Autor Thema: IC - Prolog: Ein warmer Empfang  (Gelesen 7634 mal)

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Kaveh Ahangar

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IC - Prolog: Ein warmer Empfang
« Antwort #30 am: 24.05.2012, 23:23:27 »
Mit einer weiteren tiefen Verbeugung verneigte sich Kaveh vor Jamal. Zwar sprach er davon, dass Kaveh ihm nicht zu früh danken sollten, aber Jamal konnte kaum wissen, wie sehr Kaveh nach dieser Aufgabe lechzte. Dass Kaveh nicht die Sicherheit des heimischen Zeltes oder des Schoßes einer Frau begehrte, sondern den Kampf gegen einen mehr als ebenbürtigen Feind. Gegen einen ebenbürtigen Feind zu kämpfen, von Angesicht zu Angesicht, das hatte seinen Reiz, dem der Schmied nicht abgeneigt war, obwohl er nicht der beste Zweikämpfer. Kaveh liebte es auch, sie im Armdrücken, im Bogenschuss oder in allen anderen Disziplinen zu messen, selbst wenn er sie nicht beherrschte und zur Niederlage durch sein fehlendes Können verurteilt war. Selbst dann war das gewonnene Wissen von Nutzen. Vielen verstanden dieses Wesen nicht, die Inquisitoren verstanden es jedoch. Es war ein Teil ihrer Ausbildung ewiglich zu scheitern und wieder und wieder zu scheitern. Jene, die daraus Stärke gewannen, sie wurden Inquisitoren, denn Hrâuns Inquisitoren durften keinen Hochmut leben, sondern nur Großmut. Sie mussten funktionieren, fernab dieser eingebildeten Konzeptionen von Hoffnung, ohne ein Glaube an Glück und wohlgefälligen Zufall. Sie musste die Welt aller falschen Schönheit entkleiden, ehe sie ihr entgegentreten konnten. Dennoch leistete er keine Widerrede, als Jamal davon sprach, dass er ihm später danken sollte. Kaveh machte sich nichts aus falschem Stolz. Er nahm die Wortes seines Hauptes hin wie sie fielen.

Stattdessen widme er sich seinen Gefährten und Jamals Fragen. Kaveh hielt seinen Kniefall in Position, er schien sich kaum zu bewegen. Nur wer ihn länger beobachtete, der sah die Atembewegungen, ansonsten war er bewegungsarm wie ein Chamäleon, und er konnte diesselbe Antwort geben wie Nuwairah. "Eins mit den Schatten zu sein, das bedeutet nicht nur die Schatten zu nutzen, sondern wie einer zu sein. Aber in Vecors Stadt wird es nicht nur Schatten geben, wir werden auch in seinem sinistren Lichte wandeln. So will ich euch und mir helfen, dass unsere Gesichter Masken der Sonne sein."
Während Badawi dann sprach, sinnierte Kaveh über die Geschichte über die Gläubigen Giordans. Eine Geschichte, wie sie unzählige Male in der Wüste vorkamen. Kaveh versuchte sich zu entsinnen, wie viele zerstörte Zeltstädte, geschliffene Ruinen und verheerte Karawanen er in seinem Leben gesehen hatte. Jede war ihm vor dem geistigen Auge geblieben. 37 zerstörte Orte an Oasen samt Zeltstädte, sechszehn zerstörte Befestigungen und Tempel, sowie 107 zerstörte Karawanen in fünfzehn Vulkanzyklen. In etwa 5000 Tagen hatte 160 mal größte Zerstörung und sinnloses Schlachten gesehen, nie konnte er alleine helfen, nur hier und da wenige Verwundete, die man für tot hielt, vor dem Schnitter retten. Es war schmerzhaft, einmal pro Mondzyklus größte Zerstörung zu sehen, aber es war sein Weg. Die Anblicke der Gräueltaten waren das Feuer, in dem er geschmiedet wurde, sein Gewissen war der Schmiedehammer, der ihn in Form schlug, und das Blut der Opfer, war das Wasser, was ihn härtete.

"Tiere dienten mir als Nahrung, nie als Arbeitstiere. Meine Ausbildung vernächlässigte den Umgang mit ihnen. Aber ich werde lernen.", sagte Kaveh kurz und bündig. Es schmerzte ihn nicht, seine Unzulänglichkeiten im Haus der Verbündeten zu erklären und schildern. "Mit eurer Erlaubnis, mein Herr, würden wir uns jetzt für den Aufbruch vorbereiten, wenn es nichts mehr zu sagen gibt. Und dann so schnell aufbrechen, wie Wetter und Hitze es zulassen."

Mahlakar

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IC - Prolog: Ein warmer Empfang
« Antwort #31 am: 25.05.2012, 04:58:33 »
Eins mit den Schatten zu sein, das bedeutet nicht nur die Schatten zu nutzen, sondern wie einer zu sein.
Als Mahlakar diese Worte hörte, schüttelte es ihn unwillkürlich und er rieb sich die Arme, auf denen am Deutlichsten das Mal seines Blutes abzulesen war.
Dieser Mensch weiß nicht wovon er redet. Ein Schatten zu sein......
Wieder schüttelte es ihn und er dachte an das, was ihn erwarten würde, wenn er den Weg seines Blutes bis zum Ende gehen würde.
In der Heimat hatte er jene gesehen, oder zumindest erahnt, die sich zu sehr dem Schattenblut hingegeben hatten. Ohne Zweifel hatten sie Macht, aber waren sie noch Menschen? Wie ....ja, wie Schatten waren sie durch die Gänge und Flure der Bibliothek geschwebt, immer auf der Suche wie es schien. Aber auf der Suche wonach?
Mahlakar hatte gelernt sein Blut zu nutzen, in den Dienst seiner Gemeinschaft zu stellen. Aber dennoch wünschte er nicht, so zu werden wie jene Gestalten, die er gesehen hatte.
Er verscheuchte die Gedanken und kehrte ins Hier und Jetzt zurück.

Es gab auch nichts mehr zu sagen oder tun. Sie würden aufbrechen, um die Phönixfedern und alle anderen Bewohner dieser Region zu schützen. Das würde zwar nicht seine Hauptaufgabe sein, aber er würde helfen, wo er konnte. Wenn sich aber die Gelegenheit bot, würder er die Aufzeichnungen über das Ritual an sích bringen. Und dann war da noch seine Verpflichtung über alles, was sie taten, Buch zu führen und es aufzuschreiben.

Er tratt aus den wohligen Schatten hinaus, verneigte sich noch einmal vor Jamal und machte sich bereit, das Zelt zu verlassen.

« Letzte Änderung: 25.05.2012, 05:13:43 von Mahlakar »

Nuwairah

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IC - Prolog: Ein warmer Empfang
« Antwort #32 am: 29.05.2012, 08:08:32 »
Nuwairah schaute zu dem Inquisitor und hob leicht die Mundwinkel. Natürlich beherrschte auch so ein Mann die Kunst der Verkleidung, musste er doch manchmal ungesehen zwischen seinen Feinden gehen. Vielleicht sogar besser als sie selbst? Sie war zwar stolz, sowohl auf ihre Fähigkeiten als auch im allgemeinen, aber wenn es für das Wohl der Aufgabe und zum besseren Ruhme Hrauns war, hatte sie keine Probleme, sich unterzuordnen, zumindest in den Dingen, in denen es sinnvoll war. "Wir werden sehen, werter Inquisitor, wer sich in dieser Kunst besser versteht, und einander so gut es geht zur Hand gehen." sprach sie, halb als Friedensangebot, halb als Aussage. So oder so, gemeinsam würden sie mehr erreichen als alleine.

Dann verneigte sich auch die Feuertänzerin vor dem Häuptling auf elegante, tänzerische Art und lächelte vorfreudig ob der nahenden Aufgabe zu ihm empor. "Begeht euren Geburtstag in bester Feierlaune, mein Häuptling, denn euer Wunsch wird erfüllt werden, so das Feuer unserer Aufgabe uns nicht verbrennt." spricht sie selbstbewusst und wartet dann ebenfalls darauf, vom Häuptling entlassen zu werden.

Hraun

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IC - Prolog: Ein warmer Empfang
« Antwort #33 am: 31.05.2012, 20:48:27 »
169. Tag im 366. Jahr des Ewigen Weges, 08:21 Uhr - Mayya Oase

Im Zelt des Häuptlings standen die Zeichen mittlerweile auf Aufbruch. Einige wenige letzte Feinheiten gab es noch zu klären, doch im Großen und Ganzen waren die Dinge geklärt und man drängte auf den Aufbruch. Wer konnte schon wissen, wer von den tapferen Recken dort unter den Augen von Jamal jemals wiederkehren würde? Es war unklar, der Auftrag gefährlich, so viel war klar. Sicherlich war dem einen oder anderen auch mulmig bei dem Gedanken daran, jemandem vertrauen zu müssen, den man zuvor noch nicht kannte. Sich einem fremden Informanten anvertrauen zu müssen, der in der Stadt Vecors lebte, war kein angenehmer Gedanke, aber zumindest Jamal schien ihm zu trauen. War das genug Vertrauensbeweis? Die Zeit würde es zeigen.

Vertrauen bewies auch Badawi, als dieser Jamal sein heiliges Symbol überreichte. Es schlich sich Überraschung in die Augen des Stammesführers, doch er nickte und nahm es entgegen. Ernst war sein Blick, als er Badawi antwortete: “Ich werde Acht darauf geben und es nicht wahllos weiterreichen. Ihr werdet es bei Eurer Rückkehr unversehrt vorfinden. Holt es wieder ab, wenn Ihr zurückgekehrt seid. Seht zu, dass Ihr es wieder abholen könnt. Vielleicht ist es ein Anreiz für Euch, wenn Euer heiliges Symbol von einem Kamel getragen wird, solltet Ihr versterben?“ Er lachte herzlich. Ein dunkles Lachen, aber keinesfalls böse oder mit Spott. “Selbstverständlich werde ich Euch und Euer Erbe in einem solchen Fall nicht geringschätzen, macht Euch da keine Sorgen. Ich werde es gut verwahren.“ Er legte es beiseite auf ein Tierfell, er würde später dafür sorgen, dass es an einem sicheren Platz aufbewahrt wird.

Und dann war der Moment des Abschieds gekommen. Es schien auch höchste Zeit zu sein, denn das Herz, was beim Eintreten der Anwesenden noch frisch aussah, war mittlerweile vertrocknet und schwarz. Was das wohl für das Ritual bedeuten mochte?[1] Auf das Kopfschütteln eines der anwesenden Inquisitoren schien Jamal zumindest unruhig zu werden. Er sprach ein wenig leiser als bislang: “Gehet nun, und bringt mir erfolgreiche Kunde von Eurem Auftrag. Ich erwarte den Tag Eurer Rückkehr mit Spannung und wünsche Euch jedes Glück und jeden Erfolg, den die Götter für Euch aufbringen mögen. Denkt jederzeit an die Gefahr und handelt niemals so, dass Ihr Euch in Gefahr bringen würdet.
Macht Eure letzten Erledigungen, doch sprecht zu niemandem von Eurem Auftragsziel. Der größte Feind der Heimlichkeit sind die Gerüchte der Klatschweiber, wenn Ihr versteht. Zur zehnten Stunde wird Eure Karawane bereit stehen. Lasst sie nicht zu lange warten. Am Ostausgang der Stadt werdet Ihr sie finden, bepackt mit Vorräten. Am Versorgungszelt wird man wissen, dass Ihr noch Dinge benötigt. Geht hin und fragt danach. Ihr sollt es bekommen. Möge Hrâun auf Euch achten und stets seinen schützenden Mantel über Euch legen. Wir sehen uns in einem Monat, in hoffentlich kühleren Tagen.“


Khassindra geleitete die Gäste Jamals wieder hinaus auf den Vorplatz. Noch immer hing ein dichter Rauchmantel über dem Platz des Geschehens, doch die Priester und die Quelle des Rauchs waren nicht mehr zu sehen. Die Frau des Stammesführers wünschte, ebenso wie ihr Mann, alles Glück, was aufzubringen war, und verabschiedete sich dann auch in aller Höflichkeit. Es waren noch neunzig Minuten bis zum Aufbruch, genügend Zeit, einige letzte Dinge zu besorgen oder sich zu verabschieden, sollte dies nicht bereits geschehen sein.
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