Der Tod einer Ratte - der Beginn einer Freundschaft?
Der Ashigaru überlegt einen Augenblick und leuchtet mit der Fackel in beide Gänge hinein. Erst jetzt fällt Isamu auf, dass es sich bei dem Ashigaru um einen Mann in seinem Alter handelt. Die Dunkelheit und der spärliche Bart haben bisher das hilflose, junge Gesicht versteckt. "Er hat entweder diesen oder den anderen genommen," stellt der junge Mann einfallsreich fest und fährt dann fort: "Hier geht es zum Lager der Ratten. Der andere Weg führt tiefer in den Berg." Er pausiert einen Augenblick ehe er schwerfällig die Entscheidung triff: "Ich bin mir nicht sicher Herr aber wenn er seines gleichen sucht so wird er zum Lager gegangen sein. Dann müssten wir ihn allerdings hören, denn das Lager ist nicht weit und auch die anderen Rattlinge sind noch hier. Er muss also diesen Weg gegangen sein." Mit der Fackel zeigt er auf den in die Tiefe leicht abfallenden Gang. Überall liegt loses Geröll und Schutt und die Männer müssen aufpassen wohin sie treten. Mit vorsichtigen Schritten geht der Ashigaru den Gang entlang. Die Decke hängt tief, doch der Gang ist immerhin breit genug, dass zwei Menschen nebeneinander gehen können. Fäulnis liegt in der Luft und Unbehagen kriecht langsam doch stetig in die Mägen der Männer.
Nach einigen Minuten des Abstiegs, hören die Männer ein leises schweres Keuchen aus dem Dunkeln. Als sie näher heran kommen und die Fackel um die Ecke leuchtet, blicken Isamu und Takumi in das bleiche Gesicht eines der beiden Ashigaru Männer, der sich in einer Steinmulde versteckt hat.
Vorsichtig geht Isamu zum bleichen Ashigura hinüber. Er scheint sich verstecken zu wollen, doch ist er zu laut dafür. Das warme Licht der Fakel vermag nicht das Gesicht zu umfassen, was darauf hinweist, dass der Mann bereits schon viel Blut verloren hat. Vermutlich ist er also verletzt. Wenn eine Wunde da ist, dann wurde sie von etwas verursacht, das auch ihnen eine Gefahr sein kann. Die erste Handlung wenn man auf einen verletzten Ashigura trifft, so hat man es Isamu beigebracht, ist zu erst das Gebiet zu sichern. So dreht er sich zu seinem zweiten Ashigurabegleiter und weist ihn an. "Behalt die Gänge im Auge, ob jemand kommt! Ruf wenn du etwas siehst!" Zum verletzten Ashigura hin gewandt fordert Isamu erst dessen Pflicht gegenüber dem Clan ein, bevor er ihm den Schutz des Clans geben kann. "Besteht Gefahr?"
Der Ashigaru bleibt stumm und scheint am ganzen Körper zu zittern. Da plötzlich bekommt er aus der Dunkelheit einen Stoß versetzt und taumelt ungeschickt auf den anderen Ashigaru der die Fackel fallen lässt um seinen Kameraden auf zu fangen. Hinter dem Mann steht nun Rirrokzapt. Sein Fell ist blutüberströmt, Teile seiner Rüstung sind zerbrochen und er scheint schwere Verletzungen zu haben. Seine roten Augen scheinen förmlich zu glühen gleich dem Feuer der Fackel. Nur von der Klinge seines Schwerts reflektiert kein Licht. "
Schwärzester Zahn wird euch zerbeissen!" faucht er in gebrochenem Rokugani und nimmt Angriffsstellung ein. Seine Aufmerksamkeit gilt dabei ausschliesslich dem Bayushi den er mit festem Blick fixiert.
[1] Kurz überrascht von der taumelnden Bewegung zögert Isamu einen Augenblick, den sich unter normalen Umständen ein Samurai nicht leisten konnte. Doch der Ratling stösst statt nach Isamu in den kauernden Ashigura. Genug Zeit für den Bayushi Bushi sich zu sammeln und die Situation zu erfassen. "
Takum-i" folgt schon der erste Befehl, der durch den hochgezogenen letzten Vokal im Militär anzeigt, dass die Liste der Befehlsempfänger hier bereits mit einem Buchstaben abgeschlossen ist. Gleichzeitig überdeckt der Schrei das leise Schaben von Isamus Klinge die aus der Scheide schnellt. "
Licht!" beendet Isamu den Befehl und stösst mit dem Katana in die Richtung, an welcher der Ratling eben noch gestanden hat. Doch dies sollte nur der erste Teil des Streiches bilden. Ganz in der Manier eines Iajutsu Duells dient das falsche Zielen des Skorpions der Ablenkung. Mit einem Schritt nach Links bringt sich Isamu aus dem Weg eines allenfalls begonnen Schlages gegen ihn und gleicht die Bewegung des Nezumi aus um diesem dennoch die Klinge zu schmecken zu geben.
Triff zu erst! Triff zu letzt![2]Takumi war mit einem unguten Gefühl in diese faulig richende Wunde im Leib der Erde hinein gegangen. Und ganz als würde sich dieses Gefühl bestärken, kommt es zu einer Konfrontation mit dem Rattling. Als Isamu seinen Ruf ausstößt, reagiert Takumi schnell und besonnen.
[3] Zwar kann er kein magisches Licht herbeizaubern, doch greift er so schnell er kann nach der am Boden liegenden Fackel, bevor ihre Flamme erlischt. Dann versucht er sie so zu halten, dass er Isamu möglichst viel Sicht verleiht.
"Nicht kämpfen! Lass uns reden!" ruft er dem Rattling zu, doch die Handgreiflichkeiten beginnen bereits.
Auch wenn der Vanara für sein gehobeneres Alter blitzschnell reagiert, so verhallen seine Worte ohne Wirkung in der umliegenden Dunkelheit der Höhle und Isamus Schwerthieb kracht mit aller Wucht in die offene Seite des Nezumis und schlägt dabei eine Furche ins Fleisch, welche das Fell an dieser Stelle direkt von den Knochen trennt. Mit einem lauten Quieken taumelt der Nezumi einen Schritt nach vorne und knickt dann zur Seite weg. Sein Katana fällt klirrend auf den Steinboden und mit verdrehten Augen und weit geöffnetem Mund japst er ein letztes Mal nach Luft ehe er keinen Ton mehr von sich gibt.
Ein Rauschen tobt durch Isamus Ohren, hervorgerufen durch die Aufregung des kurzen Duells. Gezielt lässt er die Luft aus seiner Lunge strömen, so dass das Rauschen in seinem Inneren höhrbar seiner Kehle entströmen kann. Wieder beruhigt durch die Atemübung stösst Isamu mit seinem Fuss die Klinge des Ratlings von diesem fort. Im Schummrigen Licht scheint die Gefahr einer erneuten Täuschung zu gross. Kurz säubert er sein eigenes Katana an einem Stofffetzen des Ratlings und schiebt die tödliche Waffe wieder in die Scheide. Anschliessend greift er nach der schwarzen Klinge des Ratlings. Dies sollte seine Trophäe sein. Ein formidables Geschenk bei der richtigen Stelle. Gleichzeitig ein beweis seiner eigenen Fähigkeiten als auch ein neues Geheimnis in den Händen der Bayushi. Der Schwarze Stahl eines Nezumi.
Isamu dreht sich um und schreitet zurück zu Takumi. Mit seiner freien Hand greift er in das Fell an der rechten Schulter. "Takumi-san, ich danke den Schicksalen, euch an meiner Seite zu haben," wendet sich Isamu an seinen Begleiter, den er nun bewusst als Freund mit dem Vornamen anspricht. "Ich fürchte, die Aufforderung des Ratlings forderte eine schnelle Antwort. So konnte ich ihm nicht die Gelegenheit geben konnte, auf dein Begehren zu reagieren. Es trifft mich im Innern dich um der Menschen von Rokugan willen zu bitten, einem der ihren zu helfen, ohne dass ich vorangehend deiner Bitte um Frieden und Worte stattgeben konnte. Wie es aussieht, wird hier noch Bayushi Ryo sein. Da er letzlich zu meiner Familie gehört, wäre es mein Wunsch ihn gleich zu suchen, in der Hoffnung, dass ihr ihm noch stärke geben könnt. Bei uns steht auch ein tapferer Ashigura, der verletzt wurde, im Dienst für meine Familie. So gebietet mein Herz dich auch zu bitten ihm mit deiner Kunst zu helfen, um sicher zu stellen, dass er den heutigen Tag übersteht. Doch ich weiss, ich bin nicht dein Herr und so steht es mir nicht zu etwas von dir zu fordern. Als Freund werde ich jede deiner Entscheidungen begrüssen, so wie ich es begrüsst habe, dass die Schicksale uns zu Begleitern auf unseren Wegen gemacht haben."
Bevor Isamu zu Takumi zurück schreitet, kommt er nicht umher das Schwert in seinen Händen noch ein Mal genauer zu betrachten. Der Stahl ist mattschwarz und entlang des Klingenrückens besonders dunkel. Der ursprüngliche Griff scheint verloren gegangen und wurde durch einen mit primitiven Leder umwickelten Holzgriff ersetzt. Ebenso fehlt dem Schwert das dazugehörige Saya und bei einem Blick auf den leblosen Körper des Nezumis kann Isamu feststellen, dass dieser die Klinge wohl in einer einfachen Lederhülle über den Rücken getragen hat. Dafür aber ist die Schneide der Klinge ohne jeglichen Makel und anhand der Größe, hat Isamu keine Zweifel daran, dass sie ein mal von einem imposanten Samurai geführt wurde.
Mit einem traurigen Blick gehen Takumis Augen zum Nezumi am Boden. Blut rinnt langsam aus der schrecklichen Wunde, welches im Licht der Fackel eine eigentümlich dunkle Farbe annimmt. Der Vanara braucht nicht lange zu überlegen, hier konnte er nichts mehr tun ... diese schwere Wunde bedeutete den Tod für den Ratling, bald schon würde er seinen letzten Atemtot tun.
Verwundert blickt er sich zu Isamu um, als dieser seine Schulter berührt. Er fürchtet schon eine Schelte für seine Weichheit, dafür dass er im Kampf nicht mehr geholfen und nach einem sinnlosen Gespräch verlangt hat. Doch der junge Samurai überrascht den alten Vanara zutiefst. Die von ehrlichem Bedauern und großer Freudnlichkeit zeugenden Worte berühren Takumi stark, fast muss er sich eine Träne verkneifen.
So ist es auch keine Frage dass er die Entschuldigung annimmt "Ja Isamu-san. Natürlich werde ich helfen, jaja. Dazu hätte es gar nicht deiner Worte bedurft, aber sie erfreuen mein Herz sehr." die düsteren Gedanken die Takumi zuletzt plagten verziehen sich langsam, auch wenn ein dunkler Schatten bleibt der sein Gemüt betrübt, so unglücklich wie die Dinge hier unten ausgegangen sind.
Und so bewegt er sich sogleich zu dem verletzten Ashigaru hinüber, nimmt seine Wunden in Augenschein.
"Lass mich mal sehen." sagt er unförmlich aber freundlich, bereit seine Heilkräfte einzusetzen, sollte es nötig sein.
[4]