Vielen Dank für das Lob und vielen Dank dafür, dass du mitgespielt hast, Morgrim. Wie alle meine Versuche hier im Gate, sind es meist experimentelle Ansätze - nicht für die Allgemeinheit, der mein Vorgehen bisweilen auch trivial vorkommen mag - also Dinge, die ich ansonsten für mich nie wirklich umgesetzt habe und somit das erste Mal umsetze.
Bevor ich aber die betreffende Selbstkritik äußere, möchte ich erstmal auf deine Kritik eingehen. Ich kann den Punkt, dass du dich emotional im Stich gelassen fühltest, in dieser Szene durchaus nachvollziehen und kann, genauso wie du, die Szene aus rationaler Sicht nachvollziehen. Das Handeln der Mitspieler bleibt erklärbar für mich. Ich erkenne dementsprechend deinen Zwiespalt gut und kann - so glaube ich - nachvollziehen, dass dies nichts für dich ist. Dennoch danke, dass du es probiert hast.
Ich teile die Hoffnung, dass sich eine gewisse Gruppenkompatibilität einstellen wird, weil ich dies eigentlich auch fordere und dies auch im Regelthread in gemäßigter Form gefordert habe, aber es lässt sich schlecht vertreiben, dass man als bösen Charakter vor allem einen paranoiden, misstrauischen Charakter spielt, der schnell bei seines Nächsten opferfreudig wird. Das ist in diesem Fall passiert, sicherlich auch in beide Richtungen, denn ebenso wie die Mitspieler nicht Morgrim in den Kampf folgen wollten, hatte Morgrim ja auch nichts unternommen, um eventuell eine andere Lösung zu finden. Das ist nicht unbedingt als Vorwurf zu verstehen, sondern als Konsequenz beider Seiten, die dabei zurecht auch auf ihre Charakterkonzepte verwiesen haben.
Ich werde Morgrim dennoch in seiner erfrischenden Direktheit vermissen und auch wenn er nur wenige Monate dabei war, wird gerade die nette Idee mit dem kleinen König mir in Erinnerung bleiben. Mit dir geht zudem wohl einer der regelsichersten Menschen dieser Runde. Deshalb noch einmal vielen Dank, dass du dieses Experiment mit uns gewagt hast und dich ehrlich und fair verabschiedest.
Eine böse Gruppe zu spielen, das ist immer eine gewisse Herausforderung und wie gesagt, ich kann das misstrauisch, zurückhaltende und fremdopferbereite Handeln verstehen. Ich bin dennoch dafür, dass die Charaktere über die Dauer etwas mehr Eigenmotivation in der Zusammenarbeit suchen statt sich nur um Abgrenzung zu bemühen. Die Runde ist noch relativ kurz, deswegen lässt sich sicherlich noch keine Aussage in der Tiefe machen, aber bisher überschneiden sich die Ansichten der Bosheit der jeweiligen Spieler - aus meiner Sicht - sehr auffallend, was das Ganze gleichzeitig spannend und mich nachdenklich macht. Aber es ist sicher auch eure Herausforderung, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und ich bin gespannt, wie ihr das umsetzen werdet. Vielleicht bilden sich darüber auch andere Facetten der Boshaftigkeit ab.
Diese kleine Anmerkung soll aber nicht darüber wegtäuschen, dass ich sehr zufrieden darüber bin, dass ihr trotz der Kampfszene immer noch sehr viel Innenleben eures Charakters preisgegeben habt und man sich sehr gut in eure Charaktere reindenken kann. Das hilft mir, die Situationen intensiver zu lesen, aber auch intensiver in Reaktion zu beschreiben. Vielen Dank dafür.
Doch ich habe noch einen Punkt, der mir bisher wenig gefällt. Dieser Punkt liegt aber vielmehr an mir selbst und nicht an euch. Wenn ich mich in der Vergangenheit mit Kämpfen beschäftigt habe in Onlinerollenspielen oder auch am heimischen Tisch, dann kamen mir die Kämpfe immer als Zäsur zum Geschehenen vor. Zwar spielte das Resultat eine Rolle für das ganze Geschehen, doch der Kampf selbst in den wenigsten Fällen, als wäre der Kampf ein eigener Mikrokosmos. Das hat mir nicht gefallen, also versuchte ich hier ein Experiment. Der Kampf sollte nicht einfach die Geschichte unterbrechen, sondern gleichzeitig die Geschichte weiterentwickeln und keine klare Kampfhandlungen immer notwendig machen. Deswegen heißt der Kampfthread auch gleichzeitig Herausforderungsthread. In dem Sinne habe ich versucht, den Kampf zu gestalten und euch auch eine größere, gestalterische Möglichkeit innerhalb des Kampfes zu lassen. Ich bin mit dem Ergebnis jedoch nicht zufrieden, was allerdings an mir liegt. Dass ihr als Spieler am Ende anmerken musstet, dass ihr nicht wirklich wisst, was ihr tun sollt, was mir Beweis genug dafür, dass ich mich verzettelt hatte mit dem Versuch.
Vielleicht wäre es eine Möglichkeit gewesen, diese Handhabung im Vorfeld anzukündigen, da es durchaus sein kann, dass man als Spieler in Kampfsituationen aus reiner D&D-Gewohnheit einen Schalter umlegt und eben vor allem mit seinen eigenen Charakterwerten und Kampffähigkeiten die Situation bewertet und nicht mehr wirklich auf das Geschehene an sich achtet, sondern auf Status, Abstand zum Gegner in Feldern, TP, habe ich Cover und Concealment etc. pp.
Dazu kommt noch, dass man innerhalb der sechs Sekunden-Regel relativ wenig besprechen kann. Was ich an sich sehr spannend finde, weil man innerhalb kurzer Zeit mit wenig Worten eventuell viel erreichen muss, kann als Spieler schnell als Blockade verstanden werden. Ich kann in sechs Sekunden zwar nur Pi x Daumen zehn Wörter sprechen (darüber haben wir uns in Teilen weggesetzt), aber ich kann - übertrieben gesagt - zehn Menschen mit bloßer Faust zerdrücken. Es ist klar, was man rein anhand des Systems für eine Entscheidung treffen wird.
Ich habe es nicht angekündigt, weil ich eure Entscheidungen nicht vorwegnehmen wollte oder auch nicht in irgendeiner Art und Weise beeinflussen wollte, obgleich ich dies durch die Nichtankündigung natürlich getan habe. Ich habe vielleicht einen Kampf an sich sinnvoller erscheinen lassen, weil er als einzig passendes Mittel in einem Kampfthread wirken mag. Für das Ingame hat sich so eine Richtung ergeben, der Kampf die Geschichte also in gewisserweise weitergebracht, aber eben nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Es tut mir also leid, dass es so kommen musste, dass die Spieler sich im Kampf eher nutzlos fühlen mussten, weil sie nicht wussten, was sie hätten tun können/sollen/dürfen.
Mich würde interessieren, wie ihr dieses Problem seht. Wollen wir beides klar voneinander treffen oder jetzt mit gewonnener Erfahrung irgendwann - wenn die Situation sich so ergeben sollte - nochmal probieren?
Gibt es noch weitere Kritik - positiv wie negativ - die ihr zu diesem Zeitpunkt schon äußern wollt?
Zum Abschluss sei euch nochmal für die Runde gedankt.