Als Mephala in das Haus stürzte und die Armbrust erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehen. Es brauchte einen Moment, bis sie erkannte, dass man nicht vor hatte auf sie zu schießen und das sie ja nun untot war. Ein Treffer wäre sicherlich gefährlich für sie, aber weit weniger als für einen Lebenden.
Dennoch erschreckt bewegte sie sich weiter in die Hütte hinein und bemühte sich einen Eindruck zu gewinnen. Es schien tatsächlich so zu sein, dass diese Bande nur für eine kurze Zeit hier eingezogen war, die Schlafsäcke und das karge Mahl sprachen dafür.
Der Verletzte der hinter der mächtigen Armbrust lag, die Mephala so erschrocken hatte, fiel ihr erst jetzt auf, da das in ihm verbliebene Leben von dem des Armbrustschützen vor ihm überstrahlt wurde. Neugierig ging sie zu dem Verletzten herüber und erst dann bemerkte sie, dass es sich bei diesem nicht um einen Menschen handelte. Es war ein Alb, dessen war sie sich sicher, denn sie hatte sich früher einmal intensiver mit deren Geschichte auseinander gesetzt. Die untypischen silbernen Haare konnten sie nicht täuschen, verwunderten sie aber dennoch.
Sie kam noch näher und wollte sich an dem Schützen vorbeischieben um den Alben genauer zu untersuchen, doch wurde sie von dem Mann aufgehalten. Er hielt sie am Arm fest und rief zu Roker herüber [b]"Roker, die Frau will zu dem Silberschopf!"[/b]. Von diesem schallte ein [b]"Lass sie!"[/b] zurück und der Griff um Mephalas Arm lockerte sich nach einem kurzen Moment.
Die Magierin hatte erst zurückweichen wollen, konnte sich jedoch beherrschen. Verärgert hatte sie stattdessen auf die Hand des Söldners. Niemand hatte früher das Recht gehabt sich ihr so ungehobelt zu nähern und niemand hätte sich dieses Recht heraus genommen. Doch nun musste die verstorbene Königin am eigenen Leibe spüren, wie es war, wenn die Erhabenheit und Herrschaftlichkeit vergangen waren. Frustriert entwand sie ihren Arm vollends dem Griff des Mannes und drückte sich an diesem vorbei.
Sie kniete sich neben den Alben und untersuchte diesen und seine Verletzungen. Sie erkannte, dass er bei Bewusstsein war, vermied es aber ihr Interesse offen zu zeigen. Erst nach ihrer Untersuchung, bei der sie weniger wie eine führsorgende Heilerin sondern mit der gefühlsmäßigen Bindung einer Schlachterin zu ihrer Arbeitsware vorging, wandte sie sich dem Verletzten zu.
[b]"Verstehst Ihr meine Sprache?"[/b] fragte sie zunächst in der Handelssprache und sein Nicken bestätigte ihr, dass er es tat. Ihre Stimme war zwar ähnlich leidenschaftslos wie die Untersuchung davor, aber denn noch höflich. Sollte sie für Alben ähnliche Gefühle wie Alvanon reserviert haben, zeigte sie dies jedenfalls nicht.
[b]"Ich bin Mephala. Wer seid Ihr, dass sich Eure Brüder in den Untergang werfen, um Euch zu retten?"[/b]