geglaubt. "Seid Willkommen zurück. Das Licht Vecors ist auf euch gefallen, Hoh..." Dhureks Augen waren vom Sonnenstrahl einen Moment geblendet und es fiel ihm schwer seinen Ärger zu unterdrücken, den er wegen der Zerstörung Valashs in seiner Stimme hatte. Er blinzelte in das blassgrüne Licht und verstummte. "Ihr habt ja gar...kein Gesicht...", sagte er schockiert. "D A G U R!", wisperte etwas durch den Raum. Dhurek schüttelte den Kopf mit geschlossen Augen, als könnte das Johannes sein Gesicht wiedergeben. Vorsichtig sprach er wieder zu allen. "Der Herr hat jedem scheinbar eine Altlast mitgegeben, um an die Schmach zu erinnern. Weiß ein jeder, warum er hier eingekehrt ist? Warum das Nichts ihm umfing oder ist euer Gewissen rein?" Es war augenscheinlich, dass Dhurek nicht daran glaubte, dass irgendjemandes Gewissen in diesem Raum rein sein konnte.
 1. Siehe vorherige Beiträge.
 2. Das ist Valashs Körper.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Alvanon

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Die vergessene Gruft
« Antwort #25 am: 27.01.2012, 15:25:37 »
Eine Seele in der Leere. Frieden hatte er mit sich geschlossen, obwohl er voller Gewalt hingerichtet wurde. Seine letzte Regung war ein Lächeln auf seinem Gesicht gewesen. Ein letztes Zeugnis seiner Überlegenheit über den menschlichen Geist, welches in die Ewigkeit gehen sollte, bis sein Körper komplett zu Staub zerfallen war. Und wenn sie ihn verbrannten oder das Lächeln entfernten, so war dies nur weitere Arbeit, die er den Menschen aufbürdete.

Alvanon wusste, sie hatten sich gerächt. Er spürte es in jedem Moment, doch er konnte sich damit abfinden. Der Stachel musste tief sitzen, wenn sie seine Seele noch im Jenseits quälen mussten, und dies verlieh jedem einzelnen Schauer, der seine Seele überlief, eine angenehme Süße. Ob er sich wohl an den Schmerz gewöhnen konnte? Wohl nicht so sehr wie an den Frieden und die die Ruhe in diesem endlosen Nichts.

Alvanon… Plötzlich hörte er nach gefühlten Ewigkeiten seinen Namen. Nein, vielmehr spürte er, wie sein Name ausgerufen wurde – ein unwiderstehlicher Ruf nach seiner Seele. Der Ruf wurde stärker und während er noch spürte, wie der Frieden aus seiner Seele wich, vernahm er deutlich lauter den Ruf nach einem Gott, er spürte deutlich den Namen D A G U R und flucht herb in der Sprache seiner Mutter. Die Leichtigkeit der Seele fiel von ihm ab, es offenbarte sich die Schwere des Seins, die ungewohnte Last des Fleisches an seinem Körper. Er spürte die Glieder, seine Innereien und wie das Herz… es schlug nicht! Er spürte, dass es da war. Verkrüppelt und schlaff hing es in seiner Brust, aber es wollte nicht schlagen. Ehe Panik ihn überkommen konnte, zwang er sich zur Ruhe und ein Bild erschien vor seinem Auge. Er erblickte eine Szenerie, wie sie abstoßender nicht hätte sein können. Große, offenkundig nichtlebende Gestalten, die einen Lobgesang auf Vecor intonierten. Er regte sich nicht, denn es waren weitere Wesenheiten anwesend. Seine Wahrnehmung schien seltsam, sie war verändert. Eine Gestalt wurde vernichtet, eine seltsam einprägsame Szenerie, wie das Leben aus einem scheinbar eben noch toten Wesen wich.

Die Aufforderung, Vecor die Treue zu schwören, überraschte ihn, wie er sich eingestehen musste. Er hatte vielmehr an Dagur gedacht. Er wollte eben zu einer Erwiderung ansetzen und dazu Luft holen, doch auch hier gehorchte sein Körper ihm nicht. Warum dies nicht funktionierte, wurde ihm sogleich erläutert. Sein in seiner Ansicht messerscharfer Verstand begann zu arbeiten und er ahnte, dass er hier nicht von heiligen Kräften eines Priesters wiederweckt wurde, sondern von verderblichem Einfluss, der seinen Körper zu etwas machte, was undenkbar war, ein Verbrechen an seinem Wesen! Unmut stieg in ihm an und wurde zu Zorn, als er die Überreste seines Gesichts betastete. Es war einst ein stolzes Gesicht, voller Hochmut und mit der Schönheit der Elben gesegnet, doch nun war es ein Krater, eine Ruine, welche nicht die Ästhetik des natürlichen Verfalls aufwies, sondern ein Zeugnis der stumpfen Einwirkung eines wahrscheinlichen menschlichen Einflusses war. Er wollte aufschreien vor Wut, doch es erklang nur ein gehauchter Laut, frei von jeder Farbe und jedem Klang, selbst seiner Stimme hatte man ihn beraubt! Er zwang sich zur Konzentration und inneren Ruhe, was ihm nicht so gut gelang wie einst in seinem früheren Leben. Dennoch konnte er dem Klang eine Form geben: “Mein Körper! Er wurde zerstört! Warum zwingt man mich in diese Ruine?“Es gelang ihm nicht, den Zorn einfließen zu lassen, so wurde dies eher zu einem monotonen Ausruf, der ihn selbst erschrak. Aber er sah auch den Erfolg, und so versuchte er es erneut: „Warum ich hier eingekehrt bin? Scheinbar habt ihr mich gerufen, warum sonst? Wo sind wir hier eigentlich? Warum das Nichts mich umfing ist einfach, ich war Gast meiner eigenen Hinrichtung, durchgeführt von in ihrer Ehre gekränkten Menschlein.“ Das Lachen, was folgte, klang schon fast so spöttisch, wie er es beabsichtigte. “Mein Gewissen ist dennoch so rein, wie der Gebirgsfluss an seiner Quelle.“ Er erinnerte sich an die Lobgesänge auf Vecor, die noch in seinen Ohren hallten. “Soll ich Vecor nun dafür danken, dass er mir diesen halbzerfledderten Körper hinterlassen hat?“ Irgendjemand würde für das hier bezahlen, so viel stand fest. Zunächst hatte Alvanon jedoch nur ein Ziel: die Wiederherstellung seines Körpers. Knurrend sprach er stimmlos: “Und wehe, irgendjemand nennt mich auch nur einmal Johannes!“

Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #26 am: 27.01.2012, 23:06:52 »
"Königsmörderin?" hallten Dhureks Worte in Mephalas Schädel wider. Unwillkürlich kamen Ekel vor solch einer Person aber auch Scham neben ihr begraben gelegen zu haben in ihr auf. Doch waren diese Dinge nun nicht alle Vergangenheit? Geschicke von Personen die schon lange nicht mehr lebten?

Mephala schrak innerlich auf bei diesen Einfällen, so dass sie beinahe etwas von dem Blut verschüttete. Allein die Tatsache dass sie so dachte bewies ihr das genaue Gegenteil, denn es offenbarte die Schwäche, die ihr zu Lebzeiten zur Schande gereichte. Der Wunsch die Verantwortung abzustreifen und den Weg des geringeren Widerstands zu gehen.

Sie glaubte, dass Dagur ihr damals das Mysterium des Untodes entsagt hatte, weil sie schwach war, doch dieses Mal würde sie sich gewiss als würdig erweisen. Sie würde weder in Vecors widerwärtiges Paradies einkehren, noch eine weitere Ewigkeit durch das Nichts ziehen müssen.

Mephala erschauderte als es leise in ihr aufhallte und zu einem unheiligen Grollen anschwoll "D A G U R!" und sie wusste nicht, ob es eine Bestätigung ihres Entschlusses war, oder eine Mahnung den Lügen der Zah'rah kein Gehör zu schenken. Dennoch war es ihr gleich, das einzig Wichtige, war die Gewissheit. Die Gewissheit, dass die siechenden Augen ihres Herren auf ihr harrten, und er in diesem Augenblick auf sie alle hinabsah.

So viel leichter fiel es ihr nun, Tutari die Königsmörderin und den weinerlichen Mauron zu akzeptieren und sich dem nächsten Wiedererweckten zu zuwenden.
Auch er zeigte sich undankbar. Innerlich hatte Mephala gehofft, dass jemand dabei sein würde, der so war wie sie. Jemand der begreifen würde... Aber der Mann, der nicht Johannes genannt werden wollte, schien vor allem mit seinem Äußeren beschäftigt zu sein. Was kümmerten nun noch Äußerlichkeiten? Wobei sie sich eingestehen musste, dass die Gesichtslosigkeit des Fremden einen starken Reiz auf sie ausübte. Wieder einmal war es das Unbekannte, dass Mephala die Ruhe nahm. Hatte der Mann einst ein richtiges Gesicht gehabt und wie sah es wohl aus? Und was noch viel wichtiger war, wie musste es wohl ohne ein Gesicht sein?
Sie kam dem Gesichtslosen etwas näher um einen besseren Blick auf das untote Fleisch, dort wo einst sein Antlitz war, erhaschen zu können.

Die Neugierde Mephalas war wie ein Bär, den die Frühlingssonne langsam aus dem langen Winterschlaf kitzelte, bis er aus seiner Höhle hervorkam und die Welt erneut erkunden würde. Und Mephala selbst spürte, wie ihre diese Gruft allmählich zu eng wurde. Der Drang die Welt jenseits dieser Katakomben zu erkunden steigerte sich immer weiter und der interessante Anblick des Mannes neben ihr linderte dies nicht im geringsten. Widerwillig riss sich Mephala von dem Anblick los, jedoch nicht ohne dem Fremden König zuzuflüstern "Bedankt Euch lieber, es sei denn Ihr möchtet einer weiteren Hinrichtung beiwohnen...".

Mephala wollte mehr über diesen König wissen, Grund genug ihm einen guten Rat in ihrem eigenen Interesse zu geben, fand sie.
Nun wieder an Dhurek gewandt, sah sie ihn erwartungsvoll an. Mephala dachte nicht im Traume daran seine Frage zu beantworten. Sie kannte die Wahrheit und den alten Mann ging sie nichts an, aber vor allem wollte sie wissen, was hinter diesem Ritual steckte. So leicht würde sie den Archivar nicht entkommen lassen.
« Letzte Änderung: 27.01.2012, 23:07:15 von Mephala Egadir »

Tutari Silberklaue

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Die vergessene Gruft
« Antwort #27 am: 28.01.2012, 13:41:27 »
Mit einem gelangweilten Blick hörte sich Tutari die Worte des Mannes an. So etwas muss ich mir anhören von einem Mann dachte sie bevor sie ihm antwortete. Eine Königsmörderin ? Das einzige was ich getan habe ist die Welt von einem phlegmatischen Mann zu befreien, der so entscheidungsfreudig war wie ein kleines Kind in den Windeln. Also verurteilt mich nicht für etwas was ihr nicht ansatzweise beurteilen könnt.  Eines jedoch will ich euch zugestehen. Ich werde warten bis alle die die ihr zurückholen wollt hier versammelt sind bevor ich wieder eine Antwort auf meine Fragen erwarte. Nach diesen Worten drehte sich die einstige Königin um und setzte sich auf einen Felsvorsprung neben ihres Schlafplatzes. Noch war sie nicht bereit sich mit den anderen zu beschäftigen mit denen sie hier konfrontiert wurde.
Nur wenn du dich freiwillig in die Kälte begibst
wird es dir warm um Herz

Alvanon

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Die vergessene Gruft
« Antwort #28 am: 29.01.2012, 02:01:11 »
Noch immer war Alvanon dabei, sich an seine neue Sicht zu gewöhnen, als eine weibliche Person auf ihn zukam und ihn musterte. Als er sie betrachtete, merkte der Gesichtslose, dass seine neue Art zu sehen nicht merklich schlechter war als die alte, und so testete er sie an der Frau aus, die auch ihn so neugierig betrachtete. Er musste zugeben, dass sie für einen Mensch nicht schlecht aussah, sogar auf eine bestimmte Art interessant – wenn auch nicht anziehend, auf die Art, die für königliche Dirnen wichtig war. Er musterte ihre schlanke Gestalt und das dunkle Haar und bildete sich für einen kurzen Augenblick ein, dass unter den Strähnen spitze Ohren lauern konnten. “Unsinn!“, schalt er sich in Gedanken, doch dann blieb sein Blick an den Augen der Frau hängen. An seinem sterblichen Körper hätten diese Augen mit Sicherheit ein leichtes Schaudern ausgelöst, so spürte er nur, wie seiner Seele die sprichwörtliche Gänsehaut herablief.

Die Frau wandte sich wieder ab, nicht ohne ihm einen Ratschlag leise zu hinterlassen, über den er in der Tat einen Moment nachdachte. Vielleicht sollte er sich doch lieber zu Vecor bekennen, denn er hatte das ungute Gefühl, dass alles andere ihm nicht gut bekommen würde. Doch zunächst kreisten seine Gedanken noch um die scheinbar in jungen Jahren befindliche Frau mit den seltsamen Augen, die so verstörend wirkten. Ihn wurde das Gefühl nicht los, dass sie etwas mit diesem Ritual zu tun hatte. War sie eine Dienerin des sich so seltsam kleidenden Kerls, der ihn als Hoheit adressierte? Oder war dies nur eine Maske? Eine Rolle, die sie einnahm? Sie wirkte nicht so sehr von Vecor eingenommen, wie derjenige, der von dem Lichte Vecors sprach.

Der Elb schüttelte bei dem Gedanken instinktiv den Kopf. Vecor war nicht die Gottheit, die er verehren würde, ganz gleich, wie oft er durch seine Macht wieder ins Leben zurückkehren konnte, wenn man davon überhaupt sprechen konnte bei diesem unwürdigen Zustand, in dem er sich befand. Er blickte sich nochmals um in der Halle und entdeckte zwei Gestalten, die am Boden knieten. Sie waren beide Menschen, bärtig, ungepflegt und barbarisch in ihrer Art, und Alvanon konnte nicht anders, als Mitleid zu empfinden für die Unterwerfung, die sie symbolisierten. War es denn so einfach, den Willen eines Menschen so zu verbiegen, wie man es gerade wollte? Immerhin hatte der kräftigere der beiden ein wenig Trotz in seinem Blick, doch die Geste der Unterwerfung war dennoch vorhanden. Alvanon seufzte. So tief würde er nicht sinken, nicht freiwillig, nicht wenn es noch einen anderen Ausweg gab.

Er schaute zu den großen Schreckgestalten, die majestätisch in der Halle thronten und erblickte dabei wie zufällig eine weitere Frau, die er nicht weiter beachtete, wie sie so auf ihrem Felsen hockte, und dazu noch einen Zwerg. “Was bei den Göttern…“, entwischte es ihm, und er war zufrieden damit, dass es überrascht klang, obwohl er sich nicht darauf konzentrieren musste. Sein Körper gehorchte ihm scheinbar wieder mehr.  Die Überraschung war auch echt, mit einem Zwerg hatte er nicht gerechnet. Er war nicht wirklich ein Freund der kleinen Erdbewohner. In ästhetischer Hinsicht waren sie sogar noch unter den Menschen und nur ganz knapp vor den Orks anzusiedeln, doch hatten sie immerhin ein gewisses künstlerisches Geschick im Umgang mit Steinen inne. Alvanon schüttelte den Kopf und wandte sich dem Priester zu, für den er die Gestalt hielt, die so große Reden schwang von Vecor. “Ihr habt mich in diesen Körper gebannt, Vecors Macht hat euch dazu geholfen, doch spürte ich vor allem den Ruf Dagurs, als meine Seele den Weg zurückfand in diese Welt. Deswegen gilt mein Dank nun Vecor, dessen Macht unermesslich erscheint, und der ewig am Himmel fortbestehen soll. Gepriesen sei seine Gnade und Güte. Das gleiche gilt jedoch auch für Dagur, dessen Ruf ich vernahm.“ Der Elb legte seinen Kopf ein wenig schief. Ein Treueschwur wurde gefordert. Er hoffte dennoch, dass dies bereits ausreichen würde, wenn nicht, würde man ihn sicherlich darauf aufmerksam machen.

Nachdem dies erledigt war, bemerkte Alvanon eine Bewegung bei dem Zwerg. Er wurde auf ein Kind aufmerksam, welches in der Steinnische nach etwas zu suchen schien. Der Anblick war so absurd, dass der Elb beinahe gelacht hätte, wäre die ganze Situation durch die anhaltende Bedrohung nicht so ernst. Was machte ein Kind hier? Und Alvanon traute seiner Wahrnehmung kaum, aber er war sich sicher, dass dieses Kind tot war, beziehungsweise untot. So wie er auch. Einer Idee folgend schaute er einen nach dem anderen in diesem Raum an und erblickte in den meisten Gesichtern ebenfalls nun deutliche Anzeichen dafür, dass der Tod ihre Körper bereits heimgesucht hatte. Selbst das Gesicht der Frau mit den besonderen Augen wies diese Anzeichen auf. Wie konnte er das nur übersehen? “Junge Dame…“ wandte er sich an sie. “Was geht hier eigentlich vor? Warum werden wir von den Toten wiederbelebt?“ Er erhoffte sich von ihr mehr antworten, als von dem befremdlichen Mann. Sie schien ihm durchaus auch sympathischer zu sein, immerhin drohte sie nicht mit dem Tod, sondern deutete ihn nur als sehr wahrscheinliche Eventualität an, falls man sich nicht unter Vecors Joch beugte – ein feiner, aber nicht zu verachtender Unterschied.

Schließlich bemerkte er die Grabbeigaben. Und nun lachte er doch leise. “Haben mir diese Tölpel meine Masken mit ins Grab gegeben. Wie töricht!“ Er nahm sich die Maske, die eigentlich nur ein Rohling zu sein schien. Doch dieser Rohling war es, der ihm nötige Sicherheit gab, wenn er eine neue Identität annahm. Er konnte sich in die Anonymität zurückziehen, sodass niemand erkannte  wer oder was er war. Heute jedoch war dies nicht der Grund, warum er die Maske sogleich aufsetzte. Sie gab ihm Sicherheit, etwas aus seinem alten Leben. Und sie verbarg die Ruine, die einst sein Gesicht war. Endlich war sein Körper wieder vollständig.

Morgrim Eisenschild

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Die vergessene Gruft
« Antwort #29 am: 29.01.2012, 11:24:30 »
"D A G U R" Morgrims Magen begann sich bei jedem der stärker werdenden Rufe mehr und mehr zu versteinern. Als dann auch noch der gesichtslose König bestätigte das auch ehr den Ruf hörte platze Morgrim der Kragen.
"NÄRRISCHER PRIESTER! An was für Mächten habt ihr gerührt? Ihr seid ein Heretiker an Vecors Glauben. Ihr habt das verdammte Licht der Sonne pervertiert um Wesen zu erschaffen die in selbigen nicht bestehen können. Sagt nicht ihr spürt nicht was ihr ihr hier geweckt habt? Habt ihr uns nur erweckt auf das wir hier wieder untergehen? Wir müssen hier raus!" Ohne auf eine Antwort zu warten begann sich der untote Zwerg seinen Rucksack anzuziehen und schnappte sich seinen König um den in ein stählernes Brusttragegeschirr zu schnallen. Überhaupt schien vieles der AUsrüstung die in der Nische herumlagen aus Metall zu sein. Dementsprechend lautstark waren die Aufbruchsvorbereitungen des Zwerges.

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