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Autor Thema: Die vergessene Gruft  (Gelesen 29872 mal)

Beschreibung: IC-Thread - Kapitel 1

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Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #30 am: 29.01.2012, 18:15:01 »
Mephala wandte sich dem Gesichtslosen wieder zu, als dieser sie ansprach. Gerade wollte sie ihm antworten, da setzte er sich eine Art Maske auf und verbarg sein untotes Antlitz. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schürzte die Lippen, und blickte enttäuscht zur Seite. Zuerst hatte sie sich etwas gefreut, dass der Neuankömmling auch Dagur dankte, doch war dies genauso sehr Lippenbekenntnis, wie Mephalas "Glaubensbekenntnis" an Vecor zuvor.

Abermals setzte sie zu einer Antwort an, als der Zwerg sie beinahe panisch unterbrach. Leicht verärgert wartete sie bis er geendet hatte und nun die Stille der Krypta mit seinem Radau störte. Die Stimme erhoben, so dass sie gegen auch durch den zwergischen Krach hindurch erhört werden könnte, begann Mephala nun endlich zu antworten.

"Junge Dame ist nun wohl einige Jahrhunderte zu spät, mein Herr. Ich bin Mephala Egadir und habe das Reich ab dem Jahre 152 für zwei Jahre regiert. Da ich erst heute von der Praktik erfahren habe ungeliebte Herrscher zu vergessen und ich die Geschichte meiner fünf Ahnen bis zur Reichsgründung nacherzählen kann, gehe ich davon aus, dass ich wohlmöglich die Erste war, der diese Schande zu Teil geworden ist. Somit wird eine lange Zeit seit meinem Tode vergangen sein...

Was Eure Fragen angeht, kann ich Euch auch nicht viel verraten, da ich nur wenige Augenblicke vor Euch zurückgekehrt bin. Zumindest kann ich Euch sagen, dass wir nicht von den Toten wiederbelebt wurden, denn wir leben nicht. Unsere Seelen wurden mit unheiliger Magie in unsere toten Körper gerufen. Dennoch sollen wir offensichtlich der Vecorkirche dienen, wobei genau wird uns Meister Dhurek erst sagen, wenn der Letzte von uns auferstanden ist..."


"Und das will ich mir dieses Mal genau ansehen."

"Aber es scheint eine Art Handel zu sein. Für unsere Hilfe können wir die Verfehlungen, die wir zu Lebzeiten begangen haben wieder gut machen und müssen nicht weiterhin in Vergessenheit und Schande sein. Und wenn Ihr das nicht wollt und endgültig vernichtet werden wollt, dann nur zu und beugt Euer Knie ja nicht. Nach allem was ich weiß werden diese Wesen dann kurzen Prozess mit Euch machen."

Sie hatte laut genug gesprochen, dass alle sie hatten hören können. Vielleicht würden ihre Worte bei dem ein oder anderen König ein wenig mehr Kooperationsbereitschaft erwecken können, bevor diese sich durch ihr Verhalten selbst wieder zurück ins Grab beförderten.

"Das ist zumindest alles, was ich Euch im Augenblick sagen kann, Herr...?"

Danach wandte sie sich Dhurek zu und klang dabei ein wenig ungeduldig und aufgeregt "Sagt, wäre es möglich, dass ich die letzte Erweckung vor und während des Rituals astral beobachte? Ich meine, wann bekomme ich schon wieder die Möglichkeit dazu?[1]"

Sie musste einfach alles über dieses Ritual in Erfahrung bringen. Nicht nur weil die Kenntnis ihr später einmal nützlich sein konnte, sondern auch weil es sie nach vor nach Wissen verlangte.
 1. Mephala wird im Falle eines "Ja" Magie entdecken wirken und sich alles anschauen und, wenn die Dauer des Zaubers nicht ausreichen sollte um das Ritual noch mitzubekommen den Zauber beim Ritual noch einmal wirken.
« Letzte Änderung: 29.01.2012, 18:19:20 von Mephala Egadir »

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #31 am: 29.01.2012, 20:10:34 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:41 Uhr

Dhurek massierte sich die Schläfen. Was war das nur für eine Situation, in die er sich gebracht hatte? Niemand hatte ihm versprochen, dass sein Weg ein leichter sein würde, dessen war er sich bewusst. Aber er spürte, dass die Wiederbelebten entweder nicht wussten, dass sie versagt hatten oder trotz ihres Versagen keinen Zwang oder Drang hatten, sich vor Vecor zu rehabilitieren. Wahrscheinlich waren sie so fehlbar, dass sie sich nichtmal vor den anderen Göttern rehabilitieren wollten. Er massierte weiter seine Schläfen, während die Erweckten sich unterhielten. War alles, was er getan hatte für die Katz? All diese Arbeit? Wäre es besser, wenn er die Zah'rah wieder alle zu Asche verwandeln lassen würde? Nein, er hatte keine Wahl. Er wusste, dass sein Plan ein besonders verzweifelter war. Der Zwerg hatte recht, wenn er sagte, dass es ein Sakrileg war im Namen des Gottes des natürlichen Lebens, unnatürliches Leben zu erwecken und das hatte ihm vielleicht sogar den Hass der Zah'rah eingebracht. Aber das Reich zerfiel, was sollte er sonst tun? Es blieb doch nur das Undenkbare...

"Ich verstehe, dass eure Ablehnung groß sein wird und muss, da ihr nicht wisst, was euch erwartet. Königin Mephala hat es eigentlich schon gesagt. Dennoch solltet ihr den Zah'rah Folge leisten und zwar auch so, wie die Zah'rah es von euch fordern. Keiner kann mir erzählen, dass das Nichts ein schönerer Zustand war und keine der ehrbaren Personen hier, kann mir erzählen, dass er auch nur ein Recht hätte, mich oder die Zah'rah wie Dreck zu behandeln. Zwar seid ihr Könige gewesen, mit unterschiedlichen Geschichten, unterschiedlichen Ansichten und mit unterschiedlicher Ehre, aber das meiste dieser Würde habt ihr verloren. Ganz im Gegenteil, ihr solltet dankbar für die zweite Chance sein und ihr solltet dankbar sein, dass ich euch als Hoheiten anerkenne, Hoheiten. Das ist das höchste, was ihr als Ehrerbietung für den Moment erwarten könnt. Euch traut man keine Königswürde mehr zu und im Sinne des Reiches habt ihr jene auch verloren. Sonst würde ich euch mit Majestät anreden[1]. Ihr seid Vergessene und als solche müsst ihr euch diese Würde wieder verdienen. In meinen Augen könnt ihr nicht mehr als verlorene Prinzen und Prinzessinnen sein. Und ihr werdet außerhalb dieser Krypta wohl nie wieder diesen Titel hören, wenn ihr nicht darauf wartet, was ich zu sagen habe, warum ich euch wiederbelebt habe. Ich werde aber mit der Wiederbelebung des letzten, bisher nicht pulverisierten, ehemaligen König warten, bis alle, die aufgefordert wurden, auf die Knie gehen und Vecor so preisen, wie die Zah'rah es fordern.[2]" Der Archivar blickte mit entschuldigendem Blick zu den fanatischen, von Magie betriebenen, Befehlsmaschienen, die noch immer drohend zu Mauron und Johannes blickten.

Die Lichter der unnatürlichen leuchtenden Fackeln flackerten wild und unregelmäßig, die doch die Stimme, die Dagur wisperte, schwieg für den Moment. Dennoch war die unnatürliche Kälte fühlbar, eine Kälte, welche die Seelen berührte und somit sogar die untoten Körper der wiedererweckten und doch vergessenen Könige. Was war ihr Titel wert, wenn sich niemand an sie erinnerte? Was war ihre Wiederbelebung wert, wenn sich sowieso niemand ihrer Taten erinnerte? Die Frage musste erlaubt sein, für was man sich zu rechtfertigen hatte, wenn sich sowieso niemand daran erinnerte? Dhurek Ghassor massierte inzwischen seine Hände und blickte sich zu den letzten beiden Krügen um. Welche Verschwendung, jetzt konnte er sie nicht einmal alle nutzen. Sein Ärger war seinem Blick abzulesen. Die Zah'rah bemerkten dies nicht, weil sie die restlichen Könige niederstarren wollten.
Der ranghöchste Vecorarchivist drehte sich um und beobachtete den Zwergen, wie er seine Sachen packte.

"Ein Narr soll ich sein? Zwerge neigen zu Lebzeiten nicht dazu, sich so schnell eine Meinung zu bilden! Was glaubt ihr, Morgrim Eisenschild, Furunkel am kindlichen Arsche vom König Elemvos IV, was es für Ressourcen gekostet haben muss, euch wieder zu beleben? Glaubt ihr, dass ihr reines Engelsblut vom Alchemisten um die Ecke bekommt? Meint ihr, dass ich Jahre nach euren vergessenen Knochen und dem wenigen, übriggeblieben Wissen gesucht habe, um euch gleich wieder vergehen zu sehen?", der Archivist fühlte sich ernsthaft beleidigt von dem Zwergen und dementsprechend streng war sein Ton. "Scheltet andere nicht Narren, wenn ihr selbst dessen Kappe tragt, Zwerg!" Dhurek stampfte zweimal mit seinem Gehstock auf, um seine Worte zu unterstreichen. "War eure Regierungszeit nicht davon geprägt, dass ihr manchmal das tun musstet, was ihr selbst nicht tun wolltet? Meint ihr, dass eine Person in Verantwortung, immer nur das machen kann, was sie selbst will? Meint ihr nicht eher, dass ein solches Verhalten, sich nur um seine Gedanken zu scheren, nicht genug Könige ins Grab gebracht hat? Meint ihr nicht, dass auch das Übertreiben des anderen Extrems die andere Seite der Könige ins Grab gebracht hat? Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Aber wenn ihr gehen wollt, Zwerg, seid ihr frei, dies zu tun. Ihr seid begünstigt, da ihr der majestätische und bärtigste aller Furunkel im Reich seid. Aber Elemvos IV. bleibt hier! Er hat Vecor gedankt und seine Treue geschworen, er wird das Werk Vecors verrichten!"

Dhurek schüttelte den Kopf und grummelte wütend, klopte mit dem Stock gegen den Altar. Dass ihm die Situation entglitt, schien ihm schwer auf das Nervenkostüm zu schlagen und er wurde zusehends ungeduldiger und wütender. "Der König bleibt hier!", wiederholte er polternd. "Wenn es ihr wagt, mit ihm zu fliehen, werde ich euch persönlich...", seine Stimme brach etwas, "...nicht retten können. Die Zah'rah werden euch zerstören." Es war keine Drohung, die das einzige Lebewesen im Raum aussprach, eher eine traurige Feststellung, die bestätigte, dass auch Dhurek nur eine Welle war, welche in diesen Mahlstrom[3] der Ereignisse gerissen wurde. Er gab seine Hilflosigkeit zu. Aufmerksam blickten die beiden Golems, deren Augen nicht aus Quecksilber waren, den Zwergen an.
Diese Selbsterkenntnis war maßgeblich für Dhurek, dessen Schultern jetzt einsanken und sein wahres Alter nicht mehr verbargen. Er hatte sich an eine letzte Hoffnung geklammert und eine Situation beschworen, die er unmöglich meistern konnte.
Kraftlos sagte er. "Ja, Mephala. Beobachtet das Ritual, wenn es euch beliebt. Beobachtet es...Aber lasst mir einen Moment für mich."
Der alte Mann sank auf die Knie und fing an zu beten. Mehr als ein stilles Stoßgebet. Scheinbar dämmerte ihm, was er getan hatte und er fürchtete, dass seine Arbeit ohne Früchte geblieben war. Er breitete die Arme aus, hielt die Handflächen nach oben, schaute gen Himmel und betete inbrünstig zu Vecor.
 1. Hoheit ist eine herzögliche oder kurfürstliche Anrede, Majestät - was übrigens auch Hoheit heißen kann - ist die formalisierte Anrede für einen König.
 2. 
Motiv erkennen 15 (Anzeigen)
 3. Mahlstrom
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Robin Brighthide

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Die vergessene Gruft
« Antwort #32 am: 29.01.2012, 20:30:08 »
Missmutig schaute Clavius dabei zu wie der alte Mann einen gefallenen König nach dem anderen wiederbelebte. Denn obwohl er die Erweckung der Toten nicht gutheißen konnte, war sie doch auch eine einmalige Chance für ihn. Und eventuell würden die anderen Könige sogar nützlich für seine Sache ...

So wanderte sein abschätzender Blick zuerst zu Mephala, der Frau mit der er sich bereits unterhalten hatte. Sie erschien ihm nicht wie eine fähige Kämpferin, verfügte dafür aber über einiges an Wissen was ihre derzeitige Situation anging. Dieses Wissen wäre bestimmt nützlich für Clavius, wenn nicht sogar unabdingbar.
Allerdings konnte er den Charakter dieser Frau nicht so ganz durchschauen. War sie wirklich so unterwürfig wie sie tat, oder war das ganze nur ein Schauspiel?  Er würde sie noch etwas beobachten müssen um sich ein klares Bild von ihr machen zu können ...

Als nächstes richtete Clavius seine Aufmerksamkeit auf den Zwerg. Er erschien ihn wie jemand der wusste wie man mit einer Waffe umzugehen hat. Seine Axt könnte für ihn sehr nützlich sein, sollten die stählernen Ungetüme sich doch noch gegen ihn wenden.
Doch eine Sache störte Clavius an dem Zwergen ... und das war dieses Blag. Es war klar dass der Zwerg das Gör mit seinem "Leben" schützte.
Solche Männer, die das Wohl eines anderen über ihr eigenes stellten, waren oftmals nur schwerlich davon zu überzeugen sich etwas anderem hinzugeben.

Nun wanderte sein Blick zu der aufbrausenden Dame und sein Mund verzog sich zu einer Grimasse. Diese Art Frau konnte er einfach nicht ausstehen. Sie war viel zu sehr von sich selbst eingenommen und hielt sich für wichtiger als sie in Wahrheit war. Wahrscheinlich glaubte sie sogar der Mittelpunkt des Universums selbst zu sein ...
Und was noch schlimmer war, sie hat ihren Mann ermordet. Ein Verrat der unter keinen Umständen zu Rechtfertigen ist. Ihr Anblick erinnerte ihn an das verräterische Miststück mit dem er Jahre lang das Bett geteilt hat.

Schnell richtete er seinen Aufmerksamkeit auf die nächste Person dieser illustren Runde. Ein Mann den Clavius nicht einzuschätzen vermochte. Seine Statur deutete nicht darauf hin dass er im Umgang mit einem Schwert geübt sei, aber mehr konnte er aus dieser Gestalt nicht heraus deuten.

Zuletzt wanderte sein Blick zu dem Gesichtslosen, der noch rätselhafter erschien als der Mann mit dem wirren Haar. Auch wenn er etwas durch trainierter wirkte als der andere Mann, so glaubte Clavius nicht daran dass er sonderlich gut mit Waffen umzugehen wusste ...

Ernüchternd musste Clavius sich eingestehen dass er mit diesen Gestalten wohl nicht den Hauch einer Chance gegen die Ungetüme hätte. Wohl oder übel musste er ihnen vorerst folgen ...
Ohne eine Vorwarnung riss ihn jedoch Dhureks Ansprache aus den Gedanken und der tote König konnte sich ein leises Lachen wegen der Hilflosigkeit des alten Mannes nicht verkneifen. Doch das Lachen war nur kurz, denn etwas was Dhurek sagte schallte in Clavius Kopf wieder.
Mit finsterer Miene wandte er sich an den Priester und schien sich dabei nicht einmal daran zu stören das dieser im Gebet vertieft war. "Ihr sagtet das wir vergessen wurden, alter Mann. Aber was ist mit unseren ... geliebten? Mit meinem Weib und meinem Sohn, wurden sie ebenfalls vergessen? Müssen ihre Seelen ebenso im Nichts leiden so wie es die unseren taten, oder war ihnen ein normaler tot beschieden?"

Tutari Silberklaue

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Die vergessene Gruft
« Antwort #33 am: 30.01.2012, 19:43:16 »
Innerlich freute sich Tutari diebisch über die Konflikte die jetzt über ihren Erwecker hereinbrachen. Ob es der Elf, der Zwerg oder die anderen waren. Sie hätte sich gewünscht, dass der Nekromant nicht ausgeplaudert hätte was sie in ihren bedeutungslosen Zustand geführt hatte. Das würde dieser noch bereuen das versprach sich Tutari fest.

Andererseits wollte sie jetzt diese Gezeter beenden. In diesem Moment würden sie keine Chance gegen die Golems haben, denn was Männer sich unter Zusammenarbeit mit einer Frau vorstellen wusste Tutari sehr genau. Erst wenn sie hier aus diesem Gewölbe in eine andere Umgebung käme könnte sie Pläne schmieden wie sie sich ihrer Gesellschaft entledigen könnte. Sie fragte sich wie sich ihre Welt verändert hatte. Außerdem fragte sie sich was sie durch eine Kooperation gewinnen könnte. In ihren alten Status würde ganz sicher nicht zurück erhalten. Aus diesem Grunde müssten die Dienste die sich dieser alte Mann von ihr und allen anderen vorstellte eine Menge Gold abwerfen mit dessen Hilfe sie ihren Zustand erträglich gestalten könnte.
Nur wenn du dich freiwillig in die Kälte begibst
wird es dir warm um Herz

Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #34 am: 30.01.2012, 20:58:36 »
Keinen Augenblick nach Dhureks Zustimmung wirkte Mephala eine Anrufung, die ihr ermöglichen würde die arkanen Strömungen in diesem Raum zu erkennen. Hatte sie den Zauber der ihre Kleidung notdürftig geflickt hatte noch eher reflex haft gewirkt, war dieser nun eine bewusste Handlung. Und sie kostete jede Silbe und jede Geste, die zu vollführen war aufs Vollste aus. Die schiere Freude zu wieder zu Zaubern verleitete sie dazu etwas dramtischere Gesten zu vollführen, so dass für einen Laien der Eindruck entstehen konnte, dass sie einen viel komplexeren Zauber wirkte.
Sie fühlte wie die Magie zu wirken begann und glaubte eine angenehme Kühle auf ihren entzündeten Augen zu spüren, auch wenn sie wusste, dass es nicht so war. Die Krypta und alles um sie herum verblasste langsam und wurde gräulich, während sich Muster und Strömungen in unterschiedlichsten Farben zu manifestieren begannen.

Mephala begann zu lächeln, während sie versuchte die unterschiedlichen Auren die sich hier überlagerten zu entwirren. Und in der Tat waren es viele Zauber, die hier wirkten. Dunkle, klerikale Magie ging von den Holzpfählen aus, Mephala nahm sie als purpurne Wellenlinien wahr. Ein Zauber, der den Ort offensichtlich von Vecors Einfluss abschnitt. Mephalas Lächeln wurde ein diebisches Grinsen.

Der nächste Zauber, den Mephala aus dem dichten Geflecht der Macht herauslesen konnte ging von dem besondern Zah'rah aus. Er war mächtiger als jeder Zauber den sie selbst hätte wirken können und grob gesprochen sorgte er wohl dafür, dass kein Wissen auf egal welchem Wege das Grabgewölbe verlassen könnte. Dhurek hatte also die Wahrheit gesprochen, man hatte versucht ihre Existenz nachträglich zu negieren.

Allerdings hatte Mephala nicht an den Worten des Alten gezweifelt und diese Bestätigung war nicht nötig gewesen. Viel lieber wollte sie mehr über das Ritual erfahren, weshalb sie sich dem nächsten Zauber zuwandte. Noch wesentlich mächtigere Magie und obendrein noch modifiziert. Auf ihnen allen konnte sie feine grüne Runen erkennen, die dafür sorgten, dass ihre Seelen in ihren toten Körpern gebunden waren. Das war unglaublich interessant. Eigentlich sollte dieser Zauber Körper und Seele eines Menschen in einem Edelstein einfangen, aber hier waren ihre Körper das Gefäß und der Zauber betraf ausschließlich die Seelen der Könige.

Fast nebenbeinahm die Magierin wahr, dass auf dem Altar ebenfalls ein sehr mächtiger Bann lag. Er blockierte den Wechsel auf andere Daseinsebenen durch Magie oder andere Fähigkeiten. Niemand der von diesem Ritual erfahren hätte würde es schaffen hier ungefragt aufzutauchen.

Gerade wollte sich Mephala diese Magie genauer ansehen, als sie bemerkte, wie die Echos zweier gewirkter Zauber durch den Raum trieben. Beide waren sich sehr ähnlich und gingen von den Opferschalen und dem Blut aus, das sie selbst eingegossen hatte. Mephala bekam das Gefühl, dass diese ohnehin schon unglaublich mächtigen Zauber mehr als eben solche waren. Sie waren im Namen Dagurs gewirkt worden und so mächtig, dass sie sich immernoch in der materiellen Welt, wie der Nachhall des Donners, durch die "Dagur"-Rufe manifestierten.

"Dagur! Diese Energien geben mir das Gefühl selber nur noch ein Nichts zu sein..." Schon lange war das Grinsen einem verzückten Staunen gewichen. Noch nie hatte sie gehört, dass jemand über solche Kräfte geboten hatte. Ob sie es eines Tages so weit bringen konnte?

Die Königin nahm an, dass dies alle gewirkten Zauber waren und wollte sich der Magie der Zah'rah und der Ausrüstung ihrer Schiocksalsgenossen annehmen, als ein kleines Flimmern zwischen all den umhertreibenden Magiewirbeln wahrnahm. Im ersten Moment erschien es zu unscheinbar, aber wie immer war Mephala von der Neugier getrieben und blickte tiefer in das Gewebe hinein..

Als hätte sie einen Hebel umgelegt begann das Flimmern zu einem tosendem Lichtsog aufzubrausen. Vor Schreck wich Mephala in der realen Welt einen Schritt zurück und fiel stolpernd in den Staub. Der Zauber war von dermaßen unfassbarer Macht erfüllt, dass sie nicht anders konnte, als ihren eigenen Zauber fallen zu lassen, um sich vor dem herrlichen Anblick zu schützen. Das war er gewesen, der magische Schlussstein, der Zauber, der alle anderen zusammengeflochten hatte. Die Göttlichkeit des Zaubers hatte die Körper der Könige wieder hergestellt und die anderen Zauber, die neben ihm wirkten, wie Schoßhunde neben einem Wolf, zusammen geschmiedet.

Von ihrer Entdeckung überweltigt sah sie fassungslos zu dem betenden Dhurek herüber, neben dem sie nun saß. Noch immer war ihr eigener Zauber nicht ganz verflogen, so dass sie regelmäßige nachbildhafte Sinneswahrnehmungen empfing und als sie den alten Mann ansah erkannte sie die letzte Wahrheit über das Ritual...

"..." Mephala öffnete dem Mund und wollte etwas sagen, aber sie konnte nicht, nur ein ungläubiges Keuchen brachte sie zu Stande. Sie hätte auch gar nicht gewusst was sie hätte sagen sollen, diese Wahrnehmung war an den Grenzen ihres Verstandes und vielleicht noch etwas darüber hinaus gewesen.

Alvanon

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Die vergessene Gruft
« Antwort #35 am: 03.02.2012, 00:38:55 »
Mit der Maske kam auch Alvanons Sicherheit wieder, die sich um ihn legte, wie ein schützender Schleier. Er spürte diesen alten Freund der Sicherheit und es war beinahe wie früher, wenn er doch nur seinen warmen Atem gespürt hätte und nicht wusste, dass sein Gesicht in Fetzen hing, ausradiert wurde von diesem niederen Volk der Menschen. Doch einer dieser Menschen schaffte es tatsächlich, seine Aufmerksamkeit länger zu erregen, als lediglich für einen Augenblick. Der Elb wusste noch nicht, ob er seinem weiblichen Gegenüber, welches sich als Mephala Egadir vorstellte, bloß zuhörte, weil sie anscheinend Informationen für ihn hatte, oder ob sie tatsächlich einer der wenigen kurzlebigen Menschen war, denen es sich zuzuhören lohnte. Für den Moment schien es tatsächlich lohnenswert, und er nutze die Gunst des Gesprächs, um ihre Augen wieder interessiert zu mustern, wobei er allerdings nicht die Aufmerksamkeit verlor und jedes ihrer Worte wahrnahm.

Er erfuhr einiges aus ihren Worten. Er war also nicht der einzige unter den hier anwesenden ehemaligen Herrschern, der sich das Volk zum Feind gemacht hatte. Auch sie war scheinbar den Beweis schuldig geblieben, ein Menschenreich zu führen, wobei bei ihr erschwerend hinzukam, dass sie auch noch zu dem Volk der Menschen gehörte. Auch hatte Alvanon nun die ausgesprochene Bestätigung für das, was er schon längst vermutete und im Grunde auch schon wusste: Sie wurden nicht in das Leben zurückgeholt, sondern in das Unleben geschmissen. Für den Maskierten fügten sich einige Teile eines Puzzles zusammen, doch fehlte noch immer ein großer Teil des Motivs, er war wohl noch immer erst am Rand des Gesamtwerks der Vorgänge, die in dieser Gruft vorzufinden waren.

Schließlich lachte Alvanon kurz und kaltklingend auf, als Mephala davon sprach, dass sie der Vecorkirche dienen und sich den Zar’Rah sprichwörtlich beugen sollten. Er ließ sie aussprechen und konzentrierte sich auf seine Stimme, wie er sie früher kannte – angenehm und weich, ganz wie ein Feld voller Blumen, von denen jedoch einige giftig sind. Das Gift floss in seine Worte ein: “Mephala, es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen. Wer kann schon damit rechnen, nach seiner Wiederankunft im Leben eine solch angenehme Gesellschaft genießen zu dürfen?“ Zufrieden stellte er fest, dass ihm die höflichen Reden noch immer leicht fielen, wie zu seiner Zeit am Hof. “Mein Name ist Alvanon, in meinem früheren Leben Botschafter des Elbenreichs Cro Forais und Herrscher über… nun ja, gewissermaßen das hier.“ Ein Lächeln hätte seine Lippen umspielt, doch die Maske blieb emotionslos – regungslos. “Ich danke Euch für eure Fürsorge, doch meine Verfehlungen sollten sicherlich nicht von einem Menschen oder von Anhängern des Gottes Vecor verhandelt werden. Wenn einer ein Recht dazu hat, dann ist es Seheiah, die Herrin meines Volkes, doch niemand sonst.“ Alvanon sprach nicht böse, doch mit Bestimmtheit in seinen Worten. Er hätte sich gerne weiter mit Mephala unterhalten, doch sprach nun der Herr, den Mephala Dhurek nannte.

Der Gesichtslose stöhnte leise auf, als die gefühlte Maßregelung an seine Ohren Drang. Natürlich war seine Ablehnung groß, vor allem war sie umso größer, weil der Sinn seiner Wiederkehr sich noch nicht offenbaren wollte. Er hatte jedoch gelernt, sein Gegenüber aussprechen zu lassen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Er schluckte die missgünstigen Worte also herunter, ehe sie ihm über die verfaulten Lippen drangen. “Und wer bist du, du kleiner, armseliger Wicht, dass du mir verbieten willst, dich oder Vecors Instrumente wie Dreck zu behandeln? Du bist es nicht wert, den Schmutz von meinen Schuhen zu lecken!“ Die Maske war reglos. Doch begann die Fassade der inneren und äußeren Ruhe zu bröckeln, als Meister Dhurek auf Dankbarkeit zu sprechen kam. Ein Grollen durchlief die Überreste von Alvanons Kehle, und bald folgten die Worte, während er langsam, Schritt für Schritt auf den Menschen zuging und dabei durch die Maske nieder zu starren versuchte. Noch schwieg er, denn die rechte Zeit schien noch nicht gekommen. Er vernahm des Zwergen Worte, und die Antwort Dhureks hätte ihm früher sicherlich ein Schmunzeln entlockt, doch in diesem Moment war Alvanon eine Spur unbeherrscht und ließ eine Emotion zu. Als die Stimme des Priesters brach, schien ihm die rechte Zeit gekommen. Die Stimme, wie ein Sturm an einem Herbstabend: “Meister Dhurek, der ihr scheinbar seid, Ihr sprecht von Dankbarkeit für eine zweite Chance, und Ihr sprecht davon, dass wir einen Status, einen Rang, verloren haben. Ihr kennt meine Geschichte, Mensch, und ihr kennt auch mein Volk. Ihr wagt es, in einem Spiel, in dem ihr offensichtlich selbst nur eine Marionette zu sein scheint“ Alvanon deutete auf die mächtigen Konstrukte in der Halle “Forderungen zu stellen, obgleich ihr selbst unter der Last der Forderungen eures Herrn zu zerbrechen droht! Wer seid Ihr, dass Ihr Forderungen an uns stellt, die wir einst Könige waren? Vielleicht sind wir unseres Ranges beraubt, doch stehen unsere Herrschaftsansprüche noch, denn Blutfolgen verrinnen nicht mit der Zeit, noch immer stehen hier tapfere Nachfahren und Vorfahren der Königslinie von Zhuras!“ Alvanons Stimme wurde lauter und bedrohlicher „Und das größte Missgeschick, kleiner Mensch, ist dir widerfahren, als du einem Elb eine Anweisung gegeben hast. Ich mag in deinen Augen vielleicht lediglich eine Hoheit sein, doch ich stehe noch immer weit über dir und deinem Blut. Du forderst, dass ich mich den Zar’Rah beuge? Du forderst am Ende auch noch Dankbarkeit von mir? Dafür, dass durch dein infames Ritual mein Körper eine Ruine seiner selbst ist? Dafür, dass ich ohne Gesicht leben muss, ohne mein scharfes Auge und ohne den Klang meiner Stimme? Deine Forderungen sind lächerlich! Ehe du weitere Forderungen stellst, knie nieder, erweise mir die Ehre, die meinem Volke angemessen ist, dann erlaube ich dir, mir zu erläutern, weshalb wir hier sind, ob wir nun vollständig sind, oder nicht!“ Alvanon hatte sich in Rage geredet. Er war sich der Gefahr durch die Zar’Rah stets bewusst, doch die Situation erforderte ein königliches Auftreten, und er war ganz und gar nicht der Stimmung, sich der tyrannischen Sonne zu beugen.[1]
 1. Einschüchtern: 5 (gewürfelte 1)

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #36 am: 04.02.2012, 23:25:16 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:44 Uhr

Alvanons Tirade prallte an dem betenden Archivar ab, wie kalter Regen an einem Bleiglasfenster[1] einer Kathedrale. Ungerührt, ins Gebet vertieft und wahrscheinlich unberührt von den fordernden Worten des untoten Abbildes eines Elben, übersah er das Verhalten des gesichtslosen Mannes. Vergolt den Ausbruch des Mannes mit unbarmherziger Ignoranz, während Dagurs Griff noch immer durch scharfe, kalte Windzüge für den Priester spürbar blieb, doch auch dies störte ihn in diesem Moment nicht. Dieser Moment, welcher für ihn Kontemplation[2] war. Der ihn mit der Kraft versah, die er durch die für ihn unglückselige Auferstehung der ehemals toten Könige verloren glaubte. Er ließ sich nicht stören, weder von Fragen, noch von der Impertinenz einer Person, die sich für besser und höher erachtete.

Das Krächzen und Knirschen der sich langsam bewegenden Golems erfüllten für einen Moment als einziges Geräusch die vergessene Krypta, welcher Ort der ewigen Stille, Gefangenschaft, Vergessenheit der toten und untoten Könige war. Das Feuer umspielte jetzt wieder die Augen des Quecksilbergolems, des Anführers der Zah'rah. Er blickte den gesichtslosen Elben an und wartete beharrlich, dass dieser der Forderung nachkam. Diese Wesen waren trotz ihrer beeindruckenden Macht nicht beseelt, wie sollten sie die Wahrheit von einer Lüge unterscheiden? Oder waren die Zah'rah, diese mechanischen Missionare, Kreaturen ,Vecors anders? Wenn sie es waren, zeigten sie nichts davon, denn ihr Warten war beharrlich. Sie hatten mit der Zerstörung eines der toten Könige ihre Forderung unterstrichen. Aber wenn sie seelenlose Stahlkolosse waren, war auch keine Gnade von ihnen zu erwarten, war kein Wort an sie zu verlieren. Sie würden nur ein Niederknien und die Vecorformel als ein «Ja» oder ein Verweigern, Diskutieren, Disputieren oder eine Flucht als ein «Nein» interpretieren. Das zumindest stand zu befürchten, gerade für jene, die wussten, dass die Zah'rah älter als das Königreich Zhuras waren. Wer hatte sie gebaut? Wer hatte ihnen einen solchen missionarischen Geist gegeben, welcher der Reflexion oder der Beachtung der Zeit keine Rechnung tragen konnte? Diese Golems waren ein Epitom[3] des gleißenden Fanatismus.

Das sonnenartige Licht der Golemaugen ließen Dhurek sein Gebet an seinen Gott beenden. Ein Gott, der in Zhuras verehrt wurde, doch von den untoten Königen maximal geduldet wurde. Ebenso wurde Dhurek nur geduldet, dessen war er sich bewusst geworden. Er stand auf und blickte an Alvanon, den er nur als Johannes kennen mochte, vorbei, blickte zu Clavius, dann zu Mephala. Er wusste, dass das Verweigern von Johannes und des noch immer knienden Maurons seinem letzten König das Skelett kosten könnte. Dabei war er doch so gut erhalten gewesen. Dhurek trat an allen vorbei an das Holzgestell, befühlte die unheiligen Sargnägel und strich über die unwohnt ledrige Haut des Toten. "Als sei jede Fettzelle bei seinem Tod geschmolzen, ist er nun ein Toter aus Leder und Knochen geworden. Wie ein Ghul, nur ohne unnatürliche Lebensflamme...", sagte Dhurek mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung in seiner Stimme. "Bei allen musste ich das Fleisch, so es noch an euch heften mag, rekonstruieren. Ich habe euch modelliert wie Talgkerzen; manche von euch, wie eine Wachskerze; andere wie eine Pechkerze. Jenes, was von euch zu rekonstruieren war, tat ich. Was verschollen war, blieb verschollen.", er blickte kurz mit einem kalten Ausdruck zu Alvanon. "Doch er war anders. Kein Fleisch wollte an ihm haften, da sein Fleisch blieb. Ausgezehrt, entfettet, doch existent."

Dieses Mal nahm er den Krug Engelsblut wieder selbst. Er goss ihn in die Opferschale und wartete, wie ein neues, untotes Leben in den Körper des ledrigen Mannes, der Dhurek so sehr an einen Ghul erinnerte, kam. Die Nägel verbrannten und Nicos schlug unlebend auf dem kalten, staubigen Boden auf. Er war erwacht.
Noch bevor jemand das Wort erheben konnte, taten die Zah'rah, was sie bei jedem Erweckten taten. Die Golems[4] forderten, dass auch Nicos sich Vecor mit einem Kniefall und dem Wiederholen der Glaubensformel beugte[5].

Als die hallenden, bedrohlichen Stimmen der Zah'rah wieder verklungen waren, widmete sich Dhurek dann endlich den Fragen, die ihm gestellt wurden. "Ihr seid erwacht, sieben von acht sind erwacht, wiedergekehrt. Die Zeit der Erklärungen ist gekommen, und ich will manches berichten, doch nicht alles, ehe nicht jeder König sich dieser Sache verschrieben hat." Dhurek wusste, dass die Golems ihm nur die untoten Könige zerstören würden, weshalb er versuchte, sie nochmals davon zu überzeugen, dass Knie zu beugen und die Formel zu sprechen. doch die Formel selbst spielte für Dhurek kaum noch eine Rolle. Es musste weiter gehen, ungeachtet der kompromißlosen Missionare und der wenigen, renitenten Könige. Er hatte ihr Schicksal einmal besiegt, mit einer Macht, die kein Sterblicher beherrschen konnte, aber er konnte nicht verhindern, dass manche es wieder besiegeln wollten in diesem Augenblick. Dhurek glaubte, dass dies nicht mehr sein Kampf war.
Er blickte zuerst zu Clavius und beantwortete die Fragen, die er zuletzt gestellt hatte. "Ihr seid vergessen worden und jeder, der euer Andenken verteidigt hätte, wurde auch vergessen, getötet, vernichtet. So sie konnten, verbrannten sie sogar die Knochen in magischen Feuern und verstreuten die Asche über die Felder vom Westkammgebirge bis zur Rûûn. Es ist ein Wunder, dass eure Körper in die vergessene Gruft gebracht wurden, damit die Zah'rah Jahrhunderte über sie wachten. Ich habe verstanden, welchen Zweck dies hatte und habe euch zurückgeholt. Doch für eure Geliebten, Freunde, Verwandten ist dies nicht möglich gewesen, so kein magischer Bund euch einte." Der Archivar, dem das Gebet sichtlich neue Zuversicht gegeben hatte, blickte auf die magischen Vertrauten und den noch immer packenden Zwergen. "Sie leben nur noch in eurer Erinnerung. Eure Erinnerung ist der letzte Nachklang an sie. Eine Erinnerung wie derartig belebt wurde, wie eure geschundenen Körper. Ob sie im Nichts darben oder im Paradies sitzen und auf euch warten, das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber sicher ist, da Vecor ein gerechter Gott ist, dass wenn euer Tod ihren bedingt hat, eure Erlösung auch die ihre bedingt.", fügte Dhurek hinzu. Im Licht der Fackeln fiel auf, dass seine Augen langsam dunkler wurden. Sein Gesicht schien langsam einzufallen. Dhurek zitterte, doch ließ keine Unsicherheit mehr in seine Stimme fließen.
"Ich bin Dhurek Ghassor, Archivar des Vecor, Hüter der Schriften und Geheimnisse, Verwahrer der sieben Rollen des Reiches.", verkündete er. "Eure Hoheiten mögen sich für prächtig, mächtig, wahrhaftig und überlegen halten, doch wisset, dass euer Rang, wie der meine, zwar auf einer hierarchischen Stufe stehen und über dem der gemeinen Menschen, Elben oder Zwerge, doch wir verblassen im Licht der Sonne. Nur das Leuchten Vecors lässt uns wichtig erscheinen. Ihr mögt euch gar für Geschöpfe der Nacht halten, doch selbst in der Nacht sieht Vecor euch durch die Monde. Ihr mögt an mir, ihr mögt an Vecor zweifeln. Ihr mögt an allem zweifeln, sogar an euch." Er blickte zu Alvanon. Dhureks Gesicht war nun gänzlich eingefallen und er wirkte selbst wie ein mit Haut bespanntes Skelett. "Aber ihr habt mehr verloren als Gesicht, Fleisch und ein schlagendes Herz. Ihr habt Würde, Stolz, Gnade und Erlösung verloren. Vecor gewährt euch eine zweite Chance. Ihr mögt es als Sakrileg bezeichnen oder gar als Sakrament[6] der bleichen Hand Dagurs. Doch es ist nicht an uns, über die Wege der Götter zu urteilen, ihr könnt dem allem einen Namen geben, doch den Geist begreift ihr erst in der Erlösung. Wie diese Erlösung für euch aussehen mag, das kann ich euch nicht beantworten. Aber ich kann euch den Weg weisen zu ihr. Ich kann euch leiten, den Pfad offenlegen. Wie ihr ihn begeht, das ist nicht an mir zu entscheiden. Das ist nicht einmal von den Zah'rah zu entscheiden. Nicht einmal, ob ihr den Weg geht. Doch wisset, dass dieser Weg eure Chance ist. Dass ein Verlassen des Weges das endgültige, ewige Nichts bedeutet."
Dhureks Augen finden an zu tränen, Blut lief aus ihnen, es strömte auch aus seiner Nase. Seine Stimme schwankte kurz, doch er bleib stehen, stützte sich auf seinen Gehstock und sprach gegen das, was ihm widerfuhr an.
"Ich habe euch wiederbelebt, weil ihr Versager ward, trotz aller der Segen, die ihr innehattet. Talent, Können, Geburt und Glück, diese Züge durchströmten euch, suchten euch als Schicksalsbegünstige aus. Doch für liederliche Lächerlichkeiten habt ihr es verschenkt, oder aus Furcht oder weil ihr von Sünden ablenken ließet. Ihr ward als Könige so erbärmlich, dass man euch nur noch vergessen wollte. Und vielleicht hat man euch Unrecht getan, denn niemand konnte aus euren Fehlern lernen. Und so kam es, dass nun ein Mann herrscht, der all eure Fehler vereinigt und doch nicht sterben will."
Dhurek blickte sich um, das Blut sickerte nun auch aus seinen Ohren, seine Gesicht war eine Maske des Blutes.
"Der Weg, der euch vorbestimmt ist, ist jener: Das Reich, welches ihr jeweils an den Rand des Unterganges führtet, kann durch euch gerettet werden. Wenn ihr das Reich von seinem Tumben, von seinem Urbild der Unfähigkeit befreit. Darin liegt eure Befreiung aus dem Nichts.", sagte er theatralisch, ehe das blendende Licht der Zah'rah ihn innehalten ließ. Die Augen des Quecksilbergolems waren auf einmal auf ihn gerichtet, dann konzentrierten sie sich wieder auf jene, die noch nicht Vecor die Gefolgschaft bekundet hatten. Die Zah'rah bewegten sprechend ihre Mäuler, doch niemand hörte etwas, denn in den Köpfen der Untoten hallte es ohrenbetäubend. "D A G U R!"
 1. Bleiglasfenster
 2. Kontemplation
 3. Verkörperung, Leitbild, typisches oder ideales Beispiel
 4. Vielleicht habt ihr es noch nicht getan, aber es ist es wirklich wert, zu wissen, was Golem überhaupt bedeutet: Etymologie des Golems
 5. 
Die Forderung der Zah'Rah (Anzeigen)
 6. Sakrament
« Letzte Änderung: 05.02.2012, 00:23:15 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Morgrim Eisenschild

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« Antwort #37 am: 05.02.2012, 00:15:52 »
Auch wenn Morgrim stoisch weiter seine Sachen zusammen pakte, entschied was er wohl noch brauchen würde und was nicht, die Worte des Archivars waren nicht an ihm vorbei gegangen. Eigentlich räumte er nur Gegenstände von der einen Ecke der Nische in die nächste und achtete darauf, dass sein Schützling nicht aus der Nische hinaus lief, während er einige seiner Entscheidungen der letzten Wochen und Monate zurück in sein Gedächtnis rief. Nein, korrigierte er sich es war schon Jahre oder Jahrhunderte her. Sicher seine Entscheidungen waren hart gewesen, aber hatte er nicht alle sgetan um Elem zu schützen? Er versuchte seine Entscheidungen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Sicher die elementaren Rechte die er ausser Kraft gesetzt hatte, die Freiheiten die er seinen Polizisten gegeben hatte, all dies könnte in einem ungünstigen Licht betrachtet gegen ihn sprechen. Und schließlich hatte er versagt. Sein Blick blieb auf dem bleichen Knaben hängen. Es tut mir Leid. Dein Leben war zu kurz, und es war meine Schuld. Das Versprechen das ich deinem Vater gab hat mich gebunden. Doch diesmal bist du der wichtige hier. Irgendwas sagt mir das du nicht wiederbelebt worden bist um mich zurück zu holen. Dieser Archivar hat etwas mit dir vor. Ich werde ihm eine Chance geben, aber eher kehren wir zwei zurück ins Vergessen als das ich irgendetwas dulde was dich erniedrigt.
Gerade drehte er sich um, um dem Archivar zu sagen, dass er mehr von seinem Plan hören wollte, dass er bereit wäre für Elem erneut Axt und Schild zu sein, als es erneut in den Ohren schepperte, lauter als zuvor. Schmerzerfüllt ging er in die Knie. Die Worte die er redete redete er nicht bewußt, sondern wie im Delirium. "Ich werde nie... Nein... nicht vor Vecor nicht vor Dagur... Astak Miyasad steh mir bei..." Auf den Knien richtete sich sein Blick auf den Archivar. "Fehler... Dagur... In Kopf... stöhnte er trotzig sich wieder auf ein Knie hochstemmend und seine Gedanken darauf ausrichtend die Stimme des Dunkelgottes auszublenden.
« Letzte Änderung: 05.02.2012, 02:31:52 von Morgrim Eisenschild »

Nicos

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Die vergessene Gruft
« Antwort #38 am: 05.02.2012, 19:33:43 »
Nicos empfand das Jenseits als eine Art langer Schlaf. Immerhin ist er auch im Schlaf ermordet worden. Doch dann hörte er plötzlich ein Flüstern des Namens Dagur. Ein ganz leises Flüstern. Dann trat er auch schon in das hier und jetzt als Untoter zurück. Es gab so viele Fragen, so vieles, was Nicos noch verwirrt hat. Die drei Konstrukte, die sechs fremden Untoten und der ältere Mensch, warum waren sie alle an diesem Ort versammelt? Wahrscheinlich hatten sie nichts mit seinem Tod zu tun, sonst hätten sie ihn nicht wiedererweckt. Seine Hände, kein Atem, den er mehr benötigt hat, kein Herzschlag mehr, der benötigt wurde, die logische Schlussfolgerung daraus war, dass er untot geworden ist. Als Nekromant erkannte Nicos, dass die Hände einem Ghul ähnlich waren, doch ein bißchen zu hell stellte er in seiner Analyse fest. Doch auch ohne Spiegel konnte er sich vorstellen wie er in etwa aussehen könnte.

Nicos war nach außen hin still. Er hörte die Forderungen der Golems an und reagierte noch nicht darauf. Er schaute alle um sich herum genau an und wartete, was weiter passieren würde. Die Worte des Archivars vernahm er genau. Sie waren also vergessene Könige offenbar. Vielleicht war Nicos schon sehr lange tot gewesen, kam es ihm. Womöglich hatte er im Jenseits das Gefühl für Zeit verloren. Alle aus Nicos Familie sind bei seinem Amtsantritt schon tot gewesen. Eine Frau hatte er nicht und seine treusten Diener waren die Untoten. Egal wie lang er nun tot gewesen ist, seine Untoten und seine Bücher mit schwarzer Nekromantie sind wahrscheinlich schon längst vernichtet worden. Eine Schande war das! Aber so ist vermutlich geschehen. Endlich stellte sich der Archivar Vecors mit seinem Namen vor und erläuterte, wer genau er war.

Endlich ergriff Nicos das Wort und er korrigierte Dhurek teilweise: "Ich war einst mächtiger als diese Hülle nun noch ist. Ich war nicht weit davon entfernt mich in einen Leichnam zu verwandeln. Der schwarze Almanach ist ein sehr langes Buch. Ich fand ihn relativ spät, aber ich bin mir sicher, dass dort drin etwas über die Transformation in einen Leichnam stand. Eine Schande, dass dieses Buch wahrscheinlich von törichten Narren vernichtet wurde! Dieses Buch hätte mich mit der Zeit noch um einiges mächtiger machen können und ich hätte womöglich all meine Feinde im Reich besiegen können. Doch stattdessen wurde ich offenbar feige im Schlaf ermordet. Ich habe nur noch einen Bruchteil meiner früheren Macht, aber immerhin bin ich untot. Das ist besser als bloß ein einfacher Sterblicher zu sein, auch wenn ich mein Aussehen mit Magie etwas verändern muss, denn wenn ich es richtig deute, schaue ich mittlerweile einem Ghul recht ähnlich. Offenbar ein kleines 'Geschenk' von Dagur an mich."

Nicos ist sich nämlich relativ sicher, dass die Verwandlung in ghulartiges Wesen eine kleine Bestrafung von Dagur ist für seinen Unglauben. Doch der Nekromant ist recht trotzig und ist immer noch nicht bereit Dagur als seine Gottheit zu wählen. Doch da dröhnt es schon in seinem Kopf "D A G U R!" . Innerlich wehrte sich Nicos krampfhaft gegen die Stimme und dann kommt er auch endlich zu den drei Golems.

Dem besonderen Golem schaut Nicos nicht in die Augen, denn wer wusste, welche negativen Auswirkungen das gehabt hätte, wenn er es getan hätte. Es ist seltsam gewesen, dass Golems sich für den Glauben Vecors einsetzten, doch Nicos erinnerte sich an die Geschichte mit den Zah'rah, Geschöpfe aus Stahl und Quecksilber im Dienste Vecors. Nicos hatte nie geglaubt, dass diese Geschichte von den Zah'rah wahr gewesen war. Doch offensichtlich wurde er eines besseren belehrt. Zu den drei Konstrukten sagte Nicos dann jedenfalls mit lauter Stimme: "Ihr müsst die Zah'rah sein. Ich hatte ja nie geglaubt, dass es Euch tatsächlich gibt. Ihr sagt: 'Ich bin die Sonne. Ich bin das Leben.' Ich frage mich, warum Vecor gerade ein paar Golems erschaffen haben soll. Ihr seid nicht mehr am Leben. Wie hoch steht Ihr tatsächlich in der Rangfolge Vecors? Wenn man alten Geschichten glauben mag recht hoch, aber ich frage mich warum und ob das tatsächlich der Fall sein kann. Ihr seid keine Wesen aus Fleisch und Blut mehr. Ein paar Konstrukte fordern von einem Untoten einen Gott des Lebens anzubeten. Ist das nicht bizarr? Wäre es nicht viel wichtiger, was Dhurek als Wesen aus Fleisch und Blut zu dem ganzen meint. Er ist immerhin ein lebendiges Wesen. Sollte nicht er entscheiden, ob ich hier und jetzt vor Vecor niederknien soll und ein Gebet an ihn richten soll?", dann richtet sich Nicos mit seinen Worten direkt an Dhurek und nicht mehr an die drei Golems: "Ich bin bereit mich Eurer Sache anzuschließen Archivar Dhurek und ich werde Euch auch helfen, doch muss ich wirklich mein Knie vor Vecor beugen und zu ihm beten? Reicht es nicht, wenn ich Euch mein Wort gebe, dass ich Euch helfen werde, bei dem was Ihr künftig vorhabt? Ich habe ja sowieso zur Zeit nichts besseres vor."


  

Alvanon

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Die vergessene Gruft
« Antwort #39 am: 07.02.2012, 20:15:04 »
Alvanon spürte selbst, dass sein Spiel mit dem Gegenüber eingerostet und sein Auftritt dementsprechend wenig beeindruckend war, doch dass sein Publikum und Adressat der wütenden Worte mit der einzigen Art reagierte, die einen Schauspieler zur Verzweiflung treiben konnte, warf ihn ein wenig aus der Bahn und ließ ihn schweigen und nachdenken. Vielleicht war hier eine andere Vorgehensweise gefragt, nicht die des fegenden Sturmes, der die Hindernisse beseitigt wie Strohhalme auf dem Sommerfeld. Und zu allem Übel spürte er wie Messer auf seinem Körper die starren Blicke der Zar’rah des Tyrannen, die auf seine Verbeugung warteten und sich nicht eher zufrieden geben würden, ehe er mitspielte oder zu Staub zerfiel. Vor wenigen Momenten noch schien es ihm gar nicht so schlimm, als die Empörung über seinen neuen Körper noch Überhand nahm, doch mittlerweile hatte er sich ein wenig an das Fleisch gewöhnen können, welches seine Seele aufs Neue kleidete, und ihm zumindest die Möglichkeit ließ, noch einige unerledigte Aufgaben zu beenden, wie die triumphale Rückkehr in seine Heimat.

Der gesichtslose Elb spürte, wie seine Aufmerksam langsam abdriftete wie ein schlecht festgemachtes Boot an einem Strand mit Wellengang, und so bekam er nur am Rande mit, dass Dhurek mit seinen Ausführungen fortsetzte. Da er das Boot der Aufmerksam noch rechtzeitig aus den Gezeiten holen konnte, bekam Alvanon aber noch mit, wie der Priester auf sein Gesicht zu sprechen kam. Anscheinend hatte der Mann, der so für Vecor warb, ihre Körper nicht nur mit unheiligem Leben beseelt, sondern sie auch neugestaltet nach seinem besten Wissen und Gewissen. Erneuter Ärger grollte auf in Alvanon. Er spürte, dass seien Ausgewogenheit, wie er sie zu Hause in Cro Forais erlernt hatte, unter den Menschen zu leiden begann. Seine Schöpferin Seheiah hatte doch recht, wenn sie davon sprach, dass der Einfluss der anderen Völker nur allzu schändliche Auswirkungen auf das elbische Gemüt haben würde. Dies ärgerte nichts an dem Ärger, und gleichermaßen auch nichts an einer Verwunderung, die in dem einstigen König heranwuchs. Warum nur konnte sein Gesicht nicht wiederhergestellt werden? Lag es an der Unfähigkeit des Priesters? An seinem Unwissen über die tatsächliche Gestalt seiner selbst? Oder hatte es einen größeren Hintergrund? Eine Strafe vielleicht, aber wofür, das erschloss sich dem Elb in diesen Augenblicken nicht.  Überhaupt konnte er nur raten, und so ganz konnte er seinem Geist nicht trauen, wie er bereits bemerkte, noch schien er nicht vollends zu funktionieren, ähnlich wie ein Zauber, dessen Ritual beinahe beendet war, aber noch eine oder zwei Zeilen zum Abschluss benötigte, um seine wahre Macht zu entfalten.

Währenddessen wurde der nächste König wiederbelebt. “Wie viele Könige wurden denn bitte in das Vergessen entsandt? Die Menschen hier scheinen ziemlich dünnhäutig zu sein. Ich beginne mich dafür zu interessieren, warum man sie wohl so gestraft hat.“ Das Interesse ebbte allerdings ziemlich schnell ab, als sich Alvanon der offensichtlichste Charakterzug des neuerweckten Königs offenbarte: ein kleiner Angeber, welcher gerne mit Wissen und Macht anzugeben schien. Ein leises Lachen verließ den Ort, an dem seine Mundhöhle einst gewesen sein musste. Er war überzeugt von seiner Macht, so überzeugt, dass er sogar freiwillig zu einem Untoten werden wollte. Sicherlich hatte der Untod Vorteile, doch suchten nicht nur die den Untod, die eine Mehrung der Macht durch offensichtliche Nachteile des alten Daseins, wie allzu rasche Sterblichkeit, erstrebten?

Noch immer war der Elb sich nicht sicher, wie er weiter Verfahren sollte, als ausgerechnet Dhurek ihm die Lösung für sein Dilemma offenbarte, gleich einer Opfergabe auf dem Silbertablett. Scheinbar waren die letzten Silben gesprochen und sein Verstand erneut so scharf wie eh und je. Alvanon kostete die Worte Dhureks voll aus, genoss jede einzelne Nuance ihres Geschmacks in seinen – nun ja- Ohren und fand sie so köstlich anregend, dass ihm seine nun vergangene Blindheit seltsam Lächerlich vorkam. “Das Reich kann durch euch gerettet werden.“ Dies waren die magischen Worte, die den Elb, eben noch zu Untode betrübt, nun in Hoch der Gefühle trieben, die die Maske nach außen hin mit stoischer Ruhe verdeckte. Kein Lächeln war zu sehen, und doch spürte der Gesichtslose es, als wäre es dennoch da. Er hatte eine Aufgabe! Das Vergessen, welches über ihm lag, musste vergehen, denn dann würden die Menschen sich erinnern. Sich erinnern, an die Schmach, dass ein Elb sie beherrscht hatte, mehrere Jahre lang, ohne dass sie es bemerkten. Und diese Schmach würde noch größer werden, wenn sie erst erkannten, dass es auch dieser Elb war, den sie aus ihren Köpfen und Geschichtsbüchern verbannten, der ihr Reich vor dem Verfall gerettet hatte, da ihr eigenes Geschlecht zu schwach war, sich von einem weiteren unfähigen Herrscher zu befreien, dessen scheinbares Phlegma sich offensichtlich auch auf diejenigen ausbreitete, die ihn von seinem Thron heben konnten.
 
Der Ausweg aus dieser Situation erschien dem einstigen Spion nun denkbar einfach. Es lag so klar vor ihm, dass er beinahe danach greifen wollte, um den Gedanken ja nicht mehr zu verlieren. Er erinnerte sich seiner Talente und Fähigkeiten und sein Geist formte bereits ein neues Stück, in welchem er eine tragende Rolle spielen würde, so wie er Johannes III. gespielt hatte, in dieser Komödie voll tragischer Elemente. Er würde eine neue Rolle annehmen. Johannes war nicht geeignet, diese Aufgabe zu übernehmen, auch wenn viele Elemente von ihm in der neuen Rollen zu finden sein würden. Das Publikum brauchte Wiedererkennungswert, auf dass es sich an ihn erinnerte und der Schande bewusst wurde, doch auch Alvanon war nicht geeignet, dies zu übernehmen. In dem deformierten Schädel des Elben vermischten sich die beiden Wesen zu einer neuen Rolle, und heraus kam Alvanon, der Menschenkönig. Ein sein erster Auftritt ließ nicht lange auf sich warten, denn mit einem resignierenden Tonfall in der Stimme des Johannes sprach er: “Verzeiht, dass ich mich so ungebührlich verhalten habe wie ein trotziges Kind, welches nicht seinen Willen bekommt. Ich war verärgert durch meine Verwirrung, und gleichermaßen verwirrt durch meinen Ärger. Ich erkenne nun das Geschenk an, welches ihr uns allen gemacht habt, und weiß, es zu nutzen, dass auch euer Wille dabei nicht zu kurz kommen wird. Euer Wille ist in der Tat auch mein Wille, denn das Reich muss gerettet werden.“ Es folgte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Schließlich setzte er wieder ein: “Dhurek Ghassor, sagt, in welches Jahr habt ihr uns gerufen? Welche Geschehnisse haben wir verpasst, die das Reich an die Schwelle des Abgrunds trieben, dass ihr zu solch verzweifelten Maßnahmen greifen musstet?“
Vielleicht ein wenig zu sehr übertrieben, so fürchtete der Elb. Andererseits interessierte ihn wirklich, was er erwarten durfte. Dhurek begann ja nun zu reden, so schien es der rechte Zeitpunkt, Fragen zu stellen. Allerdings hatte er noch etwas zu erledigen, etwas sehr wichtiges. “Doch nun scheint mir der Zeitpunkt gekommen, ein Versäumnis nachzuholen. Entschuldigt mich einen Augenblick.“

Der Gesichtslose nahm die Maske von seinem Gesicht. Sie war für das, was er vorhatte ungeeignet. Stattdessen nahm er die Maske hervor, die er während seiner Königsherrschaft in Zhuras getragen hatte, und setzte sie vor die Ruine, welche einmal sein wahres Gesicht war. Schließlich ging er langsam, mit der elbischen Eleganz und Anmut, in die Knie und blickte nach oben zur Höhlendecke. Es war jedoch nicht Alvanon, der Elb, der in die Knie ging. Es war Alvanon, der Menschenkönig. Für alle vernehmlich erklang der Treueschwur auf Vecor.

Mephala Egadir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #40 am: 08.02.2012, 00:03:59 »
Nur langsam schaffte Mephalas Verstand das Gesehene zu verarbeiten, zu akzeptieren. Natürlich war es keine Sorge um Dhureks Schicksal oder gar Mitleid, dass sie so sehr überwältigte, aber dennoch war es nicht ausschließlich Bewunderung für das Wirken ihres Gottes Dagur dessen sie Zeugin sein durfte. Nein einige andere Gefühle mengten sich hinzu und gaben der Magierin Rätsel auf. "Er opfert sich so selbstlos und dabei kann er sich gar nicht sicher sein, dass sein Plan gelingen wird.". Die Hingabe des Mannes nötigte ihr ein gewisses Maß an Respekt ab. Freilich, hätte Dagur ihr aufgetragen ihr Leben zu geben, hätte sie es mit Wonne getan, aber trotzdem war es ein beeindruckender Charakterzug des alten Mannes.
Sein Leben und ein ungewisses Schicksal im Jenseits für das Unleben von zu Recht vergessenen Tyrannen. "Welche Zweifel ihn wohl plagen?" Mephala fühlte sich durch Dhureks Opfer diesem in keiner Weise verpflichtet. Den vielen Glücklosen, deren Leben sie auf dem Altar in ihren verborgenen Gemächern Dagur als Opfer dargebracht hatte, fühlte sie sich bis heute nicht verpflichtet. Aber Dhureks Opfer wurde angenommen und dieses Wissen verpflichtete Mephala sehr wohl. Dagurs Wille stand hinter all dem was hier geschah und bis sie keine gegenläufigen Hinweise erhielt würde sie tun was Dhurek von ihr erbat. Für die Königin war er ein Agent des dunklen Gottes in Gestalt eines Vecorpriesters.

Inzwischen war sie wieder im Hier und Jetzt angekommen und rappelte sich wieder auf. Sie blickte sich kurz um, anscheinend hatte niemand ihrem Schrecken ein größeres Interesse zukommen lassen. Rasch klopfte sie sich den Staub der Krypta von ihrem Kleid und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. Interessiert verfolgte sie nun die Erweckung des letzten Königs, der so viel untoter aussah, als sie alle zusammen. Als er von seinen nekromantischen Plänen berichtete leuchteten Mephalas entzündete Augen vor Freude förmlich auf. Sie hatte sich sehr gewünscht, nicht allein mit ihrem Glauben und ihren Bestrebungen stehen zu müssen, das erkannte sie besonders in diesem Augenblick. Aber so wie er das Wort Geschenk betonte als er von seiner neuen Gestalt sprach, kamen ihr Zweifel in wie weit für Nicos der Untod Ausdruck von Dagurs Größe war.

Die interessanteste Person im Raum blieb - natürlich neben Dhurek - weiterhin Alvanon. Vor ihrem Zauber hatte er sehr höfliche Worte an sie gerichtet. Selbstverständlich stand sie nun über solchen Dingen, aber dennoch fand sie Gefallen an der Einstellung des Elbens. Leider schien er die größte Krankheit seines Volkes, die Überheblichkeit, in sein neues Dasein gerettet. Seine Tirade gegen den dahin scheidenden Archivaren bewies dies und zeigte auch dass der ehemalige Elb mit Leichtigkeit von Schmeichelei zu Wut umzuschwenken wusste.

Um so aufmerksamer beobachtete sie nun seine jüngsten Worte, die nun ganz anders waren als die Eitelkeiten zuvor. Auch wenn Mephala darauf achtete merkte sie, wie sie dazu neigte Alvanon Wohlwollen entgegen zu bringen. Dabei bedankte er sich nicht für das Geschenk des Untodes, nein, er erkannte es lediglich an. Sie lächelte ihn an und gleichsam in sich hinein. Bei diesem würde sie sehr vorsichtig bleiben müssen, aber dennoch wusste sie jetzt schon, dass es ihr nicht möglich sein würde den  ehemaligen Elben aus ihren Gedanken zu verbannen, selbst wenn sie es gewollt hätte.

Als sie wieder zu dem Archivaren blickte, musste sie mit Beunruhigen feststellen, dass die Einforderung seines Opfers nun offensichtlich wurde. Mit leichter Sorge sah sie kurz zu den Zah'rah und dann wieder zurück. Wie lange hatte der alte Mann noch und was würden die Wächter ihrer Kammer danach mit ihnen machen?

Mit einem leicht gehetzten Unterton in der Stimme knüpfte sie an Alvanons Fragen an: "Bitte vergeudet Eure letzten Atemzüge nicht damit uns Dinge zu berichten, selbst ein Barbar[1] ohne weiteres erfahren könnte. Bitte widmet Euch zuerst den wichtigen Dingen."
 1. Barbar

Mauron IV

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Die vergessene Gruft
« Antwort #41 am: 08.02.2012, 15:19:21 »
Maurons Verstand arbeitete nur langsam, die Gedanken waren flüssiges Blei, das seinen Schädel durchströmte. Niederknien, das hatte er noch nie gemacht. Einem Gott huldigen? Das hatte er auch zu Lebzeiten nicht gemacht, denn er hatte darin nicht den reinen Klang gefunden, den seine Seele - war es seine Seele oder etwas anderes? - so ersehnte.

"Warum sollte ich mich vor Vecor verbeugen. Ihr habt mich hierher gerufen, ohne dass ich Euch darum gebeten habe. Also braucht ihr mich - zweite Chance hin oder her. Sagt, was ihr wollt und dann werde ich sehen, ob ich dabei helfen kann. Aber ich werde nicht niederknien. Ich bin Mauron der Vierte, Entdecker des kosmischen Akkords - alles andere ist unwichtig."

Mauron schaute die Golems an, sein Verstand begann, klarer zu werden. Er schaute sich um, keinen der Anwesenden kannte er, aber die meisten schienen sich nicht der Anordnung beugen zu wollen.
« Letzte Änderung: 08.02.2012, 15:20:57 von Mauron IV »

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #42 am: 08.02.2012, 23:45:38 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 02:48 Uhr

Das Bluten Dhureks wurde stärker, im Zwielicht der Fackeln sah man, dass sein grauer Überwurf sich dunkel einfärbte. Als würde er über seine Poren bluten, doch unbeirrt blieb er stehen. Wahrscheinlich hatte Mephala recht, wenn sie den Archivaren dazu anhielt, sich nur um die wichtigen Dinge zu kümmern. So stark, wie er blutete, hatte er nicht mehr viel Zeit, ehe er verblutet war. Dennoch nahm sich Dhurek Ghassor die Zeit, um mit ausdrucksloser Miene Nicos, Mauron und gerade auch Morgrims Kampf mit sich selbst anzuschauen. Doch Dhurek nahm sich diese Zeit, faltete die zitternden Hände ineinander und ließ den Gehstock fallen, dessen Aufschlag durch die Gruft hallte. Die Fackeln flackerten im Wind, der für einen Sterblichen unbarmherzig kalt war. Es war der Wind, der ein Sterben ankündigte...

Die Zah'rah reagierten nicht auf Nicos und seine kritischen Worte, es kümmerte sie wahrscheinlich nicht. Nur Alvanons Kniefall hatte das Leuchten für einen Moment schwinden lassen, welches jedoch durch Maurons energische Widerrede wieder entflammte. Ihre Glieder quietschten, so langsam machten sich die Stahlriesen zum Angriff bereit. Dhurek beobachtete das aus blutigen Augen, sofern er aus ihnen überhaupt noch etwas sehen konnte. Er setzte sich auf den Alter, da seine Beine zu schwach wurden, um sein Gewicht zu halten. Als er sich setzte, wurde die Blutlache unter ihm sichtbar. "D A G U R!", halltes es schrecklich lachend durch den Raum, doch Dhurek blieb ruhig. Als hätte er sich mit dem abgefunden, was ihm gerade geschah.
"Nicos, Hoheit. Ich erkenne, dass ihr einen starken Geist habt. Dass ihr zu kombinieren und denken vermögt. Dass sind jene Gaben, von denen ich sprach. Auch jener, der den kosmischen Akkord gefunden glaubt, hat einen beeindruckenden Willen. Aber doch ist es falsch, mich überzeugen zu wollen. Falsch ist auch, dass ich euch brauche. Ich habe nur getan, was mein Gott mir auftrug. Nun sterbe ich.", seine Stimme wurde schwach, aber irgendwas schien die Geräusche der Zah'rah für einen Moment zu unterdrücken, sodass Dhureks geisterhafte Stimme noch zu hören war. Das Leben wich rasch aus ihm.
"Das Reich braucht euch und ihr braucht euch. König Valash, der Tumbe; er ist gestorben, weil ihr euch weigertet. Ihr habt euch einen Teil eurer Kraft bereits genommen. Mich braucht ihr nicht überzeugen. Ich bin Archivar geworden, weil ich wusste, dass man keinen Menschen mit Wort und manchmal auch Tat von etwas überzeugen kann, was er schlichtweg nicht will. Das gilt erst recht für Elben und Zwerge. Jedes Wesen hat jedoch einen anderen Punkt, an dem er Vecors Macht erkennt. Aber mein Wort wiegt nicht schwer genug, welche Performanz es auch tragen mag[1]. Mich könnt ihr davon überzeugen, dass ich euch nicht überzeugen kann von Vecor. Das ist nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist euch den Weg zu weisen, nicht das Ziel zu schenken. Aber die uralten Zah'rah, eure Wächter, sie verstehen diese Feinheit des Seins nicht und jener Mann, der sie für Vecor geschaffen haben mag, verstand auch nicht. Sie verstehen nur Widerstand oder Hingabe. Sie verstehen kein Wort dahinter, keinen Zynismus oder auch kein Lippenbekenntnis. Diese Situation, sie zeigt den Grund eures Versagens, den so viele Herren teilen. Ihr seid begabt, manchmal sogar Genies, aber ihr verrennt euch und erachtet euch als so mächtig, dass ihr jedem Kampf trotzen könnt. Ihr überseht gerne, weil ihr verführt seid von dem, was ihr sein könnt und dürft[2]. Eure Geburt und jetzt euer Untod, sie geben euch Macht. Aber die Allmacht hat nur Vecor. Aber so prächtig und ausgereift euer Geist sein mag, so dumm bleibt es, einem Haufen Blech zu drohen oder mit ihm zu disputieren, obwohl er nur ein festes «Ja» oder ein festes «Nein» kennt und es bleibt genauso törricht mich weiter überzeugen zu wollen, der ich von Anfang an kein Missionar war und auch nicht der wahre Meister dieser Zah'rah bin."
Mit noch schwächer werdender Stimme versuchte er es noch klarer zu machen, wie er es von seiner Warte inzwischen sah.
"Wenn ihr Ruhe haben wollt, tut den Zah'rah den Gefallen und überlebt und hört, wie ihr euch retten könntet, wie ihr euch Würde geben könnt. Wenn ihr vor den Zah'rah nicht das Knie beugen wollt, dann sterbt. Zwar braucht das Reich euch, aber ich kann nicht verhindern, wenn ihr eure Gaben ein zweites Mal wegwerfen wollt. Flieht, wenn ihr meint, dass das der Weg ist. Doch dann werdet ihr an anderer Stelle sterben oder versagen. Vor mir müsst ihr euch nicht rechtfertigen, vor den Zah'rah könnt ihr euch nicht rechtfertigen. Aber seid euch gewahr, dass ihr euch vor Vecor rechtfertigen müsst und vor euren Götzen, sollten sie existieren. Aber das ist nichts, was ich zu bewerten habe oder überhaupt will."

Dhurek legte sich auf den Altar und kreuzte die Hände über seiner Brust, als habe er jeden Schritt dieses Rituals geplant. Am Anfang schien er noch schwach, auch im Geiste, vielleicht war er es auch. Aber das Gebet hatte irgendwas an ihm geändert, als hätte er sein Ende gesehen und sich in dem Moment mit seiner Schwäche und seinen Taten abgefunden. Er schloss die blutenden Augen, sein Blut lief am Altar herab und die Fackeln flackerten aufgeregt, warfen wilde, unförmige Schatten durch den Raum. Dhureks Atmen war kaum noch zu hören, doch auch die Zah'rah waren nicht zu hören, obwohl sie unschlüssig zwischen Dhurek, Mauron und Nicos hin und herschauten. Sie hätten massig Geräusche abgeben müssen.
"Thuras will in den alten Überresten des Sanktuariums von Gharussal sitzen. Dieser Ort ist ein heiliger Ort des untergangenen Riesenreiches, aus dessen Ruinen Zhuras entstand." Dhureks Stimme war ein leiser werdendes Flüstern. "Es ist die Königswiege der Riesen gewesen. Jeder König, der werden sollte, verbrachte im Reich der Gaahl die ersten fünfzig Jahre seines Lebens. Umgeben von uraltem Wissen und uralter Weisheit verkörpert durch die ewigen Philosophen und den ewigen Wächtern. Die Wächter bewachten jeden König und verhinderten, dass er durch Gewalt sterben konnten. Die Philosophen lehrten ihn alles, was er zum Herrschen wissen musste. Die Riesenkönige waren Philosophenkönige[3]. Als das Szepter der Gaahl jedoch mit Gewalt genommen wurde, verloren die Egadiren das Wissen über die alten Hallen, über das Sanktuarium.
Thuras IV. weiß jedoch um die Macht dieses Ortes. Er weiß, wie er ihn betreten kann. Thuras hat Attentate überlebt, er ist gewappnet gegen jenes, aber noch ist er verwundbar. Wenn er das Sanktuarium erreicht und sich darin verschanzt, um nicht mehr mit Gewalt getötet werden zu können, wird das Reich fallen. Es wird verloren gehen an Tausende von Kräften und keine Kraft wird Gnade für euer Dasein empfinden. Nicht jeder von euch war so mächtig, wie Nicos einst war, als er Dagurs Plage schuf und ihr würdet wahrscheinlich fallen, ehe ihr in eine vergleichbare Position kämet, in der man eure Macht anerkennen könnte oder euch verschonen würde. Vecors Zah'rah sind euer kleinstes Problem."
, prophezeite der sterbende Archivar, während er auf dem Alter schwächer und schwächer wurde. Er hustete Blut hervor. Er schien von Alvanons versöhnlichen Verhalten beruhigt, denn er sprach ihn jetzt an.
"Wir haben den 10. Jantus des Jahres 1214 nach der Gründung Zhuras durch Egadir in den Ruinen von Gharussal. Im ersten Flur dieser Gruft steht in einem Alkoven ein Tabernakel, dort habe ich meine Aufzeichnungen liegen lassen, die ich nicht mit mir nehme. Dort findet ihr eine kurze Abfassung meines letzten Werkes. Eine unvollständige Geschichte des Reiches[4]. Ich habe keine Zeit mehr, euch eure Geschichten und jene des Reiches zu erläutern. Keine Zeit für all diese Sachen. Aber zu Thuras IV. habe ich einiges zusammengesammelt. Mehr findet ihr in der nächsten Stadt, falls ihr diesem Weg, den ich euch vorschlage, folgt. Die Stadt heißt Izhar und liegt zwei Tage südlich der Gruft. Auf dem Weg dorthin, werdet ihr eure Kräfte regenerieren müssen, denn die Stadt ist in Aufruhr."

Dhureks Stimme war kaum noch hörbar, trotz der Stille war es beinahe unmöglich, Dhurek noch zu hören. Seine Glieder waren erschlafft, aber noch sprach er, mit einer Geste schwebte sein Gehstock in seiner Hand. "Ich...Ihr müsst...Thuras IV. töten....dann...ihr...fr..e...i!" Eine Lichterexplosion! Sonnenlicht verschlung die Gruft für einen Moment und blendete sogar die magische Sicht der Untoten. Schmerz, wie er seit der Sterblichkeit nicht mehr bekannt war, durchströmte die Untoten. Als das Licht sich schwächte, brannte die Leichte Dhureks lichterloh in der Intensität der Augen der Zah'rah, welche vor Ehrfurcht selbst auf die Knie gefallen waren. "VECOR IST GROß!", riefen sie aus. Und mit einem Schlag war die Geräuschkulisse da. Der Hall der Golems durchströmte die Gruft, ihre Bewegungen waren wie ein Erdbeben. "VECOR IST GROß!" Dhurek war bereits zur Unkenntlichkeit verbrannt. Dagurs Fackeln waren kaum sichtbar, sie loderten nur noch wie Kerzen, aber nicht mehr wie Fackeln.
Was hatte Dhurek Ghassor getan? Was für eine merkwürdie Aufgabe hatte er ihnen gegeben? Und was für eine merkwürdige Form? Der Untod, er schien so greifbar für manche, doch war er es? Welch ein Zustand war es und wem hatten sie den wirklich zu verdanken? Der merkwürdige Archivar hatte mehr Fragen als Antworten hinterlassen und nicht wirklich Licht in das Dunkel gebracht. Was würde passieren, was war wirklich zu tun? Und dann waren da noch die Zah'rah, die sich geräuschvoll aufrichteten und auf Nicos und Mauron schauten.
 1. Performanz
 2. Aktueller Zeit-Artikel zu einer ähnlichen Fragestellung
 3. Zur Erläuterung. Das Riesenreich Gaahl war eine Abart von Platons Idealstaat
 4. Wenn ihr das nachher mitnehmt, seit ihr auf dem Stand des Informationsthread.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Nicos

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Die vergessene Gruft
« Antwort #43 am: 09.02.2012, 15:50:54 »
Offenbar hat Dhurek eine ganz besondere Kraft Dagurs benutzt, vielleicht sogar einen Pakt mit ihm geschlossen; nicht umsonst wird es wohl "D A G U R!" durch die Gruft hallen, denkt sich der Nekromant. Nicos ist froh später dann von dem Spektakel um Archivar Dhureks Tod nicht blind geworden zu sein. Das helle Licht hatte er gar nicht gern. Trotz des spektakulären Tod denkt sich Nicos: "Da ist er nun wohl tot der alte Narr. Da kann man wohl nichts mehr für ihn tun. Aber ein beeindruckender Abgang, das kann ich schwerlich abstreiten."

Still und starr steht Nicos danach da. Keine Reaktion ist nach außen hin an ihm zu erkennen. Er macht sich in aller Ruhe seine Gedanken. "Der Glaube an Vecor ist nicht der meinige. Was will ich mit einer Gottheit, der tumbe Golems als Elite-Krieger besitzt? Ich bin untot und Nekromant, allerdings halte ich nichts davon Tod und Seuchen zu verbreiten, um einen gesamten Staat, ja vielleicht sogar einen Kontinent in ein von Untoten bewohntes Gebiet zu verwandeln. Als Diener waren Untote gut, aber nur Untote in einem Staat zu haben, wäre nichts für mich. Mein Untod und der der anderen ist etwas Besonderes, man könnte bestimmt nicht ein ganzes Volk aus so einer Art von Untoten erschaffen. Dhurek musste bestimmt einige wertvolle Ressourcen eingesetzt haben, um für solch einen Untodenzustand zu sorgen.

Doch ich war dabei mir Gedanken über Glaubensrichtungen zu machen: Als König wäre solch ein Glauben närrisch gewesen, aber jetzt nachdem ich mein ganze Leben noch einmal vor meinen Augen vorüberziehen lasse, wäre es besser gewesen, wenn ich irgendwie im Hintergrund die Fäden gesponnen hätte. Ich will nicht zum zweiten Mal König sein, sondern ein mächtiger Mann im Hintergrund. Um so schwächer der König, um so besser. Doch Thuras IV. zu stürtzen klingt nach einer interessanten Aufgabe. Durch List und Tücke könnte das möglich sein. Soll einer der anderen vergessenen König in diesem Raum danach den Thron besteigen. Ich werde schon die Macht bekommen, die mir zu steht. Als Gottheit will ich nun Euch folgen Menthir. All diese Gedankengänge führen dazu, Euch zu dienen, den Gott der Intrigen. Ein Lippenbekenntnis sollen die Zah'rah im Zuge meines neuen Glaubens bekommen. Dhurek hat eh schon verraten, dass diese Golems ein Lippenbekenntnis nicht von der Wahrheit unterscheiden können. Das ist ganz zu meinem Vorteil."


Dann urplötzlich kniet Nicos vor den Zah'rah nieder und sprich das Gebet, das sie verlangen. Nicos hatte sich in seinem Leben oft verstellt und es macht ihm auch dieses Mal nichts aus, sich wieder zu verstellen.

Danach richtet sich Nicos wieder auf und richtet folgende Worte an Mauron IV: "Mauron der Vierte, Entdecker des kosmischen Akkords", innerlich betrachtet, meint Nicos diese Bezeichnung spöttisch, aber seine Stimme klingt nach außen hin kalt und emotionslos und Nicos verzieht keine Miene, "Ihr seid vermutlich genauso wie auch alle anderen in eine besondere Form von Untoter verwandelt worden. So etwas wertvolles solltet Ihr nicht wegschmeißen und Euch vernichten lassen. Wenn Ihr es geschickt anstellt, könnt Ihr ewig leben und Euren kosmischen Akkord noch weiter verbessern. Ich schätze, dass alle anderen hier sich auch vor den Golems verbeugt haben und zu Vecor gebetet haben. Ihr fehlt jetzt vermutlich als einziger von uns sieben. Wie Archivar Dhurek nämlich schon sagte: Die Zah'rah- also die Golems- kennen nur ein 'Ja' oder ein 'Nein'. Ihr könnt noch viel als Untoter erreichen Mauron der Vierte."

Nicos wollte Mauron nur davon überzeugen, sich dem Willen der Golems zu beugen, weil um sehr mehr sie eben waren, die zusammenarbeiteten, um so mehr Macht hatten sie. Sie hatten offenbar schon einen vergessenen König als Hilfe bei den kommenden Aufgaben verloren. Es musste nicht sein, noch einen weiteren vergessenen König zu verlieren. Was Nicos tat, tat eher aus kühler Berechnung heraus, nicht weil er etwa so ein gutherziges Individuum gewesen wäre.

Nicos wartet nicht ganz auf Mauron, sondern sammelt schon seine üppigen Grabbeigaben zusammen. Mit ihnen würde er einiges anfangen können. "Ich werde dann ein Ritual machen, dass für uns bestimmt irgendwann noch einmal von großem Nutzen sein wird. Ich hoffe niemand hat etwas dagegen, wenn ich einen untoten Verbündeten beschwöre, oder? Immerhin scheint es hier ja sowieso so, dass wir wohl alle untot gemacht worden sind."

Tutari Silberklaue

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Die vergessene Gruft
« Antwort #44 am: 09.02.2012, 16:27:20 »
Tutari ist langsam von dem Geschwätz der versammelten Personen im Raum. Immer geht es um das gleiche Thema. Niemand der Anwesenden will den Gott anbeten und die Golems. Ungeduldig trommelte die junge Untote auf der Steinwand neben sich herum. Als sie es nicht mehr aushielt stellte sich sich mitten zwischen die Protagonisten und erhob ihre Stimme. Seid ihr alle verrückt geworden ? Warum streitet ihr euch um die Anbetung eines Gottes ? Habt ihr euch einmal von oben bis unten betrachtet ? Ihr seid totes Fleisch ? Was wollt ihr tun wenn ihr das erledigt habt was dieser Mann von euch erwartet ? Wollt ihr euch ein schönes Häuschen kaufen und euch im Vorgarten sonnen. Ich will das nicht !

Dann schaut sie den Archivar tadelnd und gereizt an. Wenn ich etwas für euch tun soll was offensichtlich diese süßen Metallklötzchen auch nicht können, und ich bin bereit dafür, dann seht zu dass Vecor, wenn ihr einen gewissen Einfluss habt, mir die Gabe des Lebens verleiht ! An einem Leben als Untote habe ich kein Interesse ! Dann kann ich mir gleich ein Loch graben um mich hinein zu legen. Oder glaubt irgendeiner von euch dass wir irgendwo willkommen sind ? Mit einem eisigen Blick und den Händen an ihren beiden Waffen macht sich die Königsmörderin für alles bereit was auf sie zukommen sollte.
Nur wenn du dich freiwillig in die Kälte begibst
wird es dir warm um Herz

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