Zwei Wege - eine Entscheidung?
In der Hütte angekommen werden die beiden freundlich von der kleinen Fischerfamilie empfangen. Die Lager sind bereits ausgebreitet und eine Kerze brennt auf einem kleinem Tisch um den Gästen genügend Licht zu spenden.
"Takumi-san - bevor wir uns nun zur Ruhe legen bräuchte ich noch euren und des Bruder Enko Rat.", Fushou dankt den Fischern mit einem knappen nicken, bevor er sich seinen Gefährten wieder zuwendet. "Wir müssen uns beraten, welchen Weg wir wählen und ob es für den Kranich ratsam wäre, uns zu folgen."
Ohne das Fushou es sagen musste, holte Enko seine Karte hervor und deutete ihnen, wo sie sich gerade befanden. Die beiden möglichen Pfade lagen auf leeren Stellen, dennoch schaffte es der Mönch ihnen zu beschreiben, wo sie lagen und markierte mit kleinen Steinen die Punkte.
Takumi war hundemüde nach dem langen Bankett. Die Reise durch die Berge hatte Kräfte gekostet und die langen, für ihn unverständlichen Gespräche hatten ihn ermüdet. Unter Aufbietung aller Beherrschung hatte er versucht Fushou und die anderen nicht zu blamieren, und er konnte nur hoffen dass es funktioniert hatte. Yuki tapste geschwind hinter ihm her, als er die Fischerhütte betrat und der Familie freundlich zunickte. Er will sich bereits auf dem Tatami ausbreiten, da spricht Fushou ihn nochmal und der Vanara rollt unmerklich mit den Augen.
"Ja was ist denn?" fragt er freundlich, doch würde er Fushou am liebsten mit seinem Stab auf den Kopf schlagne und ins Reich der Träume befördern. Natürlich würde er bei so einer Auseinandersetzung sicherlich den kürzeren ziehen, aber Takumi lässt seine Gedanken dennoch schweifen. So bemüht er sich seine Augen offen zu halten und blickt auf die von Enko ausgebreitete Karte. Er war nicht geübt darin Karten zu lesen, doch hatte ihm Enko auf ihren Reisen bereits einiges dazu erzählt. So bemüht er sich, eine sinnvolle Route zu finden.
"Dies ist der Weg, den der Kranich gekommen ist", deutet Fushou. "Hotel Seido liegt hier, am See der Tränen. Es ist noch nicht so kalt, dass die Seen mit Eisplatten bedeckt sind - Die Fähren fahren also noch."
"Wenn ich ehrlich bin, denke ich, dass beide Wege noch begehbar sind. Die Bayushi hätten es natürlich lieber, wenn der Kranich ihnen zunächst folgen würde. Fallen euch Gründe dafür ein?", stellt er seine Frage an Takumi und Bruder Enko.
Der Mönch sammelt sich einen Moment lang und antwortet dann: "Kein Weg ist lang - mit einem Freund an der Seite." Er lächelt und fügt hinzu: "Eine Freundschaft ist jedoch wie eine Tasse Tee. Sie muss klar und durchscheinend sein, und man muss auf den Grund schauen können." Man merkt ihm an, dass er nicht unbedingt in die Verwirrungen der Clans reingezogen werden möchte darum versucht er Gründe für eine gemeinsame Reise und dagegen zu finden. Stumm nickt Fushou, der ebenso wenig auf dieses Spiel hielt. Doch es blieb keine Wahl. Geduldig wartet er, bis der Mönch fortfährt.
Lange sagt Enko nichts - dann fährt er sich über sein stoppeliges Haar. "Es wird nicht leicht sein alleine die Berge zu überqueren- wenn man den Weg verliert, stecken bleibt oder gar sich bei einem Sturz verletzen sollte, kann dies der sicherere Tod sein.", Im Hintergrund nickt der todmüde Takumi stumm. Dann fährt der Mönch fort: "Doch selbst unter diesen widrigen Bedingungen wäre es für mich eine gute Gelegenheit um diesen Teil Rokugan genauer zu kartografieren - es könnte ein Zeichen Koshins sein. Auch wenn es wohl der Abschied von euch meinen geschätzten Weggefährten wäre."
"Ihr würdet den Kranich begleiten?" Darauf würden die anderen sich vielleicht einlassen. Fushou war es nur recht. Bis zum Hotel Seido würde er die Gefährten begleiten, aber danach musste er wieder nach den Nezumi suchen... vielleicht ließen sich die Skorpione dazu überreden, ihm dabei zu helfen.
Der müde Takumi hatte den Worten des Mönches wenig hinzuzufügen, der Sinn seiner Worte erschließt sich ihm zuerst nicht.
Dann jedoch scheint er zu begreifen und reißt entsetzt seine Augen "Wa-wa-was?" fragt er aufgeregt und blickt Enko traurig an.
"Oh nein, nein. Der liebe, nette Enko-san darf uns nicht verlassen. Der Takanara-san würde ihn ganz sehr vermissen, oh ja!"
Bruder Enko nickt langsam. "Koshin könnte mir so einen Weg zeigen, wie ich auch das Kranichland bereisen könnte. Es scheint mir gerade zu wie eine Einladung." Er nickt noch ein paar mal, fast so als müsste er sich selbst auch noch in der Entscheidung bestärken. "Takumi, zotteliger Freund", der müde Mönch lächelt den noch viel müderen Vanara an. "Koshin sagt: Solange wir gehen, gehen wir auf kurz oder lang aufeinander zu. Ihr müsst einfach einen Fuss vor den anderen setzen und wir werden uns wiedersehen - falls es wirklich soweit kommen sollte, dass ich Kakita Jiro begleite." fügt er ernst hinzu.
Fushou nickt zustimmend. "Es wird ein Verlust sein, wenn Ihr nicht mehr mit uns geht. Ich werde also morgen ehrlich berichten, dass beide Wege gleichsam begehbar sind und Ihr angeboten habt, den Kranich zu begleiten." 'So können die Bayushi ihr Gesicht waren, sicher gehen das Kakita Jiro hier keinen Unfug macht und ich kann mein Versprechen ihm zu helfen einlösen, womit er in meiner Schuld steht.', denkt Fushou und ertappt sich dabei dem Ränkeschmieden und Intrigenspiel der von ihm im tiefsten Inneren so Verachteten in nichts nachzustehen. Gerne würde er mit Bruder Enko darüber sprechen, aber sein Stolz verbietet ihm dies - auch wenn der Mönch kein Samurai war.
Die drei Gefährten sagen einander gute Nacht und machen es sich auf den Nachtlagern bequem. Noch ehe Enko oder Fushou die Augen geschlossen haben ist schon das melodische Rasseln von Takumis Schnarchen zu hören, das einem Wiegenlied gleich die anderen in den Schlaf singt.