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Autor Thema: Die vergessene Gruft  (Gelesen 30647 mal)

Beschreibung: IC-Thread - Kapitel 1

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Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #120 am: 23.03.2012, 12:11:25 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:24 Uhr

Der Zwerg, er besaß scheinbar nervöse Finger, die ein Spiegelbild seines nervösen Geistes waren, welcher sich in den Nachklang an vergangene Taten purer Niedertracht bettete. Schnell hatte eine glitzendere Lichtmasse sich über das Wesen des Schattens verteilt, aus dem schwer sichtbaren Schemen wurde ein deutlich erkennbarer elbischer oder albischer Humanoid. Nach wie vor waren sie kaum auseinanderzuhalten, man musste Erfahrung im Umgang mit diesen Wesen haben, um sie zweifelsfrei auf die Entfernung zu erkennen. Die geographische Lage ließ jedoch mit ziemlicher Sicherheit einen Alben in der halben Deckung des Fensters stehen, der aber seinen Zielvorgang abbrach und sich mit grimmiger Miene den Glitzerstaub von der Haut zu wischen. Doch es haftete an ihm. Schnell versuchte er wieder den Bogen anzulegen, während Roker den Kopf wild nach hinten drehte, um zu schauen, was vor sich ging. Sein Zweihänder war nun in einer kampfbereiten Pose, doch er sicherte sich zu beiden Seiten ab. Erst wurde er angelogen - etwas, was er an seinem ärgerlichen Blick nach Nicos Worten sofort jedem deutlich geworden war - und nun sprachen sie von Attentätern. Er wähnte sich zwischen Feinden!

Der Wind pfiff eisig durch die kahlen Bäume...

"Bei den Arschhaaren deiner Großmutter." flucht Morgrim über den Elfen der offensichtlich seinem Zauber widerstanden hat. Er greift eine weitere Rune im Schutz seines Schildes und murmelt etwas. "Geschwindigkeit!" beendet er die Beschwörung. Ein Gefühl der Unruhe erfüllt die Könige. Ihre Bewegungen werden schneller wie auch Morgrim augenblicklich demonstriert. Beschleunigt bewegt er sich auf Roker zu.

Durch Mogrims Aufruf aufgeschreckt, zog Clavius ohne zu zögern sein Schwert und machte dank des Zaubers den Alben schnell aus. Nachdem er noch einmal schnell die nähere Umgebung nach weiteren feinden abgesucht hatte, setzte er sich dem Zwerg folgend in Bewegung und nahm mit seinem Schild eine defensive Haltung ein. Zuerst überlegt er ob er seinen Mitstreitern Befehle zurufen sollte, doch nahm er an dass sie schon gut genug wüssten was zu tun war und lies es am Ende doch bleiben.

Nach dem plötzlichen Licht durch den magischen Staub – einem ihm wohl bekannten Zauber- konnte Mauron nun ebenfalls den Alb sehen, der noch immer seinen Bogen in der Hand hielt.
Instiktiv reagierte Mauron, wie er es immer tat, wenn er sich einer Gefahr bewusst wurde. Mit einer raschen Bewegung griff er in seinen Beutel und holte daraus ein kunstvoll verziertes Horn hervor, das er auch so gleich nutzte.
Zunächst schien es, als würde nichts passieren, aber dann bemerkten die anderen Könige eine tiefe Vibration, die ihren Körper zu durchströmen schien. Nach dem die erste Welle abgeklungen war,  konnten sie nun ein regelmässiges, schwaches Pulsieren spüren.

"ALARM!", bellte der bullige Roker einen knappen und mehr als deutlichen Befehl. Kurz zögerte er dann, als Clavius und Morgrim ihn in eine Flankenposition setzten. Zwar hielt sich die Frau - Mephala - zurück, aber Roker war unschlüssig, was er tun sollte. Während er nach vorne stürzte und sich dem Zwergen entgegenwarf, kamen zwei Söldner aus dem besseren Holzverschlag gesprungen, die sich vor der Tür postierten und grobe Armbrüste zogen aus einem abgegriffenen, verdreckten Holz. Die Kreuzbögen waren von betrchtlicher Länge und die Armbrüste ziemlich massiv. Es waren eindeutig Armbrüste, welche schwere Rüstungen durchschlagen sollten. Jeder, der sich in Gefechten etwas auskannte, wusste, dass man keine schwere Armbrüste mit in einen dichten Wald nahm, zumal Alben selten schwere Rüstungen trugen. Doch der Gedanke der Sorge war ein kurzer, den sie legten an. Einer auf den im Glitzerstaub leuchtenden Alben und einer auf den sich hinter seiner Deckung verschanzenden Clavius.

Der Mann mit dem mutigen Mutwerk nahm den Zweihänder alleine in die linke Hand und rammte Morgrim mit der Schulter. Leder prallte auf massiven Zwergenstahl. Es knallte laut, doch die berühmte, zwergische Standkraft blieb bestehen. Niemand schubste einen Zwerg um. Im selben Moment beschloss der Alb seine tödliche Absicht, sich nicht um seine Sichtbarkeit kümmernd. Schnell legte er an und sandte den Pfeil auf die Reise. Es war schnell gezielt und fast etwas zu niedrig angesetzt, doch Morgrim blieb stehen, der Mensch prallte etwas zurück und gerade noch erwischte der Pfeil Roker in der Wade, der kurz vor Überraschung und Schmerzen aufbrüllte. Derweil stürzte der Alb sich zu Boden, in Deckung.

Die beiden Söldner, die durch die Tür gekommen war, riefen vor Schreck durcheinander und weitere Rufe ertönten aus dem Haus, noch mehr Söldner versuchten sich durch die Tür zu drängen. Der Kampf war eröffnet...

"Trottel!, Falsche Entscheidung." kommentierte Morgrim Rokers Entscheidung und schob seinen Ellbogen mehr aus Reflex und halbherzig aus um den Rückstoß des Menschen zu verstärken und diesen zu Fall zu bringen.

Das Geschehen wurde unübersichtlich. Eben noch sprach Nicos davon, dass der Priester noch leben würde. Alvanon sah irritiert aus, denn er wusste ja, wie es wirklich war. Würde diese Lüge vielleicht noch Probleme bereiten? Dhurek schien relativ sicher bezüglich seines Todes zu sein, Alvanon war sich deshalb nicht sicher, ob er den Söldnern davon nicht erzählt hatte. Gespielt erstaunt fragte der Elb deswegen: “Aber Dhurek ist doch gestorben? Sein Ende dürfte bis hierher hörbar gewesen sein, bei der lauten Explosion.“

Weiter kam auch er nicht, denn das kräftige Attentäter aus des Zwergen Kehle unterbrach ihn, und setzte Ereignisse in Gang, deren Verlauf Alvanon innerlich zum Weinen brachten. [size=12]“Lasst diesen Irrsinn! Wir haben keinen Streit miteinander! Kümmert euch lieber um den wahren Feind, ihr Idioten!“[/size]In dem Moment traf der Pfeil Roger. “Seht doch nur, sie lauern bereits auf euren Tod, Roker! Er sprach die anderen an: “Und ihr hört auf, euch wie tollwütige Hunde zu benehmen! Seid ihr Orks?“[1]

Der Söldner stand nach dem Wadentreffer wieder, auch wenn es sicher für ein Lebewesen ein schmerzhafter, wenn nicht tödlicher Treffer gewesen sein musste. Er kniff die Augen zusammen und fing sich schnell wieder. Da er durch den Pfeil noch weiter nach vorne geschreckt war, half Morgrims lockerer Vorstoß Roker seinerseits zu Boden zu schicken, dem Söldner sogar. So konnte er sich am Zwergen kurz festhalten und abstoßen und gewann seinen Stand wieder. "Hört auf euren Freund! Hört auf, mich anzugreifen, ihr Vecormarionetten!", rief er laut und unter Schmerzen.

"Sagt Euren Männern, dass sie uns nicht angreifen sollen, Roker. Ich habe nur gelogen, weil ich keine sechstausend Goldmünzen zahlen wollte. Aber vielleicht ist ein anderer meiner Gefährten bereit Euch das Geld zu zahlen. Wir sollten aber erst nach dem Kampf gegen den Alb die Verhandlungen wieder aufnehmen." Nicos ist überzeugt von seinen Worten und entschließt sich jedoch erst einmal abzuwarten, was Roker nun tut. Den Alb, der in Deckung gegangen ist, kann er im Moment schlecht angreifen, deswegen tut Nicos das auch noch nicht. Er überlegt aber wie er am besten gegen den Alb vorgehen kann.

Mephala wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Eigentlich wollte sie keinen Kampf riskieren, immerhin hätte man Roker sicher auch ohne Lügen dazu bringen können, weniger Gold zu verlangen. Aber dann war es geschehen und Clavius und Morgrim befanden sich schon mehr oder weniger im Nahkampf, während Mauron ein schauriges Kriegshorn ertönen ließ.
Sie hätte schon lange den ein oder anderen Zauber gegen Roker schicken können, aber dennoch zögerte sie, in der Hoffnung, dass sich die Situation doch noch in Wohlgefallen auflösen möge. Die Söldner würden ihnen mehr über Dhurek und auch über diese Welt in der sie nun wandelten erzählen können, aber nur, wenn sie keine Feinde waren.
Aber es blieb immernoch die Frage des Goldes. Mephala selbst besaß gerade einmal etwas mehr als eintausend Münzen und sie bezweifelte, dass jemand wie Clavius oder Morgrim mehr Reichtümer als sie selbst bei sich trug.
Inzwischen war sie hinter Alvanon getreten, um besser vor umherfliegenden Geschossen geschützt zu sein und hatte noch immer keine Waffe gezogen oder einen Zauber gewirkt. "Haben wir überhaupt soviel Gold?", fragte sie halblaut die sie umstehenden Könige.
 1. Diplomatie: 30
« Letzte Änderung: 27.03.2012, 08:07:18 von Menthir »
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #121 am: 31.03.2012, 17:05:19 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:30 Uhr

Die angespannte Situation wurde nicht unterbrochen. Die beiden mit ihren Armbrüsten zielenden Soldaten blickten unsicher drein, gerade da er Alb zwar noch leuchten mochte, sich aber zu Boden geworfen hatte und somit nicht von hier aus zu treffen war. Wie groß war die Gefahr durch die Gruppe Menschen, die aus dem Wald kamen? Die Söldner fragten sich vielleicht, wie jemand lebend aus dem Wald kommen konnte, wenn er nicht mit diesen Alben paktiert hatte. Nervös warteten sie auf den Befehl von Roker. Derweil hob der Wind wieder an, doch blieb er jetzt gleichbleibend stark und ließ den restlichen Schnee, der noch nicht angetaut war, aufstoben.

"Ihr glaubt das ich dadrauf rein falle? Bereut Lügner!" Im Schutz seines Schildes murmelt Morgrim die nächste Beschwörung, eine weitere Rune verschwindet von einer Steintafel. "Haarwachstum!" beendet er den Befehl. Seine Barthaare verlängern sich und unter dem Helm quellen dicke Stränge heraus, mehrere Meter lang und erweitern somit den Bedrohungsbereich des Zwerges. Ausserdem zieht er seine Axt, um auf alle Situationen gewappnet zu sein. Und als hätten sie einen eigenen Willen schlagen die beiden Bartstränge nach Roker.

Sich hinter seinem Schild verschanzend nahm sich Clavius die Zeit sein gegenüber genau zu studieren. So stellte er fest dass der Hüne nicht wirklich ihr Feind war und dass sie sich voll und ganz auf den Alben konzentrieren konnten. Leider verstand Morgrim wohl Roker nicht Richtig und setzte seine Offensive gegen den Mann fort. "Morgrim, kümmert euch lieber um den wahren Feind!" rief dem Zwerg zu und nahm Anlauf auf die Tür der ungenutzten Hütte.
Dieser Alb würde ihn nicht entkommen und so eine mickrige Tür würde für ihn kein großes Hindernis Darstellen, dachte sich der untote König und warf sich mit voller Wucht dagegen.

Unsicher schaute Mauron zwischen den Beteiligten hin und her. Letztendlich fixierte er Roker und versuchte sich auf ihn einzustimmen, seine Melodie zu spüren. Normalerweise war er darin immer recht gut gewesen, aber heute wollte es ihm einfach nicht gelingen. Ja, Roker strahlt eine Melodie der Verwirrung und des Misstrauens aus, aber Mauron konnte einfach nicht einschätzen, ob er bereit war den Kampf gegen sie zu unterbinden. Immernoch unschlüssig, ob er nun abwarten sollte oder direkt eingreifen, beschränkte er sich darauf, sein Horn zu verstauen und seine Panflöte in die Hand zu nehmen.

Nicos haute sich mit seiner Handfläche gegen die Stirn, schüttelte ungläubig mit seinem Kopf und rollte mit den Augen. So viel Unfähigkeit auf einem Haufen hatte er selten erlebt. Erst der Zwerg, der das Temperament eines orkischen Berserker hatte, von Diplomatie so rein gar nichts verstand und unfähig war sich einfach mal etwas zurückzuhalten. Dann ihr auch so 'starker' Anführer, der beim Öffnen einer einfachen Holztür scheiterte. Es hätte nur noch gefehlt, dass Mauron mit dem Horn nach Roker geworfen hätte, statt es wegzupacken, dachte sich Nicos. Mit kalter Stimme wandte sich Nicos an Morgrim: "Ihr seid an Euren Fehlern in Eurem Leben zuvor gescheitert und Ihr könntet auch hier und jetzt durch Eure unbedachte Handlung wieder scheitern. Durch diesen dummen Angriff könntet Ihr wohl letztlich Eure zweite Chance, die man Euch schenkte, vertan haben, Morgrim. Ich hätte Euch für klüger gehalten und nicht für jemanden, der sich einfach nicht unter Kontrolle hat und gleich einem Barbaren in einem Kampfrausch auftritt."

Dann schaute Nicos Roker in die Augen und sagte zu ihm: "Macht mit diesem Zwerg, was immer Ihr wollt, Roker. Er handelt nicht stellvertretend für alle dieser Gemeinschaft."

"Haltet mir den bekloppten Zwergen vom Hals, deckt mich!!", rief Roker lauthals und zog sich aus der Reichweite des Zwergen zurück, um sich hinter seine beiden Armbrustschützen zurückzuziehen. Die merkwürdigen Barttentakel schienen einen Effekt auf Roker gehabt zu haben, dass er sich lieber zurückzog. Zwei weitere Armbrustschützen erschienen an den Fensteröffnungen des Haupthauses, sie legten sofort auf Morgrim an, während auch einer der beiden vor dem Haus stehenden Armbruster auf den Zwerg anlegte. Der andere verfolgte Clavius Sturmlauf auf die Tür. Doch kurz vor der Tür versank Clavius Fuß kurz im weichen Matsch des Bodens, brachte den großgewachsenen und schwer gerüsteten Mann außer Tritt und schließlich zu Fall. Zwar rutschte Clavius den letzten Meter gegen die Tür, doch der Druck gegen die Holztür war zu gering. Mit einem Poltern blieb Clavius im nasskalten Matsch liegen.

Die Sehnen der Armbruster schnallten unheilvoll im heulenden Wind, doch zwei der Schützen hatten schlecht gezielt und die Bolzen gingen vor Morgrim in den Schnee, doch der letzte Bolzen war gut gezielt. Der Wind verschleppte ihn ein wenig und so schlug der Bolzen genau an der ungeschützten Stelle des Zwergen ein. Ein so guter Treffer, dass selbst der magisch-musikalische Schutz, den Mauron vielleicht gar mit dem Segen Cinnitas wob, nicht die ganze Durchschlagskraft des Bolzen aufhalten konnte.
Der letzte Armbruster suchte mit seinen Blicken den Alb, der sich allerdings nicht zeigte. Nervös legte er an, darauf wartend, dass sich der Brudermörder zeigte.

"Verschanzt euch mit mir im Haus!", rief Roker zu den untoten Königen herüber. "Wenn das ein Hinterhalt ist, sind die nächsten Alben nicht weit!", während die Armbrustschützen nachluden.

Alvanons Achtung vor dem Zwerg schwand zusehends, als dieser die Bemühungen sabotiert, Frieden mit Roker und seinen Männern zu schließen. Dennoch spürte er, dass seine Worte Erfolg hatten, und durch die Hilfe der anderen, insbesondere Nicos, wurde ihnen schließlich auch ein Weg in Sicherheit gewiesen. Der Elb nickte zufrieden. Es zeigte sich tatsächlich die alte Wahrheit, dass man in Krisenzeiten erkannte, wer einen kühlen Kopf behalten und auf wen man wirklich zählen konnte.

“Ihr habt den Mann gehört, auf zum Haus!“, rief er, als er sich schnell auf den Weg zum Haus machte. Anfangs wollte er noch Deckung bei den Bäumen suchen, doch durch den auf ihm liegenden Zauber spürte er, dass er schnell in die Sicherheit des Hauses gelangen würde. So nahm der Elb in Menschengestalt die Beine in die Hand und lief eilig an Roker vorbei in die schützenden vier Wände, in der Hoffnung, dass dies kein fauler Trick war, um sie in die Falle zu locken. “Habt Dank, Roker!“, sprach er, als er hinter ihm an der Innenseite der Hauswand in Deckung ging.

Einer von Morgrims bartsträngen machte sich daran Roker doch noch einen einen einzuschenken, als dieser sich so unbedacht von ihm löste. Aber Morgrim hatte Nicos Worte gehört. Er war der Meinung gewesen im Recht zu sein, doch es schien das er zuviel in den Angriff des Fremden hinein interpretiert hatte. Und so lies er den Kämpfer ziehen, seine Tentakel verharrte nur Zentimeter vor dem Fliehenden.

Mephala fiel es schwer nicht lauthals los zu lachen als sie Clavius unbeholfenes Manöver beobachtete, während sie hinter Alvanon herlief. Viel heiterer als beabsichtigt klang deshalb ihre Stimme, als sie sich an diesen wandte: "Vergesst nicht, dass sie unser Bestes wollen, unser Gold, Alvanon."

Sie vertraute den Söldnern natürlich nicht im geringsten, aber wenn sich die Situation so weiter entwickeln würde, bekämen sie immerhin wichtige Informationen von diesen. In der Hütte eingetroffen, blickte die verstorbene Königin sich kritisch um.[1]
 1. Wahrnehmung 10
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Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #122 am: 02.04.2012, 23:58:06 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:36 Uhr

Alvanon und Mephala rannten in die scheinbare Sicherheit der hölzernen Hauses, während Morgrim seinen Angriff für den Moment einstellte. Der bullige Söldner winkte die Frau und den maskierten Mann vorbei und stellte dann wieder in die Tür, weiter Morgrim beobachtend und auch das Haus mit dem Alben im Auge habend. Er hob den Zweihänder zur Verteidigung.
Währenddessen konnten sich Mephala und Alvanon kurz in der behelfsmäßigen Hütte umsehen. Ein weiterer Söldner wurde sichtbar, er stand zur Tür gerichtet und hielt eine schwere Armbrust bereit. Sie war auf einem Fuß aufgesetzt wurden und war auf diesem Fuß schwenkbar, es war eine Mischung aus massiver Armbrust und kleiner Balliste. Sie war geladen und gespannt und zeigte im Moment auf den reinstürmenden Alvanon, ohne dass der Mann dahinter jedoch Anstalten machte, nach dem untoten Elben zu schießen. Nochmal blickte Alvanon hin. Die riesige Armbrust hatte tatsächlich einen Doppellauf, der jedoch nur gleichzeitig abgefeuert werden konnte.

In dem Haus stand nur ein niedriger Tisch, an dem man auf dem Boden sitzend, heranlangen konnte. Schrumpelige Äpfel und Birnen lagen in einem Korb darauf, dreckige Teller standen dort und die Überreste eines letzten Mahles. Vielleicht war es Karnickel oder anderes Kleinwild. An den beiden einzigen wirklichen Fensteröffnungen standen die beiden Söldner, welche zuletzt auf Morgrim geschossen hatten. Um sie herum verstreut lagen Schlafsäcke, welche mit wärmender Wolle gefüttert waren. Sechs Schlafsäcke zählten Mephala und Alvanon. Beinahe wäre ihnen die letzte Auffälligkeit entgangen. Hinter der Balliste und dem dahinterstehenden Söldner lag eine gekrümmte Figur. Fahle Haut, silbernes, blutverschmiertes Haar. Eine schmale Gestalt. Einfache Felle waren über sie geworfen, die Figur zitterte dennoch vor Kälte und vor Schmerzen. War es ein Alb? Der Söldner davor grinste nur dreckig und spielte an seiner mächtigen Armbrust rum.

Draußen war es hingegen noch immer eine ungewisse Situation. Der starke Wind trug die ersten, frischen Schneeflocken über das Feld und nur das Leuchten deutete an, dass der Alb sich wahrscheinlich noch in Deckung befand. Clavius lag vor der Tür und Morgrim sah sich den Armbrustläufen der Armbrustschützen entgegen. Roker hielt sein Schwert noch immer in Verteidigungsposition. Noch waren keine weiteren Alben in Sicht. Würden sie kommen?

"IHR SOLLTET EINEN TAKTISCHEN RÜCKZUG IN DAS HAUS DER SÖLDNER MACHEN, CLAVIUS! WER WEISS, WAS NOCH ALLES IN DIESER HÜTTE IST.", rief Nicos Clavius zu. Hoffentlich würde er sich nich bloß allein den Gegnern im nördlichen Haus stellen. Einen Alleingang in ein unbekanntes Gebiet zu machen, ist aus Nicos' Sicht nicht besonders klug. Ob ihrem Anführer wohl sein Glaube im Weg stand und er trotz Nicos' Rat immer noch in die Hütte betreten wollen würde, war dem Nekromanten noch nicht so klar. Nicos zog sich aber auf jeden Fall schon einmal in das Söldnerhaus zurück. Zum Glück wurden seine Bewegungen enorm durch Magie beschleunigt, so dass er mühelos in das Haus eindringen konnte.

"RECHT HAT ER! AUS DEM WEG, CLAVIUS, HIER KOMME ICH!" Nachdem er sich vergewissert hatte das Clavius einen Schritt zu Seite gemacht hatte beschleunigte Morgrim in Richtung der Tür. Den Schild voran versuchte er durch sie hindurch zu laufen.

Clavius stand berappelt auf als er schon die worte des Zwerges hörte. Schnell machte er noch einen Schritt zur Seite um der Kugel aus Stahl Platz zu machen.

Nachdem sich nun auch Alvanon und Mephala in Bewegung setzten und offensichtlich bereit waren, dem Söldneranführer vor erst zu vertrauen, lief auch Mauron in relativ zügigem Tempo zu der Hütte. Er war sich nicht ganz sicher, ob ihn der Söldner auch herein lassen würde, aber er konnte genauso gut dort drüben herum stehen wie hier.

Der Zwerg lief an und streckte sich, reckte sich, versuchte im schmierigen Schnee halt zu finden und genügend Kraft mit seinem untoten Körper aufzubauen, um die alte Holztür einfach mit der Schulter einzurammen. Mit einem lauten Knall prallte der Zwerg gegen die Tür des Hauses, doch bis auf eine kräftige Splitterung im Holz in Form einer Beule, erzeugte der Versuch des Zwergen keine Wirkung. Wahrscheinlich hatte der Zwerg die letzten Schritte zu lang gewählt und den tiefen Untergrund unterschätzt, wie auch Clavius scheiterte er an der Tür.

Die Söldner überwachten weiter das Feld und blickte sich um, ob sich der glitzernde Alb im Fenster zeigte oder es vorzug weiter in Deckung zu bleiben. Auch Roker, der die ins Haus flüchtende Männer gewähren ließ, blickte sich weiter sorgsam um, wann und ob die nächsten Alben anrückten. Doch im pfeifenden Winterwind beruhigte sich die Szenerie beinahe gespenstisch. Jene im Haus sahen jedoch das leichte Zittern der Figur, die hinter dem Söldner mit der großen Armbrust lag. Sie lebte definitiv noch, das erkannten auch Mauron und Nicos, die gerade angekommen waren.

Leicht stob Schnee über den Platz, der Schneefall wurde stärker. Wenn er stetig schwerer wurde, würde man ein Vorrücken von Alben noch schwerer erkennen...

Die Armbrust machte Eindruck auf den Elb und beinahe hätte er auf elbisch geflucht, als er den Brudermörder dort am Boden gesehen hatte, doch er war sich der Ähnlichkeit der Sprachen bewusst und auch nicht sicher, ob die Menschen den Unterschied bemerkt hätten. Schweigen war hier die bessere Variante. Er sah erfreut und erleichtert aus, als auch Mephala den Weg in die schützenden Wände des Hauses gefunden hatte. Er nickte ihr kurz zu, doch was seine durch die Gefahr geschärften Sinne dabei erspähten, beunruhigte ihn zutiefst.

“CLAVIUS, MORGRIM! GEHT IN DECKUNG!“, rief der Elb nach draußen, als er die beiden Alben entdeckte, welche sich im Schutze des Schnees anschlichen. Die beiden Langbögen wirkten bedrohlich auf Alvanon, und er wollte lieber nicht wissen, wie tödlich die Pfeile sein mochten, die ihre Sehnen verließen. Er schaute weiterhin nach draußen, nicht auf das achtend, was im Inneren der Hütte vor sich ging. Er hoffte nur, dass die Alben nicht ihren Bruder befreien wollten. Anderenfalls wären dies nicht die letzten, die es versuchten.

Als Mephala in das Haus stürzte und die Armbrust erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Es brauchte einen Moment, bis sie erkannte, dass man nicht vor hatte auf sie zu schießen und das sie ja nun untot war. Ein Treffer wäre sicherlich gefährlich für sie, aber weit weniger als für einen Lebenden.
Dennoch erschreckt bewegte sie sich weiter in die Hütte hinein und bemühte sich einen Eindruck zu gewinnen. Es schien tatsächlich so zu sein, dass diese Bande nur für eine kurze Zeit hier eingezogen war, die Schlafsäcke und das karge Mahl sprachen dafür.

Der Verletzte der hinter der mächtigen Armbrust lag, die Mephala so erschrocken hatte, fiel ihr erst jetzt auf, da das in ihm verbliebene Leben von dem des Armbrustschützen vor ihm überstrahlt wurde. Neugierig ging sie zu dem Verletzten herüber und erst dann bemerkte sie, dass es sich bei diesem nicht um einen Menschen handelte. Es war ein Alb, dessen war sie sich sicher, denn sie hatte sich früher einmal intensiver mit deren Geschichte auseinander gesetzt. Die untypischen silbernen Haare konnten sie nicht täuschen, verwunderten sie aber dennoch.

Sie kam noch näher und wollte sich an dem Schützen vorbeischieben um den Alben genauer zu untersuchen, doch wurde sie von dem Mann aufgehalten. Er hielt sie am Arm fest und rief zu Roker herüber "Roker, die Frau will zu dem Silberschopf!". Von diesem schallte ein "Lass sie!" zurück und der Griff um Mephalas Arm lockerte sich nach einem kurzen Moment.

Die Magierin hatte erst zurückweichen wollen, konnte sich jedoch beherrschen. Verärgert hatte sie stattdessen auf die Hand des Söldners. Niemand hatte früher das Recht gehabt sich ihr so ungehobelt zu nähern und niemand hätte sich dieses Recht heraus genommen. Doch nun musste die verstorbene Königin am eigenen Leibe spüren, wie es war, wenn die Erhabenheit und Herrschaftlichkeit vergangen waren. Frustriert entwand sie ihren Arm vollends dem Griff des Mannes und drückte sich an diesem vorbei.

Sie kniete sich  neben den Alben und untersuchte diesen und seine Verletzungen. Sie erkannte, dass er bei Bewusstsein war, vermied es aber ihr Interesse offen zu zeigen. Erst nach ihrer Untersuchung, bei der sie weniger wie eine führsorgende Heilerin sondern mit der gefühlsmäßigen Bindung einer Schlachterin zu ihrer Arbeitsware vorging, wandte sie sich dem Verletzten zu.

"Verstehst Ihr meine Sprache?" fragte sie zunächst in der Handelssprache und sein Nicken bestätigte ihr, dass er es tat. Ihre Stimme war zwar ähnlich leidenschaftslos wie die Untersuchung davor, aber denn noch höflich. Sollte sie für Alben ähnliche Gefühle wie Alvanon reserviert haben, zeigte sie dies jedenfalls nicht.

"Ich bin Mephala. Wer seid Ihr, dass sich Eure Brüder in den Untergang werfen, um Euch zu retten?"
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Menthir

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« Antwort #123 am: 09.04.2012, 14:32:56 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:42 Uhr

Mauron und Alvanon sahen aus zwei unterschiedlichen Richtungen weiteres Unheil heranrücken. In Kleidung, welche dem Schneematsch hervorragend angepasst war, robten drei albische Bogenschützen in Schussweite der Weilers. Ihre Langbögen waren gespannt, und die abstehenden Pfeile in ihren Händen, mit ihrer charakteristischen, dunklen Befiederung, verrieten sie den Augen des aufmerksamen Bardenkönigs und des Elben. Sie machten sich gerade bereit, tödliche Pfeile auf die Männer im Weiler abzuschießen. Aufgeschreckt zuckten sie zusammen, als der Elb sie zuerst entdeckte und aus der Tür ein Wort der Warnung brüllte, schnell legten sie die Bögen an.  Jener, den Alvanon nicht sah, sondern Mauron, schlüpfte derweil durch Maurons Sichtfeld in Deckung.

Derweil beäugte Mephala die Wunden des silberhaarigen Alben. Er war ziemlich durchtrainiert und von drahtiger Gestalt, das fiel Mephala sofort auf. Seine Wunden waren nicht sehr schwer und sorgsam abgebunden. Etwas anderes zwang ihn auf diesen kalten Boden, der ihn frieren ließ. Als sie die Hände unter die behelfsmäßigen Decken schub und sie etwas zur Seite nahm, um sich seine Wunden genauer anzuschauen, sah sie, dass er rituelle Tätowierungen trug. Sie sah an seinem Blick auch, dass er ihre Berührungen nicht gut hieß, die Haare fielen aus seinem Gesicht und Mephala erkannte, dass auch eine Gesichtshälfte tätowiert war. Sein linker Arm, ein Rücken und Teile seines Bauches waren tätowiert. Als Schutz trug er trotz der Kälte nur einen Rock aus Schuppen und einen Armschutz aus Schuppen. Mephala schluckte, es waren die Schuppen eines schwarzen Drachen.. "Ihr seid der lebende Tod.", raunte er schwach und ermattet und rote Äderchen des Zorns zuckten in seinen Augen auf. "Eine Perversion wahrer Unsterblichkeit."
Er hustete, Mephala sah in diesem Augenblick auch, dass der Mann an der Balliste sie aufmerksam beobachtete, genauso wie er den Alben im Blick behielt. Glücklicherweise waren sie an dieser Stelle vor der massiven, doppelläufigen Armbrust sicher, da er sie nicht ohne weiteres um 180° bewegen konnte. "Ich bin Môr Tahâs, Hüter des Tzâ-alas." Die Zorneslinien in seinen hellbraunen Augen waren unverkennbar, Mephala beschlich das Gefühl, dass er sich gegen einen Zauber wehrte.

Froh darüber, ohne weitere Probleme in die Hütte gelangen zu können, eilte Mauron mit einem Nicken zu Roker an diesem vorbei. Die große Armbrust auf dem Stativ wurde zwar von Mauron wahrgenommen, aber äußerst gekonnt ignoriert. Ein rascher Blick im Inneren der Hütte zeigte soweit auch nichts besonderes, wenn man mal von dem Alb absah, mit dem sich Mephala anscheinend gerade unterhielt. Aber auch dieser war nicht mehr wirklich verwunderlich, würde er doch zumindest mit auch das große Interesse erklären, dass die Alben an dieser Hütte hatten. Fast wollte es Mauron auch dabei belassen und sich weiter umschauen, vorallem aber auch die Umgebung und Clavius und Morgrim beobachten. Doch irgendwie wollte diese Erklärung nicht zu dem passen, was er von den Alben gehört hatte. Alvanon nannte sie Brudermörder und Niedertracht war angeblich eines ihrer Hauptmerkmale. Warum sollten sie also alle ihr Leben riskieren um diesen einen Alben zu retten?

Er wandte sich somit doch noch einmal zu dem Alben um und hörte gerade noch, wie der Alb unter Husten ein "Ich bin Môr Tahâs, Hüter des Tzâ-alas" hervorbrachte. Was war dieses Tzâ-alas, hatte er davon schon mal etwas gehört? Würde das erklären, warum die anderen Alben ihn unbedingt retten wollten?

Während er noch so darüber nachdachte, blickte er weiter aus einem der Fenster. Gerade noch hörte er Alvanons Ruf, als er auch schon selbst einen weiteren Alben entdeckte, der jedoch auch gleich wieder aus seinem Sichtfeld verschwand.
Mit normaler Lautstärke und recht emotionslos wandte er sich an die anderen.

"Wir haben Besuch. Ein Alb hat sich gerade eben dort" es folgte eine Handbewegung zur Verdeutlichung "vorbeigeschlichen. Er wird demnächst wohl an der Rückseite dieses Gebäudes angelangen."

Weiterhin still aus dem Fenster blicken, überlegte Mauron, wie er die anderen gegen die Alben (oder etwa die Söldner? Wer wusste das schon...)  unterstützen konnte. Er war noch nie von direkten Angriffszaubern angetan, normalerweise vermied er Kämpfe von vornherein, aber diese Option war hier wohl nicht mehr gegeben. Der Effekt seines Hornes würde auch bald nach lassen. Warum hielt es auch nur so kurz an? Seufzen.
"Also dann eben ein bisschen Musik zur Aufmunterung."

Der Warnung der gefährten folgend überlegte Morgrim welche Optionen er hatte. Die Tür wollte scheinbar nicht so schnell nachgeben. Ausserdem hätte er damit ankommenden Alben den Weg geöffnet. Auch in die andere Hütte mochte er nicht, dort war der der ihn angegriffen hatte. Also wohin? Sein Blick fiel nicht zum ersten Mal auf das Fenster. Mit einem Seufzer steckte er die Axt ein, sein Schild veringerte seine Größe und er trabte in Richtung des Fensters. Es ging darum möglichst schnell hier heraus zu kommen, also griffen seine Bartstränge nach der Öffnung, er selbst stützte sich ab und schwang seinen gerüsteteten Leib hinein.

Die ganze momentane Situation, in der sich Nicos befindet, gefällt ihm gar nicht. Nicos hatte nicht die beste Wahrnehmung und er wusste nicht wie gut die Wahrnehmung seiner Gefährten war. Vielleicht würden sie schon von einer Horde Alben mittlerweile umzingelt werden, dachte sich der paranoide Nicos. Womöglich wäre es kluger gewesen sein Heil in der Flucht zu suchen und nicht auf eine große Anzahl von albischen Angreifern regelrecht zu warten. Nicos würde nie zugeben, dass er irgendeinen Fehler gemacht hat und er brauchte in seiner Lage einen Schuldigen. Erbost sagte er zu Roker: "Vielleicht haben wir auf unserer Reise hierher pures Glück gehabt, dass wir nicht in einen albischen Hinterhalt geraten sind, Roker, aber ich glaube, dass Ihr die Alben provoziert habt. Sie wollen einen ihrer Leute befreien, den Ihr einfach so gefangennahmt. Warum habt Ihr das nur getan? Wer weiß schon, wieviele Alben sich von wo genau an diese Hütte heranschleichen werden. Wir haben mit Euren Taten nichts zu tun Roker, das, was demnächst geschehen wird, ist alles Eure Schuld!" Nicos glaubte daran, dass Menthir sie bisher beschützt hat, denn sie hatten vorher noch keinen feindlichen Kontakt mit Alben gehabt. Aber nun haben sie ihr Schicksal herausgefordert, indem sie sich auf die Seite der Söldner geschlagen haben und sich hier verschanzt haben. Sie waren womöglich keines Schutzes mehr würdig und würden mit dieser Situation zurecht kommen müssen, dachte sich Nicos.

Die beiden Schützen vor der Tür des Söldnerhauses hielten ihre Position, doch richteten nun beide ihre Armbrüste auf die von Süden heranrückenden Alben. Vorsichtig betrachteten sie die Bewegungen der Alben, aber schossen noch nicht. Den Armbrustschützen war anzumerken, dass sie die Situation aufwühlte, keiner wollte einen falschen Beginn machen. Keiner wollte mit dem Töten beginnen. Zu groß bewerteten sie vielleicht auch die Gefahr des Zwergen, den sie wahrlich nicht einzuschätzen mochten. Auch Clavius schien sich nicht wohl zu fühlen, war gelähmt ob er der Entwicklung der Szenerie. Vielleicht wäre es besser gewesen, hätte er sich auch in die Söldnerhütte zurückgezogen? Jetzt war der Weg gefährlich. Unschlüssig blieb er in Verteidigungshaltung stehen.

Roker blickte über die Schulter zu Nicos, nur für einen flüchtigen Moment, um den Kopf zu schütteln. "Die Legenden stimmen also...[1]", seufzte er bedeutungsschwer, ohne Nicos weiter zu beachten, er konzentrierte sich auf die Alben und bellte stattdessen einen Befehl. "Behaltet die Alben im Auge. Lasst sie nicht ins Haus, zieht euch in Deckung zurück und harrt aus!"
Die beiden Armbrustschützen neben ihm blieben noch stehen, die anderen hockten sich in Deckung, das Umfeld beobachtend. Roker bliebt mit seinem Zweihänder stehen, die Alben wütend anfunkelnd. Die Söldner im Inneren zielten fast alle auf die Alben, noch nicht schießend, sich lediglich verteidigend. Wortlos und nickend, dankten sie Mauron, dass er sie auf den zusätzlichen Gegner aufmerksam machte. Der Söldner am südlichen Fenster zitterte, es fiel im schwer, Rokers Befehl auszuführen. Sein Finger nestelte nervös am Abzug der Armbrust herum.

Morgrims Vordringen in die Hütte des Alben wurde je unterbrochen. Gerade als er sich über den Fenstersims schwingen wollte, schnellte der Alb mit gezogenem Langschwert hoch, und schlug dem Zwergen auf die Arme, dieser verlor den Halt und musste seinen Versuch abbrechen. Der Alb blickte dennoch erstaunt drein, sein Hieb mit dem brünnierten, schlanken und schmucklosen Langschwert hätte jedem Menschen die Arme gespalten, doch Morgrims Versuch wurde einfach nur behindert. Der Alb fing sich schnell. Seine dunklen Haaren flackerten schattenhaft, als er den Schwert anstarrten. "Ich vor dir, drei Schützen in deinem Rücken. Leg deine Waffe nieder und lege dich flach auf den Boden, dann werde wir dich verschonen. Wir sind nicht deinetwegen hier, Bärtiger." Der Alb sprach in der Zunge der Menschen, auch wenn ihm dieser Zungenschlag schwer fiel und sehr akzentuiert war. "Das gilt auch für euch, Mensch.", sagte er dann zu Clavius. Im Hintergrund konnte man das Heranrücken der Bogenschützen beobachten, welche auf Morgrim und Clavius zielten.

Die untote Königin war mehr als beeindruckt von diesem Alben, nicht zuletzt aufgrund der Drachenschuppen in die er sich kleidete. Dennoch bewirkten seine Worte bei ihr nur ein mildes Lächeln, dass sich vage unter ihrem Schleier zeigte. "Solche Worte benutzen nur die Schwachen und die Lebenden..." Kurz erstaunte es sie, dass sie sich nach so kurzer Zeit als Untote schon von den Lebenden abgrenzte, doch verwarf sie den Gedanken schnell, gab es doch interessanteres zu bedenken.
Mephala sah den Alb einen Augenblick lang an, während sie ihren Geist nach Wissen über das, was er noch gesagt hatte, durchforstete. Als sie fündig wurde formten ihre Lippen ein erstauntes "Oh". "...andererseits scheint ihr ja kompetent genug um das beurteilen zu können."
Ihre Augen leuchteten kurz auf, als hätte man ihr ein unerwartetes Geschenk gemacht. "Ihr seid nicht zufällig Willens eine Schülerin anzunehmen, oder?" Ihr frage war kaum ernst gemeint, immerhin hatte der Alb deutlich klar gemacht was er von ihresgleichen hielt. Noch während die letzte Silbe ihren Mund verließ, begann sie schon einen Zauber zu wirken. Sie wollte herausfinden, was den Alb gefangen und gebrechlich hielt.

Alvanon hielt sich derweil vorsichtig zurück.
 1. Motiv erkennen SG 13
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Menthir

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« Antwort #124 am: 14.04.2012, 14:36:30 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:48 Uhr

"Ihr versteht nicht.", sagte der Alb, sich mit zusammengebissenen Zähnen gegen den Zauber, der ihn an den Boden fesselte, wehrend. "Nicht einmal die Weisesten der Alben, der Elben, wohl nicht mal mehr die Drache, verstehen es, was Unsterblichkeit bedeutet. Euer fehlgeleiteter Pfad hat euch an einen Punkt geführt, an den es keine Wiederkehr mehr gibt." Der Alb schaffte es nicht, sich gegen den Zauber zu wehren. Vorsichtig betrachtete die untote Königen die Zeichen der Magie, die auf ihn wirkten. Wieder war es mächtige Magie, viel mächtiger als jene Magie, welche Mephala selbst freizusetzen vermochte, wenn auch schwächer als jene, die in der Gruft vorzufinden war. Dies war wahrscheinlich trotzdem noch Dhureks Werk gewesen, sie spürte, dass die Zauber ähnlich gewoben waren, als hätte der Priester eine ganze deutliche Handschrift in seinen Zaubern hinterlassen. Etwas, was die eigentlichen Fertigkeiten eines einfachen Sterblichen übertraf, und doch mit dem Makel dieser Unfähigkeit behaftet war. Mephala konnte es nur schwerlich greifen, doch erkannte sie den darunterliegenden Zauber. Schnell erkannte sie, dass Verzauberungsmagie auf ihm lastete, ausgehend von einem Ring, den man ihn über den kleinen Finger der linken Hand gestreift hatte. Dieser zwang ihn zu Boden und ließ ihn dort verharren, so sehr er sich auch wehrte.

Draußen hingegen knisterte die Luft vor Spannung, obwohl der stärker werdende Schneefall anderes versprach. Vielleicht spielte er Morgrim in die Karten, denn er behinderte die Schützen zusammen mit dem Wind etwas im Schießen, andererseits waren sie so nah dran, dass jeder falscher Schritt zu einem tödlichen Tanz werden konnte...

Morgrim nahm den Schlag gegen seinen Arm ohne Regung hin. Sein verstand sagte ihm zwar dass er getroffen war, und er war sicher, dass er auch verletzt war, doch Schmerzen spürte er keine. Sein Schild vergrößerte sich auf ein kurzes Wort wieder bevor er den Alben vor ihm ansah. "Keine Schmerzen. Kein Aufgeben. Kein Pardon für feige Attentäter." Mit diesen Worten schoßen seine Barttentakeln durchs Fenster, auf den Alben zu, während Morgrim zu seiner Axt griff, sie zog und in einer fliessenden Bewegung auf den Alben vor ihm zu sausen lies.

Clavius war hin und her gerissen. Auf der einen Seite wollte er sich nicht zurückziehen, auf der anderen Seite waren die Bogenschützen eine reele Bedrohung. So entschied er sich für die Flucht nach vorne. Erneut stieß er mit der Schulter vorran gegen die Tür.

"Hmpf.", war die einzige Reaktion, die Roker auf seine Worte hin von Nicos bekam. Nicos verzog sich daraufhin in ein Eck, wo ihn irgendwelche albischen Schützen schlechter treffen würden. Noch griff er überhaupt nicht in den Kampf ein. Das hatte aber auch einen guten Grund. Er traute Roker nicht vollkommen. Er konnte es nicht ausschließen, dass es wegen Streitigkeiten um das Gold doch noch zu einem Kampf mit den Söldnern kommen würde, wenn auch noch nicht jetzt im Moment. Nicos wollte seine Kräfte noch aufsparen. Er wartete ansonsten, wann Clavius endlich Befehle erteilen würde. Nicos wollte Clavius etwas vorspielen, aber wenn er es nicht mal schaffte ein paar einfache Worte auszusprechen, dass er Hilfe brauchen würde, hatte er auch keine Unterstützung von Nicos verdient und es wäre fraglich wie gut solch ein Anführer wirklich war. Falscher Stolz war eine Eigenschaft, die kein guter Anführer haben sollte, selbst wenn er ein Anhänger des Gottes des Mutes war.  Nicos grübelte, ob das Dogma am Ende Clavius schwach machen würde und das sein Untergang sein könnte. Aber noch war der Kampf nicht zu Ende und Nicos wollte Clavius nicht vorschnell verurteilen.

Konzentriert hing Mauron seinem Spiel nach, während er überlegte, woher er den Begriff Tzâ-alas kannte. Gerade als er es als etwas abtun wollte, das ihm wohl erst Tage später aus heiterem Himmel ins Gedächtnis kehren würde, bekam er die Reaktion von Mephala mit. Plötzlich wusste er wieder, woher er den Begriff kannte. Oh ja, jetzt wusste er es sehr genau, nur zu gut konnte er sich an die Worte der alten Barden erinnern, die ihm von ihrer Suche berichtet hatten.

Mauron unterbrach sein Flötenspiel - auch wenn er erst gerade angefangen hatte. Mit erstaunter Miene, etwas das man bei Mauron recht selten zu sehen bekam, wandte er sich zu Mephala und dem Alben um.
"Wenn ihr sagt, ihr seid der Hüter, dann meint ihr nicht etwa...?" Im Inneren hatte Mauron schon die Zusammenhänge gezogen, aber noch weigerte sich sein Verstand einen Moment diese anzuerkennen. "Ihr seid derjenige, der aus dem Kelch getrunken hat! Er existiert also wirklich? Ich hatte ihn bisher nur für eine Legende gehalten, nicht mehr als eine Geschichte unter alten Männern, die ihr Leben mit einer sinnlosen Suche verbracht haben!"

Aber wenn es kein Mythos ist, wenn er wirklich existiert? All dieses Wissen, diese Unzahl von Geschichten und Erlebnissen! Mehr zu erzählen als ein Mensch in seinem Leben zu hören vermochte, der Traum eines jeden Barden! "Ich muss einen Schluck daraus trinken!"
Ein anderer "Mensch" als Mauron hätte sich in diesem Moment vielleicht bereits in Wunschträume der Zukunft hingegeben, aber Mauron wusste, dass er im hier und jetzt bleiben musste. Nun kannte er auch das fehlende Puzzleteil zu seinen vorangegangenen Überlegungen.

"Deshalb sind sie hier. Deshalb sind sie bereit ihr Leben zu opfern. Sie sind hinter euch her."

"Sie werden nicht aufgeben, bis sie ihn haben." Mit einem kurzen Blick musterte Mauron die Söldner. Wussten sie, wen sie hier gefangen hatten? Würden sie bereit sein mit den Alben zu verhandeln? Während er noch darüber nachdachte, formten sich in seinen Gedanken bereits die Worte "das Leben und die Freiheit des Auserwählte gegen freies Geleit und einen Schluck aus dem Kelch"...

Clavius gelang es abermals nicht, sich durch die Tür zu kämpfen. Er hatte seinen untoten Körper noch nicht unter Kontrolle? Wie sollte man diese ungeschlachte, falsche Lebenskraft bündeln, um sich durch eine Tür walzen? Clavius schwere Rüstung alleine reichte nicht, er gewann nicht genug Kraft durch seine Beine. Es musste erbärmlich aussehen, wie sich ein wiedererstarkter König an einer einfachen Holztür abmühte...

Morgrim hingegen ging auf vollen Angriff, schnell stürzte er sich mit allem, was er hatte auf den Alben. Die Tentakel schlugen nahm ihm und fügten im schmerzhafte Prellungen im Gesicht zu, sowie eine kleine Platzwunde knapp über dem rechten Auge. Gleichzeitig schlug der gerüstete Zwerg mit der Axt nach dem Alben, der gerade noch das Schwert in den Schlag bekam und so den Schlag auf seine Rüstung ablenkte, dabei rutschte das Schwert am Griff Morgrims vorbei und schlug beinahe eine kräftige Kerbe in den Unterarm. Doch Morgrims Axt war schneller. Das Knirschen von Knochen erklang in der Rippengegend. Ein geringer Preis für ein Überleben. Zornesadern durchliefen die Augen des Alben. "Törrichter Zwerg. Deswegen haben die Menschen eure Reiche geschliffen, deswegen werdet ihr sterben." Bevor die Worte des Alben verklungen waren, schlug ein Pfeil in den Rücken des Zwergen ein. Er spürte nur den Aufprall, keinen Schmerz. Wäre er sterblich gewesen, hätte er keine Luft mehr in der Lunge gehabt. Morgrim dräute das Ende...

Rokers Männer hielten sich zurück, aber bei den massiven Treffern, welche der Zwerg einsteckte, schluckten die beiden Schützen neben Roker. Der selbst ging einen Schritt zurück und drehte sich in die Höhle. "Bereitet den Gegenschlag vor. Ich will, dass sie niederlegen, sobald es so aussieht, als wäre der Zwerg keine Gefahr mehr." Die Antwort hallte unisono durch die Hütte. "Jawohl!". Langsam spielte sich wieder eine Routine ein, während Roker sich auf seinen Gast zubewegte. Die Söldner richteten sich jetzt in Richtung der Alben aus, es fiel ihnen noch immer schwer, einfach abzuwarten. Vielleicht wäre es sinniger, jetzt die Alben schon beschießen? Roker sah in dem Zwergen scheinbar die größere Gefahr, also bereiteten sie sich langsam darauf vor, anzulegen.

Während die Augen des Elben auf das Geschehen gerichtet waren, blieb die Aufmerksamkeit seiner Ohren in Richtung der Unterhaltung zwischen Mephala und dem Alb. Er hatte dies in seiner Ausbildung gelernt. Mit seinen Augen konnte er der akuten Unterhaltung folgen, indem er die Worte von den Lippen seines Gegenübers zu lesen wusste, nebenbei allerdings noch einem weiteren Gespräch zuhören. Es war nicht leicht, zwei Informationsreihen gleichzeitig zu folgen, aber dementsprechend gut wurde seine Profession auch vergütet. In diesem Fall war er froh, diese schwierige Ausbildung gemacht zu haben, denn was er hörte, sorgte beinahe dafür, dass er eine Regung zeigte – ein seltener Moment, wenn er ein Gespräch belauschte.

Natürlich hatte er als Elb bereits von Tzâ-alas gehört. Als Kind wurden ihm oft Geschichten von diesem schicksalsschweren Ort erzählt. Geschichten voll schwerer Tragik. Niemand konnte ihm genau sagen, wo der Brunnen der Weisheit sich befand, doch dies war scheinbar eine erste heiße Spur. Bislang hatte Alvanon keinen Verwendungsnutzen für den Brunnen gehabt, doch als er seinen Kopf berührte, wusste er sofort, was er mit dem Wissen anfangen würde. Auf diese Weise würde er sein Gesicht wiedererlangen können. Zumindest gab es die Möglichkeit, dass es so klappen würde. Der Elb seufzte leise vor Sehnsucht nach seiner Vollkommenheit, die der unfähige Kultist ihm nicht erhalten konnte. Blieb bloß noch zu klären, ob der Alb auch wirklich die Wahrheit sprach, oder ob er sie bloß mit Verlockungen zu einer dummen Tat hinreißen wollen würde. Die zweite Frage war, ob Roker und seine Männer den Alb einfach gehen lassen würden, denn er war ja sicherlich nicht ohne Grund an diesen Ort gebunden.

Mit seinen Augen nahm er war, wie der Zwerg namens Morgrim von den Alben stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nicht, dass es große Anteilnahme in Alvanon auslöste – was konnte er auch großes ausrichten – doch er fand es schade und bedauerlich, wie mangelndes Geschick im Kampf den Tod bedeuten konnte. Er lachte kurz. “Den Tod wohl kaum in diesem Fall. Schönes Beispiel was geschieht, wenn man bei Elben oder Alben mit der Tür ins Haus fallen will. Ich würde gerade nicht wetten wollen.

Er wandte den Blick ab, davon überzeugt, dass sich die Alben um Clavius und Morgrim kümmern würden und danach die Schützen von Roker um die Alben, und schaute sich in der Hütte um. Nicos, Mephala, Mauron und er, das waren also die Überreste des Trupps, den der Anhänger Vecors zum Leben erweckt hatte. Er war gespannt darauf, was Roker zu dem Alben sagen würde, oder vielmehr noch zu Mephalas Interesse dem Alb gegenüber. Es brannte fürchterlich in dem Elb. Er wollte wissen, ob der Alb tatsächlich die Wahrheit sagte und musste dabei an eines der beiden Wahrheitselixiere in seiner Ausrüstung denken. Er beschloss, erst noch zuzuhören und sich später in dieser Hinsicht zu entscheiden.

Mephala setzte sich nun endgültig neben den Alben. Der anstehende Kampf interessierte sie nicht mehr wirklich. Die Söldner wollten sie vor ein paar AUgenblicken noch ausrauben und die Alben schienen nicht ihretwegen hier zu sein. Aus dem Kampf würde eine der beiden Parteien geschwächt hervorgehen und wenn diese dann noch Ansprüche an Mephala und die Könige hatte, würden sie unter der Macht der Untoten zerdrückt werden.

Das Wissen um den Zauber, der den Alben band, hatte zu kurzzeitig über ein Abkommen mit den Alben nachdenken lassen. Doch wusste sie nicht, wie sie die dazu nötigen Gespräche führen sollte, bei sovielen Mithörern. Darüber hinaus hatte sie eigentlich keinen Grund dem Alben zu trauen. Es war ihre Wissensgier, die ihre Gedanken in solcherlei Richtung schweifen ließ. Darüber hinaus schien der Alb ihre Form der Existenz nicht gutzuheißen.

"Unvergänglichkeit ist nur ein Aspekt der zur Freiheit führen kann, mehr nicht. Moralische Spitzfindigkeiten hingegen taugend lediglich dazu den Geist einzusperren. Von jemanden der sich in Drachenschuppen kleidet hätte ich weniger Ängstlichkeit erwartet."
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Menthir

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« Antwort #125 am: 18.04.2012, 01:46:45 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:44:54Uhr

Die Alben, die mit einem Angriff des Zwergen gerechnet hatten und dementsprechend ihre Kräfte verteilten, entfesselten jetzt ihre Wut. Der Alb hieb zweimal wie ein Wilder nach Morgrim, bevor der Zwerg seine Axt und seinen Schild zur Verteidigung gehoben hatte, drang das Schwert zweimal in den Kopf des Zwergen ein, Haut und Knochen zerstörend. Gleichzeitig flogen weitere Pfeile heran und landeten knapp neben Morgrim im Holz. Ein zweiter Pfeil bohrte sich durch die Stelle, an der sein Herz einst gewesen sein musste. Für Sterbliche waren diese Alben tödlich, der Untod schien ein Segen. Morgrim konnte jedoch erahnen, dass die Alben ihre Bögen schon wieder spannten.

Die Söldner zögerten weiter, das nutzten die Alben zu einem verheerenden Angriff. Würde es auch schaden, den letzten Alben dort auf dem Boden liegen zu lassen? "Eure Worte amüsieren mich, die ihr doch nur ein Nachklang des Lebens seid. Euer vom Untod vernebelter Geist kennt keine Angst mehr. Schaut euch nur an, wie ihr eure eigenen Verbündeten in den Tod führt, weil euch das Zentrale des Lebens. Furcht und Emotion abgeht. Ich klammert euch an die Reste eurer Lebensgeschichte. Pah!" Der Alb wehrte sich weiter gegen den Zauber, doch er band ihn weiter an den Boden. Er konnte den Ring nicht abnehmen, die Zornesadern wurden sichtbarer. Mauron schien er für den Moment zu ignorieren, wahrscheinlich kostete ihm das Sprechen alleine schon eine Menge Kraft unter dem Einfluss des Zaubers. "Kelch? Wie lächerlich.", schnaubte er nur angestrengt.

Bisher hatte Nicos sich gegenüber dem Alben zurückgehalten. Aber so langsam wurde er doch etwas ungehalten und konnte das Geschwätz dieses Alben nicht mehr ertragen. "Der Untod ist ein Segen. Eure fanatische Haltung ist gleichzeitig Eure Verblendung, die Euch davon abhält die Wirklichkeit zu erkennen. Wir haben nicht mehr die Schwächen der einfachen Sterblichen. Wir denken in die Zukunft und Ihr denkt seltsamerweise nur von einem Moment auf den anderen. Ich hätte mehr von Euch erwartet, Alb, aber vielleicht habe ich einfach von jemandem, der hier hilflos am Boden liegt, zu viel erwartet." 

Dann wendet sich Nicos allerdings noch an Mephala: "Ein weiteres Gespräch mit diesem Alb wird wahrscheinlich nur Zeitverschwendung sein. Ich werde ihn nun wieder weiter ignorieren. Mehr habe ich diesem hilflosen Kerl nicht zu sagen."

Das goldene Licht auf dem Alben und seiner Umgebung verblasst. Doch Morgrim kann immer noch scharf sehen.

Es waren zwar keine Schmerzen, doch er spürte wie seine Essenz zu schwinden begann. Doch konnte er nicht weichen, er würde sich nicht verraten und die Waffen strecken. Er mobilisierte alle Kräfte, seine Platinkrone leuchtete auf und das Licht ging auf seine Arme und die Tentakeln über. Kraftvoll schlug er zu um den Kampf schnell zu beenden. Doch er merkte das seinem Angriff der Schwung fehlte. Kraft war eben nicht alles, und irgendwie schienen sich seine alten Knochen noch nicht recht an ihr neues sein gewöhnt zu haben. Vorsichtshalber tritt er aus der Reichweite des Alben im Fenster, dessen Schwert ihn so übel zugerichtet hatte.

In einer Mischung aus Zorn und Unglauben überschlugen sich Maurons Gedanken, als der Alb auf seine Worte reagierte. Hieß das, dass der Kelch doch nicht existierte? Oder wollte er sich nur unwissend stellen und die Existenz leugnen? Immerhin hatte er sich selbst als der Hüter Tzâ-alas vorgestellt, also was sonst könnte er damit gemeint haben? Was sonst sollte es dort zu bewachen geben, wenn nicht der Kelch? Und sein Wissen über den Untod musste auch eine Quelle haben und was wäre da wahrscheinlicher als der Kelch?
"Nein, er hat es bereits zugegeben und jetzt will er es leugnen."

Unsicher was er als nächstes tun sollte - immerhin waren sie immernoch von Alben umzingelt und zum Teil bereits in Kämpfe verwickelt - verschränkte Mauron die Arme und starrte weiter den Alb vor sich an.

Zwei gegen vier. Und jede Menge Gaffer. Erst das Aufkeuchen des Zwerges machte Clavius bewußt das sie in diesem Kampf alleine waren. So war es wenn die Ordnung fehlte. Alle hatten sich zurückgezogen und warteten scheinbar darauf dass sie es richteten. Nun das konnten sie haben. "Haltet durch Zwerg." knurrte er während er seine Schritte in Richtung des nächsten Bogenschützen beschleunigte und dabei sein Langschwert blank zog. Mit einem Schrei lies er die Klinge auf den Bogenschützen niedersaussen.
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Menthir

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« Antwort #126 am: 18.04.2012, 02:05:28 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:45 Uhr - Im Schlafhaus der Söldner

Alvanon war sich nicht sicher, ob der Alb jedem Moment aus seiner magischen Umklammerung ausbrechen würde. Die Zornesadern, die seine Augen durchliefen, waren inzwischen auf Metern sichtbar. Die Aura der Wut, die der Alb verströmte, war beinahe greifbar wie eine sichtbare und feuchte Nebelbank über einem Tümpel. Nicos hatte augenscheinlich Worte getroffen, die den Alben mehr als nur kränkten. Sie machten ihn wild und ließen seine Augen Vergeltung schreien. Doch er sagte kein Wort dazu, sondern blickte stattdessen Mephala ein. Seine Lippen waren vor Schmerz gepresst, seine Zähne ließen die Worte vor Pein nur zischend raus. "Ihr und eure Untoten, ihr kennt keine Furcht. Ihr kennt keine Sorge. Wenn es so ist, befreit mich und meine Männer werden euch am Unleben lassen. Der Menschen Furcht bindet mich an diesen Boden, doch mich braucht ihr nicht zu fürchten, wenn..."

Ein Tritt und der Alb spuckte Blut. Roker hatte ihm unter den rechten Rippenbogen getreten, nachdem er sich für solch einen hünenhaften Menschen aufreizend galant und lässig dem Alben genähert hatte. Mit einem Poltern rammte er seinen Zweihänder in das Bodenholz direkt vor dem Gesicht des Alben. "Was du nicht sagst, Spitzohr. Meine Furcht bindet dich? Eher meine dir überlegene Körperkraft." Roker lachte laut und spannte dabei seine Muskeln an. Dieser Mann mochte es, aufzureißen. Beinahe mochte es so wirken, als hätte Dhurek den lautesten Schläger aus einer Hafenkneipe angeheuert. "Meine Männer werden deine Spitzohren besiegen. Der Schutz des Waldes hilft dir hier nichts."

Der Alb spuckte etwas Blut aus und sammelte erneut die Kraft, um etwas zu sagen. Als er anhob, trat Roker ihn abermals lachend. "Na? Was ist denn?" Der Alb versuchte es wieder und Roker trat wieder zu, diesmal kräftiger. "Na?" Der Alb schrie seine Schmerzen heraus, aber es war ein kontrollierter Schrei und er setzte wieder an. Erstaunt vergaß Roker das Zutreten. "Ja, aber ohne ihren Führer sind sie nur eine geköpfte Schlange auf fremden Boden." Jetzt trat Roker noch stärker zu, dass der Alb beinahe das Bewusstsein verloren. Sich dem Delirium nähernd bei der Mischung aus Schmerzen durch den Zauber und die Tritte, rang sich der Alb ein gehässiges Lachen ab. "Hahaha. Und du denkst, deine Furcht spielte keine Rolle? Zu spät, das Gift wirkt!" Roker trat dem Alben wütend gegen den Kopf, dass er das Bewusstsein verlor.

Wütend zog Roker seinen Zweihänder aus dem Boden, wo er eine tiefe Kerbe hinterlassen hatten. "Männer! Schlachtet die Alben ab.", bellte er den Befehl an seine Soldaten und drehte sich dann zu seinen Gästen. Argwöhnisch betrachtete er sie, die Worte des Alben verfehlte seine Wirkung nicht. Er betrachtete seine Gäste ausgiebig, achtete auf ihre Waffen, auf ihre Gesten, doch übte sich in Lässigkeit, als wären die Alben draußen und drinnen keine Gefahr. "Wir waren bei 6000 Goldmünzen, mit denen ihr Dhureks Schulden begleicht und bei 50 Gold pro Tag für meine Dienste, nicht wahr?"
« Letzte Änderung: 18.04.2012, 02:06:32 von Menthir »
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« Antwort #127 am: 18.04.2012, 12:11:00 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:45:00Uhr - Auf dem Platz

Der Schneefall wurde stärker, als Clavius und Morgrim zu einer neuen Welle von Angriffen ansetzten. Die Axt des Zwergen und einer dieser unnatürlichen, widerwärtigen Barttentakel verwunden den Alben an der Schultergegend, doch den restlichen Hieben wich er dabei behände aus. Clavius stürmte derweil durch den tiefer werdenden Schnee, diesmal war er auf die ungewöhnliche Art des Laufens vorbereitet und fiel nicht über seine eigenen Beine, stattdessen wuchtete er das Schwert in Richtung des Alben, der sich aber wegdrehte und die flache Seite des Schwertes so nur gegen den Rücken bekam. Zwar war dies immer noch schmerzhaft, und die weißen Wolken seines Atems verrieten, dass sich die Luft aus seine Lungen quetschte, doch er verhinderte so einen tödlich Treffer.

Die Alben sprangen sofort zurück und sandten den nächsten Pfeilhagel auf den Zwergen ab, den schwer gerüsteten Ritter für den Moment, trotz der Gefahr nicht beachtend. Die Pfeile schlugen um Morgrim herum im Schneematsch ein, er hörte dieses furchtbaren Surren in seinem Rücken und spürte schmerzlos den Einschlag eines Geschosses in seiner Schulter, genau im Übergang der Gelenkplatten. Als lebendes Wesen hätte sein Arm jetzt leblos an seinem Körper herabgebaumelt. Der andere Alb verschwand derweil, jetzt, da diese Lichtstaubexplosion vorüberging, wieder hinter der festen Wand, sodass er wieder aus dem Blickfeld des Zwergen war, aber wahrscheinlich stand er noch nahe am Fenster und wartete darauf, dass der Zwerg sich näherte. Der Kampf wurde zu einer Zerreißprobe. Waren die Könige mächtig genug, um den Alben zu trotzen? Clavius und Morgrim schienen zumindest von den anderen Königen verlassen, wahrscheinlich war zumindest untotes Blut nicht mehr dicker als Wasser.

Rokers Männer standen unschlüssig rum, was zu tun war, aber sie warteten noch ab, interessiert blickten sie immer Clavius hinterher.

Erneut ignoriert Morgrim den Treffer, doch das Clavius sich in den Kampf einschaltet empfindet er als angenehm. Kurz blickt er sich um und schätzt die Entfernung. ja es war knapp aber es könnte reichen. Mit erhobener Axt rannte er auf den Bogenschützen zu. Dabei brüllte er den Armbrustschützen zu: "Die Dinger in eurer Hand sind keine Spielzeuge. Nutzt sie!". Bei dem Bogenschützen angekommen katapultierte er sich leicht aus dem Schnee und setzte zu einem Überkopfschlag an, während seine Tentakeln gleichzeitig von links und rechts auf den Bogenschützen eindrangen.

Clavius grinste grimmig. Offenbar wurde er nicht als Bedrohung wahrgenommen. Nun er würde dies ändern. Mit eienm Schritt nutzte er den Bogenschützen vor ihm als Deckung gegen die anderen bevor er routiniert sein Langschwert und seinen Schild auf den Gegner niederprasseln lies.
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« Antwort #128 am: 18.04.2012, 15:48:23 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:45:06Uhr - Auf dem Platz

Die Armbrustschützen hörten entweder auf Morgrim, oder sie hörten Rokers Befehl im Hintergrund, oder sie verloren die Geduld, was es auch sein mochte, sie mischten sich endlich in den Kampf ein, während Morgrim auf den Gegner zurannte, schossen zwei der Armbrustschützen und sandten die schweren, tödlichen Bolzen. Einer der Bolzen schlug geradeweg in den Feind an, durch die leichte Rüstung mitten in die Bauchhöhle, unter Schmerz ließ der Bogenschütze seinen Bogen fallen und versuchte sein Kurzschwert aus der Scheide zu befreien, um den Angriff des untoten Zwergen zu begegnen, der sein Kind voran, Bart und Axt schwingend, auf ihn zustürmte. Doch der Alb unterschätzte die Geschwindigkeit des Zwergen, die Tentakel schlugen zuerst nach dem Alben, trafen ihm in Gesicht und am Schwertarm, vor Schmerz zuckte er zusammen, versuchte den Schwertarm zum Blocken hochzubekommen, doch der Zwerg war dank seiner Magie zu schnell. Krachend fraß sich die Axt durch Haut, Knochen und Sehnen im Hals des Alben, der tot war, ehe er auf dem Boden aufschlug...

Clavius sprang einfach einen Schritt nach vorne und nach dem ganzen Schwung mit. Der Bogenschütze hatte den Fehler gemacht, ihm die Seite zuzudrehen, um auf Morgrim zu schießen. Clavius schlug ihm das Schwert brutal in die Seite, doch der Alb schaffte es, sich einigermaßen abzufangen und den Schaden zu begrenzen, doch Clavius war durch den Zauber schnell und unbarmherzig, seine Kampfeswut nun geweckt. Der Schildschlag gegen die Brust des Alben durch die unbändige Kraft des untoten Ritters fügte schwere Prellungen zu und der Alb taumelte nach hinten, verlor seine Deckung. Mit einem mächtigen Hieb schlug Clavius dem Alben den Arm ab, welche der Bogen unbeholfen hielt. Während Bogen, Elle und Speiche fielen, setzte der untote Ritter bereits nach, der schreiende Alb bekam das Langschwert mit Kraft in die Halsgegend geschlagen. Stark blutend, tödlich getroffen, sank der Alb zu Boden.

Schwere Armbrustbolzen flogen über das Feld, ein Aufschrei am Fenster des Hauses offenbarte, dass der Alb zurückgekehrt war ans Fenster, wieder bewaffnet mit seinem Bogen. Er blutete im Gesicht, einer der Söldner hatte ihm eine Streifwunde zugefügt. "Flieh!", rief er dem verbliebenden Alben zu. "Ich halte dir den Rücken frei!" Der letzte Schütze war auf der Fläche auf einmal von Gegner umzingelt und um zwei Verbündete ärmer, die Flucht schien die sicherste Variante. Doch in seinen Augen standen Tränen, weil seine Gefährten so unbarmherzig abgeschlachtet wurden. Der Alb am Fenster sandte einen Pfeil auf den Zwergen ab, der den Treffer an der Stelle, an dem seine Hauptschlager im Oberschenkel gewesen war, stoisch hinnahm. Doch der weinende Alb würde eher seinen eigenen Untergang besiegeln, als diesen Ort zu fliehen. Entschlossen blickte er kurz zu Clavius, ihn herausfordernd anblickend, dann nahm er einen Pfeil und schickte ihn auf seine Reise zu Morgim. Der Zwerg sah, wie der Pfeil durch seine Seite drang, er spürte den Schlag, nur den Einschlag, aber keinen Schmerz. Er blickte nach unten, weil er spürte, dass der Pfeil durch ihn durchgedrungen sein musste. Mit Erschrecken sah er, dass der Pfeil mitten durch Elemvos gegangen war. Mit einem Ruck versiegte die Magie, welche den untoten Zwergen zusammenhielt. Knochen und Metall fielen in sich zusammen...

"Das waren zwei, du bist der nächste." Ruhig, und augenscheinlich nicht mehr beschleunigt nähert Clavius sich dem Alben mit dem Bogen, ja stellt sich hinter ihn um Deckung durch ihn zu geniessen, vor dem Anführer. Ebenso gelassen lässt er seine Klinge auf den Bogenschützen niederfahren. Der Zwerg war gefallen, er würde es nicht tun.
"Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social

Nicos

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Die vergessene Gruft
« Antwort #129 am: 18.04.2012, 19:39:33 »
Mit dem Alben hatte Nicos kein Mitleid. Vielleicht wäre sein Tod eine Erlösung gewesen. Aber Roker wusste, was er tat und es kam ihm nicht darauf an den Alben tatsächlich zu töten. Diese Roker schien ein Geschäftsmann durch und durch zu sein. Doch als der Zwerg vernichtet wurde, hatte sich das Problem mit den sechstausend Goldmünzen erledigt. Nicos hoffte das zumindest.

"Unser Goldproblem hat sich mit dem Ausschalten des Zwergen erledigt, Roker. Der Verkauf seiner Ausrüstung wird bestimmt sechstausend Goldmünzen wert sein. Er war schließlich einmal ein einflussreicher Mann im Staat. Aber entschuldigt mich jetzt bitte."

Nicos trat nach draußen[1] und rief Clavius lautstark zu: "FOLGT DEM ALBEN IM SÜDEN NICHT WEITER! ER IST SCHNELLER UND IHR LAUFT GEFAHR IN EINE FALLE ZU LAUFEN. DAS WÄRE NICHT MUT, SONDERN LEICHTSINN! KÜMMERT EUCH LIEBER UM DEN ALBEN IM NÖRDLICHEN HAUS. DEN ALB IM SÜDEN WERDEN SCHON DIE ARMBRUSTSCHÜTZEN ERLEDIGEN."
 1. 3 Felder Süd, 1 Feld Ost, 1 SO, 1 O auf der Battlemap

Mad_N

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Die vergessene Gruft
« Antwort #130 am: 18.04.2012, 22:53:41 »
Clavius sah davon ab den Alben zu verfolgen. Langsam bewegte er sich in Richtung der vermiendlichen Sicherheit, und des brüllenden Nicos.
Aiwëtaurnís - Vagor o Rûn

Verschollen: Artiguin - Ascardia - Bleewyn - Cyparus - Dreifinger Dan - Regardur - Rogav - Selamin - Singadil - Xegul Eisenbart

Verstorben: † Hythorus † Kazky † Morgrim Eisenschild † Stugir  †

Menthir

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Die vergessene Gruft
« Antwort #131 am: 18.04.2012, 23:08:24 »
10. Jantus 1214 - Die vergessene Gruft - 11:45:12Uhr - Auf dem Platz

Clavius Schwert verwundete den Alben am Arm, doch es war dieses zornige Glänzen in den Augen, welches den Alb diesen Schmerz nicht mehr spüren ließ. Es war keine Genugtuung, aber ein Stück weit Entfesselung. "FLIEH!", hörte man noch einmal die Stimme des Alben am Fenster, bevor er wieder in der Dunkelheit der Schatten um ihn herum verschwand. Der Alb blickte kurz zu den Armbrustschützen, die nachladen musste und auf Clavius Klinge, an der sein Blut und die eines gefallenen Freundes klebte. Dann jedoch drehte er sich um und sprintete los, zurück in die Richtung des Waldes, solange er noch leicht verletzt war und fliehen konnte. Zu deutlich war, wie schnell dieser schwergerüstete Ritter seinen Gefährten getötet hatte, und er war noch nicht von so vielen Pfeilen getroffen, wie der Zwerg. Nach der letzten Tag, verließ ihn jeglicher Mut, alleine gegen Armbrustschützen und einen Ritter, das war zu viel. Er lief nur noch und Clavius ließ ihn zu dessem Glück.
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Alvanon

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Die vergessene Gruft
« Antwort #132 am: 20.04.2012, 17:08:51 »
Das laute Scheppern von außerhalb der Hütte zog Alvanons Aufmerksamkeit wieder auf sich. Auch ohne hinzuschauen wusste er, dass es Morgrim nun wahrscheinlich endgültig zu den Göttern gezogen hat. Der nächste Blutmond würde seine Seele in das ewige Vergessen ziehen und ihm jede Möglichkeit rauben, seinen Namen aus dem Nichts auferstehen zu lassen. Der Elb hatte dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Seine Einschätzung, dass der Zwerg sich als hilfreich erweisen könnte, war wohl nur für Clavius richtig. So hatte immerhin dieser nicht die Pfeile abbekommen, die der Zwerg in seiner Raserei auf sich gezogen hatte.

Mehr Bewunderung hatte er für die Kunst des Bogenschießens der Alben übrig. Dass diese zielgenau die Schwächen dieser Rüstung durchdringen konnte, entlockte Alvanon im Nachhinein doch noch ein anerkennendes Nicken, nicht zuletzt deshalb, weil die Brudermörder einst zu seinem eigenen Volk gehörten und von daher die Kunstfertigkeit der Elben auch in diesen Schüssen wiederzufinden war. Welch trauriger Tag es doch war, als sich die Völker entzweiten und der Funke der Unsterblichkeit verloren wurde. Wieviel hätte man zusammen erreichen können, wenn man doch nur weiter zusammengearbeitet hätte? Die unterschiedlichen Künste hätten zusammen viel auf dieser Welt bewegt.

Alvanon schalt sich erneut einen Träumer, denn er wusste innerlich, dass nichts die Völker jemals wieder vereinen konnte. Auch er selbst hatte wenig Lust, mit den verdorbenen Alben zusammenzuarbeiten. Der stete Funke des Misstrauens würde in diesem Zusammenleben in ihm flackern und von den Winden des Verrats, die drohend über dieser Verbindung wehten, angefacht werden. Diesen Gedanken also beiseiteschiebend, warf er noch einen letzten Blick auf die Überreste Morgrims. “Wenn wir wirklich die letzte Hoffnung des Reichs sind, kann Zhuras eigentlich schon gleich vor sich selbst kapitulieren. Dhurek, deine Wahl war nicht wirklich gut.“ Der Elb sagte dies leise, aber für eventuelle Zuhörer vernehmbar. Vor seinem inneren Auge erschienen noch einmal Tutari, Morgrim und der bereits wieder vergessene König, dessen Namen Alvanon nicht einmal kannte. Er hoffte innerlich sehr, dass dies die Gemeinschaft stärken würde, dass die Spreu vom Weizen getrennt wurde und nur der harte Kern über blieb. Die Vergänglichkeit ihrer untoten Körper war nur zu deutlich und hing drohend über ihnen, wie das Netz des Seelenfängers.

Sich diesem Elend abwendend schaut Alvanon wieder zu den anderen in der Hütte. Er fand es nicht nur schade, sondern schon bitter, wie Roker mit dem Alb umging. Er selbst war sich zwar nicht sicher, wie sehr der Alb wirklich unter der Macht litt, die ihn am Boden hielt, aber er war gerade am Reden und er selbst konnte keine Lügen in seinen Worten erkennen. Zumal das, was der Alb von sich gegeben hatte, mehr als nur interessant war. Selbst wenn der Brunnen ihm nicht sein Gesicht wiedergeben konnte, konnte die Weisheit ihnen vielleicht bei ihrer Aufgabe helfen, das Reich zu retten. Diesem Gedanken folgend sah er Roker tadelnd an. “Ich weiß, dass er euch mit seinem Gerede nervt, aber malträtiert ihn nicht zu sehr, vielleicht brauchen wir ihn noch. Ich weiß auch, dass er euer Gefangener ist, aber wenn wir eure Dienste in Anspruch nehmen, nehmen wir auch ihn mit. Er hat interessantes Hintergrundwissen, so scheint mir. Mein Gefährte Nicos hat euch ja bereits gesagt, wie wir euch bezahlen können.“
 Er schaute kurz zu Nicos, sich darüber ärgernd, dass er bereits auf die 6000 GM eingegangen ist, aber nickte dann zustimmend, denn es ging hier um etwas Größeres, und der Schutz von mehreren Waffen war ihm durchaus diese Münzen wert. "Wir bezahlen euch, und ihr folgt uns, egal, wohin der Weg uns führt, ja?“ In seinem Kopf war der Weg bereits vorherbestimmt. Er lächelte freundlich dabei und wartete ab, was geschehen würde.

Mauron

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« Antwort #133 am: 22.04.2012, 14:06:03 »
Seinen Blick von dem Gefangenen Alben abwendend, beobachtete Mauron die weiteren Vorgänge außerhalb der Hütte. Mit einer Spur von Bedauern schaute Mauron noch eine Weile an die Stelle, an der der Zwerg namens Morgrim von ihnen gegangen war. Das würde also von ihnen übrig bleiben? Nichts als ein Haufen Knochen? Auch wenn sein Verhalten aus Maurons Sicht reichlich unklug gewesen war, so hatte doch ein anderes Ende verdient.

Vielleicht war das Ende Morgrims aber auch vorher bestimmt gewesen, eine Art Lektion für die restlichen Könige, denn zumindest Mauron wurde sich nun der durchaus noch immer realen Gefahr des "Todes" bewusst. Er war in seiner neuen Form nicht unsterblich, noch immer konnte er von normalen Menschen mit ganz normalen Waffen getötet werden! Eine Tatsache, die er immer im Gedächtnis behalten sollte. Zu leicht war die Verführung eines nichts fühlenden Körpers, zu leicht sich für etwas besseres zu halten.
Der Blick schweifte über die anderen Könige. Wenn sie weiter überleben wollten, musste sie besser zusammen arbeiten. Doch bereits beim Formen dieses Gedankenganges bildeten sich bei Mauron Zweifel. Zu individuell, zu eigensinnig waren sie allesamt, zu leicht ist es ihnen gefallen, ihre eigene Haut als erstes zu retten und Mauron war davon nicht ausgeschlossen.
War er nicht genauso schlimm wie sie? Hatte er nicht genauso gehandelt? Traf ihn nicht genauso viel Schuld, auch wenn er jetzt nicht bereits darüber sprach, die Habseligkeiten des Verstorbenen zu verschachern?

Vielleicht sollte er einfach...

Der Rest seiner Überlegung wurde von einer komplexen Melodie in seinem Kopf davongespült.
Eine Melodie, die er auch sogleich direkt auf seinem Instrument ausprobieren musste.

Mephala Egadir

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« Antwort #134 am: 24.04.2012, 02:32:52 »
Als es vorbei war stand Mephala auf und schlug sich den Staub vom Kleid. Sie hatte nichts unternommen, um den Alben vor Rokers Mishandlungen zu bewahren und diese mit mäßigem Interesse verfolgt. Es schien als wisse er, wie weit er gehen konnte ohne das Leben des Alben zu gefährden.

Es war schade, sie hätte sich gerne das Angebot des Albens angehört, denn diese Söldner waren ihr bisher nur wenig sympathisch. Aber jetzt wo Morgrim vernichtet war, schien ihr die Aussicht auf ein paar tumbe Schläge mehr in ihrem Gefolge als nicht unwillkommen. Darüber hinaus waren die Könige wohl allesamt nicht zu begeistern für einen Pakt mit den Alben und Alleingänge konnten ein schlimmes Ende nehmen, wie das des Zwerges zeigte. "Es war unnötig", überlegte die Königin. Doch Morgrim wollte nicht aufhören zu kämpfen und außer Clavius war niemand bereit gewesen ihm beizustehen. "Eigentlich eine Zwickmühle..." Mephala schüttelte den Kopf. Natürlich erkannte sie, dass, wenn es so weiter ginge, bald nur noch ein untoter König übrig bleiben würde. Die Sprüche der vergangenen Nacht über die Formierung ihrer Gruppe kamen ihr hohl und sinnentlehrt vor, hatten sie doch alle bewiesen, dass sie noch keine Gruppe waren. "Aber wer soll das ändern können?", fragte sie sich. Allzu lange hing sie ihren Gedanken jedoch nicht nach, denn diese Sache forderte ein Gespräch mit ihren Gefährten, aber das sollte an einem sicheren Platz und ohne diese Raufbolde erfolgen.

Rokers betonte Lässigkeit begann sie aufzuregen. Wenn er alles im Griff hatte, warum hatte er den Gefangenen dann bewusstlos schlagen müssen? Vielleicht war dies ein Hebel seinen Preis zu senken, doch wer war sie, dass sie mit solchem Pöbel um ein paar Groschen schacherte? Es gab Wichtigeres an einem Diener als sein Preis und das war dessen Kenntnis um seinen Platz.

"6000 Goldmünzen dafür, dass ihr unsere Gefangenen ohne unseren ausdrücklichen Wunsch halbtot prügelt? Wenn ihr für uns arbeiten wollt, dann handelt ihr nach unserem Wunsch und nicht nach dem was Euch gerade vorschwebt. Entweder gefällt es Euch andere zu quälen oder diese lächerliche Kreatur hat es tatsächlich geschafft euch Angst zu machen."

Mephala schritt durch den Raum auf Roker zu. Als sie an Alvanon vorbeikam schenkte sie ihm einen mitleidigen, herablassenden Blick. Der viel zu stolze Elb schien sich tatsächlich bereitwillig jedes Verhalten gefallen zu lassen. Wie konnte man nur so anspruchslos bei der Wahl seiner Untergebenen sein?

Bei Roker angekommen blieb sie direkt vor diesem stehen und sah zu ihm auf. Sie machte sich selbstverständlich nicht die Mühe sich vor diesem aufzubauen oder eine drohende Geste der Stärke einzunehmen. Sie besaß den zierlichen Körper einer gerade erst erwachsen gewordenen Frau und war sicher mehr als zwei Köpfe kleiner als der muskulöse Krieger. Sie begnügte sich damit ihn einfach nur musternd anzusehen, so als würde dem kalten Blick ihrer rotgeäderten Augen keine seiner Reaktionen entgehen.

"In ersterem Falle rate ich Euch dies an eurem Weib oder den Dirnen der nächsten Stadt auszuleben, aber nicht an einer Geisel. Und wenn er euch ängstigt, dann zeigt es ihm und uns nicht in solcher Deutlichkeit.

Eigentlich sehe ich nicht ein, dass wir für die Schulden eines alten Priesters aufkommen sollen, aber wo nun gerade ein paar Kostbarkeiten ihren Besitzer verloren haben ist es mir gleich. Aber ich erwarte von Euch und Euren Männern, dass ihr uns in Zukunft beweist, dass ihr dieses Geld auch Wert seid. Ein guter Dienst wird niemals ohne Lohn bleiben."
[1]

Der letzte Satz kam ihr wie von allein über die Lippen und noch während er sie verlies erinnerte sich Mephala daran, dass ihr Vater dies oft zu sagen gepflegt hatte. Sie mühte sich die Bitterkeit die ihr Herz dabei befiel nicht zu zeigen, doch konnte sie nicht verhindern, dass ihre Miene einen sanfteren Ausdruck annahm und die Kälte in ihrem blick etwas davon wich.
 1. Falls nötig: Diplomatie: 8^^

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